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Die Straßen Mintons sind von Gewalt, Drogen und Bestechung geprägt. Hier zeigen sich Sam und seine Kumpels von ihrer besten Seite: Als Sam eines Nachts auf dem Rückweg zu seinem Unterschlupf ist, hört er in einer Seitengasse Geräusche. Er lauscht ihnen nach und wird prompt von einem Agent verfolgt, der auf seiner Verfolgungsjagd eine mysteriöse Speicherkarte verliert. Binnen kurzer Zeit befinden sich Sam und seine Gang inmitten einer Verschwörung. Können sie die Eskalation rechtzeitig abwenden?
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Seitenzahl: 72
Veröffentlichungsjahr: 2025
Joshua Heuer
Gangs of Minton
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Ein Dieb kommt selten allein
Die Begegnung
Der Ort des Geschehens
Die Gang
Frank
Neues Level, neues Gut
Neulich beim Juwelier
Feintuning
Freizeit
Die alte Fabrik
Neudaten
Der Burger-King-Drive-In
Der neue Unterschlupf
Agent Preston
O.N. Lemon
Feuerfang im Ganggewand
Agenten-Showdown
Zehn Minuten
Des Teufels Bordcomputer
Finale
Impressum neobooks
Die Nacht war schwarz. Von der Straße aus schien Laternenlicht auf den Hinterhof am Smokers End. Dampf stieg aus den Löchern der Gullideckel auf der Straße. Zwei Schatten liefen durch den Regen, weiße Sportschuhe platschten durch Pfützen, in denen sich die Stadt spiegelte. Eine große, hagere Gestalt schmetterte eine Brechstange in die Scheibe auf der Fahrerseite eines Chevrolet. »Jackpot, Sony«, sagte die Gestalt und hantierte mit einem Messer am Armaturenbrett. »Hast du das neue Video von Austin gesehen?«, fragte eine zweite Gestalt und lachte. »Ja, hab ich«, sagte die zweite Gestalt. »Der absolute Kracher.« »Ich sag dir, ich konnte mich vor Lachen kaum einkriegen. Drei Männer können eine Frau nageln, aber kein Mann drei Frauen.«
Ein breites Grinsen kreuzte Sams Gesicht. Er liebte seine nächtlichen Diebestouren mit Paul. Seit Paul ihn im Waisenhaus vor den Älteren beschützte, war er wie ein Bruder für ihn.
Der Süden Mintons war dreckig, verregnet und man konnte von ihm sagen, dass er jeglichen Anschluss an die moderne Zivilisation verloren hatte. Sie gingen nur des Nachts raus, denn die Nacht gehörte den Gangs.
Paul machte sich auf die Socken zum Unterschlupf, Sam nahm die dunkle Gasse, die vom Smokers End abzweigte Richtung Harmsroad. Er traf sich noch in dieser Nacht mit einem Käufer der Skulls, einer der vorherrschenden Gangs, um ihm seine gestohlenen Waren anzubieten.
Besagter Käufer hieß David und mochte es nicht, wenn Sam Freunde mitbrachte. Sam steckte sich eine Zigarette an, deren wohltuenden Rauch er langsam einsog. Er traf David Punkt zwölf in der Gasse, die vom Straßenstrich abzweigte, wo die hiesigen Nutten ihre Körper feil boten.
»Sechs Autoradios, feine Arbeit, Sam. Du enttäuschst mich nicht.« »Das war noch nicht alles. Warte und schau, was ich noch in meinen Rucksack hab.« Sam holte einen Gegenstand hervor, der im Licht der Straßenlampen glänzte. Seine Augen funkelten. »Wow, ein goldenes Lenkrad, so was sieht man selten.« In dem heruntergekommenen Süden der Stadt war so etwas wie Reichtum ein längst verschollener Segen. »Was krieg ich dafür?« »Tja, in Anbetracht dessen, dass das Ding höchstwahrscheinlich aus einem Oldtimer stammt, gebe ich dir fünfzig.« »Was?!" »Wo soll man das Ding denn bitte noch einbauen? Da kann ich ja höchstens die Vergoldung abkratzen und versuchen, das Zeug irgendwie einzuschmelzen. Siebzig, weil du es bist, und nächstes Mal bring mir was Neues.«
Sam kam fast jede Woche raus nach Harmsroad, um bei David sein Zeug zu verkaufen. Punkt zwölf stand David hier draußen und wartete auf sein "fleißiges Bienenvolk", was er so nannte, weil seine Handlanger fleißig für ihn ranschafften. Sie waren auf das Geld angewiesen und Sam konnte es sich nicht leisten, David stehen zu lassen. David war ein gerissenes Kerlchen und schlau genug, um den größten Teil des Profits zu haben. Die Leute konnten sich von ihrem Obolus reichlich zu Essen kaufen, denn in den Vororten waren die Märkte spottbillig. Die Qualität war allerdings beschissen. In manchen Läden roch es streng nach Verfaultem und Fliegen zogen dort ihre Runden. Niemand machte sich die Mühe, hier sauber zu machen.
