Generation Aussteiger - Robert Busch - E-Book

Generation Aussteiger E-Book

Robert Busch

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Beschreibung

Was ist der Sinn des Lebens und wie kann ich ihn finden? Die Geschichte eines jungen Mannes, der zwischenzeitlich alle Hoffnung verlor und mit der Hilfe einer Therapie wieder zu sich selbst fand. Der Weg zum Absturz und der darauf folgende Aufstieg aus der Sicht eines sogenannten Aussteigers.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Robert Busch

Generation Aussteiger

© 2019 Robert Busch

Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-7482-5312-9

Hardcover:

978-3-7482-5313-6

e-Book:

978-3-7482-5314-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Vorwort

„Was möchtest Du einmal werden,

wenn du groß bist ?“

Eine scheinbar offen formulierte Frage, mit der sich so ziemlich jeder Heranwachsende früher oder später konfrontiert sieht.

Doch ganz so offen, wie es scheint, ist diese Fragestellung nun auch wieder nicht. Vielmehr geht es darum mit welcher beruflichen Tätigkeit der oder die Befragte Teil der Arbeitswelt werden möchte, um sich darüber als Mitglied der Gesellschaft zu identifizieren.

Bereits sehr früh wird versucht so ziemlich jedes kindliche Interesse in ein mögliches Berufsfeld zu pressen.

„Du hast dich doch früher so für Tiere interessiert, wäre Tierarzt nicht etwas für Dich?“

Die Folge ist eine Generation, die gerne „was mit Medien machen würde“ (schaut gern fern), Model wird (interessiert sich für schöne Kleidung) oder aber auch nach einem Managerposten strebt (erteilt anderen gerne Anweisungen).

Die ältere Generation zeigt gerne mit dem Finger auf sogenannte Millennials, die sich schwer damit tun ihren Platz in der Gesellschaft finden. Wir seien zu individualistisch und sensibel, früher hätte es so etwas nicht gegeben.

Das mag so auch stimmen. Früher trafen Eltern oftmals die Entscheidung welchen beruflichen Weg ihr Nachwuchs einschlägt. Doch mit der neugewonnenen Freiheit geht auch die Verantwortung einher die „richtigen“ Entscheidungen zu treffen.

Doch wer definiert Richtig und Falsch? Gibt es diese Kategorien überhaupt?

Viele in unserer Elterngeneration haben wirtschaftlich betrachtet in der Tat eine große Leistung vollbracht. Man hat Eigenheime finanziert, Geld für das Studium der Kinder gespart und ihnen mittels zahlreicher Fernurlaube die Welt gezeigt.

Dieser Reichtum wurde jedoch häufig unter Schädigung der Umwelt und der eigenen Gesundheit erwirtschaftet. Manch ein Ökonom bezeichnet die 80er Jahre als die Geburtsstunde des sogenannten „Raubtierkapitalismus“.

Es ist nicht alles Gold was glänzt.

Was bringt mir unendlicher Reichtum, wenn ich 18 Stunden am Tag arbeite und keine Zeit habe diesen zu geniessen? Was bedeutet Work-Life-Balance eigentlich?

Wie lässt sich „Schaffe, schaffe Häusle bauen“ mit „finde Dich Selbst“ unter einen Hut bringen?

Als Millennials leben wir diesen inneren Konflikt, wie kaum eine Generation vor uns aus. Die Freiheit alles sein zu können, was man möchte, kann auch erdrückend sein.

Ein sich stetig weiter spezialisierender Arbeitsmarkt führt dazu, dass es vielen gar nicht möglich ist ihre berufliche Tätigkeit überhaupt zu beschreiben. Wie soll man daraus seine Identität beziehen?

Politisches Engagement, künstlerische Tätigkeiten und ungezügelter Hedonismus sind keine Neuentdeckung unserer Generation, aber wir gefallen uns darin eine Identität abseits vom Arbeitsmarkt zu entwickeln.

