G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 17 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 17 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

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G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht!

Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2398 bis 2400:

2398: Wyoming Wade
Durch die Liebe zu der schönen Honeybee war Wyoming Wade zu einem Arapahoe-Krieger geworden. Und als ein Nebenbuhler ihm die Squaw raubte, war er bereit, für sie durch die Hölle zu gehen ...

2399: Im Schatten der Coltritter
Als Revolvermann kehrt Jim Brady heim. Denn auch nach zwanzig Jahren hat er den Mann nicht vergessen, der ihn und seine Familie ins Elend stürzte ...

2400: Einsam in der Hölle
Ich war mitten im Blizzard in einer Höhle gelandet, in der bereits drei Goldsucher Schutz gesucht hatten. Sie nahmen mir alle einen Schwur ab, bevor sie starben, und schickten mich damit in eine noch schlimmere Hölle ...

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 250 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 458

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Norma/Prieto ISBN 978-3-7325-9397-2

G. F. Unger

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 17

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Western-Bestseller 2398 - WesternBastei-Western-Bestseller bringt die großen Romanerfolge des beliebtesten und berühmtesten Westernautors deutscher Sprache! Wyomimg Wade Durch die Liebe zu der schönen Honeybee war Wyoming Wade zu einem Arapahoe-Krieger geworden. Und als ein Nebenbuhler ihm die Squaw raubte, war er bereit, für sie durch die Hölle zu gehen ... Unger-Western sind einfach Spitze! Zigtausende Käufer beweisen es Woche für Woche!Jetzt lesen
G. F. Unger Western-Bestseller 2399 - WesternFesselnd, originell und mitreißend - das ist der Bastei-Western-Bestseller Im Schatten der Coltritter Als Revolvermann kehrt Jim Brady heim. Denn auch nach zwanzig Jahren hat er den Mann nicht vergessen, der ihn und seine Familie ins Elend stürzte ... Western-Bestseller von G.F. Unger - für Western-Kenner immer ein guter Griff!Jetzt lesen
G. F. Unger Western-Bestseller 2400 - WesternEinsam in der Hölle Ich war mitten im Blizzard in einer Höhle gelandet, in der bereits drei Goldsucher Schutz gesucht hatten. Sie nahmen mir alle einen Schwur ab, bevor sie starben, und schickten mich damit in eine noch schlimmere Hölle ... Wer den Western in seiner spannendsten und ehrlichsten Form liebt, kommt an G.F. Unger nicht vorbei!Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Wyoming Wade

Vorschau

Wyoming Wade

Als ich meine Hütte erspähte, hielt ich mit den beiden Packtieren an und fluchte bitter.

Denn was ich da sah, gefiel mir gar nicht.

Aus dem Kamin stieg Rauch, und dies bedeutete, dass jemand in meiner Hütte war, dort sozusagen während meiner Abwesenheit eingezogen sein musste.

Als ich ein Stück weiter ritt, hatte ich zwischen den Felsen hindurch einen besseren Blick auf die Hütte, und da sah ich in meinem Corral drei Pferde.

Drei! Und auf einer Corralstange lagen drei Sättel.

Es war kalt. Der Schnee lag so hoch, dass man mit einem Pferd gerade noch reiten konnte. Ich war mächtig froh gewesen, meine verborgene Hütte erreicht zu haben. Der Winter war sehr früh gekommen. Ein Blizzard hatte ihn angekündigt. Dieser Blizzard hatte mich unterwegs auf meinem Vierhundert-Meilen-Ritt überrascht, mich eine ganze Woche in einer Höhle festgehalten.

Und nun war meine Hütte von Fremden in Beschlag genommen worden. Oha, ich hatte gewiss Grund genug zum Fluchen.

Denn ich konnte den Verdruss wittern wie den Gestank eines toten Büffels, der schon viele Tage in der Sonne verweste …

Drei Sattelpferde standen da in meinem Corral.

Das konnte drei Gegner bedeuten.

Aber vielleicht waren es ganz harmlose und redliche Gäste?

Als ich diese Möglichkeit in Betracht zog, verwarf ich sie auch schon wieder. Dies hier war einsamstes Jagdgebiet in den Wind-River-Bergen, die nach Nordosten hin zum Wind River abfielen, bevor dieser sich mit dem Big Horn vereinigte.

Hier am Fluss gab es nur die Wind River Arapahoes und in den Bergen Gebirgsläufer wie ich. Wir alle von der sogenannten »Hirschlederbrigade« kannten und respektierten uns, und niemand machte dem anderen sein Revier streitig.

Es mussten also Fremde sein, die aus irgendwelchen Gründen in mein einsames Jagdgebiet gekommen waren, um hier zu überwintern. Denn es würde weitere Blizzards geben, sodass es kaum noch möglich war, aus den Bergen herauszukommen. Wer um diese Jahreszeit hierher kam, der wollte überwintern.

Diese ungeladenen Gäste waren gewiss sehr froh gewesen, hier eine winterfeste Hütte gefunden zu haben, die viele notwendige Dinge enthielt und außerordentlich stabil war. Ich hatte mehrere Jahre daran gearbeitet und viele Packtierlasten hergebracht.

Auch für die Pferde hatte ich genug Futter gesammelt während des Sommers. Die Kerle saßen hier also wie die Maden im Speck. Und so fluchte ich eine ganze Weile.

Was war zu tun?

Es war mir sofort klar, dass ich nicht einfach vor meine Haustür reiten konnte, um mir die uneingeladenen Gäste anzusehen und ihnen gegebenenfalls zu sagen, dass meine Hütte für vier Bewohner nicht groß genug sei und sie sich zum Teufel scheren sollten.

Nein, ich musste erst wissen, wer da eingezogen war.

Mit einem bitteren Seufzen wollte ich absitzen. Doch da wurde die Hüttentür geöffnet. Ein Mann kam heraus, um Holz zu holen.

Als ich den Burschen sah, wusste ich Bescheid. Denn ich kannte ihn.

Cheyenne Slim Slaugther war ein böser Finger, der sich nirgendwo mehr blicken lassen durfte, wo es Recht und Gesetz gab. Und selbst die Indianer wollten seinen Skalp, weil er auch sie betrog oder bestahl.

Doch Cheyenne Slim Slaugther war erfahren und gefährlich wie ein narbiger Wolf, der schon vielen Fallen entkam, zwar oftmals nicht ohne Narben, jedoch stets ein wenig erfahrener und schlauer. Sein Partner war Fat Cat Pierce, und so lang Cheyenne Slim war, so gedrungen wirkte Fat Cat Pierce als sein körperlich vollkommenes Gegenstück. Doch unterschieden sie sich nur äußerlich, sonst waren sie von der gleichen Sorte.

Aber wer war der dritte Mann?

Bisher hatten sie nie einen Partner. Gewiss, sie führten manchmal starke Banden von Renegaten, Deserteuren und Geächteten an. Sie waren Pelzräuber, überfielen die Transporte auf dem Bozeman Trail, stahlen ganzen Indianerdörfern ihre Pferde, raubten auch manchmal Frauen. Aber nach solchen »Unternehmungen« trennten sie sich dann stets wieder von den starken Banden und tauchten allein irgendwo unter, blieben für lange Zeit verschollen.

Wahrscheinlich verbrachten sie diese Zeit dann in solchen Verstecken wie meine verborgene Hütte, warteten, bis die Suche nach ihnen abgebrochen wurde.

Dies mochte auch jetzt der Fall sein.

Was also sollte ich tun?

Ich hatte drei Möglichkeiten: Ich konnte wieder verschwinden, sie dulden und versuchen, mit ihnen in meiner Hütte zu leben, oder sie zum Teufel jagen.

Und so seufzte ich und saß endlich ab.

Ich hatte mir die Rückkehr zu meiner Hütte sehr viel anders vorgestellt. An einem meiner Packpferde hing eine erlegte Antilope. Ich hatte mich schon auf Antilopensteaks und Kaffee gefreut.

O verdammt, jetzt saßen diese üblen Pilger in meiner Hütte. Hoffentlich hatten sie mir keine Läuse in die Decken und Pelze gebracht – oder Flöhe. Dann würde ich mich noch lange an sie erinnern müssen, nachdem ich sie davongejagt hatte.

Denn von den drei Möglichkeiten, die ich zur Wahl hatte, kam für mich nur die letztere in Betracht. Und niemand, der mich kannte, hätte daran gezweifelt.

