G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 12 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 12 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

3 spannende Westernromane lesen und sparen!

G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht!

Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2383 bis 2385:

2383: Brandy-River-Men
Jos Kilrain tötete die Mörder seiner Frau und sprengte ihr mit Brandyfässern vollgeladenes Dampfboot in die Luft. Und diese Fässer, die sich zu Hunderten in den Uferbüschen verfingen, retteten Kilrain das Leben ...

2384: Gold Creek Canyon
Wo Gold gefunden wird, bricht die Hölle los. Dan Saturday weiß genau, was auf ihn zukommt, als er die ersten Nuggets in dem kleinen Creek findet ...

2385: Chisholm Trail
Dies ist die Geschichte des wagemutigen und harten Mannes Jesse Chisholm, dessen tollkühner Plan, zehntausend Rinder über tausend Meilen nach Norden zu treiben, Texas seinen Stolz zurückgeben sollte ...

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 250 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 448

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Norma/Faba ISBN 978-3-7325-9392-7

G. F. Unger

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 12

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Western-Bestseller 2383 - WesternJos Kilrain tötete die Mörder seiner Frau und sprengte ihr mit Brandyfässern vollgeladenes Dampfboot in die Luft. Und diese Fässer, die sich zu Hunderten in den Uferbüschen verfingen, retteten Kilrain das Leben ... *** G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht! Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich. Bastei Western-Bestseller - seit Jahrzehnten auf Erfolgskurs. Woche für Woche stehen begeisternde Western voller Spannung von G.F. Unger auf dem Programm.Jetzt lesen
G. F. Unger Western-Bestseller 2384 - WesternWo Gold gefunden wird, bricht die Hölle los. Dan Saturday weiß genau, was auf ihn zukommt, als er die ersten Nuggets in dem kleinen Creek findet ... *** G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht! Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich. Bastei Western-Bestseller - seit Jahrzehnten auf Erfolgskurs. Woche für Woche stehen begeisternde Western voller Spannung von G.F. Unger auf dem Programm.Jetzt lesen
G. F. Unger Western-Bestseller 2385 - WesternDies ist die Geschichte des wagemutigen und harten Mannes Jesse Chisholm, dessen tollkühner Plan, zehntausend Rinder über tausend Meilen nach Norden zu treiben, Texas seinen Stolz zurückgeben sollte ... *** G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht! Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich. Bastei Western-Bestseller - seit Jahrzehnten auf Erfolgskurs. Woche für Woche stehen begeisternde Western voller Spannung von G.F. Unger auf dem Programm.Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Brandy River Men

Vorschau

Brandy River Men

Der Fluss hat noch keinen Namen. Vielleicht liegt es daran, dass seine Mündung in den Oberen Missouri mehr einem Sumpfgebiet gleicht. Aber hinter dem Sumpfgebiet der Mündung ist er ein schöner, prächtiger und glasklarer Fluss. Jos Kilrain wartete an seinem Ufer jetzt schon seit zwei Wochen tagaus, tagein mit der Geduld des erfahrenen Jägers, der genau weiß, dass sein Wild irgendwann einmal kommen wird.

An diesem Tag ist es so weit.

Zuerst hört Joshua Kilrain das tuckernde Stampfen der kleinen Dampfmaschine des Flachbootes. Doch bald schon sieht er es langsam an seinem Versteck vorbeifahren. Ja, es ist die kleine, flache »Riverbee«. Und abermals ist sie vollgeladen mit vielen kleinen Brandy-Fässern, Schießpulver und Waffen.

Vorn am Bug steht der löwenhafte Flusspirat Abe Sullivan und starrt in die Fahrrinne.

Außer ihm und dem Rudergänger sind noch vier Mann an Bord, und auch sie sind Flusspiraten, Renegaten und rücksichtslose Mörder.

Kilrain weiß es zu gut.

Und wenn er daran denkt, was sie vor einigen Monaten seiner Frau antaten, dann möchte er aufspringen und einfach zu schießen beginnen …

Doch er weiß, dass er sie gewiss nicht alle erledigen könnte.

Sie sind gefährlich und erfahren. Jeder von ihnen wäre ein fast gleichwertiger Gegner, und Abe Sullivan ist dies ganz gewiss.

Nein, ein Mann, der allein gegen sechs Mörder und Frauenschänder kämpfen und überleben will, muss warten.

Als das Tuckern der Dampfmaschine stromaufwärts verklingt, schiebt Kilrain sein Kanu aus dem Gebüsch, steigt ein und paddelt langsam hinterher. Die Strömung des noch namenlosen Flusses ist um diese Jahreszeit nicht stark. Er muss sich dicht am Ufer beim Paddeln nicht besonders anstrengen. Auch ist das Kanu klein. Er könnte es mühelos tragen.

Es wird langsam Nacht.

Bald schon strahlen die Sterne am Himmel.

Der Große Bär und der Polarstern erscheinen greifbar nahe.

Als Kilrain um eine Flussbiegung paddelt, sieht er die Laterne am Mast und das Feuer an Land. Ja, sie haben angelegt. Er hat es nicht anders erwartet.

Denn bis zu dem Platz, wo sie im vergangenen Jahr den Indianern für kostbarste Pelze billigen Brandy, Waffen und Munition gaben, ist es noch eine Tagesreise.

In Jos Kilrain ist eine grimmige Unversöhnlichkeit. Er will sie töten – alle. Gewiss, er kann seine Frau dadurch nicht mehr lebendig machen. Und er darf sich auch ganz gewiss nicht anmaßen, Richter und Henker zu sein. Doch das Gesetz ist weit, sehr weit. Soll er deshalb gemeine Mörder davonkommen lassen, die vielleicht noch viele Untaten begehen werden? Würde er sich dadurch nicht gewissermaßen mitschuldig machen?

Es ist nicht so sehr ein Gefühl der Rachewünsche in ihm, nein, es ist mehr ein Gefühl der Verantwortung. Denn wenn diese Kerle den Indianern abermals eine solche Menge Brandy geben, wird wiederum der ganze Stamm verrückt werden. Und dann passieren sicherlich noch schlimmere Dinge als zuvor.

Er muss sie vernichten. Das rettet anderen Menschen das Leben.

Die Armee würde die Bande sofort aufhängen. Denn wer Waffen an Krieg führende Indianer liefert, fällt unter Kriegsrecht.

Joshua Kilrain verharrt mit seinem Kanu unter einem Busch, welcher weit in den Fluss ragt mit dichtem Geäst. Er wird noch einige Stunden warten müssen.

Es ist dann irgendwann zwischen Mitternacht und grauem Morgen, als er den Kampf beginnt.

Er lässt sich im Kanu unter dem Busch hervortreiben, bis er auf der Flussseite längsseits der »Riverbee« ist.

Der Wächter hockt schlafend auf einer Kiste. Er erwacht erst, als ihn Kilrain in den Haarschopf fasst. Aber da ist es schon zu spät. Kilrain stößt nämlich zu gleicher Zeit auch mit dem Green-River-Messer zu.

Und dann hat er nur noch fünf Gegner.

Er lässt den Toten über Bord ins Wasser gleiten. Die leichte Strömung trägt ihn fort.

Einige Atemzüge lang lauscht er hinüber zum Camp.

Aber dort glimmt das Feuer nur wenig. Die fünf Kerle schlafen. Zwei von ihnen schnarchen hörbar. Wahrscheinlich tranken sie sich die nötige Bettschwere an.

Kilrain macht sich an die Arbeit.

Zuerst befestigt er ein Stück Lunte – welches er aus einer Kiste holte – an einem der Pulverfässer.

Dann schneidet er die beiden Leinen durch, welche das Boot an Land festhalten mit Hilfe zweier Stangen, welche es vom Ufer auf Abstand halten.

Als es zu treiben beginnt, zündet er die Lunte an und klettert wieder in sein Kanu. Er paddelt an Land, steigt aus und zieht das Boot ein wenig auf den Sand.

Dann schlägt er einen Halbkreis und gelangt auf die Landseite des Camps.

Er hat also das Camp und den Fluss nun vor sich.

Dann wartet er, und er braucht nicht sehr lange zu warten. Die Zündschnur hat inzwischen das Pulverfass erreicht.

Und die fünf Renegaten und Deserteure werden nun mit einem prächtigen Knall geweckt.

An Bord fliegen die Brandy-Fässer nur so durch die Luft, klatschen überall ins Wasser. Und gleichzeitig explodieren noch andere Pulverfässer. Die »Riverbee« beginnt zu brennen.

