G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 52 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 52 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

3 spannende Westernromane lesen und sparen!

G.F. Unger ist der erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Und das zu Recht!

Niemand vermag es wie er, die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens und die Stärke der unerschrockenen Männer, die sie erschlossen, zu beschreiben. Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2503 bis 2505:

2503: Die Brazos-River-Mannschaft
2504: Einsamer Weg
2505: Drei Asse

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 192 Taschenbuchseiten.
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Seitenzahl: 479

Veröffentlichungsjahr: 2023

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G. F. Unger
G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 52

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2021 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Norma/Faba

ISBN: 978-3-7517-4626-7

www.bastei.de

www.sinclair.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

G. F. Unger Western-Bestseller 2503

Die beiden Hartgesottenen, die dem Apachen so erbarmungslos die Füße rösten, lassen kein Auge von ihrem Gefangenen.  Als Brod Kane nahe genug ist, hört er einen der beiden Kerle fragen: »Woher hast du das Gold? Wo konntest du diese Brocken losbrechen? Sag es uns, Amigo! Wir wollen nichts anderes als eine Beschreibung des Ortes. Spuck es aus! Los, Loco!«  Und weil sich der Indianer nicht bewegt, nicht einmal mit einer Wimper zuckt, nimmt der Weiße noch ein Stück Holz aus dem Feuer. Was er damit machen will, ist klar.  Aber Brod Kane macht nicht mehr mit. Er ist jetzt dicht genug heran, um sich seiner Schüsse sicher zu sein. Er sagt mit trockener Stimme: »Nun, ihr Bastarde, jetzt werdet ihr aufhören!«  Sie zucken zusammen, wollen herumwirbeln, aber dann erstarren sie. Denn sie sind zu erfahren. Sie wissen, dass er sie nicht angeredet hätte, wenn er sie nicht sofort töten könnte. Überdies kennen sie seine Stimme.  Deshalb wenden sie nur ihre Köpfe - mehr tun sie nicht. Und sie sehen, dass er auf sie zielt. Sie wissen auch, dass er einer der wenigen Zwei-Hand-Männer ist, die wirklich mit beiden Waffen gleichzeitig schießen und treffen können.  Langsam erheben sie sich. Ihre Bewegungen sind vorsichtig, doch lauernd.  Brod Kane sagt: »Tretet das Feuer aus! Los! Und zieht ihn weg! Ich sage es nur einmal!«

G. F. Unger Western-Bestseller 2504

Red Rebel, der Wildhengst, drückt mit der Schulter gegen einen Pfosten des Corrals. Dann wendet er sich ab und entfernt sich ein Stück. Aber ganz plötzlich wirbelt er auf der Hinterhand herum und kommt angestürmt.  Dicht vor dem Pfosten wirft er sich herum und prallt mit der Masse seiner gewiss dreizehn Zentner und dem Nachdruck seines Ansturmes gegen den Pfosten.  Dieser gibt nach. Red Rebel fällt auf die Seite, rollt sich über Pfosten und Stangen hinweg und springt wie eine Katze auf die Hufe. Dann wirft er den Kopf hoch und lässt sein sieghaftes Wiehern wie ein schmetterndes Trompetensignal ertönen.  Dies aber ist das Zeichen. Barton Damm stürzt zuerst aus der Hütte. Der zweite Mann ist Kirby Monk.  Und Ben Rankin ist der dritte Mann.  Sie kommen um Sekunden zu spät. Denn Red Rebel führt das Rudel schon über den zusammengebrochenen Zaun in die Freiheit zurück ...

G. F. Unger Western-Bestseller 2505

Wahrscheinlich waren wir alle nur stolze Dummköpfe, aber wir waren nun mal so und konnten es nicht ändern.  Das galt für uns Warfields genauso wie für die Jaggers. Denn wir lebten in Feindschaft und ständiger Fehde in den grünen Tälern von Colorado.  Irgendwann hatten unsere Alten einmal Streit bekommen und sich gegenseitig erschossen. Wir Söhne hatten die Fehde fortgesetzt, und so erwischte es meine Brüder Jock und Larry. Sie wurden von den Jaggers im Duell zu Krüppeln geschossen, denn die Jaggers hatten stets die schnelleren Colts.  Von uns Warfields waren nun nur noch mein älterer Bruder Duke und ich übrig. Mich hatte man Zane getauft.  Ja, Zane Warfield, das ist mein Name ...

G. F. Unger Western-Bestseller Sammelband 52

Cover

Titel

Impressum

Über das Buch

Inhalt

G. F. Unger Western-Bestseller 2503

Goldwölfe

G. F. Unger Western-Bestseller 2504

Horse Mesa – Land der wilden Pferde

G. F. Unger Western-Bestseller 2505

Zaubercolt

Guide

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Contents

Goldwölfe

Die beiden Hartgesottenen, die dem Apachen so erbarmungslos die Füße rösten, lassen kein Auge von ihrem Gefangenen.

Als Brod Kane nahe genug ist, hört er einen der beiden Kerle fragen: »Woher hast du das Gold? Wo konntest du diese Brocken losbrechen? Sag es uns, Amigo! Wir wollen nichts anderes als eine Beschreibung des Ortes. Spuck es aus! Los, Loco!«

Und weil sich der Indianer nicht bewegt, nicht einmal mit einer Wimper zuckt, nimmt der Weiße noch ein Stück Holz aus dem Feuer. Was er damit machen will, ist klar.

Aber Brod Kane macht nicht mehr mit. Er ist jetzt dicht genug heran, um sich seiner Schüsse sicher zu sein. Er sagt mit trockener Stimme: »Nun, ihr Bastarde, jetzt werdet ihr aufhören!«

Sie zucken zusammen, wollen herumwirbeln, aber dann erstarren sie. Denn sie sind zu erfahren. Sie wissen, dass er sie nicht angeredet hätte, wenn er sie nicht sofort töten könnte. Überdies kennen sie seine Stimme.

Deshalb wenden sie nur ihre Köpfe – mehr tun sie nicht. Und sie sehen, dass er auf sie zielt. Sie wissen auch, dass er einer der wenigen Zwei-Hand-Männer ist, die wirklich mit beiden Waffen gleichzeitig schießen und treffen können.

Langsam erheben sie sich. Ihre Bewegungen sind vorsichtig, doch lauernd.

Brod Kane sagt: »Tretet das Feuer aus! Los! Und zieht ihn weg! Ich sage es nur einmal!«

Sie gehorchen. Einer tritt das Feuer auseinander. Der andere Hartgesottene bückt sich, zieht ein Messer aus dem Stiefelschaft und schneidet die Schnüre durch, mit denen die Beine des Gefangenen an in den Boden gerammten Pflöcken festgebunden sind. So war es leicht für sie, ihm die Füße zu verbrennen.

Der Apache stöhnt erleichtert.

Die drei Weißen aber betrachten sich wieder. Die beiden Hartgesottenen besitzen noch immer ihre Waffen. Jener, der den Gefangenen losschnitt, lässt die Hand, in der er noch immer das Messer hält, langsam sinken.

Brod Kane grinst.

»Den Messertrick kenne ich auch«, sagte er. »So von unten nach vorn zischen lassen nicht wahr? Versuch es mal, Hombre! Versuch es!«

Wieder betrachten sie sich.

»Ihr seid doch Sego Ballanger und Johnny Hannagan«, sagt Brod Kane. »Und euer toter Partner dort drüben ist Bob Flint. Die Armee hat mich angeworben, um euch hinter die Schliche zu kommen. Ich kriege eine Prämie für euch, und weil ich dagegen bin, dass Weiße den Apachen Waffen verschaffen, verdiene ich mir diese Prämie sogar ganz gern. Wollt ihr tot oder lebendig nach Fort Apache gebracht werden?«

Sie zögern. Lauernd wägen sie ihre Chancen ab. Dass er ihnen bisher die Waffen ließ, bedeutet nicht viel, weil er seine schussbereit hält.

»Gib uns eine Chance, Mister«, verlangt Ballanger. »Du bist doch Brod Kane, Gun-Kane. Gib uns eine Chance, denn wir sind mit dem Colt nicht so gut wie du. Sei fair!«

Da grinst er wieder.

»So fair wie ihr, nicht wahr?«, fragt er, aber er erwartet keine Antwort. »Ich möchte euch nicht tot nach Fort Apache transportieren müssen«, spricht er weiter. »Bis Fort Apache muss man fünf Tage lang reiten. Ihr würdet gegen den Himmel stinken, käme ich mit euch hinunter zur heißen Ebene unterhalb des Rim. Überdies bekommt ihr von der Armee erst noch eine faire Verhandlung, bevor ihr gehängt werdet. Na, wie wollt ihr es haben?«

Sie zögern immer noch, lauern und überlegen.

Aber da sagt der Apache plötzlich: »Töte sie, Kane, töte sie! Dann gehört dir das Gold, welches ich ihnen für die Waffen gab. Es ist viel Gold! Es ist wertvoller als die Prämie. Du brauchst sie nicht nach Fort Apache zu bringen. Du hast das Gold, wenn sie tot sind. Gold!«

Der Apache beherrscht die englische Sprache gut. Aber er spricht sie mit spanischem Akzent.

