Geh raus! Deine Stadt ist essbar -  - E-Book
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Beschreibung

Unsere Städte sind nur Betonwüsten voller Abgase und Hundehaufen? Weit gefehlt! Abseits von Shoppingmeilen und Hauptstraßen kann man in jeder Stadt eine erstaunlich grüne, gesunde Vielfalt entdecken, wenn man sich nur traut!

Die besten essbaren Wildpflanzen, die nicht nur auf dem Land, sondern auch im städtischen Umfeld zu finden sind, stellen wir in diesem Buch vor. Dazu gibt es alle wichtigen Tipps zum Ernten und Verarbeiten der regionalen Schätze. Geh raus, um die essbare Natur in deiner Umgebung (neu) zu entdecken!

Regional und saisonal: Während Avocados, Gojibeeren oder Cashews um den halben Globus reisen, kannst du heimisches Obst und Wildpflanzen voller Vitalstoffe fast das ganze Jahr über vor deiner Haustür finden – ganz ohne Plastikmüll.

Gesünder als populäre Superfoods: Wildfrüchte und Wildkräuter enthalten weit mehr gesunde Vitalstoffe als gängige Supermarktfrüchte und übertreffen sogar viele von weit her importierte Superfoods!

Ernten spart Geld und macht glücklich: Direkt vor deiner Haustür kannst du zugleich kostenlos deinen Speiseplan bereichern, die Verbindung mit der Umwelt stärken und dich auch noch an der frischen Luft bewegen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 155

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Geh raus!

Deine Stadt ist essbar

36 gesunde Pflanzen vor deiner Haustür und über 100 Rezepte, die Geld sparen und glücklich machen

Herausgegeben von smarticular.netDas Ideenportal für ein einfaches und nachhaltiges Leben

In Zusammenarbeit mit mundraub.org, der Plattform, die Menschen mit Obstbäumen verbindet

Herausgeber: smarticular Verlag

ISBN Softcover: 978-3-946658-06-1

ISBN mobi: 978-3-946658-07-8

ISBN epub: 978-3-946658-08-5

smarticular Verlag ist ein Imprint der Business Hub Berlin UG (haftungsbeschränkt)

© 2017 Business Hub Berlin UG (haftungsbeschränkt)

smarticular ® ist eine Marke der Business Hub Berlin UG (haftungsbeschränkt)

mundraub ® ist eine Marke der Terra Concordia gUG (haftungsbeschränkt)

Erstellung: Andrea Pinkwart, Helen Münnich, Kai Gildhorn, Marco Eder, Sebastian Knecht

E-Book Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017

Urheberrecht

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autoren unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Haftungsausschluss

Alle Rezepte und Tipps in diesem Buch wurden nach bestem Wissen erstellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Rezepte, Anleitungen und Tipps kann jedoch keine Haftung übernommen werden. Des Weiteren wird keine Haftung übernommen für fehlerhafte Zubereitung und Anwendung, auch nicht für Gesundheitsschäden durch unsachgemäße Handhabung. Die Anwendungen und Rezepte in diesem Buch bieten keinen Ersatz für eine therapeutische oder medizinische Behandlung, im Zweifelsfall sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Einleitung

Die essbare Stadt

Über dieses Buch

Praktische Tipps

Was mache ich mit der Ernte?

10 Tipps für das Sammeln

Bäume

Apfel

Birne

Eberesche

Edelkastanie

Kirsche

Linde

Maulbeere

Mirabelle

Mispel

Pflaume

Quitte

Walnuss

Sträucher

Brombeere

Felsenbirne

Hagebutte

Haselnuss

Heidelbeere

Himbeere

Holunder

Johannisbeere

Kornelkirsche

Sanddorn

Schlehe

Weißdorn

Wildkräuter

Bärlauch

Brennnesseln

Gänseblümchen

Giersch

Gundermann

Hopfen

Knoblauchsrauke

Löwenzahn

Spitzwegerich

Taubnessel

Vogelmiere

Waldmeister

Auf zum Sammeln!