Und vor diesem Feuerschein sieht Kilrain seine fünf Gegner sehr deutlich. Sie springen heulend hoch, greifen zu den Waffen und ballern wild in die Gegend. Kilrain feuert zurück, und er trifft drei der Kerle.

Die anderen beiden – es sind Abe Sullivan und ein anderer Bursche – hechten ins Wasser. Denn dies erscheint ihnen als der sicherste Zufluchtsort.

Sie tauchen sofort unter. Ja, auch in dieser Hinsicht sind es echte Flusspiraten.

Doch auch Jos Kilrain ist schon unterwegs. Er hat seinen Colt leer geschossen und lässt ihn fallen. Auch er stürzt sich in den Fluss – und als Abe Sullivan vor ihm auftaucht, um Luft zu holen, da ist Jos auch schon bei ihm, greift ihm in den löwenmähnigen Haarschopf und sticht das Messer in Sullivans Rücken. Sullivan geht mit einem gurgelnden Schrei unter.

Und nun gibt es nur noch einen Gegner für Kilrain.

Dieser Bursche schwimmt um sein Leben. Aber es nützt ihm nichts.

☆☆☆

Es ist am nächsten Morgen, als Jos Kilrain wieder flussabwärts paddelt.

Nein, es ist kein Triumph in ihm. Das Töten bereitete ihm keine Befriedigung oder Genugtuung. Er gleicht einem Menschen, welcher widerwillig eine Aufgabe erfüllt und genau weiß, dass ihn dies noch viele Jahre lang belasten wird.

Als er die ersten Brandy-Fässchen da und dort an den Ufern liegen sieht, da beginnt er gegen den Wunsch anzukämpfen, sich zu betrinken. Denn ein Rausch könnte ihm vielleicht helfen, all das Schreckliche zu vergessen.

Es dauert aber fast eine Meile, bis er seinem Wunsch nachgibt. Er hebt eines der Fässchen in sein Kanu und öffnet es. Aber schon nach drei Schlucken wirft er es wieder in den Fluss. Verdammt, nein, er will kein Saufbold werden, um vergessen zu können, was er tat. Er wird damit leben müssen.

Einmal blickt er gen Himmel, wo er sicher ist, dass dort die Seele seiner Frau einen guten Platz bekam. Denn für ihn war sie die beste Frau auf dieser Erde.

Sternenmädchen hieß sie, denn sie war ein Arapahoe-Mädchen.

Aber er nannte sie stets Mary. Und ein Jesuitenpater hatte sie richtig getraut.

Hat er sie gerächt, weil dies die Pflicht eines Squawman ist?

Er spricht hinauf zum Himmel: »Mary, sie werden nicht noch einmal tun können, was sie dir antaten. Mary, es macht dich nicht wieder lebendig. Aber was konnte ich denn sonst tun? Verdammt, was konnte ich sonst tun?«

Er paddelt weiter. Und überall sieht er die Brandy-Fässchen.

Plötzlich sagt er: »Dieser Fluss hat noch keinen Namen. Aber er wird nun Brandy River heißen. Da gehe ich jede Wette ein. Brandy River! Überall Brandy-Fässchen. Ja, Brandy River heißt dieser Fluss.«

☆☆☆

John Pilldarliks Floß ist ein Riesenfloß. Es besteht aus sechs Gliedern, die wie eine bewegliche Schlange hintereinander festgemacht sind.

Und jedes Floßglied besteht aus zwei Dutzend Hundert-Fuß-Stämmen, von denen jeder so dick ist, dass er zumindest die doppelte Anzahl seiner Länge an Festyards Holz bringt.

Es gibt einige Hütten auf diesen Gliedern. Aus der Küche ragt ein Ofenrohr. Und auch einige Ruderboote liegen auf den Stämmen.

John Pilldarliks Mannschaft ist diesem Riesenfloß angemessen.

Denn nur mit solchen Männern konnte Pilldarlik diese Stämme schlagen, transportieren, einzeln natürlich, auf Rollen über Land zu den angestauten Creeks und in diesen wieder einzeln bis zum Missouri.

Es war eine monatelange Arbeit.

Und nun fahren sie auf dem Big Muddy, wie man den Missouri ja nennt, nach Süden. Die Strömung trägt sie.

Vorne stehen vier Mann mit langen Stangen, an deren Enden breite Ruderblätter sind. Nur mit diesen mächtigen Hebeln können sie die Spitze des Riesenfloßes lenken. Und manchmal brauchen sie acht Mann vorne, um das Floß in der Strömung um die Biegungen herumzubekommen. Jede der Ruderstangen wird dann von zwei Mann bedient.

Wie die Giganten fahren sie auf ihrem Riesenfloß den Fluss hinunter.

Und Big Muddy John Pilldarlik denkt schon an Boston McLaine, die man die River Lady nennt.

Denn in spätestens einer Stunde erreichen sie die gefährlichen Fahrrinnen bei Indian Wickmunke. Weil es bald Nacht sein wird, müssen sie anlegen. Denn in der Nacht wäre eine Fahrt durch die gefährlichen Stellen zu risikoreich.

Aber er hätte auf jeden Fall angelegt.

Wegen River Lady Boston McLaine.

Und er hofft, dass Louis Ohio noch nicht mit seinem Floß dort angelegt hat, also vor ihm angekommen ist.

Denn River Bear Louis Ohio – nun, sie werden sich wahrscheinlich diesmal ernsthaft um Boston McLaine prügeln. Und wenn sie sich ernsthaft prügeln, dann wird dies ein Kampf werden, dass die Fetzen nur so fliegen. Sie sind zwei gewaltige Burschen, die besten auf den Strömen und in den Wäldern.

Aber eigentlich ist River Lady Boston McLaine auch ein stolzer Preis für den besten Mann von allen.

Oake Mullen, sein Vormann, kommt zu ihm. Oake Mullen ist einen ganzen Kopf kleiner, doch unwahrscheinlich breit und stark, ein Klotz von einem Mann. Oake sieht ihn nur fragend an.

John Pilldarlik nickt nur.

Da springt Oake Mullen weiter nach vorn auf den gewaltigen Stämmen, welche zusammengebunden sind mit dicken Tauen. Manchmal ist zwischen ihnen Zwischenraum genug, dass ein Mann mit seinem Bein hineinrutschen kann. Das Floß arbeitet ständig in seinen Verbindungen, ächzt, knarrt.

Oake Mullen ruft den Ruderleuten zu: »Bringt es nach der Biegung aus der Strömung in den Rückstau der Wickmunke-Landspitze! Bringt es nur rechtzeitig aus der Strömung! Sonst sausen wir an Indian Wickmunke vorbei! Und es gibt keinen Spaß für euch Affen!«

Sie grinsen und stoßen frohe Rufe aus.

Wickmunke – dies ist ein Dakota-Wort für Falle. Aber dieser kleine Ort an der Biegung des oberen Missouri macht seinem Namen alle Ehre. Es ist ein böses Nest am Strom und wirklich in vielerlei Hinsicht eine Falle.

Es ist dann fast schon Abend, als sie das Riesenfloß mit Mühe aus der Strömung in das ruhige Rückstauwasser der Bucht bringen.

In der Stadt gehen die ersten Lichter an.

Und dicht vor ihnen liegt bereits ein Riesenfloß, auf gleiche Art am Ufer festgemacht wie das ihre.

Sie wissen alle, dass es das Floß von River Bear Louis Ohio ist. Denn Louis Ohio und dessen Mannschaft sind die Einzigen außer ihnen, die solch ein gewaltiges Floß nach Saint Louis hinunterzubringen imstande sind.

Zwei Mann halten Wache bei diesem Floß. Sie stehen am Feuer, welches am Ufer zu leuchten beginnt bei zunehmender Dunkelheit.

Auch John Pilldarlik teilt zwei seiner Männer ein und verspricht ihnen, dass sie alle zwei Stunden abgelöst werden. Er macht sich mit seinen Männern auf den Weg, und dieser Weg steigt etwa drei Steinwürfe weit vom Fluss empor zu den Häusern und Hütten der Stadt.

Dann erreichen sie auch schon die ersten Häuser des Ortes.

Der Weg führt zwischen zwei Häusern von der Seite her in den Ort. In dieser Häuserlücke, die zugleich auch vom Fluss her der Ortseingang ist, tauchen nun ein Dutzend Gestalten auf.

