German Jack - Steve Granger - E-Book

German Jack E-Book

Steve Granger

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Beschreibung

Im Jahr 1888 terrorisierte der berüchtigte Jack the Ripper London. Genau 100 Jahre später, 1988, wird die Polizei darauf aufmerksam gemacht, dass die beiden Frauen, die in der Altstadt von Soest in Westdeutschland ermordet aufgefunden wurden, von einem Nachahmungstäter stammen könnten. Die Morde sind identisch mit den ersten beiden Opfern von Jack the Ripper, deshalb geben sie dem Killer den Spitznamen German Jack. Wenn German Jack denselben Weg einschlägt, weiß die Polizei, wann und in welcher Stadt die nächsten Morde geschehen werden. Sie müssen nur noch den genauen Ort und den Mörder ausfindig machen. Das stellt sich jedoch als schwieriger heraus, als zunächst angenommen. Die Polizei hat drei Verdächtige im Visier: einen psychiatrischen Krankenpfleger, einen übergewichtigen Taxifahrer und einen in der Nähe stationierten, britischen Soldaten. Kann die Polizei German Jack schnappen und genug Beweise finden, um ihn zu stoppen, bevor er wieder tötet? Oder wird er entkommen wie der ursprüngliche Ripper?

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Ähnliche


Für Anastasia: Danke, dass du an mich glaubst.

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 29

KAPITEL 30

Kapitel 31

Kapitel 32

KAPITEL 33

KAPITEL 34

Epilog

KAPITEL 1

31. August 1988

„Verdammte Scheiße, was ist das denn?“

„Geh aus dem Weg und lass mich nachsehen. Oh fuck, was für ein Gestank.“

Erster Kriminalhauptkommissar Sven Gerling schob sich um seinen langjährigen Freund und Kollegen, Kriminalhauptkommissar Gottfried Fischer, allen bekannt als Freddy, herum und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Arme Sau, wie kann man einem anderen Menschen nur so etwas antun?“

„Ich weiß es nicht, Chef, aber es ist nicht normal!“ sagte Freddy.

Sie waren zu einem Tatort vor der Sankt Maria zur Wiese Kirche, kurz Wiesenkirche genannt, im Norden von Soest gerufen worden. Die im 14. Jahrhundert erbaute Kirche ist ein imposantes Gebäude mit zwei über 81 Meter hohen Türmen, die man von der ganzen Stadt aus sehen kann. Über den Haupttoren blicken mehrere Steinfiguren auf den Kirchenvorplatz hinunter. Papst Gregor I., allgemein bekannt als Gregor der Große und die Madonna, die ihr Kind hält, waren stummer Zeugen der schrecklichen Tragödie.

Das junge Opfer lag auf dem Rücken vor dem Haupteingang. Das Blut hatte einen kleinen Teich unter und um die Stelle gebildet, an der das Opfer lag. Der größte Teil des Blutes stammte wohl von der durchgeschnittenen Kehle, es war sogar gegen die geschlossenen Türen und die Wände gespritzt. Der Rest stammte aus einer tiefen, offenen Wunde in ihrem Unterleib, wo die Eingeweide unter der Straßenlaterne in der Wiesenstraße glitzerten. Die Frau wurde in engen Jeans, einer weißen Bluse und bequemen flachen Schuhen gefunden.

„Okay,“ sagte Sven, „wir ziehen uns zurück und warten, bis die Spurensicherung kommt. Wer hat die Leiche gefunden?“ fragte er einen Polizisten, der so weit hinten stand, wie es angemessen war.

„Ich war als Erster am Tatort Herr Kriminalhauptkommissar. Wir bekamen einen Anruf von einer Frau, die in einer der Wohnungen hinter uns wohnt. Sie war auf ihrem Balkon und sagte, dass sie nicht schlafen konnte, um frische Luft schnappen zu können, als sie jemanden von der Kirche wegrennen sah.“

„Und Sie sind?“ fragte Sven.

„Polizeimeister Grünewald, Herr Kriminalhauptkommissar.“

„Weiter, was haben Sie noch?“

„Im Moment nicht viel! Wir haben heute Morgen gegen 02:30 Uhr einen Anruf auf dem Revier erhalten. Sie sagte, dass sie eine Person gesehen hat, die mit einem Beil in die Kirche eingebrochen ist und etwas gestohlen haben könnte. Das ist anscheinend schon ein paar Mal vorgekommen. Ich wurde hierhergeschickt, um nachzusehen und hatte nicht erwarte eine tote Frau hier liegen zu sehen. Ich habe mich sofort über Funk im Revier gemeldet und mir wurde gesagt, ich solle hierbleiben und die Gegend sichern.“

„OK, mein Sohn,“ sagte Sven, „Sie sehen ziemlich mitgenommen aus. Erste Leiche?“

„Ja, Herr Kriminalhauptkommissar, ich bin erst seit 4 Monaten aus der Ausbildung raus. Ich bin zur Schutzpolizei gegangen, weil mein Vater auch Polizist ist und ich in seine Fußstapfen treten wollte, aber er hat mir nie gesagt, dass ich so etwas sehen könnte.“

„Haben Sie etwas angefasst?“

„Nein, Herr Kriminalhauptkommissar, sobald ich das Blut und die Eingeweide sah, rannte ich in die Büsche und übergab mich. Ich bin nicht stolz darauf.“

„Machen Sie sich keine Vorwürfe,“ sagte Freddy. „Keiner von uns fühlt sich beim Anblick eines Mordes gut, egal wie viele man zu sehen bekommt. Was hat die Dame noch gesagt?“

„Nun, sie hörte, wie ich mich übergab und fragte mich, ob es mir gut ginge. Ich bat um ein Glas Wasser und sie kam herunter. Ich habe sie gefragt, ob sie etwas gesehen habe und sie sagte, dass sie nichts weiter gehört oder gesehen habe.“

„Wie ist ihr Name und wo finde ich sie jetzt?“ fragte Freddy.

„Äh, ich habe alles in meinem Notizbuch notiert. Hier steht es, Sabine Richter, Haus 26a, erster Stock.“

„Wir werden sie später auf dem Revier offiziell befragen müssen. Wo ist das eigentlich?“

„Wenn Sie die Straße hier hochgehen, Herr Kriminalhauptkommissar, biegen Sie links in die Krummel ein, dann rechts in die Hauptstraße und das Revier liegt nach etwa 300 Metern auf der linken Seite.“

„Gut,“ sagte Sven, „Sie bleiben hier, sorgen dafür, dass niemand in die Nähe der Kirche oder der Leiche kommt, und rufen uns an, wenn die Spurensicherung auftaucht.“

„Wo werden Sie sein, Herr Kriminalhauptkommissar?“

„Auf Ihrem Revier und trinke ein Kaffee. Es ist nicht schön, um 3 Uhr morgens geweckt zu werden und die 50 Kilometer von Dortmund aus fahren zu müssen. Ach, und bevor es viel heller wird, versuchen Sie, Ihre Schuhe und Hosen zu reinigen. Sie sind mit Karottenscheiben und mit Gott weiß was noch übersät. Sie wollen doch nicht, dass die Öffentlichkeit den Inhalt Ihrer letzten Mahlzeit auf Ihrer Uniform sieht, oder?“

„Ja, Herr Kriminalhauptkommissar, tut mir leid, Herr Kriminalhauptkommissar.“

Damit gingen Sven und Freddy zu ihrem Auto.

„Na, dein Eindruck?“ fragte Freddy.

„Schwer zu sagen, bis die Polizisten den Tatort richtig ausgeleuchtet haben und die Leiche untersucht wurde. Aber hast du gesehen, wie tief die Schnitte waren?“

„Nicht wirklich, ich hatte die meiste Zeit die Augen geschlossen. Du bist der harte Mann, ich dachte, ich überlasse es dir,“ antwortete Freddy.

Sven war nach seinem Schulabschluss im Alter von 17 Jahren zur Polizei gegangen und zunächst als normaler Polizist in seiner Heimatstadt Iserlohn eingesetzt worden. Nach 5 Jahren im Dienst bewarb er sich als Kriminalbeamter und wurde nach erfolgreicher Prüfung als Polizeikommissar nach Dortmund Eving in die Kriminalpolizei versetzt. Als eifriger und nicht schüchterner Polizist bewährte er sich schnell und wurde dann gefragt, ob er der Mordkommission beitreten wolle. Er ergriff die Chance und wurde von Dortmund Eving nach Dortmund Mitte ins Polizeipräsidium versetzt. Nachdem er die letzten 8 Jahre in dieser Abteilung gearbeitet hatte, wurde er von seinen Kollegen als guter Chef, Freund und Vertrauter angesehen. Jetzt, im Alter von 36 Jahren, war er mit seinem Leben zufrieden. Er war seit 12 Jahren mit Johanna verheiratet, einer schönen Frau, die zwei Jahre jünger war als er. Sie hatten zwei gemeinsame Kinder, zwei Mädchen im Alter von 7 und 9 Jahren. Was seine Arbeit noch befriedigender machte, war die Tatsache, dass er an der Seite seines besten Freundes Freddy arbeitete, den er schon seit der Grundausbildung kannte, als sie beide 1969 zur Polizei gegangen waren. Obwohl er Freddys direkter Vorgesetzter war, behandelte er ihn genauso wie im Dienst genauso wie im Privaten.