»Du bist Loco«, sagt Kane. »Du bist jener einflussreiche Häuptling, der über Nacht bekannt wurde und zu dem die Krieger aller Stämme stoßen, weil sie ihn für einen neuen Messias halten.«

Der Apache – er ist nicht nur an seinen Füßen durch das Feuer so grausam verletzt worden, sondern auch noch an der rechten Schulter verwundet – nickt.

»Ja, ich bin Loco«, sagt er. »Und ich habe schon von dir gehört, Kane. Du arbeitest manchmal für die Armee. Du hast schon so manchen Soldaten vor dem sicheren Tod bewahrt. Du kannst reich werden, Kane, unwahrscheinlich reich. Aber du musst sie jetzt töten und mir vertrauen. Das Gold, das ich ihnen für die Waffen gab, ist nur eine kleine Anzahlung. Los, Kane! Schnell! Töte diese Hundesöhne! Töte sie!«

Kane bekommt schmale Augen, und er scheint zu zögern.

Da heben Sego Ballanger und Johnny Hannagan wie auf ein Kommando ihre Hände, und sie heben sie hoch, damit es keine Missverständnisse geben kann. Hannagan sagt heiser: »Das wäre Mord, Kane! Richtiger Mord! Darf ein Armeescout morden? Es ist deine Pflicht, uns unversehrt der Armee zu übergeben! Das ist deine verdammte Pflicht!«

»Mach dir nur keine Sorgen über meine Pflichten, Hannagan«, murmelt Brod Kane. »Nehmt die Pfoten herunter, und löst die Schnallen eurer Waffengurte. Macht aber alle Bewegungen langsam. Los!«

Sie gehorchen.

Als die Waffengurte am Boden liegen und sie einige Schritte zurücktreten müssen, sagt Ballanger: »Kane, sei nur kein Narr! Loco brachte uns Gold für die Waffen. Sieh es dir an! Das ist kein Goldstaub, den man aus einem Creek waschen konnte. Das sind auch keine Nuggets aus einer Goldtasche oder einem Goldnest. Diese Goldbrocken stammen von einer dicken Goldader. Es ist reines Gold. Man kann es mit dem Messer leicht kerben. Dieser rote Hundesohn kennt eine Goldader. Wenn wir zusammenhalten, Kane, können wir alle reich werden. Allein könntest du es gar nicht schaffen. Du brauchst tüchtige Partner, die sich in diesem Land mit den Apachen auskennen. Wir sind richtig, und wenn du erst einmal auf die dämliche Armee pfeifst, werden wir gute Partner sein. Wo das Gold herkommt, muss es so viel geben, dass wir es gar nicht auf einmal fortschaffen können. Es ist genug da! Vielleicht für mehr als ein Dutzend Partner. Denn wir glauben, dass Loco den sagenhaften ›Goldenen Canyon‹ gefunden hat. Begreifst du das, Kane?«

Der nickt, dann grinst er wieder.

»Ihr habt Pech, Jungs«, sagt er. »Hinter mir kommt Lieutenant Herb Blayne mit einer Patrouille. Sie haben jetzt gewiss schon mein Pferd gefunden, das ich dort hinten ließ, und auch der Ring um dieses Camp ist inzwischen sicher schon geschlossen. Was nun geschehen wird, kann ich nicht mehr beeinflussen ...«

»Du Hundefloh, wir dachten, wir hätten es nur mit dir zu tun«, unterbricht ihn Hannagan.

Doch Ballanger sagt schnell: »Mit dir zusammen nehmen wir es auch mit einigen Pferdesoldaten auf, Kane. Los, gib uns eine Chance, wenn du ans Gold herankommen möchtest.«

»Die Patrouille stieß erst vor wenigen Stunden auf eure und meine Fährte«, sagte Kane. »Und Lieutenant Herb Blayne ist kein milchgesichtiger Knabe aus West Point. Blayne war achtzehn Jahre Soldat, bis sie ihn endlich aus dem Sergeantstand zum Offizier machten. Seinem Alter und seinem Können nach müsste er Colonel sein. Er ist der Kommandant von Camp Concho am Concho Lake, und er geht von dort aus selbst auf Patrouille. Aber ich habe den Auftrag, euch nach Fort Apache zu schaffen. Dies muss auch Lieutenant Blayne respektieren.«

Er hat kaum ausgesprochen, als eine harte Stimme aus den Felsen in die Senke herunterruft: »He, Kane, haben Sie Schwierigkeiten?«

»Nein, Blayne«, erwidert Brod Kane.

Er, seine beiden weißen Gefangenen und auch der Apache Loco betrachten die Patrouille und den Lieutenant. Sie kommen von allen Seiten in die Senke herunter. Der Lieutenant hat seine Männer gut verteilt. Und was für Männer sind das? Es sind die härtesten und erfahrensten Reiter, die sich ein erfahrener Grenzoffizier aussuchen durfte. Die meisten Soldaten wirken äußerlich ziemlich nachlässig. Sie tragen ihre Hosenträger über den Reithemden, was eigentlich verboten ist. Aber sie sind scharfäugige Apachenkiller, erfahrene Kämpfer und zähe Reiter. Es sind zwölf Mann, und das ist schon fast die halbe Besatzung von Fort Concho.

Sie haben auch Brod Kanes Pferd mitgebracht, und wahrscheinlich haben sie erst an diesem grauen und narbigen Wallach erkannt, dass sie Brod Kanes Fährte verfolgen, der wiederum einer anderen Fährte folgt.

Lieutenant Herb Blayne kommt auf einem stämmigen Braunen angeritten. Als er aus dem Sattel klettert, schnauft er zufrieden. Er ist bullig, starkknochig und rothaarig. Seine hellen Augen liegen tief unter buschigen Brauen verborgen. Sein Gesicht ist dunkel, voller harter, tiefer Linien und Narben. Dieser Lieutenant strömt eine grimmige Härte aus.

Als er den Hut abnimmt und sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn wischt, erkennt man, dass sein verklebtes Haar einst blond war, jetzt aber grau ist.

Auf seinen stämmigen und leicht gekrümmten Beinen wandert er umher, sieht sich alles an, nickt grimmig dem Apachen zu und findet schließlich auch die Lederbeutel mit den Goldbrocken. Er untersucht und prüft sie lange.

Dies alles geschieht wortlos. Schweigend warten auch seine Männer, die immer noch in der Runde verteilt sind. Aber ihren scharfen Augen entgeht nichts.

Brod Kane sieht sie sich alle der Reihe nach an. Einige kennen ihn, grüßen ihn grinsend mit einem Kopfnicken. Mit dem Sergeant Mel Mulford tauscht Kane einen längeren Blick aus. Denn mit ihm ist er fast befreundet. Und Mulford ist jetzt das, was Blayne war, bevor er Lieutenant wurde, nämlich ein eisenharter, erfahrener und durch nichts mehr zu erschütternder Sergeant im Apachenland. Aber auch Mel Mulford sagt nichts, beobachtet nur.

Der Lieutenant sieht sich auch die drei toten Apachen und den toten Weißen an, untersucht die Packlasten der sechs Maultiere und nimmt sogar einige Gewehre in die Hand.

Während dies geschieht, wächst die Spannung. Denn dieser grauköpfige eisenharte Lieutenant ist gewissermaßen der Herrgott. Er hat Befehlsgewalt über die ihm unterstellten Soldaten und Weisungsbefugnisse über alle Weißen. Denn hier ist Kriegsgebiet.

Wie dieser Lieutenant auch entscheiden wird – gut oder schlecht, klug oder dumm –, alle sind davon betroffen.

Er betrachtet die beiden weißen Gefangenen mit einem schrägen Blick. Dann sieht er Kane an.

»Im Auftrag der Armee?«, fragt er. »Reiten Sie für die Armee, Kane?«

»Ich sollte herausfinden«, sagt Kane, »wer den Apachen seit einiger Zeit moderne Waffen liefert und womit die Apachen bezahlen. Ich habe den Auftrag, überlebende Gefangene nach Fort Apache zu bringen. Der Apache dort ist Loco. Sie können mir zwei oder drei Reiter mitgeben, Blayne. Dann schaffe ich das schon bis ...«

»Wir werden sehen«, unterbricht ihn der Lieutenant. »Wir werden sehen, Kane. Erst einmal bleiben wir hier bis morgen.«

Er wendet sich seinem Sergeant zu. »Biwak, Sergeant! Stellen Sie vier Posten auf. Die Leichen werden begraben. Der Sanitäter soll sich um die Wunden des Apachen kümmern. Die beiden Gefangenen bekommen Handschellen.«

Nachdem er dies gesagt hat, geht er wieder dorthin, wo die beiden Ledersäckchen mit dem Gold liegen. Er nimmt in jede Hand einen und geht damit zu einem roten Felsen hinüber, bei dem er sich niedersetzen und mit dem Rücken anlehnen kann.

