G. F. Unger Western-Bestseller 2732 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller 2732 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Pytaja kommt leise wie ein Schatten. Und die Nacht ist so schwarz, dass Donovans Goldtransport nicht weiter durch die Berge fahren kann. Die Männer am Campfeuer schlafen. Und auch der Wächter ist eingenickt. Pytaja leert über dem Feuer den Inhalt eines kleinen Beutels in den Wasserkessel aus. Dann zieht er sich wieder so schattenhaft lautlos zurück, wie er gekommen ist. Pytaja kommt bei Sonnenaufgang zurück, und er findet im Camp nur noch Schläfer vor, weil alle Männer Kaffee getrunken haben. Langsam geht er zum Wagen, in dem sich die beiden Goldbarren befinden. Jeder wiegt hundert Pfund, gewonnen und zu Barren gegossen in der Donovan-Mine. Pytajas hellgraue Augen funkeln. Er ist ein dunkelhaariger Mann mit einem sichelförmigen Bart. Sein Name? Nun, es gibt drüben in Mexiko eine Kakteenart. Sie hat wunderschöne bunte Blüten - und giftige Stacheln. Man nennt diese Kakteenbäume auch Pytajas. Die Yaquis gaben einst einem Jungen, den sie aus einer Wagenkarawane raubten, diesen Namen. Für Pytaja ist dies hier kein Raub. Er holt sich nur wieder, was ihm zusteht. Aber das ist eine lange Geschichte, die unbedingt erzählt werden muss ...

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Pytajas Rache

Vorschau

Impressum

Pytajas Rache

Pytaja kommt leise wie ein Schatten. Und die Nacht ist so schwarz, dass Donovans Goldtransport nicht weiter durch die Berge fahren kann.

Die Männer am Campfeuer schlafen.

Und auch der Wächter ist eingenickt.

Pytaja leert über dem Feuer den Inhalt eines kleinen Beutels in den Wasserkessel aus.

Dann zieht er sich wieder so schattenhaft lautlos zurück, wie er gekommen ist.

Pytaja kommt bei Sonnenaufgang zurück, und er findet im Camp nur noch Schläfer vor, weil alle Männer Kaffee getrunken haben.

Langsam geht er zum Wagen, in dem sich die beiden Goldbarren befinden. Jeder wiegt hundert Pfund, gewonnen und zu Barren gegossen in der Donovan-Mine.

Pytajas hellgraue Augen funkeln. Er ist ein dunkelhaariger Mann mit einem sichelförmigen Bart.

Sein Name? Nun, es gibt drüben in Mexiko eine Kakteenart. Sie hat wunderschöne bunte Blüten – und giftige Stacheln. Man nennt diese Kakteenbäume auch Pytajas. Die Yaquis gaben einst einem Jungen, den sie aus einer Wagenkarawane raubten, diesen Namen.

Für Pytaja ist dies hier kein Raub. Er holt sich nur wieder, was ihm zusteht.

Aber das ist eine lange Geschichte, die unbedingt erzählt werden muss ...

Es ist genau vierundzwanzig Stunden später, als Jeffrey Donovan – aus Mersilla kommend, wo sein Goldtransport ja inzwischen überfällig wurde – auf seine Männer trifft, denen er mit ein paar Reitern entgegengeritten ist.

Jeffrey Donovan ist ein bulliger Mann.

Er bleibt noch im Sattel und blickt auf seinen Vormann Morg Killoe nieder.

Dieser erhebt sich endlich, erwidert Donovans Blick und macht eine hilflos wirkende Bewegung.

»Ich weiß auch nicht ...«, beginnt er. »Wir tranken Kaffee und schliefen plötzlich alle ein. Und das Gold ist weg. Wir erwachten erst im Verlauf der letzten drei Stunden. Ich weiß auch nicht, wie es kam. Aber ...«

Donovan wendet sich an einen dunkelgesichtigen Mann, der seine Haare so lang wie ein Apache trägt.

»Chato, sieh mal nach«, brummt Donovan. »Da müssen doch Spuren sein, wenn jemand mit meinem Gold abhauen konnte.«

Dann wendet er sich wieder seiner Goldtransportmannschaft zu.