Städte essbarer gestalten

Ressourcen

Einleitung

Ernten macht glücklich!

Wusstest du, dass Hagebutten siebenmal mehr Vitamin C enthalten als Zitronen? Dass in Brennnesseln fast doppelt so viel Eisen steckt wie in als eisenreich geltendem Spinat? Oder dass sich aus Lindenblüten ein ausgezeichneter Erkältungstee zubereiten lässt? Um diese und noch viele weitere essbare Pflanzen zu finden, muss man nicht einmal aufs Land fahren. Sie alle wachsen fast das ganze Jahr über auch in der Stadt, unmittelbar vor deiner Haustür und viel häufiger, als den meisten bewusst ist. In der Stadt wilde Köstlichkeiten zu ernten, klingt vielleicht paradox, ist aber praktisch überall möglich – wenn du nur genau hinsiehst. Und das Beste: Die regionalen Wildpflanzen kommen ganz ohne Plastikverpackung und lange Transportwege aus, enthalten weit mehr gesunde Vitalstoffe als unsere gängigen Kulturgemüse aus dem Supermarkt und sind noch dazu völlig kostenlos.

Lange Zeit bevorzugten Städteplaner funktionales Grün in Form von Hecken, typischen Straßenbäumen und Rasen. Trotzdem finden sich bei genauem Hinsehen zahlreiche Obstbäume, beerenreiche Sträucher und natürliche oder verwilderte Wiesen, die zum Entdecken, Sammeln und Ernten einladen.

In Städten wie Andernach, Toronto und vielen weiteren wurde die Idee von der Essbaren Stadt zum Programm erhoben. Parks und Grünflächen gehören wieder den Bürgern und dienen auch als Nahrungsquelle. Doch selbst ohne offizielles Stadtmarketing oder Slogans wie „Pflücken erlaubt statt Betreten verboten“ kannst du direkt vor deiner Haustür zahlreiche Pflanzen entdecken, die nicht nur essbar sind, sondern äußerst vielseitig, köstlich und gesund.

36 der häufigsten vorkommenden essbaren Stadtpflanzen haben wir in diesem Buch zusammengestellt. Über 100 Rezeptideen zeigen, was du alles mit ihnen anstellen kannst, und es gibt darüber hinaus viele Tipps, wie du deine Stadt noch essbarer gestalten kannst. Komm mit auf Entdeckungstour, denn auch deine Stadt ist essbar. Ernten macht glücklich!

Die Essbare Stadt

»We want to start a revolution.«

(Pam Warhurst)

Im Jahr 2008 riefen die Aktivistinnen Pam Warhurst und Mary Clear in Mittelengland die erste Essbare Stadt aus – das „Incredible Edible Todmorden“. Sie waren von der Frage getrieben, ob es eine Sprache gebe, die über Einkommen und Kulturen hinweg verstanden werden würde, eine Sprache die den Menschen neue Lebenswege eröffnen könne, ihnen eine neue Wahrnehmung der Welt ermögliche und sie freundlicher miteinander umgehen lasse. Auf der Suche nach Antworten begannen sie, ihre Stadt Stück für Stück essbar zu machen – ohne Genehmigung, Strategie oder Ratsbeschluss. Sie brachen die Regeln, rissen stachelige Büsche aus den Grünflächen vor dem Krankenhaus und ersetzten sie durch Obststräucher und -bäume, legten Kräutergärten vor dem Polizeipräsidium an und pflanzten Gemüse auf Friedhöfen und auf dem Bahnhofsvorplatz. Sie fanden begeisterte Mitmacher und sahen, wie die essbare Stadt positive Energien in den Nachbarschaften freisetzte. Die Antwort auf ihre Frage nach der gemeinsamen Sprache wuchs auf den Grünflächen der veränderten Stadt: Essen.

