Geschichte der Welt  600-1350 Geteilte Welten -  - E-Book

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Beschreibung

Zwischen 600 und 1350 bot die Erde noch so viel Platz, dass Individuen, Gruppen und ganze Gesellschaften isoliert voneinander existieren konnten. Australien und Ozeanien standen noch gar nicht, der amerikanische Doppelkontinent kaum wahrnehmbar mit Entwicklungen in Europa, Afrika und Asien in Verbindung. Doch wurden in dieser Periode immer mehr Menschen in Netzwerke eingebunden, die Objekte, Praktiken und Ideen über Tausende von Kilometern verbreiteten und dabei Einfluss nahmen auf Entstehung und Zerfall von Herrschaftsräumen. Sie befeuerten in dieser Epoche der Geschichte der Welt eine Dynamik, welche die Isolation einander noch fremder Gesellschaften an ein Ende brachte. Weltgeschichte ist lange Zeit als eine Geschichte des Aufstiegs und des Niedergangs einer kleinen Zahl von 'Hochkulturen' geschrieben worden. Unter diesen Kulturen schienen Europa oder der atlantische 'Westen' während der letzten Jahrhunderte nach den Kriterien Macht, Wohlstand und kulturelle Kreativität zu dominieren. Das neue sechsbändige Werk zur Weltgeschichte, das von einem Team von Historikerinnen und Historikern vorwiegend aus den USA und Deutschland erarbeitet wird und das gleichzeitig bei C.H.Beck und Harvard University Press erscheint, verabschiedet sich von diesen Traditionen. Es leugnet die Errungenschaften des Westens nicht, stellt sie aber in den größeren Zusammenhang gleichzeitiger Entwicklungen in anderen Teilen der Welt. Dadurch wird das allmähliche, dabei aber krisenhafte Entstehen des heutigen dicht integrierten und pluralistischen Weltzusammenhangs sichtbar. Erstmals werden in diesen Bänden die Ergebnisse von mehreren Jahrhunderten internationaler Forschung zur Vorgeschichte der Globalisierung und zur Entwicklung von Gesellschaften und politischen Ordnungen auf allen Kontinenten von führenden Experten zusammenfassend dargestellt. Weltgeschichte erscheint hier nicht als Aneinanderreihung einzelner Spezialgeschichten. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf bisher wenig beachtete Querbeziehungen und Wechselwirkungen: auf Migration von Einzelnen und Gruppen und die Gründung neuer Gesellschaften, auf die interkontinentale Ausbreitung von Technologien, Religionen oder politischen Ideen, auf globale Kommunikationsnetze, Handelsströme und Konsummuster, auf Imperialismus, Kolonialismus und großräumige Kriege.

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Iriye, Akira; Osterhammel, Jürgen; König, Daniel G.: Geschichte der Welt 600-1350 Geteilte Welten

AKIRA IRIYE UND JÜRGEN OSTERHAMMEL (HG.)

C.H.BECK HARVARD UP

GESCHICHTE DER WELT

600–1350

GETEILTE WELTEN

GESCHICHTE DER WELT

Herausgegeben von Akira Iriye und Jürgen Osterhammel

Frühe Zivilisationen Die Welt vor 600 Herausgegeben von Hans-Joachim Gehrke

Geteilte Welten 600–1350 Herausgegeben von Daniel G. König

Weltreiche und Weltmeere 1350–1750 Herausgegeben von Wolfgang Reinhard

Wege zur modernen Welt 1750–1870 Herausgegeben von Sebastian Conrad und Jürgen Osterhammel

Weltmärkte und Weltkriege 1870–1945 Herausgegeben von Emily S. Rosenberg

Die globalisierte Welt 1945 bis heute Herausgegeben von Akira Iriye

ZUM BUCH

«Weltgeschichte ist lange Zeit als eine Geschichte des Aufstiegs und Niedergangs einer kleinen Zahl von ‹Hochkulturen› geschrieben worden. Unter diesen Kulturen schienen Europa oder der atlantische ‹Westen› während der letzten Jahrhunderte nach den Kriterien Macht, Wohlstand und kulturelle Kreativität zu dominieren. Das neue sechsbändige Werk zur Weltgeschichte, das von einem Team von Historikerinnen und Historikern vorwiegend aus den USA und Deutschland erarbeitet wird und das gleichzeitig bei C.H.Beck und Harvard University Press erscheint, verabschiedet sich von diesen Traditionen. Es leugnet die Errungenschaften des Westens nicht, stellt sie aber in den größeren Zusammenhang gleichzeitiger Entwicklungen in anderen Teilen der Welt. Dadurch wird das allmähliche, dabei aber krisenhafte Entstehen des heutigen dicht integrierten und pluralistischen Weltzusammenhangs sichtbar. Erstmals werden in diesen Bänden die Ergebnisse von mehreren Jahrzehnten internationaler Forschung zur Vorgeschichte der Globalisierung und zur Entwicklung von Gesellschaften und politischen Ordnungen auf allen Kontinenten von führenden Experten zusammenfassend dargestellt. Weltgeschichte erscheint hier nicht als Aneinanderreihung einzelner Spezialgeschichten. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf bisher wenig beachtete Querbeziehungen und Wechselwirkungen: auf Migrationen von Einzelnen und Gruppen und die Gründung neuer Gesellschaften, auf die interkontinentale Ausbreitung von Technologien, Religionen oder politischen Ideen, auf globale Kommunikationsnetze, Handelsströme und Konsummuster, auf Imperialismus, Kolonialismus und großräumige Kriege.»

Akira Iriye und Jürgen Osterhammel

Zwischen 600 und 1350 bot die Erde noch so viel Platz, dass Individuen, Gruppen und ganze Gesellschaften isoliert voneinander existieren konnten. Australien und Ozeanien standen noch gar nicht, der amerikanische Doppelkontinent kaum wahrnehmbar mit Entwicklungen in Europa, Afrika und Asien in Verbindung. Doch wurden in dieser Periode immer mehr Menschen in Netzwerke eingebunden, die Objekte, Praktiken und Ideen über Tausende von Kilometern verbreiteten und dabei Einfluss nahmen auf Entstehung und Zerfall von Herrschaftsräumen. Sie befeuerten in dieser Epoche der Geschichte der Welt eine Dynamik, welche die Isolation einander noch fremder Gesellschaften an ein Ende brachte.

PRESSESTIMMEN ZUR «GESCHICHTE DER WELT»:

«Was für ein Meilenstein: Einige der besten Historiker schreiben eine Geschichte der Welt.»

Dirk van Laak, DIE ZEIT

«Die Beiträge funkeln vor originellen Beobachtungen, präzisen Analysen und pointierten Urteilen – und vor allem: Sie sind offen für die Widersprüchlichkeiten der Welt.»

Dietmar Süß, Süddeutsche Zeitung

600–1350

GETEILTE WELTEN

Herausgegeben von DANIEL G. KÖNIG

Mit Beiträgen von

Christopher S. Beekman, Justin Jennings und Michael D. Mathiowetz Daniel G. König Michael Borgolte François-Xavier Fauvelle André Wink Naomi Standen

INHALT

EINLEITUNG: ZWISCHEN ISOLATION UND VERFLECHTUNG (Daniel G. König) – Globale Interaktion 600–1350

 EINFÜHRUNG

1. VOM AMERIKANISCHEN DOPPELKONTINENT INS ÖSTLICHE EURASIEN

Der amerikanische Doppelkontinent

Der islamische Commonwealth

Europa

Subsaharisches Afrika

Indien

Östliches Eurasien

2. GLOBALE INTERAKTION ZWISCHEN 600 UND 1350

Regionaler Mangel an Konnektivität

Phantastische Geographien als Indikatoren fehlender Konnektivität?

Neue Horizonte und Rückschläge

Eine Periode der geopolitischen und geokulturellen «Balance»

3. «GLOBALES MITTELALTER»? DIE PERIODE 600–1350 UND IHR NACHWIRKEN

«Das Mittelalter»: Eine europäische Kategorie und ihr Nachleben

Amerikanisches Mittelalter?

Islamisches Mittelalter?

Afrikanisches Mittelalter?

Indisches Mittelalter?

Ostasiatisches Mittelalter?

Herausforderungen der Periodisierung

4. DANKSAGUNGEN

STRUKTUR UND GESCHICHTE DER AMERIKANISCHEN KONTINENTE 600–1350: ABGESCHLOSSEN UND VERNETZT? (Christopher S. Beekman, Justin Jennings und Michael D. Mathiowetz)

 EINLEITUNG

1. WERKZEUGE UND DATENSÄTZE

Konzeptionelle Terminologie und zeitlicher Rahmen

Quellen

Schlussfolgerungen

2. DER AMERIKANISCHE DOPPELKONTINENT: NATÜRLICHE HINDERNISSE FÜR KONNEKTIVITÄT UND MENSCHLICHE STRATEGIEN ZU IHRER ÜBERWINDUNG

Klima, Geographie und Kommunikationswege

Die dynamische Umwelt: Langfristige Prozesse und kurzfristige Ereignisse

Subsistenzregime und Formen der Intensivierung

Bevölkerungsdichten

Transporttechnik

Exotische Handelsgüter des amerikanischen Doppelkontinents

Schlussfolgerungen

3. AMERIKANISCHE MAKROREGIONEN: GESELLSCHAFTLICHE ORGANISATION UND INTERAKTION

Südamerika

Die Karibik

Mesoamerika und der Südwesten/Nordwesten

Nordamerika

Instabile oder kurzlebige Netzwerke an den äußeren Rändern Amerikas

Schlussfolgerungen

4. ASPEKTE DER KONNEKTIVITÄT UND VERFLECHTUNG AUF DEM AMERIKANISCHEN DOPPELKONTINENT

DIE ENTSTEHUNG EINES ISLAMISCHEN COMMONWEALTH (Daniel G. König)

 EINLEITUNG

1. VORAUSSETZUNGEN DER MUSLIMISCHEN EXPANSION

Die arabische Sphäre zwischen Ostrom, Persien und Axum

Das religionspolitische Umfeld des frühen Islam

Christologische Kämpfe und islamische Reaktionen

Islamisches «State building» im Schatten der Großreiche

2. DIE PROTOGLOBALE EXPANSION VON MUSLIMEN

Entstehung einer Expansionsbewegung

Muslimische Herrschaftsübernahme in Teilen des eurafrasischen Raums

Händlerdiaspora und Herrschaftsbildung in West- und Ostafrika

«Monsun-Islam»: Händlerdiaspora und Herrschaftsbildung

Einbindung, Konversion und Herrschaftsverschiebungen in Zentralasien und Nordindien

Expansion und Islamisierung

3. DIE GENESE EINER IMPERIALEN KULTUR: TRANSREGIONALE STANDARDSETZUNG UND IHRE GRENZEN

Imperiale Erbmassen

Arabisierung: Sprachliche Standardisierung und ihre Grenzen

Islamisierung: Religiöse Standardisierung und ihre Grenzen

«Rule of Law»: Rechtliche Standardisierung und ihre Grenzen

Ḏimma: Die Etablierung eines flexiblen Systems religiösen Diversitätsmanagements

Transregionale imperiale Standardsetzung

4. IMPERIALER ZERFALL UND DIE ENTSTEHUNG DES ISLAMISCHEN COMMONWEALTH

Die Fragmentierung des imperialen Rahmens

Ein protoglobales Welthandelssystem

Varianten transregionaler Mobilität: Lebewesen

Varianten transregionaler Mobilität: Wissen

5. EPILOG: DER ISLAMISCHE COMMONWEALTH UND SEIN NACHLEBEN

Der Commonwealth im Reisebericht des Ibn Baṭṭūṭa

Das Nachleben des islamischen Commonwealth

DIE KONTINENTALISIERUNG EUROPAS (Michael Borgolte)

 EINLEITUNG: EUROPA ALS TEIL DER ÖKUMENE

Ein Globus getrennter Welten

Eurafrasien

Die Selbstentdeckung Europas – ein Projekt des Mittelalters

1. EUROPA UM 600

Naturkatastrophen als Zäsur?