Ich war ein ziemlich zäher und harter Bursche von sechs Fuß und drei Zoll Höhe und hundertneunzig Pfund Gewicht. Dabei hatte ich kein einziges Gramm Fleisch zu viel am Körper.

Cheyenne Slim war indes mit einem Arm voll Holz in der Hütte verschwunden. Dafür kam nun Fat Cat Pierce heraus und füllte einen großen Wasserkessel mit Schnee, verschwand wieder in der Hütte damit.

Ich fragte mich, ob ich nun den dritten ungebetenen Gast zu sehen bekommen würde.

Aber er ließ sich Zeit. Es kam vorerst niemand mehr heraus. Nur aus dem Kamin quoll jetzt dunkler Rauch, weil sie Holz nachgelegt hatten, das gefrorene Nässe enthielt, die nun auftaute und gewiss in der Glut zischte.

Die Pferde hatten den Schnee im Corral ziemlich zertrampelt. Vom Corral aus konnten die Tiere auch in eine Höhle in der Felswand hinein, die bei strengem Frost oder gar bei Blizzards ein guter Schutz war.

Meine Hütte hatte ich ebenfalls an der Felswand errichtet. Denn sie war der beste Schutz vor den Nordstürmen. Vor der Hütte floss der Creek, der sich eine Viertelmeile weiter zu einem See aufstaute, den die Biber sich mit ihren Dämmen zu einem für sie prächtigen Paradies geschaffen hatten.

Ich fing hier Jahr für Jahr eine Menge. Doch sie vermehrten sich von einem Jagdwinter zum anderen gewaltig. Überall waren ihre Burgen. Der See war so groß, dass ich zwei Stunden brauchte, um ihn zu umrunden, und wenn der Schnee tief war und ich die indianischen Schneetreter anschnallen musste, brauchte ich drei Stunden.

Es war mein Tal.

Doch nun saßen verdammte Dreckskerle in meiner Hütte, hatten sich in meinem Tal breitgemacht.

Ich konnte nicht wagen, meine Deckung zu verlassen und zur Hütte zu schleichen. Denn ich hatte diese Hütte so errichtet, dass man sich ihr auf den letzten zweihundert Yards und durch den Creek nicht unbemerkt nähern konnte. Wenn ich in der Hütte an meinem roh gezimmerten Tisch saß, konnte ich durch die kleinen schießschartenartigen Fenster einen weiten Halbkreis beobachten. Und dies konnten die Kerle dort drinnen jetzt ebenfalls.

Ich wurde immer wütender. Es ging mir wie einem Hamster, in dessen Bau ein Fuchspärchen eingezogen ist. Musste ich vielleicht bis zum Nachteinbruch warten?

Doch dann öffnete sich die Hüttentür.

Ich konnte ein staunendes »Oooh« nicht unterdrücken. Denn was ich da sah, hätte ich nicht einmal in einem verrückten Traum geträumt.

Eine Frau kam heraus, eine indianische Frau, eine wunderschöne Squaw. Oder war es noch ein Mädchen?

Dass sie etwas Besonderes sein musste, erkannte ich schon an ihrer Kleidung, denn was sie trug, war allerbeste indianische Wildlederarbeit. Dieses fast weiße Leder war von Squaws mit den Zähnen weich gekaut worden.

Ich wusste plötzlich, wer die indianische Schöne war.

In unserer Sprache bedeutete ihr Name so viel wie Honeybee, also Honigbiene.

Die Indianer liebten nun mal solche Namen.

Sie wussten ja nicht, dass man in den Saloons manches Tingeltangelgirl und Amüsiermädchen so nannte – aber eben in einem ganz anderen Sinn.

Nun, es war also Honeybee, die Tochter von Mad Wolf, und man erzählte sich nicht nur bei den Arapahoes, sondern auch bei den Sioux und Cheyenne von ihrer zauberhaften Schönheit.

Ja, sie musste es sein. Denn meine Augen waren scharf. Die Luft war trocken und klar. Ich konnte ihre Schönheit selbst auf zweihundert Yards erkennen und bewundern.

Was hatte sie bei diesen beiden Hurensöhnen Cheyenne Slim Slaugther und Fat Cat Pierce zu suchen?

Sie wandte sich nach rechts. Für ein langes Bleiben im Freien war sie nicht angezogen. Da hätte sie den Pelz tragen müssen, den um diese Jahreszeit alle Indianerinnen trugen, wenn sie sich bei dieser trockenen Kälte längere Zeit im Freien aufhielten.

Sollte sie Holz holen? Oder wollte sie zwischen die Tannen zu meiner Latrine?

Honeybee wandte sich also nach rechts.

Sie musste am Pferdecorral vorbei. Als sie ihn passiert hatte und zu erwarten war, dass sie zwischen den Tannen verschwand, wandte sie sich zum Corral und glitt hinein. Sie bewegte sich so leicht und geschmeidig wie eine Wildkatze.

Was hatte sie vor? Wollte sie nur Heu aus der Höhle holen, um den Pferden Futter zu geben? Oder was?

Fast im selben Moment sah ich es.

Sie nahm im Corral einen Anlauf und schwang sich auf eins der Pferde. Dann sah ich voll Staunen, wie sie das Tier ohne Zaumzeug lenkte und einen engen Bogen schlagen ließ. Es musste ihr eigenes Tier sein.

Sie nahm mit dem wunderschönen Schecken einen kurzen Anlauf – mehr war ja im Corral auch gar nicht möglich -, dann sprang der Mustang mit ihr über die Corralstangen nach draußen. Sie kam nun genau auf mich zugeritten und musste nach zwei Dutzend Yards durch den Creek. Ich hörte ihren Schrei. Er war voller Triumph. Ja, sie glaubte, bereits entkommen zu sein.

Denn dass sie auf der Flucht war, daran gab es für mich keinen Zweifel.

Nun war auch klar, dass sie nicht freiwillig bei diesen Hurensöhnen in meiner Hütte gewesen war. Sie hatten sie nur gehen lassen, damit sie ihre Notdurft verrichten konnte.

Nun aber sah ich die Kerle aus meiner Hütte stürzen.

In wilder Wut begannen sie zu schießen. Sie waren außer sich. Ich hörte ihr wildes Gebrüll und sprang zu meinem Pferd, um mein Gewehr aus dem Sattelschuh zu reißen.

Als ich wieder an der Stelle angelangt war, von der aus ich alles so gut übersehen konnte, hatte sie den Creek schon überquert.

Doch sie schwankte auf dem bloßen Pferderücken. Ich begriff, dass sie getroffen worden war und jeden Moment vom Pferd fallen würde.

Die beiden verdammten Kerle aber rannten indes zum Corral, um sich ebenfalls auf die Pferde zu werfen und ihr zu folgen.

Nun, sie würden mir vor die Mündung reiten. Ich brauchte nur auf sie zu warten. Deshalb ließ ich das Gewehr fallen und holte den Colt unter meinem Pelzmantel hervor. Aus der Nähe konnte ich damit sehr viel schneller schießen als mit einem Gewehr.

Indes ich das tat, sah ich auf die näher kommende Reiterin. Sie hielt sich immer noch auf dem galoppierenden Pferd fest, hatte ihre Hände in die Mähne des Tieres gekrallt.

Ihr Pferd würde gegen meine wartenden Tiere rammen, aber ich konnte das nicht mehr verhindern. Es war keine Zeit mehr, meine Tiere aus der engen Passage hier zwischen den Felsen wegzubringen.

Und so kam es auch. Als sie dicht vor mir und meinen wartenden Pferden war, da bäumte sich ihr Tier mit der Vorderhand auf und warf sie ab. Sie rollte mir vor die Füße. Doch der Schnee dämpfte ihren Sturz.

Ich konnte nicht mehr auf sie achten.

Denn Fat Cat Pierce und Cheyenne Slim kamen.

Nein, ich gab ihnen keine Chance, denn ich wusste, sie würden mir auch keine geben. Und sie waren in der Überzahl, verfolgten eine flüchtende Indianerprinzessin.

Denn Honeybee war eine Prinzessin. Mad Wolf ihr Vater, war der Häuptling der Wind River Arapahoes.

Ich ließ meinen Revolver krachen und schoss zuerst Fat Cat Pierce und dann Cheyenne Slim Slaugther vom Pferd. Dann erst blickte ich auf die schöne Arapahoe-Prinzessin.

