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Geschichten und Gedichte zwischen Fun und Unsinn. Geschrieben aus Freude am Schreiben, für Leser, die es mögen.
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Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Sommerblumen auf der Wiese
Der Lagerist
Die Folgen eines nicht normalen Zahnarztbesuches
Ein außergewöhnlicher Fahrstuhl
Die Kirche und Bibel, eine Gebrauchsanweisung fürs Leben?
Ostern für Singles
Wilkos Rache
Dokterspiele
Wolkenkind
Der Stuhl
Vier vom gleichen Geschlecht.
Lesung
Historisches Ereignis
Mein Horoskop:
Susannes Traum
Tor zu einer anderen Welt
Eine Relieftapete
Eine kleine Erdbeere
Das Essen
Der Einkauf
Im Laden
Die Straße
Eine von Vielen
Von eingeschlafenen Füßen
Malte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmt die Treppe ins Obergeschoss hinauf.
Er poltert an die Zimmertüre seiner „kleinen“ Schwester und ruft: „Mariechen aufstehen. Heute wollen wir doch zur Wiese“.
Da Mariechen nicht antwortet, stößt er die Tür auf und stellt zu seiner Überraschung fest, dass das Bett gemacht ist, und keine Schwester anwesend. Er rutscht das Gelände herunter, reißt die Küchentür auf und wird mit den Worten begrüßt: „Ich hab gewonnen, ich war zuerst in der Küche“.
„So war das nicht abgemacht. Du hast dich nicht einmal gewaschen“. Waschen, was ist das, wir haben doch Ferien. Mein Körper hat auch das Recht auf Urlaub“. Mariechen grinst und streckt ihm die Zunge raus. Ehe die Zwillinge sich streiten greift die Mutter ein. „Wenn ihr bis zum Wochenende die große Wiese von Onkel Hannes erkunden wollt, bevor euer Vater nach Hause kommt, müsst ihr euch schon sputen. Holt doch bitte mal den Laptop her, ich möchte gerne noch einen Blick darauf werfen und sehen, was wir im letzten Jahr auf der Wiese an Sommerblumen fanden. Achtet darauf, welche neuen Blumen sich angesiedelt haben“.
Der Vater von Beruf Ornithologe weilt zurzeit in Afrika. Seit seiner Abreise ist ca. ein Jahr vergangen.
Die Zwillinge wollen den Vater mit einem genauen Bericht der Wiese überraschen.
Onkel Hannes, vor 5 Jahren verstorben, hatte keine Nachkommen. Somit erbte seine Schwester den Hof mit 80 Hektar Land. Die Eltern waren sich einig, dass ihr Einfamilienhaus verkauft wird, und sie in das renovierte, reetgedeckte Bauernhaus des Onkels umziehen. In dem Jahr der Abwesenheit des Vaters war es dann soweit. Mit dem Beginn der Ferien zog die Mutter mit den Kindern um.
Besagte Wiese wurde vom Onkel seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Er ließ der Natur freien Lauf. Einmal im Jahr wird die Wiese, die eine Größe von ca. 2 Hektar aufweist, gemäht.
Die Feldsteine, die gefunden werden, legt man in der Mitte ab. Der Steinhaufen ist auf 10 Meter Länge und drei Meter Breite angewachsen. Malte mit seinen 10 Jahren, hoch aufgeschossen, kann nicht mehr über die Steine sehen. Mit einem Teich wurde im letzten Jahr begonnen.
70 Hektar Land sind verpachtet.
Malte exakt 31 Minuten älter, und größer als seine Schwester, behandelt Mariechen manchmal wie ein Kleinkind. Oft führt das zu Streitigkeiten. Schnell vertragen sie sich aber wieder.
Er schlingt sein Brötchen runter und wickelt eins zum Mitnehmen ein.
„Nu mach schon, wir wollen doch los“. Die Mutter wendet sich an Malte: „Lass sie in Ruhe aufessen, Essen und die Trinkflaschen sind bereits im Korb. Es ist jetzt schon sehr warm, denkt daran genug zu trinken.
Du kannst schon mal die Fahrräder aus dem Schuppen holen“.
Malte schlendert mit den Worten los „wie lange soll ich denn noch auf meine kleine Schwester warten“? Sagt es und bringt sich schnell in Sicherheit, bevor sie ihm Schuhe hinter her wirft.
Sie hasst es, wenn er den großen Bruder heraus kehrt, nur weil er 31 Minuten älter ist.