Erschütterte Gewissheiten: Sind Frauen Menschen?

Gefährdete Bindungen im Westen

Aufstieg der nördlichen Meere

Ein erodierendes Mittelmeerreich

2. VERKEHRSSTRUKTUR UND BESIEDLUNG

Wasser- und Landstraßen

Demographie und Siedlungsdichte: Europäische Länder im Vergleich

3. MOBILITÄTEN – ODER DIE ÜBERWINDUNG DER ISOLATION

Strukturelle Ortswechsel in Kirche und Mönchtum

Diffusion des Wissens durch geistliche Gelehrte

Sakralmobilität der Laien

Weitmaschige Netze: Juden und Muslime

Coming together aus Liebe zur Wissenschaft

Handel mit materiellen Werten

Gezielte Beobachtung in der Fremde: Gesandtschaften

4. MIGRATIONEN UND KULTURELLER WANDEL

Neue Ansichten der Migrationsgeschichte

Auf der Suche nach anderen Lebensmittelpunkten: Missionare und Asketen

Fromme Frauen als Migrantinnen

Ehefrauen im fremden Land

Menschenexporte: Sklaven, Sklavinnen und Eunuchen

Kulturtransfer durch Kolonisten

5. MARCO POLO, DIE PEST UND DIE UNGEWISSHEIT DER GLOBALISIERUNG UM 1350

6. CONCLUSIO

SUBSAHARISCHE AFRIKANISCHE GESELLSCHAFTEN IM DIALOG MIT DER ISLAMISCHEN SPHÄRE (François-Xavier Fauvelle)

 EINLEITUNG

Kulturelle Diversität und Wechselbeziehungen mit der Umwelt im subsaharischen Afrika

Afrikas Mittelalter: Einseitigkeit der Quellen und narrative Vorrangstellung

1. DAS CHRISTLICHE AFRIKA VOR DER HERAUSFORDERUNG DURCH DEN ISLAM

Subsaharische afrikanische Christenheiten um das Jahr 600: Äthiopien und Nubien

Christliches und islamisches Äthiopien und Nubien

Äthiopien und Nubien aus einer weiteren islamisch geprägten Perspektive

Juden und der islamische Handel mit dem subsaharischen Afrika

2. AFRIKAS NEUE «UFER»: DAS SAHELBAND UND DIE SWAHILI-KÜSTE

Wüste und Ozean – was taugt der Vergleich?

Welchen Handel gab es in vorislamischer Zeit?

Über Sand und Wasser: Die Anfänge, Mitte 7. bis 11. Jahrhundert

Afrikanische Eliten beginnen den Dialog mit der globalen islamischen Sphäre

Städte: Blütezeit einer urbanen islamischen Gesellschaft im 14. bis 15. Jahrhundert

Die politische Blütezeit der subsaharischen Gemeinwesen

3. TRANSSAHARISCHE BEZIEHUNGEN: AKTEURE UND ROUTEN

Der weiße, muslimische Händler aus dem Norden

Frauen? Nahezu unsichtbar

Pilger und Kaufleute im subsaharischen Afrika

Politische Ökologie der transsaharischen Routen

Diplomatischer Austausch quer durch die Wüste: Borno und Ägypten, Mālī und Marokko

4. KREISLÄUFE, VERÄNDERUNGEN, ERWARTUNGEN: HANDELSAUSTAUSCH ZWISCHEN SUBSAHARISCHEM AFRIKA UND DER WELT

Gold: Umlauf und Produktionskette

Sklaven: Aus dem Hinterland subsaharischer Gemeinwesen in die islamische Welt

Luxusexportwaren: Ambra, Elfenbein, Bergkristall

Hauptimportgüter: Kupfer und Salz

Textilien und Sozialprestige

Muscheln und Glasperlen: Rückverfolgung von Verbindungen

Porzellan und Kupferwaren: Die afrikanischen Ausläufer des islamischen Handelsraums

5. MAKLERSTAATEN IM AFRIKA DES MITTELALTERS

Islamische Staaten am äthiopischen Grabenbruch: Hüter des Grenzbereichs

Duale Städte in der westlichen Sahelzone, einschließlich Ġāna, im 11. und 12. Jahrhundert

Stadtstaaten an der ostafrikanischen Küste im frühen 14. Jahrhundert: Eine Reise mit Ibn Baṭṭūṭa

Jenseits der «Ufer»: Wangara- und Swahili-Wandergemeinschaften

6. NARRATIVE WIRKUNGSMACHT, AMBIVALENZ UND UNBESTIMMTHEIT SUBSAHARISCHER MAKLERSTAATEN

Gold und Kannibalen

Die Moschee und die Masken am Hof von Mālī (Mitte des 14. Jahrhunderts)

Die geographische Unbestimmtheit der Maklerorte: Die Hauptstädte von Ifat und Mālī

7. EPILOG: ÜBERSCHNEIDUNGEN DER DYNAMIK QUER ÜBER DEN KONTINENT UND DARÜBER HINAUS

DIE ENTSTEHUNG EINER SESSHAFTEN ZIVILISATION UND DER AUFSTIEG DES ISLAM IM INDIEN DES MITTELALTERS (André Wink)

 EINLEITUNG

1. LANDWIRTSCHAFT, SESSHAFTE GESELLSCHAFT, KÖNIGTUM UND RELIGION

Die Ausweitung der Landwirtschaft

Antike Reiche

Die Geschichte des Buddhismus

Könige und Brahmanen

Die Kastenordnung

Mittelalterliche Städte

2. INDIEN UND DIE NOMADISCHE GRENZZONE

Skythen/Saken, Kuschana und Hephthaliten: 3. Jahrhundert v. Chr. bis 6. Jahrhundert n. Chr.

Ethnogenese der Türken: 4.–6. Jahrhundert n. Chr.

Die «postnomadische» türkische Eroberung Indiens: 10. bis 14. Jahrhundert

Die nomadische Zerstörung des Indus-Grenzgebiets durch die Mongolen: 13.–14. Jahrhundert

3. DIE MARITIME GRENZZONE: SEEFAHRT, HANDEL UND POLITIK IM INDISCHEN OZEAN

Ursprünge und antike Entwicklung

Die mittelalterliche Blütezeit

4. DER AUFSTIEG DES ISLAM

Religion, Handel und Politik im arabischen Sindh: 7.–10. Jahrhundert

Von Ghazni nach Delhi: Islamische Reichsbildung in Indien, 11.–15. Jahrhundert

Die politisch-religiöse Transformation des mittelalterlichen Dekkan und der südindischen Halbinsel

Die Konversion der Küsten- und Inselarchipele des Indischen Ozeans

Die Bekehrung des Indus-Grenzlands

5. ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNG

FRÖMMIGKEITSAKTE, GEFOLGSCHAFT UND GEMEINSCHAFTEN IM ÖSTLICHEN EURASIEN (Naomi Standen)

1. ÖSTLICHES EURASIEN –EINE DEFINITION

Sinozentrismus und historische Annahmen

Fallstricke

Alternativen

Östliches Eurasien – eine Definition

Die Vielfalt der Ökologien

Sinitisch: Gemeinsame Schriftsprache des östlichen Eurasien

Politik als soziale Netzwerke: Konditionalität, Gefolgschaft und Reziprozität

Mahāyāna-Buddhismus

Vielfalt der Frömmigkeitsformen

«Kirche und Staat»

Eine Skizze des Kapitels

2. NETZWERKE INS 8. JAHRHUNDERT: FRÖMMIGKEIT, POLITIK UND AUSTAUSCH

Transregionale Netzwerke

Routen für Missionare, Sendschreiben und Händler

Östliches Christentum: Ein anderer Pfad aus dem Westen

Silbermünzen aus Persien: Ein wirtschaftsgeschichtlicher Kommentar

Manuskripte und Übersetzungen

Buddhistische Übersetzungen und Daoismus

Verwaltung, Politik und Legitimation

Praktiken der Regierungsführung und konditionale Gefolgschaft

Einen weiblichen Kaiser legitimieren

Patronage des buddhistischen Establishments

Luoyang: Eine buddhistische Hauptstadt im Tal des Gelben Flusses

Überlegungen

3. ÜBERALL BUDDHISMEN: DER GEMEINSAME BESTAND UND DIE VIELFALT AB DEM 8. JAHRHUNDERT

Der allgegenwärtige Buddhismus

Seokguram: Ein innovativer Tempel auf der Koreanischen Halbinsel

Frömmigkeitspraktiken und Aristokraten im Japanischen Archipel

Spielarten buddhistischer Volksfrömmigkeit im Archipel

Königlicher Tantra-Buddhismus im Tibetischen Massiv

Größe und Reichtum buddhistischer Einrichtungen

Volksfrömmigkeit und Einkünfte der Klöster

Politische Brüche

Unterdrückung von Einrichtungen der Frömmigkeitspflege

Andere Ressourcen – im Norden und im Süden

Ein unsichtbares Reich: Balhae (698–926) im Nordosten des Kontinents

Politische Implikationen von Keramikexporten aus dem Süden des Kontinents

Regionale Buddhismen in regionalen Regimen

Dunhuang: Kreativität und Legitimation im Tarim-Becken

Sichuan: Verbindungen und Kreativität im Südwesten des Kontinents

Lokalisierte tantrische Erneuerungen in den Tälern Tibets

Überlegungen

4. VERMEHRTE INTERAKTIONEN: LOKALISIERUNG UND KOMMUNIKATION VOM 10. ZUM 12. JAHRHUNDERT

Politik und Pagoden

Buddhistische Türme

In die Höhe bauen

Institutionalisierungen lokaler Praktiken der Volksfrömmigkeit

Guanyin: Eine transformierte buddhistische Gestalt

Kami-Praktiken und Politik auf dem Japanischen Archipel

Die Organisation der Volksfrömmigkeit

Die verflochtene buddhistische Sangha

Das Zirkulieren gedruckter kanonischer Sammlungen

Verbindungen und Innovation im nördlichen Archipel

Überlegungen

5. TRANSFORMATIONEN, EXPANSIONEN UND EROBERUNGEN VOM 12. ZUM 14. JAHRHUNDERT: DIE NEUGESTALTUNG DES ÖSTLICHEN EURASIEN

Der Sonderfall der Südlichen Song (1127–1276)

Von der Loyalität zum Loyalismus

Kolonialismus im tiefen Süden

Horizonte und Begrenzungen

Bronzemünzen im transregionalen Kontext

Neokonfuzianismus in Ančun-Jin (1115–1234) im Becken des Gelben Flusses

Der Islam und die Herrscher von Kara-Kitai (1124–1218)

Mongolischer Universalismus

Schamanismus und Tengrismus

Die Khane und die Gläubigen

Loyalität neu interpretiert: Idealisierte Gefolgschaft und das Verhältnis zu Goryeo (918–1392)

Buddhismen auf dem Archipel der Kamakura-Periode (1185–1333)

Alte und neue Sekten

Sorge um die Unreinen

Überlegungen

6. DAS ÖSTLICHE EURASIEN NEU GEDACHT

Die sich verändernden Gestalten des östlichen Eurasien

Verbindungen

ANHANG

ANMERKUNGEN

Einleitung: Zwischen Isolation und Verflechtung (Daniel D. König)

Struktur und Geschichte der amerikanischen Kontinente 600–1350: Abgeschlossen und vernetzt? (Christopher S. Beekman, Justin Jennings und Michael D. Mathiowetz)

