Gefährliche Verbundenheit - Anna L. Jaensch - E-Book

Gefährliche Verbundenheit E-Book

Anna L. Jaensch

0,0

Beschreibung

Jessica Esme ist eine erfolgreiche FBI-Agentin, doch sie hat ein Geheimnis. Als Kind wurde sie von einer Untergrundorganisation entführt, um auf dem Schwarzmarkt verkauft zu werden, aber im letzten Moment wird sie von einer unbekannten Frau mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gerettet. Seit dieser Begegnung lässt die geheimnisvolle Frau Jess nicht mehr los. Sie ist seitdem unsterblich in ihre Beschützerin verliebt. Erst bei einem Einsatz mit einem Frauenhändlerring taucht die mysteriöse Frau nach 22 Jahren wieder auf und rettet Jess erneut das Leben. Ana hat es auf einen Wissenschaftler abgesehen. Er hat sie gefoltert und sie ermordet. Sein Tod soll ihr die Genugtuung geben. Doch bei ihrem Racheplan funkt immer wieder eine hübsche FBI-Agentin dazwischen, die in ihr starke Gefühle auslöst. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter ihren Fähigkeiten und was hat ein Virus mit all dem zu tun? Kann Jessica Esme Anas Liebe für sich gewinnen?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 753

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Anna L. Jaensch

Gefährliche Verbundenheit

Band I

Ich möchte mich bei meinem Mann bedanken, der immer an meiner Seite steht und mein Licht in meiner Dunkelheit ist.

Anna L. Jaensch

Gefährliche Verbundenheit

Band I

Romantikthriller

Inhaltsverzeichnis

Rückblende

Jess

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Jess

Ana

Jess

Jess

Ana

Jess

Jess

Jess

Ana

Jess

Ana

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Jess

Ana

Jess

Ana

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Jess

Ana

Ana

Frank

Jess

Jess

Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind

frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen

Personen, Geschäftseinrichtungen, Ereignissen oder Schauplätzen waren zufällig und

nicht beabsichtig.

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter

Oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis verbreitet werden. Ausnahme

ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.

Impressum

Texte: © 2024 Copyright by Anna L. Jaensch

Umschlag:© 2024 Copyright by Anna L. Jaensch

Verantwortlich

für den Inhalt:Anna L. Jaensch

Siedlungsweg 8

15374 Müncheberg

[email protected]

Instagram: a.l.jsch

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Rückblende

Irgendwo in den USA

Das Brennen begann sich im ganzen Körper auszubreiten. Der Schmerz fing in den Zehen an und zog sich quälend zur Brust. Innerlich glühten meine Nerven. Der Schmerz fühlte sich unerträglich an. Ich versuchte mich zu bewegen, um ihm davonzulaufen, aber es gelang mir nicht, ich war an etwas festgebunden. Egal wie sehr ich mich anstrengte, ich kam keinen Millimeter von der Stelle. Langsam öffnete ich meine Augen, doch ein grelles kaltes Licht bohrte sich in meine Augäpfel, sodass ich sie ruckartig schloss. Damit sich meine Augen ans Licht gewöhnten, schob ich die Augenlieder Stück für Stück auf, bis ich mich endlich umsehen konnte. Mein Blick huschte über meinem Körper. Mit einem Kittel bekleidet lag ich in einem Krankenhausbett. Meine Arme und Beine an den seitlichen Gitterstäben gefesselt, sodass die Fesseln mir ins Fleisch schnitten. Deshalb konnte ich mich nicht bewegen.

Wo war ich?

Was war passiert?

Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, sodass ich das Gefühl hatte, er wurde gleich explodieren. In meinen Gedanken versuchte ich das Puzzle zusammenzulegen, doch die Orientierungslosigkeit überrannte mich. Die letzten Erinnerungen verschwommen vor meinem geistigen Auge. Umso mehr ich versuchte die Erinnerungen herbeizurufen, umso mehr dröhnte mir der Schädel. Ich erinnerte mich an nichts mehr, nur an sein Gesicht. Sein angstverzehrtes Gesicht, welches immer wieder meinem Namen rief.

Leichte Panik breitete sich in mir aus und mein Puls begann heftig zu schlagen. Ich war kurz davor eine Panikattacke zu bekommen, aber das durfte ich nicht zulassen. Ich brauchte einen kühlen Kopf. Um nicht zu hyperventilieren, schloss ich meine Augen wieder. Obwohl ich mich vor der Dunkelheit fürchtete, legte sie sich wie eine warme Hülle um mich herum. Als würde sie mich schützen wollen.

Dabei zählte ich leise das Alphabet auf. Bei jedem Buchstabe hielt ich inne und nannte zwei Mädchen- und Jungenamen. Somit lenkte ich mich für einen Moment von den Schmerzen und der Panik ab.

Nachdem ich mich etwas beruhigte, schaute ich mich weiter um. So wie es aussah befand ich mich in einem Krankenhauszimmer. Neben meinem Bett stand ein Vitaldatenmonitor, welcher meine Vitalparameter überwachte. Sämtliche Kabel verliefen vom Gerät zu meinem Körper. Mein Blick wanderte von mir ab und ich schaute mich weiter in dem Raum um. Die Wände waren mit weißen Fliesen versehen. In der einen Ecken des Zimmers standen Schränke und Vitrinen voll mit Medikamenten und Verbandszeug. Am meisten beunruhigte mich der riesige Spiegel, der in der Mitte des Zimmers eingebaut wurde. Beim Anblick stellten sich meine Nackenhaare auf. Solche Spiegel dienten der heimlichen Beobachtung. Ich war mir hundert Prozent sicher, dass dieser Spiegel doppelseitig war und mich jemand von der anderen Seite aus beobachtete. Nach einer Weile schaffte ich es, meinem Blick vom Spiegel zu lösen und streifte weiter durch den Raum. Diesmal blieb mein Blick an dem Bett zu meiner rechten Seite hängen. Der Anblick ließ mich erstarren.

Blut.

Überall Blut.

Der Raum versank in Blut. Ich konnte es fühlen, riechen.

Das Blut lag in der Luft und ich drohte daran zu ersticken.

Das Bett zu meiner rechten Seite färbte sich in einem dunklen Rot.

Die dunkelrote Flüssigkeit lief das Bettgestell hinunter, sodass der weiße Boden sich wie ein roter Ozean färbte. Unter einem weißen Laken, welches sich bereits rot färbte, lag eine Person regungslos auf dem Bett. Das Tuch bedeckte den Körper nicht ganz, sodass der Kopf frei lag. Ohne zu merken, schlugen das Vitaldatenmonitor aus, an dem ich angeschlossen war, und ein schrilles Piepen ertönte durch den Raum. Mein Herz raste wie verrückt. Mit einem Schlag kehrte die Dunkelheit zurück, nicht die Dunkelheit, die mich vorhin wärmte, sondern die Gefürchtete. Die Dunkelheit, die meine Erinnerungen wieder zusammensetzte und mich wieder erinnern ließen. Schmerzlich wurde mir wieder bewusst, was ich verlor.

Ich fing an zu weinen, sodass der Körper durch den Tränenschleier unklar

erschien. Mit aller Macht versuchte ich die Fesseln an meinen Armen und Beinen zu lockern. Ich windete mich hin und her, brüllte durch den Raum. Mein Herz zerbrach in Einzelstücke. Eine Flut von Trauer ertränkte mich.

In diesem Moment öffnete sich die schwere Zimmertür. Ein Mann in einem weißen Kittel, gefolgt von zwei Männer mit einer M16 bewaffnet, traten zu mir

herein.

Der Arzt strich mit seiner Hand über mein nasse Wange, »Schsst, alles wird wieder gut, Ana.« Dann holte er eine Spritze aus seiner Tasche und verabreichte sie mir.

Bereits nach wenigen Sekunden empfang ich eine Leichtigkeit. In meinem Körper breitete sich eine Wärme aus, die Dunkelheit verschwand. Meine schweren Augenlieder fielen zu.

Angestrengt versuchte ich dagegen anzukämpfen, doch die Leichtigkeit übernahm die Kontrolle. Doch ein letztes Mal schaffte ich es in die toten Augen meines Mannes zu schauen, bevor ich auf Wolken davon schwebte.

Jess

34 Jahre später, New York

Ich wurde das Gefühl nicht los, als steckte ich in der Menge fest. Irgendwie war immer viel zu viel zu tun. Gefühlt erstickte ich daran. Sobald wir einen Fall lösten, flog gleich danach der Nächste rein. Zeit den Erfolg zu genießen, gab es nicht. Aber das war auch meine Schuld, immerhin wollte ich Bundesagentin werden. Im Endeffekt hatte ich mir die viele Arbeit ausgesucht, also durfte ich mich nicht beklagen.

Mir dröhnte der Kopf und ich vergrub mein Gesicht tief in meine Hände. Ein lautes genervtes Stöhnen glitt mir durch die Lippen, als mein Blick zu den Aktenhaufen zu meiner rechten Seite des Schreibtisches wanderte.

Dicke rote Akten, gefüllt mit jeder Menge Papierkram, die noch ausgefüllt werden mussten.

Dann zur Uhr. 22:31.

Das Dröhnen im Kopf wurde lauter. Gleich explodierte mein Schädel.

»So, das war´s für heute. Ich bin zu nichts mehr gebrauchen«, sagte ich wehleidig zu mir selbst.

