Geführte Meditationen: Fantasiereisen & Imaginationen - Doris Kirch - E-Book

Geführte Meditationen: Fantasiereisen & Imaginationen E-Book

Doris Kirch

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Beschreibung

„Geführte Meditationen“ – darunter ist mehr zu verstehen als sanfte Geschichtchen zur Entspannung für Kinder und Esoteriker, haben doch selbst einfache, spannungslose Anleitungen bereits tiefe Auswirkungen auf die menschliche Psyche. In diesem Buch wird die Arbeit mit inneren Bildern erstmals komplett systematisiert. Insofern ist es ein solides Fachbuch, das Wissen darüber vermittelt, fertige Anleitungen fachgerecht zu überarbeiten oder selbst welche zu schreiben. Leserinnen und Leser lernen auf diesem Wege, Einsatzmöglichkeiten professionell zu planen und Fantasiereisen bzw. Imaginationen verantwortungsbewusst anzuleiten. Notwendiges tiefenpsychologisches Grundlagenwissen wird in diesem Zusammenhang leicht verständlich aufbereitet. Die Leser lernen anhand von praktischen Beispielen, produktive von wenig oder gar kontraproduktiven Anleitungen zu unterscheiden und Fehler zu vermeiden. Ein solides und klar gegliedertes Handbuch, das Sicherheit und Orientierung im Umgang mit Geführten Meditationen vermittelt.

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Seitenzahl: 211

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Doris KirchGeführte Meditationen: Fantasiereisen und ImaginationenEin Handbuch zum fachgerechten Planen, Schreiben und Anleiten

© Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2010

Coverfoto: © vision images – Fotolia.com

Covergestaltung/Reihenentwurf: Christian Tschepp

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2012

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe 978-3-87387-760-3 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-920-1

Verzeichnis der Musteranleitungen für Fantasiereisen und Imaginationen

In alphabetischer Reihenfolge:

Adlerflug

Ängste überwinden

Baumhaus

Imagination „Baum“

Imagination „Der innere Begleiter“

Imagination „Haus“

Imagination „Wasser“

Inspiration und Intuition

Kraft schöpfen

Reinigung und Heilung durch Farben

Schatzsuche

Selbstreflexion

Stille und Frieden

Vorwort

Sind Geführte Meditationen nichts weiter als „Pille-Palle“-Geschichtchen zur Entspannung für Kinder und Esoteriker? Weit gefehlt! Ich stelle immer wieder fest, wie sehr die Wirkungen und Chancen von Geführten Meditationen allgemein unterschätzt werden. Wie Sie in diesem Buch sehen werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit den Bildern des Inneren zu arbeiten. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist, dass sie alle ins Unterbewusstsein eingreifen. Mal mehr – mal weniger. So haben selbst simpelste spannungslose Geschichten mit Bildbeschreibungen aus der Natur tiefe Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Sie beeinflussen das Unterbewusstsein ebenso nachhaltig wie gezielte hypnotische Suggestionen.

Wenn wir mit Geführten Meditationen arbeiten, greifen wir also tief ins Seelenleben anderer Menschen ein. Es liegt auf der Hand, dass dies einen überaus verantwortungsvollen Umgang erfordert, den Sie nur dann gewährleisten können, wenn Sie wissen, was Sie tun.

Dieses Buch ist dafür gedacht, Ihnen dieses Wissen zu vermitteln. Sie erwartet deshalb nicht das tausendste Sammelsurium fertig verarbeiteter (Fast-Food)-Geschichten und Anleitungen, sondern ein solides Fachbuch als Handwerkszeug für den Spitzenkoch der Haute Cuisine – um bei diesem Bild zu bleiben. Sie lernen, hochwertige Zutaten zu besorgen und sie vorzubereiten, um mittels Ihrer eigenen Kreativität ein Menü zu zaubern, das die Geschmacksknospen der Verzehrenden Party feiern lässt. Und da Sie wissen, was Sie tun, bleibt es ein Genuss ohne Reue für Ihr Klientel, weil es sich an ihm garantiert nicht den Magen verdirbt.

Ich blicke auf 25 Jahre Arbeit im Fachbereich Meditation und Entspannungsverfahren zurück. Das macht mich zum geübten Scout durch einen Wissensdschungel, der Ihnen möglicherweise noch nicht vollkommen vertraut ist. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Dschungel erkunden. Da gibt es Wege, die ich oft gegangen bin, und deshalb kenne ich die nahrhaften Früchte, gefährlichen Tiere, einzigartigen Pflanzen, Wasserstellen und sicheren Schlafplätze, die ich Ihnen gerne zeigen möchte.