Die Entstehung eines islamischen Commonwealth (Daniel G. König)

Die Kontinentalisierung Europas (Michael Borgolte)

Subsaharische afrikanische Gesellschaften im Dialog mit der islamischen Sphäre (François-Xavier Fauvelle)

Die Entstehung einer sesshaften Zivilisation und der Aufstieg des Islam im Indien des Mittelalters (André Wink)

Frömmigkeitsakte, Gefolgschaft und Gemeinschaften im östlichen Eurasien (Naomi Standen)

Anmerkungen zu Begrifflichkeiten und Standards

Geographische Namen

Sprachen und Transkription

Namen und Titel

Daten

Maße und Gewichte

BIBLIOGRAPHIE

Struktur und Geschichte der amerikanischen Kontinente 600–1350 (Christopher S. Beekman, Justin Jennings und Michael D. Mathiowetz)

Die Entstehung eines islamischen Commonwealth (Daniel G. König)

Die Kontinentalisierung Europas (Michael Borgolte)

Subsaharische afrikanische Gesellschaften im Dialog mit der islamischen Sphäre (François-Xavier Fauvelle)

Die Enstehung einer sesshaften Zivilisation und der Aufstieg des Islam im Indien des Mittelalters (André Wink)

Frömmigkeitsakte, Gefolgschaft und Gemeinschaften im östlichen Eurasien (Naomi Standen)

ABBILDUNGSNACHWEIS

Karten

AUTORIN, AUTOREN UND HERAUSGEBER

REGISTER

Personenregister

Ortsregister

Sachregister

EINLEITUNG: ZWISCHEN ISOLATION UND VERFLECHTUNG

Globale Interaktion 600–1350

Daniel G. König

EINFÜHRUNG

Die Periode zwischen 600 und 1350, die im Zentrum des vorliegenden Bandes steht, kann sich nicht an heutigen Standards der Globalisierung messen lassen. In der erdzeitlichen Epoche des sogenannten Anthropozäns, in der wir heute leben, ist der Einfluss des Menschen auf dem gesamten Planeten spürbar. Täglich kreuzen Lebewesen und Waren den Globus. Die digitale Revolution hat Milliarden von Menschen Zugang zum Internet verschafft – einer hochvariablen, aber globalen Informationsquelle und einem Mittel der quasi-sofortigen Kommunikation unabhängig von der Distanz.[*1]

Zwischen 600 und 1350 waren dagegen große Teile des Planeten noch sehr dünn besiedelt. Auf der Grundlage zahlreicher Schätzungen, die seit den 1960er Jahren unternommen wurden, geht Angus Maddison davon aus, dass die menschliche Bevölkerung um das Jahr 1 n. Chr. zwischen 169 und 297 Millionen betrug, sich um das Jahr 1000 n. Chr. zwischen 253 und 310 Millionen bewegte und bis 1500 n. Chr. auf 424 bis 484 Millionen anstieg.[1] Ein Planet, der weniger als ein Fünfzehntel der heutigen Weltbevölkerung beherbergte, bot viel Platz für «Unverbundenheit» oder sogar Isolation.

Menschliche Gesellschaften auf den amerikanischen Kontinenten, in Australien und Ozeanien waren von Entwicklungen in Europa, Afrika und Asien abgeschnitten. Sogar auf der verbundenen Landmasse Eurafrasiens waren viele menschliche Kollektive nur locker an transregionale Netzwerke angeschlossen. Allerdings entstanden bzw. verdichteten sich zwischen 600 und 1350 zahlreiche Mobilitätsströme. Dabei kam es zum Aufstieg neuer bzw. zur Stabilisierung schon existierender eurasiatischer, eurafrikanischer, afrasiatischer und intra-amerikanischer Austauschsysteme. Obwohl ihr Funktionieren teilweise gefährdet war, beeinflussten diese Austauschsysteme die Lebenswelten von Millionen von Menschen auf allen sozialen Ebenen. Im Vergleich zur vorangehenden Periode, die in Band 1 der Geschichte der Welt behandelt wird, kam es in der hier im Zentrum stehenden Periode zu einem bisher unerreichten Grad der globalen Verflechtung.

Der Bandtitel Geteilte Welten trägt dem Charakter unserer Untersuchungsperiode Rechnung: Einerseits verweist er auf einen Abschnitt der Menschheitsgeschichte, in dem menschliche Gesellschaften einen Planeten besiedelten, der in viele, parallel existierende Sphären geteilt war, die nur teilweise miteinander in Kontakt standen. Andererseits macht er darauf aufmerksam, dass diese Sphären in den hier behandelten Jahrhunderten stärker als zuvor miteinander interagierten. Aus dieser Interaktion gingen gemeinsame, d.h. geteilte Lebenswelten hervor, die sowohl Ausdruck als auch Motor des Zusammenwachsens waren.

Fußnoten

*1 Ich danke Ulrich Gotter, den Studierenden meines Kurses «The Global Middle Ages: Approaches, Challenges, and Sources» und Jürgen Osterhammel für ihre kritische Lektüre dieser Einleitung. Für alle Fehler trage ich die alleinige Verantwortung.

1.VOM AMERIKANISCHEN DOPPELKONTINENT INS ÖSTLICHE EURASIEN

Um zu illustrieren, wie Isolation auf der einen und Verflechtung auf der anderen Seite die Periode zwischen 600 und 1350 prägten, betrachtet dieser Band die Globalgeschichte dieses Zeitraums aus der Perspektive verschiedener Makroregionen. Auf diese Weise berücksichtigt er regionale Besonderheiten und Blickwinkel, während er gleichzeitig erklärt, wie und zu welchem Grade diese Makroregionen Teil weitgespannter transregionaler Netzwerke protoglobaler Dimension wurden.

Der amerikanische Doppelkontinent

Aufgrund ihrer besonderen Position in der Globalgeschichte dieser Periode, widmet sich Kapitel 1 den amerikanischen Kontinenten. Zwar mag es im Untersuchungszeitraum sporadische Verbindungen zur Inselwelt des Pazifiks und in die asiatische und europäische Arktis gegeben haben. Dennoch hatten beide Kontinente an den stark verzahnten Interaktionssphären Eurafrasiens keinen Anteil. Der von Christopher S. Beekman, Justin Jennings und Michael D. Mathiowetz verfasste Beitrag macht deutlich, dass Nord- und Südamerika soziale Organisationsformen hervorbrachten, die von Jäger- und Sammlergesellschaften bis hin zu transregionalen Imperien reichten. Dieses Spektrum war zwar auch in Eurafrasien zu finden. Der Beitrag zeigt aber auf, dass amerikanische Entwicklungen zwischen 600 und 1350 auf ganz anderen Grundlagen aufbauten.

Auffällig ist zum einen, dass der amerikanische Doppelkontinent dieser Periode nicht im selben Maße Schriftsysteme produzierte, wie dies in Eurafrasien der Fall war. Dies macht es notwendig, den größeren Teil der präkolumbischen amerikanischen Geschichte auf der Basis von archäologischen und viel später aufgezeichneten schriftlichen und mündlichen Quellen aufzuarbeiten. Im Hinblick auf Konnektivität und Verflechtungen wird zum anderen deutlich, dass es im gesamten präkolumbischen Amerika keine Tiere gab, die als schwere Lastenträger oder Reittiere genutzt werden konnten, sodass auch Räder und Wagen keine Transportfunktionen übernahmen. Aus diesem Grund war es amerikanischen Gesellschaften nicht möglich, auf dieselbe Weise die intra- und interkontinentale Kommunikation zu beschleunigen und militärisch-politische Macht transregional auszuüben, wie dies in vielen Teilen Eurafrasiens der Fall war. Ein politisches Gebilde wie das mongolische Steppenimperium, dem es dank der überall verfügbaren Pferde und Kamele innerhalb weniger Jahrzehnte gelang, die Kontrolle über Regionen von China bis zum Mittelmeer zu übernehmen, war im präkolumbischen Amerika nicht denkbar. Kontinentale Verbindungen entstanden vielmehr im Tempo menschlicher Schritte, die jede Region mit ihren jeweiligen Nachbarn verbanden. Obwohl der maritime Transport geographische Zwischeninstanzen übergehen und Kommunikationskanäle zwischen weit voneinander entfernten Kollektiven ins Leben rufen konnte, scheint er nicht zur transregionalen Herrschaftsbildung genutzt worden zu sein.

Obwohl man auf den amerikanischen Kontinenten auf wichtige Stützen der Konnektivität verzichten musste, gelang es menschlichen Kollektiven von Nord nach Süd, beeindruckend lange Routen des intra- und interkontinentalen Austauschs zu schaffen, die oftmals sehr verschiedene geographische Zonen miteinander verbanden. Diese Routen durchkreuzten entweder große Teile Süd-, Mittel- oder Nordamerikas oder verbanden bestimmte Regionen dieser drei Teilkontinente miteinander. Ihre Existenz lässt sich anhand der weiten Verbreitung bestimmter Grundnahrungsmittel wie Mais, zahlreicher Exotika sowie transregionaler Phänomene nachweisen, darunter die sogenannte flower world-Ideologie, die Gemeinwesen zwischen der Isthmo-kolumbianischen Region und den heutigen US-Bundesstaaten Arizona und New Mexico miteinander teilten. Mittelamerika mitsamt der Karibik hatte als Verbindungsregion zwischen Nord und Süd natürlich eine bedeutende Rolle inne. Zwar machte es das Fehlen von Last- und Reittieren schwierig, logistische Herausforderungen über kurze, mittlere und längere Strecken zu bewältigen. Dennoch entstanden auf den amerikanischen Kontinenten riesige Agglomerationen, die Zehntausenden Nahrung und eine Heimstatt boten. Politische Gemeinwesen imperialen oder föderativen Charakters konnten nicht nur zu beeindruckender Größe anwachsen, sondern wiesen auch alle Eigenschaften hochorganisierter komplexer Gesellschaften auf. Aufgrund ihrer monumentalen Hinterlassenschaften und ihrer wichtigen, meist mündlich oder in ritualisierten Praktiken tradierten Beiträge zur Kosmologie wird die Zeit zwischen 600 und 1350 schließlich als Gründungsperiode von enormer Relevanz für die Identität und die spirituelle Weltsicht der indigenen Bevölkerungsgruppen Amerikas angesehen.

Der islamische Commonwealth

Angesichts der fast vernachlässigbaren Verbindungen zwischen den amerikanischen Kontinenten und dem Rest des Planeten im Zeitraum zwischen 600 und 1350 springt der Band nun über den Atlantik in die stark miteinander verflochtene trikontinentale Sphäre Eurafrasiens. Kapitel 2 zeichnet den Aufstieg eines soziokulturellen Makrosystems nach, das sich maßgeblich auf die Glaubenssätze des Islam stützte oder zumindest eine starke Verbindung zu ihnen aufwies. In vielen Varianten würden sie einen nachhaltigen Einfluss auf alle drei Kontinente der sogenannten «Alten Welt» haben.

Der Islam begann als eine religiöse Reformbewegung, die auf lokale Weltbilder und Praktiken sowie auf weitere religiöse, insbesondere christologische Debatten des spätantiken Mediterraneums reagierte. Bald entwickelte sich ein muslimisches Gemeinwesen, das im Zuge der arabisch-islamischen Expansion des 7. und 8. Jahrhunderts imperiale Dimensionen annahm. Diese imperiale Sphäre, die sich von der Iberischen Halbinsel im Westen bis in den Sindh im Osten erstreckte, stellte den Rahmen, innerhalb dessen sich langlebige Standards etablierten: Hier verbreiteten Muslime die arabische Sprache, der sie einen sakralen Status zusprachen; sie formulierten ihre monotheistische Botschaft mitsamt einem normativen Rahmen in immer konkreteren, aber auch facettenreicheren Varianten; sie entwickelten eine spezifische Form der Herrschaft des Rechts; nicht zuletzt schufen sie ein effektives hierarchisiertes System des religiösen Diversitätsmanagements.

