G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 13 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 13 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

3 spannende Westernromane lesen und sparen!

G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht!

Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2386 bis 2388:

2386: Der Weg nach Bozeman
Für die Schwadron wird er zum Todesweg. Denn Red Clouds Kriegsmacht hat es auf den Munitionstransport abgesehen, und Lieutenant Yates und Master Sergeant Lonekid hassen sich bis aufs Blut ...

2387: Die harte Ranch
Als sein Sohn ermordet aufgefunden wird, läuft der Weideking Tex Texterlee Amok und will alle Siedler aus dem Land jagen. Doch ein Mann stellt sich ihm in den Weg: sein ehemaliger Vormann Jim Ballard ...

2388: Die weite Schlinge
Wie mit einer weiten Schlinge hat Thor Ballard das Tal seiner Träume in Besitz genommen. Doch dann muss er erkennen, dass sein Todfeind aus Texas die älteren Rechte besitzt ...

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 250 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 462

Veröffentlichungsjahr: 2020

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G. F. Unger

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 13

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Norma/Prieto ISBN 978-3-7325-9393-4

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Western-Bestseller 2386 - WesternFür die Schwadron wird er zum Todesweg. Denn Red Clouds Kriegsmacht hat es auf den Munitionstransport abgesehen, und Lieutenant Yates und Master Sergeant Lonekid hassen sich bis aufs Blut ... *** G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht! Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich. Bastei Western-Bestseller - seit Jahrzehnten auf Erfolgskurs. Woche für Woche stehen begeisternde Western voller Spannung von G.F. Unger auf dem Programm.Jetzt lesen
G. F. Unger Western-Bestseller 2387 - WesternAls sein Sohn ermordet aufgefunden wird, läuft der Weideking Tex Texterlee Amok und will alle Siedler aus dem Land jagen. Doch ein Mann stellt sich ihm in den Weg: sein ehemaliger Vormann Jim Ballard ... *** G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht! Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich. Bastei Western-Bestseller - seit Jahrzehnten auf Erfolgskurs. Woche für Woche stehen begeisternde Western voller Spannung von G.F. Unger auf dem Programm.Jetzt lesen
G. F. Unger Western-Bestseller 2388 - WesternWie mit einer weiten Schlinge hat Thor Ballard das Tal seiner Träume in Besitz genommen. Doch dann muss er erkennen, dass sein Todfeind aus Texas die älteren Rechte besitzt ... Bleiben Sie am Ball! Mit einem weiteren Klassiker aus der Feder des erfolgreichsten Western-Autors deutscher Sprache!Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Der Weg nach Bozeman

Vorschau

Der Weg nach Bozeman

Drango Lonekid wirft seine Karten hin, ohne sie angesehen zu haben, erhebt sich und sagt trocken: »Ich höre auf, ich bin hier fertig!« Er greift nach seinem Geld und will es einstecken.

»Sie können nicht mitten in einem angefangenen Spiel aufhören«, begehrt einer der Mitspieler auf.

»Doch, ich kann«, sagt Drango Lonekid. »Ich bin dagegen, wenn jemand sich die Karten von unten gibt!« Er hat inzwischen seine Dollarstücke eingesteckt. Er achtet scharf auf den Mann, der gegeben hat und den er für einen billigen Kartenhai halten muss.

Blitzschnell greift der Kartenhai in die Innentasche seines schwarzen Prinz-Albert-Rockes. Doch ehe er einen kleinen Colt-Derringer in die Hand bekommt, hechtet Drango über den Tisch und stößt ihm beide Fäuste ins Gesicht. Der aufspringende Mann stürzt rücklings über den Stuhl. Er ist größer und schwerer als Drango Lonekid. Doch Drango erweist sich als schneller und härter.

Er verabreicht ihm eine Tracht Prügel. Er lässt dem Kartenhai keine Chance, nutzt den Vorteil, den er dadurch bekam, dass er ihn beim Angriff mit beiden Fäusten treffen konnte und auf ihm zu liegen kam. Als er fertig ist mit dem Mann, der ihn betrügen wollte, erhebt er sich. Obwohl er soeben explodiert ist wie ein Kettenblitz und in rasende Tätigkeit geriet, geht sein Atem nicht viel schneller als zuvor. Auch ist in seinem hageren, etwas hohlwangigen Gesicht keinerlei Anstrengung festzustellen. Und sein feuerrotes Haar leuchtet im Lampenlicht …

Zwei Rauswerfer der Spielhalle schieben sich durch den losen Kreis der Zuschauer. Sie sind erfahren und sehen sich die Sache erst einmal an.

»Er hat sich selbst die Karten von unten gegeben«, sagt Drango Lonekid zu ihnen. »Ihr solltet solche Burschen nicht in eurem Haus dulden. Er sieht so nobel aus wie ein richtiger Gentleman, aber dies ist vielleicht sein großer Trick. Ist er etwa ein Freund dieses Hauses oder von euch?«

Er sagt die Worte auf eine Art, die erkennen lässt, dass er es auch mit den beiden Rauswerfern aufnehmen und keinem Kampf aus dem Weg gehen würde.

Aber die beiden Rauswerfer lassen sich nicht herausfordern. Im Gegenteil, sie reden beruhigend auf ihn ein. »Dieser Mann ist heute zum ersten Mal in den Last-Chance-Spielhallen.«

Der Sprecher richtet den Tisch auf und sammelt die heruntergefallenen Spielkarten ein. Sein Kollege hilft dem schwer angeschlagenen Kartenhai auf die Beine. Die beiden Rauswerfer verschwinden mit ihm durch die Seitentür.

Drango Lonekid geht langsam aus der Spielhalle. Es ist eine kühle Nacht, Anfang Mai. Die Kühle macht ihn noch nüchterner.

Er geht zum Postwagenhof und lässt sich dort vom Nachtmann die Reisetasche aus dem Gepäckaufbewahrungsraum geben. Mit der Tasche in der Hand wandert er langsam aus der Stadt.

Er ist nicht allein auf diesem Weg. Es sind Soldaten unterwegs, die bis zwei Stunden nach Mitternacht Ausgang hatten und die nun zurück müssen.

Nach etwa zwei Meilen kommt Drango Lonekid an ein Tor. Zwei Posten kontrollieren im Lampenschein. Drango Lonekid muss zum Corporal der Wache. Dieser schickt ihn mit einem Soldaten zum Offizier vom Dienst, einem schon älteren, schnurrbärtigen First Lieutenant, der während des Bürgerkriegs Major auf Kriegszeit gewesen ist und der dann wie alle Offiziere um einige Ränge zurückversetzt wurde, als man nach dem Krieg die Armee reorganisierte.

Diesem Offizier reicht Drango Lonekid einen Schein, den er schon bei der Wache gezeigt hatte. Der Offizier nickt brummend.

»Aha, Wiedereinstellung! Ich habe gestern zufällig Ihre Personalakte gelesen, Lonekid. Ich erinnere mich. Sie sollen sogar zum alten Dienstgrad eingestellt werden. Ihr Mannschaftsdienstgrade habt es doch gut.«

Er verstummt mürrisch.

Drango Lonekid sagt nichts dazu.

»Gehen Sie in die A-Baracke und suchen Sie sich dort eine freie Schlafgelegenheit. In genau sechs Stunden treten alle Neuen zur Vereidigung an. Es wird eine ganze Kompanie aufgestellt, alles altgediente Soldaten, vom letzten Mann bis zum Offizier. Sie sind als Master Sergeant vorgesehen. Nach der Vereidigung melden Sie die neue Kompanie nach der Einkleidung Ihrem Offizier.«

»Yes, Sir«, erwidert Drango Lonekid.

Und als er dann über den weiten Paradeplatz geht, hört er, wie die Posten sich zurufen: »Zwei Uhr nachts! Alles wohl!«

Drango Lonekid hört es, und er fühlt sich irgendwie erleichtert und wieder daheim.

Solange er zurückdenken kann, war er immer bei Soldaten. Schon als Säugling war er bei der Armee. Denn Soldaten fanden ihn irgendwo an einem Weg. Wahrscheinlich war er aus einem Wagen gefallen. Und er war ganz allein – ein Kind am Weg. Man nannte ihn »Lonekid«, was so viel wie »Einsames Kind« heißt. Und auf diesen Namen wurde er damals auch von einem Armeegeistlichen getauft, weil man ja nicht wusste, wie der Name seiner Eltern war. Eine Soldatenfrau, die zu dem kargen Sold ihres Mannes als Wäscherin für die Offiziersfamilien noch etwas dazuverdiente, wurde seine Pflegemutter. Doch die ganze Kompanie hatte ihn adoptiert. Seine Pflegemutter nannte ihn mit dem Vornamen ihres eigenen verstorbenen Kindes. Und so war er also Drango Lonekid.