Sven war 172 Zentimeter groß, wog schlanke 72 kg und hielt sich durch Training in seinem örtlichen Box Club fit. In seinen 20ern war er zweimal westdeutscher Polizeiboxmeister im Weltergewicht geworden und hatte 43 Kämpfe bestritten, von denen er 36 gewonnen hatte, aber wegen seiner zunehmenden Arbeitsbelastung und seines fortgeschrittenen Alters hatte er beschlossen, nicht mehr in den Ring zu steigen. Er trainierte aber immer noch regelmäßig an den Sandsäcken und wurde oft als Sparringspartner für den Nachwuchs eingesetzt, was ihm gut tat, denn so konnte er den ganzen Druck, den sein Job mit sich brachte, abbauen.

Da er seinen Rang nie dazu nutzte, andere herumzukommandieren, war er dafür bekannt, fair, hart und freundlich zu sein. Sein Sinn für Humor und seine Schlagfertigkeit machten ihn sowohl bei Männern als auch bei Frauen beliebt und er war nicht schüchtern, wenn er Leute zum ersten Mal traf.

Freddy stammte aus Werl, eine kleine Stadt, etwa 36 km östlich von Dortmund und 15 km westlich von Soest. Er ist 180 Zentimeter groß und wiegt 90 Kilo. Nicht ganz so muskulös und nicht so fit wie Sven aber seine Anwesenheit ließ jeden Unruhestifter zweimal überlegen, ob er eine dicke Lippe riskieren wollte.

Obwohl er ein Jahr älter war, hatte Freddy erst einige Jahre nach Sven die Gelegenheit gehabt, die Uniform zu wechseln. Sobald er jedoch in der Lage war, seine "Grüne" an den Nagel zu hängen, konnte sein Freund Sven ein paar Fäden ziehen und dafür sorgen, dass er versetzt und seinem Team zugeteilt wurde.

Freddy heiratete im Alter von 20 Jahren ein Mädchen, das er seit dem Kindergarten kannte, aber nach 5 Jahren erkannten beide ihren Fehler und trennten sich einvernehmlich. Seine jetzige Frau Heike, lernte er an einem Tatort in Dortmund kennen. Sie war im Alter von 23 Jahren Opfer einer versuchten Vergewaltigung geworden, die für den Täter schiefgelaufen war. Sie war eine gutaussehende Frau mit einem schönen Körper, die sich gerne fit hielt und keine Probleme damit hatte, dem pickelgesichtigen Bastard in die Eier zu treten und ihn im Würgegriff zu halten, bis die Polizei eintraf. Freddy befragte sie am Tatort und war vom ersten Moment an verliebt in sie. Einige dieser Fragen waren für den Bericht nicht nötig, aber sie beantwortete sie trotzdem und gab an, dass sie Single sei, keinen aktuellen Freund habe und allein lebe. Er brach alle Regeln und lud sie auf einen Drink ein. Sie heirateten zwei Jahre später und waren auch nach 6 Jahren Ehe noch sehr verliebt. Sie hatten keine Kinder, aber das passte zu ihnen beide, da sie aus Egoismus ihren üppigen Lebensstil nicht aufgeben wollten.

An der Seite des jeweils besten Freundes stiegen die beiden Männer wieder in ihren silbernen Volkswagen Golf II und fuhren in die Richtung, die ihnen Polizeimeister Grünewald vorgegeben hatte. Zügig kamen sie bei der Kreispolizeibehörde Soest an. Sven parkte das Auto auf einem der Besucherparkplätze und beide betraten das Gebäude in der Walburger-Osthofen-Wallstraße.

„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte eine Stimme hinter einer Plexiglasscheibe.

„Natürlich können Sie das,“ sagte Sven und zeigte dem diensthabenden Beamten seinen Ausweis. „Wir sind von der Mordkommission in Dortmund und wurden von der Dienststelle hierhergeschickt, um bei dem Mordfall zu helfen. Aber erstmal habe ich zwei Fragen, ersten gibt es hier eine Kantine, in der wir frühstücken können, und zweitens, wer hat hier das Sagen?“

„Nun, Herr Kriminalhauptkommissar, wir haben keine Kantine aber Sie können einen Automaten finden, wenn Sie durch die Glastüren gehen, die Treppe hinauf, dann links und der Pausenraum ist auch auf der linken Seite drei Räume weiter. Was die Zuständigkeit betrifft, so wäre das normalerweise der Erster Polizeihauptkommissar Schneider, aber der ist im Moment im Urlaub und kommt erst in einer Woche zurück, also müssen Sie mit Polizeihauptkommissar Backhaus sprechen. Er ist ebenfalls oben, aber dieses Mal nicht links, sondern rechts, dass zweite Büro auf der rechten Seite, gleich nach den Toiletten.“

„Vielen Dank für Ihre präzise Auskunft, jetzt kennen wir den Laden fast schon von A-Z. Wir kommen sicher auf Sie zurück, wenn wir weitere Anweisungen benötigen. Und jetzt lassen Sie uns durch, damit wir etwas zu essen bekommen und uns auf den Weg machen können, um hoffentlich noch heute nach Hause zu kommen.“

„Viel Glück bei der Suche nach etwas Essbarem, Herr Kriminalhauptkommissar. Ich habe nicht viel Hoffnung, dass Sie etwas finden werden. Der Automat ist seit Tagen nicht mehr aufgefüllt worden.“

„Typisch. Ein Anruf in der Nacht und kein verdammtes Essen. Ok, trotzdem danke.“

Die Tür wurde aufgesperrt und die beiden Männer gingen durch die erste Tür, die die Öffentlichkeit davon abhielt, das Gebäude uneingeladen zu betreten. Sie gingen durch einen kleinen Wartebereich mit veralteten Magazinen und dem üblichen Ständer mit Polizeibroschüren darüber, wie man ein Verbrechen meldet, was zu tun ist, wenn in dein Haus eingebrochen wird usw. Vorbei am Schwarzen Brett, an dem verschiedene Seiten angeklebt waren, eine mit Werbung für einen lokalen Flohmarkt, eine andere über eine vermisste Katze namens Cindy und das übliche langweilige Zeug, das eigentlich niemand liest. 26 Treppenstufen später kamen sie im ersten Stock an, folgten der Wegbeschreibung und gingen zum Automaten in der Ecke des Pausenraums hinüber. Es war ein ganz normaler Raum mit mehreren Hartplastikstühlen, die um zwei Formica-Tische herumstanden, und einem Papierkorb mit leeren Kaffeebechern.

„Was willst du?“ fragte Sven Freddy. „Willst du das Käsesandwich mit den lockigen Enden oder willst du den letzten Mars-Riegel teilen?“

„Ich habe dir gestern gesagt, dass ich keine Schokolade essen kann, ich bin auf Diät,“ sagte Freddy.

„Ach ja, dann willst du also keine heiße Schokolade aus dem Automaten?“

„Nun, wir können Ausnahmen machen. Obwohl wir das Ende des Sommers erreicht haben, ist die Luft heute Morgen noch etwas frisch. Ja, ich nehme eine Tasse heiße Schokolade, wenn du sie kaufst.“

„Frechdachs. Ich kaufe immer. Zu Hause lebst du vielleicht wie ein König und gibst alles aus, aber bei der Arbeit bist du ein verdammter Geizhals.“

„Blödsinn,“ antwortete Freddy mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich musste gestern den Kebab bezahlen, als du plötzlich aufgestanden bist und das Café verlassen hast. Weißt du noch?“

„Irgendein Penner hat in den Eingang gepinkelt und ich bin rausgegangen und habe ihn höflich gebeten, sich zu verpissen. Und wenn ich mich richtig erinnere, hast du die Hälfte von meinem Kebab selbst verputzt. Diät! Am Arsch.“

Sven holte etwas Kleingeld aus seiner Tasche und steckte 30 Pfennig in den Automaten, drückte den Knopf und wartete darauf, dass sich der Plastikbecher füllte. Er füllte sich, aber die Substanz war nicht wie erwartet braun. Der Becher war mit einer gelblich gefärbten Flüssigkeit gefüllt und als er ihn herausnahm, sah man grüne Stücke oben schwimmen.

„Was zum Teufel ist das?“ fragte Sven niemanden besonders. „Ich habe noch nie Schokolade in dieser Farbe gesehen.“

„Oh, das tut mir leid, das war der Trottel, der die Automaten auffüllt, er hat das Pulver verwechselt. Sie sind jetzt der stolze Besitzer einer Tasse Hühnersuppe. Heiße Schokolade ist der zweite Knopf unten, der mit Kaffee beschriftet ist. Im Übrigen freue ich mich, Sie kennenzulernen! Man rief mich von unten an und sagte, Sie seien auf dem Weg nach oben. Polizeihauptkommissar Backhaus zu Ihren Diensten.“

„Ich bin der stolze Besitzer von gar nichts. Wie kann es sein, dass ein Polizeirevier keine Kantine hat, es nichts zu essen gibt und ein Legastheniker dafür zuständig ist, die Kaffeemaschine aufzufüllen? Ich wurde in den frühen Morgenstunden aus dem Bett geholt, um einen Tatort zu besuchen und bis jetzt bin ich von Soest nicht besonders beeindruckt. Im Übrigen bin ich Erster Kriminalhauptkommissar Gerling und das ist mein Kollege, Kriminalhauptkommissar Fischer.“

„Gut, kommen Sie in mein Büro, ich mache Ihnen eine Tasse Kaffee und schaue, ob ich ein paar Kekse finde,“ antwortete Backhaus und deutete an, dass sie ihm folgen sollten.

