Gemeinsam den Schulhof gestalten - Thomas Stadelmann - E-Book

Gemeinsam den Schulhof gestalten E-Book

Thomas Stadelmann

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Beschreibung

Der Schulhof ist Teil des Lebens- und Erfahrungsraums aller Schüler*innen. Deshalb muss die Gestaltung in die pädagogische Planung einbezogen werden. Denn der Ort ist mitentscheidend für ein gutes soziales Miteinander, das Lernen und die  allgemeine Atmosphäre einer Schule. So ein Schulhof muss mehr sein als ein asphaltierter Platz mit ein paar Spielgeräten. Er sollte immer naturnaher Lernort sein, den Kinder maßgeblich mitgestalten dürfen. Wie das gelingt, zeigt das Buch u.a. anhand vieler Informationen, inspierierender Beispiele und anregender Bilder. 

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Qualität in Ganztag, Hort und Schulkindbetreuung

GEMEINSAM DEN SCHULHOF GESTALTEN

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2023

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Coverfoto: © Thomas Stadelmann, Freiburg

Fotos im Innenteil: © Thomas Stadelmann, Freiburg; © Julia Killeit: S. 55, S. 75 (o. l., o. r.), S. 76 (o. l, o. r.), S. 77 (u.), S. 83 (o.), S. 87 (o. l., o. r., u. l.); GettyImages: S. 57 (o. r.) © Fat Camera, S. 72 © Silvia Jansen, S. 77 (o. l.) © dimid, S. 77 (o. r.) © altanakin, S. 87 (u. r.) © xxmmxx; S. 90 © Kita Hiddestorf

Gesamtgestaltung und Satz: Sabine Ufer, Annett Jana Berndt

E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe

ISBN (Print): 978-3-451-39083-8

ISBN E-Book (EPUB): 978-3-451-82623-8

ISBN E-Book (PDF): 978-3-451-82625-2

Inhalt

Einleitung: Es gibt viel zu tun, packen wir’s an!

KAPITEL 1: Gut zu wissen

1. Spielen heißt lernen heißt spielen …

2. Qualitätsstandards (Nutzung)

3. Planerische Grundlagen

4. Bildung ohne Grenzen

KAPITEL 2: Gemeinsam den Schulhof gestalten

1. Zur Notwendigkeit der Partizipation bei der Schulhofgestaltung

2. Drei Stufen der Partizipation

3. Formen der Partizipation

4. Schritt für Schritt: Mitbeteiligungsmodelle in Planung und Umsetzung

Praxisbeispiel: Wegbegleiter bauen

KAPITEL 3: toben, rennen & chillen auf dem Schulhof

1. Bewegen

2. Entspannen

Praxisbeispiel: Weidenbauten

KAPITEL 4: Entdecken, erleben & lernen auf dem Schulhof

1. Mit allen Sinnen

2. Die vier Elemente erleben

3. Mit Kopf, Herz und Hand

Praxisbeispiel: Mathe meets Kunst

4. Grünes Klassenzimmer

KAPITEL 5: Natur beobachten, verstehen & schützen auf dem Schulhof

1. Den Schulhof entsiegeln, begrünen, beleben

2. Im Garten arbeiten

3. Biologische Vielfalt erleben

4. Nachhaltigkeit lernen – Zukunft gestalten

5. Fazit

AUSBLICKE

Verwendete Literatur und Tipps zum Weiterlesen

Der Autor/Dank

Einleitung: Es gibt viel zu tun, packen wir’s an!

„Unsere Schulen sind die Orte, an denen die Zukunft unseres Landes heranwächst. (…) Gute Schulhöfe fördern die Kreativität unserer Kinder und sind die beste Zukunftsinvestition, die wir leisten können.“

Barbara Hendricks, Bundesumweltministerin, 2013–2018

Die Aufgaben schulischer Ausbildung werden sich in den kommenden Jahren weiter verändern. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Vorstellungen über effektive Lernaktivitäten, die Einrichtung von Klassenzimmern und die Anforderungen an eine kindorientierte Schulhausarchitektur gewandelt, also auch die Anforderungen an die Schulhofgestaltung. Der asphaltierte Pausenhof mit wenigen Sportgeräten war gestern. „Schule“ wird nicht mehr als abgeschlossener Lern-Raum betrachtet, sondern als Ort des Lernens und gleichermaßen als Ort des Lebens – als Lebensraum. Was bedeutet das für die Schulhofgestaltung?