Sie hockte nur einen Yard von mir entfernt im Schnee und sah mich mit großen Augen an. Oh, es waren wunderschöne Augen – wenn jetzt auch der Ausdruck des Schmerzes und der Resignation darin lag.

Ich sagte zu ihr nieder: »Schwester, ich bin Wyoming Wade. Ich sah dich vor Jahren als Kind im Tipi deines Vaters. Du bist bei mir in Sicherheit wie eine Schwester bei ihrem Bruder.«

Sie verstand meine Worte, denn ich sprach ihre Sprache gut genug. Der Ausdruck in ihren Augen wandelte sich. Sie flüsterte meinen Namen und fügte hinzu: »Ja, ich kenne dich.«

Dann wurde sie bewusstlos.

☆☆☆

O Leute, ich kämpfte in den nächsten Tagen und Nächten einen harten Kampf mit dem Tod um ihr Leben.

Denn die Kugel hatte sie gefährlich getroffen. Sie verlor viel Blut und ich hatte Mühe, das Ein- und Ausschussloch zu verstopfen.

Zum Glück besaß ich alles, was notwendig war für Schusswunden, Knochenbrüche und auch Krankheiten. Wenn man als Trapper in der Einsamkeit lebte, musste man das alles haben. Aber zwei Tage und zwei Nächte stand alles auf der Kippe. Und fast wäre sie mir gestorben.

Und dabei war sie so schön, so wunderschön. Es war alles makellos an ihr. Ich sah es ja, weil ich sie völlig entkleiden musste.

Es ging dann allmählich aufwärts mit ihr.

Und eines Tages war sie fieberfrei.

Während ich sie mit der Fleischbrühe fütterte, in der auch etwas Mehl eingerührt war, sah sie mich mit ihren grünen Augen staunend an. Und allmählich begann sie sich zu erinnern.

»Sie sind tot«, sagte ich. »Sie können dir nichts mehr tun, Honeybee. Und du wirst bald wieder gesund sein – und so wunderschön wie vorher. Es wird alles gut. Wenn du wieder reiten kannst, bringe ich dich in dein Dorf zu Mad Wolf. Gut so?«

»Gut so, Wyoming Wade«, flüsterte sie.

»Nenn mich Josh«, sagte ich. »Denn ich heiße Joshua Wade. Sag einfach Josh zu mir. Und ich nenne dich einfach nur Bee. Gut so?«

»Gut so«, erwiderte sie.

Dann schloss sie ihre wunderschönen Augen und schlief wieder ein. Aber ich wusste, nun würde sie nach jedem Schlaf ein wenig erholter und kräftiger sein.

Ich war zufrieden, denn mir war, als hätte ich einem Engel das Leben gerettet, einem wunderschönen Engel.

In mir war deshalb immerzu ein ungewöhnliches Glücksgefühl. Ich ahnte damals noch nicht, wie es mit Bee und mir weitergehen würde, und ich dachte auch nicht darüber nach, ich genoss nur immer wieder dieses Glücksgefühl, einem wunderschönen Engel das Leben gerettet zu haben.

Natürlich wurde mir klar, dass ich mich verliebt hatte. Aber verliebt, dies war wohl ein zu schwacher Ausdruck für meinen Zustand. Denn es war mehr, sehr viel mehr. Ich war einfach verzaubert.

Dennoch begann ich mich langsam wieder auf den Zweck meines Hierseins zu besinnen und rings um den See die Biberfallen aufzustellen. Ich war in diesen Tagen viele Stunden unterwegs.

Einige Male hatte es leicht geschneit, sodass meine Fährte, die ich vor Tagen hinterlassen hatte auf dem Wege zu meinem Tal und meiner Hütte, zugedeckt war.

Denn ich machte mir so meine Gedanken.

Wie war Bee in die Hände dieser beiden verdammten Schufte gefallen? Wo war es geschehen? Wann? Und wie lange suchten Mad Wolf und dessen Krieger schon nach ihr?

Wenn sie herkamen und mich für den Entführer hielten, bevor Bee dies aufklären konnte, würden sie mir die Haut abziehen, was natürlich nicht wortwörtlich zu nehmen war, aber letztlich doch auf meinen Tod hinauslaufen würde.

Es kam also darauf an, dass Bee bei vollem Verstand war, wenn ihr Vater und dessen Krieger kamen.

Und deshalb war ich froh, dass die Schneefälle meine Fährte zugedeckt hatten und Bee gesund werden konnte, bevor sie uns fanden.

Ich stellte in diesen Tagen nicht nur Biberfallen, sondern auch viele andere Fallen auf in den Schluchten und überall da, wo ich die Fährten anderer Edelpelztiere im Schnee sah. Und immer, wenn ich heimkam, hoffte ich, dass Bee bei voller Besinnung sein würde.

Sie wurde zwar einige Male wach, sah mich an, ließ sich auch füttern, doch sie war nie richtig klar bei Bewusstsein und fiel stets nach wenigen Minuten wieder in einen tiefen Genesungsschlaf.

Aber dann endlich – es war am dritten Tag, nachdem sie fieberfrei wurde –, empfing sie mich bei vollem Bewusstsein, als ich in die Hütte kam und mir die Pelzjacke auszog, indes ich an ihr Lager trat.

Ich grinste auf sie nieder und sagte in ihrer Sprache: »Das ist ein guter Tag für mich, Bee. Denn ich sehe, dass du jetzt alles überstanden hast. Ich freue mich sehr, mein Arapahoe-Mädchen. Denn bald wirst du wieder lachen und singen, springen, schwimmen und reiten. Und alle, die dich sehen, werden sich an dir erfreuen, so wie man sich über alle schönen und wunderbaren Dinge auf dieser Welt erfreut. Ja, dies ist ein guter Tag, Bee.«

Sie lächelte mich an. Weil sie schon längere Zeit wach und bei Bewusstsein war, hatte sie gewiss schon nachgedacht und sich an alles erinnert. Sie wusste, dass sie keine bösen Träume gehabt hatte, sondern dass das Erlebte harte Wirklichkeit gewesen war.

Und nun sah sie mich ganz bewusst.

»Ja«, sagte sie, »du bist Wyoming Wade, den ich Josh nennen soll. Und du hast die beiden Verdammten getötet, die mich kurz vor dem Blizzard entführten. Du warst gut zu mir, Josh, so gut wie ein Bruder.«

Ich setzte mich zu ihr auf den Rand ihres Lagers.

Wir sahen uns eine Weile schweigend in die Augen, und ich spürte, dass sie mit dem feinen Instinkt einer Frau fühlte, wie es um mich stand. Sie konnte es gewiss leicht in meinen Augen lesen.

»Ja, ich erinnere mich an dich«, murmelte sie. »Damals war ich noch ein zehn- oder elfjähriges Mädchen. Du warst in unserem Dorf zu Besuch. Bei dir war ein Mann, der unser Dorf auf eine ausgespannte Leinwand malte mit vielen wunderschönen Farben. Danach malte er unsere Krieger und Frauen, die Kinder und viele andere Dinge. Er war ein großer Künstler, dieser Mann, den du in unser Land geführt hattest, ein friedlicher, guter und kluger Mann, der uns so sah, wie wir uns sehen.«

Ich nickte. »Und damals warst du auch schon schön, Bee. Aber erzähl mir, wo dich die beiden Verdammten entführten. Taten sie dir Schlimmes an?«

Sie schloss die Augen. Dann sah sie mich wieder fest an.

»Nein, sie taten mir nichts – noch nichts«, murmelte sie. »Denn sie wollten etwas anderes von mir. Und sie wussten, dass ich mir das Leben genommen hätte, wenn sie mir zu nahe getreten wären.« Sie schwieg einige Sekunden, dann fuhr sie fort: »Deshalb ließen sie mich in Ruhe und hofften darauf, dass ich ihnen das Geheimnis noch verraten würde.« Nachdem sie dies gesagt hatte, sah sie mich mit ihren grünen Augen noch einmal prüfend an.

Aber ich fragte nichts, wartete nur. Ich überließ es ihr, ob sie mich in das Geheimnis einweihen wollte oder nicht.

Ich fragte etwas anderes, nämlich: »Hast du Hunger, Bee?«

»Sehr«, erwiderte sie, und ein Staunen war in ihren Augen.

