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Phantasiegeschichten für Jung und Alt. Lustige Kurzgeschichten aus dem Phantasie-Universum der Autorin, für alle, die bereit sind ihr dorthin zu folgen. Diesen Band schrieb sie für kleine und große Kinder. Allen Lesern Freude und Entspannung beim Durchstöbern des Büchleins.
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Seitenzahl: 182
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Axel
Kurt und Burri, zwei beste Freunde
Brunos Rettung
Kurts Geheimnis
Der traurige Bruno
Uris Verkleidung
Das Geheimnis der Steinhalle
Der Stuhl
Ein außergewöhnlicher Fahrstuhl
Leonie und Marie
Supermarkt für Mäuse
Eine kleine Erdbeere
Ferien
Freundschaft
Historisches Ereignis In einem Garten
Ein seltsames Wesen
In einer Kleinstadt
Atilas Erlebnis
Madi Haselnuss
Martin
Meisi 1234 die Schlaue
Ostern für Singles
Purzel die Supernase
Eine Relieftapete
Tor zu einer anderen Welt
Weihnachtsgeschichte
Geschehnisse in einer Zoohandlung aus der Perspektive von Tieren.
Axel schleicht durchs Haus in die Küche.
Die Mama schläft noch. Sie ist Krankenschwester und hatte Spätschicht.
Morgens gemeinsam frühstücken, darauf besteht sie.
Axel will seine Mama überraschen.
In Zukunft werde ich immer den Frühstückstisch decken. Mama kann dann etwas länger schlafen.
Vorsichtig öffnet der 9 jährige Axel die Türe zum Schlafzimmer seiner Mutter. Sie schläft noch. Er stellt den Wecker aus.
Ganz leise zieht er die Türe hinter sich ins Schloss.
In der Küche legt er die Platzdeckchen mit den Blumen, die er ihr im letzten Jahr zum Geburtstag schenkte, auf den Tisch. Mittelgroße Teller, Messer und Gabel legt er auch darauf. Er muss noch einmal an die Schublade. Kleine Löffel hätte er doch fast vergessen.
Aus der Speisekammer wählt er sorgfältig statt zwei vier extrem dicke Eier aus.
Es sieht so aus, als wären diese Vier mit Spinnenfäden überzogen.
Gekochte Eier mit Spinnennetz, cool. Egal, rein in den Eierkocher.
Der Messbecher vom Eierkocher sagt ihm nicht viel.
Axel ist Legastheniker und ärgert sich, dass er nie aufpasst, wenn die Mutter die entsprechende Menge Wasser in den Eierkocher füllt.
Wie viel Wasser muss ich nehmen?
Zum wiederholten Mal sieht er auf die Striche und Zahlen. Es fällt ihm nicht ein.
„So geht das nicht weiter, ich muss endlich richtig lesen und schreiben können.
Egal, halb bedeckt mit Wasser, das wird reichen.“
Den Kaffeeautomat schaltet er ein. Den Eierkocher vergisst er.
Wurst, Käse und Marmelade, alles steht schön dekoriert auf dem Tisch.
Axel sieht sich sein Werk an.
Irgendetwas stimmt nicht.
In Gedanken spielt er das Frühstück durch und setzt sich an den Tisch, nimmt eine Scheibe Vollkornbrot, schmiert Butter auf diese.
Ach ja, die Butter habe ich vergessen.
Er holt sie aus dem Kühlschrank und stellt sie ebenfalls auf den Tisch. Trotzdem glaubt er, dass noch etwas fehlt.
Seine Augen wandern zum Kaffeeautomat. Mit der Kanne in der Hand will er den Kaffee in die Tassen gießen.
Wie kann man nur Tassen vergessen?
Nach dem die Tassen auch auf dem Tisch stehen, sieht es perfekt aus.
„Du da draußen kannst du mich hören?“
Axel traut seinen Ohren nicht. Er hört eine zarte Stimme und piepen, versteht allerdings die Worte nicht richtig. Die Stimme seiner Mama klingt allerdings anders.
Unsicher fragt er: „Mama? Mama? War ich zu laut? Ich wollte dich nicht wecken. Es sollte doch eine Überraschung werden. Den Wecker habe ich ausgestellt, damit du etwas länger schlafen kannst.“
Die Stimme wird deutlicher.
„Mama, das bist doch du. Wir sind hier unter dem Deckel. Er lässt sich nicht heben, er ist zu schwer, hilf uns.“
Axel dreht sich um, kann aber nichts entdecken.