Es geht mir nicht darum dies zu bewerten, sondern es aus eigener Erfahrung zu beschreiben.

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens verlor ich zwischenzeitlich den Glauben an dessen Existenz. Scheinbar ziellos irrte ich durch ein Labyrinth an Möglichkeiten und verlor dabei fast meinen Verstand. Alkohol, Drogen und die Suche nach der großen Liebe vernebelten meine Sinne bis ich beschloss, dass sich in meinem Leben grundlegend etwas ändern müsse.

Diese Geschichte ist keine Handlungsanleitung zum Ausstieg oder eine Glorifizierung von ausuferndem Verhalten. Es ist nicht mehr und nicht weniger als die Beschreibung meiner eigenen Erfahrung auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes habe ich die Namen meiner Freunde und Wegbegleiter aus dem deutsch-sprachigen Raum in dieser Geschichte geändert. Da es für den Handlungsstrang nicht entscheidend war, habe ich drei Personen weggelassen, die dennoch eine sehr bedeutsame Rolle in meinem Leben einnahmen und noch immer einnehmen.

Ich glaube fest daran, dass wir aus Fehlern lernen und kann voller Stolz behaupten unglaublich vieles in meinem Leben „falsch“ gemacht zu haben. Die Erfahrungen aus der Summe meiner Fehler hat mich gleichzeitig zu der Person gemacht, die ich heute bin.

Für Jugendliche, die sich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens befinden.

Für Eltern, die besorgt um ihre Kinder sind.

Für Aussteiger und die, die daran denken.

Für die Kritiker der Millennial Generation, denen Personen wie ich ein Dorn im Auge sind.

Viel Spaß beim Lesen.

1. Anfänger.

1.1. Gitarren und Dosenbier.

Der Grundstein für diese Geschichte wurde durch einen örtlichen Verein gelegt. Ein Skiclub in Hessen.

Wo sonst hat man die Möglichkeit ohne Eltern für eine Woche in die Berge zu fahren, um die menschliche Belastungsgrenze für Alkoholkonsum auszuloten?

Im zarten Alter von 13 Jahren durfte ich das erste Mal auf eine solche Skifreizeit mitfahren.

Über 60 Jugendliche auf Tour und das beaufsichtigt von jungen Erwachsenen, die mehr mit sich selbst als mit dem Jugendschutzgesetz beschäftigt waren.

Meine erste Skifreizeit zeigte mir auf, dass das Leben aus mehr als guten Noten und Tennistraining bestehen kann.

Da war ein junger Mann, der in der Lage war eine ganze Palette Dosenbier alleine zu trinken. Eben jener Typ spielte dazu Gitarre und schien sich bei seinen Jungs größter Beliebtheit zu erfreuen.

Meine Fähigkeiten an der Gitarre und am Dosenbier waren zu der Zeit noch sehr begrenzt und ich beschloss, dass sich das schleunigst ändern müsse.

1.2. Erfolgsrezepte

Wie sonst solle man eine junge Frau für sich begeistern können ?

Im Mikrokosmos solcher Jugendfahrten schien es als seien übermäßiger Alkoholkonsum, rebellisches Verhalten und Kraftmeierei ein sicherer Weg in die Herzen der jungen Damen.

Der Erfolg gab den älteren Recht und es wirkte alles sehr logisch. Der coolste Typ kriegt die coolsten Mädels und cool sein definiert sich nicht über gute Noten, sondern über Taten.

Es war an der Zeit neue Grenzen auszuloten und sich dabei möglichst nicht zum Affen zu machen. Nicht ganz einfach, wenn man (noch) keinen Alkohol verträgt, nicht weiß wie man einen Joint rollt und den meisten Altersgenossen körperlich unterlegen ist.

Aber irgendwo muss man ja schließlich anfangen.

1.3. Das Clausthaler Desaster.

Bereits vor unserer zweiten Skifreizeit beschlossen mein guter Freund Alexis und ich, dass es dieses Mal an der Zeit war ordentlich einen zu trinken.