Malte kommt noch einmal zurück. „Fast hätte ich meinen Laptop vergessen. Ohne den kann ich die Veränderungen vom vorigen Jahr bis heute nicht eintragen“.
Inzwischen ist sie fertig, und gemeinsam ziehen die Beiden los.
15 Minuten radeln die Zwei einträchtig neben einander. Mariechen plappert die ganze Zeit und malt ihrem Bruder aus, wie stolz der Vater auf sie Beide sein wird, wenn er die Dokumentation der letzten 2 Jahre in Händen hält.
Noch nicht ganz am Ziel, steigt Mariechen vom Fahrrad ab und zeigt auf die Wiese. „Ist es Einbildung oder fliegen tatsächlich Blüten durch die Luft“? Der Bruder: „Ich glaube, es könnten kleine Vögel sein, die sich wie bunte Wellen über der Wiese bewegen. Weißt du, bei Windstille fliegen keine Blüten durch die Luft“. Sie brummt: „Ich mein ja nur“.
„Aua“, Mariechen greift sich an den Arm, es blutet. Malte ist besorgt: „Lass mich mal sehen. Ist nicht so schlimm, muss von dem Brombeerzweig sein“. „Siehst du irgendwo Spitzwegerich“? „Was willst du denn damit“. Er bückt sich. Genau vor seinen Füssen entfernt er ein Blatt von einer Pflanze und fragt: „Meinst du die Pflanze, die Mama immer mitbringt gegen Entzündungen“? „Ja, genau die“.
Stolz gibt er ihr das Blatt. Mama macht das auch immer so. Sie zerkaut das Blatt und streicht den Brei demonstrativ auf den kleinen Kratzer. Malte sieht seine Schwester fragend an. „Und das soll helfen“?
Gemeinsam mit den Eltern wurden vor zwei Jahren im Süden Büsche angepflanzt. Er weist auf die Büsche im Hintergrund. „Man sind die gewachsen“. Mariechen antwortet aufgeregt, „das ist ja ein richtiges Blütenmeer. So ein Mist, das Buch der Büsche habe ich vergessen“.
Bei der Wiese angekommen lehnen sie die Fahrräder aneinander.
Malte klemmt sich seinen Laptop unter den linken Arm. Rechts trägt er den Korb mit den Trinkflaschen, den Brötchen für den kleinen Hunger zwischen durch und den Bestimmungsbüchern. Er ist ganz Kavalier. Den Kescher darf Mariechen tragen. So ausgerüstet betreten die Zwillinge vorsichtig, einen Fuß vor den anderen setzend, die Wiese. Das Ziel ist der Steinhaufen, um dort den Korb zu deponieren.
„Sieh nur die vielen Kornblumen, den Klatschmohn, die Margeriten und Kamille. Die Kräuter von Mamas Kräuterbeet haben sich überall aus gesät“. Mariechen bückt sich und riecht an einer Zitronenmelisse. Riecht das gut nach Zitrone, zupft ein Blatt ab und isst es. Malte ein gutes Stück voraus, bleibt plötzlich stehen und hebt etwas auf. Er ruft: „Komm her, hier ist ein komischer Käfer, beeil dich, bevor er sich verkriecht“.
Bei Malte angekommen, hält sie die Hand auf und er übergibt ihr den komischen Käfer. „Musst du mich immer so verarschen“? So wie sich der Mistkäfer in ihrer Hand befindet, landet er in Maltes Gesicht. Er grinst. „Das ist wegen heute Morgen.“
„Pass auf wo du hintrittst. Du weißt doch, Mistkäfer, da ist die Scheiße nicht weit. Roll nicht so mit den Augen. Mama ist doch nicht hier. Wie wär’s denn mit unverwertbarem Essen das den Körper verlassen hat“. Mariechen pufft ihren Bruder in die Seite.
„Da schau nur, mitten im Klatschmohn, vereinzelter Wiesenstorchschnabel und wieder viele Margeriten “. Sie pflückt eine Margerite ab und führt sie zur Nase. Entsetzt schmeißt sie sie weg. „Was ist denn mit dir los“? Sie nimmt die Margerite wieder auf, und hält sie dem Bruder unter die Nase. „Riech selber“. Angewidert dreht er den Kopf zur Seite. „Ich dachte Blumen duften so gut wie sie aussehen. Das sie aber auch stinken können, ist mir neu“. Sie schüttelt den Kopf, „hatte ich total vergessen. Hier sind kleine Wiesenknöpfe, das musst du sofort eintragen. Mama wird sich freuen, wieder eine Blume, die wir im vorigen Jahr noch nicht sahen“.