Mit siebzehn Jahren wurde er Soldat.

Mit zwanzig Jahren war er Sergeant.

Und dann begann der Krieg gegen die Südstaaten. Als der Krieg beendet war, wurde er entlassen, wie all die anderen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten. Er hatte eben das Pech, gerade zu jenen Einheiten zu gehören, die vollkommen aufgelöst wurden.

Und er verlor damit seine Heimat, sein Zuhause, jenen festen Platz, den jeder Mensch nötig hat. Denn von Anfang an war doch die Armee seine Heimat, sein Elternhaus, sein fester Platz.

Es war ein schreckliches Jahr für ihn. Er wurde einer jener ruhelosen Abenteurer, die stets nach einer Chance suchten.

Er war als bewaffneter Postkutschenbegleiter unterwegs. Er fuhr als Spieler und Kartenausteiler auf den Mississippi-Luxusdampfer. Und er war Rauswerfer in einer Luxusbar. Oh, er unternahm einige Dinge und brachte auch einige Kämpfe hinter sich. Seine Revolvergeschicklichkeit verschaffte ihm schnell einen bitteren Ruhm. Und so war er auf dem besten Wege, einer jener berühmt-berüchtigten Revolverkämpfer zu werden.

Es war ein Zufall, dass er von der Reorganisation der Armee hörte und auch davon, dass altgediente Soldaten wieder eingestellt würden.

Er meldete sich sofort. Doch er musste einige Wochen warten, bis man sich seine Personalakte beschafft hatte und alles über ihn wusste.

Und nun soll er hier mit seinem alten Dienstgrad wieder eingestellt werden. Er soll Master Sergeant einer Einheit werden.

Dies alles geht ihm noch einmal durch den Kopf. Nun hat er die A-Baracke erreicht. Er öffnet sie und tritt ein. Im Aufenthaltsraum stehen einige lange Tische und Bänke.

Hier sitzen beim Schein einer Lampe mehrere Männer und würfeln. Bei seinem Eintritt haben sie einige Flaschen unter dem Tisch verschwinden lassen. Nun holen sie die Flaschen wieder hervor. Drango riecht den billigen Handelswhisky, den nur Männer mit kupfernen Kehlen vertragen können.

Es sind Exsoldaten, die dort sitzen und würfeln. Er betrachtet sie mit einem raschen Blick. Nein, er kennt keinen von ihnen. Doch er kennt ihre Sorte.

Er nickt ihnen zu. Sie betrachten ihn aufmerksam, schätzen ihn ab und beobachten stumm, in welche Richtung er sich wenden wird.

Denn die Kompaniebaracken sind in der ganzen Armee die gleichen. Man kommt zuerst in den Aufenthaltsraum. Dieser Raum trennt die Baracke in zwei ungleiche Teile. Der rechte und größere Teil ist der Schlafraum der Mannschaft. Der linke, kleinere aber besteht aus den Kammern der Sergeants, der kleinen Schreibstube, der Kleider- und Ausrüstungskammer.

Es ist deshalb für die Männer am Tisch sehr interessant, nach welcher Seite sich der späte Ankömmling wenden wird.

Als sie sehen, dass er sich nach links wendet, betrachten sie ihn noch aufmerksamer und nun lauernd. Ein bärtiger Riese sagt auf eine deutlich herausfordernde Art: »Das sind die Sergeantquartiere. Irrst du dich nicht in der Richtung, Bruder?«

Drango Lonekid hält inne, dreht sich halb um und blickt über die Schulter zu den Männern am Tisch.

»Mein Name ist Lonekid«, sagt er. »Drango Lonekid! Habt ihr das gut verstanden? Es ist bestimmt jemand unter euch, der schon von mir gehört hat.«

Er zeigt ihnen ein hartes Lächeln.

Dann verschwindet er durch die Tür und betritt eine Kammer, in der schon drei Betten belegt sind. Die drei Schläfer schnarchen. Wenig später schläft auch Drango.

Im Aufenthaltsraum aber lauschen die Männer auf die Worte eines Burschen, der im Unterzeug aus dem Mannschaftsschlafraum kam und sich zu ihnen an den Tisch setzte und eine Zigarette zu drehen begann.

»Ich kenne Drango Red Lonekid«, sagt dieser Bursche. »Als unsere Offiziere gefallen waren, führte er uns damals am Bull Run gegen Stonewall Jacksons Texaner. Und dann …« Der Mann bricht ab, um seine Zigarette anzuzünden. Er raucht drei Züge und macht eine vielsagende Handbewegung.

»Ihr werdet ihn schon kennenlernen«, brummt er. »Er hat aus so manchem jungen Lieutenant einen brauchbaren Offizier gemacht, wenn der junge Lieutenant klug genug war, auf seinen Master Sergeant zu hören. Und die, die nicht so klug waren, nun, sie wurden zumeist nicht alt. Dieser Drango Lonekid hat es zweimal abgelehnt, Offizier zu werden. Er blieb lieber Master Sergeant. Oh, er ist ein harter Bursche, und er kennt keine Gnade. Ich habe noch keinen Mann gesehen, der ihn schlagen konnte. Und mit dem Revolver ist er besser als ein Revolverheld aus Texas. Er kennt jeden Trick und wird euch alle durchschauen und schnell wissen, wer eine Niete ist. Jungs, er wird uns die Haut abziehen, wenn er mit uns unzufrieden ist. Nur in einer Beziehung kann ich euch Trost spenden. Er ist ein Mann, der immer noch eine gute Idee hat, wenn andere längst aufgeben, und der immer noch einen Ausweg findet, wenn andere keine Chance mehr sehen. Er ist gut für eine Truppe, die den Auftrag bekommt, dem Teufel ins Maul zu spucken. Er ist der Mann, der die hilflosen Kindlein bei den Händen nimmt und wieder in Sicherheit bringt. Doch das hängt natürlich immer von dem Offizier ab. Er versteht es jedoch gut, einen Offizier so zu beraten, dass dieser glaubt, alle guten Ideen wären auf seinem Mist gewachsen. Jetzt wisst ihr wohl besser über ihn Bescheid.«

☆☆☆

Sie werden noch einmal kurz von einem Arzt gemustert. Sie müssen die schon vorbereitete Verpflichtung unterschreiben und werden zugleich vereidigt.

Und dann geht es in den Ausrüstungsraum der Kompanie. Hier bekommen sie alles, was ein Reiter der US-Kavallerie haben muss.

Sie kleiden sich schweigend ein, und obwohl ihre Uniformen neu sind, wirken sie darin nicht wie Rekruten. Sie haben alles an sich, was sie als alte Soldaten erkennen lässt.

Dann warten sie, bis auch der letzte Mann fertig ist. Ein Läufer kommt von der Kommandantur zu Drango Lonekid und meldet, dass der First Lieutenant Lester Yates seine Abteilung gemeldet bekommen möchte.

Drango Lonekid sitzt mit den drei anderen Sergeants an einem Tisch. Und sie haben sich inzwischen einigermaßen berochen und herausgefunden, dass sie alle keine grünen Jungs mehr sind. Doch sie werden sich noch gegenseitig besser kennenlernen und abschleifen müssen. Sie wissen das.

Drango nickt den drei Zugsergeants zu und geht hinüber in den Mannschaftsraum.

Als Drango Lonekid im Mannschaftsraum seine Stimme ertönen lässt, ist es eine präzise Stimme, voller Autorität und jenem zwingenden Klang, wie ihn nur die Stimme eines Mannes haben kann, der daran gewöhnt ist, Befehle zu erteilen, anzutreiben, zu fordern, anzuordnen, zu überwachen, zu loben und zu tadeln.

Drango Lonekid sagt laut und präzise: »Herhören!«

Und als es in der hintersten Ecke nicht gleich still ist, ruft er noch schärfer: »Herhören!«

Nun ist es still. Und er sagt mit einer drohenden Ruhe in seiner Stimme: »Dies war das erste und einzige Mal, dass ich euch etwas zweimal sagte und euch danach ungeschoren ließ. Ich brauche euch keine lange Rede zu halten, denn ihr alle seid altgediente Soldaten, die nun wieder eingestellt wurden. Mein Name ist Lonekid, Master Sergeant Drango Lonekid. Ich bin hier euer Vater und eure Mutter. Ich denke für euch und sorge dafür, dass ihr immer satt in eurem Bettchen liegen könnt. Ich sorge aber auch dafür, dass ihr alles haargenau so ausführt, wie es der Offizier unserer Abteilung haben will. Und wer mir dabei Schwierigkeiten macht, wer mich ärgern will oder wer gar dumm auffallen sollte, nun, Jungs, der wird herausfinden, was für ein Narr er ist. Raustreten!«

Es sind alles altgediente Soldaten. Und sie erkennen einen harten Sergeant wie ein bockiges Pferd einen harten Reiter, gegen den man keinen Chance hat.