Zu unserem Glück teilten wir uns für die Woche ein Zimmer mit Eduard und Kurt, die ähnliches planten. Wir verstanden uns auf Anhieb prächtig.

Nach dem ersten Tag auf der Piste nutzten wir unsere freie Zeit, um den örtlichen Supermarkt aufzusuchen. Völlig überfordert von der üppigen Auswahl entschieden Alexis und ich uns für ein paar Büchsen „Clausthaler“, da wir diese Marke vom Hörensagen bereits kannten.

Voller Stolz nicht nach dem Alter gefragt zu werden, bezahlten wir und freuten uns auf einen glorreichen Abend in der Herberge.

Unsere Zimmergenossen hatten ein paar Dosen Bier von zu Hause mitgebracht, da sie davon ausgingen, es sei schwer als minderjähriger alkoholische Getränke zu kaufen.

Nach dem Abendessen verzogen wir uns in unser Zimmer und freuten uns auf den anstehenden Rausch. Nach einer halben Stunde hatte jeder von uns bereits zwei Dosen Bier getrunken.

Wie aus dem nichts musste sich Eduard plötzlich übergeben. Er hatte seine dritte Dose auf Ex getrunken und sich damit offensichtlich etwas übernommen.

Alexis und ich waren noch immer bester Dinge und erstaunt, wie gut wir Alkohol vertragen, im Gegensatz zu den anderen beiden.

Plötzlich öffnete sich die Tür und zwei unserer Betreuer kamen ins Zimmer. Einer dieser Betreuer war der große Bruder von Eduard, sichtlich angetrunken, aber in der Rolle der Autoritätsperson.

Konsequent forderten sie uns auf das restliche Bier herauszurücken und versprachen uns, wenn wir uns nicht noch mal erwischen lassen, die Sache auf sich beruhen zu lassen.

Eduard war im Badezimmer immer noch damit beschäftigt sich sein Abendessen durch den Kopf gehen zu lassen, als ich plötzlich ein lautes Lachen unserer Betreuer vernahm.

„Clausthaler is alkoholfrei ihr Deppen !“

Eduard ging unbestraft aus der Nummer raus. Alexis und ich erfuhren die Höchststrafe. Es sprach sich herum, dass wir versucht hatten uns mit alkoholfreiem Bier zu betrinken. Das ging mächtig nach hinten los.

1.4. Erste Annäherung.

Da wir nicht das einzige Zimmer waren, dass sich am ersten Abend daneben benommen hatte, war für den zweiten Abend Anwesenheitspflicht im Aufenthaltsraum der Herberge.

Alle Teilnehmer über 16 Jahren durften Bier trinken und es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass auch wir welches abbekamen.

Ich merkte bereits nach kurzer Zeit einen deutlichen Unterschied zu unserer „Clausthaler Erfahrung“ vom Vorabend.

Einer der Älteren bemerkte dies und behauptete, dass eines der Mädels ein Auge auf Alexis geworfen hatte. Er solle sein Glück bei ihr versuchen. Eine haltlose Behauptung, wie sich später herausstellte.

Einige Zeit später spielte eben jene junge Dame Tischfussball. Wir standen in Sichtweite und unter deutlichem Alkoholeinfluss.

„Wenn du ihr auf den Arsch haust kriegst du ein Bier von uns“ wurde Alexis von den älteren Jungs angestachelt.

Er zögerte nicht lange und gab ihr einen Klaps auf den Hintern, vielleicht konnte so die Schmach vom Vorabend ausgeglichen werden ?

Falsch gedacht.

Sie drehte sich um und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Die Musik verstummte. Alle schauten ihn an, während sein Opfer heulend aus dem Raum rannte.

Wir lernten unsere Lektion und verwendeten diese „Strategie“, um uns Frauen anzunähern nie wieder.

1.5. Die Katze.

Nicht alle Jugendlichen machten eine derart unglückliche Figur, wie Alexis und ich. Es wurden große „Heldentaten“ vollbracht.