So weit war es schon gekommen, ich redete mit mir selbst. Peinlich berührt schüttelte ich den Kopf, ein weiteres Stöhnen glitt mir über die Lippen. Die Entscheidung fiel mit einem weiterem Seufzen, also schaltete ich erschöpft mein Laptop aus und packte meine Sachen für den Feierabend zusammen. In der letzten Zeit kam es nicht selten vor, dass ich als letzte das Büro verließ, denn seit etwas mehr als einem Jahr war ich Supervisor Special Agent beim FBI, das bedeutete mehr Geld, mehr Verantwortung und mehr Überstunden. Obwohl die Überstunden eine Qual für jeden gesunden Menschenverstand waren, liebte ich meine Arbeit. Ich brauchte in meinem Leben die tägliche Herausforderung, denn nur so konnte ich mich weiterentwickeln, aber so war ich schon immer. Ich musste in allem die Beste sein, sei es in der Grundschule oder auf der FBI-Akademie. Erst wenn ich die Aufgabe perfekt ausgeführt hatte, konnte ich mich davon lösen – erst dann hörte das Kribbeln in meinen Fingerspitzen auf. Das ich beim FBI mehr als nötig tat, war aber nicht meinen starken Ehrgeiz geschuldet, sondern meiner Vergangenheit. Es kam nicht selten vor, dass ein Polizist oder Bundesagent den Beruf wegen einer negativen Erfahrung ausgewählt hat. Der Drang Menschen zu helfen, drückte sich durch dieses Erlebnis in den Vordergrund, sodass man ein Helfersyndrom entwickelte. Natürlich wollte man auch die Monster jagen, die für diesen Schmerz verantwortlich waren.

In meinem Fall überlebte ich eine Entführung in meiner Kindheit. Ich war gerade mal zwölf Jahre alt, als ich in den Fängen eines Kinderhändlerring landete. Nur zu gut erinnerte ich mich an die Angst und die Bedrohung. In dieser Nacht schwor ich mir zwei Dinge: erstens, ich wollte meine unbekannte Retterin wiederfinden, dafür konnte ich die Ressourcen vom FBI nutzen, aber das war eine andere Sache und ein anderes Thema.

SIE.

Der Gedanke an ihr löste einen Schmerz in meiner Brust aus, also verdrängte ich hastig diesen Gedanken wieder – fürs erste.

Zweitens, ich schwor mir jeden widerlichen Menschen, der die Schwäche des anderen ausnutzte, zur Strecke zu bringen. Ich wollte Menschen helfen, die in Gefahr waren oder Opfer einer Gewalttat wurden. Auch wollte ich den Mordopfern eine Stimme geben und in ihren Namen Vergeltung ausüben. Sie hatten es verdient, gehört zu werden.

Das ich beim FBI arbeitete, war ein glücklicher Zufall. Zuerst wollte ich nur Detektiv werden und ich war verdammt gut in meinem Job. In dem letzten Polizeiabschnitt war ich die Beste – was nicht anders zu erwarten war. Aber meine hohe Aufklärungsquote köderte vor Jahren das FBI und sie boten mir einen gut bezahlten Job an, wenn ich die Akademie bestand, also absolvierte ich die Prüfungen und arbeitete mich in den letzten Jahren nach oben. Jetzt leitete ich ein Team – mein Team.

Einer der Vorteile in meiner jetzigen Position war das verdiente Einzelbüro. Es gab eine Tür, die Welten verschloss und eine alte Ledercouch, die mir fast jede Nacht als Bett diente, denn seit meiner Beförderung verbrachte ich sehr viele Nächte im Büro, doch das störte mich nicht. Ich brauchte Ablenkung, um nicht ständig an sie zu denken, außerdem

wartete zu Hause eh niemand auf mich. Keine Partnerin – keine Kinder.

Niemand der mich abends vermisste.

Mein kleines privates Reich. Mein Blick wanderte durch mein Büro, abgesehen von einem alten Schreibtisch - mit zwei Einschusslöchern, die vor meiner Zeit entstanden sind – der alten Ledercouch und zwei Aktenschränken passte nicht mehr in diesem Raum. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine Zimmerpflanze namens Billy, doch leider goss ich sie zu viel, sodass sie viel zu früh von uns gegangen war. Obwohl mein Büro sehr klein war, liebte ich den rustikalen Charme. Es erinnerte mich immer an die alten Polizistenstreifen, die ich als kleines Mädchen gerne gesehen hatte, alte Krimis in schwarz-weiß. Bei meinem Einzug wollte ich, dass nichts in diesem Raum verändert wird, trotz der Komplettmodernisierung des FBI-Komplexes. Ich konnte mich damit einfach nicht identifizieren.

Ich schaltete das Licht aus und durchquerte das Großraumbüro meines Teams zum Fahrstuhl. Unten in der Empfangshalle verabschiedete ich mich noch von Alfred, dem Sicherheitsdienstmitarbeiter und verschwand in die dunkle Nacht von New York. Mein Auto parkte ich auf dem großen Parkplatz vor dem FBI-Gebäude. Ich kramte aus meiner Tasche den Autoschlüssel und setzte mich auf dem Fahrersitz, davor schmiss ich die Tasche auf dem Beifahrersitz. Im Radio lief gerade Stevie Nicks mit Edge of Seventeen, eins meiner Lieblingslieder, also drehte ich das Radio auf, dabei trällerte ich den Text lautstark mit.

Der Blick auf die belebten Straßen war wundervoll. Nicht ohne Grund hieß New York die Stadt, die nie schlief. Trotz der späten Uhrzeit erwachte die Stadt gerade zum Leben. Grelle Lichter blitzten auf, Menschenmassen drängelten sich auf dem Gehweg. Eine wahre Symphonie für die Augen. Am liebsten wäre ich auch ausgegangen und würde das Nachtleben genießen, aber ich saß gerade an einem wichtigen Fall und dieser brauchte meine volle Aufmerksamkeit. Mein Team und ich waren kurz davor einen Menschenhändler namens Martins hochzunehmen. Seit Monaten verfolgte ich diesen Mistkerl. Er zwang Frauen zur Prostitution oder verkaufte sie auf dem Schwarzmarkt. Der Verkauf von menschlichen Organe brachte einen ordentlichen Gewinn ein.

Zu Hause angekommen zog ich mir die Schuhe aus und nahm mir aus dem Kühlschrank ein kühles Bier. Ich schob mich auf die Küchentheke und spülte das Bier mit einem Zug runter. Die Kohlensäure prickelte mir im Hals, wodurch ich rülpsen musste. Was für ein beschissener Arbeitstag. Ich war müde und ausgelaugt, aber nach einem 12 Stunden Tag wunderte mich das nicht. Mir tat alles weh, da half auch kein Bier.

»Frank?«, rief ich durch die Wohnung, »Bist du zu Hause?«

Wie so oft in letzter Zeit, blieb die Frage unbeantwortet. Wahrscheinlich vergnügte er sich zwischen den Schenkeln einer vollbusigen Frau und trank jede Menge Bier.

Frank war seit der FBI-Ausbildung mein bester Freund und der wichtigste Teil in meinem Leben. Wir lernten uns in der Akademie kennen, es gab keine getrennten Schlafräume, daher teilten wir uns schon damals ein Zimmer. Gleich von Beginn an verstanden wir uns prächtig. Zwischen uns gab sofort es eine Vertrautheit und seitdem waren wir unzertrennlich. In ihm sah ich einen großen Bruder, den ich nie hatte. Was er mit seinen 49 Jahren auch theoretisch sein könnte – ich war 34 Jahre. Zwischen uns lief nie etwas.

Es lag nicht nur daran, dass ich auf Frauen stand, sondern auch an Frank. Ich vertraute ihm zwar mein Leben an, aber mein Typ wäre er nie gewesenen. Vom Aussehen erinnerte er mich an einen Westler aus den 90iger Jahren. Mit seiner breiten und muskulösen Statur hätte er beim Wrestling ordentlich auf dem Putz gehauen. Zudem schmückte sein Kopf die hässlichste Frisur ganz New York. Einen fast gelblichen Vokuhila und dazu den passenden Schnurbart. Komischerweise schienen die Frauen darauf zu stehen.

Zusammen absolvierten wir erfolgreich die FBI-Ausbildung und wurden gemeinsam in einer Einheit eingestellt, nur dass ich heute sein Boss war. Nachdem wir beim FBI eingestellt worden waren, kauften wir uns in Brooklyn eine Lagerhalle. Wir bauten diese in eine Wohnung um, mit einem großen Wohnzimmer und einer offenen Küche. Die Wohnung hatte alles, was das Herz zweier Junggesellen begehrte. Einen riesigen Billardtisch, einen Whirlpool und ein extra Kühlschrank nur für das Bier.

Ich stellte die leere Bierflasche in die Spüle und ging durch den langen Flur in mein Schlafzimmer. Bevor ich schlafen ging, hüpfte ich noch kurz unter die warme Dusche. Der heiße Wasserstrahl auf meine schweren Muskeln zu spüren war eine Wohltat für meinen Körper. Ich fühlte, wie der Stress aus meinem Kopf strömte, wie die Dusche die Anstrengung des Tages herausspülte.