Sie merken, ich habe Sie bereits in diesem Vorwort in metaphorische Bilderwelten eintauchen lassen. – Nüchtern ausgedrückt bekommen Sie in diesem Buch das Know-how, das Sie brauchen, um sich im Bereich von Geführten Meditationen sicher bewegen zu können. Die Grundlagen der hier vermittelten Inhalte basieren auf jahrtausendealtem Wissen verschiedener Kulturen unserer Erde sowie auf den Erkenntnissen der Tiefenpsychologie, der modernen Neuropsychologie und der integralen Bewusstseinsforschung.

Übrigens habe ich es mir erspart, die Texte durch die gleichzeitige Verwendung der männlichen und der weiblichen Form zu verstümmeln und wechsle deshalb zwischen beiden hin und her. Sie dürfen gerne nach Belieben im Geiste die fehlende Form ergänzen oder ersetzen.

1. Geführte Meditationen – eine Reise nach innen

In diesem Kapitel stimme ich Sie auf unser Thema ein. Ich werde aufzeigen, dass wir es tatsächlich mit einer Art „Reise“ zu tun haben. Sie lernen, wesentliche Begrifflichkeiten aus unserem Fachbereich zu differenzieren und mit Inhalten zu füllen.

Wenn Sie sich in der Fachliteratur umschauen, werden Sie feststellen, dass es viele verschiedene Formen von Geführten Meditationen gibt. Auch wenn Bezeichnungen, Inhalte und Vorgehensweisen voneinander abweichen, kann man doch jede dieser Übungen als eine Art „Reise“ betrachten – eine Reise nach innen.

Zum besseren Verständnis für den Ablauf einer Geführten Meditation greife ich auf eine Darstellung des Buchautors Rüdiger Maschwitz[1] zurück, der das Geschehen sehr treffend wie einen Ausflug beschrieben hat:

Als Erstes wird mit der Planung der Reise begonnen. Dabei wird entschieden, welches Gebiet und vielleicht auch welches Ziel

(Thema)

für die Reisenden interessant sein könnte.

Geplant werden: Interessante Wege, einzelne Etappen und Sehenswürdigkeiten. (Ablauf der angeleiteten Meditation)

Je nach Alter der Reisenden, ihrer Reiseerfahrung und ihrer Selbstständigkeit wird nun eine mehr oder weniger enge Leitungsform gewählt: Es gibt Personen, die muss man ans Händchen nehmen und sie überall hinführen, während andere lieber alleine auf Entdeckungsreise gehen.

(Menge und Art der Vorgaben)

Jede Reise ist unter anderem so gut wie ihr Fortbewegungsmittel – es sollte also möglichst bequem sein.

(Räumliche Situation, Körperhaltung)

In der Regel gibt es einige administrative Dinge, die erledigt werden müssen, bevor es endlich losgehen kann ... und das Gepäck muss auch noch verstaut werden.

(Vorstellen des Seminarleiters, Kurzbeschreibung der Methode und des Ablaufs, Ausstiegsofferte etc.)

Wenn das alles geklärt ist, kommen die klassischen „Kasperle-Fragen“: „Seid ihr alle da?“ und „Wollt ihr alle mit?“.

Wenn alle begeistert „Jaaa“ rufen, kann es endlich losgehen. (Einholen des Einverständnisses zur Durchführung)

Nun können die Reisenden tief durchatmen und sich zurücklehnen, denn die Reise beginnt.

(Induktion)

Die Reise wird in dem zuvor gewählten Stil moderiert und begleitet. Dabei muss der Reiseleiter aufpassen, dass niemand verloren geht. Die Teilnehmer werden das Ihre aus der Reise machen. Sie werden schauen, Anregungen aufnehmen und hier und da eigene Seitenwege gehen. Vielleicht verschlafen sie die Reise aber auch.

(Hauptteil: die Geschichte)

Am Ende der Reise muss darauf geachtet werden, dass alle auch wieder aussteigen.

(Herausführen)

Die Erlebnisse solch einer Reise werden schnell vergessen. Deshalb ist es gut, sich anschließend Notizen zu machen, um die Erlebnisse für sich festzuhalten.

(Zeit zum Nachklingen)

Bei einem gemeinsamen Nachtreffen können Erfahrungen über die Erlebnisse ausgetauscht werden. Manch einer sieht die Reise noch einmal mit anderen Augen und wird auf Dinge aufmerksam, die ihm während der Reise entgangen waren.

