Geschichten aus dem Wiener Wald von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth - E-Book

Geschichten aus dem Wiener Wald von Ödön von Horváth E-Book

Ödön von Horváth

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Beschreibung

Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Im 1931 uraufgeführten Stück »Geschichten aus dem Wiener Wald« um Marianne, den Fleischhauer Oskar, dem sie versprochen ist, und Alfred, mit dem sie zusammenlebt und einen Sohn hat, enthüllt Ödön von Horváth die latente Brutalität und den Opportunismus der Beteiligten durch ihre Sprache, durch pathetische Floskeln und hohle Wiener Stereotypen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Ödön von Horváth

Geschichten aus dem Wiener Wald

Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler

Von Sascha Feuchert

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:

Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Hrsg. von Holger Bäuerle. Stuttgart: Reclam, 2019 (Reclam XL. Text und Kontext, Nr. 19436).

Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18613.

 

E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website

unter www.reclam.de/e-book

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 15509

2019 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2019

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961527-1

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015509-7

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg2. InhaltsangabeErster TeilZweiter TeilDritter Teil3. FigurenGemeinsamkeiten und HandlungsräumeDie HauptfigurenDie Nebenfiguren4. Form und literarische Technik5. Quellen und Kontexte6. InterpretationsansätzeHorváths neues VolksstückEntlarvung des (klein-)bürgerlichen BewusstseinsSprache und StilleDie Rolle der MusikLeitmotive, Stilmittel und die Gebrauchsanweisung7. Autor und Zeit8. Rezeption9. Prüfungsaufgaben mit LösungshinweisenAufgabe 1Aufgabe 2Aufgabe 310. Literaturhinweise/MedienempfehlungenEinzelausgaben(Didaktische) Materialien und Interpretationen zu Geschichten aus dem Wiener WaldArbeiten zu Horváths Leben und WerkVerfügbare Verfilmungen11. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Auf den ersten Blick mag erstaunen, dass Ödön von Horváths wohl bekanntestes Drama Aktualitätnoch immer ein Dauerbrenner auf deutschsprachigen Bühnen ist, behandelt das Stück doch Themen, die erst einmal nur von historischem Interesse zu sein scheinen: Im Mittelpunkt stehen schließlich spießige und gleich in mehrfacher Hinsicht ›dumme‹ Kleinbürger, die offensichtlich mit zeittypischen Problemen der ausgehenden 1920er, beginnenden 1930er Jahre zu kämpfen haben. Horváth hatte mit den Vorarbeiten zu den Geschichten aus dem Wiener Wald1928/29 begonnen und den Text erst 1931 abgeschlossen. Genau in dieser Zeit bewegen sich nun seine Figuren, aktueller hätte der Autor also damals kaum sein können. Und doch muss es einen Grund geben, warum auch heute noch Alfred, Marianne, der Zauberkönig und Co. in deutschen, österreichischen und schweizerischen Theatern (und Schulen) zu Gast sind. Dieser Lektüreschlüssel will zeigen, dass Horváths angestrebte »»Demaskierung des Bewusstseins«Demaskierung des Bewusstseins«1 nicht nur im historischen Kontext funktionierte, sondern auch in unserer heutigen Zeit angewandt werden kann: Heuchelei und Verlogenheit einer sich bürgerlich gebenden Gesellschaft sind uns noch immer alles andere als fremd. Auch jene Menschen, die sich Wort- und Satzhülsen bedienen, um sich als moralisch oder empfindsam auszuweisen, dann aber aggressiv und brutal handeln, erkennen wir sofort wieder.