Sego Ballanger ruft plötzlich wild und scharf über das ganze Camp: »Das ist Adergold! Wo das herkommt, ist noch mehr! Loco hat den sagenhaften ›Goldenen Canyon‹ entdeckt! Jungs, wir können allesamt Millionäre werden! Und wir – mein Partner und ich – wissen ungefähr, wo Loco und dessen Horde ihr Camp haben! Wir wissen, wo sie sich aufhalten. Es muss in der Nähe des Goldes sein. He, ihr Pferdesoldaten, denkt mal richtig nach! Wollt ihr je nach Dienstgrad für zehn oder zwanzig Dollar im Monat für die verdammte Armee reiten oder zwei Millionen in Gold bekommen? Jeder von euch kann ...«

Er kommt nicht weiter. Denn Sergeant Mel Mulford versetzt ihm einen Tritt. Der Sergeant sagt dabei kein Wort.

Auch alle anderen schweigen. Sie blicken auf den verwitterten Lieutenant. Sie alle sehen, dass er sich ein paar Goldbrocken aus dem Beutel holt und das Metall sorgfältig prüft.

Plötzlich richten sich alle Blicke auf den Apachen, den der Sanitäter der Patrouille versorgt. Der Rote liegt mit geschlossenen Augen da und scheint bewusstlos zu sein. Sie alle begreifen, dass der Apache der Schlüssel zum Gold ist.

Brod Kane, der sein Pferd im Schatten zweier Bäume festband, geht mit seiner Wasserflasche zum Creek, füllt sie, wäscht sich das Gesicht und begibt sich dann mit der Wasserflasche zum Lieutenant. Er hockt sich dicht neben ihm an den Felsen, trinkt einige Schlucke, dreht sich eine Zigarette, raucht diese halb und sagt dann: »Das ist ein Problem, nicht wahr, Blayne?«

Die kleinen, harten Augen des Lieutenants betrachten ihn kalt: »Wie meinen Sie das, Revolvermann?«

»Man kann es drehen und wenden, wie man will«, murmelt Kane. »Man kann es von oben, von unten und von allen möglichen Seiten betrachten, es ist ein Problem. Sie kennen die Sage vom ›Goldenen Canyon‹, nicht wahr? Jeder Mensch in diesem Land, der lange genug hier gelebt hat, hat schon einmal die Legende gehört. Seitdem man die Reste der Spanier und das Gold in der Höhle fand, weiß man ziemlich sicher, dass es ihn irgendwo geben muss. Und wir sind dicht daran, es herausfinden zu können. Das weiß jeder von uns.«

»Na und?«, fragt Herb Blayne. »Was mich betrifft, so habe ich als Offizier der Union die Pflicht, herauszufinden, woher die Apachen das Gold haben, mit dem sie sich immer wieder neue Waffen in großen Mengen beschaffen können. Wenn wir einen großen Aufstand verhindern wollen, bei dem die Apachen dann besser ausgerüstet sein würden als die Armee, muss ich das Gold finden. Das ist meine Pflicht.«

Brod Kane nickt. »Sicher«, sagt er. »So ist es!«

Sie tauschen noch einen Blick aus, dann erhebt sich der Lieutenant, um das Camp zu inspizieren.

Broderick Kane sieht ihm nachdenklich nach. Er weiß eine Menge über Herb Blayne. In der Armee hier im Südwesten ist Lieutenant Blayne eine bekannte und schon fast legendäre Gestalt. Es gibt viele Geschichten über Blayne, die man sich in allen Quartieren, in den Kantinen und an den Campfeuern erzählt.

Es gibt auch Dutzende von Offizieren, die heute schon Captain oder gar Major sind, aber als junge Lieutenants das Glück hatten, den damaligen Sergeant Blayne als Schutzengel und Lehrmeister zu haben – und die deshalb von allen Patrouillen lebend zurückkamen.

Dieser Herb Blayne hat für die Armee im Südwesten eine Menge getan und nicht nur für die Armee, sondern auch für die weiße Bevölkerung. Aber dennoch erhält er den kargen Sold eines Lieutenants, muss in jeder Offiziersmesse ganz unten am Tisch bei den jungen Offizieren sitzen und wird eines Tages mit einer lächerlich winzigen Pension entlassen werden.

Doch auch ein Mann wie Lieutenant Herb Blayne, ein Mann, der in der Armee grau wurde und dabei einsam blieb – auch solch ein Mann hat Wünsche.

Und jeder Mann in diesem Camp hat Wünsche.

Und schon immer haben Menschen vom Gold die Erfüllung aller Wünsche erwartet – von Wünschen, die bisher für sie nur unerfüllbare Träume waren, doch nun plötzlich in greifbare Nähe rückten.

Kane sieht auf die Soldaten. Es entgeht ihm nicht, dass deren Blicke sich immer wieder auf die beiden Beutel mit Gold richten, die der Lieutenant zuband und die er neben Kane am Felsen liegen ließ.

Wenn wir den »Goldenen Canyon« oder auch nur eine dicke Goldader finden sollten, dann wird sich jeder von uns in einen gierigen Goldwolf verwandeln, denkt Kane. Jeder, auch ich.

✰✰✰

Nach dem Abendessen schlägt Sergeant Mel Mulford sein Lager neben Broderick Kane auf, der schon auf seiner Decke liegt und Kopf und Nacken auf seinen Sattel gebettet hat. Kane raucht und blickt zu den Sternen auf. Die beiden Männer befinden sich außerhalb des Feuerscheins und abseits der anderen Männer.

Sergeant Mel Mulford, der schweigsam ist und bei dessen Anblick man unwillkürlich an ein zähes, knochiges, eisenhartes und störrisches Armee-Maultier denken muss, murmelt nach einer Weile: »Den juckt es nach dem Gold nicht weniger als jeden von uns, Brod. Dies ist die Chance, auf die jeder Hundefloh, der bei der verdammten Armee eine Zuflucht fand, nur gewartet hat. Und von hunderttausend Soldaten, die überall auf dem Kontinent verteilt sind, haben wir diese Chance, nur wir! Brod, wenn wir die Goldader finden oder gar den ›Goldenen Canyon‹, was wird dann sein? Was glaubst du? Wir sind alte Freunde, Brod, nicht wahr? Wir haben oft miteinander in den schlimmsten Saloons Pumaspucke gesoffen und all die haarigen Jungs hinausgeprügelt. Wir sind oft auf Patrouille geritten, du als Scout und ich als Sergeant. Wir konnten uns aufeinander immer verlassen. Brod, daran sollten wir jetzt besonders denken. Du und ich, wir bringen eine Menge auf die Beine, nicht wahr?«

»Ja«, sagt Brod Kane. Und nach einer Weile fügt er hinzu: »Warten wir ab, alter Pferdesoldat. Und denk darüber nach, ob du deinen Eid brechen würdest für einen Haufen Gold. Denk mal darüber nach.«

»Wenn ich Millionär wäre«, sagt Mel Mulford, »könnte ich – ach ich könnte eine solche Menge, dass es mir zu viel ist, es aufzuzählen. Und ich brauche nicht mehr darüber nachzudenken. Brod, der Lieutenant lässt dich nicht mit deinen Gefangenen nach Fort Apache reiten. Und er findet sogar eine logische Erklärung für seine vorläufigen Absichten, die mit Sicherheit die Billigung des Colonels in Fort Apache finden würden. Er muss den Apachen den Goldschatz nehmen, um zu verhindern, dass die Apachen schon bald einen Krieg führen, in dem sie die besseren Waffen besitzen und es ihnen auch nicht an anderer Ausrüstung und Proviant fehlt, so wie es zumeist bisher war. Mit einigen Millionen an Gold könnten sie der Armee eine Menge Verdruss bereiten. Der Lieutenant handelt richtig. Es fragt sich nur, was sein wird, wenn ...«

»Dann können wir darüber uns immer noch den Kopf zerbrechen, Sergeant«, sagt Brod Kane, und in seiner Stimme ist ein Beiklang von Wildheit und Härte, den der alte Sergeant genau spürt.

Sie unterhalten sich nicht weiter.

Im Camp schläft bald alles. Nur die Posten rufen sich manchmal an, wie es Vorschrift ist bei der Armee.

Der Lieutenant schläft bei den Felsen und den beiden Beuteln mit Gold. Jeder im Camp weiß es.

Kurz vor Morgengrauen ertönt dann der wilde Schrei, der das Camp weckt. Alle springen hoch. Sie hören das stöhnende Ausatmen eines Sterbenden, und sie glauben, dass sich ein Apache zwischen sie geschlichen haben könnte, um den Lieutenant zu töten oder den gefangenen Loco zu befreien, denn das stöhnende Ausatmen und der wilde Schrei zuvor kamen von dort, wo der Lieutenant bei den Felsen sein Lager aufgeschlagen hat.