Aus einem Funken wurde eine Flamme: Die Revolution schwappte in den Folgejahren auf das europäische Festland und nach Amerika über. Noch im selben Jahr ging die Stadt Toronto in Kanada das Thema strategisch an, ein Jahr später initiierte eine Grassroot-Initiative die erste Essbare Stadt Deutschlands in Kassel und kurz darauf ein Bürgermeister die Essbare Stadt Andernach. Heute sind über einhundert Städte im deutschsprachigen Raum dabei, essbar zu werden, und es werden immer mehr. Dabei ist der offizielle Begriff der Essbaren Stadt gar nicht so klar umrissen, sondern beschreibt im weitesten Sinne Projekte und Konzepte zum Anbau und zur Ernte von Lebensmitteln im städtischen Raum. Folgende Schlagwörter bilden eine Gedankenwolke rund um diesen Begriff:

Anders als im ländlichen Raum existieren in Städten eingeschränkte Bedingungen für die Lebensmittelproduktion. Platzmangel, Nutzungsdruck oder Kontamination von Flächen sind hier echte Herausforderungen. Jedoch ermöglicht die Dichte an Menschen auch kreative Konzepte, die die Essbare Stadt nicht nur auf die Lebensmittelproduktion reduzieren wollen. Oft stehen der Wunsch nach einer lokal verankerten Gemeinschaft und danach, Kulturtechniken zu erlernen oder gar gesellschaftspolitische und soziale Ziele zu erreichen, im Vordergrund. Essbare Städte sind sozusagen Reallabore, die Räume zum Ausprobieren schaffen. Grenzen zwischen Produzenten und Konsumenten verschwimmen, Menschen verbinden sich wieder mit der Natur und ihrer lokalen Kultur und erfahren, wie es sich anfühlt, Gemeingüter zu bewirtschaften.

Schließlich haben Essbare Städte genauso das Zeug, Geschichten für das Stadtmarketing zu liefern. Andernach wirbt zum Beispiel mit dem Slogan „Pflücken erlaubt statt Betreten verboten“. In einer Region in Niedersachsen wirbt der kommunale Zweckverband mit dem Label „mundraub-Region Hasetal“, was ihm sogar den Deutschen Tourismuspreis 2014 einbrachte. Solche offiziellen Entwicklungen sind durchaus legitim, aber darum geht es uns hier nicht. Wir wollen eine Revolution von unten, wie Pam Warhurst sie initiierte, und dazu bedarf es keines Stadtmarketings. Alles ist bereits in uns und um uns herum – wir müssen nur hinausgehen und es entdecken!

Über dieses Buch

Hinter diesem Buch stehen die Nachhaltigkeitsinitiativen mundraub und smarticular. Beide erreichen mit ihren Online-Plattformen (mundraub.org bzw. smarticular.net) jedes Jahr Millionen Menschen, und beide sind der Überzeugung, dass Veränderung bei jedem selbst beginnt. Forderungen nach einem politischen Wandel wird man in diesem Buch deshalb vergeblich suchen.

Die Communities von mundraub und smarticular haben die Kraft, eine gesellschaftliche Wirkung zu entfalten: pragmatisch, undogmatisch und „hands-on“. Deshalb ist im Verständnis der Autoren auch jede Stadt unmittelbar und sofort essbar.

Mundraub zeigt dir, wo deine Stadt essbar ist, und smarticular erklärt dir, wie du dies nutzen kannst. Die Einstiegsschwelle ist extrem niedrig. Wenn du einmal mundräubern gehst, wirst du deine Stadt mit anderen Augen sehen. Wir Menschen waren zu 99% unserer Zeit Jäger und Sammler und sind es tief in unserem Herzen noch immer. Genau deshalb macht das Mundräubern und Erleben von Natur und Biodiversität in der Stadt glücklich!

Wenn du Geschmack an und in deiner essbaren Stadt gefunden hast, kannst du sie natürlich weiterentwickeln und somit ihr Wachstum noch beschleunigen. Dazu geben wir dir am Ende des Buches noch einige Inspirationen mit auf den Weg.