„Wer und wo seid ihr? Bin ich verrückt, dass ich eine Stimme höre, und Niemand ist da?“
„Ja, ja, es ist ungewöhnlich, dass ich aus diesem Kasten mit dir rede. Was ist das nur für eine harte Schale. Hol uns endlich aus diesem verflixten Pott heraus.“
Vorsichtig hebt er den Deckel vom Eierkocher an.
Im gleichen Moment lässt er ihn wieder los.
Erneut greift er zum Deckel und lässt ihn vor Schreck fallen.
Scheppernd fällt dieser zu Boden.
„Nie wieder heimlich aufstehen und fernsehen.
Werde endlich wach. Vier Küken in einem Eierkocher, die geschlüpft sind und mit mir reden. Wie bescheuert ist das denn?“
Das gibt es nicht. Küken, die mit mir sprechen?
Unsinn, Axel König du hast einen abgefahrenen Traum.“
Vier kleine, pitschnasse Küken schauen ihn an.
„Na endlich, wurde auch Zeit. Wie gut, dass du den Apparat nicht eingeschaltet hast. Heb uns aus diesem nassen Zeug heraus. Wir können nämlich nicht springen.“
Axel reibt sich die Augen. Er brabbelt vor sich hin.
„Beweg dich endlich, wir sind nass und frieren.“
Er reibt sich erneut die Augen, kneift sich in den Arm und in die Wangen.
„Axel - aufwachen.“
Hintereinander öffnet und schließt er seine Augen.
„Ich träume nicht. Küken in einem Eierkocher.
Krass, Mann, oh Mann, ich werd verrückt.“
Er holt ein Küken nach dem anderen heraus, und deponiert sie in einer Obstschale.
„Nicht von der Stelle rühren. Ich bin gleich zurück.“
„Warum steckst du uns nicht unter deine Flügel?
Da ist es schön warm, und wir können trocknen.“
„Ich habe keine Flügel sondern Arme, du Schlaumeier.
Bleibt wo ihr seid.“
Axel begibt sich in Windeseile in den Keller. Der Osterkorb mit einem hohen Rand ist genau das Richtige.
Damit die Küken es weich und warm haben, legt er diesen mit Küchentüchern aus.
Die gelben Feder-knäule geben endlich Ruhe im Korb. Axel setzt sich auf einen Stuhl, den Korb auf dem Schoß, schaut sich die Winzlinge an und fragt.
„Wer von euch hat das freche Mundwerk?“
„Na der mit dem Kamm. Bei den Anderen ist der nicht zu sehen. Bei mir müsste dir das auffallen.
Ich bin nämlich ein Hahn. Du bist aber eine komische Henne, das musst du doch wissen.“
Axel befördert den kleinen Wattebausch auf eine Hand, und hält ihn dicht vor sein Gesicht.
„Fällt dir etwas auf, du Winzling? Seh ich etwa so aus wie ein Huhn oder Küken, die mit dir im Eierkocher waren?“
Das Küken schüttelt den Kopf. „Nein, aber du warst da und hast uns auf die Welt geholfen. Wer sollst du denn sonst sein?“
„Ich bin ein Menschenkind. Jetzt muss ich meine Mama wecken. Die wird staunen und mir kein Wort glauben. Ein Küken, das sprechen kann, das gibt es nicht.“
Axel begibt sich ins Schlafzimmer seiner Mutter und weckt sie.
„Mama aufstehen, Frühstück ist fertig.“
Verschlafen räkelt sie sich im Bett.
„Wie spät ist es denn, den Wecker habe ich total überhört, so gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Ich komme gleich. Nimm dir Geld aus der Dose und kaufe ein paar Brötchen. Heute ist ein besonderer Tag. Das erkläre ich dir später.“
„Ja ich weiß, heute ist ein wirklich besonderer Tag.“
Axel holt keine Brötchen. Er wartet gespannt in der Küche auf seine Mutter, die nach einigen Minuten erscheint.
Der Korb mit den Küken steht auf dem Platz der Mutter.
Ahnungslos will sie sich setzen.
Ein Schrei: „Mama nicht hinsetzen!“
„Bist du blöd, willst du uns umbringen?“
Verwundert sieht die Mutter den Korb mit den Küken.
„War Onkel Ewald hier? Er weiß ja, dass du unbedingt Hühner haben möchtest. Ihm ist auch bekannt – nicht hier in dieser kleinen Wohnung.
Was denkt er sich. Der Garten gehört nicht uns.
Wir dürfen ihn nur nutzen.“
Sie sieht sich die Küken etwas genauer an.