Wie Daniel G. König in diesem Kapitel darlegt, wurden diese Standards von allen Gesellschaften unter muslimischer Herrschaft beibehalten, als das Expansionsimperium politisch zu zerfallen begann. Sie wurden durch eine wachsende muslimische Diaspora weit über das muslimische Herrschaftsgebiet hinaus verbreitet und von neu aufsteigenden muslimischen Gemeinwesen in der Peripherie des ursprünglichen Expansionsgebiets angenommen. Als Teil der Lebenswelt von Gruppen und Gesellschaften in einem Gebiet, das von Westeuropa und Westafrika bis zum Malaiischen Archipel und den großen Städten des imperialen China reichte, förderten diese Standards die Verbindung muslimischer Gemeinschaften in Eurafrasien miteinander. Sie bildeten die Stützpfeiler einer pulsierenden, dynamischen Sphäre des wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs, die dieses Kapitel als postimperialen «islamischen Commonwealth» konzeptualisiert. Die arabisch-islamische Expansion, das daraus resultierende Imperium und der islamische Commonwealth übten einen nachhaltigen Einfluss auf Europa, West- und Zentralasien aus, restrukturierten subsaharische Kollektive in West- und Ostafrika und ließen bedeutende muslimische Diasporagemeinden in Süd- und Südostasien entstehen, die auf dem Malaiischen Archipel sogar die Herrschaft übernahmen. Vor diesem Hintergrund sprechen die folgenden Kapitel zu Europa, Afrika, Indien und dem östlichen Eurasien den muslimischen Einfluss auf die eine oder andere Weise an, heben aber auch regionale Spezifitäten hervor, die oftmals ein Gegengewicht zu diesem Einfluss auf die jeweilige Region bildeten.

Europa

Kapitel 3 wirft ein Licht auf historische Entwicklungen in Europa. Dieser Kontinent war in der Antike nur teilweise vom Römischen Reich kolonisiert worden und wurde nun zunehmend von christlichen Weltbildern und ihrem institutionellen Arm, der römischen Kirche, durchdrungen. Zwischen zwei Ausbrüchen der Pest im 6. und 14. Jahrhundert und parallel zur Entstehung eines eurafrasischen islamischen Commonwealth durchlief Europa eine eigenständige Entwicklung. Diese löste Europa einerseits vom, verband es aber auch wieder mit dem Mediterraneum und seinem kulturellen Erbe. Mit der Zeit bekam die entstandene Gruppe christianisierter Gesellschaften am westlichen Rand der eurasischen Landmasse ein eigenes Gewicht als protoglobaler Akteur, der sich zunächst auf einer euromediterranen, dann einer eurafrasischen und schließlich einer globalen Bühne bewegte.

Der entstehende islamische Commonwealth vereinte arabische, syrische, koptische, griechische, römische, iranische und indische Erbmassen unter der Ägide einer hegemonialen Interpretation des Monotheismus und integrierte im Laufe der Zeit auch west- und ostafrikanische sowie süd- und südostasiatische Elemente. Europa wiederum verband griechische, römische, keltische, germanische und slawische sowie jüdische, christliche und auch muslimische Erbmassen unter der Ägide einer regionalspezifischen, hegemonialen Interpretation des Christentums, die von einer zunehmend effizienteren kirchlichen Administration propagiert und teilweise durchgesetzt wurde. Zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert integrierten die schon christianisierten Gesellschaften Europas bisher noch nicht christianisierte, darunter slawische, skandinavische und zentralasiatische Kollektive im Rahmen zahlreicher, von unterschiedlichen Akteuren angetriebener Christianisierungsprozesse. Darin wurden sie teilweise von ihrem östlichen imperialen Nachbarn, dem Oströmischen oder Byzantinischen Reich, unterstützt. Ab dem 11. Jahrhundert begannen europäische Christen dann zunehmend, nach Osten und Süden vorzustoßen und sowohl militärisch als auch ökonomisch auf von östlichen Christen und Muslimen beherrschte Gesellschaften an den Küsten des Mittelmeers überzugreifen. Nach der Etablierung mongolischer Herrschaften entlang der Wirtschaftskanäle, die Osteuropa und das Schwarze Meer sowie Anatolien und Syrien mit dem östlichen Eurasien verbanden, begannen europäische Christen ab dem 13. Jahrhundert, auch aktiv nach Zentral-, Süd- und Ostasien vorzudringen, zunächst nur als Kundschafter, Händler und Missionare.

Diese Entwicklung von einem integrierenden und assimilierenden, aber global subalternen Kontinent zu einer expandierenden und zunehmend dominanten Makroregion wurde von einem Prozess gestützt und begleitet, den Michael Borgolte in seinem Kapitel unter dem Begriff der «Kontinentalisierung» gefasst hat. Auf der Grundlage einer immer stärker ausgebauten Transportinfrastruktur und eines immer dichteren Netzes an Zentren, die spirituelle, administrative, politische und wirtschaftliche Funktionen erfüllten, produzierten die christianisierten und sich christianisierenden Gesellschaften Europas mehrere Varianten struktureller Mobilität. Auf deren Pfaden bewegten sich Kleriker, Mönche, Missionare, Gelehrte, Pilger, Gesandte, Ehefrauen, Händler und Sklaven sowohl innerhalb dieser Makroregion als auch jenseits ihrer Grenzen. Migrationen, Eroberungen, Besiedlungen und Kolonisierungen eröffneten einer wachsenden und zunehmend gebildeten und urbanisierten Bevölkerung neue Gebiete. Ihr demographisches Wachstum und ihr politischer, militärischer und religiöser Expansionismus wurden nur temporär, aber durchaus dramatisch durch den Ausbruch der großen Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts gebremst.

Subsaharisches Afrika

Bis zum Ende unserer Untersuchungsperiode unterhielten die christianisierten Gesellschaften Europas nur wenige Kontakte mit dem subsaharischen Afrika, das im Zentrum von Kapitel 4 steht. Anders als die Küstenregionen Nordafrikas, die seit Anbeginn der menschlichen Geschichte ein integraler Bestandteil mediterran ausgerichteter politischer Gemeinwesen gewesen waren, blieb das subsaharische Afrika bis zum 7. Jahrhundert von mediterranen und eurasischen Entwicklungen weitgehend isoliert. Nur die nördlichen Teile der ostafrikanischen Küste waren seit der Antike in maritime Handelsnetzwerke eingebunden, die den Indischen Ozean mit dem Mediterraneum verbanden, bevor sie dann ab dem 4. Jahrhundert von Norden her vom Christentum geprägt wurden.

Das subsaharische Afrika wurde im Zuge der muslimischen Eroberung Nordafrikas im 7. Jahrhundert an die mediterrane Ökumene angebunden. In Westafrika schufen und erweiterten islamisierte Berbergruppen Handelsrouten, die einen Austausch mit dem Mittelmeerraum ermöglichten. Zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert errichteten sie islamische Parallelgesellschaften in zahlreichen westafrikanischen Gesellschaften. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert bauten sie die imperialen Sphären der Almoraviden und Almohaden auf, die wiederum starke Push- und Pull-Faktoren zwischen Westafrika und dem Mediterraneum produzierten. Auf diese Weise trugen Berbergruppen maßgeblich zur Islamisierung Westafrikas und zu seiner Integration in die mediterrane Sphäre bei.

In Ostafrika wiederum fügten sich muslimische Migranten und Händler aus dem Süden der Arabischen Halbinsel und dem Persischen Golf in bestehende maritime Handelsnetzwerke ein. Durch Vermischung mit der lokalen Bevölkerung trugen sie zur Entstehung von islamisierten Gesellschaften an der ostafrikanischen Küste bei, die in den folgenden Jahrhunderten zu bedeutenden Umschlagplätzen des maritimen Handels im Indischen Ozean avancierten.

Zwischen 600 und 1350 wurden die meisten Schriftquellen zu subsaharischen Gesellschaften von christlichen und vor allem muslimischen Autoren produziert. Indem er dieses Material mit den Ergebnissen intensiver archäologischer Recherchen kombiniert, gibt François-Xavier Fauvelle Einblick in zahlreiche, höchst unterschiedliche subsaharische Gesellschaften, die auf Einflüsse aus dem Norden und Osten reagierten und sich aktiv mit diesen auseinandersetzten. Interagierende Gruppen unterschiedlicher sozialer Organisationsform okkupierten oft ökologische Nischen in benachbarten, aber geographisch höchst verschiedenen Gegenden. Obwohl sie dabei Grenzen markierten, kam es oftmals zu kooperativen, gelegentlich auch symbiotischen Beziehungen. Einige dieser Gesellschaften wurden aktiv von Muslimen geprägt und durchliefen einen Prozess der Islamisierung, während sich andere in Gegenden zurückzogen, die nicht von muslimisch geprägten Handelsnetzwerke durchdrungen waren. Dabei bauten sie sogenannte «Torhüterfunktionen» (gate-keeping mechanisms) auf, die es ihnen ermöglichten, muslimische Händler auf Abstand zu halten, aber gleichzeitig ihre eigene, wahrscheinlich überlebenswichtige Rolle als Zulieferer wertvoller Produkte beizubehalten, die diese Handelsnetzwerke stützten, darunter Gold. Aus dem Blickwinkel schriftlicher Quellen fast unsichtbar, hinterließen diese Gesellschaften oftmals archäologische Überreste, die ihre Existenz, Vitalität und Handlungsmacht in einer Weise bestätigen, wie dies aus arabisch-islamischen Texten nur sehr undeutlich hervorgeht.

Manche Regionen des subsaharischen Afrika waren allerdings nicht mit der Achse verbunden, die Westafrika an das Mediterraneum anband, und pflegten auch keine Beziehungen mit den Umschlagplätzen des indischen Ozeanhandels. Was in den Küstengegenden Südwestafrikas und in den Regenwäldern Zentralafrikas vor sich ging, bleibt sowohl der Geschichtswissenschaft als auch der Archäologie weitgehend verborgen. Es ist davon auszugehen, dass diese Regionen von den Strömen des protoglobalen Handels weitestgehend isoliert waren. Madagaskar wiederum spielte im indischen Ozeanhandel nur eine periphere Rolle, obwohl es im gesamten Untersuchungsraum Migrationsgruppen aus dem Malaiischen Archipel aufnahm.

Indien

Die Frage, bis zu welchem Grade das häufig als Zentrum antiker Hochkulturen betrachtete Indien vor dem 7. Jahrhundert von Menschen erschlossen war, steht am Beginn von André Winks Beitrag in Kapitel 5. Wink zufolge entstand eine sesshafte Zivilisation vor allem zwischen 600 und 1350, als die Weiten des Indischen Subkontinents Schritt für Schritt menschlicher Kontrolle unterworfen wurden. Während das Kapitel das weitere kulturelle und religiöse Einflussgebiet Indiens einbezieht, das sich bis in den Süden Südostasiens und auf den Malaiischen Archipel erstreckte, fokussiert die Analyse auf zwei Subregionen, die als Kontakt- und Transitzonen für wichtige Einflüsse aus dem Westen fungierten: die an das Indus-Tal angrenzenden Gebiete im Nordwesten auf der einen, die indischen Küstengebiete im Südwesten (Malabar) und Südosten (Koromandel) auf der anderen Seite. In unserem Untersuchungszeitraum waren diese Einflüsse immer mit der einen oder anderen soziokulturellen Manifestation des Islam verbunden.