„Wenn Sie die Kekse suchen müssen, gehen Sie nach unten und fragen Sie den Polizisten an der Rezeption. Es würde mich nicht wundern, wenn er Ihnen sagen kann, in welchem Regal und in welchem Schrank sie zu finden sind,“ Sven antwortete, ohne zu schmunzeln, aber Backhaus konnte das Glitzern eines Lächelns in den haselnussbraunen Augen sehen.

„Ah ja, das ist Günther, ein netter Kerl, schon seit Ewigkeiten hier. Es wird gemunkelt, dass er auf einem Stuhl am Straßenrand saß und man die Polizeistation um ihn herum gebaut hat. Er ist ein Teil der Einrichtung. Er hat ein Talent dafür, Zeitfresser am Schreibtisch aufzuspüren und ist froh, dass er nicht rausgehen und echte Polizeiarbeit machen muss. Aber wenn Sie etwas tippen müssen, ist er Ihr Mann. Er tippt etwa 60 Wörter pro Minute ohne Fehler. Ich habe vor etwa 10 Jahren einen Schreibmaschinenkurs bei seiner Frau gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Flasche Tipp-Ex auf seinem Schreibtisch gesehen habe. Also folgen Sie mir und lassen Sie uns sehen, ob wir Ihre Kehle befeuchten können.“

Sie folgten Backhaus in sein Büro, das aus einem Arbeitsplatz für zwei Personen bestand. Auf jedem Schreibtisch standen eine Schreibmaschine, ein Telefon, eine Auswahl an Kugelschreibern, Bleistiften und Notizblöcken sowie mehrere Pflanzen, die versuchten sich daran zu erinnern, wie Wasser schmeckt und zwei überfüllte Aschenbecher. Die Wände selbst waren in einem zweifarbigen Grün gestrichen, wobei die untere Hälfte dunkler war als die obere. Die Decke hatte einen dunklen Creme Ton, war aber ursprünglich weiß gewesen, bis das Nikotin den Kampf gewonnen hatte. Auf einem Beistelltisch standen ein Funkgerät, das mit allen Einheiten in Soest verbunden war, mehrere Aktenordner mit Eselsohren, die aussahen, als wären sie seit Jahrzehnten nicht mehr gelesen oder bewegt worden, und ein Faxgerät.

„Setzen Sie sich doch bitte,“ sagte Backhaus und deutete auf zwei unbequeme Stühle an der Wand. „Bringen Sie die Stühle her und lassen Sie uns nach dem Kaffee sehen. Ich hoffe, Sie mögen ihn schwarz, denn wir haben keine Milch. Die ist uns ausgegangen und kein Mensch hat gestern Abend daran gedacht, welche zu kaufen, aber wir haben Zucker.“

„Das ist in Ordnung,“ sagte Sven, „Freddy ist auf Diät, er braucht keinen Zucker. Ich kann ihn schwarz nicht ausstehen, also verzichte ich darauf.“

„Ich verzichte auch, wenn es keine Milch gibt“ erklärte Freddy unnachgiebig.

„Bitte,“ antwortete Backhaus. „Möchte jemand eine Zigarette?“ fragte er und zündete sich eine an, sobald er die Frage beendet hatte.

„Nein danke, wir rauchen beide nicht. Also kommen wir zur Sache. Wie haben Sie in Bezug auf die Leiche bei der Kirche bisher gehandelt?“ fragte Sven.

„Also, mal sehen, der Anruf kam um 02:36 Uhr von einer Frau Richter, die in der Wiesenstraße 26a wohnt, die der Kirche gegenüberliegt. Sie sagte, sie glaube, dass es einen weiteren Einbruch in der Kirche gab. Wäre ja nicht das erste Mal. Ich schickte den jungen Grünewald zu Fuß dorthin und er rief zurück und sagte, er habe eine tote Frau vor der Kirchentür gefunden. Unser mutmaßlicher Einbruch hat sich also in einen Mord verwandelt. Der diensthabende Wachtmeister hat zwei Streifenwagen losgeschickt und mich dann zu Hause angerufen. Wir haben hier in Soest nicht viele Morde! Schlägereien, Diebstahl und schwere Körperverletzung aber keinen Mord. Wir haben uns also an die Vorschriften gehalten und da wir hier keine Mordkommission haben, haben wir uns an die Kriminalhauptstelle in Dortmund gewandt. Es wurde uns gesagt, dass wir bald mit einem Team rechnen können. Wir warten allerdings noch auf die Ankunft der Kriminaltechniker aus Dortmund. Bis dahin haben wir das Gebiet abgesperrt und werden von Tür zu Tür Befragungen durchführen, wenn es hell wird und mehr Leute zum Dienst kommen. Sie wissen jetzt also genauso viel wie ich.“

„Wir sind im Moment etwas überlastet,“ sagte Freddy, „normalerweise würden wir mit einem ganzen Team von 5 Leuten kommen aber durch die Schulferien und ein paar Krankmeldungen sind wir etwas unterbesetzt. Trotzdem keine Sorge, wir sind als das Dynamische Duo bekannt, Sie bekommen also nur das Beste. Außerdem sollten das Forensik Team und der Leichenwagen bald hier sein. Bis sie hier sind, können wir nichts tun. Gibt es einen Ort, an dem wir frühstücken können? Ich möchte bald etwas essen, bevor mir der Appetit vergeht, wenn ich mir die Leiche wieder ansehen muss.“

„Nun, Sie können entweder herumfahren und nachsehen, ob eine Bäckerei geöffnet hat, oder Sie können mir zum Marienkrankenhaus folgen, wo ich eine der Köchinnen kenne. Sie kann Ihnen sicher ein Omelett oder so etwas zaubern,“ antwortete Backhaus mit einem Lächeln im Gesicht. „Früher habe ich mit ihr geschlafen, wenn ihr alter Herr im Knast waren, jetzt müssen wir uns mit einem gemeinsamen Essen in der Krankenhauskantine begnügen.“

„Klingt nach einem Plan,“ sagte Sven. „Dann kommt, lasst uns gehen.“

KAPITEL 2

„Also, Gaby, das war lecker! Es gibt nichts Besseres als Rührei auf Toast. Vielen Dank, dass du das so kurzfristig auf die Reihe gekriegt hast, lobte Backhaus und blickte über die Gewürz- und Soßenflaschen hinweg auf seine einstige Bettpartnerin. Vergiss nicht: Wenn du willst, dass dein alter Herr wieder einsitzt, brauchst du nur zu fragen,“ sagte er.

„Bernhard, komm mir bloß nicht auf dumme Gedanken. Und vergiss deine schmutzigen Gedanken, die du dabeihaben könntest,“ antwortete sie und kicherte dabei. Es klang eher wie ein Elefantenbulle, der sich den Schleim aus dem Hals saugt, als ein Kichern, aber das kommt davon, wenn man 40 Kippen am Tag raucht und 20 Kilo Übergewicht hat.

„Ja, das war ein gutes Frühstück, Frau Müller, danke!“ sagte Sven und wischte sich mit einer Serviette etwas Tomatenketchup aus dem Mundwinkel.

„Ja, dem kann ich mich nur anschließen. Das war der beste Speck mit Eiern, das ich seit langem gegessen habe. Einfach köstlich. Schade, dass das normale Krankenhausfrühstück nicht so lecker ist,“ erwiderte Freddy.

„Wenn das so wäre,“ antwortete Gaby, „würden die Patienten nicht gehen wollen und wir hätten im Handumdrehen einen Block voll. Und wenn du mit meinem Bernie arbeitest, dann nenn mich bitte Gaby. Frau Müller lässt mich alt klingen.“

„Da hast du Recht,“ sagte Sven. „Wir gehen jetzt besser, mal sehen, was das Tageslicht so hergibt. Los Jungs, bewegt eure Hintern.“

„Ich, äh, treffe Sie in zwei Minuten draußen,“ sagte Backhaus, „ich muss nur kurz unter vier Augen mit ihr reden, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“

„Kein Problem aber lassen Sie sich nicht zu viel Zeit. Freddy und ich wollen heute noch nach Hause.“

„Okay, meine Lieben, denkt daran, wenn ihr etwas zu essen braucht, wisst ihr, wo ich bin. Normalerweise habe ich während der Sommerferien eine 12-Stunden-Schicht, also kommt heute Nachmittag wieder, wenn ihr könnt, dann habe ich einen Kuchen für euch,“ antwortete Gaby, verlagerte ihr Übergewicht aus dem Stuhl und wackelte in Richtung Küche, wo ihr Personal damit beschäftigt war, das Frühstück für das ganze Krankenhaus vorzubereiten, Bernie Backhaus im Schlepptau.

Draußen sagte Freddy zu Sven: „Nette Frau, aber ein bisschen zu groß.“

„Nun, Menschen gibt es in allen Formen und Größen. In ein paar Jahren wirst du vielleicht auch so aussehen,“ sagte Sven lächelnd.