Immer auf dem neuesten Stand

Auf der Webseite smarticular.net/essbare-stadt findest du aktuelle Informationen zu diesem Buch, kannst Anmerkungen, Lob oder Kritik hinterlassen, Fragen an uns richten und wichtige Verbesserungen zu einzelnen Tipps nachlesen.

Selbstverständlich freuen wir uns, wenn dich andere Themen auf mundraub.org und smarticular.net interessieren. Damit du immer auf dem Laufenden bleibst, empfehlen wir dir, unsere Newsletter zu abonnieren und uns in den sozialen Netzwerken zu folgen.

Wir wünschen dir viel Freude beim Entdecken und Genießen!

Andrea, Helen, Kai, Marco und Sebastian

Praktische Tipps

Alte Obstsorten und wilde Kräuter liefern uns weit mehr gesunde Vitalstoffe als gängiges Kulturobst und -gemüse. Das Sammeln in der freien Natur ist aber nicht ganz so einfach wie das Einkaufen im Supermarkt. Es empfiehlt sich, die Umgebung der Pflanzen etwas genauer zu beobachten und Standorte mit geringer Umweltbelastung zu bevorzugen. Für viele Wildkräuter ist ein besonders achtsames Sammeln wichtig, um nicht versehentlich giftige oder ungenießbare Doppelgänger zu pflücken.

Geeignete Fundorte und Sammelplätze

„Ist das nicht alles voller Hunde-Pipi?“, lautet ein verbreitetes Klischee, wenn man an Wiesen in der Stadt denkt. Darin steckt natürlich auch Wahrheit, denn die Anleinpflicht für Hunde ist je nach Bundesland unterschiedlich geregelt. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass alle Pflanzen in der Stadt ungenießbar wären. Genauso wenig gibt es eine Gewähr dafür, dass Felder und die darauf wachsenden Pflanzen nicht von Füchsen, Rehen und anderen Wildtieren besucht werden, denn diese Pflanzen sind in der Regel auch nicht umzäunt.

Früchte an Bäumen und Sträuchern können ab einer gewissen Wuchshöhe – geläufig ist mindestens Kniehöhe – bedenkenlos gesammelt werden. Aber auch für Löwenzahn, Giersch und andere Kräuter finden sich in jeder Stadt geeignete Plätzchen zum Sammeln, an denen die Wahrscheinlichkeit von Verunreinigungen gering ist. Auf umzäunten Kinderspielplätzen besteht beispielsweise überwiegend Hundeverbot. Auch in Parks wird die Anleinpflicht für Hunde häufig konsequent durchgesetzt, sodass große Bereiche von den Hunde-Duftmarken verschont bleiben. Es mag zwar ungewöhnlich klingen, aber Friedhöfe stellen aus dem gleichen Grund ebenfalls gute Sammelplätze dar.

Steile Böschungen, Rabatten und umzäunte Hinterhöfe: Wer die Augen offen hält, findet schnell einige interessante Orte, an denen die Natur sich ungestört von Mensch und Hund entfalten kann.

Ein weiteres Problem können Pestizide darstellen, die in manchen Gemeinden großflächig eingesetzt werden. Informiere dich zur Sicherheit beim Grünflächenamt deiner Gemeinde, um sicherzugehen, welche Flächen belastet sind und welche nicht.

Umwelteinflüsse richtig einschätzen

Unsere Böden und die darauf wachsenden Pflanzen sind zahlreichen Schadstoffbelastungen ausgesetzt, unter anderem durch anorganische Schwermetalle und Persistent Organic Pollutants (POP, zu Deutsch: persistente organische Stoffe), aber auch durch Säurebildner oder Arzneimittelrückstände. Da vor allem Schwermetalle und POP relevant für deine Gesundheit sind, sollen diese Schadstoffgruppen etwas genauer betrachtet werden. Zu den Schwermetallen zählen z.B. Blei, Cadmium und Quecksilber, zu den POP Dioxine, Furane, Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) und polychlorierte aromatische Kohlenwasserstoffe. Einträge beider Schadstoffgruppen gibt es sowohl in der Stadt als auch in ländlichen Regionen. Die POP stammen zu einem großen Teil aus industriellen Verbrennungsprozessen, aber ebenso aus Farben oder Holzschutzmitteln. Die Verunreinigung von Böden mit POP ist deshalb kein reines Stadtproblem, sondern eher ein überregionales, da Industrieabgase über weite Distanzen transportiert werden.