Nach der Dusche kuschelte ich mich ins Bett ein und dachte unbewusst über sie nach. Beim Gedanken an sie schmerzte mein Herz wie verrückt. Es war voller Sehnsucht und unerfüllter Liebe. Sie in meinen Träumen wiederzusehen, reichte mir nicht mehr, verschlimmerte sogar mein Begehren – meine Träume fütterten meine Sehnsucht.

Ich versuchte meine Gedanken auszuschalten, um zu schlafen. Nach wenigen Minuten verdunkelte sich alles um mich herum.

Jetzt konnte mein Widersehen mit ihr beginnen.

Es war dunkel, kühl und roch nach einem feuchten, abgestandenen Geruch.

Ich hatte schreckliche Angst und schrie nach meinem Papa. Meine Augen füllten sich wieder mit Tränen, sie liefen, wie ein Wasserfall meinen Wangen runter. Mein rotes Kleid war von ihnen nass getränkt.

Meine Hände schlug ich vor meinem Gesicht, hoffte, dass ich nur träumte und eigentlich in meinem Kinderbett lag. Doch es war kein Traum, denn ich hörte die Männer vor dem Zimmer lachen. Widerliches Lachen.

Obwohl die Ecke, in der ich saß, nicht breit genug war, versuchte ich mich in sie hineinzuschieben. So weit wie es nur ging, denn ich wollte aus diesem Zimmer verschwinden. Nur konnte kein 12-jähriges Mädchen viel anstellen, um zu entkommen. Panisch schaute ich mich in dem Zimmer um, aber außer einem Bettgestell mit einer dreckigen Matratze und einer losen Toilette, die in der Mitte des Raumes stand, war nicht viel zu sehen. Es gab nicht mal ein Fenster in diesem Raum.

Kein Fenster, um zu entkommen, ich war denen komplett ausgeliefert. Ich spürte, wie sich meine Kehle zu schnürte und mein Hals austrocknete. Niemand wird mich finden, niemand wird mich retten. Mein Vater wird nicht kommen. Die Angst kroch mir bis tief in den Zellen und mein ganzer Körper fing an zu zittern.

Peng.

Ein lauter Knall durchbrach die Stille.

Peng.

Wieder ein Knall.

Vor meinem Zimmer hörte ich laute Schüsse. Ich glaubte, dass es Schüsse waren. Im Fernseher hörten sie sich so an, doch in der Realität waren sie noch viel lauter. Das Lachen von den Männern verschwand.

Die Männer fingen an hysterisch zubrüllen. Je mehr Schüsse fielen, desto weniger Schreie nahm ich wahr.

Hat mich die Polizei gefunden?

Angsterfüllte Schmerzensschreie durchfluteten die Räume. Um ihnen zu entkommen, drückte ich mir die Hände auf den Ohren und kniff die Augen fest zu.

»Papa!«, weinte ich leise in mich hinein, »Papa.«

Jemand berührte meine Schulter. So fest wie ich konnte kniff ich meine Augen noch härter zusammen und wünschte mir, dass sie mir nicht weh tun.

»Geht weg, lasst mich in Ruhe. Papa«, schrie ich panisch. Doch die Kühle der Berührung lag immer noch auf meine Schulter.

»Hey, Jessica, alles ist in Ordnung. Mach deine Augen auf.«

Es war eine Frauenstimme.

Vorsichtig öffnete ich meine Augenlieder.

Vor mir kniete eine junge Frau. Sie lächelte mich an und ihre smaragdgrünen Augen leuchteten hell auf.

»Du bist jetzt in Sicherheit, Jessica. Dein Vater schickt mich.«

»Papa?«

»Komm, dein Vater wartet draußen auf dich.« Sie reichte mir ihre Hand.

»Ey, aufstehen Schlafmütze, wir kommen sonst zu spät zur Arbeit.«

Ich riss meine Augen auf und gleich wieder zu, als mir die Sonnenstrahlen die Augäpfel wegbrannten. Mist, im ganzen Arbeitsstress von gestern vergaß ich die Vorhänge vorzuziehen. Jetzt prallten die ersten Sonnenstrahlen des Tages gegen mein Fenster. Frank stand über mir und hielt mir grinsend eine Tasse gut duftenden Kaffee vor die Nase. Nur zu gut, wusste ich was sein grinsen bedeutete.

»War sie gut?«, fragte ich, obwohl mich seine Bettgeschichten nicht interessierten. Sollte Frank irgendwann mal eine feste Beziehung eingehen, werde ich mir mit Leidenschaft seine Geschichten anhören. Gierig nahm ich mir die Tasse und richtete mich im Bett auf. Der intensive Geschmack von Kaffeebohnen auf meiner Zunge lässt mich wach werden. Eigentlich war es zu früh, um mir Franks Sexgeschichten anzuhören, aber es lenkte mich von meinem Traum ab. Diesen Traum hatte ich fast jede Nacht, seit meiner Entführung. Die Frau ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Mein Herz sehnte sich nach ihr.

SIE.

»Oh Jess, sehr gut sogar.« Sein grinsen wurde noch breiter. »Ich habe sie in dieser neuen Bar aufgerissen, du weißt schon, da wo wir neulich vorbeigefahren sind. Jedenfalls, sie war klein und zart, so wie ich es mag.« Das Grinsen auf seinem Gesicht reichte ihm von einem Ohr zum anderen. »Wir haben es in jeder Stellung getan, du glaubst gar nicht wie hart sie den Fick wollte.«

Ich verschluckte mich fast an meinen heißen Kaffee. Zuviel des Guten am Morgen. Frank war bekannt für seine pikanten Gespräche. Er nahm kein Blatt vor dem Mund, egal ob jemand Prüde war oder nicht. »Zu viele Einzelheiten am frühen Morgen. Aber großartig, dass du gestern deinen Spaß hattest, während ich noch lange im Büro war.«

»Ach, komm. Ich habe dich gestern gefragt, ob du mitkommen willst. Du hast verneint, also ist das deine eigene Schuld. Ansonsten könntest du jetzt neben einer heißen Französin liegen.«

Ich lachte laut auf. »Eine Französin?«

»Die europäischen Frauen sollen richtig versaut im Bett sein.« Seine Augen glühten vor Aufregung. »Du hast gestern wahrscheinlich deine Nacht des Lebens verpasst, und nur wegen der Arbeit. Schalte mal einen Gang runter, Jess. Sonst arbeitest du dich noch zu Tode.« Jetzt mischte sich ein wenig Sorge in seine Aufregung.

»Ich weiß Frank. Aber ich hatte zu tun, wenn wir Martins schnappen wollen, dann müssen wir dranbleiben. Außerdem liegt auf meinem Schreibtisch ein riesiger Berg voller Akten, die ich abarbeiten muss.« Ich nahm noch ein Schluck von meinem Kaffee.

»Lebe Jess, du bist jung. Genieße das Leben mit all seinen feuchten Höschen und steifen Nippeln. Beim nächsten Mal schleppe ich dir eine Französin an, dann musst du Spaß haben. Du hattest seit Monaten keinen Sex mehr, wäre ich du würde ich voll am Rad drehen.«

Ich musste schmunzeln. »So lange ist das jetzt auch nicht her.«

»Oh doch, also lass dir von mir einen guten Rat geben. Vögel dir deinen Stress weg und du wirst wie ausgewechselt sein.« Er ließ seine Hüften kreisen, um die Stoßbewegung nachzumachen.

»Du hast ein Dachschaden, aber dass weißt du sicherlich.« Ich stellte die Tasse auf meinem Nachttisch. »Deine Fantasien wieder. Halte mich da bitte raus. Apropos raus, geh aus meinem Zimmer, damit ich mich fertig machen kann.«

Frank tänzelte mit guter Stimmung aus meinem Zimmer und zwinkerte mir zum Abschluss zu, bevor er die Tür hinter sich zog. Ich schmiss meinen Kopf nach hinten ins Kissen. Mit einer Französin?

Kein Interesse - eigentlich hatte ich an keiner Frau Interesse, bis auf sie, doch sie wird mir niemals passieren und ich musste damit leben oder wenigstens versuchen eine Möglichkeit zu finden, meinen Schmerz zu lindern. Wieder einmal träumte ich von ihr. Das Träumen war der einzige Weg, um bei ihr zu sein, doch die wenigen Sekunden mit ihr reichten mir nicht. Nach meiner Entführung war sie wie vom Erdboden verschwunden. Die jahrelange Suche nach ihr zehrte an meinen Kräften. Bevor ich innerlich zerbrach, hörte ich auf sie zu suchen und unterdrückte meine unerfüllte Liebe zu ihr. In den Jahren konnte ich mit One-Night-Stands den schmerzhaften Liebeskummer unterdrücken.

Doch in meinen Träumen verfolgte SIE mich weiter. Ihre smaragdgrünen Augen starrten mich fast jede Nacht an. Hinterließen heiße Abdrücke auf meiner Seele und nährten meine Sehnsucht nach ihr. Ich durfte sie eigentlich nicht mehr an mich heranlassen, weil mich die fressende Sehnsucht nach ihr Stück für Stück umbrachte, doch ich brauchte ihre Nähe so dringend. Also konnte ich sie nicht loslassen, denn ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, sie eines Tages zu finden.

Also schob ich den Gedanken zur Seite und ging ins Bad. Mein Spiegelbild zeigte mir das, wie ich mich fühlte. Durchgearbeitet - Müde. Unter meinen haselnussbraunen Augen zeichnete sich die zarte Linie der langen Nächte im Büro ab. Ich nahm aus den Kosmetikschrank kleine kühl Pads und legte sie mir unter die Augen. Nach wenigen Minuten waren die Augenringe verschwunden.