Eine Stimme fragt laut: »He, Pilldarlik, bist du dabei?«

»Sicher, Ohio, sicher.«

»Dann sag mir, ob ihr uns das Erstrecht streitig machen wollt. Denn wenn das so sein sollte, werden wir es jetzt gleich hier austragen. Wir sind erst vor zwei Stunden angekommen und noch nicht so betrunken, dass wir nicht mehr richtig kämpfen können. Also, was wollt ihr – und wie wollt ihr es?«

Es ist eine glasklare Herausforderung.

John Pilldarlik denkt zwei oder drei Atemzüge lang nach, und das reicht aus, um alles genau zu überdenken.

Die Männer aber sind still. Sie warten. Auch Ohio und dessen Mannschaft, die nun noch zahlreicher wird, denn es treten noch weitere Gestalten hinzu, bis es zwei Dutzend sind.

John Pilldarlik sagt nun: »Oha, Ohio, ich weiß doch, wie sehr es dich juckt. Also lass es uns beide allein austragen. Der Gewinner bleibt mit seiner Mannschaft hier. Der Verlierer muss abziehen mit seinen Jungs.«

»Du bist ein Bursche ganz nach meinem Herzen«, erwidert Louis Ohio. »Manchmal verstehen wir uns wahrhaftig wie Brüder, nicht wahr? Komm nur, denn ich geb dir was!«

Er macht eine kleine Pause, ruft dann lauter: »Habt ihr das auch alle verstanden, Jungs? Pilldarlik und ich, wir zwei nur, tragen es aus! Und ihr anderen vertragt euch. Wir brauchen euch morgen wieder auf den Flößen. Von euch wird keiner kämpfen, nicht mal ein halber Mann. Sonst bekommt er es mit uns zu tun. Und nun komm, Pilldarlik!«

Pilldarlik setzt sich mit seinen Männern wieder in Bewegung.

Sie bewegen sich alle bis auf die Mitte der Hauptstraße, die mit dem Fluss parallel läuft, nur durch eine Hausreihe von ihm getrennt.

Und ihre Männer sammeln sich hinter ihnen.

Ohio und Pilldarlik stehen sich dann Fuß an Fuß gegenüber und stellen das andere Bein weit zurück. So sind sie auf Armeslänge mit den Köpfen auseinander.

»Wer schlägt zuerst?« So fragt Ohio.

»Versuch’s doch zuerst«, sagt Pilldarlik. »Du brauchst sicherlich eine kleine Vorgabe.«

»Von dir brauche ich keine Vorgabe – nicht von dir«, grollt Ohio.

»Dann schlagen wir gemeinsam. Einer von euch soll das Kommando geben.«

»Nein, einer von euch«, schnaubt Ohio.

»Mann, du bist verdammt kleinlich. He, Oake, stoß einen Pfiff aus. Dann schlagen wir gleichzeitig.«

Der Pfiff von Oake tönt sofort. Und sie ziehen beide je einen Schwinger herum, der sie zur Seite taumeln lässt. Und dann machen sie es nochmals auf einen zweiten Pfiff.

Diesmal gehen sie beide zu Boden.

Pilldarlik ist dann zuerst auf den Beinen, wenn auch nur um eine halbe Sekunde, aber eben doch deutlich erkennbar zuerst. Und deshalb hat er nun das Recht des ersten Schlages.

Ohio muss nun stillhalten. Aber der Trick dabei ist, nicht fest zu stehen. Denn ein fester Stand würde ja die Wirkung des Schlages noch verstärken. Pilldarlik holt den Schlag nun aus Kniehöhe herauf – und Ohio überschlägt sich fast rückwärts, fällt jedenfalls auf den Rücken und wirft die Beine hoch.

Aber er ist dennoch schnell wieder auf den Beinen und reibt sich nur das Kinn.

»Gut, gut«, schnauft er. »Doch jetzt bekommst du gleich meinen Hammer! Pass auf!«

Er will zuschlagen. Doch da kommen plötzlich Reiter.

Da alles gespannt auf Ohios Schlag wartet, ist es recht still. In dieser Stille aber hören sie alle den klirrenden Trab.

Jemand ruft: »Eine US-Kavalleriepatrouille!«

Die trabende Patrouille fällt nun in Schritt, kommt näher und näher und hält auf ein kurzes Kommando an.

Aber neben dem Offizier an der Spitze reitet ein Zivilist. Dieser Zivilist reitet noch drei Schritte weiter und verhält fast in der Mitte der beiden Flussmannschaften.

Als er seine Jacke aufschlägt, um ein Stück zusammengefaltetes Papier aus der Innentasche zu holen, sehen sie einen Marshalstern im Sternenlicht blinken.

Der Marshal ist nicht etwa nur ein Town Marshal – o nein, es handelt sich um einen US Marshal. Sie erkennen es an der Form seiner Plakette.

Und er sagt: »Ich möchte die Kapitäne der beiden Flöße sprechen.«

»Das sind wir«, sagt Pilldarlik. »Was wollen Sie?«

»Wir werden es im Hinterzimmer des Saloons besprechen«, erwidert der US Marshal.

Dann lenkt er sein Pferd hinüber, sitzt ab und geht hinein.

Die US-Kavalleriepatrouille sitzt ebenfalls ab.

Der Lieutenant sagt mit ruhiger Stimme: »Sergeant, lassen Sie das Camp am Flussufer aufschlagen. Ich bin beim Marshal zu finden.«

Nach dieser Anordnung reitet er ebenfalls vor den Saloon, stellt sein Pferd neben das Tier des US Marshals an die Haltestange und sitzt wie dieser ab, um im Saloon zu verschwinden.

Pilldarlik und Ohio stehen sich noch gegenüber. Aber ihre Männer sammeln sich nun hinter ihnen. Sie alle bilden eine dichte Traube.

Ohio fragt: »He, Pilldarlik, kannst du dir denken, was das zu bedeuten hat?«

»Nein, noch nicht«, erwidert dieser. »Aber wenn wir dort hineingehen, werden wir es bald wissen. Wollen wir? Oder möchtest du erst noch dein Glück versuchen?«

»Das hat noch Zeit«, knurrt Ohio. »Weißt du, ich spüre plötzlich eine Unruhe. Ich ahne nichts Gutes. Eine Armeepatrouille und ein US Marshal. Und sie fragen nach uns. He, lassen wir es uns erklären.«

Er macht zwei Schritte in Richtung zum Saloon. Pilldarlik folgt ihm. Aber wie auf ein stillschweigendes Kommando halten sie inne und blicken zurück. Jeder auf seine Mannschaft.

Zweistimmig und wie einstudiert sagen sie: »Und fangt keine Keilerei an, Jungs! Haltet Frieden, bis wir wissen, was die Blaubäuche von uns wollen!«

Und dann gehen sie hinein in den Saloon.

☆☆☆

Drinnen steht Boston McLaine an der Treppe nach oben, so als wäre sie soeben heruntergekommen.

Pilldarlik hat sie ein halbes Jahr oder noch länger nicht gesehen. Aber sie gleicht immer noch genau dem Bild, welches von ihr in seiner Erinnerung die ganze Zeit vorhanden war.

Sie ist ein Prachtweib, eine schwarzhaarige Pumakatze mit leuchtend blauen Augen, welche weit auseinander stehen und eine suggestive Kraft auszustrahlen scheinen.

Ihr Mund lächelt, und weiße Zahnreihen blitzen.

Sie sagt: »Willkommen, John. Habt ihr euch schon geprügelt, ihr zwei Narren? Oder kamen die Soldaten noch rechtzeitig? Ihr sitzt in der Falle. Und weil auch ich das erst seit einigen Minuten weiß, konnte ich euch nicht warnen. Aber ich hätte es getan, darauf könnt ihr wetten. Geht nur dort hinein!«

Sie deutet auf die offene Tür zum Hinterzimmer.

Ohio und Pilldarlik schweigen.

Sie treten ein.

Und sie sehen nicht nur einen US Marshal und den Lieutenant der Patrouille, sondern auch noch einen dritten Mann am großen Tisch.

Der US Marshal macht eine einladende Bewegung.

»Bitte setzen Sie sich, Gentlemen«, sagt er. »Denn was wir zu besprechen haben, wird vielleicht eine Weile dauern. Ich bin US Marshal Shannigan. Und dies sind Lieutenant McLowry und Mister Orson Vancouver. Gentlemen, kommen wir zur Sache. Sie sind die Floßkapitäne der beiden Flöße, welche jetzt hier bei dieser Stadt festgemacht haben?«

»Richtig.« Pilldarlik und Ohio sagen es zweistimmig.