Mel Mulfords Stimme tönt dann über das Camp, während sie alle verharren, nach allen Seiten sichern und auf einen Angriff warten. Mulford fragt trocken: »Lieutenant, was ist?«

Die Stimme des Lieutenants erwidert grollend: »Da wollte mir jemand ein Messer in die Kehle jagen. Aber er konnte mich nur ein wenig ritzen. Ich habe ihn gegen den Felsen geschmettert. Er hat sich das Rückgrat gebrochen. Es ist Soldat Paco Jeminez. Wahrscheinlich wollte er das Gold nehmen, ein Pferd stehlen und verschwinden. Dieser Pferdedieb wollte sich mit zwei Beuteln Gold von der Armee verabschieden. Zwei Mann sollen herkommen und ihn ein Stück zur Seite tragen. Dann könnt ihr alle noch ein Auge voll Schlaf nehmen. Und ich sage euch, dass ihr bald nicht mehr genug Schlaf bekommen werdet.«

Der Sergeant neben Brod Kane flucht und geht hinüber. Er ruft die Namen zweier Soldaten. Wenig später kommt er zurück und streckt sich neben Kane wieder aus und zieht fröstelnd die Decke hoch. Es ist kalt hier oben im Tontoland.

Nach einer Weile murmelt Mel Mulford: »Dieser Lieutenant hat Kraft wie ein Büffelbulle. Er hat Jeminez am Felsen zerschmettert. Der Mexikaner muss den Verstand verloren haben, dass er den Lieutenant töten, das Gold nehmen und ein Pferd stehlen wollte. Wegen zwei Beutel Gold ...«

Er verstummt.

Und Brod Kane denkt: Es wird noch viel schlimmer werden, sollten wir eine dicke Goldader oder den Canyon finden.

✰✰✰

Als sie aufsitzen, winkt Lieutenant Blayne Brod Kane heran.

»Ich hätte Sie natürlich gern dabei, Kane«, sagt er. »Doch wenn Sie darauf bestehen, nach Fort Apache zurückreiten zu wollen, lasse ich das zu und gebe Ihnen auch noch einen kurzen Bericht an den Colonel mit. Dann erhalten Sie auch die Prämien für die Gefangenen ausgezahlt. Also?«

Er greift schon nach seiner Ledertasche, in der sich das Patrouillenbuch und Schreibzeug befindet. Landkarten braucht er nicht, denn er kennt das Land besser als jede Armeekarte.

Brod Kane grinst ihn an und sagt: »Lassen Sie das, Blayne. Sie wissen ganz genau, dass mich die Sache gewiss nicht weniger interessiert als Sie. Ich reite mit, und ich denke, dass die Patrouille über meine Mitwirkung noch sehr froh werden könnte ...«

»Ich weiß«, sagt Herb Blayne.

Der Lieutenant sieht sich nach den Gefangenen um. Auch Loco sitzt auf einem Pferd. Er hat sich während der letzten Stunden gut erholt. Da er ein zäher Apache ist, wird er einen langen Tagesritt gewiss ertragen.

Der Lieutenant betrachtet ihn, doch der Apache starrt an ihm vorbei. Dann richtet der Lieutenant seine Blicke auf die beiden weißen Gefangenen.

»Vielleicht wird die Armee euch nicht hängen«, sagt er, »wenn ihr dieser noblen Armee ein paar wichtige Dienste leisten könnt. Ballanger, du hast gestern durch das ganze Camp gebrüllt, dass ihr ungefähr wisst, wo Loco und dessen Horde ihr Hauptquartier haben. Nun, dann führt mich mal hin. Und dann werden wir sehen. Wohin müssen wir reiten? Heraus mit der Sprache!«

Sego Ballanger wendet sich grinsend zur Seite und tauscht mit seinem Partner Hannagan einen Blick aus. Hannagan nickt.

»Sir«, sagt Ballanger dann mit spürbarem Hohn, »wenn wir dorthin reiten, wo sich Locos starke Horde befindet, werden Sie jeden Mann brauchen, der eine Waffe abfeuern kann. Also könnten Sie uns ruhig schon jetzt die Armreifen abnehmen lassen. Und was ist, wenn wir bei der Apachenhorde, die wir erst niederkämpfen müssen, keine Anhaltspunkte finden können, die uns zum Gold führen? Besser und leichter kämen wir zum Ziel, wenn wir diesen Apachen ...«

»Nein!«, sagt der Lieutenant hart. »Wohin müssen wir reiten, Ballanger? Nennen Sie mir die Richtung!«

Wieder tauschen Ballanger und Hannagan einen Blick aus, dann sagt Ballanger: »Das Pueblo im Cedar Canyon. Dort ist das Hauptquartier. Aber wir sind nur vierzehn Mann – uns mitgerechnet, wenn wir keine Handschellen tragen und mitkämpfen können. Und wir müssen uns höllisch beeilen.«

»Na, dann los!« Der Lieutenant ruft es und nickt Brod Kane zu.

Kane reitet voraus, denn er kennt das Land noch besser als der Lieutenant. Er wurde hier geboren.

Bis zum Pueblo im Cedar Canyon sind es in Luftlinie nicht viele Meilen, kaum fünfzig. Aber zu Pferd braucht man mehr als zwanzig Stunden.

Sie folgen Brod Kane.

Als sie fort sind, tauchen ein paar Apachen auf und folgen der Patrouille in sicherer Entfernung. Noch glauben sie, dass die Patrouille nach Camp Concho zurückreitet.

Gegen Mittag ist dann für die Apachen klar, wohin die Patrouille reiten will. Sie bringen es auch fertig, auf Abkürzungswegen einen Vorsprung zu gewinnen. Am späten Nachmittag vereinigt sich das Apachenrudel dann mit einem anderen Rudel, das vor wenigen Stunden einen großen Coup landete.

Dieses zweite Rudel hat kurz vor Mittag eine Jagdgesellschaft vornehmer Weißer überfallen und ein halbes Dutzend von ihnen lebend in die Hände bekommen.

Nach kurzer Beratung einigen sich die beiden Apachenrudel darüber, dass sie nun doch ein paar gute Tauschobjekte für ihren großen Loco zu bieten haben. Und so kommt es, dass auf die Patrouille eine besondere Überraschung wartet.

Brod Kane sieht sie zuerst. Denn sie steht mitten auf dem gewundenen Weg, der am Creek entlang durch einen ziemlich offenen Canyon führt.

Sie steht da in zerrissener Kleidung, mit zerzausten Haaren, blutigen Striemen im Gesicht, schmutzig und erschöpft.

Und dennoch sieht sie stolz aus. Sie hat das Kinn erhoben und hält die Hände rechts und links neben sich zu Fäusten geballt. Ihre Haare sind rot, die Augen grün. Sie ist auf eine wilde Art schön.

Brod Kane sieht sie, und noch bevor er bei ihr ist und sein Pferd verhält, sieht er links von sich die Apachen mit den anderen Gefangenen auf einer Bergterrasse, kaum mehr als eine halbe Meile entfernt.

Nach diesen beiden schnellen Blicken ist für ihn alles klar. Er weiß sofort, dass der Zufall den Apachen einige Geiseln in die Hände gespielt hat, die sie nun für Loco zum Tausch anbieten möchten.

Sie waren sogar so großzügig, die weiße Frau dort mitten in den Weg zu stellen und sie die Verhandlungen führen zu lassen.

Brod Kane, der als Scout fast eine Viertelmeile der Patrouille voraus ist, hält bei ihr sein Pferd an und fragt ruhig: »Ma'am, geht es Ihnen noch einigermaßen, oder haben Ihnen diese ...«

»Nein«, sagt sie, »es kam nicht dazu, weil andere Apachen eintrafen und die Nachricht von Locos Gefangennahme zu der Horde brachten, die uns in ihre Hand bekam. Paul Newman, unser Scout und Jagdführer, der die Sprache der Indianer versteht, übersetzte uns alles. Deshalb weiß ich auch Bescheid.«

Brod Kane nickt langsam. Er bleibt immer noch im Sattel, denn er hat so einen besseren Überblick.

»Ich kenne Paul Newman«, murmelt er. »Paul ist ein Narr geworden. Sonst hätte er nicht eine Jagdgesellschaft von Greenhorns durch dieses Land geführt. Ich nehme an, Lady, dass Sie uns von den Apachen etwas ausrichten sollen.«

Er sieht, wie sie mühsam schluckt und sich dann über die trockenen Lippen leckt. Da sitzt er ab und nimmt die Wasserflasche vom Sattelhorn. Er reicht sie ihr geöffnet, und während sie trinkt, betrachtet sie ihn über die Flasche hinweg mit einem langen, forschenden Blick.

Dann trifft der Lieutenant mit seinen Reitern ein. Er lässt halten, kommt nach vorn geritten und sieht die Frau an. Nach einer Weile späht er zu den Apachen hinüber.

»Na schön«, sagt er, »wenn Sie sich genügend erfrischt haben, Ma'am, können Sie mir mit wenigen Worten alles erzählen.«

Sie betrachtet ihn aus schmalen Augen. Dann deutet sie hinüber. Ernst sagt sie: »Das ist Lord John Bedford mit einer Jagdgesellschaft. Es ist auch ein Senator dabei. Der Scout und Jagdführer Paul Newman führt uns. Wir kamen den Beale Trail von Fort Defiance her. Dort versicherte man uns, dass keine wilden Apachen hier in diesem Gebiet wären. Die Apachen ließen mir durch unseren Scout erklären, was ich Ihnen ausrichten soll, Lieutenant.«

»Dann richten Sie mal aus«, sagt Blayne kehlig und starrt die Frau an.