Der Steinhügel ist erreicht. Mariechen ist ganz aufgeregt, „Malte, Malte sieh mal diesen langen Regenwurm“. Malte nimmt den „Regenwurm“ zum besseren Betrachten in die Hand. „Aber Schwesterchen, das ist doch kein Regenwurm, das ist eine Schleiche“. Ungläubig sieht sie ihren Bruder an. Malte weist auf den kleinen Kopf hin, und führt weiter aus, dass es sich um eine Eidechse ohne Beine handelt. „Wenn du mir nicht glaubst, dann sieh in dem Buch über Amphibien nach“. „Schleiche, verarschst du mich schon wieder“? Er spricht ganz langsam „Blindschleiche, das kennst du bestimmt“. Tatsächlich, muss er immer Recht haben?
Malte nimmt seinen Laptop und beginnt mit seiner „Arbeit“. „Siehst du noch andere Tiere?“
„Nein, trag erst die Blumen und Steingewächse ein“. Das ist etwas, das die Schwester besser weiß.
Malte kommt mit dem Eintippen der vielen Namen nicht nach. Nelkenwurz, Dach Wurz, Mauerpfeffer, Steinbrech die, wie auswendig gelernt, aus ihr heraussprudeln. „Langsam, ich bin kein Profi. Wie kann man sich das nur alles merken“?
Die Augen des Mädchen wandern über die Wiese, und bleiben an einer alles überragenden Pflanze hängen.
„Malte schau mal, hast du eine Ahnung was das sein könnte“? „Wenn du das nicht weiß, wie soll ich das wissen. Riech daran oder sieh nach, wozu hast du das Buch mit“. Der Geruch sagt ihr nichts.
Sie blättert im Blumenbuch und konzentriert sich auf die Bilder. „Finde ich nicht“. „Lass mich mal“, Malte nimmt ihr das Buch aus der Hand. Auch er findet nichts.
Inzwischen ist es noch wärmer geworden. Die Wiese betört mit den vielen Gerüchen. Mariechen ist begeistert von den verschiedenen Schmetterlingen, die bei jedem Schritt auffliegen. „Ist dir schon aufgefallen, dass deine kleinen Vögel sich in Schmetterlinge verwandelt haben?“ Die Zwillinge lachen. Keiner hatte Recht. „Wie das duftet“. Mariechen hat Schwierigkeiten, die verschiedenen Gerüche den entsprechenden Blumen zu zu ordnen. Unzählige verschiedene Falter und Bienen besiedeln eine weiße Baudelaire. Das Summen der Bienen ist nicht zu überhören. Vereinzelte Wespen haben sich auch eingefunden. „Sieh nur da vorne Wiesenschaumkraut, vereinzelte Küchenschellen und Kamille“.
Malte setzt sich auf den Boden und schreibt. Viele neue Blumen, die im vorigen Jahr nicht zu sehen waren, ergänzen die Vielfalt und Farbenpracht. „Ehrlich, wenn du das auch nicht glaubst, ich könnte den ganzen Tag hier sitzen, und alles in mich aufnehmen, es ist so friedlich. Kein Trecker oder andere Geräusche, einfach wunder schön“. Mariechen schaut verdutzt, „du hast dich doch noch nie so richtig für Blumen interessiert“. „Wie muss es im Paradies erst ausgesehen haben, noch viel bunter und reicher an Düften“.
Die Schwester ist sprachlos. Was ist mit dem Bruder los. Wenn sie das der Mutter erzählt, glaubt sie ihr bestimmt nicht. Die Zwei stehen da und sind überwältigt. „Es ist schade, dass Onkel Hannes nicht mehr lebt, und diese Pracht genießen kann“, brabbelt sie leise vor sich hin.
Eine Spur, die durch die Wiese führt, lenkt die Zwei ab. Sie folgen ihr bis zum Kräuterbeet der Mutter. Komisch, die Mutter war in diesem Jahr noch nicht zur Wiese. Trotzdem sind Kräuter abgeerntet. „Sieh mal darüber, da liegt doch ein Strohhut“. Malte stolpert und hebt einen Schuh auf. „Wir haben Ferien und werden ganz oft die Wiese aufsuchen und herausfinden, wer sich hier herumtreibt und Mamas Kräuter klaut“. Malte sieht sich schon als Detektiv mit einer Kamera durch die Wiese robben. „Ich glaube, das ist zu gefährlich und nichts für Mädchen. Ich nehme besser Thomas und Heiner mit“. „Kommt überhaupt nicht in Frage, ich gehe ganz bestimmt mit, und leih mir für den Notfall Mamas Handy aus“. „Abgemacht“, sie geben sich die Hand.