Wir schauen uns nun die Schwermetalle etwas genauer an, denn hier gibt es auf jeden Fall Unterschiede. Zwar kommen auch sie überall vor, jedoch stammen Schwermetalle auf dem Land größtenteils aus Gülle, Düngern, Klärschlamm oder aus der Luftauswaschung, in Stadtböden hingegen vor allem aus Feinstäuben der Industrie und des dichten Straßenverkehrs. Mittlerweile wird unser Benzin zwar nicht mehr verbleit, aber auch Reifen- und Bremsabrieb setzen Schwermetalle frei. Feinstaub und Abrieb lagern sich mit der Zeit auf dem Boden ab und gelangen in die Humusschicht, in der die Pflanzen wurzeln. Sie verbleiben dort sehr lange, weshalb Ablagerungen aus früheren Zeiten immer noch da sind.

Wissenschaftliche Studien1 zur Belastung von Stadtobst und -gemüse mit Blei und Cadmium haben interessante Ergebnisse zu Tage gefördert. Die gute Nachricht für Obstfans: Die Konzentrationen von Blei und Cadmium in Stadtobst sind mehrheitlich vergleichbar oder sogar deutlich geringer als in Obst aus dem Supermarkt. Beeren akkumulieren dabei im Schnitt mehr Schwermetalle als Stein- und Kernobst, Nüsse akkumulieren am wenigsten. Bodennahes oder im Boden wachsendes Gemüse ist generell und unabhängig von den Standortbedingungen stärker belastet als Baumobst. Blattgemüse und Kräuter akkumulieren größere Mengen, Wurzelgemüse moderate Mengen und Hülsenfrüchte geringere Mengen an Schwermetallen.

Je höher die Verkehrsbelastung in der Nähe des Pflanzenstandorts ist, desto höher sind auch die Schwermetallbelastungen im Gemüse und Obst. Die Belastung ist zudem abhängig von der Entfernung zur Straße. Bei weniger als zehn Metern Entfernung lagen zwei Drittel aller Gemüseproben über dem EU-Grenzwert für Blei, bei über zehn Metern überschreitet nur noch ein Drittel diesen Grenzwert. An Standorten mit einer schützenden Hecke zwischen Pflanze und Straße überschreitet nur ein Drittel aller Proben diesen Grenzwert. Stadtböden sind im Mittel immer noch besser als nicht zertifizierte kommerzielle Gartenerde.

Daraus lassen sich die folgenden praktischen Regeln ableiten:

Baumobst und Nüsse kannst du eigentlich überall in der Stadt ernten.

Bei Beerenobst und Kräutern achte auf ausreichenden Abstand zur Straße. Mindestens zehn Meter sollten es sein, besser mehr.

Bei sehr stark befahrenen Straßen wähle einen Abstand von mindestens 20 Metern, besser mehr.

Am besten ist es, wenn zusätzlich zwischen der Straße und dem Erntestandort eine Hecke wächst.

Wenn du selbst etwas anpflanzen möchtest, achte auf zertifizierte Gartenerde, da Billigerde öfter Schwermetalle enthalten kann.

Apfel

Der Bleigehalt in Äpfeln aus dem Supermarkt ist doppelt so hoch wie in Stadtäpfeln.

Pflaume

Der Bleigehalt in Pflaumen aus dem Supermarkt ist 16-mal höher als in Stadtpflaumen.