Sie bewegen sich schnell. Denn sie sehen, dass er einen Uhr in der Hand hält und die Sekunden zählt. Sie wissen aus alter Erfahrung, mit wie viel Sekunden sie einen harten Sergeant zufriedenstellen können.

Und sie schaffen es.

Sie sind siebenundzwanzig Männer, neun Corporals und drei Zugsergeants. Sie sind in einer Viertelminute draußen. Und als Drango Lonekid ihnen langsam folgt, sind sie angetreten und richten sich bereits aus. Er tritt vor ihre Front und sieht am Rande seines Blickfeldes einige Offiziere kommen. Doch er blickt nicht zu ihnen hin. Er sorgt dafür, dass die Abteilung haargenau ausgerichtet ist, und weiß, dass die Offiziersgruppe hinter ihm angehalten hat. Der Offizier, dem er zu melden hat, wird zumindest einen Schritt vor der Gruppe stehen.

Drango Lonekids Kommandos klingen fest und präzise. Man hat den bestimmten Eindruck, dass er auch in größter Gefahr jedes Kommando so ruhig und präzise geben wird.

Als er die Abteilung zur Meldung fertig hat, macht er seinen Kehrtwendung und geht rasch und straff auf den Offizier zu, der vor der Gruppe anderer Offiziere steht.

Er erkennt ihn nicht sogleich, denn der First Lieutenant Lester Yates hält den Kopf etwas gesenkt. Der Schild seiner Garnisonsmütze verdeckt bis zum Mund sein Gesicht.

Aber als Drango Lonekid salutiert und seine Meldung macht, da hebt Lester Yates sein Gesicht. Nun sehen sie sich an. Und es ist gut für Drango, dass er die Meldung schon sprach. Er hätte sonst bestimmt gestottert oder einen Fehler gemacht.

Denn die Überraschung trifft ihn wie ein Hammerschlag. Obwohl er straff und gerade steht, reißt er die Augen auf und macht für einen Sekundenbruchteil einen recht dummen Eindruck.

Denn er sieht die Zeichen seiner Fäuste im Gesicht des Offiziers. Er erkennt in diesem Offizier den Falschspieler von gestern, den er so schlimm verprügelte.

Und dies kann selbst einen solch harten und erfahrenen Sergeant wie Drango Lonekid umwerfen.

Doch dann wehrt sich sein Verstand dagegen, zu glauben, was er sieht. Er will an eine Ähnlichkeit glauben, an die Möglichkeit, dass er sich täuscht.

Aber als er in die Augen des Mannes blickt, da erkennt er darin die ganze Feindschaft. Nein, es gibt keinen Irrtum. Dieser Offizier, in dessen Gesicht man die Zeichen einer Schlägerei erkennen kann, ist der Falschspieler von gestern.

Er dankt nun für die Meldung und schreitet an Drango vorbei, um die Leute zu mustern. Drango folgt ihm und hält nach Vorschrift sein Notizbuch bereit.

Doch Lester Yates verzichtet darauf, ihm irgendwelche Dinge aufzugeben, die notiert werden müssen. Er nimmt sich auch keinen der Männer irgendwie vor, um etwas an ihm auszusetzen.

Er begibt sich bald wieder vor die Front und sagt knapp und sachlich: »Ich bin First Lieutenant Lester Yates. Während des Krieges war ich Captain im Vierten Massachusetts-Regiment. Ich bin genau wie ihr alle aufgrund meiner Bewerbung wieder eingestellt worden und kam heute mit der Morgenpost von Missouri herüber. Ich habe den Befehl, diese Abteilung binnen vier Wochen felddienstmäßig zu machen.«

Er wendet sich an Drango.

»Lassen Sie wegtreten zum Mittagessen! Bei Dienstbeginn begeben sich die Züge einzeln zu den Corrals hinüber und bekommen dort die Pferde zugeteilt. Ich halte um fünf Uhr nachmittags Stallinspektion und eine Stunde danach Quartiersinspektion. Sämtliche Unteroffiziere nähen sich während der Mittagspause ihre Streifen an die Ärmel.«

Er grüßt und Drango salutiert vor ihm.

»Yes, Sir«, sagt er, macht eine Kehrtwendung, tritt vor die Abteilung und gibt die entsprechenden Befehle. Doch indes er dies alles tut, jagen sich seine Gedanken.

Oh, er kennt die Armee. Er weiß zu gut, dass er bald die Hölle bekommen wird. Ein Mann wie Lester Yates – also ein Mann, der betrügt und der es dennoch verstanden hat, als Offizier wieder eingestellt zu werden – ist zu jeder Gemeinheit fähig.

Es ist bezeichnend für Drango Lonekid, dass er mit keinem Gedanken daran denkt, einem höheren Vorgesetzten Meldung zu machen und um eine Versetzung zu bitten.

Dies wäre auch sinnlos. Denn er hat gegen diesen First Lieutenant keine Beweise. Die Spieler der Pokerrunde – jene zwei Büffeljäger und jener Rancher von gestern – sind gewiss kaum noch aufzufinden. Und überdies sahen sie ja auch nicht, was Drango sah. Nein, nur er allein weiß, dass dieser Offizier gestern noch ein Kartenhai war, der betrog.

Aber für die Armee ist ein Offizier eine Person, die über jeden Zweifel erhaben ist.

☆☆☆

Bei der Pferdezuteilung zeigt Drango Lonekid zum ersten Mal, was er wert ist. Denn er lässt nicht zu, dass der Regimentsstallmeister seiner Abteilung irgendwelche »Krücken« oder gar »Verbrecher« andreht. Er begutachtet jedes einzelne Pferd, und der Regimentsstallmeister wird immer grimmiger und missgelaunter, weil dieser neue Master Sergeant die besten Pferde herausfindet.

Doch in dem Ansehen seiner Männer steigt Drango Lonekid auf die erste Stufe. Diese alten Soldaten wissen es zu schätzen, ein gutes Pferd unter sich zuhaben. Und nun glauben sie, dass dieser Master Sergeant sein Versprechen wahr machen wird, ihnen ein guter Vater und eine gute Mutter zu sein. Denn bei der Kavallerie fängt alles bei den Pferden an.

Und diese Abteilung bekommt gute Pferde.

Aber dann wird dieser Master Sergeant unerbittlich und scharf, als sie ihre Tiere und das Sattelzeug und überhaupt alles zur Inspektion fertig machen. Es hagelt die ersten Strafdienste, und der Wind innerhalb der Abteilung wird scharf und gnadenlos. Die drei Zugsergeants und die neun Corporals haben sich schnell auf den scharfen Master Sergeant eingestellt. Sie schlagen kräftig in seine Kerbe, und so herrscht mit einem Mal ein scharfer Dienstbetrieb.

Drango Lonekid wandert durch die Stallgänge, und er verspürt das alte, gute Gefühl in sich. Es geht ihm wie einem Jungen, der nach mancherlei Irrfahrt endlich wieder daheim ist.

Denn dies hier, dies ist sein Heimat. Dieser Stallgeruch, die schnaubenden und stampfenden Pferde, die putzenden, striegelnden, manchmal fluchenden oder lobenden Männer überall bei den Pferden. Die Kommandos und die Verrichtung all der vertrauten Arbeiten, dies alles ist etwas Heimatliches für einen Mann, der bei der Kavallerie aufgewachsen ist.

Ja, er ist wieder daheim. Er ist wieder bei der US-Kavallerie. Und er weiß, dass er auch als einfacher Soldat hier lieber wäre als irgendwo anders auf dieser Welt.

Aber dann erschrickt er tief in seinem Kern. Für einige Minuten hat er den First Lieutenant Lester Yates vergessen.

Dieser First Lieutenant wird ihn fertigmachen.

Es kann kein gutes Ende nehmen, nein!

Er zieht seine Uhr und sieht, dass in wenigen Minuten die Stallinspektion beginnen wird. Er macht noch eine letzte Runde durch die Stallgänge und findet nichts mehr auszusetzen.

Dann wird ihm auch schon gemeldet, dass der Lieutenant unterwegs wäre. Er tritt aus dem Stall und meldet die Abteilung zur Stallinspektion.

First Lieutenant Lester Yates prüft schweigend und sachkundig.

Und er findet gleich im ersten Zug, der von dem riesigen und schwarzhaarigen Sergeant Murphy geführt wird, dreimal die Möglichkeit, etwas zu bemängeln.

Bei Reiter Redfire ist an einer Schnalle des Sattelzeugs ein kleiner Rostfleck.