In den Gegenden, die an das Indus-Tal angrenzten, waren türkische Gruppen Träger der Islamisierung. Im Ausstrahlungsgebiet des abbasidischen Kalifats in Bagdad und seiner zunehmend unabhängigen iranischen Satelliten im Osten wurden sie stark vom Islam und persischer Kultur beeinflusst, als sie in den zentralasiatischen Regionen nördlich von Indien an Macht gewannen. Ab dem 10. Jahrhundert begannen sie in das Gebiet um das Indus-Tal vorzustoßen. Der Schwerpunkt der von ihnen geschaffenen politischen Gemeinwesen verlagerte sich schließlich nach Delhi, das zum Zentrum muslimischer Kultur in Nordindien heranwuchs. Das Herrschaftsgebiet des Sultanats von Delhi wurde zeitweilig auf den Indischen Subkontinent beschränkt und nach Süden gedrängt, als die mongolische Expansion des 13. Jahrhunderts die Gebiete um das Indus-Tal verwüstete und alle zentralasiatischen Regionen nördlich von Indien der mongolischen Herrschaft unterwarf.

An den indischen Küsten wiederum lässt sich ein Prozess beobachten, der gleichzeitig auch in Ostafrika stattfand. Muslime von der Arabischen Halbinsel und aus dem Persischen Golf integrierten sich in Handelsnetzwerke des Indischen Ozeans, die schon seit der Antike bestanden, aber nun zahlreichere, größere und professioneller agierende Gruppen im Seehandel hervorbrachten. Diese sicherten die Funktionsfähigkeit von Handelsrouten, die vom Roten Meer und dem Persischen Golf über das Arabische Meer, die Malabar- und Koromandelküste, die Straße von Malakka bis zu den Häfen des Südchinesischen Meeres reichten. Obwohl auch nichtmuslimische Akteure wie das Reich von Srivijaya (Śrīvijaya) und einige kulturell und religiös «indisierte» Gemeinwesen am Golf von Siam einen wichtigen Anteil an diesem maritimen Handel hatten, wurden muslimische Händler immer dominanter. Indem sie muslimische Diasporagemeinden in nahezu allen wichtigen Häfen aufbauten, die das Rote Meer mit dem Südchinesischen Meer verbanden, machten sie den Islam zu einem integralen Faktor der kommerziellen Interaktion im Indischen Ozean. Als Akteure des maritimen Handels, die intensiv mit anderen religiösen Gruppen kooperierten, bewirkten diese muslimischen Diasporagemeinden selten die Islamisierung ganzer Gesellschaften. In Regionen, die unter dem starken Einfluss hinduistischer, buddhistischer, daoistischer, neo-konfuzianischer und anderer Weltsichten, Kosmologien und Kultsysteme standen, war es Muslimen unmöglich, zur dominanten religiösen Gruppe anzuwachsen und politische Herrschaft zu übernehmen. Nur im Malaiischen Archipel erlaubte es ein temporäres Machtvakuum muslimischen Gruppen, gegen Ende unseres Untersuchungszeitraums politische Herrschaft auszuüben.

Östliches Eurasien

Vor dem Hintergrund eines intensiven Handels im Indischen Ozean, der das Mittelmeer mit dem Südchinesischen Meer verband, führt uns Kapitel 6 in die Makroregion des östlichen Eurasien ein, die sich vom Tarim-Becken im Westen bis zum Japanischen Archipel im Osten und von der Mongolei im Norden bis zum Südchinesischen Meer im Süden erstreckt.

Naomi Standen dekonstruiert zunächst weit verbreitete Vorstellungen einer Sphäre, in der ein national verstandenes Dreigespann aus China, Japan und Korea überregionale zivilisatorische Maßstäbe setzte. Entgegen einer Tradition, die den Osten Eurasiens vor allem im Rückgriff auf ethnische Kategorien und im Rahmen einer nationalistischen Teleologie beschreibt, hebt sie die wichtige Rolle politischer Formationen hervor, die in historischen Übersichten oft ausgeklammert werden, obwohl sie oft mehrere Jahrhunderte lang existierten. Auf dieser Grundlage zeichnet das Kapitel nach, wie Verflechtungen und Austauschmuster zwischen hochgradig verflochtenen osteurasischen Gesellschaften und ihren westlichen, nördlichen und südlichen Nachbarn entstanden und sich in der Zeit zwischen 600 und 1350 veränderten.

Zwecks makrohistorischer Orientierung lassen sich im untersuchten Zeitraum im Großen und Ganzen drei Phasen unterscheiden. Im 7. und 8. Jahrhundert orientierte sich das östliche Eurasien – eine Region, die vom Reich Goguryeo und dem westtürkischen Khaganat beherrscht wurde – tendenziell nach Westen, was sich vor allem in der Ausbreitung des Mahāyāna-Buddhismus von Indien nach Osten über See- und Landwege manifestierte. In diesem Zusammenhang diente das Tarim-Becken, das zunehmend von der aufstrebenden Tang-Dynastie beherrscht wurde, als Hauptverbindungsweg zwischen West-, Süd- und Ostasien. In der Zeit zwischen dem 8. und dem 10. Jahrhundert entwickelte sich das östliche Eurasien zu einer eigenständigen Makroregion, die sich immer stärker von der iranischen und indischen Sphäre löste und die Beziehungen zwischen Zentralasien, dem Becken des Gelben Flusses, der Mongolei und dem Japanischen Archipel verstärkte. Zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert kam es zur verstärkten Integration und wirtschaftlichen Entwicklung der Region südlich des Yangzi unter der Song-Dynastie. Damit intensivierten sich auch die maritimen Verbindungen zwischen dem Festland, der Koreanischen Halbinsel und dem Japanischen Archipel einerseits und dem Malaiischen Archipel und dem Golf von Bengalen andererseits. Während es den Mongolen nicht gelang, ganz Ostasien zu erobern, verstärkten ihre zunehmende Dominanz auf dem Festland und ihre letztendliche Übernahme des südlichen Song-Reiches im späten 13. Jahrhundert die Verbindungen nach Westasien erneut. Neben die spätestens seit dem 9. Jahrhundert bestehenden maritimen Handelsnetzwerke des Indischen Ozeans traten nun Kontinentalverbindungen, die bis nach Europa reichten.

Im Wechsel- und Zusammenspiel mit diesen geopolitischen Verschiebungen verdichtete sich das östliche Eurasien zu einer permeablen Makroregion. Diese blieb zwar gegenüber den Nachbarregionen offen, zeichnete sich aber trotz aller weiter bestehenden Vielfalt in zunehmendem Maße durch ein gemeinsames Arsenal an kulturellen Elementen aus. Dazu zählt zunächst eine gemeinsame sinitische Form der Schriftkultur, die vor allem von intellektuellen und administrativen Eliten gepflegt wurde. Da ihre Perspektive die vorhandene Dokumentation dominiert, erscheint ihr historischer Einfluss gelegentlich größer, als er tatsächlich war. Aber obwohl die Region immer von verschiedenen Sprachen und Schriftkulturen geprägt blieb, lässt sich hier ein gemeinsames und allgegenwärtiges kulturelles Substrat ausmachen. Jenseits dieser, auch im Rahmen vielfältiger Übersetzungsbewegungen vernetzten Sphäre der Schriftkultur waren osteurasische Gesellschaften auch durch gemeinsame politische Normen miteinander verbunden. Diese beruhten auf bestimmten Vorstellungen von Hierarchie, von wechselseitigem Geben und Nehmen und von der Wirksamkeit politischer Führung, was auf allen Hierarchieebenen zu ständigen Verhandlungsprozessen zwischen Mächtigeren und Untergebenen führte, bis diese Vorstellungen im 13. Jahrhundert infrage gestellt wurden. Obwohl das östliche Eurasien in kosmologischer und kultischer Hinsicht immer vielfältig war und blieb, entwickelte es sich zum Zentrum der sogenannten Buddhosphäre (Buddhosphere). Östlich der stark islamisch geprägten Welt bot der vielfältig institutionalisierte Mahāyāna-Buddhismus in der als saṃgha bezeichneten transregionalen Gemeinschaft klerikaler und nichtklerikaler Ausführer von Ritualen einen übergreifenden Rahmen. Dieser überformte eine Polyphonie an Weltsichten und Praktiken, die in variantenreichen lokalen Gemeinschaftspraktiken, in Konfuzianismus und Daoismus, in östlichem Christentum und Islam, im Ahnenkult und Schamanismus sowie in anderen Formen Ausdruck fanden.

2.GLOBALE INTERAKTION ZWISCHEN 600 UND 1350

Aus diesen sechs Kapiteln setzt sich ein Band zusammen, der weder den ganzen Erdball abdeckt noch einen standardisierten Zugriff auf die einzelnen Makroregionen bietet. Einige Regionen, vor allem Australien und der Pazifik, sind nur am Rande behandelt, während einige Kapitel geophysische und klimatische Voraussetzungen, politische Ereignisse oder spezifische soziale, kulturelle und religiöse Aspekte stärker betonen als andere. Dies war bis zu einem gewissen Grade unvermeidbar, ist doch die Geschichte jeder Makroregion anders dokumentiert und verlangt daher unterschiedliche Fähigkeiten und Herangehensweisen. Der Versuch, einen einheitlichen Zugriff auf die verschiedenen Teile der Erde zwischen 600 und 1350 zu entwickeln, wäre den sehr unterschiedlichen Forschungsständen und dazu geführten Debatten sowie dem akademischen Profil der einzelnen Mitglieder unseres Autorenteams nicht gerecht geworden. Trotz aller Disparitäten folgen alle Kapitel allerdings einer vergleichbaren Argumentationslinie und kommen daher zu ähnlichen Ergebnissen. Ohne teleologisch zu werden, vollziehen sie nach, wie multipolare und äußerst unterschiedliche Makroregionen mit sich verschiebenden Grenzen einen niedrigeren oder höheren Grad der internen Integration erreichten. Gleichzeitig illustrieren sie, wie jede Makroregion Subregionen und Phänomene hervorbrachte, die schwächere oder stärkere Verbindungen mit anderen Teilen der Erde pflegten. Konnektivität und Verflechtungen wurden dabei durch teilweise sehr grundlegende, teilweise sehr komplexe Gemeinsamkeiten wirtschaftlichen, politischen, religiösen oder sozialen Charakters ermöglicht.

In der Gesamtschau erlauben es die Kapitel dieses Bandes, einige Charakteristika globaler Interaktion in der Periode zwischen 600 und 1350 zu definieren. Gesellschaften dieses Zeitalters waren nicht fähig, sich die Energieressourcen des industriellen Zeitalters nutzbar zu machen. In den Bereichen der sozioökonomischen Organisation, der Politik, Kultur, in der Beziehung zwischen Gesellschaft und Individuum sowie hinsichtlich der Rolle von Religion wiesen sie damit Attribute vormoderner Gesellschaften auf, die an anderer Stelle ausführlich diskutiert worden sind.[2] Die folgenden Ausführungen heben vor allem darauf ab, dass sich die Summe menschlicher Kollektive, die den Planeten zwischen 600 und 1350 bewohnte, in einer unbeständigen Balance zwischen Isolation und Verflechtung befand.

Regionaler Mangel an Konnektivität

Eindeutig handelt es sich bei der Periode zwischen 600 und 1350 nicht um die einzige Epoche der Weltgeschichte, in der zahlreiche Regionen nicht oder nur locker an andere Zentren menschlicher Aktivität angebunden waren. Mindestens bis zum 19. Jahrhundert waren viele Teile des Globus unerforscht und pflegten kaum Beziehungen zu den Konzentrationspunkten menschlicher Interaktion.[3] In noch stärkerem Maße als für spätere Epochen ist es für unseren Untersuchungszeitraum allerdings typisch, dass hoch dynamische Regionen und Netzwerke mit eindrucksvollen transregionalen Verbindungen neben ganzen Gegenden und Phänomenen existierten, die wir als relativ «unverbunden» oder «peripher» bezeichnen können.