Wie sieht ein guter Schulhof aus? Wie kann der Pausenhof zum „Bildungsraum“ werden, der als „Klassenzimmer im Freien“ ebenso funktioniert wie als Raum für vielfältige Selbst(lern)erfahrungen, allein oder in der Gruppe? Wie kann sich ein Schulhof zu einem offenen Lernort entwickeln, der gleichzeitig den Kindern die Chance bietet, auch mal außerhalb der Sicht der Erwachsenen zu agieren, vielleicht einfach mal „die Seele baumeln zu lassen“?

Diese Fragen möchte ich auf den folgenden Seiten beantworten und mit vielen Fotos Inspirationen liefern: Wenn wir die Außenwelt und den Lebensalltag der Kinder als eine wichtige Quelle von Lernerfahrungen begreifen, werden wir das Schulgelände als ein wertvolles Mittel zum – fächerübergreifenden – Lernen entdecken.

Es geht im Folgenden nicht um die Darstellung eines 1:1 nachahmenswerten Vorbilds oder eine Schablone für den „schönsten Schulhof“. Ich möchte Sie einladen, sich auf den Prozess der Schulhofgestaltung einzulassen. Einige der vorgestellten Beispiele sind mit wenig Geld und viel Fantasie leicht umsetzbar, andere sind aufwendiger. Alle aber bieten die Chance, gemeinsam mit den Kindern zu planen und zu gestalten. Denn das wichtigste Qualitätskriterium eines guten Schulhofs ist ganz leicht auf den Punkt gebracht: Ein guter Schulhof ermöglicht Partizipation. Kinder wollen mitmachen, mitbestimmen und mitgestalten – und sie haben das Recht dazu (Art. 12 Kinderrechtskonvention). Der Schulhof muss für die Kinder attraktiv sein, ihren Bedürfnissen entsprechend gestaltet werden. Gründliche Planung, am besten in einem Team von Eltern, Schukindern, Lehr- und pädagogischen Fachkräften, evtl. gemeinsam mit Experten, ist wichtig. Dann kann der Schulhof zu einem spannenden Ort der Begegnung, des Lernens und der Entspannung werden.

Es gibt viel zu tun, packen wir’s an!Ihr Thomas Stadelmann

KAPITEL 1

Gut zu wissen

„Schulhöfe sind Orte der Begegnung, des Lernens und der Entspannung.“

Aus dem Leitfaden „Schulhöfe kinderfreundlich gestalten“,

Stadt Freiburg, 2010

„Spielplatz ist überall“ ist unser Aufruf, Spielräume für Kinder zu schaffen in Zeiten, wo diese Orte immer schwieriger zu finden sind. Insofern muss ein Schulhof auch Spielplatz sein. Zumal außerhalb der Schulzeiten in vielen Städten die Schulhöfe zum Spielen geöffnet werden. Aber was unterscheidet einen Spielplatz von einem Schulhof?

Der Schulhof ist viel mehr als nur ein Ort, der in den Pausen als Aufenthaltsraum oder zum Austoben genutzt wird, sondern bestenfalls als Lehr- und Lernort Tag für Tag Teil des Bildungsgeschehens auf einem Schulcampus.

1. Spielen heißt lernen heißt spielen …

Spielen ist Lernen und Lernen kann Spiel sein. Im Gegensatz zum rein kognitiven Lernen fördert das Spiel den ganzen Menschen, seinen Körper, seinen Geist und deren Harmonie. Spiel bildet Kompetenzen für die individuelle Lebensbewältigung aus. Ohne jedes Zutun betätigt sich das Kind auf dem Außenspielgelände als sein eigener Lehrmeister. Es sorgt selbst dafür, dass keine körperliche, sinnliche, verstandesmäßige, soziale Fähigkeit zu kurz kommt.