„Verpiss dich, auf keinen Fall. Wenn du mich jemals so dick werden siehst, erschieß mich.“

„Dann muss ich wohl eine Kanone benutzen,“ sagte Sven, öffnete die Eingangstür und ließ einen alten Mann mit einem Urinbeutel heraus. „Aber ich würde nie glauben, dass der alte Backhaus mit ihr ins Bett gehen würde. Stell dir vor, sie wäre oben, er würde zerquetscht werden.“

„Und sein Schwanz müsste die Größe eines Pferdeschwanzes haben, um überhaupt eindringen zu können,“ stellte Freddy fest. „Na ja, große Frau, großes Herz, das sagt man so.“

„Komisch, das sagen nur fette Leute. Ruhe jetzt, Backhaus kommt.“

Backhaus gesellte sich zu den beiden Dortmunder Kriminalkommissaren und hatte eine leichte Röte auf den Wangen.

„Ich weiß, dass Sie lachen und hinter unserem Rücken über Gaby und mich reden, aber wir haben eine gemeinsame Vergangenheit,“ sagte er. „Ich habe ihr geholfen, ihren alten Herrn aus dem Weg zu räumen, nachdem er sie ein paar Mal zu oft verprügelt hatte. Er ging für 5 Jahre in den Knast, wir konnten Freunde werden und wir haben beide davon profitiert. Außerdem bedeutet das auch, dass ich zu Hause nicht mehr selbst kochen muss. Sie macht eine großartige Rinderroulade mit Rotkohl.“

„Wir haben nur über das Angeln gesprochen, das ist alles. sagte Sven geradeheraus. Was mich betrifft, so ist jeder auf sich allein gestellt, das sage ich. Ist es nicht so, Freddy?“

„Es geht mich nichts an, was und mit wem Sie es tun,“ sagte Freddy, „solange es nicht meine Frau ist.“

„Ich würde nie etwas mit der Frau eines Kollegen anfangen, das verstößt gegen meine Prinzipien,“ erwiderte Backhaus.

„Prinzipien mögen Sie haben,“ antwortete Sven, „Skrupel haben Sie nicht. Wer, der bei klarem Verstand ist, würde sich mit der Frau eines Frauenschänders treffen? Ich will nicht respektlos sein oder so, aber sie ist groß. Wenn sie sich also von ihrem alten Herrn verprügeln lässt, wie groß ist er dann? Sie tanzen mit dem Feuer, würde ich sagen.“

„Nun, ob Sie es glauben oder nicht, sie ist so sanftmütig, sie würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Und ihr Mann ist ungefähr so groß wie Sie und hat ihre nachsichtige Art ausgenutzt und sie ein bisschen hart geschlagen, als sie ihn beim Monopoly besiegt hat. Es hatte etwas damit zu tun, dass er ihre Miete schuldete, als er in einem ihrer Hotels landete und nicht zahlen konnte.“ Backhaus verlängerte seine Schritte und es war deutlich zu sehen, dass er von der Diskussion, die sie gerade geführt hatten, leicht verletzt war. Er war die Offenheit, mit der sowohl Sven als auch Freddy sprachen, nicht gewöhnt und hätte es sich nie träumen lassen, mit jemandem seines Ranges so offen zu sprechen.

„Sie spielen mit dem Feuer und tanzen auf dem Eis, nicht mit dem Feuer, wie Sie sagten,“ murmelte Backhaus über seine Schulter in Richtung Sven.

„Nein Kumpel, Sie tanzen definitiv mit dem Feuer. Eines Tages, wenn Sie Samba in der Horizontalen tanzen, wird Herr Müller auftauchen und Ihre Hoden in Brand stecken, merken Sie sich meine Worte. Dann werden Sie sich ein Eis suchen, und sei es nur, um Ihre Eier abzukühlen,“ erwiderte Sven und klopfte Backhaus auf die Schulter, um die aufkommende Spannung zu zerstreuen. „Ich habe Sie nur auf den Arm genommen, das war nicht böse gemeint, ehrlich. Stimmt's nicht, Freddy?“

„Natürlich, Chef. Nur ein Scherz. Ohne sie würden wir den Tag nicht überstehen, oder?“ Freddy streckte seine Hand aus und bot sie Backhaus an, der sie zögernd in die seine nahm und die Hand schüttelte. „Nichts für ungut.“

Als die Geste vollendet war, wechselte Backhaus sofort den Ton und ging zu Fuß zurück zum Tatort. Sie überquerten den Krankenhausparkplatz und betraten sofort die Straße, die zur Kirche führte, und kamen innerhalb einer Minute nach Verlassen des Krankenhauses an.

„Verdammt, das hat ja nicht lange gedauert,“ sagte Freddy, „keine Zeit für mein Frühstück, um es zu verdauen. Hoffentlich schmecke ich es nicht ein zweites Mal.“

„Hör auf zu jammern. Du hattest Speis und Trank, jetzt zurück an die Arbeit,“ sagte Sven.

Die Straße war mit Polizeiband abgesperrt und ein Polizist stand Wache, um Frühaufsteher fernzuhalten.

„Guten Morgen,“ sagte der Wachtmeister und hob das Band an, damit Backhaus, Sven und Freddy darunter durchgehen konnten.

„Guten Morgen Wachtmeister Horst. Ist das Team schon eingetroffen?“

„Ja, Herr Kriminalhauptkommissar, vor etwa 30 Minuten. Wir haben versucht, Sie über Funk zu erreichen, aber wir sind nicht durchgekommen.“

'“Was? Oh, Mist, ich habe die Lautstärke ganz runtergedreht. Probiere es bitte nochmal.“

Der Wachtmeister drückte den Druckschalter an seinem eigenen Funkgerät und ein Geräusch war aus Backhaus' Gerät zu hören, was bewies, dass er wieder mit dem Rest der Truppe in Kontakt war.

„Ich hatte eine Besprechung mit der Mordkommission und stellte es auf lautlos.“

Damit verließen sie den Wachtposten, der eine leere Straße bewachte, und bewegten sich auf die Kirche zu. Als sie sich der Kreuzung näherten, um zur Vorderseite der Kirche zu gelangen, hörten sie einen Generator laufen und sahen, dass tragbare Scheinwerfer eingeschaltet waren, die in Richtung mehrerer Personen leuchteten, die damit beschäftigt waren, das zu tun, wofür sie ausgebildet worden waren. Sie waren alle in weiße Papieranzüge gekleidet, komplett mit Chirurgenhandschuhen, Gesichtsmasken, Kopfbedeckung und blauen Stiefeln.

Sven rief von hinter dem Bereich, der mit mehr Polizeiband zu den Kollegen abgesperrt worden war. „Kann mir jemand ein Update geben?”

Eine gedämpfte Stimme antwortete: „Gib mir eine Sekunde, ich muss nur noch zu Ende bringen, was ich gerade tue, dann bin ich fertig.“

„Ok, Bernie, ich möchte, dass eine Befragung von Tür zu Tür stattfindet, bevor jemand zur Arbeit geht. Vielleicht hat noch jemand etwas gesehen, was eventuell Frau Richter nicht gesehen hat. Rufen Sie in der nächsten Stadt an, wenn Sie mehr Leute brauchen, nennen Sie meinen Namen und sie werden kooperieren. Dann durchsuchen Sie die Gegend, sagen wir in einem Radius von fünf Straßen in jede Richtung. Suchen Sie nach Messern, Äxten, Schwertern oder anderen großen, scharfen Waffen. Ich glaube nicht, dass eine Schusswaffe im Spiel war, nicht bei all diesen Schnittwunden. Ich möchte außerdem, dass Gullys, Mülltonnen, Garagendächer, Gärten, alle flachen Bäche und alle Fahrzeuge überprüft werden. Als wir über den Krankenhausparkplatz gingen, bemerkte ich ein Schild, das in die Richtung eines Schwesternwohnheims wies. Das Opfer sah aus wie ein Teenager, Anfang zwanzig, vielleicht eine Krankenschwester oder eine Auszubildende. Besorgen Sie sich eine Liste aller Personen, die dort wohnen, und machen Sie sie ausfindig. Vielleicht haben wir dann schnell Glück. Haben Sie noch Fragen?“

„Nein, Herr Kriminalhauptkommissar,“ antwortete Backhaus. „Ich mache mich sofort an die Arbeit. Benötigen Sie sonst noch etwas?“

„Ja, ich möchte, dass Sie mir einen Büroraum zur Verfügung stellen, denn wir werden von Ihrer Station aus arbeiten, bis wir alles haben. Dann und nur dann werden wir Sie in Ruhe lassen und uns zurück nach Dortmund verziehen.“

Mit diesen Worten ging Polizeihauptkommissar Bernie Backhaus den Weg zurück, den sie gekommen waren, und verschwand um die Ecke.

„Ein anständiger Kerl, finde ich,“ sagte Freddy. „Es ist nur etwas seltsam, dass er Gaby, die Riesin, vögelt.“

„Vielleicht hat er einen Fetisch für alles, was wackelt,“ erwiderte Sven. „Ich wette, es macht ihn an, eine Kleinigkeit zu essen. Erinnerst du dich an die Frau letztes Jahr unten in Unna? Du weißt schon, die Frau, der dreimal in den Bauch gestochen wurde, und die Fettfalten haben die Wunden praktisch versiegelt und sie hat kaum geblutet. Ohne das scharfe Auge des jungen Anfängers hätte die Schlampe tagelang herumlaufen können und denken können, dass sie nur ein paar Mal in den Bauch geschlagen wurde und nicht das sie erstochen wurde. Für sie war es also ein Segen, dass sie nicht so dünn war.“

„Ja, wie könnte ich das vergessen? Ich war derjenige, der den Sanitätern helfen musste, ihr die Kleider vom Leib zu schneiden. Ich konnte wochenlang nicht schlafen, ohne von Buckelwalen in Motörhead-T-Shirts zu träumen.“

Eine der Gestalten, die über der Leiche an der Kirchentür kniete, stand langsam auf, richtete sich auf, streckte sich und ging hinüber zu den beiden Männern, die warteten.