Unser Aufenthaltsraum war reichlich geschmückt mit ausgestopften Tieren, unter anderem einer Katze. Die Truppe rund um unseren Dosenbier trinkenden Gitarristen machte sich einen Spaß daraus eben jene Katze nachts durch die Zimmer wandern zu lassen. Wandern ist das falsche Wort, vielmehr wurde eben jene ausgestopfte Katze dazu verwendet auf bereits schlafende, meist betrunkene, Freunde geworfen zu werden.

Am nächsten Tag zeigten sich unsere Betreuer recht ungehalten und drohten damit, dass der nächste, der die Katze auch nur anfasst, heim geschickt wird.

Man könnte meinen, dass die Geschichte dadurch beendet wurde. Weit gefehlt.

Ohne zu wissen was passiert ist wurden wir am Folgeabend alle aufgefordert nach dem Abendessen im Speiseraum zu bleiben, da unsere Betreuer etwas zu verkünden hatten.

Wie sich herausstellte wurde die Katze inzwischen rasiert, geduscht und teilweise angezündet. Großes Gelächter unter uns Jugendlichen und beinhartes Schweigen der Täter ließ unseren Betreuern keine andere Wahl als aufzugeben.

Die ausgestopften Tiere wurden bis zum Ende der Woche sicher in der Garage des recht erzürnten Herbergsvaters verschlossen.

Niemand wurde bestraft und die Geschichte machte nach der Freizeit schnell die Runde und wurde als Beleg für die „coolness“ der Verdächtigen archiviert.

So leicht ist das also.

2. Schulübergreifende Freundschaften

2.1. Tristan und Peter.

Ein Vorteil dieser Jugendfahrten war in erster Linie, dass sich unser Bekanntenkreis auf einen Schlag enorm vergrößert hatte.

Alexis und ich besuchten verschiedene Schulen und waren durch unseren etwas abgelegenen Heimatort verbunden. Nach der Skifreizeit änderte sich unser Freizeitverhalten schlagartig.

Es bildete sich ein erweiterter Freundeskreis aus Jugendlichen von verschiedenen weiterführenden Schulen in unserem Kreis. Der gemeinsame Nenner war unser neuentdecktes Faible für Alkohol und zügelloses Verhalten.

Die ehrenamtlichen Helfer des Skiclubs waren dabei, wenn auch unfreiwillig, eine große Hilfe.

Nur wenige Wochen nach unserer Skifreizeit wurde ein „Nachtreffen“ ausgerufen. Es war die Rede von einem DJ und wir wurden ermutigt auch Freunde mitzubringen, die nicht auf der Freizeit dabei waren.

Uns war klar was die Stunde geschlagen hatte. Alexis und ich fanden einen Weg unseren Eltern zu erklären, dass wir an dem Abend bei einem Freund übernachten müssten.

Dass an eben jenem Abend fast zehn Jugendliche bei Tristan übernachten sollten wurde dadurch begünstigt, dass seine Eltern an diesem Wochenende verreist waren.

All das verschleierten wir jedoch geschickt vor unseren Eltern und zu unserer Überraschung ging der Plan voll auf.

Auch das Problem mit der Alkoholbeschaffung war aus der Welt, da Tristan seit kurzem mit Peter befreundet war. Peter war bereits 17 und durfte somit Bier kaufen.

Peter war ein faszinierender Typ für uns. Er rauchte bereits Joints, trank übermäßig viel Alkohol und hatte ein recht lockeres Mundwerk. Sein Hang zur Selbstzerstörung beeindruckte uns. Ihm war alles egal.

2.2. Party Hard.

Endlich war es so weit. Um uns auf den Abend vorzubereiten trafen wir uns bereits am Nachmittag bei Tristan zu Hause. Peter enttäuschte uns nicht und brachte Alkohol sowie Dope mit.

Zur gleichen Zeit trafen sich vermutlich auch die anderen Jugendlichen in ihren eigenen Bezugsgruppen für den Abend. Alle mit ähnlichen Zielen.