Am Lasso von Reiter Buckston ist etwas zu erkennen, was sich mit dem Fingernagel abschaben lässt und sicherlich Dreck oder getrocknetes Blut ist.

Der After des Pferdes von Reiter Ballard ist nicht sorgfältig ausgeputzt.

Nun muss man wissen, dass Reiter Redfire ziemlich schlimm verrostetes Zeug bekommen hat und sich wahrhaftig ehrlich mühte, mit feuchter Asche alle Metallteile seines Sattelzeugs blinkend wie Silber zu machen. Man muss auch wissen, dass Reiter Buckston ein sehr schmutziges Lasso bekommen hat, welches er Stück für Stück sauber bürsten und reiben musste. Es war beim besten Willen am ersten Tag nicht vollkommen sauber zu bekommen.

Und man muss schließlich wissen, dass Reiter Ballards Pferd noch nach Beginn der Inspektion einige Äpfel legte. Reiter Ballard fing die Äpfel mit seiner Mütze auf. Denn sie durften nicht in das frische Stroh fallen. Er hätte einfach keinen Zeit mehr gefunden, das Stroh erneuern zu können. Er versteckte die Äpfel zwar tief unter dem Stroh und setzte sich die Mütze wieder vorschriftsmäßig auf. Doch bevor er dem Tier den After reinigen konnte, war der First Lieutenant schon bei ihm und musterte das Pferd.

Aber es gibt keine Entschuldigungen – nicht bei Lieutenant Lester Yates. Dies lässt sich schon unschwer an seinem Gesichtsausdruck erkennen.

Nachdem er also diese drei Dinge zu bemängeln hatte, wendet er sich an seinen Master Sergeant. Seine Stimme klingt fast lässig, als er sagt: »Die X-Kompanie ist vorläufig noch ein verdreckter Haufen. Ich verzichte darauf, die Inspektion weiter durchzuführen. Lonekid, wenn Sie nicht in der Lage sind, eine einwandfreie Kompanie zur Inspektion zu melden, dann werde ich mir die Mühe machen, Sie in dieser Richtung etwas zu schulen. Sie haben es hier nicht mit einem grünen Second Lieutenant zu tun, sondern mit einem alten, erfahrenen Offizier, der aus seiner Abteilung stets eine Elitetruppe machte. In genau siebenundfünfzig Minuten halte ich Quartiersinspektion.«

Nach diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um und verlässt den Stall.

Die Männer sind still. Jeder Mann steht bei seinem Pferd am Rande des Stallganges. Und fast alle hörten die Worte des Offiziers. Oh, sie wissen, wie ein Master Sergeant in solchen Fällen reagieren kann. Sie kennen sich aus.

Manche Sergeants fangen nun an zu brüllen und zu fluchen. Sie verhängen Strafdienste.

Doch zu dieser Sorte gehört Drango Lonekid nicht.

Er lässt mit ruhiger Stimme zur Quartiersinspektion wegtreten. Er ermahnt die Männer nicht einmal, sich besondere Mühe bei der Reinigung zu geben. Aber als der schwarzbärtige Sergeant Murphy seinem Zug folgen will, da sagt Drango Lonekid knapp: »Warte, Murphy!«

Und Murphy wartet. Er ist ein Riese von zweihundertzehn Pfund. Und in seinen dunklen Augen glitzert es nun störrisch und wachsam.

Drango Lonekid tritt langsam auf Murphy zu. Dieser grinst nun und sagt: »Dieser Lieutenant ist ein scharfer Hund, doch wir werden ihn schon …«

Weiter kommt er nicht. Denn er bekommt Lonekids Fast wie einen Eselstritt in den Bauch und dann die andere Faust als Aufwärtshaken, dem er sich schmerzvoll entgegenbeugte, unter das breite, bärtige Kinn. Der schwarze Bart schwächt den Aufwärtshaken nur unwesentlich ab.

Sergeant Murphy liegt dann im Stallgang auf den angewinkelten Ellenbogen und ruht sich aus. Er schüttelt den Kopf und keucht dann: »Gleich bekommst du es zurück, Bruder! Für mich bist du nicht groß genug, mein Junge! Du hast soeben nur durch Überraschung Glück gehabt. Aber auf diese Art schaffst du die keine Freunde. Ich …«

»Ich will keine Freunde! Ich will Zugführer, die aus schlampigen Kerlen zuverlässige Soldaten machen, die bei den Inspektionen nicht dusslig auffallen. Murphy, ich werde es schwer genug haben mit euch. Und deshalb will ich dir jetzt klarmachen, was dir blüht, wenn ich durch deine Laschheit und Schlafmützigkeit noch einmal von diesem Lieutenant aufs Kreuz gelegt werde. Steh auf und komm!«

Murphy hat sich nun erhoben. Er ist ein bärenstarker Bursche, der einen Kampf liebt. Und wenn er diesen Master Sergeant zusammenschlagen kann, wird ihn dieser in Zukunft vorsichtiger behandeln.

Er springt Lonekid plötzlich an. Er ist für sein Gewicht sehr schnell und sicher in allen Bewegungen. Er ist erfahren in vielen Kämpfen. Doch Lonekid taucht unter seinen schweren Schlägen weg. Murphy kann ihn nicht treffen. Er stolpert von der Wucht des Angriffs an dem gedankenschnell zur Seite gleitenden Lonekid vorbei und bekommt obendrein noch ein Bein gestellt. Er kracht der Länge nach zu Boden.

Als er aufschnellt, steht Lonekid wieder vor ihm und gibt es ihm. Die Schläge kommen so schnell, dass Murphy sie gar nicht kommen sieht. Und die Fäuste sind so hart und mit so sehr viel Nachdruck, als säße die Kraft und das ganze Gewicht eines zweieinhalb Zentner schweren Mannes dahinter.

Murphy begreift nun, dass Lonekid aus einer anderen Substanz als ein normaler Mann besteht.

Doch so leicht gibt er sich nicht geschlagen. Grollend wirft er sich vor und umfasst Drango Lonekids Beine. Die Überraschung glückte ihm diesmal einigermaßen. Lonekid fällt auf den Rücken. Doch als Murphy sich richtig auf ihn werfen will, bekommt er beide Stiefel gegen die Brust. Er fliegt weit zurück und schlägt im Stallgang einen Purzelbaum nach rückwärts.

Als er keuchend aufsteht, schleudert Drango Lonekid den schweren Mann wie eine große Stoffpuppe auf einen Stapel Säcke, und dort liegt Murphy nun und keucht: »All right, all right, ich bin bedient! Ich trage dir auch nichts nach! Nein! Ich werde jeden Narren genauso zurechtstutzen, wie du mich zurechtgestutzt hast. Ich werde ihnen die heilige Furcht einhämmern, verlass dich darauf! Ich war nur etwas nachlässig. Doch auch ich gehöre zu der guten, harten Sorte. Ich komme schon in Gang. Jawohl!«

Drango Lonekid betrachtet ihn ernst.

Dann geht er wortlos hinaus.

☆☆☆

Die Quartiersinspektion beginnt pünktlich, denn Lester Yates demonstriert ganz und gar den überpünktlichen, übergenauen und auf eine fast grausam wirkende Art korrekten Pedanten.

Es geht auch sehr schnell.

Er nimmt sich die Männer des zweiten Zuges vor. Und er findet sehr schnell wieder drei Dinge, die zu bemängeln sind:

Reiter Shelly hat seine Garnisonschnürschuhe geputzt, ohne vorher die Schnürsenkel entfernt zu haben.

Aus einem Spalt zwischen den Tischplattenbrettern lässt sich mit einer Messerklinge eine feuchte schmutzige Masse herauskratzen.

In der Feldflasche des Reiters Kehoe befindet sich Rotwein.

»Das genügt mir«, sagt Lester Yates zu seinem Master Sergeant. »Ich habe Sie gewarnt, nicht wahr? Ich sagte Ihnen, dass ich Sie etwas schulen würde, wenn ich wieder Dinge zu bemängeln finde, die mit Schlampigkeit zusammenhängen. Nun gut! Diese Baracke wird ausgeräumt! Es wird alles entfernt, was nicht fest eingebaut oder angenagelt ist. Dann wird diese Baracke gereinigt! Und wenn sie nicht richtig sauber ist, dann prüfen Sie, Master Sergeant Drango Lonekid, jeden Gegenstand einzeln, der in diese Baracke hineingetragen wird. Haben Sie mich verstanden? Jeden Gegenstand einzeln! Auch jeden einzelnen Ausrüstungsgegenstand der Männer. Melden Sie mir, wenn Sie fertig sind. Sollte ich schon zur Ruhe gegangen sein, soll mein Bursche mich wecken.«

»Yes, Sir«, sagt Drango Lonekid und salutiert korrekt.