„Hallo Jungs,“ sagte sie. „Ich habe euch zwei schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich wünschte nur, es wäre irgendwo, wo es keine Leichen gibt.“

„Hi Steffi,“ antwortete Sven, „du siehst so toll aus wie immer. Neues Outfit oder so?“ sagte er scherzhaft.

„Ja, die Abteilung hat sich ganz der Vogue verschrieben und die neuesten Overalls von der Pariser Modeschau gekauft. Wenn der Fotograf mit den Fotos von mir und der Leiche fertig ist, kannst du vorbeikommen und sie dir noch einmal ansehen. Du kannst dich bei unserem Wagen umziehen.“

„Hi Steffi,“ antwortete Freddy und errötete leicht, als sie ihm in die Augen sah.

„Hallo Freddy, wie geht es Heike?“ fragte sie.

„Ganz gut, danke.“

„Ok,“ sagte sie, „komm zu mir, wenn du fertig umgezogen bist. Sieht so aus, als würde "Flash" fertig werden.“

Mit diesen Worten zog Steffi die Maske wieder über Nase und Mund, drehte sich um und ging zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Sven und Freddy gingen zum Wagen der Spurensicherung und begannen, in der Kiste mit der Aufschrift "Schutzkleidung" zu wühlen.

„Was ist mit euch beiden los?“ fragte Sven. „Jedes Mal, wenn du in der Nähe von Steffi bist, wirst du ganz rot und bekommst einen Zungenkrampf.“

„Erinnerst du dich an die Weihnachtsfeier, ich glaube 1985, ich hatte ein paar Brausebier zu viel und tanzte mit Steffi und ein paar anderen, als der DJ "Cherish" von Kool and the Gang spielte. Sie klammerte sich an meinen Hals wie eine Klette und wollte nicht mehr loslassen. Wir knutschten schließlich in einer der Damentoiletten. Das Schlimme ist, dass sie und Heike gute Freunde sind. Ich liebe Heike über alles, aber wenn ich Steffi sehe, bekomme ich ganz weiche Knie. Ich denke daran, wie nah ich dran war, sie zu vögeln.“

„Wow, das hast du mir nie erzählt,“ sagte Sven mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

„Ich muss ein paar Geheimnisse für mich haben.“

„Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Du und Heike seid füreinander geschaffen und ich bin froh, dass du mit deinem Kopf und nicht mit deinem Penis gedacht hast. Allerdings ist Steffi ziemlich schön und hat eine gute Figur. Irgendetwas muss mit ihr nicht stimmen, wenn sie immer noch Single ist.“

„Ja, vielleicht wartet sie darauf, dass der Richtige kommt,“ murmelte Freddy.

„Kommt her, Jungs, ich muss euch etwas zeigen,“ rief Steffi.

„Ich komme, meine Liebe,“ rief Sven zurück und stupste Freddy in die Rippen.

„Gut, dass diese Papieranzüge so weit sind,“ sagte Sven zu Freddy, „so kannst du deinen Ständer verstecken, wenn du Steffi näherkommst.“

„Fick dich,“ erwiderte Freddy.

Damit stieg Sven aus dem Van und ging mit einem kleinen Grinsen zur Absperrung hinüber, duckte sich darunter her und gesellte sich zu Steffi, die an den leblosen Körper auf dem Boden stand.

„Also, erzähl mir alles,“ sagte Sven.

„Okay, das ist das, was ich hier am Tatort feststellen kann. Einen vollständigen Bericht bekommst du natürlich, wenn ich die Leiche im Labor habe.

„Das Opfer ist weiblich und zwischen 18 und 25 Jahre alt. Ihre Kehle wurde durch zwei tiefe Schnitte durchtrennt, wie du an den Blutspritzern an der Kirchentür sehen kannst. Ihr Unterleib wurde aufgerissen und sie hat außerdem mehrere Stichwunden am selbigen. Sie war bereits tot als der Täter beschloss, sie aufzuschlitzen wie ein Schwein im Schlachthof. Ich würde den Todeszeitpunkt zwischen 01:00 und 04:00 Uhr heute Morgen schätzen. Die Leichenstarre hat an den Augenlidern, am Hals und am Kiefer eingesetzt, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass sie nicht schon früher getötet wurde, denn es dauert noch etwa vier bis sechs Stunden, bis auch die anderen Muskeln und inneren Organe betroffen sind. Ihre Eingeweide fangen gerade erst an, sich zu verhärten, also passt das Zeitfenster.“

„Ja, unser Zeuge hat heute Morgen um kurz nach 02:30 Uhr jemanden von hier weglaufen sehen. Hast du sonst noch etwas gesehen, das uns helfen könnte?“ fragte Sven.

„Nein,“ antwortete sie. „Ich will sie jetzt ins Labor bringen, wo ich dir dann sagen kann, nach welcher Waffe du suchst.“

„Hat sie irgendeinen Ausweis bei sich? Vielleicht eine Handtasche mit ihrem Personalausweis darin?“ fragte er.

„Nein, tut mir leid. Wir haben ihre Taschen überprüft und sie umgedreht, um zu sehen, ob sie auf einer Handtasche liegt, aber wir haben nichts gefunden. Seltsam, dass sie ihren Ausweis nicht bei sich trug, wie sie es hätte tun sollen. Sie hat etwas Geld in ihrer Jeanstasche, also kein Raubüberfall,“ antwortete sie. „Die Gerichtsmediziner warten darauf, sie in mein Labor zu bringen. Wenn es sonst nichts mehr gibt, würde ich gerne losfahren.“

„Gut, geh nur. Bleib in Kontakt und lass mich bitte wissen, sobald du den Bericht fertig hast. Ich bin über das Revier in Soest erreichbar.“

„In Ordnung,“ sagte sie. „Wir sprechen uns später.“

Und damit ging Sven zu Freddy hinüber, der sich abseits gehalten hatte.

„Es ist alles in Ordnung, Samantha Fox geht jetzt und der kleine Freddy kann wieder zum Spielen rauskommen,“ sagte Sven neckisch.

„Ich wünschte, ich hätte es dir nicht gesagt,“ erwiderte Freddy. „Du verarschst mich nur.“

„Lass es raus, du liebst es. Komm, lass uns die Schutzkleidung ausziehen und zurück zum Revier gehen, um zu sehen, wie es an der Haustür läuft und ob Herr Gelee-Liebhaber schon Milch gekauft hat.“

KAPITEL 3

„Um wie viel Uhr bist du gestern Abend hereingekommen?“ fragte Gefreiter Tony White.

„Ich muss um kurz nach vier angekommen sein. Ich habe im Big Ben eine Frau aufgeschnappt und bin danach zu ihr nach Hause gegangen.“

Big Ben war eine Kneipe/Disco, in der die neueste englische (und manchmal auch deutsche) Chartmusik gespielt wurde. Der Club verfügte über zwei Bars, eine auf der rechten Seite, wenn man eintrat, die andere bestand aus einem großen Platz in der Mitte der Disco, so dass die Leute um die Bar herumsitzen konnten, während die Getränke von innen serviert wurden. Ganz rechts in der Ecke gab es eine kleine Tanzfläche, Lautsprecher und blinkende Lichter. An der Rückwand war ein Gemälde mit den Häusern des Parlaments zu sehen, wobei der Big Ben im Vordergrund stand, daher der Name. Das Lokal befand sich in der Thomästraße und war ein bekanntes Jagdrevier für die britischen Soldaten, die in der Nähe von Soest stationiert waren. Die meisten Gäste waren britische Soldaten, und hierher kamen die deutschen Mädchen aus der Gegend, weil sie wussten, dass sie eine gute Nacht haben würden. Ein paar deutsche Männer aus der Gegend waren auch da, aber die waren eher selten anzutreffen. Manchmal wurde die Kneipe von einer Gruppe belgischer Soldaten besucht, aber die hielten sich in der Regel nicht lange dort auf, da sie in der Unterzahl waren und aufgefordert wurden, zu gehen. Alles in allem war der Pub als ein Club für die Briten bekannt.

„Du bist also keine Jungfrau mehr?“ meldete sich Ian Goodwin, der älteste der vier Männer, zu Wort.

„Ich hatte schon mehr Frauen als du heiße Abendessen,“ antwortete Billy Jennings. „Du bist nur eifersüchtig, weil du nicht raus kannst.“

„Hör dir das an,“ sagte Tony scherzhaft, „das erste Mal, seit er hier ist, hält er sich für John Travolta. Wie heißt sie denn?“

„Kümmere dich um deinen Scheiß,“ erwiderte Billy.

„Siehst du, alles Schwindel. Du bist voller Scheiße und Fantasien, Kumpel,“ erwiderte Tony und zwinkerte Ian zu, als Billy ihn nicht sehen konnte.

„Nein, ich sehe sie heute Abend wieder, wenn du es wissen willst.“

„Wo?“ fragte Ian.