»Für wen arbeiten Sie mit Ihren Männern?« Der US Marshal fragt es fast sanft.

Und Ohio sowie auch Pilldarlik spüren plötzlich die Gefahr. Aber was sollte ihnen schon passieren? Sie sind sich keinerlei Schuld bewusst.

»Will uns die Regierung unser Holz abkaufen?« So fragt Ohio und grinst. »Will man irgendwo ein weiteres Fort errichten? Oho, dann muss die Regierung aber tief in die Tasche greifen. Denn in Saint Louis zahlt man jetzt gewiss Höchstpreise für das erste Holzfloß nach dem Winter. Na?«

Der Mann, dessen Name Orson Vancouver ist, grinst plötzlich. Dieser Mann wirkt wie ein etwas zu fleischig gewordener Hai-Typ. Seine hellen Augen sind ohne Ausdruck. Aber sein scharfes Gebiss gibt ihm, wenn er so grinst, einen gierigen Ausdruck. Er ist schon über vierzig, und er wirkt wie ein erfolgreicher Boss, ein großer, mächtiger Bursche. Ja, so wirkt er.

Doch er grinst nur, sagt noch nichts. Auch der Lieutenant sagt nichts. Nur der US Marshal führt die Verhandlung. Ja, es ist eine Verhandlung, vielleicht sogar eine Art Verhör.

»Wir arbeiten für uns«, erwidert Pilldarlik. »Wir sind nicht nur die Kapitäne, sondern auch die Eigner. Wir sind selbstständige Unternehmer, schlagen das Holz, transportieren es nach Saint Louis und verkaufen es dort – alles auf eigene Rechnung und eigenen Gewinn. Warum fragen Sie das, Marshal? Überhaupt, was hat dies alles zu bedeuten? Will die Regierung unser Holz kaufen oder nicht?«

»Ja, das will ich jetzt auch endlich klipp und klar wissen«, murrt Ohio.

Ihre drei Gegenüber am Tische schweigen noch einige Sekunden.

Dann fragt der Marshal: »Und Ihre Konzession?«

Es ist eine kühle, erbarmungslose Frage.

Ohio und Pilldarlik jedoch staunen.

»Mann«, sagt Pilldarlik, »wir holen das Holz aus dem Indianerland. Da brauchen wir keine Konzession von der Regierung. Wir holen das Holz von freiem Land gewissermaßen und …«

»Das ist seit Januar anders«, unterbricht ihn der Marshal. »Das ganze Land ist nun Onkel Sams Land. Und dieser Onkel Sam, dem ich als US Marshal diene, lässt sich kein Holz mehr stehlen. So ist die Sache anzusehen, wenn man sie auf den einfachsten Nenner bringt.«

Als er dies gesagt hat, blicken sich John Pilldarlik und Louis Ohio an.

Soeben fühlten sie sich noch als Gegner. Aber jetzt wittern sie den gemeinsamen Feind. Und das macht sie zu Partnern.

»Dann wird man wohl die Konzession für den Holzabschlag auch noch nachträglich erwerben können«, murmelt Ohio. »Denn wir saßen offenbar, als dieses neue Gesetz erlassen wurde, von der Außenwelt abgeschnitten mitten in der Wildnis. Wir konnten ja nichts wissen von den Veränderungen. Also, was kostet der Spaß?«

Der Marshal rollt nun eine Landkarte aus, die das Gebiet des oberen Missouri und dessen Nebenflüsse zeigt.

»Wo haben Sie das Holz geschlagen? Und wo haben Sie es in den Strom gebracht, ich meine, in welche Creeks?«

Seine Frage klingt sanft und nur mäßig interessiert.

Ohio und Pilldarlik zögern. Aber sie begreifen, dass sie Farbe bekennen müssen.

Und dennoch sind sie noch einigermaßen arglos und sicher in der Annahme, dass sie die Holzkonzessionen auch nachträglich noch bekommen werden. Und so beugen sie sich vor und bezeichnen auf der Karte ihre Gebiete.

Sie sehen, dass auf dieser Karte sogenannte Parzellen eingezeichnet sind, welche Nummern tragen.

Der Marshal sieht nun auf Orson Vancouver.

Dieser nickt kurz und wendet sich nun selbst an die beiden Floßkapitäne.

»Es ist ganz einfach, Gentlemen«, sagt er. »Sie haben mein Holz geschlagen und hergebracht. Denn ich erwarb die Konzessionen für gutes Geld. Ich habe nun die Wahl, Sie als Holzdiebe anzuzeigen – oder aber Ihnen entgegenzukommen, indem ich Sie nachträglich als Holzfäller einstelle, sodass Sie sozusagen nachträglich in meinem Auftrag arbeiteten. Ich werde Ihnen natürlich den üblichen Lohn zahlen. Sie bekommen Lohnschecks, die Sie im Oktober etwa einlösen können, wenn das Holz verkauft ist und der Erlös auf meinem Konto bei der Bank in Saint Louis liegt. Wie wollen Sie es haben, Gentlemen?«

Er fragt es fast freundlich. Und er weiß, dass er sie in der Hand hat.

Louis Ohio und John Pilldarlik sagen noch nichts.

Aber sie wissen jetzt Bescheid.

Ja, sie sitzen in der Falle.

Indian Wickmunke, welches früher einmal eine indianische Falle war, wurde nun auch für sie zu einer Falle.

Und ein US Marshal stellte sie mit einer Armeepatrouille und einem hartgesottenen Geschäftsmann, der ins Holzgeschäft einsteigen will.

Ohio will losbrüllen. Seine Adern an den Schläfen schwellen schon an. Und er holt tief Luft.

Doch John Pilldarlik legt ihm seine Hand auf den Arm.

»Ruhig, Partner«, murmelt er, »ganz ruhig. Dies will alles reiflich überlegt sein. Denn hier ist das Bundesgesetz mit der Armee. Mister Vancouver, was werden Sie uns zahlen?«

»Den üblichen Lohn«, sagt dieser. »Pro Tag vier Dollar. Und Sie als Vorleute bekommen natürlich doppelten Lohn. Ich bin nicht kleinlich. Ich kann Ihre Enttäuschung auch verstehen. Doch ihr habt dort oben im Norden mein Holz geschlagen.«

Ohio und Pilldarlik nicken.

»Wir gehen erst mal einen trinken«, murmelt Pilldarlik. »Komm, Ohio.« Und sie erheben sich und verlassen den Raum.

Die drei zurückbleibenden Männer blicken ihnen nach.

»Das sind zwei harte Brocken«, murmelt der Marshal. »Und wenn Sie mich fragen, Mister Vancouver, dann ist das, was Sie mit ihnen machen, eine ganz verdammt hinterhältige Sache.«

»Aber legal und gesetzlich.« Orson Vancouver grinst. »Was kann ich dafür, dass das Indianerland kein Indianerland mehr ist, sondern Regierungsland der Union wurde? Habe ich die Verträge mit den roten Völkern gemacht? Und habe ich die Gesetze erlassen, nach welchen der Holzabschlag nur noch mit Erlaubnis der Regierung stattfinden kann?«

»Die will nur die Kontrolle und die Übersicht nicht verlieren«, murmelt der Marshal. »Denn solch eine Konzession kann jeder für ein paar Dollar bekommen, wenn dort, wo er das Holz schlagen will, reichlich genug davon vorhanden ist. Es ist nur eine Art Kontrollgesetz. Aber Sie machen ein großes Geschäft daraus. Da haben zwei erstklassige Holzfäller – und Floßmannschaften – rund ein halbes Hundert Männer – einige Monate in der Wildnis geschuftet. Gewiss haben sie auch mit Banditen und Indianern kämpfen müssen. Sie haben eine Leistung vollbracht, die nur jemand richtig beurteilen könnte, der mit dabei gewesen wäre. Und nun werden sie um alles be …«

»Sagen Sie jetzt nur nicht ›betrogen‹, Marshal – nur nicht!«

Orson Vancouver sagt es warnend. Doch der Marshal zeigt ihm nur seine Zähne ohne jede Freundlichkeit.

»Doch«, sagt er, »ich sage es. Betrogen, ja, das sage ich. Und ich bin dazu verdammt, Ihnen dabei zu helfen.« Der Marshal blickt auf den Lieutenant.