(Sinnlich gestalteter Ausdruck; Austausch)

Nicht alle Menschen reisen gerne und nicht immer besteht Einigkeit über ein gemeinsames Ziel: Während der eine ans Meer will, möchte der andere lieber in die Berge. So ähnlich ist es auch mit den angeleiteten Übungen.

Im Folgenden werden wir uns den einzelnen Schritten dieser Reisen nach innen widmen und mit jeder Seite wird Ihr Wissen darum wachsen, wie Sie verantwortungsvoll und professionell mit der Methode der Geführten Meditationen umgehen.

1.1 Who is who in Poseidons mächtigen Meeren?

Ihre Klienten dürfen mit Recht von Ihnen erwarten, dass Sie sich in Ihrem Arbeitsfeld auskennen. Dazu gehört auch, dass Sie wissen, worüber Sie reden und dass Sie die Hintergründe der Begriffe kennen, die Sie verwenden. Aus diesem Grund ist es erforderlich, zunächst grundsätzliche Begrifflichkeiten zu klären und einige Differenzierungen vorzunehmen.

Wir haben es bei diesem Thema mit einer beachtlichen begrifflichen Vielfalt zu tun. Im Folgenden werde ich mich bemühen, Klarheit und Orientierung in diese verschiedenen Bezeichnungen und ihre Bedeutungen zu bringen. Der Grund dafür ist Neptun, Gott des Meeres, der bei den Griechen Poseidon genannt wird. Im Fachbereich der Meditation, Entspannung und Fantasiereisen befinden wir uns in seinem Reich – wir schwimmen sozusagen in „Poseidons mächtigen Meeren“. Fassbarer wird diese Aussage, wenn wir uns die mythologisch-astrologische Bedeutung dieses Gottes anschauen. Es gibt ein Sternzeichen, das dessen mythologische Themen beinhaltet: das Zeichen Fische mit seinem Herrscher, dem Planeten Neptun.

Wie jedes Ding in unserer dualen Welt hat auch die neptunische Symbolik eine Licht- und eine Schattenseite. Die lichte Seite Neptuns ist der Archetyp[2] des Mystikers, des Sehers. Zu seiner Welt gehören Übersinnliches, Spirituelles, Ekstase, Trance, Fantasie und Meditation. Auf seiner dunklen Seite wandeln sich seine positiven Eigenschaften Mitgefühl, grenzenlose Hingabe, Intuition und Sensibilität in Nebulöses, Undurchdringliches, Verschwommenes, Unklares. Es gibt keine klaren Grenzen mehr, nichts, woran man sich festhalten oder auch nur orientieren könnte.

Mit diesem kleinen Ausflug in Mythologie und Astrologie dürfte auch ohne eine Wertung der neptunischen Eigenschaften klar sein, womit wir es zu tun haben. Wir arbeiten in einem Bereich, in dem wir damit leben müssen, dass wir keine klaren Zuordnungen, keine messbaren Parameter, keine verlässlichen Klassifizierungen und keine allgemeingültigen Begrifflichkeiten definieren können. Nicht einfach für unser westliches, linear denkendes Hirn. Dennoch wage ich im Folgenden den Versuch, verschiedene Begrifflichkeiten – so gut es eben geht – zu definieren, um eine gewisse Orientierung zu ermöglichen. Gewisse Unschärfen oder Überschneidungen sind dabei nicht immer zu vermeiden. Da es keine einheitlichen Bezeichnungen gibt, die durch ihren Namen auf spezifische Inhalte schließen lassen würden, hat jeder Kurs- und Seminarleiter mehr oder weniger seine eigene Vorstellung von den Begriffen, mit denen er arbeitet. Wenn von einem Kurs in Progressiver Muskelentspannung die Rede ist, ist relativ klar, was einen dort erwartet – im Bereich der Geführten Meditationen ist das nicht der Fall. Auch die gängige Fachliteratur spiegelt das Desaster der mangelnden übereinstimmenden Begriffsfindung wider. So kursieren allgemein verschiedene Bezeichnungen, die zum Teil mit recht unterschiedlichen Techniken, Inhalten und Zielsetzungen gefüllt sind:

Geführte Meditationen

Fantasiereisen

Gelenkte Fantasiereisen

Geführte Imaginationen

Aktive Imagination

Imaginative Entspannung

Wachtraumtechnik

Tagträumen

Katathymes Bilderleben

Ich habe für dieses Buch GeführteMeditationen als Oberbegriff für alle diese Bezeichnungen gewählt. Der Übersichtlichkeit halber habe ich dann eine Unterteilung in Fantasiereisen und Imaginationen vorgenommen – eine Aufteilung, die sich aus der Art der Anleitung ergibt, denn Geführte Meditationen können auf verschiedene Weise durchgeführt werden:

Fantasiereisen

Die Geschichten und die damit zusammenhängenden Bilder werden weitgehend vorgegeben. Der Anleitende führt die Meditation durch und schließt sie auch ab – die Angeleitete bleibt dabei eher passiv.