„Das Scheißhaus ist frei. Das kann aber noch ein paar Minuten dauern,“ sagte Paul Meyers, als er mit einem Handtuch über der Schulter und seinem Waschzeug in der Hand den Raum betrat.

„Wenn du es wissen willst, ihr Name ist Anja,“ sagte Billy. „Und ich treffe sie in Old Germany. Sie ist eine angehende Krankenschwester.“

Ein weiterer Club im Stadtzentrum, in der Walburgerstraße, Old Germany war in einem besseren Zustand als Big Ben und auch die Kundschaft unterschied sich ein wenig. Obwohl auch von vielen britischen Soldaten besucht, waren es diejenigen, die lieber in Ruhe etwas trinken und tanzen wollten, ohne in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Einige ältere deutsche Männer stützten sich an der Bar ab und beobachteten die Paarungsrituale zwischen den Squaddies und den einheimischen Mädels und fragten sich, was passiert wäre, wenn das Heimspiel 1945 anders ausgegangen wäre.

„Also, Jungs, sieht so aus, als würden wir heute Abend alle ausgehen, oder? Hat sie irgendwelche Freunde?“ fragte Tony.

„Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Du versuchst immer alles zu ruinieren, was ich plane.“

„Was habe ich verpasst?“ fragte Paul.

„Nichts,“ sagte Billy.

„Billy hat eine Frau, mit der er sich anscheinend heute Abend trifft. Ein Mädchen, das eine Krankenschwesteruniform trägt. Er will nicht, dass wir mitgehen,“ sagte Ian.

„Kommt schon Jungs, lasst ihn in Ruhe. Hört auf, ihn zu schikanieren, oder ich werde euch eine verpassen,“ sagte Paul. „Und das gilt auch für dich, ob du nun Unteroffizier bist oder nicht.“

„Wir haben nur Spaß gemacht,“ sagte Tony, „es ist nicht unsere Schuld, wenn er keinen Spaß verträgt.“

„Na gut. Also Billy, wie ist sie so?“ fragte Paul.

„21 Jahre alt, blond, hübsch, angehende Krankenschwester.“

„Schön für dich, Kumpel. Aber sei vorsichtig. Diese Wichser werden wahrscheinlich auftauchen und versuchen, sie dir wegzunehmen. Wenn sie das versuchen, sag mir einfach Bescheid.“ Mit diesen Worten zog sich Paul fertig an und ging zum Frühstück.

„Das ist typisch für Paul. Immer mischt er sich ein und verdirbt den Spaß. Allerdings würde ich nicht wollen, dass er mich schlägt. Arme wie Schwarzenegger,“ sagte Ian.

„Ich gehe jetzt etwas essen. Möchte jemand mitkommen?“ fragte Tony.

„Ja, komm schon, lass uns gehen, bevor alles weg ist,“ sagte Ian. „Kommst du mit, Billy?“

„Nein, ich bin nicht hungrig. Ich gehe duschen, wenn ihr alle weg seid.“

Mit diesen Worten verließen Tony und Ian den Block und gingen über die Straße zu der Kantine, während Billy allein im Zimmer blieb.

Nach etwa fünf Minuten ging Billy schnell zum Waschraum, der sich in der Mitte des Blocks befand. Der Waschraum selbst bestand aus sechzehn Waschbecken, acht auf jeder Seite des Raumes. Hinter einer Trennwand befanden sich vier Duschen und auf der anderen Seite des Ganges waren die Toiletten und eine einzelne Badewanne.

Billy ging zu einem des Pissoirs und schloss die Augen, während er pinkelte. In der Kaserne war es jetzt ruhig, denn die meisten Soldaten genossen das Vergnügen, ein Armeefrühstück zu essen. Nachdem er die letzten Tropfen abgeschüttelt hatte, spülte Billy das Pissoir und ging in den abgetrennten Raum, in dem sich das Bad befand. Er fand den Stöpsel auf dem Boden neben der Tür, fluchte über den Zustand, in dem die letzte Person das Bad hinterlassen hatte, verließ das Bad, ging zum Putzschrank, nahm etwas Scheuerpulver und einen Scheuerschwamm heraus und ging zurück zum Bad, um den Schmutzring zu entfernen, der dort zurückgeblieben war. Nachdem das erledigt war, steckte Billy den Stöpsel ein und begann, die Wanne mit warmem Wasser aufzufüllen. Aus seinem Waschbeutel holte er etwas Schaumbad heraus und gab einen großzügigen Spritzer in das fließende Wasser aus dem Wasserhahn.

Als die Wanne voll war, nahm Billy das Handtuch von seiner Hüfte, legte den Waschbeutel auf den Sims hinter dem Wasserhahn und stieg langsam und vorsichtig in die Wanne und ließ sich hinunter. Er griff hinter sich, kramte in der Tasche und holte eine Nagelbürste heraus. Dann schrubbte er seinen Körper gründlich von Kopf bis Fuß mit der Bürste und Vim, so dass seine Haut leuchtend rosa wurde.

Als diese Aufgabe erledigt war, ließ er das Wasser ab, trocknete sich sparsam ab und reinigte das Bad erneut. Da immer noch keine Stimmen zu hören waren, ging er schnell zu den Duschen und reinigte sich weiter, wobei er diesmal Duschgel benutzte, um seinen Körper zu reinigen. Er stellte die Dusche ab, trocknete sich ab und ging um die Wand herum zu einem der saubersten Waschbecken, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht, holte sein Rasierzeug heraus und begann, den Flaum, den er Bart nannte, loszuwerden.

Nachdem er sich gewaschen hatte, ging er den Korridor entlang zurück zu dem Raum, in dem er wohnte, und schloss die Tür hinter sich. Er holte seine Kleidung, die er zur Arbeit tragen würde, aus seinem Spind und begann sich anzuziehen.

Er war gerade damit fertig, sein Hemd in die khakifarbene Hose zu stecken, als er Stimmen hörte, die sich näherten. Tony war der erste, der durch die Tür kam, gefolgt von Paul und Ian.

„Was ist das für ein Geruch?“ fragte Tony.

„Wenn du mich fragst, riecht es wie in einem Bordell,“ antwortete Ian.

„Das ist mein Aftershave, das ich zum Geburtstag bekommen habe,“ sagte Billy, ohne jemanden anzuschauen.

„Nimm das nicht, wenn du dich mit deiner Braut triffst. Es stinkt zum Himmel.“

Jeder Soldat überprüfte sich dann im Spiegel, rückte entweder einen Hemdkragen zurecht, zog die Manschetten des Pullovers nach unten, vergewisserte sich, dass das Barett richtig aufgesetzt war und die Stiefel keine Kratzer aufwiesen. Sobald dieses morgendliche Ritual abgeschlossen war, verließen alle vier den Raum und gingen nach draußen, um sich dem Rest der Truppe anzuschließen, die zum Paradeplatz schlenderte, der sich hinter der Sporthalle befand. Ein neuer Tag begann, so wie viele andere auch.

Billy Jennings wurde 1969 in Brighton als zweites Kind seine Eltern geboren. Seine Schwester kam zwei Jahre vor ihm zur Welt. Sein Vater war Fleischer in einem Supermarkt. Sein Vater sprach kaum mit ihm, da er immer damit beschäftigt war, seine Rosen in dem kleinen Garten hinter dem Reihenhaus zu beschneiden oder sich Videos von den Hunderennen anzusehen, die er verpasst hatte, während er draußen war. Seine Mutter war Reinigungskraft an der örtlichen Gesamtschule. Wenn sie nicht arbeitete, beschäftigte sie sich mit der Kirchengruppe, plante Aktivitäten für den örtlichen Jugendclub oder war, wenn sie zu Hause war, bis in die späten Abendstunden mit ihren Stricknadeln oder Häkelarbeiten beschäftigt. Seine Schwester war meistens abends unterwegs und kam normalerweise erst nach Hause, wenn alle im Bett waren. Billy vermutete, dass dies ein Plan war, damit seine Eltern die Zigaretten oder den Alkohol nicht an ihr riechen würden, dies als Geldverschwendung missbilligten und solche Dinge zu schlimmeren Gewohnheiten führten.

Billy fühlte sich erdrückt und wusste nicht, was er nach dem Abitur tun sollte. Er ging zum örtlichen Büro für Armeekarrieren und sagte dem Feldwebel, dass er zur Armee gehen wollte. Nachdem er sich zwei kurze Filme über die verschiedenen Einheiten angesehen und mehrere Broschüren erhalten hatte, bestätigte Billy, dass er so schnell wie möglich eintreten wolle.

Etwa drei Wochen später erhielt er einen Brief mit einem Zugbefehl, der ihn informierte, dass er zu einem Auswahlwochenende nach Sutton Coldfield fahren sollte. Er hatte weder seinen Eltern noch seiner Schwester von seinen Plänen erzählt und packte eine kleine Sporttasche mit Kleidung zum Wechseln, einem Sportzeug, einem Waschbeutel und einem Buch.

Als er am Bahnhof von Sutton Coldfield ankam, wurde er von einem sympathischen Unteroffizier empfangen, der alle Wartenden auf dem Bahnsteig aufforderte, ihm zu folgen, woraufhin sie alle ängstlich hinterherliefen, wie Entenküken hinter ihrer Mutter. Sie wurden alle aufgefordert, hinten in einen Bedford-Viertonner einzusteigen, leise zu sein und die Fahrt zu genießen. Die kurze Fahrt führte sie durch die Stadt und hinaus aufs Land, wo sie bald zu der Kaserne kamen.