Ansonsten war ich mit meinem Aussehen sehr zufrieden - groß mit leicht muskulösen femininen Figur. Für die Arbeit war die Sportlichkeit lebenswichtig, also trainierte ich sehr viel. In meiner Familie lagen mexikanische Wurzeln, daher besaß ich einen leicht gebräunten Teint. Meine leicht gelockten dunkelbraunen Haare schnitt ich zu einer Kurzhaarfrisur, eine Mischung aus kurzen Bob und langen Pixi. Mein Styling nahm nie lange Zeit in Anspruch, selbst mein Make-Up bestand nur aus Mascara und Eyeliner.

Aus dem Kleiderschrank nahm ich mir eine hellgraue Jeans und ein schwarzes Hemd mit Stehkragen. Vom Nachtisch steckte ich mir meine FBI-Marke und die Dienstwaffe ein.

In der Küche setzte Frank noch mal Kaffee für die Fahrt zur Arbeit auf. Der Geruch von frisch gemahlen Kaffeebohnen vermischte sich mit der Luft, sodass unsere Wohnung nach eine Kaffeerösterei roch.

Frank drehte sich zu mir, als ich die Küche betrat. »Grace hat gerade angerufen. Sie und die anderen sind bereits im Büro. Wir wissen jetzt wo sich Martins aufhält, auch am welchen Hafen das Schiff mit den Frauen und Kindern anlegen wird.«

»Endlich mal eine gute Nachricht, dann werden wir die Vorgehensweise nachher besprechen, sodass wir heute Abend zu schlagen können«, erwiderte ich und nahm mir den Thermobecher den Frank mir reichte. »Jetzt war es an der Zeit schnell zu handeln. Diesmal durfte er uns nicht durch die Lappen gehen.« Nach der belastenden Suche mit zig von Frauen- und Kinderleichen hatten wir Martins genauen Aufenthaltsort endlich gefunden. Jedes Mal, wenn wir dachten, wir umzingelten ihn, entwischte er uns wieder. Entweder hatten wir einen Maulwurf im FBI oder Martins war clever genug, dass FBI auszutricksen. Doch heute Abend wird alles gut laufen, ich hatte es im Gefühl. Es war an der Zeit Martins auszuschalten.

Ein Monster weniger auf der Welt.

Im Büro angekommen saß mein Team bereits bei der Arbeit am Besprechungstisch. Sie blickten hoch, als Frank und ich das Großraumbüro betraten. Mein Team bestand aus Frank, Grace – die IT-Spezialistin, Wayne und Rodriguez. Nach der Ausbildung wurden wir in das gleiche Team gesteckt, seitdem arbeiten wir zusammen.

Innerhalb der Jahre wuchsen wir zu einer kleinen Familie. Ich konnte mich auf jeden Einzelnen verlassen, das war auch eins der schönen Dinge in diesem Beruf, man hat immer Menschen um sich, denen man vertraut – meistens, denn die Korruption stieg in den letzten paar Jahren bei der Polizei sowie beim FBI. Mittlerweile standen Geld und Macht über dem Gesetz. Was für eine Schande für die Menschheit.

»Was gibt es Neues?«, fragte ich in die Runde und setzte mich an den Besprechungstisch in der Mitte des Raumes.

Grace ergriff als erste das Wort. »Laut unserem Informant legt heute Abend im Cruise Terminal ein weiteres Schiff mit mehreren Mädchen und Frauen an. Wir wissen zwar noch nicht die genaue Uhrzeit, aber wir kontrollieren bereits sämtliche Hafeneinträge.« Grace war mit ihren rötlichen Locken und ihrem voluminösen Schmollmund eine wahre Augenweide, außerdem war sie mit ihren 26 Jahren die jüngste von uns. Sie verdrehte den Männern bei jedem Außeneinsatz den Kopf, auch wenn ihr das manchmal gar nicht so bewusst war, doch dafür war sie der herzlichste Mensch, den ich kannte. Niemand strahlte so viel Güte aus, wie sie es tat. Manchmal war sie zu gut für diesen Job, trotzdem war ich froh sie in meinem Team zu haben.

»Wie sicher ist dieser Informant?«, fragte Frank aufgeregt, dabei lehnte er sich neben mir auf dem Tisch ab. Bei neuen Einsätzen konnte er nie stillsitzen, wie ein kleines Kind hüpfte oder lief er durch den Raum.

»Sehr sicher, er arbeitet seit Jahren als Informant des FBIs und es gab noch nie Ärger«, antwortete Wayne und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr. Wayne war das männliche Gegenstück zu Grace – genauso hübsch, genauso clever. Seine blauen strahlenden Augen passten zu seinem goldenen Haar, welches ihn bis zu den Ohren ging. Er strich sich die Haare mit Haarwax leicht nach hinten, dadurch wirkten sie elegant und trotzdem wild. Sein drei Tage-Bart rundete das Bild perfekt ab. »Ich vertraue ihm.«

»In Ordnung, dann hoffen wir, dass er von Martins nicht geschmiert wurde und wir in eine Falle tappen«, erwiderte ich, »Wir müssen heute Abend besonders vorsichtig sein. An Board werden sich höchstwahrscheinlich verletzte Zivilisten aufhalten. Stellt sicher, dass genug Sanitäter zur Verfügung stehen. Wir wissen nicht im welchen Zustand sie sich befinden.«

»Wird notiert, Boss.« Grace schrieb sich Notizen auf ihren Laptop. Ihre rötliche Farbe schimmerte durch die Frühsonne intensiver.

»Was ist mit Martins?«, erkundigte ich mich weiter, »Ich will sicher sein, dass er heute Abend vor Ort sein wird. Das Schwein muss endlich zur Rechenschaft gezogen werden.«

»Wir haben Grund zur Annahme, dass er sich heute Abend in der Nähe des Hafens aufhalten wird. Das ist unsere Chance ihn festzunehmen«, unterwies mich Rodriguez mit einem konzentrierten Blick. Mit seinen dunklen-braunen Augen wirkte er wie immer geheimnisvoll. Obwohl er mit uns die Ausbildung durchlief, versteckte er sein inneres Ich und wir wussten nie wirklich, was er dachte oder was er fühlte. Trotz seiner geringen Interaktion mit uns, zählte er zu meinen engsten Vertrauten. Rodriguez war wie ich – wir waren nicht ohne Grund beim FBI. Er verlor seine Familie durch einen Serienmörder, was ihn bis heute zeichnete, denn eine dicke Narbe zog sich über die Hälfte seines Gesichts. Ein Erinnerungsstück des White Noise Killers. Für mich gehörte die Narbe mittlerweile zu ihm wie seine Nase. Auf eine Art machte ihm die Narbe zu einem schönen Menschen.

»Wie kommt es zur Annahme? Es gab oft diese Information, doch wir wurden fehlgeleitet. Jedes Mal entwischte Martins«, fragte ich Rodruigez und biss mir die Lippen blutig. Einer meine nervigen Angewohnheiten, wenn ich nervös war. Genervt saugte ich das Blut von meinen Lippen.

»Wir haben nichts konkretes, aber der Informant geht davon aus, dass Martins die Einteilung der Geiseln selbst bestimmen will, außerdem ist die Fracht auf dem Schwarzmarkt Millionen Wert, ich denke, dass er sich auch vergewissern will, ob alles in Ordnung ist – ich meine bei der riesigen Summe.«

»Was für eine Aufteilung?« Ich war verwirrt.

»Das ist eine neue Information. Wir haben erst vorhin davon erfahren. So wie es aussieht, sollen die Mädchen verkauft werden, aber die älteren Frauen nicht. Anscheinend werden sie auf dem Schwarzmarkt verscherbelt«, beantworte mir Grace meine Frage und blickte vom Laptop hoch, jedoch tippten ihre Finger weiter auf der Tastatur.

»Das ist nicht gut, sowas von gar nicht gut«, murmelte ich bedrückt vor mich hin. »Haben wir die Bestätigung von oben?«

»Ja, wir dürfen Martins eliminieren.« Grace zeigte mir die E-Mail, in der wir die Erlaubnis bekamen, Martins auszuschalten.

Das FBI hielt sich an die Gesetze, das hieß wir töteten keine Menschen, wenn davor keine Gefährdung ausging, doch Martins war ein Sonderfall. Bei Sonderfällen gab es in wenigen Fällen eine Genehmigung für die Eliminierung. Das bedeutete, dass wir auch ohne Notwehr handeln durften. Ich befürwortete die Eliminierung von Martins, bei der Korruption war es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder freikam, diesmal wollten wir kein Risiko eingehen. Sein Leben gefährdete tausende Leben.

»Der Hafen ist riesig und umgeben von mehreren Schiffscontainern, die wie ein Labyrinth aufgebaut sind – wir könnten uns leicht verlaufen, prägt euch daher den Lageplan ordnungsmäßig ein. Am besten ist es, wenn wir uns aufteilen. Ein Team kümmert sich um Martins Männer bei der Fracht, so können wir die Geiseln sichern. Das andere Team schleicht sich an Martins ran. Schnell und unauffällig«, schlug Frank vor.