Imaginationen

Beim Imaginieren dürfen innere Bilder spontan entstehen, ebenso wie sich daraus ergebende weitere Flüsse und Veränderungen dieser Bilder. Dem Anleitenden kommt die Funktion eines Begleiters, eines Gesprächspartners zu, der jedoch nicht suggestiv in das innere Erleben eingreift.

Dass ich diese Unterteilung etwas vorsichtig formuliert habe, hängt damit zusammen, dass die meisten Anleitungen Mischformen aus beiden Varianten sind.

Im Wesentlichen verfolgen Geführte Meditationen folgende Ziele:

Entspannung und Regeneration

In den meisten Entspannungs-Kursen und -Seminaren werden Fantasiereisen angeboten, die eine Distanzierung vom Alltag ermöglichen sollen. Das Erleben vorgegebener Bilder – meistens schöne, harmonische Naturbeschreibungen – soll körperlich-geistige Entspannung und Regeneration bewirken, um wieder neue Kraft für den Alltag zu schöpfen.

Selbsterkenntnis

Spezielle Imaginationen, wie zum Beispiel die Übung auf Seite 178, können dazu dienen, mehr über sich zu erfahren, um sein Selbst- und Fremdbild mit der Umgebung abzugleichen und zu befreiteren Denk- und Verhaltensweisen zu finden, die ein selbstbestimmteres und erfüllteres Leben ermöglichen.

Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen

Beim Imaginieren haben wir die Möglichkeit, Situationen aus einer sicheren Distanz heraus zu beobachten und so unvoreingenommener zu bewerten. Die Fantasie erlaubt es, sich bildhaft und gefühlt vorzustellen, wie wir eine schwierige Lage erfolgreich gemeistert haben. Die inneren Bilder unserer bisherigen erfolglosen Versuche, mit den Situationen fertig zu werden, werden durch positive Bilder ersetzt, die den inneren Glauben an die Selbstwirksamkeit und damit das Selbstbewusstsein festigen.

Bewältigung psychischer Probleme

Eine andere Intention ist gezielt therapeutisch ausgerichtet. Die Klienten arbeiten mithilfe ihrer inneren Bilder an psychischen Problemen oder durchlittenen Traumen. Manchmal wird gezielt Einfluss auf bestimmte Bewusstseinsinhalte, Denk- und Verhaltensmuster genommen. Was das im Einzelnen ist, hängt vom vorher definierten Ziel ab.

Erhöhung von Motivation und Leistungsfähigkeit

Weniger aus therapeutischen Gründen, aber ebenfalls sehr zielorientiert wird das Unterbewusstsein von Führungskräften und Sportlern mittels bestimmter Bildtechniken beeinflusst, um deren Motivation und Leistungsfähigkeit zu steigern.

1.2 Visualisierst du noch oder imaginierst du schon?

Laien verwenden die BegriffeVisualisierenundImaginierenoft missverständlich. Wenn Sie jedoch verantwortlich mit diesen Methoden arbeiten und sich als fachkundig zeigen möchten, sollten Sie den genauen Unterschied kennen. Diese Bezeichnungen beschreiben zwei verschiedene Formen der Arbeit mit inneren Bildern. Zum besseren Verständnis schauen wir sie uns im Folgenden etwas näher an.

Visualisieren

Visualisieren bezeichnet man auch als die aktive Form der Arbeit mit inneren Bildern. Der Duden verrät uns, dass Visualisieren zum optischen Sehen gehört. Es geht darum, etwas in Bildform, in Anschauung umzusetzen, es grafisch zu gestalten (zum Beispiel Werbeideen).

Visualisieren ist keine besondere Technik, die wir dann und wann anwenden, sondern wir visualisieren ständig – und meistens ohne uns dessen bewusst zu sein. In Untersuchungen wurde übrigens festgestellt, dass Menschen meistens negativ visualisieren, zum Beispiel indem sie sich um zukünftige Geschehnisse sorgen oder sich den Kopf über Vergangenes zerbrechen.