Ich erhob mich, trat zum Herd in der Ecke und fachte das Feuer darin wieder an. Das war leicht, denn unter der Asche glühte noch der Rest des harten Holzes, mit dem ich heizte. Ich hatte eine gute Suppe im Topf, die ich nur warm machen musste. Sie war ein wenig dick geworden, und so goss ich etwas Wasser hinzu.

Als es im Suppentopf zu brodeln begann, setzte ich noch einen zweiten Topf auf für den Tee.

Dann wandte ich mich wieder Bee zu.

»Es dauert nicht mehr lange, Grünauge«, sagte ich und nahm endlich meinen Revolvergürtel ab, den ich unter der Pelzjacke trug.

Sie fragte: »Und du willst nicht wissen, hinter welchem Geheimnis die beiden Verdammten her waren?«

Ich grinste und hob meine Schultern, ließ sie wieder sinken.

»Ach«, sagte ich, »du wirst es mir verraten oder auch nicht. Das liegt allein bei dir. Nach Geheimnissen soll man nicht fragen. Auch nicht die eigene Schwester oder die Geliebte.«

»Du denkst wie ein Arapahoe«, murmelte sie.

Da lachte ich.

»Zu einem Viertel bin ich einer«, sagte ich. »Meine Großmutter hieß Biberkrähe. Und mein Großvater war ein französischer Pelzjäger. Ja, vielleicht denke und fühle ich manchmal ein wenig wie ein Arapahoe.«

Sie lächelte. Ich wandte mich um, um zu prüfen, ob die Suppe schon warm genug war.

Hinter mir sagte sie vom Lager aus: »Gold! Das Geheimnis der Arapahoes von Mad Wolf ist Gold. Schon seit einigen Generationen wissen wir von einem goldenen Nest. Doch solange wir vom Büffel leben konnten, rührten wir es nicht an. Nun aber sind die Büffel fast alle abgeschlachtet worden. Und die Eisenbahn trennt das Büffel- und Indianerland in zwei Hälften. Die große Jagd ist vorbei. Kein Indianerstamm kann mehr vom Büffel leben. Deshalb wurde für uns Wind River Arapahoes das Gold zum Ersatz. Mit Gold bezahlen wir im Herbst alle notwendigen Dinge beim Händler Hogjaw Hacketter, vor allen Dingen Waffen, Munition, Mehl, Zucker, Mais, Decken und viele andere Dinge, die ein großes Dorf haben muss, um überwintern zu können. Wir standen vor der Wahl, in eine Reservation zu ziehen und uns von den betrügerischen Indianeragenten ernähren zu lassen – also Hunger zu leiden und unfrei zu sein – oder uns mit dem Gold die Freiheit zu erhalten und zu kaufen, was wir uns früher erjagt haben. Es blieb uns nichts anderes übrig, obwohl unsere Alten davor warnten, weil es unsere Krieger letztlich lebensuntüchtig machen wird, nein nicht nur unsere Krieger, uns alle. Verstehst du, Josh?«

Ich verstand es gut. Ja, das war ein Problem.

Der Lebenskampf der Arapahoes würde leichter werden. Aber das musste sie binnen weniger Jahre degenerieren. Es war bequem, Gold zu holen und sich damit von einem Händler alles zu kaufen, was man sonst mühsam erringen musste.

Ich brachte die Suppe zu ihr ans Lager und begann sie zu füttern. »Ja, ich verstehe das gut«, murmelte ich. »Die große Jagd ist bald vorbei – auch hier in meinem Tal. Wenn wir hier mit zwei Jägern wären, würden wir die Biber ausrotten. Aber ich jage nur die Tiere, die zu viel im Tal sind. Nun, ihr habt also beim Händler Hogjaw Hacketter mit Gold bezahlt, nicht mit Fellen und Häuten. Dadurch wurde bekannt, dass ihr Arapahoes irgendwo eine Goldader haben müsst.«

Sie sagte: »Mein Vater Mad Wolf, Red Bull, einige Krieger und ich, wir hatten noch einmal Gold geholt. Es ist nur zu dieser Jahreszeit möglich, wenn der Wasserfall gefroren ist und nicht in das Becken hinunterläuft. Wir waren schon drei Tage unterwegs und hatten unser Dorf fast schon erreicht. Ich blieb ein wenig zurück, weil ich mal zwischen die Tannen musste. Und da schnappten sie mich. Es war fast schon Nacht. Am nächsten Tag kam der Blizzard, der dann alle Fährten zudeckte.«

Sie verstummte, und sie hatte auch nicht zusammenhängend gesprochen. Denn ich fütterte sie ja zwischendurch.

Eine Frage brannte mir schon lange auf der Zunge. Und so stellte ich sie endlich: »Wie fanden die beiden Kerle meine Hütte?«

Bee nahm erst wieder einen Löffel Suppe. Dann erwiderte sie schlicht: »Sie wussten von diesem Tal und deiner Hütte. Da sie ja schon viele Trapper überfielen, um ihnen die Pelzausbeute zu stehlen, kannten sie sicherlich viele Jagdreviere und Hütten. Ich hörte sie sagen, dass sie – wenn sie erst das Gold hätten – nicht mehr Biber- und Pelzjäger überfallen müssten. Dann sei dieses elende Leben vorbei. Wahrscheinlich hätten sie dir gegen Ende des Winters einen Besuch gemacht, nachdem sie während deiner Abwesenheit schon mal hier waren.«

Das alles leuchtete mir ein. Diese beiden Hurensöhne waren wahrhaftig böse Finger gewesen, die überall nach Beute suchten.

Bee sprach nun: »Bis zum nächsten Tag hatten sie mir eine Frist gesetzt. Wenn ich sie dann nicht zum Gold der Arapahoes geführt hätte, wäre es mir schlimm ergangen. Sie sagten mir in allen Einzelheiten, was sie alles mit mir machen würden. Deshalb versuchte ich auch die Flucht. Ich wäre lieber gestorben, als sie zum Gold zu führen.«

Ich nickte. Nun wusste ich einigermaßen Bescheid. Wahrscheinlich hatte der Händler Hogjaw Hacketter sie auf diesen Coup angesetzt und ihnen gesagt, dass Honeybee, die Arapahoe-Prinzessin, die einzige Frau sei, die sie zum Gold führen könne.

Und weil sie glaubten, ein Mädchen leichter zerbrechen zu können als einen Krieger, schnappten sie sich Honeybee. Der Blizzard half ihnen dann beim Entkommen. In meiner Hütte hielten sie sich danach versteckt und warteten ab, bis die Arapahoes nicht mehr wie wütende Hornissen umherschwirrten, sondern die Suche nach ihnen aufgaben.

So also war das alles.

Ich machte mir keine Sorgen. Denn Bee war gerettet und würde gesund werden. Als ihr Retter brauchte ich die Arapahoes gewiss nicht zu fürchten.

Ja, ich war sicher, dass sie bald kommen würden, wenn sie systematisch das ganze Land absuchten. Irgendwann kamen sie auch in mein Tal, zumal es gewiss einige ältere Krieger gab, die es kannten und vielleicht sogar wussten, dass ich hier jagte.

Nachdem ich Bee gefüttert hatte, wurde sie wieder müde und schlief ein. Doch sie hatte jetzt ein Lächeln auf ihren wunderschönen Lippen. Und ihr letzter Blick machte mich glücklich.

Ja, sie mochte mich. Ich spürte das stark.

☆☆☆

In der Nacht wurde sie wach. Ich lag in der anderen Ecke auf einem Notlager aus Heu, und ich hörte an ihrem Atem, dass sie wach geworden war.

Und so fragte ich: »Möchtest du Tee haben, Bee?«

»Nein«, murmelte sie, »es geht mir gut. Josh, hast du eine Frau?«

Ich war überrascht. Doch ich erwiderte schnell: »Nein. Bee, ich habe keine Frau. Und soll ich dir sagen, warum nicht?«

»Sag es, Josh.«

»Weil ich noch keine sah, die so schön war wie du.«

Sie schwieg eine Weile. Dann flüsterte sie: »Alle Männer verlieben sich sofort in mich und wollen mich haben. Red Bull zum Beispiel bot meinem Vater fünfzig Pferde für mich.«

»Und?« So fragte ich.