»Na gut, ihr Flaschen«, brummt er. »Wer von euch hatte denn die letzte Wache?«

»Ich«, meldet sich ein Mann und tritt einen halben Schritt vor.

»Und?«

»Was – und, Mister Donovan? Ich – ich verstehe nicht, was Sie ...«

»Und bist du nicht eingepennt?«

»Nein, Sir!«

»Warum lügst du mich an?«

»Ich lüge nicht, Sir. Ich ...«

Der Mann kann nicht weiter, denn Donovan schlägt plötzlich mit seiner Treiberpeitsche zu.

Der getroffene Mann brüllt vor Schmerz und Wut, hält die Arme schützend vor sein getroffenes Gesicht und will sich zur Flucht wenden. Aber die lange Schnur holt ihn ein und wickelt sich um seine Fußknöchel. Er fällt.

Sein Gesicht hat nun einen blutenden Streifen quer über Backenknochen, Nase und Wange bis zum Kinnwinkel.

»Vielleicht habe ich einen Moment nicht genug aufgepasst, Boss«, murmelt er.

Donovan erwidert nichts. Er wendet sich an Morg Killoe.

»Die Niete bist du«, sagt er. »Es war dein Job! Und es sind deine Männer! Du hattest das Kommando und warst mir verantwortlich.«

Nach diesen Worten zieht er sein Pferd herum und reitet ein Stück zur Seite. Die Reiter, die mit ihm kamen, warten aufmerksam.

Sie alle müssen nicht lange warten. Dann kommt Chato zurück.

»Ein Mann«, sagt er kehlig. »Es muss Pytaja sein, denn ich kenne seine Fußspuren und auch die Hufspuren seines Pferdes. Ein Mann nur, und er kennt das Schlafkraut der Yaquis. Er kam zum Feuer, tat es in den Wasserkessel und brauchte nur noch zu warten. Er ist dort in die Schlucht hinein mit zwei Pferden und dem Gold.«

Donovan nickt zu diesen Worten.

Er sieht die Goldtransportmannschaft der Reihe nach an, zuletzt seinen Vormann Morg Killoe.

»Ihr seid fertig bei mir und in diesem Land. Kommt nur nie nach Mersilla.«

Und dann reitet er hinter Chato her, der die Verfolgung aufnimmt wie ein Wolf die Fährte eines Büffelkalbs.

✰✰✰

Der Tag wird lang und heiß. Die Hitze flimmert über dem Boden und wärmt die Lavafelsen.

Pytaja nimmt sich Zeit. Er verwischt seine Fährte.

Als sich der Tag dem Ende nähert und die erbarmungslose Sonne endlich ihre Kraft verliert, da bereitet er sein Camp.

Als er am nächsten Morgen erwacht, fühlt er sich sehr ausgeruht, und er könnte eine ganze Woche ohne weiteren Schlaf bleiben.

Dann denkt er an Jeffrey Donovan, der sein Todfeind ist, und stellt sich vor, dass dieser Donovan jetzt etwa seine Fährte aufnehmen wird. Er kennt auch Chato, den besten Fährtenleser im Umkreis von wahrscheinlich tausend Meilen, und rechnet sich ziemlich genau aus, wann die Verfolger hier in der Schlucht auftauchen können.

Indes die Pferde fressen, hockt er sich in den Schatten der Felsen, überprüft sein Gewehr und die beiden Colts und denkt dann an Jeffrey Donovan.

Dass Donovan gewiss nicht allein kommt, sondern eine Anzahl Revolver-Reiter bei sich haben wird, schreckt Pytaja nicht. Er ist ein Mann, der schon oft gegen eine Übermacht von Feinden kämpfte.

Und was für ein Mann ist dieser Pytaja noch?

Nun, vor allen Dingen hat er als ein von den Apachen mit Gewalt »adoptierter« weißer Junge gelernt, für alles, was ihm gehört, ohne Gnade zu kämpfen, sich niemals ungerächt etwas nehmen zu lassen.

✰✰✰

Donovan und seine Männer kommen am Nachmittag, als die Schatten in der Schlucht schon tief werden.