Imaginieren

Das Imaginieren wird auch als die passive Form der Arbeit mit inneren Bildern bezeichnet. Im Duden wird das Wort imaginär als etwas erklärt, das nur in der Einbildung, der Vorstellung vorhanden ist. Imagination bedeutet demzufolge Einbildungskraft oder Fantasie. Ein Image ist eine Vorstellung, die die Öffentlichkeit von einer Person, einer Firma oder Ähnlichem hat. Im Englischen bedeutet das Wort »imagination« Bildersprache, Metaphorik und »imaginative« heißt: ideenreich, einfallsreich.

All diese Beschreibungen weisen darauf hin, dass es sich beim Imaginieren nicht um die Vorstellung von etwas Realem handelt, sondern um etwas, das unserer Fantasie entspringt.

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Ausführungen zur Silva-Mind-Control-Methode[3], die ich mir während einer entsprechenden Ausbildung vor vielen Jahren notiert hatte:

„Rufen Sie sich ein Problem des eigenen Lebens in Erinnerung. Erzeugen Sie Alpha und visualisieren Sie die entsprechende Situation. Visualisieren bedeutet nichts weiter, als sich im Geist etwas in Erinnerung zurückzurufen, das Sie bereits kennen oder gesehen beziehungsweise sich schon einmal vorgestellt haben. Imaginieren hingegen bedeutet, sich im Geist etwas auszumalen, von dem man noch kein reales Bild hat.

(...) In solchen Fällen müssen Sie imaginieren, nicht visualisieren, das heißt, Sie müssen sich etwas Unbekanntes vorstellen.

(...) Manchen Menschen fällt es leichter zu visualisieren (also sich etwas Bekanntes vorzustellen) als zu imaginieren. Beim Imaginieren haben sie das Gefühl, ziellos im Bereich Ihrer Fantasie umherzuirren. (...)

(...) Man hat herausgefunden, dass imaginierte Bilder beachtlich realitätstreu ausfallen. Anders ausgedrückt scheinen wir in der Lage zu sein, Kraft der Imagination Informationen aufzuspüren, die außerhalb der Reichweite unseres gewöhnlichen Wahrnehmungsvermögens liegen.“

In der praktischen Arbeit lassen sich die Prozesse des Visualisierens und Imaginierens nicht klar voneinander trennen, da sie meistens ineinander übergehen. Statt mit einem Entweder-oder haben wir es hier in der Regel eher mit einem Sowohl-als-auch zu tun.

Beispiel:

Wir führen die Teilnehmer in ihrer Fantasie zu sich nach Hause, in ihr eigenes Zimmer. Wir laden sie dazu ein, sich dort umzusehen, den Raum zu durchstreifen und sich alle Dinge anzuschauen – vielleicht auch in die Hand zu nehmen –, die sie dort vorfinden (visualisieren). Im nächsten Schritt lassen wir sie Veränderungen in dem Zimmer vornehmen: „Vielleicht möchtest du dein Zimmer renovieren, es vielleicht mit neuen Möbeln ausstatten oder einen Balkon anbauen?“ Und dann geben wir den Teilnehmern die Möglichkeit, ihrer Fantasie Raum zu geben und ein neues Zimmer vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen (imaginieren).

1.3 Alles ist möglich: die Macht der Fantasie

Vor allem beim Imaginieren bedienen wir uns der Fantasie. Fantasie ist die natürliche Fähigkeit, sich etwas vorzustellen, also Bilder und Gefühle im Bewusstsein entstehen zu lassen. Das Wunderbare dabei ist: In der Fantasie ist alles möglich – sie sprengt die Grenzen des rationalen Verstandes. In der Welt unserer inneren Bilder ist der Geist von seinen Fesseln befreit. Wir machen das Unmögliche möglich, indem wir unserem logischen Denken eine Pause verschaffen. Wir können spielerisch Neues entdecken und dadurch auf Ideen zur Lösung von Problemen oder Handlungsmöglichkeiten stoßen, auf die wir durch bloßes Nachdenken nicht gekommen wären.

Die Fantasie hat einen großen Einfluss auf unsere Emotionen, unsere Körperfunktionen und Handlungsweisen, was man sich bei den Geführten Meditationen zunutze macht. Niemand wird an dieser Aussage zweifeln – kennen wir doch alle die Auswirkungen sexueller Fantasien auf unseren Körper. Besonders dieses Beispiel zeigt deutlich eine interessante Eigenschaft unseres Gehirns auf: Es unterscheidet nämlich nicht, ob etwas real geschieht oder nur in unserer Einbildung – in beiden Fällen setzt es die gleichen physiologischen Reaktionen in Gang.