»Mad Wolf, der mein Vater ist, braucht keine Pferde. Er hat genug. Und er überlässt mir die Wahl. Denn er weiß, dass ich nur einem großen Krieger in sein Tipi folgen werde.«

Ich schwieg noch einige Atemzüge lang zu ihren Worten und dachte über Red Bull nach, dessen Namen sie soeben nannte. Oh, ich kannte Red Bull. Er war ein großer Krieger. Es konnte sein, dass er Mad Wolfs Nachfolger werden würde, wenn Mad Wolf eines Tages starb. Mad Wolf hatte keinen Sohn, nur die wunderschöne Tochter. Er hätte zwei oder drei andere Squaws in sein Tipi nehmen und versuchen können, doch noch einen Sohn zu bekommen. Doch er liebte Elster, seine verstorbene Frau, zu sehr, um ihr das anzutun.

Nun, Red Bull war also ein beachtlicher Bursche.

Dennoch hatte Honeybee ihn nicht gewollt, obwohl er für sie fünfzig Pferde bezahlen wollte. Das war ein gewaltiger Preis. Und schon die Tatsache, dass Red Bull in der Lage war, ihn zu zahlen, bewies, was für ein großer und mächtiger Krieger er war.

Ich seufzte unwillkürlich.

Und da fragte Bee: »Warum seufzt du? Was bedrückt dich, Josh?«

»Ich würde hundert Pferde für dich geben«, murmelte ich. »Aber ich besitze nur drei. Zum Glück kann man dich nicht mit Pferden kaufen, wunderschöne Bee. Und das macht mir Hoffnung. Vielleicht bin ich der Krieger, der in deinen Augen so ist wie kein zweiter unter vielen.«

Sie sagte nichts zu meinen Worten.

Vielleicht hätte ich sie auch besser nicht gesagt. Sie waren nicht fair, weil sie mir ja dankbar war.

»Verzeih mir«, murmelte ich. »Diese Worte hätte ich nicht sagen dürfen.«

☆☆☆

Als ich sie am nächsten Morgen versorgte wie ein guter Samariter, da sahen wir uns immer wieder in die Augen. Aber sie sagte nichts.

Erst später beim Frühstück, als ich sie wieder fütterte, da sagte sie: »Doch, du durftest und musstest diese Worte sagen. In meinem Herzen ist etwas geschehen. Du bist der Krieger, dem ich gehören möchte. Ich bleibe in deinem Tipi.«

Sie meinte meine gemauerte Steinhütte und nannte sie Tipi, so als wäre sie ein Zelt aus Büffelhäuten. Sie wollte also bei mir bleiben. Wir würden ein Paar sein. So einfach war das.

O Moses, mir würde das schönste Mädchen der Welt gehören!

Ich vermochte mein Glück nicht zu fassen. Am liebsten hätte ich sie in meine Arme genommen. Doch das durfte ich nicht, noch nicht. Sie musste möglichst still liegen, damit die Wunden verharschten.

Ich konnte mich also nur über sie beugen und sie auf die Augen und den Mund küssen. Ich tat es sehr sachte und zart.

Und als ich dann wieder in ihre Augen sah, da erkannte ich darin, wie glücklich sie war.

Es war dann etwa eine Stunde später, als ich mich auf den Weg machte. Denn ich hatte noch ungefähr zwei Dutzend Fallen aufzustellen. Ich lud sie auf eines meiner beiden Packtiere. Dann überlegte ich, welches der anderen Pferde ich reiten sollte.

Bees Schecke schien am übermütigsten zu sein. Er war es nicht gewöhnt, in einem Corral eingesperrt zu sein. Also entschied ich mich für ihn, denn er musste Auslauf haben.

Es war ein schöner Morgen, als ich losritt. Der Schnee war trocken und leicht. Kaum ein Lüftchen regte sich.

Ich hatte in den Schluchten einige Wolfsfährten entdeckt, und ich wusste, wenn ich diese Wölfe nicht erwischte, würden sie mir die wertvollen Pelztiere aus den Fallen fressen, sodass ich die Tiere nicht für mich, sondern für sie fing. Das aber durfte nicht sein.

Ich ritt am See entlang. Und ganz plötzlich hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich wusste sofort, dass mein Instinkt mich warnte.

Ich spürte irgendwie, dass sich etwas verändert hatte.

Und so hielt ich inne und öffnete meine Pelzjacke, um schneller an meinen Colt zu kommen. Mein Packpferd verharrte dösend, teilnahmslos. Doch der indianische Schecke bewegte seine Ohren und schnaubte leise, als bekäme er eine vertraute Witterung. Ich wusste plötzlich, dass sie da waren.

Aber wo?

Ich sah mich um, und ich begriff, dass sie mich eingekreist hatten. Der Schnee schluckte alle Geräusche. Und die Bäume und verschneiten Büsche gaben ihnen überall Deckung. Dann hörte ich das Schnauben eines Pferdes. Ich zog mein Tier herum.

Aber sie ritten jetzt von allen Seiten aus ihren Deckungen hervor. Das Pferdeschnauben war offenbar das Zeichen gewesen. Es waren gut ein Dutzend Arapahoe-Krieger in Wolfsfellen. Sie wirkten geradezu animalisch auf ihren zottigen Tieren und behängt mit all dem bunten, heidnischen Zierrat.

Man sah ihnen und ihren Pferden an, dass sie schon lange unterwegs waren und viele Nächte im Freien verbracht hatten. Sie waren grimmig, böse, am Ende ihrer Geduld. Längst schon wünschten sie sich in ihre Tipis und unter die Felldecken in die Arme ihrer Squaws. Denn das war die angenehmste Art, den Winter zu verbringen.

Ich erkannte Red Bull. Ja, er war ihr Anführer, und er hatte sie gewiss erbarmungslos angetrieben auf der Suche nach Honeybee und deren Entführern.

Ich verspürte eine unheilvolle Ahnung. Denn ich saß auf Bees Schecken. Sie mussten und würden mich für einen ihrer Entführer halten, wenn – ja wenn ich jetzt nicht schnell meinen Mund aufmachte und ihnen alles erklärte.

Denn es war ja so einfach. Bee konnte mich leicht entlasten, alles erklären.

»Hört zu«, begann ich. »Honeybee wurde von …«

Ich wollte sagen: »… von Fat Cat Pierce und Cheyenne Slim entführt!« Doch ich kam nicht weiter. Denn von hinten kam eine Kriegskeule geflogen. Sie traf mich wie einen Schmiedehammer und warf mich vom Pferd in den Schnee.

Nein, sie gaben mir keine Chance, ihnen etwas zu erklären. Sie waren zu verbittert und grimmig.

Ich ritt Honeybees Schecken. Das genügte ihnen.

☆☆☆

Ich erwachte bald, und ich wusste auch, warum. Denn ich war nackt, und sie zogen mich an einem Lasso mit Hilfe eines Pferdes durch den Schnee. Wahrscheinlich war es mein eigenes Lasso und der Schecke das Zugpferd.

Ich brüllte wütend, verlor aber bald wieder die Besinnung. Mein ganzer Körper war eine einzige schmerzhafte Wunde. Eine ganze Weile wusste ich nicht, was mit mir geschah. Die Bewusstlosigkeit war mir gnädig, denn sie ließ mich nichts mehr spüren.

Als ich wieder erwachte und meine Sinne einigermaßen beisammen hatte, begriff ich allmählich, dass ich vor meiner Hütte im Schnee lag, nackt und zerschunden. Mein Körper jedoch war von der Kälte schon so abgestorben und gefühllos, dass ich die Schmerzen nicht mehr spürte.

Rings um mich standen die zottigen Indianermustangs, schnaubten und scharrten. Jeder hatte vor sich einen Ballen von meinem Heu im Schnee liegen.

Und die Krieger warteten.

Als zwei von ihnen, die mir am nächsten waren, sahen, dass ich bei Besinnung war, traten sie von rechts und links zu mir und bearbeiteten mich mit ihren Peitschen.

Ich wollte hochspringen, mit ihnen kämpfen, es ihnen zurückgeben, solange noch Leben in mir war. Doch ich schaffte es nicht.

Dann aber wurde alles anders.

Red Bull kam aus meiner Hütte.

Und er musste drinnen mit Honeybee gesprochen und von ihr alles erfahren haben. Denn er bedeutete den Kriegern mit einem Wink, von mir abzulassen, und rief ein paar Worte, die ihnen sagten, dass ich keiner der Entführer war, sondern – ganz im Gegenteil – Honeybees Befreier.