»Die Apachen wollen einen Tausch machen. Ihre Gefangenen gegen Loco«, sagt die Frau. »Das ist alles. Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie nach etwa zehn Minuten, die sie Ihnen, Lieutenant, als Bedenkzeit zubilligen, anfangen werden, die Gefangenen zu töten. Es sei denn, Sie schickten Loco mit zwei Mann dort hinüber. Sie wollen dann durch zwei Krieger die Gefangenen die gleiche Strecke entgegenbringen lassen. Das ist alles. Und jetzt möchte ich ein Pferd und eine Waffe. Haben Sie mich verstanden, Lieutenant? Ich will ein Pferd und eine Waffe.«

Er nickt und wendet leicht seinen Kopf, als er ruft: »Sergeant! Die Lady bekommt ihre Wünsche erfüllt.«

Dann sieht er auf die grünäugige Frau nieder und fragt: »Und wer sind Sie? Haben Sie Ihren Mann oder Vater, Bruder oder Freund dort drüben dabei?«

»Ich bin Cora Standwig«, sagt sie. »Und ich bin mit Lord Bedford befreundet. Warum fragen Sie? Sie werden doch diesen gefangenen Apachen gegen die Geiseln austauschen? Es sind immerhin fünf Männer und zwei Frauen. Drei Männer wurden bei dem Überfall getötet. Und eine Frau erschoss sich selbst vor Angst. Ein paar indianische Helfer liefen vorher fort.«

Der Lieutenant nickt, dann blickt er hinüber, und schließlich sagt er hart: »Wenn ich ihnen Loco gebe, bekomme ich vielleicht diese gefangene Jagdgesellschaft. Aber sobald sie Loco haben und nicht mehr befürchten müssen, dass wir ihn töten können, werden sie uns angreifen und erledigen. Ich kann Loco nicht ausliefern. Ich kann es nicht, weil ich damit unser einziges Pfand aus der Hand geben würde. Überdies muss ich einen viel wichtigeren Auftrag erfüllen, um das Leben von vielleicht mehr als tausend Weißen zu retten. Es tut mir leid um die Jagdgesellschaft, Ma'am, aber ich kann nichts für sie tun, gar nichts.«

Er nickt Brod Kane zu.

»Weiter, Kane«, sagt er. »Reiten Sie wieder voraus.«

Kane nimmt die Wasserflasche, hängt sie ans Sattelhorn und schwingt sich wieder aufs Pferd.

In diesem Moment hören sie drüben von der Bergterrasse einen Schuss. Die Entfernung beträgt kaum mehr als eine halbe Meile. Sie können sehen, wie einer der weißen Gefangenen drüben über den Terrassenrand in die Tiefe stürzt, sich auf dem Geröllabhang mehrmals überschlägt und dann in der sich lösenden Stein- und Gerölllawine verschwindet.

Die Apachen haben gezeigt, wie höllisch ernst es ihnen ist. Sie haben den ersten Gefangenen getötet.

»Sie Schuft!«, sagt Cora Standwig zu Lieutenant Blayne. »Sie und Ihre Reiter sind verdammt, wenn Sie noch länger tatenlos zusehen, wie die Apachen drüben einen nach dem anderen umbringen.«

Der Lieutenant hat ein glitzerndes Funkeln in seinen Augen. Und sein Lächeln ist eiskalt. Er sagt: »Wenn ich ihnen Loco gebe, töten sie uns alle. Außerdem hat diese Patrouille einen besonderen Auftrag zu erfüllen. Ich könnte sie nicht opfern, um einigen Narren, die zu ihrem Spaß in dieses Land kamen, die Skalpe zu retten. Da ist Ihr Pferd, Miss Standwig. Und da sind auch Waffen für Sie, ein Colt und ein Gewehr. Offensichtlich können Sie damit umgehen. Und das wird gut sein. In den Sattel mit Ihnen!«

Brod Kane reitet an. Er sieht noch, wie die Frau auf das Pferd steigt. Sie trägt einen rehledernen, geteilten Reitrock. Ihre grüne Bluse ist zerrissen. Sie sitzt mit geschmeidiger Sicherheit auf. Brod Kane glaubt plötzlich, dass diese Frau reiten und schießen kann wie ein Cowboy. Ihre Sprechweise lässt vermuten, dass sie zumindest ihre Kindheit und frühe Jugend in Texas verbracht hat.

Er denkt noch eine Weile über sie nach, während er ein Stück vor der Patrouille reitet. Aber dann zuckt er zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Denn von der Bergterrasse her krachen Schüsse, tönt das wilde, böse Heulen der Apachen.

Brod Kane will zunächst nicht, aber dann wendet er doch den Kopf und blickt hinüber.

Er sieht, wie die Apachen ihre Gefangenen niedermachen. Jeder Reiter der Patrouille sieht es, auch Loco und die grünäugige Frau.

Brod Kane flucht. Und dennoch weiß er, dass der Lieutenant richtig handelte.

Es ist wirklich so, dass Loco ihre Lebensversicherung ist. Loco weiß nicht nur, wo der »Goldene Canyon« ist, sondern Loco als Geisel ist ihre einzige Sicherheit gegen einen Angriff. Die Apachen wissen, dass die Soldaten Loco töten würden, bevor sie selbst den Tod erlitten.

✰✰✰

Obwohl sie von Sonnenaufgang bis zum Anbruch der Dämmerung reiten, schaffen sie es nicht bis zum Cedar Canyon.

Lieutenant Herb Blaynes Patrouille mitsamt den Gefangenen und Zivilisten findet zwischen einigen Felsen, die fast wie eine Wagenburg gruppiert sind, einen guten Platz für die Nacht. Es gibt sogar eine Wasserstelle in einer Bodenspalte. Einige Feuer werden angezündet.

Brod Kane kocht Kaffee für sich und Cora Standwig, brät ein halbes Dutzend Pfannkuchen mit Speck und löscht dann das Feuer. Er geht mit dem Abendbrot zu der Frau hinüber. Sie hockt dicht an einem Felsen, hat die Knie angezogen und ihre Hände darum verschränkt.

Er hockt sich neben sie und sagt: »Wenn ich Sie richtig einschätze, Miss Standwig, dann macht es Ihnen nichts aus, mit mir aus einem Becher zu trinken und von einem Teller zu essen. Ich habe Kaffee und Pfannkuchen für uns beide. Wollen Sie?«

»Ich wäre dumm, würde ich nicht wenigstens versuchen, etwas zu essen«, murmelt sie. »Denn wenn ich unterwegs vor Schwäche aus dem Sattel kippen sollte, würde mich dieser Schuft von Lieutenant einfach für die Apachen zurücklassen. Oder glauben Sie das nicht, Mister Scout?«

»Ich bin Broderick Kane«, sagt er ruhig. »Und ich geriet ebenso zufällig in Lieutenant Blaynes Patrouille wie Sie, Cora. Uns alle hat das Schicksal in einer verrückten Laune zusammengewürfelt. Ich war nur hinter den beiden weißen Gefangenen her. Und jetzt geht es um Gold, um viel Gold! Loco, der Apache, hat entweder eine dicke Goldader oder den sagenhaften ›Goldenen Canyon‹ gefunden. Vielleicht hörten Sie von dieser Legende, Cora?«

»Ja«, sagt sie. »Deshalb waren wir in diesem Land. Warum soll ich es nicht zugeben, jetzt, wo alle anderen tot sind. Wir waren nur als Jagdgesellschaft getarnt. Lord Bedford und der Senator hatten es sich in den Kopf gesetzt, nach dem ›Goldenen Canyon‹ zu forschen. Der Senator besaß eine alte Karte. Aber wir kamen mit den Angaben nicht zurecht. Wir wollten schon aufgeben, als die Apachen über uns herfielen. Dieser Lieutenant sucht also auch nach Gold? Nun verstehe ich sein Verhalten schon besser.«

Sie verstummt. Brod Kane hält ihr den Teller hin. Sie nimmt einen Pfannkuchen mit den Fingern, rollt ihn zusammen und beginnt zu essen. Zwischendurch trinkt sie von dem heißen Kaffee.

»Verraten Sie mir eines, Cora«, murmelt Brod Kane. »Wie kamen Sie in diese Jagdgesellschaft – zu einem Lord, einem Senator und wer weiß noch was für Leuten?«

»Was geht Sie das an?«, fragt sie.

»Nichts«, sagt er. »In Ordnung, Ma'am. In Ordnung.«

Er nimmt sich ebenfalls einen Pfannkuchen, rollt ihn zusammen und beginnt zu essen. Eine Weile schweigen sie, dann sagt sie: »Weil ich schön bin, kam ich in die Gesellschaft. Und wenn die Apachen den Lord nicht umgebracht hätten, wäre ich gewiss eines Tages Lady Bedford geworden. Dann hätte ich ein feines Stück Weg schon hinter mir gehabt.«

Brod nickt. Er ahnte schon, dass sie eine Abenteurerin ist.