Chato taucht zuerst auf. Er geht zu Fuß und zieht sein graues Pferd hinter sich her. Ziemlich geduckt kommt er, ganz und gar ständig bereit, in Sekundenbruchteilen in Deckung zu gehen.

Denn Chato weiß zu gut, welches Wild er beschleicht. Er kennt Pytaja, ja, er wurde sogar einst von diesem gewarnt, für Donovan den Scout zu machen.

Das allein zählt für Chato.

Hinter ihm gehen zwei von Donovans Revolvermännern.

Auch diese beiden Männer führen ihre Pferde hinter sich.

Donovan, der bisher geritten ist, sitzt nun ebenfalls ab.

Drei Männer und drei Pferde hat er vor sich. Sie sind ihm eine willkommene Deckung. Denn auch er ist ein erfahrener Mann mit untrüglichem Instinkt. Auch ihm ist es so, dass aus dieser Schlucht ein Hauch von Gefahr zu strömen scheint.

Die Männer hinter ihm folgen seinem Beispiel, und sie sind froh darüber, dass sie nicht vorne gehen müssen.

Langsam dringen sie in die Schlucht ein, vertrauen auch Chato und dessen Instinkt.

Dann hören sie das Gewehr krachen, und Chato, der schon dabei ist, in Deckung zu gehen, springt getroffen in die Luft und fällt dann über einen Dornenbusch, den er unter sich begräbt.

Das Gewehr kracht weiter – und nun wird Donovan getroffen, obwohl er noch zwei Männer und drei Pferde vor sich in der engen Schlucht als Deckung hat.

Aber Pytaja trifft ihn dennoch. Donovan wirft sich brüllend vor Wut und Schmerz hinter einen Stein und verharrt keuchend zwei oder drei Atemzüge lang.

Doch dann brüllt er: »Los, holt ihn! Holt ihn mir! Los doch, jetzt gibt es Arbeit für euch!«

Das Gewehr kracht immer noch. Es ist ein Spencer-Karabiner. Sie hören es alle und wissen Bescheid. Sie zählen die Schüsse. Nach sieben Schüssen muss dieser Pytaja nachladen.

Zwei Pferde werden getroffen. Dann erhält einer von Donovans Männern noch einen Streifschuss.

Und dann endlich ist es so weit.

Kaum dass der siebente Schuss verhallt ist, brüllt Donovan heiser und schmerzerfüllt seinen Männern zu: »Los jetzt! Holt ihn mir!«

Sie springen aus ihren Deckungen. Nun greifen sie an.

Oh, sie wissen zu genau, wie lange ein schneller Mann braucht, um einen Spencer-Karabiner neu aufzuladen.

Dies geschieht schneller, als sie zu wissen glaubten – zumindest eine ganze Sekunde schneller.

Und deshalb trifft es noch einen weiteren Mann, der sich im vollen Lauf fast überschlägt, als ihm eine Kugel ins Bein fährt.

Wieder werfen sie sich in Deckung.

Es wird still in der Schlucht.

Nach einer Weile erst – als sie alle schon glauben, dass Pytaja sich davongemacht hat und sie es dennoch nicht wagen, sich aus den Deckungen zu erheben – da hören sie Pytajas Stimme, die sie fast alle genau kennen: »Oh, Donovan, lebst du noch?«

Donovans Stimme erwidert gepresst, denn er ist angefüllt mit Schmerz: »Ja, ich lebe noch! Du hast mich nicht gut genug getroffen! Ich überlebe das und hole mir ganz sicher deinen Skalp. Pass auf, ich gewinne!«

»Wir werden sehen, Donovan – wir werden sehen«, erwidert Pytaja.

Und damit scheint er schon alles gesagt zu haben, denn es bleibt nun still.

Darüber gerät Donovan offensichtlich noch stärker in Wut. Denn er brüllt: »Du kannst mir so viel Gold rauben, wie du willst, Pytaja – was nützt es dir, wenn du es nicht aus den Bergen schaffen kannst.«

Doch er erhält keine Antwort. Pytaja scheint fort zu sein.

Donovan und dessen Reiter wurden nicht nur aufgehalten – nein, sie wurden hier geschlagen.