Der Offizier ist schon grau an den Schläfen. Vor dem Krieg gegen die Südstaaten war er Sergeant. Während des Krieges stieg er zum Captain auf Kriegszeit auf. Nun ist er froh, in der reorganisierten Armee wenigstens Lieutenant sein zu können.

»Was sagen Sie dazu, Lieutenant?« So fragt US Marshal Tate Shannigan langsam.

»Nichts«, erwidert Lieutenant Tom McLowry, »nichts, gar nichts. Ich bin Offizier und habe meine Befehle. Und ich gehe jetzt zu meinen Soldaten. Wie war das, Mister Vancouver? Sie lassen die beiden Flöße von Ihren eigenen Floßmannschaften nach Saint Louis bringen? Das bedeutet, dass niemand mehr die Flöße außer Ihren Leuten betreten darf und schon gar nicht die Leinen losgemacht werden dürfen?«

»Genau«, erwidert Vancouver. »Meine Männer werden morgen oder übermorgen mit einem kleinen Dampfboot hier eintreffen. Ich bin ihnen mit einem Postdampfer bis Fort Buford vorausgereist. Ja, Sie haben Ihre Befehle, Lieutenant.«

Dieser nickt nur und geht hinaus.

Vancouver nickt dem Marshal zu.

»Und ich gehe schlafen«, sagt er. »Was zu tun ist, ist Ihre Sache, Marshal. Mir genügt es, wenn dieser Lieutenant die beiden Flöße festhält, bis meine Leute kommen. Und wenn die beiden bisherigen Floßmannschaften ihr Geld haben wollen für die geleistete Arbeit, dann sollen sie morgen nach dem Frühstück zu mir kommen. Ich gehe jetzt ins Hotel.«

Er erhebt sich mit einem Ruck und verlässt den Raum durch die Hintertür.

☆☆☆

Als Pilldarlik und Ohio an den Schanktisch treten, stehen sich ihre Mannschaften noch deutlich erkennbar feindlich gegenüber.

Vielleicht hätten sie schon Streit angefangen, wenn nicht River Lady Boston McLaine zwischen ihnen an der langen Bar stünde.

Unter diesen rauen, bärtigen und abgerissenen Burschen wirkt sie noch schöner und reizvoller als ohnehin – wie eine herabgestiegene Göttin zwischen zottigen Riesen.

Die River Lady nickt den beiden Kapitänen zu und sagt zu ihnen: »Lange hätte ich sie nicht mehr friedlich halten können. Na, wie steht’s?«

Die beiden Mannschaften verharren lauernd. Niemand lacht mehr.

Aber dann fragt eine heisere Stimme: »He, River Bear, wann hauen wir diese Stinker aus dem Saloon? Er gehört uns! Wir waren zuerst hier!«

Aber River Bear Louis Ohio erwidert nichts.

Er nimmt das Glas, welches der Barmann inzwischen für ihn hinschob, und wartet, bis auch John Pilldarlik sein Glas aufnimmt.

Dann blicken sie sich an und trinken sich zu.

Nein, sie brauchen keine Worte. Ihr gegenseitiges Zutrinken ist die Besiegelung eines Paktes. Es ist mehr als ein Friedensschluss.

Die rauen Burschen begreifen es sofort.

Sie wissen, dass es mit dem US Marshal und den Soldaten zu tun hat. Aber noch ahnen sie nicht, dass man ihnen die mächtigen Holzflöße wegnehmen will, an denen jeder von ihnen beteiligt ist.

Pilldarlik und Ohio sagen es ihnen auch noch nicht. Im Gegenteil, sie tun so, als wäre alles in schönster Ordnung.

Es ist Pilldarlik, welcher laut genug ruft: »Jungs, Ohio und ich, wir haben Frieden geschlossen. Denn wir fanden heraus, dass wir alle zur gleichen Sorte gehören. Also vertragt euch! Seid fair zueinander. Wir sind nur noch ein Verein von Brüdern. Verstanden?«

Sie stimmen ziemlich begeistert zu. Offenbar sind sie froh, dass sie sich nicht mehr zu prügeln brauchen, um herauszufinden, wer die härtere Mannschaft ist.

River Lady Boston McLaine aber hakt sich bei den beiden Bossen ein und führt sie zu ihrem Privattisch. Sie setzen sich.

Sie betrachtet dann abwechselnd die beiden Männer, sieht sie kauen und erwidert ihre Blicke.

Oh, sie weiß, dass sie von beiden begehrt wird. Aber sie wüsste nicht, wem sie den Vorzug geben soll. Sie mag sie beide.

Pilldarlik grinst kauend und sagt dann: »Da Ohio und ich nun in der gleichen Falle sitzen und zusammenhalten werden, wirst du zwischen uns neutral bleiben müssen, Blauauge. Es wäre zwar ohnehin dumm von uns gewesen, um dich zu kämpfen. Denn du hättest dich ja auch für den Verlierer entscheiden können. Es kam und kommt ja immer nur entscheidend auf dich an. Aber wir …«

Er hält inne, sucht nach Worten, mit denen möglichst gut zu erklären wäre, was sich nun verändert hat.

Doch Boston McLaine schüttelt den Kopf und legt ihm sachte ihre Hand auf den Arm.

»Du brauchst es mir nicht zu erklären. Ich will euch etwas sagen: Wenn es nur einen von euch gäbe, wäre für mich alles sehr einfach. Doch es gibt zwei von eurer Sorte. Das kompliziert alles so sehr. Lassen wir es ruhen. Was werdet ihr tun?«

Zuerst trinken sie und lassen sich von ihr die Gläser nachfüllen. Und indes sie trinken, blicken sie sich beide gegenseitig an. Sie brauchen keine Worte, um sich zu verstehen.

Aber Boston müssen sie es sagen.

Ohio tut es mit den knappen Worten: »Wir lassen uns von niemandem auf dieser Erde etwas stehlen – mag es auch ein noch so gerissener Bursche mit Hilfe eines US Marshals versuchen.«

Sie nickt, und es ist ein Bedauern in ihren Augen.

»Aber das macht euch zu Gesetzlosen, zu Piraten.«

Sie erwidern ihren Blick und nicken. »Ja, so ist es wohl«, murmelt Pilldarlik. »Doch wir nehmen dieses Unrecht einfach nicht hin. Und wenn wir mit der Union einen Krieg anfangen müssten. Mit uns kann man solch eine Schweinerei nicht machen.«

Sie schluckt etwas mühsam und nickt. In ihrem ausdrucksvollen Gesicht arbeitet es. Ihr Mund zuckt.

»Wie kann ich euch helfen? Ihr werdet eure eigenen Flöße stehlen und mit ihnen nach Saint Louis fahren. Ihr werdet das Holz sicherlich auch verkaufen können, wenn ihr schnell genug seid. Doch dann?«

Sie fragen sich das auch.

Plötzlich zuckt es in John Pilldarliks Indianergesicht. Er hebt seinen Zeigefinger und sagt: »Ich hab’s! Es ist ganz einfach! Oh, Boston, du kannst uns wirklich helfen wie ein Engel zwei verlorenen Teufeln. Ja, das kannst du ganz legal.«

Boston McLaine und Louis Ohio blicken ihn fragend an.

»Dieser Vancouver hat uns reingelegt, weil er von der Regierung Konzessionen erwarb. Auf der Landkarte des US Marshals waren überall Parzellen eingezeichnet und nummeriert. Boston soll also für uns Konzessionen erwerben, sodass uns kein verdammter Strolch mehr mit Rechtshilfe unsere Holzflöße abnehmen kann. Wir haben ja wohl noch einigermaßen die Karte im Kopf, Louis, nicht wahr. Und …«

Nun wird Boston McLaine so richtig lebendig.

»Halt!« Sie ruft es leise, doch bestimmt. Dann deutet sie von ihrem Platz aus diagonal durch den großen Gastraum in die schräg gegenüberliegende Ecke.