Lester Yates wendet sich ab. Doch nun bekommt er von seinem Master Sergeant den Handschuh ins Gesicht, symbolisch natürlich, nicht im wortwörtlichen Sinne gemeint.

»Sir!«

Lester Yates hält inne und wendet sich halb. »Was wollen Sie, Sergeant?«

»Ich habe salutiert, Sir. Sie haben mir nicht gedankt. Es ist für Offiziere Vorschrift, Respektbezeigungen durch Grüßen zur Kenntnis zu nehmen. Ich möchte darum ersuchen, Sir!«

Es ist still in der ganzen Baracke. Die Männer halten die Luft an. Denn sie erleben nun, wie der Master Sergeant seinem Offizier den Fehdehandschuh ins Gesicht schlägt. Das gibt es dann und wann, und manchmal, wenn der Offizier jung und unerfahren ist, bereut er es bald, sich mit dem Ersten Unteroffizier angelegt zu haben, mit jenem Mann, der ihm die Abteilung in Schwung hält. Denn solch eine Abteilung ist wie eine Maschine. Und wenn sie nicht gut geölt und sorgfältig überwacht und in Stand gehalten wird, so versagt sie irgendwann in der Hand des Mannes, der sie bedienen und von ihr Höchstleistungen verlangen will. Es liegt immer an dem Mann, der die Maschine ständig kontrolliert und überwacht.

Und das ist bei der Kavallerie-Abteilung der Master Sergeant.

Die Männer in der Baracke wissen es genau.

Und noch eines wissen sie: Ausbaden müssen sie die Fehde, so oder so. Irgendwie wird es auf ihren Buckeln ausgetragen werden. Und dieses Wissen macht sie nun verbissen und bösartig.

Dieser Offizier wird nun seinem Master Sergeant nach und nach die Haut abziehen. Dabei werden sie stark in Mitleidenschaft gezogen.

Sie sehen nun, wie Lester Yates sich wieder voll dem Sergeant zuwendet und sorgfältig grüßt.

»Ich bin sehr dankbar, Sergeant, dass Sie mich an diese Unterlassung erinnert haben«, sagt Lester Yates dann. »Und mir ist auch noch etwas eingefallen. Ich möchte, dass Sie stündlich die Stallwache kontrollieren – die ganze Nacht bis zum Wecken.«

»Yes, Sir«, sagt Drango Lonekid ruhig und salutiert.

Nun grüßt der Lieutenant wieder und geht endgültig hinaus.

Drango Lonekid steht noch einige Sekunden unbeweglich da. Die Männer betrachten ihn, und sie wissen, welch eine bösartige Gemeinheit der Lieutenant ihm soeben antat. Lonekid soll stündlich die Stallwachen kontrollieren. Dies bedeutet, dass er während der ganzen Nacht jede Stunde aufstehen und zum Stall hinüber muss.

Wenn der Lieutenant dies einige Nächte lang so bestehen lässt, wird er seinen Master Sergeant vielleicht bei einer Nachlässigkeit erwischen können. Denn ein unausgeschlafener und übermüdeter Mann muss ja leichter einen Fehler begehen. Für die Männer in der Baracke ist dies alles sehr klar. Aber als sie nun den Sergeant betrachten, als dieser sich umwendet, da erkennen sie nichts in seinem Gesicht, außer einer eisernen Härte. Und auch seine Stimme klingt ruhig und fest, als er den Befehl erteilt: »Räumt die Baracke aus!«

Es wird eine lange Nacht für Drango Lonekid und dessen Männer. Denn als sie die Baracke innen wieder trocken haben, beginnen sie mit dem Einräumen.

Drango Lonekid hat sich beim Haupteingang aufgestellt. Drei Lampen und zwei Laternen erhellen hier die Dunkelheit der Nacht. Und er prüft Spinde, Tische, Bänke, Essgeschirr und all die tausend anderen Dinge.

Stunde um Stunde vergeht. Zwischendurch begibt sich Lonekid jede Stunde zum Stall hinüber, um dort die Stallwache zu kontrollieren.

Es ist zwei Stunden nach Mitternacht, als er sich wieder einmal in den Stall begibt, um dort die Stallwache zu kontrollieren.

Er findet den Soldaten schlafend auf einer der Futterkisten vor.

Und im Stall jagten bei Drango Lonekids Eintreten einige fette Ratten davon, verschwanden irgendwo in den Winkeln. Die Pferde schnaubten und stampften. Doch dies alles störte den Schläfer auf der Futterkiste nicht und hatte ihn auch nicht geweckt.

Drango Lonekid nimmt einen gefüllten Wassereimer, und seine scharfe Dusche wirft den Mann von der Futterkiste herunter. Und als der Bursche einen leisen Schrei ausstößt und aufspringt, da begreift er erst, was geschehen ist und dass ihn der Master Sergeant bei einem schweren Wachvergehen überrascht hat.

Sie betrachten sich schweigend, und die Augen des Soldaten flackern unruhig. Er ist bis auf die Haut nass, doch er spürt es nicht. Er hat Angst vor diesem Sergeant.

»Du Narr, du verteufelter Narr«, sagt dieser zu ihm.

Dann geht er hinaus aus dem Stall.

Draußen steht Lieutenant Lester Yates. Drango erkennt ihn sofort an der großen, schlanken Gestalt. Er nimmt Haltung an und macht seine Meldung.

Dann wartet er. Diesmal dankt Yates nicht, wie es Vorschrift ist. Er tritt langsam dichter an Lonekid heran, und als er dann spricht, trifft sein Atem Lonekids Gesicht. In diesem Atem ist Whiskygeruch.

Yates sagt mit kalter Gefährlichkeit: »Das war einer jener Witze, die das Schicksal manchmal macht, nicht wahr?«

»So ist es«, erwidert Lonekid.

»Ich werde Sie erledigen, Lonekid, zerbrechen und einsalzen, bis Sie fertig sind und die Idee bereuen, zur Armee gegangen zu sein.«

»Irgendwie wird die Armee eines Tages herausfinden, Yates, dass Sie ein Schuft sind, der nichts taugt und nie etwas taugen wird. Irgendwann und irgendwo werden Sie versagen. Bei der Armee kommt man auf die Dauer mit einem Bluff nicht durch. Und Sie bluffen. Ihnen fehlt die Qualifikation zum Offizier, denn Sie sind nicht ehrenwert. Sie sind ein betrügerischer Kartenhai – mehr nicht.«

»Aber jetzt bin ich Ihr Offizier, Lonekid«, knirscht Yates. »Und Sie haben mich verprügelt. Bis jetzt konnte mich noch nie ein Mann ungestraft verprügeln. Ich zahle Ihnen das alles zurück.«

Drango erwidert daraufhin nichts. Er steht nur da und wartet. Doch die Feindschaft zwischen ihnen ist wie ein heißer Atem.

»Ich habe es mir überlegt«, sagt Lieutenant Yates dann. »Ich werde warten. Es ist unklug von mir, Sie hier in dieser Garnison und vor den Augen meiner Vorgesetzten zerbrechen zu wollen. Ich haben inzwischen erfahren, dass man Sie als einen der besten Sergeants der Kriegsarmee kennt. Auch müssen wir aus der Freiwilligenkompanie eine erstklassige Einheit machen, die ich in genau vier Wochen während einer drei Tage dauernden Abnahme dem Inspektionsoffizier vorführen muss. Ich werde Sie also in Frieden lassen, Sergeant. Ich kann warten, bis ich bessere Möglichkeiten habe. Doch wenn mir zu Ohren kommen sollte, dass Sie hinter meinem Rücken über mich gewisse Gerüchte verbreiten sollten, dann …«

»Sie sind ein Narr, Yates«, unterbricht ihn Lonekid respektlos und hart. »Ich werde einfachen Soldaten niemals sagen, dass ihr Offizier ein übler Schuft und Betrüger ist. Denn es ist schlimm, wenn Soldaten den Glauben an ihren Offizier und damit an die Armee verlieren. Es ist so schlimm, wie wenn Söhne nicht mehr an Vater und Mutter glauben. Nein, Sie können beruhigt sein. Aber ich werde Sie bei der ersten Gelegenheit erledigen, Yates. Das werde ich tun. Denn ich weiß, dass ich der Armee damit einen guten Dienst erweise. Und ich liebe die Armee. Sie ist alles für mich – alles!«

Nach diesen Worten lässt er den Lieutenant stehen. Und dieser verzichtet darauf, jetzt den Vorgesetzten herauszukehren.

☆☆☆

Lieutenant Lester Yates und der Master Sergeant Drango Lonekid bildeten im Verlauf von vier Wochen die alten Soldaten wieder aus und bestanden mit der Kompanie dann die Abnahme-Inspektion mit Auszeichnung.