Sie essen den Rest ihres Abendbrotes. Dann fragt sie plötzlich: »Und was nun, Mister?«

Er grinst, und sie sieht in der Dunkelheit seine Zähne blitzen. Er ist ein Mann, ein richtiger Mann. Und ich konnte schon immer den besten Mann aus einem Rudel herausfinden, denkt sie dann.

Sie hört ihn sagen: »Es hat mir gefallen, wie du nach einem Pferd und Waffen verlangt hast, Cora. Es hat mir sehr gefallen. Deshalb werde ich dich beschützen, so gut ich kann. Ich will nichts dafür, gar nichts! Es hat mir nur gefallen, wie eine grünäugige und rothaarige Texanerin nach einem Pferd und Waffen verlangte, nachdem sie durch eine Laune der Apachen freigekommen war. Cora, weißt du eigentlich, was für ein Glück du hattest?«

Sie nickt. »Die Apachen schickten mich«, sagt sie dann, »weil sie glaubten, dass ein Mann für euch nur eine Verstärkung wäre. Das allein war mein Glück. Es gab einige Krieger dort in der Horde, die mich haben wollten, aber ihr Anführer setzte sich durch. Ja, ich habe Glück gehabt. Und ich danke dir, Brod, dass du auf mich achten wirst. Ich fand überall einen Burschen, der auf mich geachtet hat und dann doch seinen Lohn verlangte. Bei dir wird es gewiss nicht anders sein. Aber gut, ich habe stets meinen vollen Preis gezahlt! So ist das Leben. Man bekommt nichts geschenkt. Jeder muss zahlen.«

»Kane, wie weit ist es noch?«, fragt plötzlich der Lieutenant.

»Drei bis vier Stunden, Blayne.« Brod Kane redet den Lieutenant nicht mit dem Dienstgrad und erst recht nicht mit Sir an. Er sagt einfach Blayne. Jeder im Camp hört es und begreift, dass sie den erfahrenen Scout und Revolverkämpfer Broderick Kane als selbständigen Begleiter bei sich haben.

Die meisten der Soldaten erwarten jetzt eine Zurechtweisung, doch der Lieutenant sagt nach einer kleinen Pause nur: »Ruht euch aus, Leute. In zwei Stunden steht der Mond hoch genug am Himmel, um die Nacht in einen silbernen Tag zu verwandeln. Dann geht es weiter. Seht nach euren Pferden und ruht euch aus. Kane, ich will vor der Morgendämmerung am Ziel sein. Martinez, wir werden deine Kunst einsetzen, mein Junge. Bereite alles vor!«

Als er verstummt, fragt Cora leise: »Brod, was wird geschehen?«

»Wir greifen Locos Pueblo an«, sagt Brod Kane. »Vielleicht finden wir darin eine Menge Gold oder Hinweise auf den ›Goldenen Canyon‹. Martinez ist Corporal und zu einem Viertel Yaqui-Indianer. Außer der üblichen Ausrüstung eines US-Kavalleristen führt Martinez einen besonders starken Büffeljagdbogen mit. Martinez ist sehr kräftig, und was er mit seinem starken Bogen und den Büffelpfeilen macht, ist nicht im Reglement der US-Kavallerie enthalten, aber sehr wirksam und findet deshalb die Billigung des Lieutenants. Martinez bindet Sprengstoffstangen mit kurzen Lunten an die Pfeile und schießt diese auf hundert Schritte durch jedes Fenster. Martinez ist sozusagen die Artillerie des Lieutenants. Er ist Kanone und Kanonier zugleich. An diesem Trick hat Martinez viele Monate gearbeitet. Als er ihn dann anwandte, konnte er in eine Höhle hineinschießen, in der sich ein halbes Hundert Apachen verschanzt hatten, die sich nicht ergeben wollten. Nun, die paar Überlebenden ergaben sich dann doch. Begreifst du allmählich, Cora, mit was für einer Mannschaft du reitest?«

»Ja, Brod«, sagt sie. »Ich begreife, dass diese Patrouille bereit ist, für den Lieutenant durch alle Höllenfeuer zu gehen. Denn es geht um Gold.«

»So ist es«, sagt er. »Und nun schlaf noch etwas. Denn bald musst du wieder reiten, Cora.«

✰✰✰

Zwei Stunden später ist die Nacht so hell wie ein silberner Tag. Mond- und Sternenlicht strahlen vom Himmel.

Als sie aufsitzen und sich zum Abritt formieren, kommt plötzlich ein Pfeil gezischt und fährt einem der Soldaten durch die Schulter. Der Getroffene stößt einen wilden Schrei aus, aber zugleich krachen Brod Kanes Revolver.

Bei einem Gebüsch, aus dem zwei rote Felsspitzen ragen, taumelt ein Apache hervor. Er hält den Kriegsbogen noch in der Hand, aber dann taumelt er zwei Schritte zur Seite und fällt.

Die Soldaten schießen nach allen Seiten. Sie feuern auf alle Büsche und Felsen in der Umgebung. Doch es erfolgt kein Angriff. Wenn noch weitere Apachen in der Nähe sein sollten, so halten sie sich in Deckung.

Die Pferde zeigen sich nur wenig beunruhigt. Es sind Armeepferde, und auch die anderen Tiere sind an Gewehr- und Revolverfeuer gewöhnt.

Der getroffene Reiter stöhnt schmerzvoll.

»Los, Sanitäter!«, ruft Lieutenant Blayne.

Während die Patrouille verharrt, nach allen Seiten sichert und die Waffen bereithält, heben zwei Mann den Getroffenen vom Pferd. Der Pfeil, der von vorn traf, ragt hinten heraus.

Der Sanitäter sagt laut: »Ich schneide die Spitze ab und ziehe ihn heraus, Pinky. Dann stopfe ich die Löcher zu, und danach musst du reiten, mein Junge.«

»Mach schon, du Knochenflicker!«, stöhnt der Verwundete. »Wenn du nicht schnell machst, trete ich dir noch in den Hintern.«

Niemand sagt etwas. Aber alle wissen, dass er sich selbst Mut machen will. Mit seinen wilden Worten will er seine Angst bezwingen.

Der Sanitäter ist bald fertig. Er hat ihm die zwei Löcher verstopft und die Wunde desinfiziert. Dann lässt er ihn einen scharfen Schluck trinken.

Bevor sie losreiten, sagt Sego Ballanger: »Lieutenant, Ihre Leute werden immer knapper. Wollen Sie uns nicht endlich die Armreifen abnehmen lassen und unsere Waffen zurückgeben? Glauben Sie denn, dass wir jetzt ausreißen wollen?«

In Ballangers Stimme schwingt ein Beiklang von Hohn und Triumph. Er und sein Partner Johnny Hannagan haben längst begriffen, dass man sie nun braucht. Und Hannagan ruft nun, um seinen Partner zu unterstützen: »He, Brod Kane, wir sind eigentlich deine Gefangenen, nicht wahr? Leg mal ein gutes Wort für uns beim Lieutenant ein.«

Und Brod Kane sagt auch tatsächlich: »Gewiss, ihr könnt nicht ausreißen. Die Apachen würden euch erwischen. Sie haben längst herausgefunden, dass ihr Loco die Füße geröstet habt. Die schneiden euch auf und salzen euch ein. Es wäre wahrhaftig kein Risiko, euch frei und bewaffnet mitreiten zu lassen. Ihr müsst bei dieser Patrouille bleiben. Und noch stärker als eure Angst vor den Apachen ist eure Gier nach dem Gold.«

Als er verstummt, überlegt der Lieutenant noch einige Atemzüge.

»Also gut, Sergeant! Nehmen Sie ihnen die Handschellen ab, und geben Sie ihnen ihre Waffen zurück«, sagt er dann.

Alle sind froh, dass nun zwei Kämpfer mehr vorhanden sind, zwei gefährliche Revolvermänner, die wirkungsvoller kämpfen können als ein halbes Dutzend Soldaten.

Endlich reiten sie los.

Mit Brod Kane, den beiden bisherigen Gefangenen und Cora sind sie vierzehn kampffähige Reiter. Aber vielleicht wird sogar der Soldat Pinky Fisher für einige Stunden noch in der Lage sein, seinen Revolver abzufeuern.

Brod Kane reitet nicht mehr so weit voraus. Er führt sicher und zielstrebig, weicht aber allen tiefen Schatten aus, die den Apachen als Deckung oder Hinterhalt dienen könnten.

Die Abteilung hält sich dichter hinter ihm. Aber diese Soldaten reiten immer noch in ihrem klirrenden Trab. Sie haben an ihren Pferden viele Metallteile und Ausrüstungsdinge hängen. Dieser klirrende Trab verrät in einer stillen Nacht manchmal schon um eine Meile voraus das Nahen von US-Kavallerie.