Es regnete und Sam war auf dem Rückweg zum Unterschlupf. Er zog an seiner Zigarette und beobachtete das in die Gullisiebe abfließende Wasser. Eine Ratte huschte von einer Gasse zur gegenüber liegenden. Als er gerade einen weiteren Zug von seiner Swinston nehmen wollte, sah er in einer Seitengasse einen Agent, der sich mit einem Mitglied der Sharks, einer Footballgang aus Hemsfield, unterhielt. Er presste seinen Körper gegen die Hauswand und lauschte der Unterhaltung. »Mann, ich riskier doch nicht Kopf und Kragen und komm extra hier raus, um dann leer auszugehen! Scheiße, ich hab Familie, ich brauch das Geld!« Die raue Stimme kam Sam nur allzu bekannt vor. »Du kannst von Glück reden, dass ich dich nicht festnehme.Verschwinde! Der Chip ist beschlagnahmt«, hörte er den Agent sagen. Das Gangmitglied wollte handgreiflich werden, doch der Agent ermahnte ihn: »Spiel hier nicht den Helden! Du bist nur eine weitere Lachnummer in diesem Drecksloch!« Der Gangster knirschte mit den Zähnen und unterdrückte seinen Trieb, dem Agent den Garaus zu machen. Zweifelsohne handelte es sich bei dem Gangmitglied um Jordan. Sam war ihm und ein paar anderen Sharks einmal bei einer seiner nächtlichen Touren begegnet und musste lernen, einzustecken. Sie hatten sich auf brutale Art und Weise sein Geld genommen und ihn blutend am Straßenrand liegen gelassen.
Sam trat noch ein wenig näher, um die beiden besser verstehen zu können. Plötzlich regte sich am Boden vor ihm etwas und er konnte einen Straßenpenner ausmachen, dessen dreckige Fratze unter einem lumpigen Mantel hervor sah und dessen Mund sich öffnete. »Haste ma 'n Groschen?«
»Wer ist da? Hände hoch!«, schrie der Agent aufgeschreckt. Sam reagierte und rannte, was das Zeug hielt. Der Agent hatte seine Position ausgemacht und nahm die Verfolgung auf. Sam bog rechts in die nächste Gasse, kletterte über mehrere Zäune und versteckte sich dann hinter einem rostigen Müllcontainer. Er lugte dahinter hervor und musste sich gleich darauf wieder ducken. Der Agent preschte an ihm vorbei und lief die Gasse hinunter. Er war verschwunden. Sam sah sich um und entdeckte drei Meter vor ihm auf den Boden einen mattschwarzen Chip der Marke Eco Solutions. Er hob den Chip auf und betrachtete ihn. Die Kontakte schimmerten und Sam hatte das Gefühl, etwas Wertvolles gefunden zu haben. Der Staatsbedienstete musste ihn beim überqueren des Zauns verloren haben. Sam triumphierte. Sicher enthielt der Chip wichtige Daten und vielleicht konnte er ihn bei David verkaufen. Vielleicht Würde David das ein oder andere Scheinchen für diese Errungenschaft übrig haben. Doch bevor er ihn an den Mann brachte, wollte er seinen Inhalt selbst begutachten. Also machte er sich wieder auf den Weg zu seiner Gang.
Minton war von Wasser umgeben, quasi eine riesige Insel, die in vier Stadtteile unterteilt war. Nördlich lag die City, mit Hochhäusern, Einkaufszentren und allem, was eine Großstadt eben ausmachte. Sie nahm die größte Fläche auf der Insel ein. In der City florierte die Wirtschaft, es gab hier genügend Jobs und Wohnungen, und wenn man an die Hektik der Massen gewöhnt war, konnte man hier auch gut leben.
Sam hatte seine Eltern verloren, als er noch ein Kind war und wurde in einem Waisenhaus in der City zur Grenze Sintons aufgenommen. Im Alter von fünfzehn flohen er und vier andere Waisen genau dorthin, die Taschen voll Essen und Trinken, denn der Vater des Waisenhauses vergriff sich öfters an den Kindern. Sie versprachen sich in Sinton ein selbstbestimmtes und besseres Leben. Nur sie fünf und die Straßen der Vororte. Diese waren, im Süden Mintons gelegen, Harmsroad im Westen, welches von den Skulls kontrolliert wurde, im Osten Sinton, wo der normale Bürger an der Macht war und es nur wenige Gangs gab und mittig über den beiden Orten Hemsfield, wo die Hemsfielder Sharks die Gegend in Besitz nahmen.
Je weiter man in den Süden vorstieß, desto ärmer und verkommener wurde die Gegend. Hoch im Norden der City gab es Strand und Villen, die von den reichsten Bürgern Mintons erbaut worden waren. Im Süden lag das Hafengebiet, das allerdings nur noch zum Fischen genutzt wurde. Waren kamen über die große Brücke im Osten auf die Insel.
Der Unterschlupf der Gang befand sich im Süden Sintons, und obwohl sie zu fünft waren, war es in dieser Gegend gefährlich. Auf dem Weg zum Unterschlupf kaufte sich Sam an einem Kiosk noch eine Schachtel Swinstons, dessen kräftigen Geschmack er auf dem Weg zurück genoss. Er liebte die Nacht und die kühle Luft, die sie mit sich brachte.