Horváths Drama wurde nach seiner Uraufführung am Deutschen Theater Berlin am 2. November 1931 von vielen Heftige ReaktionenKritikern stürmisch gefeiert (»Ein Reichtum«, Alfred Kerr2), von konservativen und rechtsextremen Rezensenten aber auch massiv angefeindet (»Unflat ersten Ranges«, Rainer Schlösser3). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurden alle Stücke Horváths an deutschen Bühnen abgesetzt und verboten. Der Autor wurde 1936 aus Deutschland verwiesen und übersiedelte nach Wien, von wo aus er nach dem »Anschluss« Österreichs an das Dritte Reich im März 1938 ins Exil ging. Er starb am 1. Juni 1938 in Paris.4

Ein Grund für die heftigen zeitgenössischen Reaktionen auf die Geschichten aus dem Wiener Wald lag auch in der Konstruktion des Stückes: Horváth wählte als Untertitel die Bezeichnung » (K)ein »Volksstück«Volksstück«, die eigentlich auf ein unterhaltsames, an ein breites Publikum gerichtetes Drama schließen ließ, mit viel Musik, Tanzeinlagen und einiges an Bühneneffekten. Doch diese Erwartung unterlief der junge Autor: Zwar gab es jede Menge populäre Musik und auch der Titel des Stückes war einem Walzer von Johann Strauß entlehnt – doch wollte Horváth gerade die durch bekannte Volksstücke (mit-)errichtete Fassaden einreißenFassade aus Gemütlichkeit und Familiensinn der kleinbürgerlichen (Wiener) Welt einreißen. Er führte vor, dass hinter den gut klingenden Phrasen und fröhlichen Liedern Bösartigkeit und Aggression lauern.

Trotzdem erscheint die Handlung erst einmal typisch für ein konventionelles Volksstück: Marianne, Tochter eines Spielwarenhändlers, der sich Zauberkönig nennt, soll den Fleischhauer Oskar ehelichen, der eine ›gute Partie‹ für sie wäre. Doch kurz vor der Hochzeit brennt Marianne mit dem Hallodri Alfred durch, mit dem sie auch schnell ein Kind bekommt. Alfred erweist sich allerdings nicht als der Mann ihrer Träume, und Marianne kehrt am Ende des Stückes zu Oskar zurück. Allerdings – und da unterscheidet sich Horváths Volksstück gewaltig von seinen traditionellen Vorgängern – ist in der Zwischenzeit Schlimmes passiert: das Kind ist umgebracht worden, Oskar hat sich als gewalttätiger Mensch erwiesen und auch die anderen Figuren sind als egoistisch und brutal entlarvt worden. Marianne steht nicht vor einem Happy End, sondern sie ist völlig zerstört und hat alles verloren. Der zum Schluss einsetzende Walzer von Johann Strauß ist deshalb nur noch bitterböse Ironie.

2. Inhaltsangabe

Das Drama besteht aus drei Teilen mit insgesamt 15 Bildern (Szenen), die ungleichmäßig verteilt sind (4–7–4). Die ersten beiden Bilder können als Exposition (Einführung des Zuschauers/Lesers in das Stück) betrachtet werden.

Erster Teil

I – Draußen in der Wachau. Gleich in der ersten Szene werden wichtige Figuren vorgestellt und auch schon grundlegend charakterisiert: Tunichtgut AlfredAlfred, ein junger Tunichtgut, der eine Stellung bei der Bank verlassen hat, um mit Sportwetten sein Geld (betrügerisch) zu verdienen, ist bei seiner Mutter und Großmutter zu Gast. Obwohl seine Mutter glaubt, er sei gekommen, um sie zu besuchen, wird schnell klar, dass Alfred sich nur einmal satt essen will. Auch hat er für den Aufenthalt in der Heimat wenig Zeit: Er wird bald von seinem Freund, dem Hierlinger Ferdinand, und seiner Freundin Valerie abgeholt und möchte rasch wieder im »Kabriolett« (S. 7) nach Wien zurück. Doch seine Mutter überredet den Hierlinger Ferdinand, sich noch die Burgruine anzusehen, unterhalb derer sie und die Großmutter leben und die sie »verwalten« (S. 10). Währenddessen bleiben Alfred und Valerie zurück und es wird klar, dass Alfred die »ältere Dame« (S. 9), wie er Valerie seiner Mutter gegenüber nennt, bei seiner letzten Wette – wohl erneut – Betrug an Valerie und Großmutterbetrogen hat. Offenbar hat er das Geld der »Kanzleiobersekretärswitwe« (S. 12) gesetzt und gewonnen, aber ihr nicht die korrekte Gewinnsumme ausgezahlt. Auch scheint Alfred mit Valerie mehr zu verbinden, als er gegenüber seiner Mutter zugegeben hat: Jedenfalls küsst sie plötzlich seine Hand. Alfreds Großmutter hat ihm anscheinend ebenso Geld geliehen: Sie fordert dieses nun (erfolglos) von Alfred zurück, weil sie kurz vor ihrem 80. Geburtstag steht, ihren nahenden Tod fürchtet, aber »um [ihr] eigenes Geld begraben werden« (S. 13) möchte. Zwischen ihr und Alfred kommt es davor noch zu einer ungewöhnlichen Szene: Als die Großmutter bemerkt, dass ihr Enkel von ihrer sauren Milch gegessen (»gestohlen«, S. 9) hat und sich darüber beschwert, streckt Alfred ihr die Zunge heraus und ruft »Bäääh«, was sie mit der gleichen Geste und dem gleichen Ausruf quittiert.