Haselnuss

Der Bleigehalt in Haselnüssen aus dem Supermarkt ist 39-mal höher als in Stadthaselnüssen.

Mirabelle

Der Bleigehalt in Mirabellen aus dem Supermarkt ist viermal höher, der Cadmiumgehalt dreimal höher als in Stadtmirabellen.

Sanddorn

Der Cadmiumgehalt im Sanddorn aus der Stadt ist doppelt so hoch wie im Sanddorn aus dem Supermarkt.

Brombeeren

Der Bleigehalt in Brombeeren aus der Stadt ist fünfmal höher als bei Supermarktbrombeeren. Allerdings ist der Cadmiumgehalt in Supermarktbrombeeren wiederum zweimal höher als in Stadtbrombeeren.

Wildpflanzen richtig sammeln und bestimmen

Im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Hundert essbare Wildpflanzen. In diesem Buch stellen wir dir 36 der nützlichsten und am häufigsten auftretenden Vertreter vor, die zugleich leicht erkennbar sind. Es gibt aber auch einige Pflanzen, die hochgiftig sind, und viele Pflanzen, bei denen der Verzehr größerer Mengen zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Falls du noch nicht so viele Erfahrungen beim Sammeln in der Natur hast, solltest du folgende Dinge berücksichtigen:

Sammle nur solche Pflanzen, die du kennst und sicher identifizieren kannst! Besonders im Frühjahr, wenn viele Pflanzen noch keine Blüten ausgebildet haben, ist genaues Hinsehen zwingend erforderlich. Im Zweifelsfall lass die Pflanzen lieber stehen.

Beginne mit einigen wenigen Pflanzen, die du schon kennst und sicher bestimmen kannst, zum Beispiel mit der

Brennnessel

 oder dem

Löwenzahn

. Erweitere dein Wissen nach und nach um weitere Pflanzen.

Wenn du dir unsicher bist, knipse ein paar Fotos, etwa mit deiner Handykamera. So kannst du zu Hause Informationen nachschlagen und abgleichen. Falls du Pflanzenteile zur Bestimmung mitnimmst, transportiere sie in separaten Behältern, zum Beispiel in alten Briefumschlägen.

Wenn dir das Bestimmen einer Pflanze schwerfällt, beobachte sie über einen längeren Zeitraum hinweg. Manche Pflanzen ändern im Laufe der Zeit ihre Blattform, zum Beispiel die

Knoblauchsrauke

.

Es ist ratsam, immer ein Bestimmungsbuch mitzuführen (siehe

Literaturhinweise

). Noch besser ist es, die Flora auf einer geführten Wildkräuterwanderung zu erkunden. So erlebst du neue Pflanzen mit allen Sinnen und erhältst viele Antworten auf deine Fragen. Eine Karte mit Anbietern in deiner Region findest du unter:

kostbarenatur.net/verzeichnis

Falls der Verdacht einer Vergiftung besteht, kontaktiere zur Sicherheit die Giftnotrufzentrale.

Was ist eigentlich mit dem Fuchsbandwurm?

Wenn es um wild wachsende Nahrungsmittel geht, ist auch die Sorge um den Fuchsbandwurm ein Thema. Immer wieder hört man von den Risiken der Ansteckung und den gesundheitlichen Konsequenzen. Da die Tollwut in Mitteleuropa fast ausgerottet ist, gibt es heute mehr Füchse als früher, und sie leben zunehmend im städtischen Raum. Der Anteil infizierter Tiere hat ebenfalls zugenommen. Insbesondere Bayern, die Nordschweiz und Westösterreich gelten als Hochrisikogebiete, in denen schätzungsweise die Hälfte der Tiere betroffen ist. Eine Infektion ist sehr unangenehm und eine gewisse Sorge deshalb berechtigt.

Trotz der weiten Verbreitung infizieren sich in Deutschland lediglich zwei Dutzend Menschen pro Jahr mit dem Fuchsbandwurm. Dem größten Risiko sind Menschen in der Land- und Forstwirtschaft ausgesetzt sowie Halter von Hunden und Katzen in Waldnähe, die freien Auslauf haben und nicht regelmäßig entwurmt werden.