Weder die ersten zaghaften Verbindungen zwischen Nordamerika und Europa, die durch die skandinavischen Kolonien in und um Neufundland geschaffen wurden, noch die Verbindungen zwischen den Inuit und anderen Gruppen auf der amerikanischen und asiatischen Seite der Beringstraße machten Nordamerika zu einem Teil der eurafrasischen Ökumene. Westafrikanische, nordostasiatische oder polynesische Reisende mögen die amerikanischen Kontinente gelegentlich über den Atlantik oder den Pazifik erreicht haben.[4] Beispiele wie die historische Geographie des Zuckerrohranbaus zeigen dennoch deutlich, dass die amerikanischen Kontinente erst nach 1492 in eurafrasische Wirtschaftskreisläufe eingebunden wurden.[5] Auf dem amerikanischen Doppelkontinent der präkolumbischen Zeit verbanden riesige, oftmals lineare Netzwerke beide Kontinente, ließen dabei aber viele Regionen im extremen Norden und Süden aus, die nur schwach an zentralere Gegenden angebunden waren.[6]

Nicht nur die Antarktis, auch Australien und die Inselwelt des östlichen Pazifik waren kein Teil des maritimen Verkehrs und der ökonomischen Aktivitäten, die den westlichen Teil des Malaiischen Archipels mit dem Südchinesischen Meer, dem Indischen Ozean, von da mit dem Persischen Golf, dem Roten Meer und dem Mediterraneum sowie mit den Küsten Ostafrikas bis hin nach Madagaskar verbanden.[7] Der westliche Teil Neuguineas scheint mit den Handelsrouten in Verbindung gestanden zu haben, die im Untersuchungszeitraum von hinduistischen, buddhistischen und zunehmend muslimischen Händlern befahren wurden. Die östliche Inselwelt Ozeaniens dagegen hatte nach einer Periode der Migration und des intensiven Austauschs bis etwa 1000 v. Chr. den Kontakt zum asiatischen Kontinent verloren. Gemeinsam mit Australien, das im Neolithikum von Südostasien aus besiedelt worden war, wurde es erst Anfang des 17. Jahrhunderts Teil eurasischer Wirtschaftskreisläufe.[8]

Die verschiedenen Teile des afrikanischen Kontinents waren zu einem unterschiedlichen Grade miteinander sowie mit anderen Teilen der Erde verbunden. Seit der Antike waren die nördlichen und östlichen Küsten ein integraler Teil von Austauschsystemen im Mediterraneum, dem Roten Meer und dem Indischen Ozean gewesen. Die Expansion der islamisch geprägten Sphäre band dann Westafrika an den Mittelmeerraum an,[9] während Austronesier Madagaskar im Laufe des ersten und noch zu Beginn des zweiten Jahrtausends in mehreren Wellen besiedelten.[10] Manche Teile des Kontinents scheinen allerdings nicht miteinander in Kontakt gestanden zu haben. Im gesamten Untersuchungszeitraum haben wir keine Belege dafür, dass ein direkter Austausch zwischen der östlichen und westlichen Küste Afrikas auf kontinentalem Wege stattfand. Obwohl also die muslimisch beherrschte Swahili-Küste und muslimische Enklaven in Westafrika hervorragend an Handelsnetzwerke im Indischen Ozean bzw. im Mediterraneum angebunden waren, scheint es keine kontinentale Direktroute zwischen Kilwa oder Mogadischu im Osten sowie Aoudaghost und Mali im Westen gegeben zu haben. Bezeugte Verbindungen gehen über Ägypten, das über den Maghreb sowie transsaharische Routen an Westafrika, über das Rote Meer an Ostafrika angeschlossen war.[11] Zentral- und Südwestafrika wiederum beherbergten wohl zahlreiche Kollektive, die unserem Sichtfeld entgleiten. Auch wenn der Mangel an Dokumentation nicht automatisch mit mangelnder Konnektivität gleichgesetzt werden kann, so spricht doch vieles dafür, dass diese Teile des Kontinents an der Peripherie eurafrasischer Austauschsysteme lagen, die andere Teile des afrikanischen Kontinents vollständig integriert hatten.[12]

Ein kurzer Blick auf die Verbindungen zwischen Zentral- und Ostasien auf der einen, Westeuropa auf der anderen Seite impliziert, dass die Beziehungen in großen Teilen unseres Untersuchungszeitraums relativ einseitig waren. Zahlreiche Gruppen aus Zentralasien stießen in das Ost- und Mitteleuropa der Spätantike und des frühen Mittelalters vor, darunter die Hunnen im 4. bis 5. Jahrhundert, die Awaren und Bulgaren im 6. bis 8. Jahrhundert, und die Magyaren im 9. Jahrhundert. Lateinische Quellen von Ammianus Marcellinus (gest. ca. 400) bis Liutprand von Cremona (gest. 972) zeigen deutlich, dass Europäer die Ankunft dieser Gruppen registrierten, ihre Kommunikation mit ihnen aber nicht dazu nutzten, mehr über Zentral- oder Ostasien zu erfahren. Reisende aus westeuropäischen Gesellschaften begannen erst im Rahmen der mongolischen Expansion des 13. Jahrhunderts, die Landrouten nach Zentral- und Ostasien zu erkunden. Ein ungarischer Mönch, der sich in den 1230er Jahren aufmachte, um im Osten nach verbliebenen magyarischen Gruppen zu suchen, mag den Anfang gemacht haben. Ihm folgten in den 1240er und 1250er Jahren päpstliche und königliche Gesandte, die den Auftrag hatten, die zentralen Regionen des Mongolenreichs auszukundschaften. Dies eröffnete Missionaren und Händlern den Weg nach Osten. Letztere informierten ihre westeuropäischen Leser über Lebenswelten in Zentral- und Ostasien, so etwa der Reisebericht Marco Polos (gest. 1324), oder gaben praktische Hinweise für die Reise nach China, so z.B. Francesco Pegolottis (gest. ca. 1340) Pratica della Mercatura.[13] Proaktiv kümmerten sich westeuropäische Gesellschaften also erst ab dem 13. Jahrhundert um direkte Beziehungen nach Zentral- und Ostasien. Selbst dann allerdings war das Reisen schwierig, und direkte Verbindungen blieben selten.[14]

Phantastische Geographien als Indikatoren fehlender Konnektivität?

Autoren historiographischer, geographischer und ethnographischer Traktate und Reiseberichte, die zwischen 600 und 1350 verfasst wurden, erkennen an, dass ihre mentale Weltkarte weiße Flecken aufweist. Das Gesamtwerk des arabisch-islamischen Gelehrten al-Masʿūdī (gest. 345/956), das eine der umfassendsten Geographien unseres Untersuchungszeitraumes enthält, deckt den Globus von der Iberischen bis zur Koreanischen Halbinsel ab. Es bleibt allerdings sehr vage, was die Gegenden im Norden und Süden der verdichteten eurafrasischen Kommunikationsachse angeht, die aus «zentral-islamischer» Perspektive schon für das 10. Jahrhundert deutlich erkennbar ist.[15] In al-Masʿūdīs Werk finden wir deutliche Hinweise darauf, dass manche Regionen der Erde noch unerkundet waren. Hierzu zählt u.a. der Atlantik, den al-Masʿūdī als ein fast undurchdringliches «Meer der Dunkelheit» (baḥr al-ẓulmāt) bezeichnet.[16] Weiter im Norden reproduzierte Adam von Bremen (gest. nach 1081) dänische Berichte über Grönland und die fruchtbaren Böden des nordamerikanischen Vinland, behauptete aber dennoch, dass «in diesem Meer kein bewohnbares Land zu finden, sondern jeder Ort darin voll von undurchdringlichem Eis und erdrückender Dunkelheit ist».[17]

Berichte über weit entfernte, unbekannte Gegenden sind oft problematisch, geben sie doch häufig Topoi und Stereotype wieder, die älteren Werken entnommen sind und die Authentizität solcher Berichte infrage stellen. Während seiner Reise durch China hielt sich der nordafrikanische Reisende Ibn Baṭṭūṭa (gest. 770 oder 779/1368–69 oder 1377) in der Stadt Ṣīn al-Ṣīn oder Ṣīn Kalān auf, die üblicherweise mit Guangzhou identifiziert wird. Er konstatierte, dass im Norden keine weitere Stadt liege. Vielmehr führe eine Reise von sechzig Tagen zum Wall der apokalyptischen Völker Gog und Magog (ṣadd Yāǧuǧ wa-Māǧūǧ), dessen Umland von Kannibalen bevölkert sei. Ibn Baṭṭūṭa behauptet zwar, sich lokal so gut wie möglich informiert zu haben.[18] Allerdings stimmt seine Beschreibung kaum mit den Realitäten Chinas in der Mitte des 14. Jahrhunderts überein, sondern reproduziert vielmehr legendäre Traditionen biblischen Ursprungs.[19] Diese wurden hier mit den Stereotypen eines Städters über Gruppen kombiniert, die man jenseits der «zivilisierten» Sphäre einordnete.[20] Solche Berichte können also nicht als Beweis für einen geringen Grad an Konnektivität oder Verflechtung der beschriebenen Region angesehen werden.

Dennoch dürfen wir uns fragen, warum in der Zeit zwischen 600 und 1350 eine so große Anzahl dessen produziert wurde, was wir als «phantastische Geographien» bezeichnen dürfen, also Beschreibungen wilder Regionen, die von abnormalen, gefährlichen und kaum menschlich zu nennenden Wesen bewohnt gewesen sein sollen.[21] Lassen sich zumindest einige dieser exotisierenden, legendären Elemente, die meist ehrwürdigen Alters und Teil etablierter literarische Traditionen waren, als Manifestationen eines beschränkten geographischen Horizonts deuten? Sind solche Narrative Ausdruck von Unwissen über bestimmte Regionen und ihre Bevölkerung, und stellen sie einen Versuch dar, mangelndes Wissen durch den Rückgriff auf Legendenmotive aus älterer, meist sakral legitimierter Literatur zu kompensieren? Phantastische Geographien erfüllen sicherlich verschiedene Funktionen.[22] In einigen Fällen können sie aber durchaus als literarische Manifestationen von «Unverbundenheit» gedeutet werden.

Dies bestätigt sich in Aussagen von Zeitgenossen, die erklären, dass konkrete Begegnungen mit bisher unbekannten Regionen und Bevölkerungen bei ihnen Zweifel hinsichtlich der Korrektheit phantastischer Traditionen ausgelöst haben. Ein solcher gedanklicher Prozess ist z.B. im Reisebericht Wilhelms von Rubruk (gest. nach 1257) dokumentiert, der zwischen 1253 und 1255 im Auftrag des französischen Königs Ludwigs IX. am Mongolenhof in Karakorum weilte. Während einer Begegnung mit Priestern (wahrscheinlich buddhistischen Mönchen) aus China (Cataya) versuchte er, seine literarische Bildung mit den Realitäten Ostasiens in Einklang zu bringen. Rubruk schrieb:

«Ich fragte [diese Priester, die aus Cataya gekommen waren] bezüglich der Monster oder menschlichen Monstrositäten, von denen Isidor [von Sevilla, gest. 636] und Solinus [ca. 3. Jh. n. Chr.] sprechen. Sie sagten mir, sie hätten so etwas noch nie gesehen, was uns nun zweifeln lässt, ob das denn nun wirklich wahr sei.»[23]

Wenn wir richtig verstehen, dass die Aussagen der Priester Wilhelm an der Korrektheit seiner antiken Autoritäten und nicht an der Aussage der Priester selbst zweifeln ließen, können wir hier nachvollziehen, wie konkrete Begegnungen den Horizont eines zeitgenössischen Reisenden erweiterten. Dessen westeuropäische Ursprungsregion hatte bisher wenig Kontakt zu den Weiten Asiens gepflegt und sich folglich auf überholte Literatur gestützt, um diese unbekannten Regionen zu beschreiben. Wenigstens in diesem Fall scheinen wir beweisen zu können, dass «phantastische Geographien» im Angesicht konkreter Informationen falsifiziert wurden. Unwissen, eine Folge mangelnden Kontakts und fehlender Verflechtung, war hier einem informierteren Blick auf die Welt gewichen, der sich wiederum auf Wissen stützte, das im Rahmen von Reisen, Kontakt und Interaktion erworben worden war.