 

II – Stille Straße im achten Bezirk. Die Szene wechselt in eine – auf den ersten Blick – Gediegene Gegendbeschauliche Straße in der Josefstadt, dem achten Wiener Stadtbezirk. Hier liegen eine Metzgerei, ein Puppenladen und ein Tabakladen, der auch Zeitungen, Zeitschriften und Ansichtspostkarten verkauft, friedlich nebeneinander. Über dem Puppen- und Spielwarenladen befindet sich die Wohnung des Besitzers, der sich nach dem Namen seines Ladens »Zauberkönig« nennt. Doch neben den Schaufensterauslagen der Geschäfte – Schweinsköpfe und Rinderhälften hier, Totenköpfe und ein Skelett da – macht auch der erste Dialog deutlich, dass es in Wirklichkeit hinter den Fassaden Rau und brutal rau und brutal zugeht: Oskar, der Fleischermeister, spricht mit seinem Gehilfen Havlitschek über ein elfjähriges Mädchen, das gerade in der Metzgerei eingekauft und sich dabei negativ über die Blutwurst des Metzgergesellen geäußert hat. Havlitschek entwickelt deshalb eine Gewaltphantasie: »[A]m liebsten tät ich so was abstechen« (S. 14). Oskar reagiert darauf mit einem Lächeln. – Im anschließenden Gespräch zwischen dem Metzger und dem vorbeikommenden Rittmeister wird klar, dass Oskars Mutter vor genau einem Jahr verstorben ist und es an diesem Tag einen Gedenkgottesdienst für sie geben wird. Während der Fleischer die Szene vorübergehend verlässt, um sich für diesen Anlass umzuziehen, trifft der Rittmeister auf Valerie, der der kleine Tabakladen gehört. Zwischen den beiden entspinnt sich ein kurzes Gespräch über Glück und Liebe. Schließlich werden Marianne und ihr Vater, der Zauberkönig, eingeführt; Letzterer bereitet sich ebenso auf die Trauerfeier vor. Der Zuschauer/Leser erfährt außerdem, dass Marianne und der Fleischer Oskar Geplante Hochzeit Oskar – Marianneheiraten wollen – und bekommt gleich einen Einblick in die Beziehung der beiden: Als sie sich küssen, beißt Oskar Marianne und tut ihr weh. Der Schluss des zweiten Bildes hält noch eine weitere wichtige Begegnung bereit: Während Alfred auf dem Weg zu Valerie ist, Erste Begegnung Alfred – Marianneerblickt er Marianne im Schaufenster des Puppengeschäfts. Alfred ist sofort interessiert, während Marianne wenigstens »fast fasziniert« (S. 21) ist, wie es im Nebentext heißt. Valerie, die alles beobachtet hat, trennt sich daraufhin von Alfred und ruft ihm leise Schimpfwörter hinterher: »Luder. Mistvieh. Zuhälter. Bestie« (S. 23).