Dann trugen sie mich in die Hütte und legten mich vor den Herd, warfen auch eine Decke über mich. Ich hörte Honeybees Stimme sagen: »Red Bull, das vergesse ich dir nie! Du hast ihm gewiss keine Möglichkeit gegeben, dir etwas zu erklären. Du hast ihm wahrscheinlich nicht mal Fragen gestellt. Scher dich zum Teufel! Denn ich will bei ihm in diesem Tal bleiben. Hast du verstanden? Ich will seine Squaw werden, sobald ich gesund bin. Wir werden zu Mad Wolf kommen, damit die Hochzeitszeremonie der Arapahoes stattfinden kann. Red Bull, ich verachte dich! Warum habt ihr ihn dort vor den Herd geworfen, warum nicht auf sein Lager gelegt? Warum kümmert ihr euch nicht um ihn? Er hat meine Entführer getötet und ist ein großer Krieger. Ihr habt ihn wie einen Hund behandelt und tut es jetzt noch. Ich …« Die Stimme versagte ihr nun, und sie hatte sich gewiss in ihrer Erregung zu sehr angestrengt.

Ich hörte Red Bull kehlig erwidern: »Er ritt deinen Schecken. Ich musste ihn für einen deiner Entführer halten. Er wird schon nicht sterben, wenn er hart genug ist – und wenn nicht, dann ist er auch kein großer Krieger. Wir werden einen guten Schleppschlitten bauen und dich morgen heimbringen zu Mad Wolf. Du bist krank, sicherlich auch verwirrt im Kopf. Du kannst keine Entscheidungen treffen. Das kann nur Mad Wolf für dich tun. Der da ist ein Wasicun, ein weißer Mann. Und nun ist es genug!«

Ich verstand jedes Wort, denn ich sprach ja ihre Sprache wie meine eigene.

Aber ich konnte nichts tun, gar nichts.

Meine Sinne schwanden mir wieder.

Irgendwann erwachte ich, und weil mein Körper nicht mehr abgestorben war vor Kälte, nicht mehr taub oder gefühllos, spürte ich die Schmerzen.

Ich lag auf meinem Lager. Sie hatten mich also doch noch darauf gebettet und mit einer Felldecke zugedeckt. Es war kalt in meiner Hütte, denn der Herd enthielt kein Feuer mehr.

Es war still.

Ich wusste, sie waren weg und hatten Honeybee mitgenommen. Auf einem guten und weich gepolsterten Schleppschlitten war sie im Schnee gewiss transportfähig. Red Bull hatte mir Honeybee weggenommen.

Und ich wusste, warum.

Er hatte sie für sich haben wollen. Fünfzig Pferde hatte er geboten. Das war für indianische Verhältnisse ein gewaltiger Preis. Doch er hatte sie nicht bekommen. Und hier hatte er erfahren, dass Bee bei mir bleiben wollte.

Das musste ihn schlimm getroffen haben.

Ich versuchte aufzustehen und schaffte es nur mühsam. Mir wurde schwindlig, und nur die Schmerzen an und in meinem geschundenen Körper ließen mich nicht abermals das Bewusstsein verlieren.

O Moses, mein Glück war zu Ende.

Es hatte nicht lange gewährt.

Und ich konnte Red Bull und Honeybee nicht folgen. Vielleicht würde es noch Wochen dauern, bis ich wieder reiten konnte.

Erst nach drei Tagen war ich wieder so weit, dass ich ins Freie kriechen konnte. Ja, es war mehr ein Kriechen als ein Gehen. Mein Holzvorrat in der Hütte war längst aufgebraucht. Ich hatte kein Feuer, und so war es erbärmlich kalt. Es war für mich unsagbar schwer, Holz in die Hütte zu schaffen, obwohl ich es draußen an den Wänden aufgestapelt hatte, also gar nicht weit zu gehen brauchte.

Doch mir fiel jede Bewegung schwer.

Und dann war da noch etwas. Ich stellte es mit einem einzigen Blick fest, und ich seufzte resigniert, weil mich in meinem Unglück nichts mehr überraschen konnte an negativen Dingen.

Die Pferde waren weg!

Kein einziges Tier stand mehr im Corral.

Also hatte Red Bull sie mitgenommen.

Aber von den sechs Pferden, die zuletzt dort standen, hatten drei mir gehört. Die drei anderen gehörten Honeybee und den toten Entführern.

Red Bull hatte sie alle mitgenommen.

Dieser verdammte Hundesohn hasste mich so sehr wegen Honeybee, dass er mir auf jede mögliche Art schaden wollte. Und vielleicht war dieser Pferdediebstahl zugleich eine unmissverständliche Warnung, ihm und Honeybee nicht zu folgen.

Ich verspürte einen gnadenlosen Hass gegen ihn.

Aber vorerst konnte ich nichts unternehmen. Ich konnte mich nicht einmal um meine Fallen kümmern, in denen sich inzwischen gewiss viele Tiere verfangen hatten, die nun die Beute der Aasfresser würden.

☆☆☆

Es vergingen noch viele Tage, fast zwei Wochen. Erst dann war ich wieder bei Kräften und konnte es wagen, mich auf den Weg zu Mad Wolfs Dorf zu machen.

Ich besaß kein Pferd und bis auf mein Green-River-Messer keine Waffe. Denn auch meine Waffen hatte Red Bull mitgenommen. Es fehlten mein Revolver und meine beiden Gewehre, ein Spencer-Karabiner und eine Sharps. Mit Letzterer konnte man auf dreihundert Yards noch einen starken Büffelbullen fällen.

Es war an einem grauen Morgen, als ich mich auf den Weg machte.

Ich hatte wenig Gepäck, nur die indianischen Schneetreter, etwas Proviant, eine Felldecke und einen starken Knüppel. Ich wusste, es würde ein verdammt langer und harter Weg werden.

Ich wusste nur ungefähr, in welche Richtung ich wandern musste. Denn den genauen Platz des Winterdorfes der Wind River Arapahoe kannte ich nicht. Es würde irgendwo am Wind River sein.

Und so wanderte ich durch den manchmal tiefen Schnee ständig leicht abwärts ins Tal des Wind River hinunter.

Am dritten Tag waren Wölfe hinter mir her. Ihr Instinkt sagte ihnen wohl, dass ich keine Feuerwaffe bei mir hatte. Sie witterten keinen Stahl, kein Pulver und kein Blei. Ihr Leitwolf war ein erfahrener Bursche. Er kannte sich aus. Einen ganzen Tag schlichen sie hinter mir her, mühten sich im tiefen, trockenen und so leichten Schnee, in dem sie immer wieder versanken.

In der Nacht hielt sie mein Feuer noch fern.

Aber sie waren ein hungriges Rudel. Ich wusste, sie würden mich bald angreifen. Auch dies hatte Red Bull mir angetan.

Ich band mein Green-River-Messer an meinem Knüppel fest und machte ihn dadurch zu einer langen Stoßwaffe, mit der ich aber auch wie mit einem Schaufelstiel zuschlagen konnte.

Als ich mich dann nach Tagesanbruch auf den Weg machte, kamen sie auch schon. Sie hatten mich eingekreist und griffen mich von allen Seiten an.

Normalerweise hätten sie mich erledigen können.

Doch der tiefe Schnee behinderte sie zu sehr. Sie versanken nach jedem Sprung und waren dadurch unbeholfen und langsam. Auf meinen Schneetretern versank ich nur bis zu den Waden und war sehr viel beweglicher.

Ich erstach und erschlug einige von ihnen. Der Schnee färbte sich rot von ihrem Blut. Und ihr Geheul und Geknurre war schauderlich. Aber sie ließen von mir ab, sodass ich weiterwandern konnte. Hinter mir fielen sie über ihre verwundeten oder getöteten Artgenossen her. Der Blutgeruch machte sie verrückt.

Ich schnaufte erleichtert.

Doch dann wieder spürte ich meinen Hass gegen Red Bull. Dies alles hatte ich ihm zu verdanken. Ich wusste, es war für einen von uns kein Platz mehr auf dieser Erde. Entweder er oder ich. Einer van uns würde bald tot sein.

Und so wanderte ich mit meinem Hass im Herzen weiter und weiter durch das zugeschneite Land zum Wind River Valley hinunter.