»Seht ihr den da sitzen? Ja, den Trapper meine ich. Er ist ein Squawmann. Joshua Kilrain heißt er. Im vergangenen Jahr war er mit seiner Frau hier, einer wunderschönen getauften Arapahoe, die er richtig geheiratet hat. Er brachte ein Kanu voller prächtiger Pelze und verschwand bald wieder. Doch vorher schlug er einige Narren zusammen und schoss zwei Revolverhelden von den Beinen, weil sie mit ihm wegen der schönen Indianerin Streit anfingen. Jetzt ist er wieder hier, diesmal allein. Und er ist ein Mann, der sich wahrscheinlich besser im Land auskennt als ihr und jeder andere Mann. Wenn ihr die Karte mit den Parzellen im Kopf habt, dann könnt ihr vielleicht mit seiner Hilfe herausfinden, wo noch keine Konzessionen eingetragen wurden und es dennoch viel Wald gibt, wo Creeks für den Transport vorhanden sind und überhaupt alles so ist, dass es sich lohnt. Na?«

Sie blicken Boston McLaine an.

Dann murmelt John Pilldarlik: »Ist sie nicht ein kluges Mädchen? Ist sie nicht zumindest genauso klug wie schön? Und ich, ich hätte sie gewiss bekommen, wenn wir nicht Frieden geschlossen hätten, Louis. He, hast du nicht irgendwo eine Frau mit fünf Kindern?«

Bevor Louis Ohio böse werden kann, sagt Boston schnell: »Oh, macht nur nicht so weiter! Gehen wir zu Mister Kilrain hinüber. Er ist zwar schon ziemlich betrunken, doch gewiss noch nicht so sehr, dass er nicht mehr denken kann. Gehen wir hinüber zum Lederstrumpf aus den Wäldern. Der kennt Waldgebiete, von denen Aasgeier wie dieser Vancouver noch nichts gehört haben.«

Sie erhebt sich. Die beiden Männer folgen ihr – wie zwei bärtige Flussriesen hinter einer schönen Fee.

Joshua Kilrain sieht ihnen mit stumpfem Blick entgegen. Er hockt dort in der Ecke müde hinter dem Tisch. Die Flasche vor ihm ist schon halb leer. Er hat noch einen Rest im Glas und hebt dieses nun, als Boston vor dem Tisch verhält und fragt: »Darf ich mit den beiden Gentlemen einen Moment an Ihrem Tisch Platz nehmen?«

»Zum Wohl, schöne Frau«, murmelt er heiser. »Eigentlich sollte ich Sie nicht an meinen Tisch lassen, denn Sie erinnern mich so verdammt an – aaah, was geht Sie das an? Bitte, nehmen Sie Platz. Um was geht es? Und was wollen diese beiden Flussbären?«

»Ein Geschäft machen, Mister«, sagt Pilldarlik höflich. »Aber wenn Sie nicht wollen, dann gehen wir wieder. Doch wenn Sie …«

»Sei still, John«, unterbricht ihn Boston schnell. »Der meint es nicht böse, wenn er euch Flussbären nennt. Bleibt nur friedlich.«

Sie setzt sich Kilrain gegenüber, und als sie ihn betrachtet, da wird ihr bewusst, dass er sozusagen neben Pilldarlik und Ohio den dritten Mann des gleichen Typs darstellt. Ja, sie gleichen sich, obwohl jeder von ihnen anders ist.

John Pilldarlik ist zwar auch indianergesichtig, doch rothaarig und grünäugig. Louis Ohio ist blond und blauäugig. Dieser Joshua Kilrain aber ist wirklich indianerhaft. Man könnte ihn auf den ersten Blick für einen zu groß geratenen Sioux halten, welcher sich die Haare schneiden ließ und sich wie ein Weißer kleidete.

Doch seine Augen sind hell, rauchgrau zumindest. Und wenn man ihn genauer ansieht, dann wird man sich darüber klar, dass er kein indianisches Blut in seinen Adern haben kann.

»Haben Sie diesmal keine Pelze mit, Mister Kilrain?« So fragt sie. Und dann stellt sie eine Frage, die sie gerne zurücknehmen würde – aber es ist bereits zu spät. Denn sie fragt: »Ist Ihre schöne Frau diesmal nicht mit?«

Noch als sie das letzte Wort spricht, sieht sie in seinem Blick, wie tief er in seinem Kern verwundet wurde, wie sehr ihn der Schmerz ins Herz sticht wie eine Lanzenspitze.

Er erwidert nichts, gar nichts. Doch er füllt sich aus der schon halb leeren Flasche sein leeres Glas randvoll und leert es mit drei Zügen, als wäre es nur Wasser und kein hochprozentiger Brandy.

»Verzeihen Sie mir meine Frage«, murmelt Boston McLaine. »Doch vielleicht wird es Sie ein wenig ablenken – besser als Schnaps –, wenn ich Ihnen unsere Situation erkläre.«

Er nickt. Aber er fragt angriffslustig, so als suchte er Streit: »Sind Sie die Gouvernante dieser beiden Pökelfleischfresser?«

Besonders in seinem letzten Wort liegt die ganze Verachtung eines Jägers. Und er muss sehr genau wissen, dass Holzfäller manchmal monatelang nur Pökelfleisch und Bohnen essen – weil sie eben keine Jäger sind. Bestenfalls essen sie noch die Fische der Creeks und Flüsse, die ihnen zum Holztransport dienen.

»Nur ruhig – ganz ruhig«, murmelt John Pilldarlik. Und auch Louis Ohio scheint zu beten.

Boston aber gibt ihm auf seine beleidigende Frage keine Antwort. Sie beginnt sehr sachlich zu berichten.

Und als sie fertig ist, sieht Kilrain die beiden Floßkapitäne neugierig an.

»Was werdet ihr tun?«, fragt er schlicht. Und nun wirkt er sehr nüchtern, so als hätte er nicht mehr als eine halbe Flasche Brandy geleert.

Pilldarlik und Ohio grinsen.

»Wir werden die Blaubäuche in den Fluss werfen müssen«, sagt Ohio.

»In spätestens einer Stunde«, erklärt Pilldarlik. »Und dann werden wir ablegen und nach Saint Louis hinuntersausen Tag und Nacht. Aber irgendwann werden wir zurückkommen, um neues Holz zu schlagen. Aber wo? Und wenn, dann nicht mehr ohne eine Konzession. Die soll River Lady …«

»Ich verstehe schon.« Kilrain nickt. »Und was ich da höre, macht mir Spaß. Ich habe mit der Armee auch noch ein Huhn zu rupfen. Ihre verdammten Deserteure haben meine Frau …«

Er bricht ab, und sein Mund schließt sich hart. Nein, er ist nicht der Mann, der bei anderen klagt und sie seinen Schmerz erkennen lässt.

Einige Atemzüge lang sitzen sie schweigend am Tisch.

Dann sagt Kilrain: »Am Brandy River. Ja, am Brandy River gibt es die stärksten und geradesten Bäume in diesem Land. Gewaltige Riesen dicht am Fluss. Ja, am Brandy River.«

»Brandy River?« Boston McLaine und die beiden Floßkapitäne fragen es einstimmig, wie einstudiert.

Kilrain grinst grimmig.

»Ich habe diesen Fluss ohne Namen so getauft«, sagt er. »Wahrscheinlich ist er bisher noch auf keiner Karte eingezeichnet. Aber ich könnte ihn in jeder Karte einzeichnen.«

Sie staunen.

»Brandy River?« So fragt Pilldarlik nochmals.

Kilrain nickt.

»Ein kleines Dampfboot voller Brandy-Fässchen flog in die Luft«, erklärt er. »Nun sind die kleinen Fässchen alle längs des Flusses verteilt. Denn nur wenige gingen kaputt. Es ist doch ein guter Name – oder?«

Sie nicken ernsthaft. Dann blicken sie durch die offene Tür ins Hinterzimmer. Dort sitzt immer noch der US Marshal und tut so, als ginge ihn die ganze Welt nichts an.

Wie auf Kommando erheben sie sich und gehen hin.

Der Marshal hebt seinen prüfenden Blick, und als er Kilrain betrachtet, da wird er sich darüber klar, dass er nun noch einen weiteren harten und großen Burschen sieht, der zu den anderen passt wie ein Drillingsbruder.

»Zeigen Sie uns nochmals Ihre schöne Karte«, verlangt Pilldarlik.

»Und Sie sind doch berechtigt, im Namen der Regierung Holzschlagkonzessionen zu vergeben?« So fragt Ohio.

»So ist es«, nickt der Marshal.

Er holt die Karte hervor und rollt sie aus.

Joshua Kilrain betrachtet die Karte eingehend.