Kurz vor dem Sterben der Nacht reiten sie in den Cedar Canyon und bleiben dicht beim Creek, in dessen steinigem Bett die Bäume nicht so dicht stehen. Nach drei Meilen hält Kane an.

Die Nacht ist kalt. Mond und Sterne werden zunehmend undeutlicher. Die helle Nacht verschleiert sich.

Und damit vergrößert sich plötzlich wieder die Gefahr eines Apachenangriffs. Loco, ihr bisher so schweigsamer Gefangener, stößt jäh und unerwartet einige laute Rufe aus.

Dann verstummt er, weil der neben ihm haltende und ihn bewachende Corporal einen Schwinger herumzieht, der dem Häuptling fast den Kopf von den Schultern fegt.

»Was rief er?«, fragt Lieutenant Blayne.

Brod Kane antwortet: »Dass sie uns angreifen sollen, selbst wenn es seinen Tod bedeuten sollte, dass sie keine Rücksicht nehmen sollen auf sein Leben und es nur darauf ankäme, uns zu töten. Das rief er.«

Brod Kanes Stimme klingt grimmig. Er hält beide Revolver bereit. Plötzlich ruft er laut in der Sprache der Apachen einige Worte.

Der Lieutenant schnappt sofort: »He, was riefen Sie?«

»Dass sie nur kommen und ihr Glück probieren sollen und Loco der Erste sein würde, der in dieser Nacht noch sterben müsste. Seine Seele könnte in der Nacht nicht den Weg ins Ewige Schattenreich finden, müsste umherirren und würde auf seine Krieger nieder spucken. Das rief ich!«

»Gut«, knurrt der Lieutenant. »Und wo ist das Pueblo?«

»Genau vor Ihrer Nase, Lieutenant. Es befindet sich unter der überhängenden Felswand und liegt jetzt tief im Schatten. Aber wenn die Sonne über den Ostrand des Canyons scheint, treffen ihre ersten Strahlen das Pueblo. Die alten Pueblo-Erbauer liebten die Morgensonne. Wenn wir noch etwa hundert Schritte reiten, ist es nahe genug für Martinez.«

»Zum Teufel, dann reiten wir doch«, sagt der Lieutenant.

Er reitet zuerst an und setzt furchtlos den Weg fort, nachdem auch die anderen Reiter hinter ihm und Kane eingeschwenkt sind. Sie reiten nun nicht mehr in Richtung des Canyons, sondern zur Westwand des Canyons hinüber.

Die Nacht verwandelt sich in ein Nebelgewebe. Die Sicht wird schlecht. Der Lieutenant ruft: »Feuer frei auf alles, was sich im Umkreis von uns bewegt! Schießt auf alle Schatten, wenn ihr nicht sicher seid, Jungs, ob sich etwas in ihnen verbirgt.«

Er hat kaum ausgesprochen, als er selbst zu schießen beginnt. Seine Schüsse haben Erfolg. Denn es ertönt ein wilder, böser Schrei. Dieser Schrei eines Apachenkriegers wird von den Kriegern, die rings um die Patrouille verteilt sind, aufgenommen.

Die Patrouille reitet nicht mehr in Zweierreihe, sondern als dichte Traube. Sie haben ihren kostbaren Gefangenen in der Mitte. Er bildet den Mittelpunkt, den Kern.

Und sicherlich kommen deshalb keine Pfeile und Kugeln geflogen, weil die Apachen befürchten müssen, ihren eigenen Häuptling zu töten.

Brod Kane hält an. Die Reiter drängen sich hinter ihm zusammen. Der Lieutenant und Sergeant Mel Mulford schieben sich zu Pferd neben ihn. Alle sitzen geduckt in den Sätteln. Keiner wagt es, den Oberkörper aufzurichten. Es können jeden Moment Pfeile zischen und Kugeln pfeifen.

»Was ist? Sind wir da?« Der Lieutenant fragt es mit kehligem Knurren.

»Das Pueblo liegt einen guten Steinwurf weit vor uns«, erwidert Brod Kane. »Wenn die Sonne über den Canyonrand kommt, werden wir es sehen. Doch wir sind von einigen Dutzend Apachen umgeben. Wenn die Nebel noch dichter werden, können sie bis auf wenige Sprünge an uns heran. Dann wagen sie es vielleicht doch und hoffen, dass sie schneller sind als wir und ihren Häuptling retten können. Lassen Sie sich etwas einfallen, Lieutenant. Schließlich taten Sie schon seit zwanzig Stunden so, als hätten Sie die Ärmel voller Trümpfe. Wenn Sie wirklich welche haben, dann heraus damit!«

Lieutenant Herb Blayne knurrt nur als Erwiderung.

Dann befiehlt er: »Absitzen! Hinter den Pferden Deckung nehmen. Wir bilden weiterhin eine Traube. Jeder Reiter nimmt zwei Sprengstangen aus seiner Satteltasche. Martinez, fertig machen! Sergeant Mulford, Zigarre anzünden!«

Für eine Armeepatrouille sind das merkwürdige Befehle.

Aber der grauköpfige Lieutenant, den die Armee zum Kommandanten eines kleinen Stützpunktes am Concho Lake machte und damit ganz auf sich allein stellte, hat sich niemals mit großem Eifer an das Armeereglement gehalten, wie es die Offiziere in West Point und anderen Offiziersakademien lernen.

Seine Reiter gehorchen, und es zeigt sich, was Brod Kane bisher nicht wusste, dass sie alle in ihren Satteltaschen eine Menge Sprengstoffstangen mitführen, wie sie zum Beispiel in den Minen verwendet werden. Die Stangen sind etwa doppelt so lang und dick wie ein normaler Zeigefinger, in braunes Ölpapier eingewickelt und mit einer Lunte versehen.

»Macht die Lunten kurz, Jungs! Sergeant, gehen Sie mit Ihrer Zigarre herum. Und dann werft weit genug in die Runde, Männer! Anfangen!«

Es ist eigentlich eine einfache Sache.

In Deckung der Pferde und mit ihrem Gefangenen in der Mitte haben sie sich eingeigelt. Sie müssen zwar jeden Moment damit rechnen, dass Apachen aus den Morgennebeln auftauchen und lautlos über sie herfallen, aber sie behalten ihre Nerven.

Der Sergeant hat eine Zigarre angezündet. In Deckung der Pferde konnte er das fast unbesorgt tun. Nun raucht er einige Züge, bläst in die Glut der Zigarre und macht dann die Runde von Mann zu Mann.

Sie halten ihm jeweils die Lunten ihrer Teufelsdinger hin. Er berührt die Lunten mit der Glut seiner Zigarre. Die Lunten brennen, und die Männer müssen sich beeilen, ihre Stangen zu werfen. Und dann fliegen die Teufelsdinger in regelmäßigen Abständen in alle Richtungen. Die Lunten sind gut berechnet. Denn die Sprengstoffstangen explodieren unmittelbar nach dem Aufschlagen. Der Lieutenant hat seine Männer in dieser Kampftechnik gut gedrillt.

Das Geheul der Apachen tönt zwischen den Detonationen.

Und dann kommen Pfeile, fliegen Kugeln, werden Pferde getroffen und Männer verwundet. Es findet in den dichten Morgennebeln ein erbitterter Kampf statt. Aber es ist sicher, dass durch die hochgehenden Sprengpatronen in Wirklichkeit ein Apachenangriff abgefangen wird, der sonst jäh und mit aller Wucht gekommen wäre.

Die Soldaten, die ihre Sprengpatronen geworfen haben, schießen nun auf alles, was sich in den Nebeln außerhalb ihres Kreises bewegt.

Aber sie haben auch Mühe mit ihren getroffenen Tieren und dem Durcheinander, das die zischenden Pfeile und pfeifenden Kugeln verursachen.

Aber dann wird es endlich still.

Brod Kane steht neben Cora Standwig, die ebenfalls über den Sattel ihres Pferdes hinweg mit dem Revolver schoss.

»Alles in Ordnung, Cora?«, fragt er.

»Alles in Ordnung, Brod«, erwidert sie.

»Ihr seid aber schnell einander näher gekommen«, brummt der Lieutenant, der auf der anderen Seite neben Cora steht. Er lacht leise, dann ruft er: »Martinez!«

»Fertig, Lieutenant«, erwidert dieser. »Sobald ich etwas sehen kann, geht es los! Der Sergeant soll schön an seiner Zigarre rauchen und neben mir bereit sein.«

Brod Kane sagt in die entstehende Pause: »Es könnten Frauen und Kinder drüben im Pueblo sein, nicht wahr?«

»Na und?«, fragt der Lieutenant herausfordernd. »Macht das etwas aus? Oder wollen wir das Pueblo nicht nehmen, nur weil sich dort eine ganze Apachenbrut festgesetzt haben könnte?«

Brod Kane sagt daraufhin nichts. Er wendet den Blick nach Osten. Über der unregelmäßigen Canyonwand wird es mit jeder Sekunde heller. Der Tag kündigt sich über dem östlichen Canyonrand mit Lichtexplosionen an.

»In wenigen Minuten müssen wir das Pueblo sehen können«, sagt Brod laut.