Neue Horizonte und Rückschläge

Die bisherigen Ausführungen erlauben es uns, nicht nur festzustellen, dass es in der Untersuchungsperiode noch zahlreiche Regionen gab, die nicht oder nur indirekt an pulsierende transregionale Netzwerke angeschlossen waren. Wir können für diese Periode auch festhalten, dass bestimmte Gruppen, Gesellschaften und Regionen Teil bestehender oder neu entstandener transregionaler Netzwerke wurden oder sich nach einer Periode der gegenseitigen Isolation oder des gedämpften Austauschs wieder an andere Gruppen, Gesellschaften und Regionen anschlossen: Die arabisch-islamische Eroberung Nordafrikas im späten 7. Jahrhundert ermöglichte die volle Integration kamelzüchtender berberischer Nomaden in mediterrane Netzwerke. Bisher waren sie in der römischen Küstenkultur ein Fremdelement gewesen, nun halfen sie, Westafrika an das Mediterraneum anzubinden.[24] Zur gleichen Zeit eröffnete die arabisch-islamische Expansion des 7. bis 8. Jahrhunderts Kanäle der Kommunikation und des Austauschs zwischen Zentralasien und dem Mittelmeerraum, die sich in den Jahrhunderten nach den Eroberungen Alexanders des Großen sukzessive wieder geschlossen hatten.[25] Diese wiedergeöffneten Kanäle erfuhren dann dank der mongolischen Expansion im 13. Jahrhundert eine Wiederbelebung und Erweiterung und brachten nun neue Akteure ins Spiel – in diesem Fall Westeuropäer, deren Mobilitätsmuster bisher auf das Euromediterraneum beschränkt gewesen waren.[26] Die etablierten Kommunikationsnetze und Austauschsysteme erfuhren einen riesigen Schock durch die transkontinentalen Auswirkungen der Beulenpest in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Folgezeit war folglich damit beschäftigt, demographische und logistische Kapazitäten wieder aufzubauen, profitierte dabei allerdings von früheren Erfahrungen beim Aufbau transregionaler Netzwerke und bei der Erhaltung funktionsfähiger multikultureller Gesellschaften. Am westlichen Ende des eurasischen Kontinents stiegen nun europäische Christen als neue, machtvolle Akteure auf. Im 15. Jahrhundert banden sie Westafrika stärker an den Mittelmeerraum an; im 16. Jahrhundert wurden sie Teil von Austauschsystemen im Indischen Ozean und integrierten von dieser Zeit an die amerikanischen Kontinente in die bisher auf Eurafrasien beschränkte Weltwirtschaft.

Die Schätzungen der Erdbevölkerung, die am Anfang dieser Einleitung angeführt wurden, suggerieren, dass demographisches Wachstum in der Periode zwischen 600 und 1350 Prozesse der Verdichtung und Verflechtung beförderte, die wiederum die Ausbildung zweier noch getrennter amerikanischer und eurafrasischer Ökumenen stabilisierten. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass Bevölkerungszahlen sowohl regional als auch transregional abnehmen, teilweise sehr plötzlich reduziert werden konnten. Der erwähnte demographische Schock durch die große Pest der 1340er und 1350er Jahre liefert ein extremes, aber durchaus anschauliches Beispiel. Die Pest bewegte sich über Zentralasien und das Schwarze Meer nach Westen in den Mittelmeerraum und von dort in den Norden Europas und löschte innerhalb weniger Jahre zwischen fünfundzwanzig und vierzig Prozent der Bevölkerung aus.[27] Dies mag zu Turbulenzen in Ost- und Zentralasien geführt haben, die den Niedergang der mongolischen Yuan-Dynastie in China beschleunigten und dem Aufstieg des Timuridenreichs Auftrieb gaben. Hohe Sterblichkeitsraten reduzierten in jedem Falle die Frequenz und Intensität transkontinentaler Mobilität auf eurasischen Landrouten, führten zu einem Zusammenbruch der hoch organisierten ägyptischen Wirtschaft und produzierten in Gemeinwesen, die wie Venedig vom Fernhandel abhängig waren, ökonomische Krisen. In vielen Teilen Europas wurden aus bebautem Land Wüstungen, während die Arbeitslöhne dramatisch stiegen.[28] Nur wenn wir diese massiven, aber auch kleinere Rückschläge ignorieren, können wir die Periode zwischen 600 und 1350 als eine Zeit beschreiben, die sich durch unaufhörliches Bevölkerungswachstum auszeichnete, das wiederum Prozesse der Siedlungsverdichtung und Urbanisierung sowie die Intensivierung der regionalen und transregionalen Mobilität in Form von Handel und Diplomatie vorantrieb.

Eine Periode der geopolitischen und geokulturellen «Balance»

Die dynamische Balance mehr oder weniger vernetzter Gesellschaften im Untersuchungszeitraum bot Raum für eine ungeheure Vielfalt gesellschaftlicher Modelle, die von Jäger-Sammler-Gruppen bis hin zu imperialen Superstrukturen reichten, die mehrere urbane und ländliche Gegenden kontrollierten, besteuerten und miteinander verknüpften.

Diversität schließt allerdings nicht parallele Prozesse der Expansion und sogar Standardisierung aus, die sich manchmal sogar gegenseitig inspiriert haben mögen. In unserer Untersuchungsperiode strukturierten große und einflussreiche ideologische Systeme, vom Buddhismus über das Christentum und den Islam bis hin zu mesoamerikanischen flower worlds, Weltsichten und soziale Organisationsformen.

Diego Olstein zufolge schuf der Zusammenbruch wichtiger imperialer Akteure, nämlich der chinesischen Han-Dynastie, des Römischen Reichs und des mesoamerikanischen Teotihuacán, in verschiedenen Regionen zwischen dem dritten und dem frühen 7. Jahrhundert ein Machtvakuum. Infolgedessen sei es für religiöse Weltsichten einfacher gewesen, sich zu verbreiten und einflussreiche religiöse Institutionen zu schaffen, die an den Platz ihrer imperialen Vorgänger traten.[29] Michael Borgolte wiederum hat in Die Welten des Mittelalters Christen und Muslime gar als «religiöse Pioniere der Globalisierung» beschrieben.[30] Zwar gibt es Gründe, diese Hypothesen infrage zu stellen oder einzuschränken. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass die überregionale Verbreitung religiöser Weltsichten ein Charakteristikum unserer Untersuchungsperiode ist und enorme Effekte zeitigte. Während ein Vergleich von Buddhismus, Christentum und Islam sicherlich bedeutende Unterschiede hervortreten ließe, entwickelten sich im buddhistischen und im christlichen Monastizismus sowie in den Sufi-Bruderschaften Institutionen, die wichtige Parallelen aufweisen. Alle drei betonten ihre spirituelle Weltsicht, zeichneten sich durch interne Hierarchisierung aus, erfüllten gewisse soziale Funktionen für die Gesellschaft und trugen trotz zahlreicher Varianten zu Prozessen der überregionalen Standardisierung bei. Dies wird in allen Kapiteln dieses Bandes zum eurafrasischen Raum deutlich.

Parallele Entwicklungen im Bereich der menschlichen Sozialorganisation können jedoch nicht verhehlen, dass der Globus zwischen 600 und 1350 von großer Diversität gekennzeichnet war. Einige Regionen wie Ägypten und China blickten schon in dieser Periode auf mehrere Jahrtausende dokumentierter Geschichte zurück, während andere Regionen wie Nordeuropa oder Westafrika noch damit beschäftigt waren, (effektivere) Schriftsysteme zu importieren. Der Grad an Urbanisierung, Regulierung und Administration variierte von Region zu Region in extremem Maße.

Hinsichtlich ihrer globalen Balance unterscheidet sich die Zeit zwischen 600 und 1350 maßgeblich von späteren Perioden. Dies ist wiederholt von Historikerinnen und Historikern deutlich gemacht worden, die sich mit der globalgeschichtlichen Rolle Westeuropas beschäftigt haben. Spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts hat die europäische Geschichtswissenschaft die Zeit zwischen 600 und 1350 als eine Periode betrachtet, die dem neuzeitlichen Aufstieg Europas zur Globalmacht vorausging und ihn auch vorbereitete.[31] In Reaktion auf diese eurozentrische Perspektive haben Generationen von Spezialistinnen und Spezialisten der islamischen Geschichte hervorgehoben, dass West- und Zentralasien, nicht Europa, in unserer Untersuchungsperiode als dynamisches Zentrum protoglobaler Austauschprozesse zu gelten haben.[32] Darin wurden sie von Pionieren der vormodernen Globalgeschichte bestätigt, die wie etwa Janet Abu-Lughod (1928–2013) betonten, dass eine global denkende Geschichtswissenschaft der Vormoderne ihren Blick weg von Europa zu den verkoppelten Wirtschaftskreisläufen des Indischen Ozeans und des transasiatischen Handels lenken müsse.[33]

Westeuropa konnte in der poströmischen Periode nicht dieselben Ressourcen aufbringen wie andere Weltregionen und avancierte daher erst sehr spät in unserer Untersuchungsperiode zu einem protoglobalen Akteur mit einer gewissen Bedeutung. Dies hat Johannes Preiser-Kapeller eindrücklich im Vorwort seiner byzantinistisch ausgerichteten Globalgeschichte der Spätantike dargelegt. Hier hat er Ingenieursleistungen im Frankenreich, in Byzanz, im abbasidischen Irak und im China des 8. Jahrhunderts miteinander kontrastiert. Karl dem Großen (r. 768–814) gelang es im Jahre 793 nicht, einen Kanal von drei Kilometern Länge bauen zu lassen. Außerhalb Westeuropas waren seine Zeitgenossen erfolgreicher: 767 organisierte der byzantinische Kaiser Konstantin V. (r. 741–776) die Reparatur einer 336 Kilometer langen Wasserleitung nach Konstantinopel. Im selben Jahr weihte der abbasidische Kalif al-Manṣūr (r. 136–158/754–775) die neu gebaute Hauptstadt Bagdad ein, die angeblich von 100.000 Arbeitskräften errichtet worden war, die man über ein Kanalsystem von mehreren hundert Quadratkilometern versorgt hatte. Einige Jahrzehnte früher hatte der chinesische Transportkommissar (shui lu yun shi) Wei Jian (gest. 746) um 742 einen 150 Kilometer langen Kanal bauen lassen, der durch die Blockade zweier Flüsse in ein schon ausgebautes Kanalsystem von 1800 Kilometern Länge eingefügt wurde.[34] Dieser Vergleich illustriert nicht nur, bis zu welchem Grade politische Systeme in verschiedenen Teilen der Welt auf bereits vorhandene Infrastrukturen und menschliche Arbeitskraft zurückgreifen konnten. Er zeigt auch, dass Westeuropas Rolle als zukünftiger globaler Akteur zu Beginn unserer Untersuchungsperiode keinesfalls vorgezeichnet war. Tatsächlich begann Westeuropa in dieser Periode gerade erst langsam aufzuholen, wie Patricia Crone (1945–2015) etwas süffisant dargelegt hat:

«Für einen Historiker, der sich auf die außereuropäische Welt spezialisiert hat, ist es rätselhaft, mit welcher Begeisterung europäische Historiker das Aufkommen von Städten, Handel, regelmäßiger Besteuerung, stehenden Heeren, Gesetzbüchern, Bürokratien, absolutistischen Königen und anderen alltäglichen Errungenschaften zivilisierter Gesellschaften begrüßen, als wären sie einzigartige und selbstverständliche Trittsteine der Moderne: Für den außereuropäischen Historiker bedeuten sie einfach, dass Europa endlich dem Club beigetreten war.»[35]

Eine von postkolonialen Theorien inspirierte Geschichtswissenschaft hat versucht, die Spezifitäten unserer Untersuchungsperiode dadurch zu definieren, dass sie sie mit der Zeit kontrastierte, in der Gesellschaften auf dem ganzen Planeten dem Einfluss des europäischen Kolonialismus ausgesetzt waren. Janet Abu-Lughod zufolge entstand in der Zeit zwischen 600 und 1350 ein protoglobales Wirtschaftssystem, das sein Zentrum außerhalb Europas hatte. Im 13. Jahrhundert bestand es aus verschiedenen, miteinander verzahnten Wirtschaftskreisläufen, die Nordwesteuropa über den Mittelmeerraum, den Indischen Ozean und Zentralasien mit China verbanden. Mit Blick auf die strukturelle Interdependenz dieser Wirtschaftskreisläufe sprach sie von einem «Weltsystem» des 13. Jahrhunderts und übernahm damit ein Konzept, das Immanuel Wallerstein (1930–2019) für das zunehmend europäisch dominierte 16. Jahrhundert vorgeschlagen hatte.[36] Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts sei dieses Weltsystem allerdings zusammengebrochen. Die überregional spürbaren Effekte der Pest, das Wegfallen der nach Zentralasien offenen mongolischen Yuan-Dynastie in China und das aggressive Vordringen der Portugiesen in den Indischen Ozean hätten den bisher florierenden transregionalen Handel über Zentralasien und den Indischen Ozean stark beeinträchtigt. Nicht europäischer Entdecker- und Erfindergeist, sondern der Kollaps dieses protoglobalen Handelssystems habe den Weg für neue Strukturen freigemacht. Diese seien nun von Europäern dominiert worden, die mit der Eröffnung des atlantischen Raumes auf zusätzliche Ressourcen zurückgreifen konnten.[37]

Vor diesem Hintergrund wachsender europäischer Dominanz innerhalb einer sich wandelnden globalen Ordnung haben Catherine Holmes und Naomi Standen in einer Studie zum «globalen Mittelalter» den Untersuchungszeitraum als eine «Zeit der Optionen und Experimente» (time of options and experiments) charakterisiert. Diese sei ab dem 15. Jahrhundert schrittweise dem europäischen Kolonialismus und Imperialismus zum Opfer gefallen, als dieser Gesellschaften weltweit spezifisch europäischen Standards unterworfen habe. Auf diese Weise seien sowohl die globale Vielfalt als auch die damit einhergehende Optionenvielfalt geschmälert worden.[38]

Holmes’ und Standens Behauptung sollte nicht implizieren, dass die Zeit zwischen 600 und 1350 die Entscheidungsfreiheit in geringerem Maße einschränkte als spätere Perioden, die zunehmend von europäischer und dann westlicher Hegemonie überschattet waren. Es besteht kein Zweifel daran, dass unser Untersuchungszeitraum Machtspiele, politisch motivierte Gewalt, Phasen des Fanatismus, der Verfolgung und der Unterdrückung aufwies – also eine Vielfalt an Phänomenen, die Individuen, Gruppen und größere Kollektive der Möglichkeit beraubten, sich frei zwischen politischen, religiösen oder anderen Optionen zu entscheiden. Lange vor dem Aufkommen des europäischen Kolonialismus können wir beobachten, dass machtvolle politische und ideologische Systeme Gesellschaften überregional durchdrangen und auf diese Weise standardisierende Effekte produzierten und Wahlfreiheiten einschränkten. Europäische Kolonialmächte übten wiederum nie absolute Macht aus. Ihr Einwirken auf andere Gesellschaften verschloss nicht nur, sondern eröffnete auch Möglichkeiten. Koloniale Einflüsse wurden durch Prozesse der stark lokal beeinflussten Koproduktion modifiziert und adaptiert, was wiederum auf die Kolonialmächte zurückwirkte.

Holmes’ und Standens Behauptung, dass unsere Untersuchungsperiode eine größere Bandbreite an Optionen aufwies als spätere Epochen, muss aus einem weiteren geopolitischen und geokulturellen Blickwinkel betrachtet werden. Obwohl sie beeindruckende transregionale Handelsnetzwerke und hegemoniale religiöse Strukturen hervorbrachte, wurde die Zeit zwischen 600 und 1350 nicht von extrem großen und langlebigen imperialen Akteuren bestimmt. In Amerika war das mesoamerikanische Teotihuacán um 600 schon im Verfall begriffen, während die als Azteken- (bzw. Mexica-) und Inkareich bekannten imperialen Formationen erst nach 1350 zu transregionalen Mächten aufstiegen. Die eurafrasische Ökumene wiederum war zwar Zeuge zweier imperialer Ausbrüche mit großen, langanhaltenden transregionalen Auswirkungen – der arabisch-islamischen Expansion des 7. und 8. Jahrhunderts sowie der mongolischen Expansion des 13. Jahrhunderts. Allerdings waren die eigentlichen Expansionsimperien als politische Entitäten relativ kurzlebig und zerfielen bald zu einem politischen Flickenteppich.[39] Allgemein gesprochen zeichnet sich die Untersuchungsperiode durch die kontinuierliche Interaktion aufsteigender und niedergehender Mächte und Institutionen mittlerer Größe aus, also eine große Anzahl miteinander interagierender politischer Akteure, die nie oder nur sehr kurz imperialen Status innehatten. Indem sie mittels Eroberung, Handel, Diplomatie oder missionarischer Aktivität in Gebiete jenseits ihrer eigentlichen Einflusssphäre auszugreifen suchten, trugen sie als «Motoren» protoglobaler Konnektivität auf plurale und multipolare Weise zu Verflechtungsprozessen bei, waren aber nur bedingt fähig, transregionale Standards durchzusetzen. Anders als in der Hochzeit des europäischen Kolonialismus, so scheint es zumindest, wurden Prozesse transregionaler Verflechtung und Standardisierung in unserer Untersuchungsperiode sehr viel stärker von religiösen und wirtschaftlichen als von politischen und militärischen Akteuren getragen.

Zum Thema globale Interaktion in der Periode 600 bis 1350 lässt sich abschließend Folgendes sagen: Auf der einen Seite waren viele Gegenden des Planeten nicht miteinander verbunden und produzierten so Gesellschaften und Individuen, die ihr Unwissen über andere Weltregionen hinter phantastischen Geographien kaschieren konnten. Auf der anderen Seite zeigen sich in dieser Periode Formen der intensivierten Mobilität, die durch demographisches Wachstum und Prozesse der politischen, ideologischen und kommerziellen Expansion ältere Verbindungen verstärkten und neue schufen. Konnektivität blieb allerdings immer gefährdet, nicht zuletzt weil biologische Herausforderungen, darunter auch mangelnde Ressourcen, demographisches Wachstum und damit verbundene Prozesse der Agglomeration und Verdichtung, Diffusion und Expansion beeinträchtigen konnten. Die Periode zwischen 600 und 1350 brachte eindrucksvolle transregionale Phänomene hervor. Zu diesen zählen vergleichsweise kurzlebige Imperien, transkontinentale Handelsnetzwerke und Makroregionen, die über ein gemeinsames Arsenal an religiösen und kulturellen Gemeinsamkeiten verfügten. Da sich aber in dieser Periode kein einziges politisches, religiöses oder kulturelles System global durchsetzen konnte, stellte der Planet genügend Raum für verschiedene Typen komplexer Gesellschaften zur Verfügung. Deren Vielzahl und Diversität garantierten ein gewisses geopolitisches und geokulturelles «Gleichgewicht», das dann außer Balance geriet, als der europäische Kolonialismus und Imperialismus vom 15. Jahrhundert an zu einer globalen Kraft wurde.

3.«GLOBALES MITTELALTER»? DIE PERIODE 600–1350 UND IHR NACHWIRKEN

Unser Verständnis der Zeit zwischen 600 und 1350 ist stark davon beeinflusst, wie sich die Interpretationen dieser Periode in den kollektiven Vorstellungswelten von Gesellschaften zwischen 1350 bis in die Gegenwart wandelten. Heute wird sie generell als Teil einer Periode angesehen, die als «das Mittelalter» bezeichnet wird. Abgeleitet von einer Kombination der lateinischen Worte «mittel» (medium) und «Zeitalter» (aevum), ist dieses historiographische «Verbundkonzept» hauptsächlich durch den vergleichsweise banalen Gedanken definiert, dass dieses Zeitalter «das Alte», d.h. «die Antike», mit «dem Neuen», d.h. «der Moderne», in einem linearen Geschichtsbild miteinander verbindet.[40]

Vorstellungen davon, wie historische Zeit zu messen, einzuteilen und zu bewerten ist, werden oft von expansiven Kollektiven verbreitet, die andere im Rahmen von Eroberungen, Handel, Missionierung usw. mit diesen Zeitvorstellungen bekannt machen. Indem sie sich auf die eine oder andere Weise verbreiten, arrangieren sich diese Vorstellungen mit existierenden Alternativen oder verdrängen diese sogar. Auch die hier im Zentrum stehende Untersuchungsperiode brachte neue Kalendersysteme hervor, die nachhaltigen globalen Einfluss haben und andere Systeme verdrängen sollten: Als der Mönch Dionysius Exiguus im Rom des 6. Jahrhunderts das Konzept einer christlichen Ära entwickelte, etablierte er einen Standard, der in den nächsten Jahrhunderten von europäisch-christlichen Historiographen angenommen und dann durch den europäischen Kolonialismus und die Entwicklung globaler Infrastrukturen seit dem 19. Jahrhundert in den Bereichen Verkehr, Finanzen usw. in allen Teilen der Erde wirksam geworden ist.[41] Obwohl ihre Globalisierung die ursprünglichen ideologischen Implikationen der «christlichen Ära» fast bedeutungslos werden ließ, verdrängte ihr Erfolg ein anderes bedeutendes Datierungssystem aus derselben Periode, nämlich den islamischen Mondkalender. Dieser wurde der muslimischen Tradition zufolge im Jahre 17 der Hidschra (hiǧra) bzw. 638 n. Chr. vom Kalifen ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb eingeführt, als er die Flucht Muḥammads von Mekka in die Oase Yaṯrib (später: Medina) im Jahre 622 zum Jahr 1 einer neuen, spezifisch muslimischen Ära erklärte. Obwohl dieses neue Kalendersystem immer mit anderen, stärker an landwirtschaftliche Zyklen angepassten Kalendern koexistierte, begann es nach der arabisch-islamischen Expansion des 7. Jahrhunderts die Rhythmen menschlicher Kollektive von Westeuropa bis nach Asien zu strukturieren. Auch wenn es bis heute für das religiöse Leben von Muslimen weltweit relevant ist, ist es nicht zu einem globalen Standard geworden.[42]