»Das könnte funktionieren, allerdings unter der Voraussetzung, dass uns keine Falle gestellt wird und Martins am Hafen dabei sein wird«, überlegte ich laut, »Trotzdem sollten wir sicherstellen, dass wir weitere Einsatzkräfte auf Abruf haben, falls die Sache aus dem Ruder laufen sollte, nur als kleine Absicherung für uns.«

Grace schrieb weiter ihre Notizen. »Ich werde mich mit der 17. Einheit kurzschließen, sie erklären sich bestimmt bereit, im Notfall einzugreifen, auch sind sie mit Martins vertraut, das wäre vom Vorteil.»

»In Ordnung, falls sie keine Kapazitäten mehr freihaben, dann bespreche die Situation mit dem Boss. Ich will eine Absicherung für uns und für die Geiseln«, sagte ich, »Des Weiteren möchte ich, dass du dich in die Überwachungskameras reinhäckst, um einen Überblick zu bekommen. Wir müssen wissen, wie viele Männer dort auf uns warten.«

Grace nickte und tippte weiter auf ihrer Tastatur, sodass ihre Locken leicht auf wippten.

Wir besprachen den Plan und erstellten eine Liste mit möglichen Fluchtwegen und möglichen Auseinandersetzungen, damit waren wir auf alles vorbereitet. Martins war der oberste Kopf eines Frauenhändlerrings aus Osteuropa. Sie entführten Frauen und Kinder, die aus armen Verhältnissen stammen. Viele von ihnen werden mit vorgetäuschten Modeljobs das große Geld versprochen, sobald sie bemerkten, dass es keine Jobs gibt, war es bereits zu spät. Sie saßen in der Falle.

Die Frauen und Mädchen werden an verschiedene Kartelle verkauft und zur Prostitution gezwungen. Durch die minderjährigen Mädchen verdreifachte sich der Profit der Kartelle.

Der Gedanke, dass Mädchen zu Sex mit ekelhaften Männern gezwungen wurden, widerte mich an. Keine Frau, kein Kind sollte dazu gezwungen werden. Martins musste aus dem Verkehr gezogen werden und das wird nach Monaten der Ermittlungsarbeit endlich der Fall sein.

»Gibt es sonst noch was zu besprechen, bevor ich mich an die Papierakten dransetze?«, fragte ich, nachdem wir alles geklärt hatten.

Wayne grinste Frank verschmitzt an. »Hat dir unser Casanova von der letzten Nacht berichtet?«

»Während meines Morgenkaffees.« Ich schaute belustigt und genervt zugleich zu Frank, der aus dem Grinsen nicht mehr rauskam. »Gleich nach dem Frühstück musste er mir die Geschichte aufs Auge drücken.«

Mit seiner Hand zeichnete er eine zwei. »Ich konnte dir heute morgen nicht die ganze Geschichte erzählen, aber es waren zwei Frauen. Zuerst einen Blowjob auf der Damentoilette, dann die hübsche Zierliche.«

»Zwei Frauen an einem Abend?« Ich lachte beeindruckt, »Okey, ich zieh mein Hut vor dir. Wie hast du denn das geschafft?« Mit einer übertriebenen Handbewegung hob ich meinen Imaginieren Hut von meinem Kopf.

»Ich war in meinem Element, Jess. Frauen brauchen Komplimente, wie sie die Luft zum Atmen brauchen und wenn du ihnen das Gefühl gibst, als wäre sie eine wertvolle Blume, dann fressen sie dir aus der Hand.«

»Du hast wohl vergessen, dass mehrere Drinks in deinem Gesicht gelandet sind«, fügte Grace schadenfreudig zu. Sie spielte mit einer Haarlocke und verzog ihre vollen Lippen zu einem Lächeln. »Deine Bettgeschichten waren zum Schluss einfach nur betrunken, deshalb sind sie mit dir ins Bett gegangen. Jetzt am Morgen heulen sie wahrscheinlich vor Scham unter der Dusche.«

»Oh, das war jetzt gemein«, belächelte Rodriguez und gab Grace ein High-Five.

»Grace, das hat mich jetzt tief verletzt.« Frank schlug sich mit der Hand auf seiner Brust und verzog sein Gesicht. »Sex ist Sex, solange er freiwillig war.« Er zuckte mit den Schultern. »Außerdem waren sie noch nicht stark angetrunken, ich bin ein Gentleman und nutze keine Frauen in diesem Zustand aus.«

»Ich glaube deine Anziehungskraft besteht nur aus deinen Haaren. Dein Vokuhila ist so grässlich, dass er nur für betrunkene Frauen anziehend ist. Im nüchternen Zustand ist deine Frisur kaum zu ertragen«, zog ihn Wayne spielerisch auf, »Du solltest dringend zum Friseur gehen. Ich spendiere dir auch einen neuen Haarschnitt.«

Ich lachte laut auf, »Ihr seid gemein. Frank, ich liebe deinen Vokuhila und deinen Schnurbart, der macht dich zu einem einzigarten Menschen. Und verdammt, die Frauen stehen auf ihn, egal ob betrunken oder nicht.«

Frank beugte sich zu mir runter und küsste mich auf dem Kopf. »Und genau deshalb bist du meine beste Freundin, du hälst immer zu mir, egal wie scheiße meine Frisur aussieht.« Jetzt strich er sich über seinen Bart, wobei er das Ende leicht in seinen Fingerspitzen zwirbelte. »Aber du Jess, brauchst auch unbedingt einen Entspannungsfick. Du bist gestresst in letzter Zeit, dass ist nicht gut für deinen Verstand.«

»Fang jetzt nicht schon wieder damit an. Ich brauche momentan keinen Sex, er lenkt mich nur ab und ich muss mich auf Martins konzentrieren«, sagte ich leicht genervt.

Immer dieses Thema. Sex. Sex. Sex.

Natürlich hatte eine wunderschöne Nacht ihren Reiz, aber ich schaffte es nicht über sie hinweg zu kommen. Meine gesamte Lust war mit ihr verknüpft und ich schlief nur mit jemanden, um mich in den schlimmsten Momenten von ihr abzulenken, wenn mich der sehnlichste Trauerschmerz wie eine Lawine niederwälzte. Wenn er meinen Körper so stark vereinnahmte, dass jede Zelle meines Körper nach Berührungen schrie. Erst dann, und nicht früher, schlief ich mit einer Frau, aber selbst da, versuchte ich ihre Nähe einzubringen, indem ich Frauen aussuchte, die eine Ähnlichkeit mit ihr hatten. Beim Akt stellte ich sie mir dann vor, tauschte im Gedanken die Gesichter aus.

Ich wusste, dass ich ein Problem hatte, aber wie sollte ich über sie hinwegkommen? Seit 22 Jahren überwältigten mich immer wieder meine Gefühle für sie, diese Gefühle waren mit einer Sehnsucht begleitet, die mich fast umbrachte. Durch meine unerfüllte Liebe zu ihr, zerbrach jede Beziehung, keine Frau füllte diese Sehnsucht nach ihr. Es war lächerlich, denn ich kannte sie nicht mal. Meine einzige Begegnung und Erinnerung waren in jener Nacht meiner Entführung, doch unser Zusammentreffen reichte aus, um mich zu brandmarken.

Es war so, als wäre ich für sie bestimmt.

Aber sie nicht für mich?

Ich versuchte mir meinen Schmerz nicht anmerken zulassen, der mich gerade überfiel, weil ich zu sehr an sie gedachte hatte und schluckte den dicken Kloß in meinem Hals runter. »Wenn ich Lust auf Sex habe, dann hole ich ihn mir, aber momentan hat Martins meine oberste Priorität, außerdem macht sich der Papierkram nicht von allein, es sei denn ihr wollt Überstunden machen.«

Perfekt vom Thema abgelenkt.

Sofort hörten alle auf zu grinsen.

»Seht ihr«, fuhr ich fort, »Ihr habt ein guten Boss, der gerne Überstunden macht, um das Team zu entlasten.«

»Beim nächsten Bar Abend werden wir auf deine Fürsorge anstoßen«, gluckste Frank.

»Wenn wir jetzt alles geklärt haben, findet ihr mich im Büro. Macht euch für heute Abend bereit und sorgt für alle Ressourcen, um auf alles vorberietet zu sein.« Mein Team nickte. Ich stand auf, drückte Frank kurz in die Schulter und verschwand durch meine Bürotür.

Jess

Wir kamen gegen 21:17 Uhr am Cruise Terminal an. Obwohl die Stadt in der Nacht hell aufleuchtete, war die Umgebung in Dunkelheit gehüllt. Abgesehen von wenigen leuchtenden Laternen gab es keine besondere große Lichtquelle. Wegen des Überraschungsmoments fuhren wir dem gepanzerten Invicto ohne Scheinwerfer auf das Gelände des Hafens. Die Wahrscheinlichkeit, dass Martins mit dem FBI rechnete, war groß, immerhin wusste er, dass wir ihm dicht auf den Fersen waren. Wir wollten solange es ging, unbemerkt bleiben.  Grace, die sich bereits in den Sicherheitskameras des Hafens gehackt hatte, warnte uns, dass sich zwei Dutzend Männer an den Schiffscontainern aufhielten, sicherlich um die Umgebung sowie die Fracht zu sichern. Doch bis jetzt keine Spur von Martins. 

Wenn wir ihn heute nicht festnahmen, dann waren wir wieder am Anfang der Suche. Es war frustrierend, ihm immer ein Schritt zurück zu sein.