Pytaja raubte Donovan nicht nur das Gold. Er schoss ihn auch schlimm an und erledigte seinen Scout Chato, der ihn, Pytaja, vielleicht hätte finden können, für eine lange Zeit.

Donovans Stimme klingt heiser: »Bringt mir mein Pferd und hebt mich in den Sattel. Ich muss zu einem Doc, der mir die Kugel aus der Hüfte holt. Und seht nach Chato! Was ist mit Chato?«

»Der lebt noch. Der ist zäh wie sieben Katzen«, erwidert jemand.

Dann hören sie Chatos Stimme sagen: »In zwei Wochen, Boss – in zwei Wochen kann ich wieder auf Pytaja-Jagd gehen.« Seine Worte klingen wie ein Schwur.

✰✰✰

Zehn Tage später überfällt Pytaja abermals einen Goldtransport der Donovan-Mine. Diesmal hat er sich eine Stelle ausgesucht, die für seine Absichten denkbar günstig ist.

Es sind abermals zwei Hundert-Pfund-Barren.

Als er sie auf den Tieren festgebunden hat, aufsitzt und anreitet, da hat er Jeffrey Donovan zum zweiten Mal das Gold rauben können.

Nun sind es schon vierhundert Pfund fast reines Gold!

Was für ein Schatz!

Und wie ertragreich muss die Mine sein, die Donovan ihm gestohlen hat!

Diesmal wird ihm Donovan nicht mit Chato folgen können.

Diese Sache konnte er noch glatter gewinnen.

Aber was wird Donovan nun tun?

Eines ist logisch: Donovan wird keinen Kopfpreis auf Pytaja auszusetzen brauchen. Es wird sich herumsprechen, dass Pytaja dort in den südlichen Sacramentos ein verborgenes Camp haben muss, in dem vierhundert Pfund Gold liegen.

Drei Wege führen in diesen Gebirgskomplex.

Und alle Menschenjäger werden sich auf den Weg machen. Die Grenz- und Townwölfe werden sich sammeln und die Jagd beginnen. Es kann gar nicht anders kommen. Denn die Chance ist zu verlockend.

Da ist irgendwo ein vogelfreier Mann mit vierhundert Pfund Gold. Die Beute muss sie alle anlocken, all diese hungrigen zweibeinigen Wölfe der Grenze.

Als Jeffrey Donovan in seinem Office in Mersilla die Nachricht erhält, dass Pytaja auch den zweiten großen Goldtransport geschnappt hat, da weiß er, dass alles zusammenbrechen muss, was er sich bisher aufgebaut hat.

Er hat das Gold der Mine dringend gebraucht und muss es immer noch haben. Er muss Löhne zahlen. Er hat Rinder gekauft – große Herden, die noch bezahlt werden müssen. Er kaufte Pferde, einen kostbaren Hengst und teure Zuchtstuten. Er übernahm in Mersilla den großen Store, das Hotel und die Fracht- und Postlinie.

Das alles muss noch bezahlt werden.

Doch das Gold kam nicht aus den Bergen heraus, gelangte nicht bis nach Mersilla. Pytaja schnappte es sich.

Und die Goldader der Donovan-Mine wird bald völlig abgebaut sein.

Jeffrey Donovan weiß, dass er verloren hat, wenn es ihm nicht gelingt, Pytaja zu finden und ihm das Gold wieder abzunehmen, bevor andere Männer es tun.

Es geht Donovan noch längst nicht so gut, dass er herumlaufen kann. Dass er trotz seines schlechten Zustandes schon wieder im Office hinter seinem Schreibtisch sitzt, hängt mit seiner miesen Situation zusammen. Er muss Briefe schreiben und seine Gläubiger vertrösten.

Er hebt unwirsch den Kopf, als Mae eintritt. Sie bringt ihm auf einem Tablett Kaffee und frische Biskuits.

»Du musst mal wieder was essen«, sagt sie schlicht.

Er nickt leicht und sieht sie an. Sie erwidert seinen Blick, und er erkennt die Unruhe in ihren Augen.