»Die ist sehr grob gezeichnet«, sagt er dann. »Sehr genau bis in die Einzelheiten ist sie nicht. Hier ist kein Sumpf. Das ist eine Flussmündung. Und der Fluss verläuft so. Es ist der Brandy River. Wir wollen Holzschlagkonzessionen, Marshal. Ich werde Ihnen diese Karte vervollständigen und unsere Parzellen eintragen. Gut so?«

»Und wie ist Ihr Name?« So fragt der Marshal.

»Joshua Kilrain«, sagt dieser langsam. »Und die Armee kennt mich. Ich war bei ihr mal Scout. Was ist also?«

Der Marshal nickt.

»Aber ich werde irgendwann mal zum Brandy River kommen und mir das alles ansehen«, sagt er. »Und wenn etwas an Ihren Angaben nicht stimmt, wird alles ungültig.«

»Es stimmt alles genau.« Kilrain grinst grimmig. »Und wenn Sie das anzweifeln sollten, werden Sie ein verdammter Lügner sein. Dann hilft Ihnen auch Ihr Stern nicht mehr.«

US Marshal Tate Shannigan ist selbst ein harter Mann, der sich vor keinem anderen Mann fürchtet. Er will aufbrausen, wütend werden.

Doch dann holt ihn sein Verstand wieder ein.

Und er ist ein fairer Mann.

»Wir werden sehen«, sagt er.

☆☆☆

Es ist zwischen Mitternacht und Morgen, als sie den Saloon verlassen. Und sie sind nun nicht mehr zwei Mannschaften hinter zwei Anführern – nein, sie sind nun eine Mannschaft von genau vier Dutzend Männern hinter zwei Anführern.

Die Männer wissen noch nicht, was alles geschehen ist. Das wissen vorerst nur Louis Ohio und John Pilldarlik.

Hinter ihnen treten einige Gäste ins Freie und verharren auf der großen Saloon-Veranda. Auch Boston McLaine, Joshua Kilrain und der Marshal sind unter diesen ins Freie tretenden Menschen, ja, sie bilden sogar eine eng beisammen verharrende Gruppe.

Der Marshal murmelt: »Hoffentlich holen sie wirklich nur ihr Zeug von den Flößen und tun nichts anderes. Denn das wäre dumm von ihnen, sehr dumm.«

»Ich glaube nicht, dass sie dumm sind, Marshal«, erwidert Kilrain sanft. »Aber wenn Sie sich Sorgen machen, Marshal – warum gingen Sie nicht mit zum Fluss, um der Armee gegebenenfalls zu helfen?« Seine Stimme bekommt zuletzt einen ironischen Klang.

Aber auch des Marshals Stimme hat solch einen Beiklang, als er erwidert: »Ja, das frage ich mich auch.«

☆☆☆

Als sie sich den Flößen nähern, können sie erkennen, dass die Soldaten an vier Stellen postiert sind, nämlich dort, wo jeweils die Leinen festgemacht sind an den starken Flusseichen.

Aber es sind immer nur drei Soldaten, welche die Haltetaue bewachen.

Der Lieutenant tritt den Flößern entgegen und breitet die Arme aus, so als könnte er sie auf magische Weise aufhalten. Dabei sagt er scharf: »Halt! Es dürfen jeweils immer nur drei Mann auf ein Floß, um die persönlichen Sachen herunter …«

Aber weiter kommt er nicht.

Denn John Pilldarlik ist nun bei ihm und schlägt ihm die Faust unters Kinn.

Der Lieutenant überschlägt sich fast nach hinten. Sie beachten ihn nicht mehr, marschieren über ihn hinweg und nähern sich den Flößen.

Dort bei den festgemachten Halteleinen laden die Soldaten ihre Gewehre durch. Man hört es deutlich.

Louis Ohios Stimme dröhnt durch die helle Nacht: »Passt auf, ihr Blaubäuche! Wenn auch nur einer von euch schießen sollte, dann machen wir euch klein bis auf den letzten Mann. Ihr habt keine Chance. Also lasst es bleiben. Wir lassen uns nicht von einem verdammten Banditen mit eurer Hilfe unser Holz stehlen. Bleibt nur schön ruhig, Pferdesoldaten!«

In seiner Stimme schwingt eine unversöhnliche Härte.

Und kaum ist er verstummt, da tönt die Stimme des Sergeants: »Schon gut, Jungs, schon gut! Da unser Lieutenant ausgefallen ist, kann niemand uns Befehle geben. Und für einen Sergeant ist die Verantwortung zu groß. Ich möchte kein Blutbad zu verantworten haben. Aber ich mache euch darauf aufmerksam, dass ihr auch jetzt die Armee zum Feinde gemacht habt. Wo ist denn dieser verdammte US Marshal? Der hat uns zur Unterstützung angefordert und bleibt selbst unsichtbar. Zum Teufel, macht doch, was ihr wollt!«

»Du bist ein kluger Bursche«, grollt Louis Ohio. »Und ich wette, dass deine Dienstzeit bald beendet ist – oder?«

»In zwei Wochen, Bruder«, grinst der säbelbeinige Sergeant. »Aber in eurer Haut möchte ich nicht stecken. Dennoch wünsche ich euch viel Glück.«

Sie gehen an ihm vorbei, indes er zu seinem Lieutenant läuft, um sich um diesen zu kümmern. Auch die anderen Soldaten machen ihnen keine Schwierigkeiten.

Die beide Flöße legen unwahrscheinlich schnell ab, als die Leinen gelöst und die langen Stangen eingestemmt werden. Zuerst schieben sich die Flöße langsam aus dem fast stillstehenden Wasser der Bucht. Dann aber geraten sie in die starke Strömung des Missouri und nehmen Fahrt auf.

Vor ihnen tauchen bald schon die gefährlichen Fahrrinnen auf. Obwohl die Nacht sehr hell ist, gibt es da und dort, wo auf den Inseln hohe Felsen aufragen, täuschende Schatten. Sie werden ihre ganze Kunst und ihr großes Können aufbieten müssen, um heil durchzukommen.

Doch sie wagen es. Sie müssen es wagen.

Sie kommen gut durch die gefährlichen Passagen und engen Fahrrinnen. Als dann die Sonne aufgeht, bereiten ihre Köche in den Küchenhütten das Frühstück.

Am Mittag kommt ihnen ein kleines Dampfboot entgegen, auf dem etwa vier Dutzend Kerle hocken mit ihrem Gepäck.

Es müssen die Mannschaften von Orson Vancouver sein, die ein wenig zu spät kommen, um die Flöße übernehmen zu können. Sie starren vom kleinen Dampfbootes – ist die »River Eagle« – ziemlich dumm herüber und fragen sich gewiss, warum sie auf zwei Riesenflöße treffen.

Aber sie reagieren nicht, sondern dampfen weiter stromauf.

Die beiden Flöße haben also einen ganzen Tag Vorsprung vor der »River Eagle«, sollte diese bei Indian Wickmunke sofort umkehren und sich auf die Verfolgung machen.

Doch die »River Eagle« fährt stromabwärts gewiss doppelt so schnell wie die nur von der Strömung getragenen Flöße. Sie könnte diese bald wieder einholen.

Und was wird dann sein?

Eines ist auf jeden Fall sicher: Sie dürfen nicht mehr anlegen, sondern müssen Tag und Nacht den Strom talwärts sausen bis Saint Louis.

Und dort müssen sie höllisch schnell einen Käufer finden.

☆☆☆

An diesem Morgen treffen sie sich im Hotel-Restaurant beim Frühstück, und »sie«, das sind der US Marshal, Orson Vancouver und Joshua Kilrain.

Es ist an einem Tisch für sie gedeckt, und so sitzen sie sich gegenüber.

Vancouver schlürft zuerst seinen Kaffee und beißt in einen Biskuit, den er in Sirup tauchte. Dann sagt er kauend, wobei er seinen harten Haifischblick auf den Marshal richtet: »Sie haben versagt, Shannigan, glatt versagt als US Marshal. Und natürlich hat auch der Lieutenant versagt. Ich werde durch meinen Anwalt in Saint Louis auf Schadenersatz klagen lassen. Die Regierung muss für das Versagen ihres Marshals und ihrer Soldaten die Verantwortung übernehmen.«

Tate Shannigan nickt nur, kaut und trinkt.

Die scheinbare Gleichgültigkeit ärgert Vancouver offensichtlich.