Auch wenn die Zielsetzungen, Vorgehensweisen, Inhalte und Abläufe von Geführten Meditationen und Imaginationen recht verschieden sein können, gibt es einen kleinsten gemeinsamen Nenner: Alle Methoden arbeiten mit den Bildern und Inhalten des Unterbewusstseins.

Gezielt auf Denk- und Verhaltensweisen einzuwirken, erfordert ein gewisses Maß an psychologischem, transpersonalem und verhaltenstherapeutischem Grundwissen und an Kenntnissen über die Wirkungsweise von Visualisierungen und Affirmationen.

Grundsätzliche Anmerkung zu den Verständnisüberprüfungen

Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine Verständnisüberprüfung, die Ihnen dabei hilft, das Erlernte noch einmal aufzuarbeiten und auf den Punkt zu bringen.

Es zeichnet eine Fachkraft aus, wenn sie weiß, was sie tut. Nach außen dokumentiert sie dies zum Beispiel dadurch, dass sie selbst komplexe Inhalte ihrer Arbeit mit wenigen prägnanten Sätzen erklären kann.

Diese Lernerfolgskontrollen geben Ihnen die Möglichkeit, diese Fähigkeit ausführlich zu üben. Damit Ihre Erklärungen nicht zu wortreich werden (in der Kürze liegt die Würze!), steht Ihnen zur Beantwortung jeweils nur so viel Platz zur Verfügung, wie Sie für eine präzise Antwort maximal benötigen.

1.4 Verständnisüberprüfung

(Für diese Übung empfiehlt es sich, dafür zu sorgen, diese in Papierform vorliegen zu haben.)

(Lösungsvorschläge finden Sie hier.)

1. Was versteht man unter dem Begriff „Geführte Meditationen“?

2. Welche anderen Bezeichnungen für diese Methoden gibt es noch?

3. Welche Zielsetzungen gibt es im Bereich der Geführten Meditationen?

4. Erklären Sie den Begriff „Visualisieren“.

5. Erklären Sie den Begriff „Imaginieren“.

6. Können Visualisierung und Imagination in einer angeleiteten Meditation klar voneinander abgegrenzt werden?

O Ja     O Nein

Begründen Sie Ihre Antwort und geben Sie ein Beispiel.

7. Erklären Sie mit zwei kurzen Sätzen, was wir unter „Fantasie“ verstehen.

8. Was ist das Besondere an Fantasie? Zählen Sie drei wesentliche Faktoren auf.

2. Alpha – die besondere Frequenz

Zunächst möchte ich Ihr Verständnis dessen, was im menschlichen Bewusstsein beziehungsweise im Gehirn vor sich geht, ein wenig vertiefen, denn zu einem umfassenden Wissen über Geführte Meditationen gehört nicht nur, zu wissen, dass etwas funktioniert, sondern auch, wie und warum.

In diesem Buch ist öfter die Rede von Tagesbewusstsein und Unterbewusstsein. Offenbar befinden wir uns also nicht ständig im gleichen „Modus“ – oder wissenschaftlich ausgedrückt im gleichen Bewusstseinszustand. Die moderne Hirnforschung kann uns dieses Phänomen erklären. Seit es ein Gerät namens Elektroenzephalogramm (EEG) gibt, können die elektrischen Aktivitäten unseres Gehirns mittels Sonden gemessen werden, die am Kopf angelegt werden. So war es den Neurowissenschaftlern möglich, festzustellen, dass die Nervenimpulse in unserem Oberstübchen unterschiedliche Geschwindigkeiten haben – je nachdem in welchem Zustand wir uns gerade befinden. Diese Geschwindigkeiten werden in Impulsen pro Sekunde, also in der Maßeinheit Hertz (Hz) gemessen. Der normale Mensch „taktet“ in einer Frequenz zwischen ein und 24 Hz, und die Neuropsychologen haben innerhalb dieser Bandbreite eine Einteilung verschiedener Bewusstseinszustände vorgenommen. In diesen Zuständen treten Mischungen verschiedener Hirnstromwellen auf, die in verschiedene Hauptfrequenzen beziehungsweise Phasen unterteilt werden:

2.1 Ausflug hinter die Stirn

> 27GammaHyper-Psychologischer Zustand

Gamma-Wellen treten bei Hyperaktivität, großer Angst und Spannungen und während körperlicher Höchstleistungen auf – und sie wurden auch bei meditierenden tibetischen Mönchen in tiefer Versenkung gemessen. Interessanterweise tauchen sie auch bei verschiedenen psychischen Erkrankungen auf, wie zum Beispiel bei Schizophrenie. Der Gamma-Bereich ist noch wenig erforscht.