Als ich endlich das Dorf in der Flussbiegung erblickte, wusste ich, dass es Mad Wolfs Winterdorf war. Die Tipis der Cheyennes und Sioux hatten sechzehn Stangen, die der Arapahoes nur zwölf. Also war es ein Arapahoe-Dorf.

Es war ein großes Dorf von mehr als zweihundert Zelten. Da man auf jedes Zelt im Schnitt fünf Menschen rechnen konnte, war es ein Tausend-Seelen-Dorf.

Ich ging den schneebedeckten Hang abwärts, musste noch ein Stück durch dichten Wald und wurde dann bald schon von den Hunden des Dorfes gewittert.

Sie kamen mir kläffend entgegen, und weil ich ein Fremder war, wollten sie mir an die Beine. Aber ich gab es ihnen mit dem Knüppel. Und so ließen sie von mir ab.

Dann kamen mir die ersten Wächter des Dorfes entgegen, Krieger in Wolfsfellen und gut bewaffnet.

Ich sagte ihnen, dass Mad Wolf und Honeybee gewiss schon lange auf mich warten würden und sie mich zu ihnen bringen sollten.

Und da wussten sie, wer ich war.

Sie starrten mich nicht feindlich an, eher staunend und mit Respekt. Kein Zweifel, dass sie Bescheid wussten. Honeybee hatte Red Bull gewiss ganz öffentlich angeklagt wegen seines Verhaltens mir gegenüber. Und wahrscheinlich hatte sie ihm auch angekündigt, dass ich irgendwann kommen würde, um von ihm Genugtuung zu fordern.

Und jetzt war ich hier, wie es sich für einen wirklich großen Krieger gehörte. Sie wussten genau, was für ein Weg hinter mir lag durch den tiefen Schnee und waffenlos den Wölfen ausgeliefert. Sie kannten sich aus.

Ich besaß also ihren Respekt. Für sie war ich auch kein fremder Wasicun, denn sie kannten mich, wussten meinen Namen. Ich war in diesem Lande geboren worden wie sie. Meine Großmutter war eine Arapahoe gewesen. Sie nickten mir zu und schritten mir voraus, um mich zu Mad Wolfs Tipi zu führen.

Mad Wolfs Tipi war das größte und schönste im Dorf, so wie es ihm ja auch als Häuptling zukam. Boten waren vorausgeeilt, um ihm mein Kommen zu melden. Und so erwartete er mich vor dem Tipi.

Honeybee stand neben ihm. Ich sah ihr an, wie glücklich sie war, mich endlich wiederzusehen – und zugleich auch besorgt, weil sie ja genau wusste, dass ich gekommen war, um mit Red Bull zu kämpfen.

Aber ich richtete meine Aufmerksamkeit jetzt ganz und gar auf Mad Wolf. Ich hatte ihn viele Jahre nicht gesehen. Er war alt und grau geworden.

Ich führte die Hand gegen meine Stirn und neigte den Kopf.

»Woyouonihan, mein Vater«, sagte ich und erwies ihm damit die höchste Form von Respekt. »Ich bin Wyoming Wade, und ich bin gekommen, um Genugtuung zu fordern von Red Bull. Er stahl mir meine Waffen und meine Pferde. Weil seine Krieger mich zuvor von hinten mit einer geworfenen Kriegskeule bewusstlos machten und mich danach nackt durch den Schnee schleiften, sodass ich krank und hilflos wurde, konnte ich Red Bull nicht zur Rechenschaft ziehen. Doch jetzt bin ich wieder gesund. Und so fordere ich hier in deinem Dorf von Red Bull Genugtuung für die mir angetane Schmach. Er soll sich jetzt nicht mehr hinter seinen Kriegern verstecken können. Es ist Arapahoe-Recht, dass ein Krieger von dem anderen Genugtuung fordern kann.«

Damit hatte ich alles gesagt.

Und nun lag die Entscheidung bei ihm.

Aber ich wusste, er kannte die Geschichte ganz genau. Honeybee hatte ihm mit Sicherheit alles haarklein berichtet. Und so hatte er nur auf mich gewartet.

Und dass ich kam, war für ihn der Beweis, dass ich ein wirklich großer Krieger war und seine Tochter ihm keine Schande machte, als sie ihm sagte, dass sie mir gehören wollte.

Es war still. Sie alle umstanden uns im Dreiviertelkreis. Und alle sahen sie auf Mad Wolf, der noch unbeweglich verhielt, imposant wirkend wie ein Weiser, der weit über den Dingen stand.

Bevor er etwas erwidern konnte, ertönte eine Stimme, die ich sehr gut kannte. Es war Red Bulls Stimme. Er drängte sich rechts von mir durch die versammelte Menge, stieß alles, was ihm im Weg war, rücksichtslos zur Seite.

Und er rief: »Du hast dir Zeit gelassen mit deinem Kommen, Wasicun! Ich habe sehr lange auf dich warten müssen. Ja, wir werden miteinander kämpfen. Kein Wasicun sollte eine Arapahoe zur Squaw nehmen dürfen, schon gar nicht den Stolz unseres Volkes. Ich werde es verhindern, indem ich dich töte! Mad Wolf, bestimme den Zeitpunkt des Kampfes!«

Es war eine grimmige und herausfordernde Rede.

Er hatte mich übel behandelt und deshalb damit gerechnet, dass ich kommen würde, um Genugtuung zu fordern. Und nun konnte und wollte er dem ganzen Dorf zeigen, dass er der bessere Krieger war und deshalb das größere Anrecht auf Honeybee hatte.

Die Denkweise der Indianer war nun mal so.

Da hob Mad Wolf die Hand. Und das Murmeln und Raunen, das nach Red Bulls Worten erklang, verstummte jäh. Sie alle wollten seine Entscheidung hören.

Seine Worte kamen ruhig und sehr bestimmt: »Ihr werdet kämpfen. Morgen, wenn die Sonne den höchsten Stand erreicht hat. Mit euren Messern werdet ihr kämpfen. Bis dahin ist Wyoming Wade unser Gast. Ich habe gesprochen.«

Er wandte sich um und ging in sein Tipi zurück.

Honeybee sah mich noch einmal mit einem langen Blick an und folgte ihm.

Sie durfte sich mir nicht nähern. Ich hatte noch nicht um sie geworben und von Mad Wolf noch keine Erlaubnis, mit ihr irgendwelchen Kontakt aufzunehmen. Das kam erst später, wenn ich nach meinem Kampf mit Red Bull noch am Leben sein würde. Denn ein Krieger musste zuerst seine verletzte Ehre wieder herstellen.

Und Red Bull hatte meine Ehre sehr schlimm verletzt.

Ich stand einige Atemzüge lang unbeweglich da und starrte auf die hinter Bee zufallende Klappe des Tipi-Eingangs. Für einige Sekunden schien sie mir für immer unerreichbar zu sein. Aber dann sagte mir mein Verstand, dass ich nichts anderes erwarten konnte. Denn hier lief jetzt alles nach den Regeln der Arapahoes ab.

Eine ältere Squaw trat zu mir und machte eine respektvolle Geste.

»Krieger«, sagte sie, »darf ich dich zum Gästezelt führen und dich betreuen? Ich bin Büffelblume. Ich betreue stets die Gäste in unserem Dorf.«

Ich wusste, es gab in jedem Indianerdorf solch eine Squaw. Zumeist war es die Witwe eines besonderen Kriegers, die keine Angehörigen mehr besaß, der man diese Aufgabe übertrug.

Ich nahm meinen Blick von Red Bull und folgte ihr.

Bis morgen konnte ich mich ausruhen. Doch dann …

☆☆☆

Die Sonne schien. Dennoch war es ein kalter Tag.

Als ich aus dem Zelt trat, warteten zwei Krieger auf mich. Sie nahmen mich in ihre Mitte und führten mich zum Dorfplatz, in dessen Mitte der Totempfahl stand.

Tausend Arapahoes waren in der Runde versammelt.

Mad Wolf wartete schon.

Von der anderen Seite führte man Red Bull herbei auf die gleiche Art wie mich.

Wir verhielten vor Mad Wolf, der in jeder Hand ein Messer hielt.