Auf der Busfahrt zum Sportpark, wo diese Party stattfand, trafen wir bereits auf bekannte Gesichter von der Skifreizeit.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits betrunkener als erhofft und taten unser Bestes, um uns nichts anmerken zu lassen.

Am Veranstaltungsort angekommen erwartete uns laute Musik, Nebelmaschinen, Mädels mit Make-up und mehr Getränke als nötig. Was soll da noch schiefgehen?

Die Party endete relativ schnell für uns.

Tristan brach plötzlich vor unseren Augen zusammen und verlor das Bewusstsein. Peter war bereits zur Stelle und versuchte ihn mit ein paar Backpfeifen zu reanimieren. Mit Erfolg.

Uns war aber auch klar, dass sich hieraus weitere Probleme ergeben könnten und niemand etwas mitbekommen sollte.

Also rief ich meinen besten Kumpel Dan an. Dan hatte einen ziemlich coolen Stiefvater, der bei uns allen sehr beliebt war. Nachdem ich ihm die Situation erklärt hatte machte sich sein Stiefvater auf den Weg.

Er packte Tristan ins Auto und fuhr ihn nach Hause. Uns nahm er trotz heftiger Proteste auch gleich mit. Nachdem er uns alle zu Tristan nach Hause gebracht hatte fiel uns ein Stein vom Herzen.

Peter durfte allerdings nicht mit, da sich alle schnell einig waren, dass er die Schuld trug an Tristans Ausfallerscheinungen. Er war plötzlich der Typ, den man meiden sollte, wenn man keinen Ärger möchte. Wir wollten aber Ärger und vertieften unsere Freundschaft mit ihm.

2.3. Geplantes Abstürzen.

Die Ereignisse polarisierten unseren Freundeskreis in den folgenden Wochen.

Mein guter Freund Dan war der Meinung, dass uns das eine Warnung sein sollte und sein Stiefvater uns nicht jedes Mal retten könne. Peter wiederum war der Meinung wir müssten nur mehr üben, um solche Grenzsituationen zukünftig zu vermeiden.

Ich war Peter’s Meinung.

In der Folgezeit verbrachte ich mehr und mehr Zeit mit Eduard, Kurt, Tristan und Peter. Ich wollte dazugehören.

Nicht zuletzt, weil in dieser Runde auch oft Mädels zugegen waren, für die ich mich mehr und mehr interessierte.

Da wir nicht jedes Wochenende auswärts übernachten konnten mussten Alternativen her. Da kam es uns sehr gelegen, dass es zu dieser Zeit in Frankfurt die sogenannte „NFL Europe“ gab.

Das Konzept ist schnell zusammengefasst. Ein ganztägiges Football Event mit 50 000 Menschen in einem Stadion, bei dem der Sport eher eine untergeordnete Rolle spielt. Wir kannten noch nicht einmal die Regeln.

Aber wir wussten, dass der Spaß um 13 Uhr beginnt und erst am späten Abend endet. Für uns eine Einladung zum Trinken.

Für gewöhnlich trafen wir uns gegen 11 Uhr, um den nötigen Alkohol zu besorgen. Recht schnell fanden wir heraus, dass Obdachlose bereit waren für uns Getränke zu kaufen, wenn wir ihnen etwas abgeben.

Man durfte gefüllte Kanister mit ins Stadion nehmen und unsere Wahl fiel auf Apfelwein, da dieser nicht so schnell absteht wie Bier. Jeder von uns hatte drei Liter Apfelwein in den Armen als wir uns auf den Weg ins Stadion machten.

Die Idee ist schnell erklärt. Wir tranken so schnell wie es nur ging, damit wir unseren Zenit der Trunkenheit in etwa gegen 16 Uhr erreicht hatten. Das Spiel selbst, das gegen 19 Uhr begann, diente lediglich als Zeit um wieder auszunüchtern.