»Wir bilden zwei Teams«, erklärte ich meinem Team, während wir unsere Ausrüstung befestigten. »Frank, Grace – ihr sichert die linke Flanke. Wayne, Rodriguez – ihr geht rechts entlang. Ich will, dass ihr die Geiseln befreit und den Hafen sichert.« Ich steckte meine Waffe in dem Holster, »Ich werde mich in der Zeit nach Martins umsehen, falls etwas nicht nach Plan verläuft, dann zieht ihr euch verdammt nochmal zurück. Keiner spielt den Helden – verstanden?«

Mein Team nickte zustimmend, außer Frank. »Du solltest nicht allein nach Martins suchen.«

»Das ist unsere letzte Chance, ihn uns zu krallen, aber die Geiseln haben ebenso Prioritäten. Ich verlass mich auf euch, dass ihr sie sicher befreit. Mit Martins komme ich allein klar.«

Frank war dagegen, aber ich war sein Boss, also nickte er zögernd. Er vertraute mir zwar, aber nicht Martins. Sollte mir etwas zustoßen, dann würde er sich das niemals verzeihen können. »In Ordnung, aber pass auf dich auf und sollte dir die Situation zu viel sein, dann warte auf uns.«

»Natürlich, das weißt du doch«, lächelte ich ihn aufmunternd zu, doch er verzog weiterhin sein Gesicht.

Mein Team umarmte mich zum Abschied – unser Abschiedsritual, das taten wir bei jeder Mission, dabei spielte es keine Rolle, ob wir uns trennten oder nicht. Außerdem gab es eine goldene Regel, wir gingen niemals zerstritten in einen Einsatz. Gab es einen Streit, wurde dieser mit Bier ausgesprochen. Die Liebe untereinander brachte uns Glück.

Während mein Team sich den Weg durch das Labyrinth den Containern schlich, nahm ich mir als Erstes die abgelegene Lagerhalle am Ende des Hafens vor, denn für Martins war es üblich, sich abseits zu verstecken. Er hielt sich gerne aus den schmutzigen Angelegenheiten raus. Nur, wenn es absolut sicher war, kam er wie eine feige Kakerlake aus seinem Versteck raus.

Mit dem Sturmgewehr schlich ich mich von Container zu Container und versuchte im Dunkeln zu bleiben, ich wich die vereinzelten Laternen aus. Alle meine Sinne waren auf das hundertste geschärft.

Peng.

Peng.

Peng.

Ich schreckte hoch. Wir waren aufgeflogen. Aus der Entfernung hörte ich Schüsse und betete, dass mein Team weiterhin unverletzt war. Laut Grace waren Martins Männer in der Überzahl, doch das war für uns keine Schwierigkeit. In der Überzahl zu sein, bedeutete gar nichts. Vor drei Jahren gab es in einem Hotel einen Terroranschlag. Uns gelang es alle 30 Terroristen zu töten und alle Geiseln unverletzt zu befreien, und dass, obwohl wir nur zu fünft waren. Nicht ohne Grund war unser Team über dem Bundesdurchschnitt.

Als Team arbeiteten wir präzise, mit Hingabe und Konzentration, außerdem vertrauten wir uns blind. Statt die Handlungen des anderen zu hinterfragen, führten wir diese entweder mit aus oder ließen uns gegenseitig genug Spielraum. Wir berücksichtigten die Verschiedenheit unserer Gedanken und Meinungen.

Nach wenigen Minuten erreichte ich die Lagerhalle. Die Lagerhalle war alt und völlig verwahrlost. An vielen Stellen bröckelte die Fassade, teilweise waren Stellen mit Efeu bedeckt. Von außen sah das Gebäude einsturzgefährdet aus.

Plötzlich meldete sich Frank über meinen Funk. »Jess, wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?«

Ich blieb kurz stehen, »Mir geht’s gut und euch? Ich habe die Schüsse gehört. Ist jemand verletzt?«

»Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.«

Mein Magen verkrampfte sich. »Was meinst du?«

»Keine Sorge, uns geht es gut, aber die Männer von Martins sind alle tot. Wir sind nicht allein auf dem Gelände.«

»Ich dachte, die Schüsse kamen von euch? Habt ihr jemand gesehen?«, fragte ich.

»Nein, als wir die Schüsse hörten, waren wir nicht mal in der Nähe der Fracht. Wir wissen nicht, was passiert ist, oder ob es den Geiseln gut geht. Ich wollte mich nur versichern, ob es dir gut geht.«

»Ja, mir geht es gut. Ich bin an der Lagerhalle und halte nach Martins Ausschau«, antwortete ich ihm.

»Bitte sei vorsichtig! Wir wissen nicht, mit wem wir es hier noch zu tun haben, vielleicht rivalisierende Gangs.« Frank war besorgt. Ich glaubte nicht, dass es eine rivalisierende Gang war, niemand war so dumm und legte sich mit Martins an. Er sich hatte im Untergrund einen Namen gemacht. Jeder wusste von seinen Grausamkeiten.

»Macht dir keine Gedanken, ich werde vorsichtig sein – passt ihr auch auf euch auf.«

»Machen wir.«

Ich schlich mich weiter vorwärts und suchte nach einer Möglichkeit in die Halle zu kommen. Auf keinen Fall wollte ich auf ein Begrüßungskomitee von Martins treffen, daher vermied ich die Eingangstüren. Wenige Meter weiter war die Fassade gebrochen, sodass ich leise durchschlüpften konnte. Hinter Regalen versuchte ich mich langsam fortzubewegen, ohne auf mich aufmerksam zu machen. Das war einfacher gesagt als getan, denn der instabile Zustand der Lagerhalle besorgte mich. Auf dem gesamten Boden lagen Glasscherben und Ziegelsteine. Die Decke würde nicht mehr viele Stürme aushalten. Zu meiner rechten Seite ging eine Treppe rauf in den zweiten Stock. Im zweiten Stock angekommen konnte ich dumpfe Stimmen wahrnehmen.

»Wie, sie sind alle tot? Wollt ihr armseligen Arschlöcher mich verarschen?« Ich konnte die Stimme von Martins identifizieren. »Verdammte Scheiße, von wem?«

Martins war hier.

Endlich – nach monatelanger Suche war Martins zum Greifen nah. Ich durfte jetzt keinen Fehler machen, sonst war alles aus.

»Keine Ahnung, Boss. Picho und seine Leute sind bereits auf dem Weg dorthin, um die Lage zu checken«, sprach einer seiner Bodyguards.

Ich versuchte, ohne Lärm einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen und versteckte mich hinter einem Regal, welches mit Baumaterial bestückt war.

»Was ist mit der Fracht? Wenn ihnen etwas passiert, dann bringt mir das keine Kohle ein. Odess, dieser Penner, würde mir den Arsch aufreißen.« Martins klang sauer.

»Wir kümmern uns, Boss.«

Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch und in dem Moment, wo ich mich umdrehte, flog eine Faust direkt auf mein Gesicht zu. Meine Beine sackten ein und ich stürzte in das Regal. Mit einem lauten Krachen fielen wir beide zu Boden. Doch eh ich versuchen konnte aufzustehen, rammte mir der Bodyguard seine Waffe an den Hinterkopf, alles um mich herum wurde schwarz.

Nach einer Weile - ich wusste nicht, wie lange ich bewusstlos war, kam ich wieder zu mir und öffnete meine Augen. Ich bemerkte, dass ich mit meinen Händen und Füßen an einem Stuhl gefesselt war. Mein Kopf schmerzte wie verrückt.

Martins stand lächelnd vor mir. Seine gelblichen Zähne blitzten hervor.

»Guten Morgen Püppchen, hattest du einen schönen Traum?« Seine ekelhaften Zähne brachten mich fast zum Würgen.

Martins, ein großer Glatzköpfiger mit einem dicken Bierbauch, stand überzeugend von sich vor mir. Aus seinem blauen Trainingsanzug nahm er sich eine Zigarre und zündete diese an. Mein Blick wanderte von Martins zu seinen sechs Gorillas, die hinter ihm standen. Einer war widerlicher als der andere. Typische Schlägertypen, ausgestattet mit einer AK 47.

»Ist wohl taub die Schlampe«, grölte einer von den Gorillas. Alle außer Martins lachten hämisch.

Martins nahm meine FBI-Marke von meinem Gürtel. »Jessica Esme.« Er schaute mich an, dann wieder zu meiner Marke. »Dich Fotze kenne ich doch, du versuchst seit Monaten mir ans Bein zu pissen. Na, sieh mal an, endlich habe ich ein Gesicht dazu – ein hübsches noch dazu.« Mit seinem Wurstfinger strich er mir über die Wange bis zu meinem Mund, dabei leckte er sich über die Lippen. »Doch, wenn ich mit dir fertig bin, dann hast du kein hübsches Gesicht mehr.«

Mein Inneres zog sich zusammen, ich ekelte mich mit jeder Faser vor Martins. Abgesehen von seinen Gräueltaten, war er auch so ein widerlicher Mensch. Allein von seinem Körpergeruch wurde mir speiübel. »Schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen«, hauchte ich ironisch. »Du warst nicht einfach zu finden.«

»Oh, da ist aber jemand mutig.« Martins Gesicht war ganz nah an meinem und ich musste meine Luft anhalten, um mich zu beherrschen. »Also, Jessica Esme, du und das FBI – ihr habt meine Männer am Hafen abgeschlachtet. Das gefällt mir nicht und das gehört sich nicht.« Martins Gesicht verzog sich und sein rechtes Auge fing an nervös zu zucken.

»Tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen, Martins. Leider kam uns jemand zuvor.« Ich versuchte selbstbewusst zu klingen und mir meine Angst nicht anmerken zulassen, obwohl mein Körper zitterte. Adrenalin strömte durch meine Venen. Eigentlich sollte ich Martins nicht reizen, vor allem nicht, wenn ich ihn schutzlos ausgeliefert war, doch ich musste ihn irgendwie hinhalten, sodass mein Team mich rechtzeitig finden konnte, um Martins auszuschalten. Wegen meiner eigenen Dummheit saß ich gefesselt auf diesen Stuhl, nur weil ich zu unvorsichtig war. Ich ärgerte mich im Grund und Boden.

»Habt ihr gehört, Jungs?« Martins fing an schrill zu lachen. »Die Fotze nimmt sich ganz schön viel raus. Vielleicht sollte ich ihr zeigen, dass man sich nicht mit mir anlegen tut.« Aus seiner Jackentasche holte er ein rostiges Taschenmesser. Er öffnete es und hielt es mir an die Kehle. »Vielleicht sollte ich der Fotze die Kehle durchschneiden.«

Ich musste schwer schlucken, als ich die kühle Klinge an meinem Hals spürte. Langsam ließ er die Klinge über meinen Hals wandern, runter zu meinem Dekolleté.

Das Messer fuhr erst über meine linke Brust, dann über die rechte Brust, »Ich könnte dir deine Titten abschneiden, was sagst du dazu?« Martins grinste mich widerlich an, dabei strahlten seine sadistischen Augen hell auf. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz, der mich fast die Luft zum Atmen nahm. Von meinem Bein aus sendete mir mein Körper Schmerzreize aus. Martins bohrte das Taschenmesser in meinen rechten Oberschenkel und drehte es komplett um die eigene Achse. Der Schmerz ließ mich fast ohnmächtig werden.

Ich schrie laut auf und warf meinem Kopf nach hinten. Instinktiv versuchte ich ihn davonzulaufen, mit aller Macht rüttelte ich an den Fesseln. Martins und seine Gorillas fingen an mich auszulachen, doch ich nahm nur ein Rauschen in den Ohren war. Mir wurde schwarz vor Augen – kleine Sterne blitzten aus.

Ich versuchte den Schmerz zu kontrollieren, in dem ich meine Atmung anpasste. »Fick dich, Martins«, murmelte ich gepresst zwischen den Lippen.

Dass ich keine Angst vor Martins zeigte, machte ihn wütend. Er funkelte mich böse an, »Du kleine FBI-Schlampe, ich werde dir die Haut abziehen. Danach breche dir deine Knochen und lasse ich dich von meinen Männern in den Arsch ficken.«

»Boss, lass sie mich endlich abknallen und von hier verschwinden. Sie hat bestimmt Verstärkung im Rücken.« mischte sich Gorilla Nr. 2 ein.

»Ja, ich will nicht in den Knast«, jammerte Gorilla Nr. 4 dämlich.

»Ey, ich versuche hier gerade eine Drohung auszusprechen. Aber gut, schade Jessica Esme, es war schön deine Bekanntschaft zu machen, aber unsere Bekanntschaft endet hier.« Martins zielte mit seinem Revolver auf meine Stirn. Ich schloss meine Augen und wartete auf den erlösenden Schuss.

Mein letzter Gedanke waren die smaragdgrünen Augen, die mich lebenslang verfolgten.

Es schien so, als wäre ich wirklich nicht für sie bestimmt.

Ana

Die Nacht war ruhig und tiefschwarz, doch angenehm kühl. Der Winde wehte meine pechschwarzen Haare von der Schulter. Ich stand auf einem hochgelegten Container und schaute mir das Geschehen vom weiten an. Martins Männer versammelten sich bereits am Hafen und kontrollierten die Gänge nach ungebetenen Gästen. Jeder von ihnen war bis zum Hals stark bewaffnet, doch die Waffen waren kein Problem für mich – eine Kleinigkeit.

Ich beobachtete, wie die Männer nervös ihre Position einnahmen. Laut D.J. Informationen sollte heute Nacht das Schiff am Hafen mit der Fracht, die Millionen wert sei, anlegen. In dem Container befanden sich Frauen und Kinder, vergewaltigt und entführt. Ohne Hoffnung, ohne Zukunft – behandelt wie ein Objekt. Die meisten von ihnen werden zur Prostitution gezwungen und der andere Teil wird an NOC für ihre Experimente verkauft. Beim Gedanke an NOC verkrampfte sich mein Magen zusammen. Diese widerlichen Schweine.

Es hat Monate gedauert, um herauszufinden, dass NOC mit dem Mafia-Boss Martins zusammenarbeitet, doch diesmal hatten sie nicht mit mir gerechnet. Ich werde es nicht zulassen, dass unschuldige Frauen das Gleiche widerfährt wie mir. Noch heute Abend stirbt Martins, und seine dämlichen Hohlköpfe mit ihm. Um einen Überraschungsangriff zu starten, blieb ich oben und sprang von Container zu Container. Auf einem anderen Container entdeckte ich fünf Männer, die gerade an einer Kreuzung patrouillierten. Mit einem kräftigen Schwung landete ich neben den Männern. Sie drehten sich zu mir um und blickten mich verwirrt an.

»Hallo Jungs, darf ich mitspielen?«, fragte ich lächelnd.

Die Männer waren wie erstarrt und bevor sie sie handeln konnten, trat ich den Mann, der mir gegenüber stand gegen den Brustkorb, sodass er nach hinten flog. Mit einem lauten Knall krachte er gegen einen Container. Er sackte bewusstlos zusammen. Erst jetzt realisierten die Männer die Gefahr, die von mir ausging und griffen mich an. Dumm nur, dass sie versuchten mich zu erschießen. Ich wich ihre Kugeln aus und nutze mit meiner Schnelligkeit die Männer als Schutzschilde, sodass sie sich selbst erschossen, bis auf den letzten glücklichen, doch ich stellte mich hinter ihm und umfasste mit meinen Händen seinen Hals. Mit einer schnellen Umdrehung brach ich ihm sein Genick.

Mist.

Mein Überraschungsmoment war verflogen, denn die Schüsse schallten durch den ganzen Hafen und jeder von Martins Männer musste mitbekommen haben, dass sie nicht allein waren. Jetzt musste ich mich beeilen. Das Schiff durfte aus Sicherheitsgründen nicht umkehren und an einem anderen Hafen anlegen, sonst würden die Frauen sterben. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich sie nicht rettete. Ihnen würde das gleiche Schicksal erblühen wie mir. Entführt. Gefoltert. Wie ein Laborkaninchen ausgeweidet.

Ich rannte durch die Gänge und schaltete die Männer aus, die sich mir in den Weg stellten, panisch schossen sie auf mich, während ich allen Kugeln auswich. Mit meinem Kukri riss ich ihnen die Gedärme aus dem Körper und hinterließ ich eine blutdurchtränkte Spur. Zu meinem Glück fuhr das Schiff trotz Alarm in den Hafen ein, auf ihn befand sich ein großer grüner Container – die Millionen Dollar Fracht.

Aus einem nicht so weit entfernten Winkel hielt ich mich im Hintergrund und sah, wie die übrigen zwölf Männer, die noch am Leben waren, sich an der Anlegestelle versammelten und die Fracht entgegennahmen.

Ein Mann mit einem tätowiertem Gesicht zog am Container einen Hebel und die Türen öffneten sich mit einem lauten quietschen. Ängstliche Rufe hallten aus dem Behälter. Ich konnte ängstliche Gesichter erkennen. Wie ein angeborener Reflex rückten die Frauen eng aneinander und stellten sich schützend vor den Kindern, doch das nütze ihnen nichts. Das Arschloch, welches die Tür geöffnet hatte, ging zwei Schritte auf die Frauen zu und zerrte eine von ihnen nach draußen. Verängstigte Schreie füllten die Luft. Wut machte sich in mir breit, als ich seine Grobheit bei ihr sah.

Die Frau versuchte mit aller Macht sich loszureißen, aber sie hatte keine Chance gegen seine Stärke. Ihre Schläge juckten ihm nicht das Geringste, ganz im Gegenteil, ihm schien die überlegene Macht zu begeistern, denn mit Schwung holte er aus und seine Faust landete auf ihr Gesicht.

»Halt dein scheiß Maul, du Fotze«, brüllte er sie an.

Haut platzte an ihrer Wange auf, sodass sie anfing zu bluten. Die Frau sackte in sich zusammen und bleib leblos auf dem Boden liegen. Keiner der Männer schien es zu interessieren, dass sie verletzt war.

»Los Männer, schafft sie in den Transporter und sorgt dafür, dass sie still sind.«

Alle Männer setzten sich in Bewegung in Richtung der verängstigten Frauen. Laute Jammerlaute ertönten aus dem Container.

Schweine.

Meine Wut explodierte - Zeit, um einzuschreiten. Mit einem kräftigen Stoß ließ ich mich fallen und landete direkt vor dem geöffneten Container, sodass die Männer mir ausweichen mussten.