Nach dem Umziehen wurden alle in die Kaserne geführt, wo sie sich in einer Reihe aufstellen und bestätigen mussten, dass sie anwesend waren, wenn ihr Name aufgerufen wurde. Sobald alle anwesend waren, wurden sie zu ihrem Schlafplatz für die Nacht geführt, der sich als ein sehr großer Raum mit 64 Betten herausstellte.

Nachdem sie ihre Taschen in den ihnen zugewiesenen Spind gestellt hatten, wurden sie in einen Raum geführt, der aus einer Reihe von Stühlen, einem Filmprojektor, einem Tisch und mehreren fies aussehenden Männern in Armeeuniformen bestand.

Ihnen wurden mehrere Kurzfilme über die verschiedenen Dienste und Einheiten gezeigt, verschiedene Berufe, die man wählen konnte, und sie bekamen viele Broschüren ausgehändigt, auf denen dasselbe stand wie auf dem Bildschirm.

Dann wurden sie in einen anderen Raum geführt und angewiesen, sich hinzusetzen und mehrere schriftliche Tests und Rätsel auszufüllen und wurden danach von einem Stabsfeldwebel befragt.

Sie wurden aufgefordert, vor dem gegenüberliegenden Raum zu warten und wurden nacheinander von einem Militärarzt hereingebeten. Nach einer Untersuchung, bei der sie sich splitternackt ausziehen und ihre Hoden festhalten wurden, während sie husten sollten, wurden sie gemessen, gewogen und sollten sich wieder anziehen.

Nachdem die Befragungen, Beurteilungen und medizinischen Untersuchungen abgeschlossen waren, wurden sie alle in die Kantine geführt, wo sie einen wässrigen Rindereintopf mit Knödeln, eine Schüssel Milchreis und eine Tasse Kaffee bekamen.

Dann wurden sie darüber informiert, dass sie zurück in den Schlafsaal gehen und sich schlafen legen sollten, da sie früh aufstehen müssten, um mehrere körperliche Tests zu absolvieren. Außerdem wurde ihnen geraten, nicht zu masturbieren, da dies ihre Energie aufbrauchen würde, die sie am Morgen brauchen würden.

Um 06:00 Uhr wurden sie alle von einem Unteroffizier geweckt, der rief: „Hände weg von den Schwänzen und Socken anziehen.“ Alle zogen sich schnell ihre Sportkleidung an, entweder Trainingsanzüge oder Shorts, Turnschuhe oder Turnschuhe, Sweatshirts oder T-Shirts. Sie wurden nach draußen getrieben und mussten eine Aufwärmrunde von 1,5 Meilen laufen, abwechselnd rennen und gehen, bevor sie angewiesen wurden, zweimal um das Feld zu rennen, weitere 1,5 Meilen, und in weniger als elf Minuten am Ziel zu sein, sonst würden sie durchfallen. Obwohl Billy nicht der beste Läufer war, schaffte er es in etwas mehr als neun Minuten und war damit näher an der Spitze als am Ende.

Anschließend wurden sie in die Sporthalle gebracht, wo sie an einem so genannten APFT, einem Army Physical Fitness Test, teilnahmen. Nachdem sie die Pendelläufe, Klimmzüge, Situps, den Sprungtest und den Stufentest absolviert hatten, wurden sie angewiesen, sich für das Frühstück zurechtzumachen, die Abschlussgespräche werden um 10:00 Uhr stattfinden.

Als Billy an der Reihe war, teilte ihm der Truppenführer mit, dass er im Eignungstest gut abgeschnitten hatte, dass seine Fitness gut sei und dass er sich für jeden angebotenen Beruf bewerben könne. Billy war von dem ersten Film, den er gesehen hatte, beeindruckt und sagte, dass er gerne bei den Royal Signals als Funker arbeiten würde. In dem Film war ein Soldat zu sehen, der mit einem Funkgerät auf dem Rücken und einem Gewehr in der Hand durch den Dschungel von Borneo lief, und dann ein anderer Soldat, der sich an einem Strand mit kristallklarem Meer im Hintergrund entspannte. Billy unterschrieb auf der gepunkteten Linie und erfuhr, dass er nun als Funker bei den Royal Signals angestellt war und an Orte wie Belize, Zypern, Malta oder Hongkong geschickt werden könne.

Nach einem späten Abendessen in der Küche wurden sie in den Bedford verfrachtet und zum Bahnhof gefahren. Sie wurden mit der Post ihre Rekrutierungsunterlagen erhalten, aus denen hervorging, wann und wo sie sich zur Grundausbildung melden sollten.

Als Billy am Sonntagabend nach Hause kam, musste er feststellen, dass sein Vater einen Unfall mit der Gartenschere hatte und mit einem bandagierten Zeigefinger an der linken Hand dasaß, während seine Mutter mit Mavis, der Nachbarin von nebenan, telefonierte und ihr von der langen Wartezeit in der Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses erzählte. Es war, als hätten seine Eltern gar nicht bemerkt, dass er weg gewesen war.

Als sein Brief endlich ankam, teilte er seiner Mutter mit, dass er der Armee beitreten und sich im Oktober 1987 zur Ausbildung in Catterick Garrison in Nord-Yorkshire melden müsse. Nachdem sie sich eine Träne weggewischt hatte, sagte seine Mutter, dass sie ihn vermissen würde und dass er ihr regelmäßig schreiben solle. Sein Vater grunzte nur und sagte, es sei an der Zeit, dass er etwas aus seinem Leben mache und ein Mann werde. Seine Schwester saß höchstwahrscheinlich auf dem Rücksitz eines Ford Escort, hatte ihren Schlüpfer abgelegt und wurde von ihrem neuesten Freund ordentlich durchgevögelt.

Nachdem er die zehnwöchige Grundausbildung abgeschlossen hatte, in der er lernte, wie man seine Ausrüstung richtig bügelt, sein Bett macht, seine Stiefel putzt, den Kasernenraum säubert, marschiert und salutiert, ein Gewehr abfeuert, den Sturmparcours bewältigt und viele andere Aufgaben erledigt, hatte er Mitte Dezember seine Passing Out Parade. Er bekam noch ein paar Bahnscheine für die Heimreise und musste sich für die Berufsausbildung in der Kaserne melden, die die Straße hinunter liegt und in der er die wahrscheinlich besten zehn Wochen seines bisherigen Lebens verbracht hatte.

Nach einem schrecklichen Weihnachtsfest zu Hause, war er nur allzu begierig darauf, zum Militär zurückzukehren, wo er ein Gefühl der Zugehörigkeit und ein Ziel hatte. Das 8 Signals Regiment war für die nächsten vierzehn Wochen sein neues Zuhause, wo er seinen Drill aufpolierte, mehr Waffen schießen konnte und alles über die Arbeit eines Funkers lernte. Außerdem lernte er das Autofahren in einem Land Rover der Armee.

Man sagte ihm, er solle seine "Wunschliste" für seinen ersten Einsatz ausfüllen, er hoffte, dass es irgendwo in Übersee sein würde, an einem exotischen Ort wie Hongkong, Zypern, Borneo oder Belize. Das waren die Orte, an denen er die Soldaten in den Rekrutierungsfilmen gesehen hatte, also trug er sie auf der Liste ein.

Nachdem er seine Berufsausbildung abgeschlossen hatte, wurde er aus dem Ausbildungsblock in den Transitblock verlegt, wo er auf seine Entsendungspapiere wartete. Er musste immer noch exerzieren, sich fit halten und seine Ausrüstung und sein Zimmer in Schuss halten, aber er hatte mehr Zeit für sich.

Eines Morgens verteilte der Hauptfeldwebel des Geschwaders nach dem Antreten die Papiere an die Soldaten und Billy öffnete eifrig seine, nur um festzustellen, dass er statt Meer, Sand und Sonne, Echtrop in Westdeutschland zugeteilt bekommen hatte. Deutschland hatte nicht auf seiner Liste gestanden, kein Ort, den er freiwillig gewählt hätte, und er war, gelinde gesagt, enttäuscht. Ein paar erfahrene Soldaten, die an einem Auffrischungskurs teilnahmen, erklärten ihm, dass Echtrop ein Dorf in der Nähe von Soest sei und dass "Soest" aus zwei britischen Kasernen bestehe. Das eine hieß San Sebastian, auch bekannt als "Top Camp", weil es auf einem Hügel mit Blick auf den Möhnesee lag, ein großes Gewässer mit einem Damm an einem Ende. Die andere Kaserne hieß Salamanca und war als "Bottom Camp" bekannt, allein schon wegen der Tatsache, dass man bergab fahren musste, um dorthin zu gelangen. Diese Kasernen waren etwa 15 Kilometer voneinander entfernt, arbeiteten aber eng zusammen. Die Upgrade-Soldaten informierten Billy auch darüber, dass sowohl das Top als auch das Bottom-Camp Dreckslöcher waren, die Schlafsäle alte Nissenhütten waren, die nach dem Krieg übriggeblieben waren und dass es nach Feierabend nichts mehr zu tun gab.