Ihre Reize beeindrucken ihn heute nicht sehr, obwohl sie ihn schon oft genug für eine Weile alles vergessen ließen und ihn fast zu einem Sklaven machten. Für ihn war Mae wegen ihrer weiblichen Reize stets der kostbarste Besitz.

Doch jetzt ist es anders. Jetzt kämpft er um seine Existenz. Jetzt muss er befürchten, dass alles, was er sich auf der Basis einer reichen Goldmine aufbaute, wieder zusammenbricht wie ein Kartenhaus.

Er sagt, indes seine Augen zu funkeln beginnen: »Nun, Honigmädchen, vielleicht hast du doch auf den falschen Mann gesetzt. Vielleicht kann dieser Pytaja mich schlagen und wird der große Sieger. Er hat mein Gold. Wenn ich es mir nicht bald zurückholen kann, wirst du deinen Schmuck zurückgeben müssen, den ich mit dem Gold bezahlen wollte. Vielleicht hättest du doch lieber bei Pytaja bleiben sollen.«

Sie sieht ihn immer noch mit Augen an, in deren Hintergrund es unruhig glitzert und flackert.

»Er wird dich töten«, sagt sie, »wenn du ihn nicht bald erwischen solltest. Er hat dir nicht vergessen, dass du ihm nicht nur den Claim mit der Goldader, sondern auch die Frau gestohlen hast. Er wird dich töten. Und vielleicht tötet er auch mich.«

Da nickte Donovan langsam.

»Ja, er wird sich rächen, weil wir ihn betrogen und bestohlen haben. Ja, ich muss ihn töten, bevor er uns töten kann.«

✰✰✰

Pytaja reitet am dritten Tag weiter.

In ihm ist eine grimmige Zufriedenheit. Oh, er weiß genau, dass Donovan ruiniert ist, wenn er das Gold nicht rechtzeitig zurückbekommen kann. Und auch Mae, von der er einst glaubte, sie wäre ihm treu, wird wieder eine streunende Abenteurerin und Glücksjägerin werden, die nach einer neuen Chance suchen muss.

Vierhundert Pfund Gold kann man nicht fortbringen wie eine halbe Million Dollar in Papiergeld. Oh, er weiß genau, dass er mit dem Gold nicht weit käme.

Und überdies will er ja den entscheidenden Kampf mit Donovan.

Pytaja reitet langsam und bedächtig durch das Land der Canyons, Schluchten und verborgenen Kessel.

Am Nachmittag trifft er auf ein Rudel Apachen. Es sind nur ein Dutzend Krieger, aber ein Dutzend Apachen auf einem Haufen, das ist schon eine ganze Menge. Sie werden angeführt von Juan Blasco.

Sie kennen sich gut, denn einst waren sie Freunde. Das war damals, als sie noch Knaben waren und Pytaja bei den Apachen lebte.

Juan Blasco und sein Rudel haben noch jemanden bei sich.

Es ist eine Frau, eine Weiße. Man kann ihr unschwer ansehen, dass man sie aus einer Postkutsche oder zumindest von einem Wagen holte, denn sie trägt ein Reisekostüm und sogar noch den Hut.

Sie sieht fest und gerade in Pytajas Augen.

Dieser liest ihre Botschaft.

Einst war er sich der Liebe von Mae sehr sicher. Doch als Donovan ihm dann den Claim stahl, auf dem sich eine Goldader befand, da verließ sie ihn schnell und gehörte dem einstigen Freund.

Vielleicht würde diese hier nicht anders sein.

Aber sie gefällt ihm, was ihre Reize betrifft. Er sieht, dass sie ein Vollblutweib ist. Ihre vollen und etwas zu breiten Lippen sind lebendig. Sie drücken eine Menge aus.

Pytaja erinnert sich daran, dass er schon lange keine Frau mehr hatte. Er nickt Juan Blasco zu.

»Woher habt ihr sie, Amigo?« Er fragt es schlicht, und er spricht die Sprache der Apachen wie seine eigene. Die meisten von Blascos Kriegern kennen ihn.

Juan Blasco lächelt.