Abb. 1: Vorbild für die Stille Straße, die Puppenklinik und den Balkon des Zauberkönigs ist die »Lange Gasse« im 8. Wiener Bezirk. – Wikipedia / Gert Anstein

 

III – Am nächsten Sonntag im Wiener Wald. Die umfangreiche Szene spielt auf einer PicknickLichtung des Wienerwaldes am Ufer der Donau, wohin die Familien von Marianne und Oskar sowie einige ihrer Bekannten einen Ausflug unternehmen. Oskar macht zu Beginn Fotos von allen, bevor sich die Gesellschaft in verschiedene Gruppen auflöst: Valerie streitet sich erneut mit Alfred, der trotz der Trennung der beiden zu diesem kleinen Fest gekommen ist, und wendet sich dann dem deutschen Studenten Erich zu, einem entfernten Verwandten des Zauberkönigs. Ziemlich unverhohlen gibt sie ihr (sexuelles) Interesse an dem jungen Mann zu verstehen, der sich im weiteren Verlauf als strammer Nationalsozialist entpuppt. Doch auch Valerie scheint antisemitisch eingestellt zu sein: »Ja glaubens denn, dass ich die Juden mag?« (S. 29) Zur gleichen Zeit nähern sich Alfred und Marianne an, wobei Marianne gesteht, dass sie Oskar nicht liebt und eigentlich gerne selbst berufstätig wäre. Trotzdem verkündet der Zauberkönig die Offizielle Verlobung Oskar – MarianneVerlobung der beiden, die für ihn offenbar vor allem aus finanziellen Gründen wichtig ist. Gleich zweimal verrät sich auch Oskar und zeigt, wie er tatsächlich zu Marianne steht: Als er bemerkt, dass ihn Alfred um Marianne beneidet, bezeichnet er diesen als »geschmacklose[n] Mensch[en]« (S. 30) – wohl kaum ein Kompliment für Marianne. Und nur wenig später offenbart er wieder seine Brutaler OskarBrutalität, als er an seiner Verlobten Jiu-Jitsu-Griffe demonstriert und ihr erneut wehtut. Am Ende der Szene gehen die Gäste in der Donau baden – zuvor aber zeigt der Zauberkönig noch sein sexuelles Interesse an Valerie flirtet mit Zauberkönig und ErichValerie, die diesem genauso wenig abgeneigt zu sein scheint wie Erich gegenüber, dem sie sogar ein Zimmer zur Untermiete anbietet.

 

IV – An der schönen blauen Donau. Als Marianne das Wasser verlässt, wartet Marianne kommt mit Alfred zusammenAlfred bereits auf sie und beide fallen nach einem kurzen Vorgeplänkel einander in die Arme und küssen sich innig. Marianne meint, in Alfred ihren »Schutzengel« (S. 39) getroffen zu haben, der sie vor der Ehe mit Oskar rettet. Alfreds indirekt ausgesprochenen Warnungen vor einer Beziehung mit ihm – er spricht von ›vernünftiger Liebe‹ und teilt ihr mit, dass er kein Geld habe (vgl. S. 38) – ignoriert sie. Gleichwohl scheint auch Marianne unbewusst zu bemerken, dass diese neue Liebe etwas Zerstörerisches an sich hat: »[W]ie der Blitz hast du in mich eingeschlagen und hast mich gespalten« (S. 38). Ihr Vater, der zu den beiden tritt und offenbar alles mit angehört hat, versucht noch auf Marianne einzuwirken, doch sie Trennung von Oskarlöst kurz darauf die Verlobung mit Oskar und schleudert ihm ihren Ring ins Gesicht. Dieser akzeptiert die Trennung scheinbar großherzig, allerdings schwingt in seiner Bemerkung »ich werde dich auch noch weiter lieben, du entgehst mir nicht« (S. 40) deutlich vernehmbar eine Drohung mit. Der Der Zauberkönig bricht mit MarianneZauberkönig sagt sich schließlich von seiner Tochter los und Marianne beendet den ersten Teil des Dramas mit dem Wunsch, von Alfred ein Kind zu bekommen.