Allerdings bieten Schulhöfe und Spielmaterialien, die von einer standardisierten Lebensferne und Künstlichkeit geprägt sind, diese Chancen nicht. Sie sind eher dazu angetan, ein System zu stabilisieren, das auf einem erwachsenenzentrierten Weltbild basiert. Da Kinder vom Denken und Handeln in Gesellschaft, Politik und Verwaltung vor allem zu den „Betroffenen“ zählen, sind wir aufgefordert, ihre Interessen wahrzunehmen, zu achten und anzuerkennen. Dementsprechend werden Schulhöfe auch immer daran zu messen sein, inwieweit sie Achtung vor der Persönlichkeit, dem Selbstbestimmungsrecht und dem Entwicklungsbedürfnis der Kinder vermitteln.

Spielen ist aktives, autonomes Lernen für das Leben, und vor allem hier können Kinder lebenswichtige geistige Kompetenzen und körperliche Fähigkeiten erwerben und vervollkommnen. Es ist die „verspielte“ Form des Weltbegreifens, die das Kind zum Akteur seiner Entwicklung macht. Es öffnet den Blick für selbstbewusste Formen einer elementaren Lernkultur, die auf Freiwilligkeit und Neugierde basiert.

Die Schlüssel dazu sind großzügige Spielräume drinnen und draußen, das heißt Schulhöfe, bei denen Erfahrungs- und Handlungsorientierung für die Kinder im Vordergrund stehen und die vielfältige Wahrnehmungs- und Bewegungsanreize schaffen.

Kugelbahnen

Tipp

Stellen Sie „Echtzeug“ und Naturmaterialien als Spielmaterial zur Verfügung. Inspiration bietet: Udo Lange: Freispielimpulse für draußen, Herder 2022.

2. Qualitätsstandards (Nutzung)

Wie oben bereits erwähnt, ist die Qualität eines Schulhofs auch daran zu messen, inwieweit bei der Gestaltung die (Entwicklungs-)Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt wurden. Folgende Lebensthemen von Kindern im Grundschulalter hat die Entwicklungspsychologin Oggi Enderlein herausgearbeitet. Sie bieten eine wichtige Orientierung für die Schulhofgestaltung:

1. Bewegung, Geschicklichkeit, Körpererfahrung

2. Eigenständige Aktivitäten, Welterkundung

3. Begegnung mit anderen Kindern, Rückzug, Erholung

4. Wissen und Können erwerben

5. Nützlich sein (Enderlein 2015: 50)

Daraus lässt sich erkennen, dass ein Schulhof, dessen Gestaltung sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert, multifunktional sein muss. Die Flächen sollten den vielfältigen, ganz unterschiedlichen Bedürfnissen Raum geben.

Ein Schulhof

• … ermöglicht Partizipation – Verantwortung von Anfang an (nützlich sein)

• … ermöglicht Bewegung

• … ist Entdecker-, Lern- und Forscherraum zugleich

• … verfügt über bewegliche Gegenstände

• … bietet Raum für Ruhe und Rückzug

• … verfügt über Flächen für freies Spiel

• … bietet Plätze für Kommunikation

• … hat Flächen für Unterricht im Freien

• … zieht keine Grenzen, sondern funktioniert integrativ, er ist barrierefrei

• … ist naturnah und nachhaltig

• … bietet Schutz vor Regen und Kälte

• … lässt außerschulische Nutzung zu

• … ermöglicht informelle Sportangebote

Dieses Buch zeigt ausgehend von diesen Qualitätsstandards, was einen guten Schulhof ausmachen kann – mit vielen reich bebilderten Praxisbeispielen. Es liefert Anregungen und soll ermutigen, sich auch in kleinen Schritten auf den Weg zu machen, um den Schulhof zu verändern.

3. Planerische Grundlagen

Die Gestaltung eines Schulhofs ist keine leichte Aufgabe, denn es geht darum, ganz unterschiedliche Bedürfnisse – manchmal einander entgegengesetzte – unter einen Hut zu bringen. Das Spannungsfeld ergibt sich zwischen den Bedürfnissen und Wünschen nach freier Entfaltung in Spiel und Bewegung beziehungsweise Rückzugszonen und Kommunikationsbereichen der Schulkinder, den nötigen allgemeinen Sicherheitsanforderungen sowie der Aufsichtsverantwortung der pädagogischen Lehr-/Fachkräfte. Weitere Anforderungen ergeben sich, wenn der Schulhof auch als öffentlicher Spielort zur Verfügung stehen soll.