In Soest gibt es seit einigen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eine militärische Präsenz. Von etwa 1953 bis 1971 war eine Garnison kanadischer Soldaten und ihrer Familien in der Nähe von Soest sowie in Werl, Hemer-Iserlohn und Deilinghofen stationiert. Auch in Soest selbst gab es mehrere belgischen Kasernen. Ab 1971 übernahm das britische Militär die ehemaligen kanadischen Camps und auch die Unterkünfte der Eheleute am Hiddingser Weg, südlich der B1, die allen Soldaten als "The Patch" bekannt sind.

Eine Woche später, nachdem er seine Sachen zusammengepackt und seine MFO-Kiste nach Deutschland geschickt hatte, wurde er wieder nach Hause geschickt und aufgefordert, auf seine Reisedokumente zu warten und pünktlich am Flughafen zu sein, sonst würde er wegen unerlaubter Abwesenheit ins Gefängnis kommen.

Er verbrachte zwei Wochen zu Hause mit seiner Mutter, die sich um ihn kümmerte, als ob sie ihn nie wiedersehen würde. Sein Vater bewies, dass er in der Lage war, mehr als fünf Wörter zusammenzusetzen und einen zusammenhängenden Satz zu bilden und erzählte ihm alles über seine Zeit bei der Armee während seines zweijährigen Wehrdienstes und was die Armee für Billy tun würde. Er sah seine Schwester nur, wenn sie nach Hause kam, um ihre Unterwäsche zu wechseln, und wieder mit dem Fahrrad unterwegs war, auf dem jeder mitfahren durfte, der ein paar Zigaretten oder eine Dose Lagerbier übrighatte.

Nach Neujahr trafen Billys Papiere ein und er sorgte dafür, dass er nicht zu spät zum Flughafen kam, denn er wollte seinen Flug nicht verpassen und wegen unerlaubter Abwesenheit angezeigt werden. Bald war er in der Luft, die Taschen im Bauch der Boeing 737 verstaut und wusste nicht, was ihn bei der Landung in Düsseldorf erwartete.

Der Flug dauerte etwas mehr als 90 Minuten, er stieg ohne Probleme aus und holte seinen Koffer und seine Reisetasche vom Gepäckband ab. Nachdem er den Zoll passiert hatte, wurde er in der Halle empfangen und zu den anderen Soldaten geführt, die entweder aus dem Urlaub zurückkamen oder, wie er, zum ersten Mal zu ihrem neuen Regiment stießen. Alle wurden in einen Militärbus gepfercht und in die Nacht entführt. Die Fahrt wurde unterbrochen, indem der Bus an mehreren Orten anhielt und die Soldaten in ihren jeweiligen Kasernen absetzte. Als sich die Zahl der Leute verringerte, waren nur noch er und zwei andere übrig.

Am Abend des 10. Januar 1988 kamen sie in der San-Sebastian-Kaserne an, in der die 3. gepanzerte Division, das Hauptquartier und das Fernmelderegiment untergebracht waren. Der diensthabende Feldwebel empfing ihn am Tor und sagte ihm, er solle mit seinem Gepäck zum Block 29 gehen und sich beim Blockunteroffizier melden. Man gab ihm eine Wegbeschreibung und teilte ihm mit, dass in der Kantine eine Mahlzeit auf ihn warten würde, wenn er sich beeilen würde. Die anderen beiden waren im Bus geblieben und wurden weitergefahren, wahrscheinlich nach Salamanca.

Block 29 sah genauso aus wie Block 28 und sogar genauso wie die Blöcke 27 bis 25. Das waren die Wohnquartiere der einzelnen Soldaten. Die Gebäude waren einstöckig und bestanden aus Beton und sahen nicht aus wie die Nissenhütten, die man ihm vorgegaukelt hatte. Obwohl es dunkel war, leuchteten vor jedem Gebäude Sicherheitsleuchten und erhellten den Weg.

Block 29 war das vorletzte Gebäude auf der rechten Seite der Straße. Zögernd öffnete er die Tür und sah das Schild für den Unteroffiziersanwärter des Blocks an der ersten Tür nach dem Betreten des Gebäudes. Er klopfte zögernd an und hörte, wie jemand etwas vor sich hinmurmelte, wartete und sah sich dann einem kleinen Mann in Shorts und Bademantel gegenüber. „Funker Jennings meldet sich zum Dienst, Hauptgefreiter,“ sagte Billy und stand stramm.

„Immer mit der Ruhe, man könnte meinen, Sie kämen gerade aus der Ausbildung,“ antwortete der Hauptgefreiter.

„Ich bin Korporal,“ sagte Billy.

„Das kann ich sehen, du Trottel. Kommen Sie, ich bringe Sie auf Ihr Zimmer. Ich bin Hauptgefreiter Andy McIntosh, Sie können mich Andy nennen, aber Hauptgefreiter, wenn höhere Ränge dabei sind, klar?“

“Ja, Hauptgefreiter,” antwortete Billy.

„Andy. Sie sind in Zimmer zwei, zusammen mit Gefreiter Tony White und den Funker Ian Goodwin und Paul Meyers. Passen Sie auf Tony auf, er kann manchmal ein bisschen ein Arschloch sein. Er hat seinen Streifen direkt nach der Ausbildung bekommen, ist Techniker und von sich überzeugt. Ian ist in Ordnung und man kommt gut mit ihm aus. Paul wird sich um Sie kümmern, denn er lässt sich von niemandem etwas gefallen, nicht einmal von mir. Bleiben Sie in seiner Nähe und er wird Ihnen zeigen, wo es langgeht.“

Andy öffnete die Tür, ohne anzuklopfen und Billy folgte ihm in den Raum. Es gab vier Betten, eines in jeder Ecke des Raumes, und jedes Bett hatte seinen eigenen Spind. Jeder Bewohner lag entweder in oder auf seinem Bett. Tony schaute mit Kopfhörern fern, Ian hörte eine Kassette auf seiner Stereoanlage und Paul las ein Buch und aß eine Packung Chips.

„Leute, das ist Funker Billy Jennings, er wird auf unabsehbarer Zeit euer neuer Zimmergenosse sein. Bitte sorgt dafür, dass er sich willkommen und wie zu Hause fühlt oder ich werde euch alle zusammenstauchen. Habt ihr verstanden?“ Andy stand da und sah die drei Soldaten an.

„Was?“ Das kam von Tony.

„Pst,“ sagte Ian, „ich höre gerade das neue Album von Wet Wet Wet.“

„Hi Billy, rate mal, welches Bett dir gehört,“ sagte Paul, ohne von seiner Seite aufzuschauen.

„So, das war's mit der Vorstellung, ab ins Bett und morgen früh um 8:10 Uhr zur Parade bereit sein. Gute Nacht und träumt süß.“ Mit diesen Worten verließ Andy den Raum, schloss die Tür und ging zurück in seine Koje.

Billy räumte seinen Koffer und seine Reisetasche aus, hängte alle seine Klamotten auf und verstaute seine Sachen in seinem Spind.

„Die Waschräume sind den Gang hinunter, genauso wie die Duschen. Die Küche ist am Ende des Flurs und am anderen Ende, direkt gegenüber. Du darfst morgen nach mir mein Bügeleisen benutzen. Kein schlechter Posten, wenn du dich benimmst. Der Möhnesee ist nicht weit von hier, du weißt schon, der See, an dem die Dam Busters 1943 den Damm gesprengt haben, genau wie im Film. Seid leise und wir sehen uns morgen früh.“ Damit warf Paul das Päckchen in den Mülleimer, nahm seine Zahnpasta und seine Bürste und ging den Korridor entlang.

Tony und Ian ignorierten ihn aber da er achtzehn Jahre lang an Einsamkeit gewöhnt war, war das für Billy ziemlich normal. Er verließ das Zimmer, folgte dem Korridor wie erklärt und ging hinüber, um sich etwas zu essen zu holen. Nachdem er beide Türen ausprobiert hatte, stellte er fest, dass die Küche geschlossen war und der diensthabende Koch wahrscheinlich nach Hause oder auf sein Zimmer gegangen war. Da er sonst nichts zu tun hatte, ging Billy zurück in sein Zimmer, holte ein Handtuch und einen Waschlappen und ging zurück in den Waschraum, bevor er sich ins Bett legte.

In den nächsten Monaten kam Billy langsam aus seinem Schneckenhaus heraus und wurde nach und nach als Mitbewohner akzeptiert, obwohl er immer daran erinnert wurde, dass er der Jungspund war, ein neuer Rekrut und das würde er immer bleiben, bis jemand Neues in das Zimmer kam. Da die anderen keine Pläne hatten und auch nicht vorhatten, sich bald versetzen zu lassen, nahm er die Sticheleien gelassen hin und spielte einfach mit. Das war der Anfang der Entwicklung von Funker Billy Jennings, 18 Jahre alt, sein ganzes Leben lang ein Einzelgänger und nun zum ersten Mal in einem fremden Land.

KAPITEL 4

Zu der Zeit, als Billy von seinem Truppenfeldwebel bei der Parade inspiziert wurde, wusch Rudolph Mertens nach der Nachtschicht seinen ganzen Stolz. Das Taxi, das er fuhr, war ein cremefarbener Mercedes 190 D mit hellbraunen Sitzen und er kümmerte sich um ihn, als wäre es die Liebe seines Lebens. Es verging kein Tag, an dem er nicht die Karosserie polierte, das Armaturenbrett abwischte, den Reifendruck überprüfte oder einfach nur die Fenster und Lichter reinigte. Ja, Rudolph war glücklich.