»Ich bin bereit«, erwidert Corporal Martinez. »Ich setze ihnen die Sprengladungen auf die Nasen.«

Der Lieutenant ruft: »Ballanger, Hannagan, Kane!«

Die beiden erstgenannten Männer schieben sich heran. Kane steht ohnehin neben dem Lieutenant.

»Was will der General?«, fragt Sego Ballanger.

»Sie machen Ihr Maul nur auf, wenn ich Sie etwas frage«, sagt der Lieutenant grob. »Vergessen Sie nie, Ballanger, dass ich schon seit mehr als zwanzig Jahren solche Strolche wie Sie zu Soldaten mache. Aber jetzt macht eure Ohren auf, Sie und Hannagan – und Sie auch, Kane. Ihr seid doch drei richtige Coltkünstler. Nun, dann zeigt doch mal, was ihr auf dem Kasten habt! Geht hinüber zum Pueblo, und macht uns den Weg frei! Martinez unterstützt euch. Wir folgen langsam. Na los, auf was wartet ihr noch? Vielleicht liegt im Pueblo ein Berg Gold? Vielleicht ist dies der ›Goldene Canyon‹? Vorwärts mit euch! Ich brauche euch als Vorhut!«

Sie überlegen einige Sekunden. Sie haben Furcht, aber sie bezwingen ihre Angst und begreifen, dass er sie braucht. Er kann nicht einfach mit allen Reitern hinüber. Wenn dieses Pueblo von einer Übermacht verteidigt wird und wenn er eine andere Übermacht im Rücken hat, dann sitzt er in der Klemme. Hier im Canyon hat er mehr Bewegungsfreiheit und befindet sich nicht so nah unmittelbar unter den Gewehren der Verteidiger.

Ballanger sagt plötzlich: »Willst du, Kane?«

»Versuchen wir es«, erwidert Kane.

»Gehen wir!«, knurrt Hannagan. »Zeigen wir es diesen Blaubäuchen mal! Die wollen das Gold wie wir. Doch ohne uns schaffen sie es nicht. Das ist doch jetzt wohl klar. Gehen wir!«

Brod Kane will um sein Pferd herum hinaus aus dem dichten Kreis.

Aber Cora Standwig legt ihm die Hand auf den Arm.

Kane sieht sie an. Es ist bereits hell genug, dass er in ihren Augen den Ausdruck echter Teilnahme erkennen kann.

»Viel Glück!«, sagt sie leise. Und er spürt, dass sie ihm dies auch wirklich wünscht.

Er nickt und geht. Ballanger und Hannagan folgen ihm.

Sie halten die Revolver schussbereit, denn sie sind Revolvermänner, die mit ihren Waffen blitzschnell treffen können.

Sie bewegen sich nebeneinander vorwärts, halten einen Zwischenraum von zwei bis drei Schritten.

Manchmal müssen sie Hindernisse umgehen oder sich zwischen Steinen und Büschen durchzwängen.

Für Apachen, die sich schlangengleich dem Gelände anpassen können, gibt es überall Deckungsmöglichkeiten.

Und nachdem sie knapp zwanzig Schritte gemacht haben, geht es los. Vor und hinter ihnen schnellen die gedrungenen Gestalten der Apachenkrieger hoch, greifen schweigend an.

Die drei Revolvermänner reagieren schnell. Sie scheinen überall Augen zu haben. Ihr feiner Instinkt warnt sie und lässt sie reflexartig reagieren.

Ihre Colts beginnen zu krachen.

Und einer der Apachen, der eine Schrotflinte abfeuern will, schießt vor sich in den Boden. Die Apachen schießen oder lassen ihre Wurfmesser durch die Luft zischen.

Doch es grenzt schon an Hexerei, wie die drei Revolvermänner den Angriff zusammenschießen und dabei kaum verwundet werden. Obwohl sie schießen, sind sie fortwährend in Bewegung, wirbeln geduckt herum, kauern hinter großen Steinen, springen weiter, um wieder herumzuwirbeln.

Sie werden mit dem halben Dutzend Apachen, das sie angreift, fast spielend fertig.

Hinter ihnen bricht das Sonnenlicht über die Ostwand des Canyons und wirft durch die Nebelschwaden den ersten Schein in die ausgehöhlte, überhängende Westwand, die eine riesige Muschel bildet.

In dieser langen Muschel steht das Pueblo, ein übereinander gebautes Dorf, nur länger als üblich. Die Erbauer errichteten es in der geschützten Riesenmulde der Canyonwand.

Es gibt Mauern dort, Plattformen, Türme, Bastionen, neue Plattformen.

Leitern führen hinauf. Nur die unteren Leitern sind hochgezogen.

Es gibt in den Mauern und Türmen Öffnungen in Fenster- und Türgröße. Nur die unteren Mauern sind ohne Öffnungen. In diese unteren Räume kann man nur von oben hinunterklettern.

Von dort, wo die Soldaten mit den Pferden immer noch eine dichte Traube bilden, kommen nun die Pfeile, von Martinez' starkem Büffelbogen abgeschossen. Sie rauchen leicht, denn es befindet sich eine Sprengstange mit brennender Lunte an der Stelle einer Pfeilspitze daran.

Die Pfeile verschwinden in Fenster- und Eingangsöffnungen, fallen auf die Plattformen und hinter die Mauern.

Martinez schießt schnell Pfeil nach Pfeil ab. Es sind mehr als ein Dutzend, und sie lassen ihre Ladungen innerhalb des Pueblos explodieren. In dem alten Bauwerk kracht es immer wieder.

Die drei Revolvermänner haben nun die untere Mauer erreicht. Es gibt keine Leiter. Aber Ballanger und Hannagan fassen einander ihre Handgelenke, sodass Brod Kane seinen Fuß darauf stellen kann. Sie erheben sich, federn einige Male mit ihm und werfen ihn dann hoch. Seine Hände erfassen den oberen Rand der Plattform. Er zieht sich mit einem schnellen Ruck hoch, rollt sich weiter und zieht seine Revolver.

Aber kein Feind taucht vor ihm auf.

Unten beginnen Ballanger und Hannagan zu schießen. Sie werden jetzt von einigen Apachen angegriffen, die jedoch nicht mehr verhindern konnten, dass sie Brod Kane hochschleuderten.

Er kümmert sich nicht darum, was unten vorgeht. Er wirft nur eine der Leitern hinunter, die hier oben herumliegen. Dabei lässt er keinen Blick von all den Öffnungen und beobachtet alle Türen und Plattformen über sich. Aus den meisten quillt Rauch.

Aber dann tauchen Gewehre auf, Köpfe, gespannte Bogen, schon zischen Pfeile. Er feuert auf jeden auszumachenden Gegner, kauert sich dann in Deckung nieder und lädt seine Waffen und freut sich, dass Ballanger die Leiter hochkommt.

Er gibt Ballanger Feuerschutz, bis dieser sich neben ihn wirft und seine Revolver zu laden beginnt.

»Dieses Miststück von einem Lieutenant macht es sich leicht«, keucht Ballanger. »Der lässt uns alles machen und sieht nur zu.«

»Nein, der kommt jetzt«, erwidert da Brod Kane und feuert zweimal. »Der weiß jetzt, dass die Apachen zahlenmäßig nicht mehr so stark sind, dass sie ihn niedermachen können. Da kommt er!«

Sie sehen es beide.

Lieutenant Blayne kommt mit seinem Gefangenen Loco.

Neben dem Gefangenen reitet der Sergeant und hält Loco die Mündung eines durchgeladenen Gewehres gegen den Kopf. Die anderen Reiter folgen.

So kommen sie. Es ist hell genug, um alles sehen zu können. Es fällt kein Schuss mehr. Die Apachen begreifen, dass der Lieutenant Loco töten ließe.

Brod Kane wendet den Kopf, als nicht weit von ihm und Ballanger ein lautes Rufen ertönt. Er sieht eine schöne Indianerin in einer der Öffnungen auftauchen. Und sie ruft immer wieder: »Kämpft nicht mehr, Apachen! Sie töten Loco! Sie töten Loco, wenn ihr sie noch länger bekämpft! Wollt ihr, dass sie Loco töten?«

Brod Kane staunt sie an.

Noch nie sah er eine so schöne Indianerin. Obwohl es keinen Zweifel gibt, dass sie eine Vollblut-Indianerin ist, wirkt sie zivilisiert. Sie ist schön, bewundernswert.

Sie ist auch gekleidet wie eine Indianerin, trägt einen langen, weiten Rock, eine bunte Bluse und Halsketten.

Es wurde still nach ihren Rufen.

Dann klingt die Stimme von Lieutenant Blayne durch den Morgen.

»Kane, machen Sie diesen Bastarden klar, dass ich nicht nur Loco töten lasse, sondern die ganze Burg hier in die Luft sprenge, sollten sie mir noch die geringsten Schwierigkeiten machen. Sie sollen sich ergeben! Sie sollen herauskommen und sich ergeben! Ich gebe ihnen fünf Minuten! Machen Sie ihnen das klar, Kane!«

Kane hört es und schluckt mühsam.