Der Beta-Zustand entspricht unserem normalen, wachen Tagesbewusstsein. In diesem Zustand sind wir uns der äußerlichen Welt bewusst, denken und handeln in ihr, haben eine Vorstellung von Zeit und Raum und machen sinnliche körperliche Erfahrungen. Während Sie dies lesen, befinden Sie sich im Beta-Zustand.

7-14AlphaHalbbewusstsein

Der Alpha-Zustand ist halbbewusst – ein meditativer Zustand der tiefen Entspanntheit – jedoch noch nicht der vollen Meditation.

Alpha ist das Tor zum erweiterten Bewusstsein kurz unterhalb unserer bewussten Wahrnehmung. Wir betreten hier die spirituelle Welt – Zeit und Raum rücken in den Hintergrund und wir öffnen uns für die Bilder unseres Unterbewusstseins und für außersinnliche Wahrnehmungen. Linke und rechte Hirnhemisphäre arbeiten gleichberechtigt zusammen. Alpha entspricht der Schumann-Resonanzfrequenz von 7,8 Hz, der natürlichen Erdresonanzfrequenz, die auch als „biologisches Normal“ bezeichnet wird.

Theta-Wellen tauchen kurz vor dem Einschlafen und unmittelbar vor dem Aufwachen auf. Wir befinden uns sozusagen mit anderthalb Beinen in der Traumwelt, in einer Art erweitertem Bewusstsein. In diesem Frequenz-Bereich haben wir viele bewegte Bilder – manchmal tauchen auch Ideen, Problemlösungen oder Visionen auf, während wir uns am Rand des Bewusstseins befinden.

1-4DeltaTiefschlaf/Koma

Im Delta-Zustand befinden wir uns im völlig unbewussten Tiefschlaf – oder im Koma. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass unser Körper während dieser Phase Hormone produziert, die das Immunsystem stärken. Gutes Schlafen wirkt also tatsächlich heilend.

2.2 Harmonie im Headquarter – der Alpha-Zustand

Für uns ist die Hauptphase der Alpha-Frequenz von besonderem Interesse, denn in diesem Zustand lässt sich das Gehirn programmieren wie ein Computer. Außerdem verfügt unser Körper in Alpha über die größtmögliche Regenerations- und Selbstheilungsfähigkeit. Diese beiden Eigenschaften machen wir uns für die Ziele, die wir mit unseren Fantasiereisen und Imaginationen verfolgen, zunutze.

Vereinfacht ausgedrückt ist die linke Hemisphäre für unser logisches, rationales Denken zuständig, während die rechte der Sitz unserer Emotionen, unserer Kreativität und unserer Intuition ist. Im normalen Tagesbewusstsein (Beta-Zustand) ist unsere linke Gehirnhälfte sehr aktiv, während die rechte üblicherweise nicht viel zu melden hat. Wenn wir uns in einen Entspannungszustand (rechts) versetzen, in welchem verstärkt Alpha-Wellen auftreten, beruhigt sich unsere mentale Gehirnaktivität (links) und unser Unbewusstes tritt deutlicher hervor – es wird sozusagen verfügbarer. Wenn beide Hemisphären bei ± 10 Hz takten, wirken sie gleichberechtigt zusammen – ein Zustand, in dem allerlei möglich ist, wie Sie noch sehen werden.

Übrigens benutzen nur zirka zehn Prozent der Menschen beide Gehirnhälften in ausgewogener Weise.

Wie die Grafik verdeutlicht, steht die rechte Gehirnhälfte deutlich im Schatten der linken, was bedauerlich ist, weil wir dadurch etliche Fähigkeiten viel zu wenig nutzen. Zum Beispiel die Intuition – eine etwas schwammige Bezeichnung für Denkvorgänge, die wir nicht verbal ausdrücken können. Apropos verbal: Der sprachliche Ausdruck ist die Domäne der linken Hälfte – sie denkt in Worten, während die rechte Seite in Bildersprache denkt. Das ist auch der Grund dafür, weshalb wir manche Gefühlsregungen so schlecht in Worte fassen, sie aber zum Beispiel treffend durch eine symbolische Geste zum Ausdruck bringen können. Das rechte Hirn kann eine Menge an Informationen gleichzeitig verarbeiten. Nehmen wir zum Beispiel die Situation, dass jemand ein Haus bauen möchte und einen Architekten fragt, was ihn das ungefähr kosten wird. Der Architekt überlegt kurz und nennt ihm (aus dem Bauch heraus) eine bestimmte Summe. Diese Auskunft ist quasi intuitiv entstanden – ein „Denkvorgang“, den wir verbal nicht erklären können: ein Resultat unserer rechten Hirnhälfte. Nun setzt der Architekt sich hin, stellt Berechnungen an, holt Angebote für alle Gewerke und Materialien ein, addiert sie auf und kommt zu einem Ergebnis – eine Leistung der linken Hirnhälfte. Die Zahlen und Fakten entsprechen nicht selten der Schätzung.