Wenn alles glatt lief waren wir nach dem Spiel wieder in der Lage guter Dinge nach Hause zu gehen. Das hat meistens auch ganz gut geklappt. Aber nicht immer.

2.4. „Soll ich euch auch ein paar Schnaps mitbringen?“

Warum eigentlich nicht dachten wir uns und orderten ein paar Fläschchen von dem billigsten Schnaps, den es zu der Zeit eben gab. Fränkische Pflaume.

Dan und ich waren davon überzeugt, dass da nix schiefgehen kann. Also machten wir uns mit unseren Äppler-Kanistern auf den Weg ins Stadion.

Da wir die Schnapsfläschchen unmöglich ins Stadion schmuggeln konnten war uns klar, dass diese bereits auf dem Weg getrunken werden müssten.

Es war ein heißer Frühsommertag und wir hatten kaum etwas gegessen. Es kam wie es kommen musste. Bis etwa 16 Uhr lief alles wie geplant. Wir waren eine Gruppe von etwa 20 Jugendlichen und hatten bereits alle Schlagseite. Dan und ich waren so gut drauf wie selten zuvor.

Wir tanzten in der Menge, sprachen wildfremde Menschen an und bildeten uns ein endlich erwachsen zu sein. Kurz darauf wurde mir etwas schwindelig und ich beschloss mich für einen Moment in den anliegenden Wald zurückzuziehen. Dort musste ich mich heftig übergeben. Danach ging es mir gefühlt etwas besser und ich beschloss diesen Fauxpas für mich zu behalten und kehrte zurück zu den anderen.

Besser gesagt ich versuchte es. Leider war plötzlich alles recht verschwommen und ich hatte keine Chance meine Freunde im Gewühl von 50 000 Menschen wieder zu finden.

Ganz genau kann ich die Ereignisse bis heute nicht rekonstruieren, aber ich weiß noch wie ich am Eingang für unseren Block im Stadion mit folgenden Worten abgewiesen wurde:

„Das ist keine Eintrittskarte, das ist ein Flyer.“

Wie gesagt meine Sicht war eingeschränkt und ich zog mich erneut zurück. Kurz darauf fand mich Eduard schlafend im Gebüsch. Er weckte mich auf und half mir dabei die Eintrittskarte aus meinem Geldbeutel zu fischen.

So hätte ich den Rest des Spiels im Stadion mitverfolgen können. Allerdings schlief ich erneut im Block auf dem Boden liegend ein und nutzte die knapp drei Stunden Spieldauer, um mich mental auf die Heimreise vorzubereiten. Wie von Zauberhand fand ich meinen Weg zur Bahn und kam pünktlich zu Hause an.

Mein Freund Dan hatte nicht so viel Glück, wie sich am nächsten Tag herausstellte.

Als sich unsere Wege trennten beschloss er bereits frühzeitig heim zu fahren, da er ebenfalls sehr betrunken war. Leider lief er dabei aber mehrfach um das Stadion herum ohne den Ausgang zu finden. Nachdem er diesen fand stieg er in die nächste ankommende Bahn und schlief dort sofort ein. Als er wieder zu sich kam, war er bereits etwa 40 Kilometer von zu Hause entfernt und auf einen Schlag stocknüchtern. Zum Glück beinhaltete die Eintrittskarte für das Stadion jegliche Bahnfahrten im gesamten Tarifgebiet und er konnte mit der nächsten Bahn wieder zurück fahren.

Wir kamen etwa zeitgleich in unserem Heimatort an und das eigentlich sensationelle daran war, dass wir beide nicht erwischt wurden. Ich verstehe es bis heute nicht, wie wir das geschafft haben.

3. Damenwahl

3.1. Bravo macht Druck.

Neben unserer Passion für Alkohol und dümmliches Verhalten gesellte sich schon bald einen neue Leidenschaft zu unseren Lieblingsbeschäftigungen.

Knutschen, „rumschieben“ und die Hoffnung auf mehr nahmen immer mehr Bedeutung für sich in Anspruch.