»Aber jetzt nehme ich die Sache in die Hand«, spricht er weiter. »Und ich bin ein mächtiger Bursche auf dem Strom. Mein kleines Dampfboot wird noch heute hier eintreffen. Ich werde die beiden Holzdiebe und deren Männer bis nach New Orleans verfolgen, wenn es sein muss. Doch sie kommen nicht mal bis Saint Louis, dann haben wir sie.«

Da mischt sich Joshua Kilrain ein. Er sagt: »Warum diese Mühe, Mister? Die kommen doch alle zurück, sobald sie das Holz ihrer Flöße verkauft haben. Sie kommen alle wieder herauf, um neues Holz zu schlagen.«

»Wo denn?« Dies fragt Vancouver grinsend. »Ich habe alle Konzessionen an den Flüssen. Sie könnten nur versuchen, mir das Holz zu stehlen. Wenn sie noch einmal in mein Gebiet kommen, wird es Krieg geben.«

Da hebt Joshua Kilrain seinen rechten Zeigefinger.

»Mister«, sagt er, »Sie kennen sich offenbar noch nicht gründlich auf dem Oberen Big Muddy und seinen Nebenflüssen aus. Es gibt da nämlich noch einige bisher unbekannte Wasserläufe – zum Beispiel den Brandy River. Dort haben Miss McLaine und ich alle Holzkonzessionen erworben. Marshal Shannigan wird Ihnen gewiss Einsicht gewähren in die Karte. Sehen Sie sich alles gründlich an. Denn dann wissen Sie genau, wo Sie uns in die Quere kommen würden. Dann gibt es Ihrerseits keine Ausrede mehr. Nicht wahr? Sonst …«

»Sonst – was? He, sonst was?« Orson Vancouver knurrt es drohend.

Aber Joshua Kilrain bleibt ganz ruhig. Ja, seine Stimme klingt plötzlich sehr sanft, als er sagt: »… sonst würden Sie sich wünschen, lieber in der Hölle zu sein, Mister.«

»He, wer sind Sie denn?«

Vancouver fragt es verächtlich.

»Ich bin Kilrain«, sagt dieser. Er ist nun fertig mit seinem Frühstück, erhebt sich, nickt dem Marshal zu und geht hinaus.

»Lassen Sie sich nur nicht mit dem ein«, brummt Shannigan. »Der ist noch härter und gefährlicher als die beiden Floßkapitäne. Und wenn die drei Burschen zusammenhalten, dann beißen Sie sich alle Zähne an ihnen aus. Wenn Sie mit denen dort oben in den Holzschlaggebieten Krieg anfangen, verlieren Sie eine Menge Haare.«

Aber Vancouver knurrt nur grollend. Dann sagt er: »Ich will die Karte sehen. Ich will sehen, wo dieser verdammte Brandy River fließt. Den Namen hörte ich noch nie. Brandy River? Oh, was für ein Name! Also, her mit der Karte.«

»Irgendwann«, murmelt Shannigan, »werde ich Ihren Ton nicht mehr ertragen können, Vancouver.« Aber er holt die Karte aus seiner Jacke und breitet sie auf dem Tisch aus. Vancouver beugt sich darüber und sagt bald schon: »Das ist ja ein ganz neuer Fluss. Hier war bisher nur ein Sumpf eingezeichnet, aber dieser Sumpf soll in Wirklichkeit eine Flussmündung sein? Das werde ich mir an Ort und Stelle ansehen. He, wie kommt es, dass die verdammte Regierungskarte so ungenau ist?«

»Da müssen Sie die zuständige Regierungsstelle fragen«, erwidert Shannigan und faltet die Karte wieder zusammen. »Und ich sage Ihnen nochmals: Kommen Sie diesem Kilrain nicht in die Quere.«

»Ich komme niemandem in die Quere.« Vancouver grinst. »Es ist nur manchmal so, dass mir jemand in die Quere kommt. Und das ist ein Unterschied, nicht wahr?«

Nun erhebt auch er sich und geht. An der Tür hält er inne und blickt noch einmal über seine massige Schulter.

»Shannigan«, brummt er, »Sie sind hier oben verdammt allein. Und deshalb sehe ich Ihnen nach, dass Sie versagt haben. Es ist mir eigentlich sogar lieb, dass Sie mir keine Rechts- und Gesetzeshilfe geben konnten. Denn nun kann ich die Wahrung meiner Rechte und Interessen selbst übernehmen. Ein US Marshal und eine Armeeabteilung waren nicht fähig, meine Rechte zu schützen. Shannigan, entweder sind Sie auf der Seite dieser Holzdiebe oder ein trauriger Versager. Von mir aus können Sie beides sein. Sie sind nicht mehr im Spiel.«

Nach diesen Worten geht er.

Und Shannigan weiß, dass am Oberen Missouri und auf dem Brandy River ein Krieg ausbrechen wird, wenn John Pilldarlik und Louis Ohio mit ihren Mannschaften zurückkommen sollten, um nochmals Holz zu schlagen.

Orson Vancouver geht geradewegs zum Saloon hinüber.

Und dort sitzt Boston McLaine mit ihren beiden Barmännern und den fünf Animiermädchen beim Frühstück. Sie werden bedient von einem bezopften Chinakoch, der sie immer wieder mit besonderen Köstlichkeiten überrascht.

Orson Vancouver tritt an den Tisch. Es sind an diesem Tisch noch einige Stühle frei, aber Boston McLaine fordert ihn nicht zum Platznehmen auf.

So tritt er nur hinter einen Stuhl und stützt sich auf dessen Lehne, beugt seinen massigen Oberkörper etwas vor.

Dass die anderen Esser am Tisch zuhören, stört ihn nicht. Er nimmt sie gar nicht zur Kenntnis. Sein heller Blick ist starr auf Boston McLaine gerichtet.

»Was wollen Sie, Mister Vancouver?«, fragt diese kalt.

Vancouver lächelt. Aber seine Haifischaugen bleiben kalt und starr.

»Ich werde Ihnen die Konzessionen für den Holzabschlag am Brandy River abkaufen«, erwidert er. Er hebt dann schnell seine Hand. »Halt! Nichts überstürzen! Erst überlegen. Ich lasse Ihnen reichlich Zeit zum Überlegen. Gelegentlich werde ich mir eine Antwort holen – vielleicht morgen oder in einer Woche. Denken Sie nur gut nach, meine Teuerste.«

Es ist eine unmissverständliche Drohung. Und nach ihr geht er wieder hinaus.

☆☆☆

Sie fahren den ganzen Tag und dann die Nacht den Strom hinunter, lösen sich ständig ab. Die Nacht wird etwas dunkler als die vergangene, denn es sind nun immer wieder Wolken am Himmel, welche den Schein der Gestirne von der Erde abhalten.

Am nächsten Tag schlägt das Wetter total um. Es beginnt zu regnen. Windböen lassen die Schauer prasseln. Die Wellen des Flusses werden immer höher, weil der Wind sie hochjagt.

Sie fahren aber unaufhörlich den Strom hinunter, legen nirgendwo an in einer der großen Buchten hinter den Landzungen und scharfen Biegungen, wo das Wasser fast steht oder sogar ein Rückstau vorhanden ist, der flussaufwärts erst wieder in den Strom dreht.

Und als es Nachmittag wird, halten sie scharf Ausschau nach der kleinen »River Eagle«. Wird sie kommen? Wird Vancouver sie verfolgen lassen?

Erst gegen Abend klart es etwas auf. Und da sehen sie die »River Eagle« kommen. Sie können etwa drei Meilen weit den Strom hinaufblicken.

Das kleine Dampfboot nähert sich schnell. Sein Schornstein qualmt gewaltig. Offenbar müssen sie jetzt regennasses Holz verfeuern.

John Pilldarlik, der das zweite Floß kommandiert, ruft drei seiner Männer. Sie machen eines ihrer Kanus schwimmfertig und heben es neben dem Rand des Floßes ins Wasser. An einer Leine befestigen sie überdies noch drei lange, mehr als armdicke Stangen. Und als sie mit dem Floß um eine Biegung sind, steigen sie ins Kanu und streben dem Ufer zu. Sie verbergen das Kanu in den Büschen.

Einer der Männer läuft hinaus auf die Landzunge.

Pilldarlik und die beiden anderen gehen ins Wasser. Und jeder schiebt einen dieser dicken Knüppel vor sich her. Inzwischen wurde es fast Nacht. Die Dunkelheit wird diese Nacht sehr intensiv werden. Kaum zu glauben, dass man bei dieser Dunkelheit mit zwei solchen Riesenflößen den Strom hinunterfahren kann.

Von der Landzunge her tönt dann ein lauter Schrei.