Obwohl Mathematik durch und durch logisch ist, sind wahre Durchbrüche in dieser Disziplin oft intuitiv entstanden. Ein schönes Beispiel dafür ist Archimedes, der tagelang über ein Problem nachdachte und zu keiner Lösung kam. Erst als beim Baden das Badewasser über den Rand der Wanne schwappte, kam ihm die gesuchte Erkenntnis, aus der er seine Formel des Auftriebs entwickelte.

Der Physiker Albert Einstein (1879-1955) ist ein weiteres schönes Beispiel für die Vernetzung von linker und rechter Gehirnhälfte. Vielleicht war er deshalb so genial, weil er zu den Menschen gehörte, die ihr Gehirn ausgewogen nutzten. In seinen Büchern und Schriften sind zahlreiche Aussagen zu finden, die dafür sprechen. So schreibt er zum Beispiel in seinem Buch „Mein Weltbild“[4], dass es höchste Aufgabe der Physiker sei, die allgemeinsten elementaren Gesetze aufzusuchen, aus denen durch reine Deduktion das Weltbild zu gewinnen sei. Nach seiner Ansicht ist es kein „logischer Weg“, der zu diesen elementaren Gesetzen führt, sondern nur „die auf Einfühlung in die Erfahrung sich stützende Intuition“.

Unsere beiden Hemisphären sprechen offenbar in einer je anderen Sprache über gleiche Inhalte, organisieren und verwerten sie anders. Wenn die Natur nicht diese feine Trennlinie zwischen beiden gezogen hätte, gäbe es vermutlich ein ganz schönes Chaos im Oberstübchen.

Es ist gut vorstellbar, dass wir in dem Maße „weiser“ werden, in dem wir unsere Worte, Gefühle und Taten in Übereinstimmung bringen. Je mehr wir uns die verborgenen, nichtverbalen Inhalte und Fähigkeiten der rechten Seite verfügbar machen, desto authentischer und selbstbestimmter ist unser Leben. Wir wären viel entspannter, wenn die linke und rechte Hemisphäre, die nach Definition des Psychoanalytikers Sigmund Freud dem Bewussten und dem Unbewussten entsprechen, in Einklang gebracht würden, statt in Konkurrenz zueinander zu stehen.

Konkret auf unser Thema bezogen bedeutet das Folgendes: Geführte Meditationen – egal ob Fantasiereisen oder Imaginationen – verbinden uns mit der rechten Gehirnhälfte und je öfter wir diese Hirnregion ansprechen, desto mehr wird es uns zur Gewohnheit, unser Denkorgan ausgewogen zu nutzen. Mittels Geführter Meditationen können wir auf verborgene Bewusstseinsinhalte zugreifen und zu mehr Klarheit über unsere Gedanken und Gefühle gelangen. Wir können zu Problemlösungen finden, die wir durch pures Nachdenken nicht gefunden hätten, und wir können unserer Kreativität Flügel verleihen.

In Alpha bestehen wenige Widerstände im Hirn, es ist sozusagen ein Energiesparmodus, der höchste Reorganisation und Regeneration ermöglicht. In diesem Zustand verfügt der Körper über die größte Fähigkeit zur Selbstheilung – was zum Beispiel für Selbstheilungsmeditationen von besonderer Bedeutung ist.

2.3 Entspannt auf die andere Seite

Das Wohlbefinden und die Wirkung von Geführten Meditationen sind umso größer, je entspannter eine Person ist. Wer sich nicht richtig entspannen kann, für den gleicht das Empfinden während der Anleitung dem, eine Geschichte aus einem Buch vorgelesen zu bekommen. Er hört zu und macht sich seine Gedanken zu dem Geschehen, jedoch ohne innerlich wirklich berührt zu sein. In der Fachsprache sagen wir, dass jemand imTagesbewusstsein