Mariechen durchblättert noch einmal das Kräuterbuch. „Ich hab`s gefunden, die riesige Pflanze ist ein Sauerampfer. Kannst du schon mal mit ins Verzeichnis aufnehmen“. Sie schließt die Augen und sitzt still. Malte schaut irritiert hoch, „was wird das denn“? „Nimm irgendetwas; ich rate, was du mir unter die Nase hältst“. „Mal sehen, ob du richtig rätst“, Malte hält ihr einen Stiel mit lila farbenen Blüten hin. Unverwechselbarer Duft strömt in ihre Nase. „Das ist leicht, es ist Lavendel“. Gib mir das Buch, dann kann ich nachsehen ob du richtig liegst, bevor du die Augen wieder öffnest. Tatsächlich, hier das nächste“. Mariechen lässt sich viel Zeit, so als wüsste sie es nicht. Malte schließt ebenfalls die Augen und riecht am Lavendel und an dem, was sie als nächstes raten soll. Mit geschlossenen Augen riecht er den Unterschied. „Sag schon was riechst du jetzt“? Dill ist ihre Antwort. Im Buch findet er bei Dill die genaue Abbildung. „Wieder richtig, alle guten Dinge sind drei“. Er nimmt dieses Mal ganz kleine Blätter und hofft, dass sie falsch rät. Sie reibt am Blatt und schon kommt die Antwort. „Oregano“. Malte hat keine Lust mehr und lenkt ab.
„Igelkacke, du sitzt auf Igelkacke“, sofort schlägt sie die Augen auf. „Angeschmiert, die Kacke findest du ein Stückchen weiter“. Sie boxt nach ihm, verfehlt ihn aber, da er schon die Flucht ergriffen hat. Nach einigem Suchen sieht sie die typischen kleinen schwarzen Würstchen, die nur Igel hinterlassen. Das hat ihr gerade noch gefehlt. Das riecht abartig fies. Auf dem Kot befindet sich eine Nacktschnecke. Der Schnecke schmeckt es.
Im vergangenen Herbst trugen die Zwillinge abgebrochene Äste, Zweige, Blätter und den Mähabschnitt zu einen Haufen zusammen, in der Hoffnung ein artgerechtes Winterquartier für Igel geschaffen zu haben. „Kannst du dich an unseren Sandkasten erinnern“? Malte schaut sich um: „Der müsste in der Nähe der Steine sein. Wahrscheinlich da, wo die Blindschleiche ist“.
Um sie herum überall gelbe Schafgabe bevölkert von unzähligen Insekten, die bei jeder Bewegung auffliegen. „Malte riech doch einmal an der Schafgabe“. „Warum“? „Nu mach schon“. „Dein Wort ist mir Befehl“, er bückt sich und schnellt angewidert in die Höhe. „Das Zeug gehört zu den Margeriten. Die Blüte gefällt mir aber gut. Sie ähnelt einem runden Noppenkissen“.
Vereinzelte Gräser befinden sich überall zwischen den Blumen. Neben wildem Hafer zeigt Mariechen auf ein zartes Gras. „Das filigrane, weiche genau vor dir, heißt Zittergras“. Mariechen fordert ihren Bruder auf, es zu berühren. Er kommt der Aufforderung nach, und berührt das Gras. Er zieht die Hand weg, und das Gras zittert durch die Berührung nach.
Wieder wird alles eingetippt. Es geht weiter zum angelegten Teich. Pflanzen hatten sie dort noch nicht eingesetzt. „Wozu hast du eigentlich den Kescher mitgenommen“? „Weiß nicht, hätte ja sein können, dass ich Schmetterlinge entdecke, die ich nicht kenne. Schade keine Libelle zu sehen“.
Unter der Wasseroberfläche sieht es grün aus. Langsam gehen sie um den Teich. Malte, der nach Tieren Ausschau hält, entdeckt die erste Erdkröte, als er einen Blätterhaufen untersucht.
Bis jetzt war der Vormittag sehr erfolgreich.
„Da auf dem Wasser, sind das nicht Wasservergissmeinnicht“? „Keine Ahnung, etwas schimmert blau, lass uns näher hin gehen“. Mariechen schwärmt.
„ Tatsächlich, die ersten Wasservergissmeinnicht“.