Zweiter Teil

I – Stille Straße im achten Bezirk. Die kurze Szene dient vor allem dazu, Oskar und seinen Gehilfen Havlitschek weiter zu Demaskierung von Oskar und Havlitschekdemaskieren: Zunächst ›flirtet‹ Havlitschek mit einer Kundin, dem Fräulein Emma, der er seine sexuellen Absichten nur wenig verschlüsselt zu verstehen gibt. Mit ihr redet er auch über den unglücklichen Oskar, der sich ein Jahr nach der Trennung emotional noch immer nicht von Marianne lösen kann. Nachdem sich Havlitschek mit Emma für den Nachmittag verabredet hat, macht er seine Gewaltphantasien gegen FrauenVerachtung für die Frau nur allzu deutlich, indem er ihr »[d]ummes Luder, dummes –« (S. 43) hinterhermurmelt. Seinen Chef Oskar versucht er anschließend damit zu trösten, dass es »Weiber […] wie Mist« gebe, außerdem hätten die »Weiber […] keine Seele, das ist nur äußerliches Fleisch! Und man soll so ein Weib auch nicht schonend behandeln, das ist ein Versäumnis, sondern man soll ihr nur gleich das Maul zerreißen oder so!« (S. 44). Oskar geht auf diese frauenverachtenden Bemerkungen nicht direkt ein und ergeht sich stattdessen in allgemeinen Reden über die Rätselhaftigkeit der Frauen und speziell Mariannes. Er wirkt dadurch weniger brutal als Havlitschek, doch das täuscht: Nur kurz zuvor hat er nebenbei zu verstehen gegeben, dass ihm normalerweise das Abstechen einer Sau »Spaß« (S. 43) bereite. Dass Havlitschek daraufhin auch Marianne eine »Sau« (S. 44) nennt, zeigt deutlich, wie die beiden Fleischer gestrickt sind.

 

II – Möbliertes Zimmer im achtzehnten Bezirk.Alfred und Mariannes BeziehungMarianne und Alfred leben derweil in schäbigen Verhältnissen und scheinen sich schon nach einem Jahr auseinandergelebt zu haben, obwohl (oder gerade weil) Mariannes Wunsch nach einem Kind bereits in Erfüllung gegangen ist. Desillusionierung nach einem JahrGanz offensichtlich kann Alfred seiner Partnerin nichts mehr abgewinnen: Sie meint zu hören, wie er sie leise »dummes Kalb« (S. 47) nennt und verbittet sich, dass er sie immerzu beschimpft. Das aber nimmt Alfred zum Anlass, sich darüber zu beklagen, dass Marianne so »penetrant dumm« sei, obgleich sie es »doch schon gar nicht nötig« (S. 47) habe. Alfred möchte das gemeinsame Alfred will gemeinsames Kind loswerdenKind gerne zu seiner Mutter weggeben – vordergründig, weil es ihm in der Wachau besser gehen würde als in »diesem feuchten Loch« (S. 46); doch ist klar ersichtlich, dass das Kind Alfred einfach stört. Nicht zuletzt seine berufliche Erfolglosigkeit macht Alfred so aggressiv: Seine betrügerischen Wettgeschäfte musste er aufgeben und er versucht sich nun als Verkäufer von Hautcreme – ein Produkt, das in der Wirtschaftskrise nicht gerade ein Renner ist.

 

III – Kleines Café im zweiten Bezirk. Im Gespräch mit seinem Freund, dem Alfred und Hierlinger reden KlartextHierlinger Ferdinand, macht Alfred zum einen deutlich, dass seine Leidenschaft für Marianne endgültig erloschen und allenfalls noch Mitleid für sie vorhanden ist; zum anderen berichtet er, dass er alles unternommen habe, um zu verhindern, dass ein gemeinsames Kind geboren werde. Sogar zu einem