Drei Tage nach dieser Inspektion bekam die X-Kompanie dann den Marschbefehl. Und als die Leute ihn hörten, wurden ihre Gesichter lang. Denn die Kompanie wurde nicht irgendwo in einem der Südstaaten als Besatzungstruppe stationiert.

Nein, der Marschbefehl lautete, sich in genau zehn Tagen in Fort Laramie zu melden. Das aber bedeutete für die Kompanie einen Gewaltmarsch, eine harte Prüfung, die Männer und Tiere bis ins Mark erschöpfen würde. Denn zehn Tage brauchten auch die Postkutschen von Kansas City bis nach Laramie, obwohl sie fast Tag und Nacht fuhren und fast alle zwanzig Meilen ihr Gespann wechseln konnten.

Die Kompanie hatte nur den Vorteil, dass sie Abkürzungen reiten konnte, die bei Postkutschen nicht möglich waren.

☆☆☆

Lester Yates’ Männer hatten geglaubt, dass sie hart wären, denn sie alle waren während des Krieges dabei und hatten sich bewährt.

Während der Auffrischung bei Kansas City wurde ihre Härte noch einmal gebrannt, und es kam eine zähe Geschmeidigkeit hinzu.

Jetzt aber, als sie den Laramie Fork erreichen und am Ziel sind, jetzt erst wissen sie genau, was sie und was ihre Pferde aushalten können.

Sie hätten es vorher nie geglaubt. Obwohl sie bis ins Mark ihrer Knochen erschöpft sind, voller Schmerzen, so als hätten sie Messer in den Nieren und gebrochene Rücken – und obwohl ihre Pferde stolpern und erbärmlich müde sind, verspüren sie alle einen harten Stolz.

Denn sie schafften diesen Ritt in der vorgeschriebenen Zeit.

Fort Laramie bestand schon vor dem Krieg. Doch es wurde damals aufgegeben, als sich die Armee aus dem Territorium zurückzog. Aber nun hat man das alte Fort wieder ausgebessert und aufgebaut. Eine Stadt ist in seinem Schutz entstanden, ein Vorposten und Versorgungspunkt, fast eine Insel noch in der Indianersee.

Aber man spricht schon davon, dass eines Tages hier der Schienenstrang der Union Pacific vorbeiführen wird. Landvermesser sind bereits umhergezogen, haben vermessen, und die Indianer werden immer misstrauischer und fühlen sich einmal mehr betrogen. Denn zu den Landvermessern und den ersten Vortrupps späterer Bauabteilungen kommen die vielen Büffeljäger, die sich zu starken Mannschaften zusammenschließen und starke Wagenzüge mitführen, mit denen sie Tausende von Büffelhäuten abtransportieren.

Und überdies sind ständig starke Wagentrecks nach Bozeman in Montana unterwegs, sogar Rinderherden sind dabei.

Aber das alles erregte die Indianer nicht so sehr wie die Nachricht, dass die Armee den Bozeman-Weg durch eine Kette von Forts sicherer machen will.

Nun, dies also ist die Situation, als die X-Kompanie nach Laramie kommt und Quartier bezieht.

Zwei Tage später sind die Soldaten wieder so weit, dass sie sich einen längeren Ausgang wünschen. Sie möchten im Ort etwas Spaß bekommen, etwas Spiel, etwas Whisky, die Gesellschaft von Mädchen.

Doch es gibt keinen Urlaub.

Am frühen Morgen des dritten Tages, noch lange vor Sonnenaufgang, bringen die Unteroffiziere die Reiter feldmäßig in die Sättel.

Lieutenant Lester Yates führt sie dann aus dem Fort.

Ihm folgen Master Sergeant Drango Lonekid, drei Zugsergeants, neun Corporals, siebenundsechzig Männer, zwei Sanitäter, ein weißer Zivil-Scout und drei reguläre Indianer-Scouts.

Drei Meilen weiter stoßen sie auf einen kleinen Wagenzug.

Es sind fünf Bagagewagen der Armee.

Der dritte Zug flankiert die fünf Wagen.

Und der erste Zug setzt sich an die Spitze.

Als dies geschehen ist, kommt weit im Osten über Nebraska die Sonne hoch, und die Nebel verschwinden. Alle Dinge bekommen ihre Farbe.

Auch sonst bekommt alles seine Farbe und seinen Sinn. Denn Lieutenant Lester Yates, der seiner Abteilung zwanzig Schritte voraus reitet, winkt den Master Sergeant neben sich und bedeutet dem Hornisten, etwas zurückzubleiben.

Dann sagt er zu Drango Lonekid: »In den Bagagewagen befindet sich Munition. Sie ist für einige Camps bestimmt, die die Armee längs des Bozeman-Weges errichtet hat und aus denen noch vor Anbruch des Winters starke Forts werden sollen. Die Jungs dort brauchen Munition. Wir bringen sie ihnen und sind Colonel Harrington unterstellt, der dort irgendwo am Powder River zu finden ist und das Kommando hat. Wir sind als Verstärkung für ihn bestimmt. Es traf sich rein zufällig, dass wir den Munitionstransport begleiten.« Er macht eine kleine Pause. Dann fragt er mit kalter, bösartiger Freude: »Lonekid, glauben Sie, dass Sie jemals ins Powder-River-Land kommen werden?«

Drango Lonekid betrachtet ihn, und er weiß, dass es jetzt gefährlich wird für ihn. Für die nächsten zweihundert oder zweihundertfünfzig Meilen ist Lester Yates der absolute Herr über jedes Lebewesen der Abteilung, genauso wie ein Kapitän eines Kriegsschiffes auf hoher See der absolute Herr über jedes Lebewesen an Bord ist.

Denn diese Abteilung ist im Indianerland wie ein Schiff allein auf hoher See. Und sie stehen alle unter Befehl. Die einzige Ausnahme macht vielleicht der weiße Zivil-Scout, der als Führer dient.

Drango weiß das alles. Und dennoch bleibt sein Blick ruhig und ernst, furchtlos und abwägend.

»Yates«, sagt er, »ich habe Sie jetzt fünf Wochen lang studiert. Und ich weiß auch einige Dinge über dieses Land hier. Ich war schon vor dem Krieg als Kind und später als junger Soldat im Wyoming-Territorium.«

»Na und?«, fragt Yates mit bösem Spott.

Drango grinst ihn nun verächtlich an. »Sie sind ein betrügerischer Kartenhai gewesen. Und das bedeutet, dass Sie auch ein Lügner sind. Einem Lügner und Betrüger aber fehlt der persönliche Mut. Und den braucht man hier auf diesem Weg und in diesem Land. Sie wollen mich hier irgendwie erledigen, Mister! Nun gut! Aber damit sägen Sie den Ast ab, auf dem Sie sitzen. Sie werden das schon herausfinden, sollte Ihnen ein Anschlag gegen mich glücken. Sie sind charakterlich minderwertig, Yates. Dies wird eines Tages Ihre Karriere beenden. Sie haben Glück gehabt, dass Sie wieder bei der Armee unterkriechen konnten. Sie waren nämlich schon ganz unten angelangt als Zivilist. Nun sind Sie wieder Offizier. Doch als Sie dieses Kommando hier bekamen – ich meine diesen Auftrag hier und den Marschbefehl zum Powder River –, da begann Ihre Pechsträhne. Sie hätten irgendwo in einer großen Garnison und in einer großen Stadt vielleicht bestehen können. Doch hier, hier in diesem wilden Land, hier an diesem rauen Weg, oha, hier werden Sie versagen, weil Ihnen Dinge fehlen, die ein Lügner und Betrüger nicht besitzen kann – niemals! Deshalb fürchte ich mich nicht vor Ihnen, Mister!«

»Ich könnte Sie sofort in Ketten legen lassen, Sergeant«, keucht Lester Yates.

»Dann tun Sie es doch! Ich fürchte mich nicht vor einer Armeegerichtsverhandlung!«

Lester Yates sagt auf diese Worte nichts mehr.

Doch in seinen dunklen Augen sind böse Lichter. Er macht nur eine entlassende Handbewegung.

☆☆☆

Fünf Tage später sind sie hundertfünfzig Meilen weiter.

Und am Nachmittag dieses Tages, als sie durch ein langes, staubiges und heißes Tal ziehen und den Alkalistaub verfluchen, kommt einer ihrer Scouts vom östlichen Hang herunter. Der Indianer, der hirschlederne Leggings und Mokassins, doch ein blaues Armeehemd und einen Feldhut trägt, schwankt im Sattel. Und als er nah genug ist, kann man erkennen, dass er einen Pfeil in der Seite hat, genau zwischen den Rippen. Und es ist ein Kriegspfeil, den man nicht herausziehen kann, weil der Widerhaken an den Rippen festhängt.