„Hier ist schon wieder eine Spur. Sie führt nach Süden zu den Büschen. Komm lass uns nachsehen“. Der Geruch von Pfefferminz und Zitronenmelisse dringt in ihre Nasen. Die Schwester steckt sich Blättchen in die Nase, so kann sie den Geruch länger genießen.
Bei dem Anblick kriegt sich Malte vor Lachen nicht mehr ein. „Schade, dass ich keinen Fotoapparat dabei habe“.
Für den Nachmittagstee pflücken sie Blätter. „Die Mutter wird sich freuen, endlich kann sie wieder frischen Tee auf den Tisch bringen.“
Bei den Büschen angekommen, sehen sie: Die Wiese hinter den Büschen ca. drei Meter bis zum Wall ist tot. Malte weist auf ein stinkendes, braunes Rinnsal hin, das vom verpachteten Acker kommt.
„Wir müssen sofort nach Hause und erzählen, was wir gefunden haben. Um die Wiese herum darf nicht mit Gülle gedüngt werden. Das war die Bedingung, die Mama und Papa den Pächtern auf erlegten“.
Gut das der Vater am Wochenende nach Hause kommt. Sie schwingen sich auf die Räder und radeln nach Hause.
Als Lagerist hat Harm nicht viel zu tun. Da Frühstückspause ist, setzt er sich in seinen Bereich, packt sein Frühstück aus, widmet sich den Illustrierten, und lässt es sich gut gehen.
Er interessiert sich nur für die Seiten, die ihn in die richtige Stimmung versetzen.
Zu Hause kann er dann all die Phantasien, die seine Gedanken beschäftigen, auskosten.
Gegessen hat er in der Kantine. Egal was es ist, ihm schmeckt es immer. So ganz nebenbei, man sieht ihm seine Gier nach Essen an. Rund wie eine Kugel wird er, die Kur ist genehmigt, in drei Wochen abspecken.
Bis zum Feierabend quält er sich mit seinen Gedanken über die Runden. Endlich, es ist so weit, er verlässt das Werksgelände.
Auf dem Beifahrersitz bemerkt er einen Zettel, darauf steht - Eier abholen.
>Hat sie gestern keine Eier mitgebracht? Was macht sie eigentlich den ganzen Tag? Als gelernte Kinderpflegerin wird sie wohl einige Stunden, neben den eigenen, auf fremde Kinder aufpassen können. Wie immer die Eier abholen, und den Haushalt versorgen, ist doch keine Arbeit. <
Ab und zu hilft sie, wenn jemand ausfällt, auch noch nachts bei der Post im Paketdienst.
Nur sich und seine Bedürfnisse sieht er. Er ist ein Egoist hoch zehn.
Frauen benutzt man. Man sagt ihnen, wie die Zeit einzuteilen ist und vor allem, wo gespart werden kann.
Fürchterlichen Streit gab es, als sie Brötchen beim Bäcker neben an kaufte. Im Supermarkt, bei zehn Brötchen, werden zwei Euro siebzig gespart.
Nur wegen Brötchen zwanzig Minuten durch den Ort fahren, hätte viel mehr gekostet. So weit reicht das Gehirn eines Rechengenies (dafür hält er sich) nicht.
Er sucht jede Gelegenheit zum Stänkern.
Diese Gedanken heben nicht gerade seine Stimmung. Er fährt zu schnell, und verpasst die Abzweigung. Wütend setzt er den Mercedes zurück.
Einige Minuten später fährt er auf den Parkplatz des Bauernhofes.
Hühner konnten aus dem Freigehege, das sich hinter dem Haus befindet, entkommen und laufen überall herum.
Er steigt aus, und vergisst die Autotür zu schließen. Harm eilt zum Eingang und läutet. Da ihm nicht geöffnet wird, begibt er sich zur Scheune.
Ehepaar Schulte eilt ihm entgegen.
„Bitte helfen sie uns die Hühner ins Freigehege zurück zu treiben“. Den Blick auf das Ehepaar gerichtet, übersieht er die Hinterlassenschaft der Hühner. Zielgenau finden seine Füße die nächste Hühnerkacke. Er rutscht aus. Matsch-spuren und Hühnerdreck veredeln seine Kleidung.
Erfolglos bemüht er sich, den Schmutz zu beseitigen.
Hühner dahin treiben, wo sie ausgebüxt sind, das dauert.
Er schwitzt von der ungewohnten Tätigkeit, ist hungrig und verärgert.
Endlich, es ist geschafft.