Gleichwohl könnten bodennah wachsende Beeren, Wildkräuter oder Fallobst mit dem Kot infizierter Tiere kontaminiert sein. Um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren, solltest du bodennah gesammelte Pflanzen und Früchte, insbesondere aus Hundeauslaufgebieten, vor dem Verzehr sorgfältig waschen. Nach Kontakt mit Haustieren ist es zudem empfehlenswert, die Hände gründlich zu waschen und die Tiere regelmäßig entwurmen zu lassen. In Risikogebieten empfiehlt die Medizinische Fakultät der Universität Würzburg eine der folgenden Maßnahmen, um den Erreger sicher unschädlich zu machen:

Einfrieren bei

– 80

°C

für wenige Tage (im normalen Haushalt nicht möglich)

Erhitzen über

60

°C

für wenige Minuten

Erwärmen auf

45

°C

bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 85

% für ein paar Stunden

Trocknen bei

25

°C

bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 25

% für wenige Tage

Reifezeit ist relativ

Im Umschlag des Buches findest du einen Erntekalender, der dir einen guten Überblick über die Ernte- und Reifezeit der geläufigsten Stadtpflanzen gibt. Viele davon kannst du das ganze Jahr über ernten, je nachdem, welchen Teil du verwenden und was genau du damit machen möchtest. Einige Beispiele:

Löwenzahnstängel

sind am wirksamsten, wenn die Blüte noch gelb ist. Die Blätter kannst du die ganze Vegetationsperiode über essen, und die Wurzeln sind im Herbst am gehaltvollsten).

Unreife, grüne

Walnüsse

kannst du bereits im späten Frühjahr sammeln und einlegen. Dagegen sind die Nüsse, wie du sie vom Adventsteller kennst, erst ab Oktober reif.

Vom

Holunder

sind die Blüten im Frühling und die roten Beeren im Herbst verwendbar.

Ein

Apfel

ist pflückreif, wenn er sich samt Stiel locker vom Zweig lösen lässt. Das heißt aber nicht automatisch, dass er genussreif wäre. Klaräpfel sind direkt vom Baum essbar, lassen sich aber nicht lagern. Ein Boskoop dagegen muss nach der Ernte noch einige Wochen lang lagern, um dann im Winter genussreif zu sein.

Auch Wettergeschehen und Klima wirken sich auf Sammel- und Erntezeiten aus. Während in einem Teil des Landes noch fleißig Holunderblüten gepflückt werden, sind diese in einem anderen Teil bereits verblüht – im Jahr darauf kann es umgekehrt sein. Wie du siehst, handelt es sich hier um ein spannendes Thema, so vielfältig wie die Natur selbst. Im Rezeptteil findest du deshalb verschiedene jahreszeitlich passende Anwendungen. Wenn du mehr über Saisonalität und Verarbeitung erfahren möchtest, nimm am besten an einer Kräuterwanderung oder einer organisierten Ernteaktion teil.

Recht und Gesetz

Wenn du essbare Städte nutzen und gestalten möchtest, ist es unbedingt notwendig, die Eigentums- und Besitzverhältnisse, den Naturschutzstatus der Pflanzen und Flächen sowie den Unterschied zwischen kultivierten und wilden Pflanzen zu berücksichtigen.

Die Handstraußregel des Bundesnaturschutzgesetzes (§39 III BNatSchG) erlaubt dir, die Früchte wild lebender Pflanzen in der Natur für den privaten Gebrauch pfleglich zu entnehmen – vorausgesetzt, es besteht kein Betretungsverbot, und es handelt sich nicht um ein Naturschutzgebiet. Ein Betretungsverbot kann es für private Wälder oder Felder geben. Eine private Erntetour im Stadtwald oder -park ist deshalb meist unbedenklich.