Der Scout ist schon fast tot, doch er hält sich immer noch im Sattel und macht in seiner Sprache noch eine Meldung. Drango Lonekid übersetzt mit den trockenen Worten: »Sie sind alle tot – alle, meine beiden Gefährten und auch der weiße Scout, der uns zum Powder River und zu Colonel Harrington führen sollte. Dieser arme Bursche hier behauptet, dass sie auf eine starke Oglala-Horde gestoßen seien. Sie hätten ihr entkommen können. Doch es wären plötzlich überall Indianertrupps gewesen. Sie wären so zahlreich wie die Flöhe in einem Hundefell.«

Der Scout fällt plötzlich vom Pferd und stirbt. Drango Lonekid erkennt es, bevor einer der beiden Sanitäter es meldet.

Yates hatte die Abteilung halten lassen. Nun späht er in die Runde und starrt in die Richtung, aus der der Scout kam.

Doch es ist nirgendwo etwas zu erkennen. Die rauen Hänge bis hinauf zu dem langen Ostrand des Tales scheinen leer und verlassen zu sein. Es gibt keine Rauchzeichen, keine Staubfahnen – nichts.

Drango Lonekid erkennt die Zweifel in Yates’ Gesicht.

Doch der Lieutenant fängt sich schnell. Es dauert nur drei oder vier Atemzüge. Dann blickt er Drango Lonekid an, und nun ist die böse Absicht klar in seinen Augen.

»Wir haben keine Scouts mehr«, sagt er. »Sie aber, Lonekid, sagten mir vor einigen Tagen, dass Sie Bescheid wissen über dieses Land, dass Sie sich hier gut auskennen, weil Sie schon als Kind und als Soldat hier lebten. Nicht wahr, Lonekid?«

»Richtig«, Drango nickt.

»Wenn Sie noch einmal vergessen, mich mit ›Sir‹ anzureden, lasse ich Sie in jedem Camp eine Nacht über an ein Wagenrad binden, Lonekid«, sagt Lester Yates langsam.

»Yes, Sir«, erwidert Drango Lonekid und salutiert stramm.

Yates grinst kalt. »Ich habe den Befehl«, sagt er, »die Abteilung ständig durch streifende Scouts absichern zu lassen. Nun gut, unsere Scouts sind tot! Nehmen Sie sich drei Mann und übernehmen Sie die Scoutsicherung dieser Abteilung. Sie sind Ihres Postens als Master Sergeant enthoben und der verantwortliche Scout der Abteilung. Und ich möchte vor allen Dingen bis heute Abend wissen, ob die Gegend tatsächlich von Indianern nur so wimmelt und mit wem wir es zu tun haben. Ich brauche nähere Angaben. Also los!«

Drango Lonekid bewegt sich nicht im Sattel. Er blickt ihn nur an.

»Haben Sie mich etwa nicht verstanden, Sergeant?«, fragt Yates mit böser Schärfe.

»Ich glaube, Sie sind sich über unsere Situation nicht völlig klar, Lieutenant«, murmelt Drango Lonekid. »Wir haben sämtliche Scouts verloren. Das bedeutet, dass die Indianer überall im Hintergrund lauern, und es ist eine alte Regel im Indianerland, dass die Roten einem am nächsten sind, wenn man sie nicht sieht und keinerlei Zeichen von ihnen bemerkt. Lieutenant, sie sind dort überall im Wald, hinter den Kämmen zu beiden Seiten des Tales und überall dort, von wo sie uns ungesehen beobachten können. Sie begleiten uns sicherlich jenseits der Hügelkette, lassen uns beobachten und lauern auf eine Chance. Wir hatten Glück, dass uns dieser Scout hier noch warnen konnte. Und wenn ich jetzt mit drei Männern diese Abteilung verlassen würde, so kämen wir gewiss nicht weit. Alles was wir tun, wird beobachtet. Ich würde mit den drei Jungs in einen Hinterhalt reiten und …«

»Sie erhielten von mir einen Erkundungsbefehl, Sergeant«, unterbricht ihn Yates. »Wollen Sie diesen Befehl endlich ausführen, oder muss ich Sie wegen Feigheit vor dem Feind und Befehlsverweigerung vor ein Kriegsgericht bringen? Ich lasse Sie sofort in Ketten legen, wenn Sie nicht augenblicklich meinen Befehl ausführen!«

Damit ist alles klar. Lieutenant Lester Yates’ Stunde ist gekommen.

Drango Lonekid begreift, dass er keine Wahl mehr hat.

Er salutiert. »Yes, Sir!« Dann zieht er sein Pferd herum und reitet zurück. Als er am ersten Zug vorbeikommt, ruft er sich den Corporal Stumpy Jacks heraus. Vom zweiten Zug nimmt er den Reiter Speedson mit, und als er beim dritten Zug angekommen ist, entscheidet er sich für den Reiter Clanton.

Sie folgen ihm wortlos in die Richtung, aus der der sterbende Indianer-Scout mit letzter Kraft geritten kam. Die drei Reiter hinter Drango Lonekid schweigen eine Weile. Alle drei gehören zu jener geschmeidigen, dunklen und indianerhaften Sorte. Es ist auch gar nicht ausgeschlossen, dass in ihnen nicht vielleicht doch etwas Indianerblut fließt.

»Darf ich fragen, wozu dies gut sein soll?«, fragt Jacks etwas respektlos.

Lonekids Stimme klingt völlig ruhig und sein Gesicht verrät ebenfalls keinerlei Ausdruck, als er erwidert: »Fragen darfst du, Stumpy. Doch eine vernünftige Antwort kann ich dir nicht geben. Ich habe euch mitgenommen, weil ihr die schnellsten Pferde habt und am besten reiten könnt. Irgendwann werden diese beiden Vorzüge sicherlich sehr gut für euch sein.«

Damit hat er Stumpy alles gesagt, und Stumpy braucht nur drei Sekunden zu überlegen, um Bescheid zu wissen. Er bleibt etwas zurück, sodass er nun zwischen Speedson und Clanton reitet. Er stößt eine Kette schrecklicher Flüche aus und sagt dann zu seinen beiden Kameraden: »Der Sergeant verlässt sich auf die Schnelligkeit unserer Pferde, und ich sage euch jetzt, dass wir ein Spielchen mit den roten Affen machen werden, bei dem unsere Skalps der Einsatz sind. Es ist ungefähr so, als hätte ein gewaltiges Ungeheuer sein riesiges Maul geöffnet, und wir ritten in dieses Maul hinein wie in eine Höhle. Und da dieses große Maul bestimmt zuklappen wird, hängt es für uns davon ab, wie schnell wir wieder mit unseren Pferden hinausspringen können.«

Als er wieder zu fluchen beginnt, schließt sich Reiter Speedson ihm an und steuert einige besonders schreckliche Flüche bei, die Stumpy noch nicht kennt.

Reiter Clanton aber sagt vorwurfsvoll: »Hört auf! Hört auf, Brüder! Fluchen läutet dem Teufel zur Messe! Wisst ihr das nicht?«

Sie blicken ihn grollend an, denn sie wissen, dass er ständig Sprichworte und Bibelworte weiß für jede Situation und in jeder Lebenslage. Sie reden jedoch nicht mehr, sondern folgen dem Sergeant aufmerksam und spähen scharf zu der Hügelkette hinüber, auf die sie zureiten, und aus der der tödlich getroffene Scout gekommen ist. Das Gelände beginnt nun mehr und mehr von der Talsohle her anzusteigen, und es gibt schon jetzt überall Felsgruppen und Bauminseln mit Unterholz und Buschwerk.

Als es nur noch zwanzig Yards bis hinauf zum Kamm sind, ruft Lonekid ihnen trocken zu: »Nehmt die Revolver in die Hand und reitet unterhalb des Kamms weiter! Fangt an zu schießen, wenn ich gejagt werde. Wenn ihr die Revolver leer habt, könnt ihr flüchten.«

Nun fühlen sie die drei Männer etwas besser. Sie haben nun klare Befehle. Und sie brauchen nicht bis hinauf zum Kamm. Der Sergeant wagt es erst einmal allein.

Von diesem Moment an achten sie ihn sehr. Denn er hätte auch einen von ihnen schicken können. Er hätte es befehlen können. So einfach wäre es für ihn gewesen.

Doch er wagt es selbst. Als sie ihre Revolver in die Hand nehmen, da nehmen sie sich fest vor, ihm gute Deckung zu geben, sollte er droben sofort flüchten müssen.