»Ja, sie ist schön. Wir holten sie aus der Postkutsche. Ja, wir überfielen eine Postkutsche der Donovan Overland Line. Das musste sein, weil Donovan uns nicht pünktlich die beiden Frachtwagen mit all den Dingen schickte, die er uns versprach, wenn wir ihn zufrieden lassen in unserem Land. Er hielt sein Versprechen nicht. Also verlor er eine seiner Kutschen und ein paar Passagiere. Doch diese hier war zu schade, um zu sterben – oder?«

Pytaja nickt. Und weil er weiß, was mit Blascos Familie geschah, wundert er sich nicht. Er blickt wieder in die Augen der Frau.

»Ich bin Jane Quensburry«, sagt sie da plötzlich. »Ich werde in Mersilla erwartet. Wenn Sie jetzt nichts für mich tun können, Mister, dann könnte es vielleicht sein, dass Sie mal nach Mersilla kommen und dort ...«

»Nein«, sagte er da. »Ich komme nicht nach Mersilla – nicht in der nächsten Zeit. In Mersilla würde ich nicht lange ...« Er bricht ab, aber er wollte »leben« sagen.

Er wendet sich an Blasco, der ihn aufmerksam beobachtet.

»Gib sie mir«, sagt er schlicht.

»Und was gibst du dafür, Pytaja?«

Dieser überlegt. Dann sagt er: »Geh zu Loco. Der schuldet mir sein Leben. Sag ihm, dass er nur dir verpflichtet ist. Er wird nun hinter dir stehen mit seinem Einfluss. Und das macht dich von einem kleinen Häuptling zu einem sehr viel größeren und einflussreicheren. Richtig?«

Blasco denkt nach. Aber wie er es auch drehen und wenden mag, es erscheint ihm wichtiger zu sein, Locos Einfluss auf seine Seite zu bekommen, als diese Frau zu besitzen.

Denn auch bei den Apachen wird Politik gemacht.

Er nickt plötzlich. Dann macht er eine grüßende Bewegung und reitet weiter. Seine Krieger folgen ihm.

Die Frau auf dem Pferd bleibt zurück. Sie sieht Pytaja an.

»So einfach ist das?« Sie fragt es kehlig.

Er nickt. »Unter Apachen ja«, sagt er. »Die glauben noch an das Wort eines Mannes und an die Treue von Freunden. Du wirst mit mir eine Weile in der Einsamkeit leben müssen, Jane Quensburry. Und ich bin ein Mann.«

Sie sieht ihn eine Weile an. Dann nickt sie.

»Ja, das habe ich gleich gespürt. Und ich weiß auch, dass man für alles auf dieser Erde seinen Preis zahlen muss. Bist du ein Geächteter?«

»So ähnlich ist es. Auf jeden Fall werde ich gejagt.«

Er reitet weiter, zieht die beiden Packtiere hinter sich her.

Sie folgt ihm, so als gehörten sie schon eine lange Zeit zusammen.

✰✰✰

Sie reiten bis zum Anbruch der Nacht, und die Schluchten werden immer enger.

Irgendwann – es ist schon Nacht – reiten sie in einen Creek und folgen diesem stromauf. Pytaja und Jane Quensburry reiten genau auf einen Wasserfall zu.

Er ruft durch das Rauschen des Wassers: »Nun wirst du nass, Blauauge! Halt einfach die Luft an!«

Sie begreift, dass sie unter dem Wasserfall hinweg in eine Höhle oder Felsspalte reiten werden.

Hinter dem Wasserfall ist alles dunkel. Ja, es muss eine tiefe und große Höhle sein, in die sie eindringen.

Dann endlich sieht Jane Quensburry vor sich einen helleren Fleck. Sie begreift, dass dies der andere Ein- oder Ausgang der Höhle sein muss.

Sie halten an.

Pytaja deutet hinüber.

»Dort ist meine Burg«, sagt er schlicht. »Ich habe sie von den Leuten übernommen, die vor langer, langer Zeit hier lebten.«

Jane Quensburry sitzt bewegungslos auf ihrem Pferd, staunt sehr und glaubt, einen verrückten Traum zu erleben. Aber sie sieht dort im Mondlicht ein Bauwerk, das man für eine Festung halten könnte – und sie hörte von einem Silberschatz.

Sie wendet den Kopf und sieht Pytaja an.