Er sah uns an und sprach laut, sodass seine Stimme gewiss auch über den Dorfplatz hinaus im ganzen Dorf zu hören war: »Schon seit Urzeiten kämpften verfeindete Krieger im Kampf Mann gegen Mann, damit danach wieder Frieden einkehrte im Dorf und im Stamm. Es ist alles erlaubt, was dazu dient, den Gegner zu vernichten. Der Kampf beginnt, sobald ihr die Messer, die ich euch jetzt zuwerfe, in Händen habt. Jetzt!«

Bei dem letzten Wort warf er uns die Messer zu.

Er tat es gleichmäßig. Die Klingen blinkten in der Sonne.

Unsere Hände fassten zu und erwischten die Griffe – und schon dabei zeigte mir Red Bull, auf welche Art er kämpfen wollte.

Denn indes er nach dem Messer griff, drehte er sich auf einem Fuß und trat mit dem anderen nach mir. Er traf mich über der Hüfte in die Seite – und ich fiel in den hart getrampelten Schnee, als hätte mich ein Pferd getreten.

Er warf sich auf mich, um mir mit dem Messer den Rest zu geben. Und fast wäre dieser Kampf binnen weniger Sekunden beendet gewesen. Nur mit knapper Not rollte ich mich unter ihm zur Seite, entkam seinem Messer und stieß mit meinem zu. Die Messerspitze ritzte seinen Arm ein langes Stück auf.

Dann sprangen wir auf und umkreisten uns geduckt, und als wir dann wieder aufeinander losgingen, trafen wir beide. Ja, wir gaben uns die Messer zu spüren. Oh, es würde ein schrecklicher Kampf werden.

Panik wollte von mir Besitz ergreifen, denn die Wunde in meiner Seite schmerzte. Das Messer musste zwar an einer meiner Rippen abgeglitten sein, dennoch hatte es einen bösen Schnitt verursacht, aus dem mir nun das Blut herauslief.

Doch das Gefühl der aufkommenden Panik schwand. Ich hatte mich bald wieder unter Kontrolle, indes wir uns aufs Neue umkreisten.

Ich sah, dass ich ihn ebenfalls erwischt hatte, fast genau an der gleichen Stelle wie er mich. Unser Blut verfärbte unsere Wildlederhemden. Und bald würde es in den weißen Schnee tropfen.

Wieder sprangen wir aufeinander los. Ich warf dabei das Messer von meiner rechten in meine linke Hand, drehte mich aus seinem Angriff etwas heraus, entkam seinem Messer und traf ihn mit meinem.

Ich hörte ihn erschrocken stöhnen, und ich wusste, dass auch er nun das Gefühl von Panik verspürte und es ihm gewiss nun so erging wie mir vor wenigen Sekunden. Aber auch diese zweite Verwundung machte ihm körperlich offenbar kaum etwas aus. Denn nun griff er wild und ungestüm an. Er war trotz seiner bulligen und schwergewichtigen körperlichen Beschaffenheit unwahrscheinlich beweglich.

Aber auch ich war ja so schnell wie ein Wildkater.

Und so kämpften wir eine Weile ziemlich unentschieden, fügten uns dabei gegenseitig nur geringfügige Verletzungen zu, ritzen und schnitten uns leicht hier und dort.

Ich begriff, dass es Zeit wurde, etwas anderes zu versuchen. Und so warf ich wieder mein Messer von der Rechten in die Linke, und als er auf mich zusprang und mit seiner Rechten meine zustoßende Linke blockierte, da traf ich ihn mit der rechten Faust auf Kinnwinkel und Ohr. Es war ein kurzer Schwinger, mehr ein Haken von rechts nach links. Er taumelte zur Seite, aber als ich nachsetzte, wirbelte er geduckt herum und stieß mir unter meinem Arm das Messer in die Seite.

Nun hatte er fast schon gewonnen, und er wusste das genau.

Das machte ihn leichtsinnig. Er setzte nach und kam zu ungestüm. Ich traf ihn mit dem Messer in die rechte Schulter – und als ich zurückwich, sah ich, dass sein rechter Arm kraftlos herunterhing und ihm nicht mehr gehorchte. Er konnte nicht mal mehr das Messer halten. Es fiel in den Schnee. Und Blut tropfte von seinem Arm nieder. Ich musste ihm irgendwelche Sehnen oder Muskeln zerschnitten haben. Und nun war er einarmig.

Er verharrte erschrocken. Man sah es ihm an. In der Runde aber hörte ich nun das Raunen und Murmeln der tausend Stimmen. Ja, Red Bull war einarmig geworden. Sein Messer lag im blutgetränkten Schnee.

Zwar war ich ebenfalls mehrmals böse verletzt und verlor ständig Blut, doch ich hatte nun alle Chancen auf meiner Seite.

Wenn er sich jetzt bückte, um mit der Linken nach dem Messer am Boden zu greifen, konnte ich ihn erledigen. Dieser Sekundenbruchteil würde mir bei meiner Schnelligkeit genügen.

Er würde das Messer gar nicht so schnell in die Hand bekommen und sich damit halbwegs aufrichten können. Er war verloren.

Deshalb ging ein Stöhnen durch den Kreis der Zuschauer. Sie alle warteten auf Red Bulls Tod.

Aber er war – obwohl charakterlich in meinen Augen ein verdammter Hurensohn – ein großer Kämpfer. Er gab auch einarmig nicht auf und versuchte gar nicht, mit der Linken das Messer aufzugreifen.

Er griff mich ohne Messer und nur einarmig an. Sein rechter Arm hing an seiner Seite nieder. In seinen Augen erkannte ich in diesem Sekundenbruchteil den dumpfen Ausdruck von Resignation.

In diesem Moment begriff ich, dass er sterben wollte, dass er mich nur deshalb angriff, damit ich ihm mein Messer gab, möglichst mitten ins Herz. Er wollte als kämpfender Krieger sterben, denn er wusste genau, dass er mit nur einem brauchbaren Arm keine Chance mehr gegen mich hatte.

In diesem Moment geschah etwas mit mir.

Ich wusste, ich konnte ihn jetzt nicht abstechen wie einen kranken Bullen. Und er hatte mir Schlimmes angetan. Ich hasste ihn und wollte seinen Tod.

Und dennoch hatte ich Hemmungen.

Er war ein Krüppel geworden, als ich ihm die Sehnen oder Muskeln der Schulterstränge seines rechten Armes zerschnitt. Ich aber vermochte nicht gegen einen einarmigen Krüppel mit all meinen Vorteilen zu kämpfen.

Diese Gedanken blitzten gewissermaßen in mir auf. Ich vermochte nicht länger darüber nachzudenken. Was ich tat, geschah instinktiv. Und erst, nachdem es geschehen war, holten mich meine Gedanken wieder ein. Da erst begriff ich nämlich, dass ich mein Messer weggeworfen hatte und meine rechte Hand unter meinen Gürtel schob, sodass ich ebenfalls nur einarmig wurde.

Sie alle sahen es. Und das »H’g’un«, was ja so viel wie Mut bedeutete, klang in der Runde auf. Denn was ich tat, war allerhöchste Kriegerehre, die ich mir jetzt durch mein Tun erwarb.

In Red Bulls Augen war ein ungläubiges Staunen. Dann traf mich seine linke Faust wie ein Hammer am Kopf.

Aber auch ich traf ihn. Und so standen wir Fuß bei Fuß und trafen uns immer wieder mit unseren linken Fäusten. Keiner wollte aufgeben.

Doch dann wich ich zur Seite zurück. Seine Faust rammte ins Leere. Er stolperte an mir vorbei und fiel in den blutgetränkten Schnee.

Als er wieder hochkam, traf ich ihn wieder. Und abermals fiel er, diesmal auf den Rücken. Er war nun angeschlagen, wusste nicht mehr richtig, was er tat. Nur ein unbeugsamer Wille zwang ihn dazu, es immer wieder zu versuchen, auf die Beine zu kommen.

Und so war es ganz leicht für mich, ihn immer wieder am Kopf zu treffen, sobald er sich aufgerichtet hatte. Er hätte länger liegen bleiben müssen, um klarer im Kopf werden zu können. Dann wäre er gewiss nicht so benommen und stur hochgekommen, sondern hätte sich etwas einfallen lassen.

Aber er versuchte es immer wieder auf die gleiche Art – und er bekam es dann auch stets auf die gleiche Art von mir. Meine linke Faust schmerzte bis in den Arm hinauf und in die Schulter hinein. Immer wieder traf ich ihn am Kopf.