Sie reiten nun zwanzig Yards unter dem Kamm geradeaus weiter. Als er jedoch nur noch fünf Yards bis zum Kamm hat, wendet er die Nase seines Pferdes nach Südosten. Er kommt auf diese Art nicht dort über den Kamm, wo er bei Einhaltung der Nordostrichtung hätte erwartet werden können.

Seine drei Reiter halten an und beobachten scharf die Ränder des Kammes über sich.

Sie sehen ihn nun oben. Doch er winkt ihnen zu. »Kommt herauf«, hören sie ihn rufen, »kommt herauf, Jungs!«

Sie gehorchen, denn sie begreifen in dieser Minute, dass die Indianer noch viel schlauer und gefährlicher sind, als sie bisher dachten. Sie halten nun neben ihrem Sergeant und spähen in die Runde. Hinter ihnen, unten im Tal, da bewegt sich die Abteilung mit ihren fünf Wagen nach Norden.

Rechts und links auf dem Kamm neben ihnen, der von Süd nach Nord verläuft, ist nichts zu erblicken, was auf Indianer hinweisen könnte.

Doch vor ihnen, keine hundert Yards entfernt, nur etwas tiefer, da liegt der Zweite der Indianer-Scouts inmitten einiger bunter Wildblumen.

»Also gut«, sagt Drango Lonekid bitter, »das Ganze noch einmal wie schon gehabt. Aber du, Clanton, bleibst hier auf diesem Kamm. Folge ihm auf gleicher Höhe mit der Abteilung, sodass du zwischen uns und ihr Sichtverbindung hast und Signale geben kannst. Hast du Angst?«

Clanton starrt den gezackten Kamm entlang, der vor ihm liegt. Er weiß genau, dass dort überall Indianer versteckt sein können. Und schon bald könnte es ihm genauso ergehen wie diesem Scout dort unten.

»Sicher habe ich Angst«, sagt er heiser. »Und ich frage mich, wie ich auf die Idee kommen konnte, wieder zur Armee zu gehen. Aber gut! Dum spiro, spero!«

Er will sein Pferd herumziehen, doch Corporal Stumpy fragt schnell: »Was hast du eben gesagt, Professor?«

»Dum spiro, spero«, wiederholt Clanton. »Das ist lateinisch und heißt: ›Solange ich atme, hoffe ich.‹«

Nach dieser Erklärung reitet er weiter. Und die drei anderen Männer einschließlich Drango Lonekid starren ihm einige Sekunden staunend nach.

»Ob er den roten Pavianen auch einen schlauen Spruch aufsagen wird, wenn sie ihn erwischt haben und seinen Skalp nehmen?«, fragt Stumpy bitter.

»Kommt!« Drango sagt es knapp und reitet hinunter. Sie kommen an dem Indianer-Scout vorbei und beißen die Zähne würgend zusammen.

Und als sie dann drüben zum nächsten Kamm emporreiten, wiederholt sich ihr Spiel von eben noch einmal.

Und noch etwas wiederholt sich: Der dritte Indianer-Scout liegt dort unten. Man hat ihn mit einer abgebrochenen Lanze an den Boden gespießt.

Und von den Indianern sind nur die vielen Fährten zu sehen. Sie führen hinüber auf den nächsten Kamm. Denn all diese Hügelketten liegen nebeneinander wie die Wellen eines Waschbretts. Sie führen von Süd nach Ost, und zwischen ihnen sind lange und schmale Täler, die sich ähnlich sind.

»Das ist ein verruchtes Land«, sagt Stumpy voller Überzeugung. Und Speedson sagt warnend: »Die wollen uns möglichst weit von der Abteilung fortlocken. Und dann gibt es wieder ein scharfes Rennen. Die wollen es mit uns genauso machen wie mit den Scouts. Sergeant, wollen wir nicht umkehren?«

Drango Lonekid schüttelt den Kopf. »Es geht nicht«, sagt er. »Der Lieutenant will wissen, mit wem wir es zu tun haben. Und wir müssen es herausfinden. Speedson, du bleibst auf dieser Hügelkette und versuchst, uns und Clanton in Sicht zu behalten. Wenn wir flüchtend auf dich zukommen, hältst du uns mit dem Gewehr die Verfolger vom Leib. Du sitzt ab, legst dich auf den Bauch und schießt liegend aufgelegt. Wenn wir nahe genug sind, kannst du aufsitzen und mit uns flüchten.«

Speedson nickt und will weiter. Doch Stumpy fragt hinter ihm her: »Weißt du vielleicht auch einen schönen Spruch, Speedson – so wie der Professor Clanton, meine ich?«

Speedson betrachtet ihn und Lonekid bitter.

»Alle listigen Füchse kommen schließlich zum Gerben in der Beize zusammen«, sagt er bitter. »Und wir sind noch nicht einmal listige Füchse. Wir sind nur arme Hunde.«

Damit reitet er weiter. Stumpy schnauft. »Gar nicht so dumm, gar nicht so dumm«, schnappt er dann, »was er über die Füchse sagte. Und dabei dachte ich immer, er wäre nicht sehr gescheit.«

Lonekid sagt nichts, grinst ihn nur grimmig an. Dann reiten sie weiter. Und als ob die Roten mit ihnen ein grausames Spiel treiben, wiederholt sich auf dem nächsten Kamm alles, nur mit dem einen Unterschied, dass sie nun dort drunten den weißen Scout liegen sehen.

»Du lieber Gott«, sagt Stumpy, »wäre ich doch ein Mädchen geworden. Dann hätte ich jetzt einen braven Mann und einige Kinderchen. Das wäre ein Leben! Ich könnte Windeln waschen und Strümpfe stopfen. Ich wäre bestimmt nicht zur Armee gegangen, ganz bestimmt nicht!«

Als er verstummt, sehen er und Lonekid noch etwas – drüben auf dem nächsten Kamm, der in Luftlinie etwa eine halbe Meile entfernt ist.

Oh, es ist eine prächtige Schau, angeleuchtet von der Nachmittagssonne und farbenprächtig wie die Hölle.

Es sind etwa vierhundert Oglalas, also Gentlemen eines der sieben Stämme der großen Siouxnation.

Es ist eine wirkungsvolle und imposante Schau, ein farbenprächtiges, wildes und heidnisches Bild, angefangen von den gescheckten oder zumindest in kräftigen Farben leuchtenden Pferden. Da sind schwarzweiße und braunweiße Schecken, da sind schwarze, gelbe, rote, weiße und graue Pferde. Und es leuchten bunte Satteldecken. Es flattert viel Zierrat, und es blinken Lanzenspitzen, Streitäxte, bunte Glasperlen.

Die vierhundert Oglalas erschienen in einer breiten Front auf Kommando über dem Kamm der Hügelkette. Und nun verharren sie regungslos. Nur der leichte Wind bewegt alle Dinge, die da flattern und wehen können, also die Mähnen und Schwänze der Pferde, die Decken und Schärpen, den Zierrat.

Drango Lonekid erkennt nicht nur mit einem Blick, dass es Oglalas sind, die Kriegsfarben tragen und die auch Kriegsbogen und Kriegslanzen bei sich haben.

Nein, er erkennt noch mehr, und das mit dem zweiten Blick.

Vor der breiten Front der mächtigen Kriegshorde hält nämlich ein roter Fürst auf einem Rappen, dessen Satteldecke purpurn herüberleuchtet und der eine rote Decke wie einen Königsmantel über den Schultern trägt. An seinem Kopf ist nur eine einzige Adlerfeder zu erkennen.

Drango Lonekid braucht nicht lange zu raten, wer dieser indianische Fürst ist. Die roten Decken und die einzige Feder verraten es ihm.

Er sieht Red Cloud – oder auf gut Deutsch einfach und schlicht Red Cloud. Und er ist zurzeit wohl der größte aller Siouxhäuptlinge.

Drango Lonekid kommt zu der Erkenntnis, dass er genug gesehen hat, um selbst einen Lieutenant wie Lester Yates zufriedenstellen zu können.

»Komm, Stumpy«, sagt er trocken und wendet sein Pferd.

Doch als er nun über das Tal zu Speedson blickt, sieht er den kleinen Kriegstrupp, der ihm und Stumpy den Weg verlegen soll. Es sind etwa ein Dutzend Krieger auf schnellen Pferden, sicherlich besonders ausgesuchte Burschen. Sie hatten sich in einem Waldstück inmitten des schmalen Tals verborgen. Und als Lonekid und Stumpy auf die große und so plötzlich aufgetauchte Kriegshorde blickten, kamen sie zum Vorschein.

Als Lonekid einen Blick über die Schulter nach Osten wirft, sieht er, dass sich von der großen Kriegshorde ebenfalls ein kleinerer Trupp löst, der sie gewiss jagen soll, um sie dem anderen Trupp in die Arme zu treiben.