»Hä, wer bist du denn?«, fragte mich einer von ihnen.

»Ich werde euch in den Arsch treten, ihr widerlichen Bastarde«, sagte ich wütend, dabei winkte ich ihnen mit meinem blutverschmierten Kukri zu.

Sofort hoben alle ihre Waffen und nahmen mich ins Visier, doch davon ließ ich mich nicht beirren und sprintete auf sie zu. In dem Moment, wo sie den Abzug drückten, rutschte ich auf dem Boden und griff von unten an. Ihre Kugeln zielten ins Leere. Als würde man mit einem Messer in zarte Butter schneiden, zersprangen die Achillessehne des einen Typen, der leider das Pech hatte, dass er zuerst leiden musste. Sofort fiel er mit einem Gejaule zu Boden.

Ich nutze die Chance und nahm mir seine Waffe, rollte mich nach rechts und schoss die Männer auf der Seite in den Kopf. Das war ein Vorteil für die Herren zu meiner linken Seite, denn ich spürte einen stechenden Schmerz, der sich durch meinen Körper zog. Die Schweine feuerten auf mich und da ich ungeschützt war, bekam ich ein paar Kugeln im Oberkörper und Rücken ab. Scharfe Munition machte mir nichts aus, ich spürte zwar die Schmerzen, aber sobald ich die Kugeln aus meinem Körper entfernte, regenerierte sich meine Gewebe, danach war nichts mehr von einer Schusswunde zu sehen. Rasch stand ich auf und rannte gegen den äußeren Typ, der mit einem heftigen Schwung gegen einen Container krachte. Erstaunt, aber auch zugleich verunsichert, dass die Schusswunden mir nichts ausmachten, wurden die restlichen Männer panisch. Zwei von ihnen versuchten zu fliehen, doch ich schaltete sie sofort mit einem Kopfschuss aus. Blieben nur noch drei.

»Stirb, du Schlampe«, sagte einer von ihnen. Er hetzte mit einem Taschenmesser auf mich zu. Lächerlich, dachte ich mir und wich ihm ohne Probleme aus. In den letzten Jahren hatte ich meinen Kampfstil und meine Fähigkeiten perfektioniert. Auch wenn ich meine Fähigkeiten verabscheute, waren sie in den meisten Situationen praktisch. Mir war keiner gewachsen, egal ob es hunderte Männer waren oder schwere Waffen wie Panzerfäuste oder Granaten. NOC gab mir die Kraft, welche Ironie, dass ich sie seit Jahren gegen sie einsetzte. Ich war genau das, was NOC wollte, eine tödliche Kampfmaschine.

Ich entwaffnete ihn mit einer Leichtigkeit und schnitt ihn mit einer kleinen Handbewegung die Kehle auf. Starr vor Angst riss er seine Augen auf und versuchte panisch, die Blutung mit seinen Händen zu stoppen. Anschließend wirbelte ich mich herum und stach mit dem Messer auf den vorletzten Typ ein. Das Messer blieb in seiner Schläfe stecken. Der letzte von ihnen versuchte zum Container zu rennen, um eine Frau als Geisel zu nehmen. Also sprang ich mit meiner enormen Schnelligkeit vor die Tür und hielt mein Kukri zur Seite ausgestreckt, sodass er mit einem heftigen Ruck dagegen lief. Meine Klinge schnitt ihm tief im Hals. Dunkelrotes Blut tropfte an meinem Kukri runter. Ich blickte mich um, alle zwölf Männer waren tot. Die Frauen im Container schauten mich mit einem bewundernswerten Blick an und schienen keine Angst vor mir zu haben. Sie spürten es, dass ich eine von ihnen war. Doch ich hatte keine Zeit, mich um sie zu kümmern. Das Gelände war vorerst gesichert, somit waren sie in Sicherheit. Mein Ziel war nun Martins. Ich wusste, dass er sich nicht direkt am Hafen aufhielt, dafür war er zu Feige, aber ich war mir sicher, dass er sich in der Nähe versteckte. Niemals würde er sich Fracht entgehen lassen, die Fracht, die Millionen wert war.

Die Unmenschlichkeit ekelte mich an. Noch nie hatte ich verstanden, wie man aus Unschuldigen Kapital schlagen konnte. Menschen gegen seinen Willen entführen und misshandeln. Bereits in meiner Vergangenheit tauchte diese Brutalität. Sie zog sich wie ein roter Faden durch die Geschichtsbücher. Niemand, der sie aufhielt, selbst vor Korruption bei Menschen, die geschworen hatten, andere zu beschützen, hörte sie nicht auf.

Die Menschheit war dem Untergang gewidmet.

Hinten auf dem Gelände entdeckte ich eine alte herunter verkommende Lagerhalle. Vielleicht versteckte er sich dort? Dank meiner ausgeprägten Sinne vernahm ich sein Geruch. Wie ein Spürhund folgte ich ihn diesen, der mich zur Lagerhalle führte. Ich hechtete von Container zu Container auf das Dach der Lagerhalle. Durch das Dachfenster erspähte ich Martins, umgeben von seinen sechs Leibwächter, die sich um ihn drängten. Da das Dach an einigen Stellen kaputt war, konnte ich das Gespräch mitverfolgen.

»Wie sie sind alle tot? Wollt ihr armseligen Arschlöcher mich verarschen?«, schrie Martins sie wütend an. Sein Gesicht färbte sich purpur.

»Keine Ahnung, Boss. Picho und seine Leute sind bereits auf dem Weg dorthin, um die Lage zu checken.« antwortete einer seiner Leibwächter.

Doch etwas hinter einem Regal regte meine Aufmerksamkeit. Ich sah eine weibliche Gestalt, die sich hinter einem Regal mit Baumaterial versteckte. Die Gestalt belauschte ebenso das Gespräch von Martins und seine Leibwächter. Sofort fiel mir ihre blaue Schutzweste mit der gelben Aufschrift auf – sie war vom FBI. Mein Blick wanderte durch die Lagerhalle, doch sie schien allein zu sein. Riskant ohne Verstärkung auf Martins zu treffen.

Ohne dass sie es merkte, schlich sich einer von Martins Typen an sie ran. Er schlug sie bewusstlos. Anschließend schleifte er sie zu Martins, dort fesselte er sie auf einem Stuhl.

Stöhnend kam sie nach wenigen Minuten wieder zu sich, sobald sie die Fassung wiedergefunden hatte, verwickelte Martins sie in einen Gespräch.

So wie es aussah, schnüffelte die Frau Martins seit einem Jahr hinterher, immer dicht an seinen Fersen. Die dicke Ader an Martins Stirn zu deuten, gefiel ihm das nicht. Zornig gestikulierte er vor sich hin. Jedoch blieb die FBI-Agentin still auf ihren Stuhl sitzen und machte nicht den Anschein, als fürchtete sie sich vor ihm. Entweder war die Frau mutig oder dumm, ich entschied mich für zweitens.

Wenn sie Martins seit Monaten folgt, dann müsste sie seine Gräueltaten kennen. Martins war kein Mann von Gnade, er unterschied nicht zwischen Frau und Mann. Selbst vor Kindern machte er keinen Halt. Gut oder böse gab es bei ihm nicht. Er folterte Menschen aus reinen Vergnügen. Sein Imperium erbaute er sich mit Angst und Blut. Ein Sadist, wie er im Buche stand.

Frustration machte sich in mir breit. So hatte ich mir den Abend nicht vorgestellt, denn ich wollte Martins ohne Zeugen ausschalten, und nun saß eine FBI-Agentin gefesselt auf einem Stuhl. In diesem Moment bedauerte ich es, dass ich kein Fan von Waffen war - ein Scharfschützengewehr wäre in dieser Situation hervorragend, aber ich durfte keinen Rückzieher machen. Martins Tod hatte höchste Priorität für mich. NOC durfte keine weitere Ladung bekommen, das war nicht mit mir vereinbar. Niemals lasse ich es zu, dass die Frauen und Kinder auf grausamste Art ausgebeutet werden. Zur Not töte ich sie auch, ihre Kollegen werden denken, dass Martins sie in einem Schusswechsel erschossen hat.

Ich sah, wie Martins seinen Revolver auf sie zielte, als lese er meine Gedanken. Mist, ich konnte sie nicht sterben lassen.

Mit dem Fuß trat ich kräftig auf das Glas unter mir, sodass es in tausend Einzelteile zersprang. Krachend fiel ich durch das Fenster und landete mit den Scherben auf dem Boden. Martins und seine Leibwächter sprangen eilig zur Seite, was ich enttäuschend feststellte, denn ihm dabei zuzusehen, wie er von den riesigen Scherben filetiert wird, hätte mir gefallen und mir Arbeit erspart. Ich landete gekonnt auf meine Füße, mein Blick blieb an der Frau hängen. Die Frau hatte meine volle Zuwendung. Sie hatte dunkelbraunes leicht gewelltes Haar, welches ihr gerade mal zu den Ohren reichte. Starke, doch feminine Muskeln zeichneten sich an ihren leicht gebräunten Teint ab. Ihre haselnussbraunen Augen schauten mich schockiert an.

Ich fühlte mich augenblicklich zu ihr hingezogen. Sofort strahlte mein Bauch eine unbekannte Wärme aus, die ich seit 34 Jahren nicht mehr gespürt hatte, etwas an ihr beruhigte mich auf Anhieb.

Was ist mit mir los?