„Es ist schon verblüffend wie täuschend echt sie aussehen. Gab es bei der Agrarmesse Roboter?
Hat Onkel Ewald dir diese vier gekauft?
War er gestern hier, als ich zur Arbeit war? Aber Kükenroboter die reden und Antworten geben?
Sündhaft teuer müssen diese Dinger sein.
Ist das deine Überraschung für diesen besonderen Tag?“
„Mama das sind keine Roboter.“
„Unsinn, was soll das sonst sein? Du willst mir doch nicht weismachen, dass das hier sprechende Küken sind.“
„Glaube mir, das ist echt wahr. Diese hier sind wirklich, wirklich, wirklich echt.
Plötzlich hörte ich eine Stimme. Weil niemand außer dir im Haus ist, dachte ich du bist wach geworden.“
Axel schmückt seine Erzählung aus.
Misstrauisch schaut die Mutter in den Eierbecher.
Von vier Eiern sind die kaputten Eierschalen noch da.
Eingehend untersucht die Mutter den Eierkocher.
Tatsächlich sind das richtige Eierschalen. Das sieht nicht nach gepellten Eiern aus. Kein rohes Ei ist zu finden.
Immer noch ungläubig sieht sie von Axel zu den Küken.
Sollte das tatsächlich wahr sein?
„Bist du endlich mit der Untersuchung fertig?
Sieh zu, dass wir etwas zu Futtern bekommen.
Sich aus dem Ei arbeiten war sehr anstrengend.“
Frau König staunt nur so über das kleine, sprechende Kerlchen. Sie ist endlich überzeugt.
„Axel geh an den Misthaufen, und such kleine Würmer für unsere neuen Familienmitglieder.
Etwas Gras bring auch mit. Danach können wir uns gemeinsam darum kümmern, wo sie untergebracht werden. Hier in der Küche können sie auf Dauer nicht bleiben.“
Die Salatreste vom Vortag legt die Mutter den Küken in den Korb, während Axel sich auf die Suche nach kleinen Würmern macht.
Unlustig picken Drei daran herum. Das Großmaul beschwert sich.
„Hoffentlich ist unser Befreier bald mit richtigem Essen zurück.“
Nicht lange und Axel erscheint strahlend mit einem Schälchen kleiner Würmer.
Er kippt sie in den Korb. Eifrig werden sie von den Küken verputzt.
„Axel, im Keller muss noch eine Rotlichtlampe sein. Die hängen wir über den Korb, damit unsere vier kleinen Gesellen es warm haben und schlafen. Im Geräteschuppen werden sie ihr neues Quartier bekommen.“
Mutter und Sohn machen sich an die Arbeit. Sie räumen einen Teil der Geräte in die Garage, sperren die Hälfte des Raums so hoch ab, dass sie und Axel bequem darüber steigen können. Die Hälfte des Bodens wird für die Küken mit Heu ausgestreut. Eine Stunde später holt Axel den Korb mit den Küken. Die Rotlichtlampe hat er auch mitgebracht. Die Mutter hängt sie auf, damit die Küken es kuschelig warm haben.
„Wasser, wir haben Wasser vergessen.“ „Hol die Keramikschale. Die da hinten müsste reichen, sie kann nicht umkippen.“
Salat und Gras legt Axel auf den Boden.
Behutsam hebt er eins nach dem anderen aus dem Korb, und legt es unter die Lampe ins Heu.
„Mama, den Frechdachs nenne ich Kurt, was meinst du?“
„Vielleicht gefällt ihm der Name gar nicht, frag ihn doch.“
Bevor Axel etwas sagen kann, bekommt er auch schon die Antwort.
„Ich heiße seit meiner Geburt Kurt. Jeder Hahn, der etwas auf sich hält, heißt Kurt und wird groß und stark.“
„In Onkel Ewalds Hühnerhaus ist bestimmt noch Platz für unsere. Sind die Vier größer, können sie zum Onkel umziehen. Dann haben sie viele Freunde.
In den Herbstferien helfen wir wie jedes Jahr bei der Heuernte, dann müssen die Vier mit. Bis dahin sind sie groß genug und können gleich beim Onkel auf dem Bauernhof bleiben.“
„Onkel Ewald wird sicher fragen, woher wir plötzlich Küken haben. Er hat nie welche auf seinem Hof.“
„Axel - bis zu den Ferien sind es keine Küken mehr. Er kauft immer Junghennen, die nach kurzer Zeit schon Eier legen.“
„Ob sein Hahn sich mit Kurt versteht?“
„So weit sind wir noch nicht, abwarten. Nun aber in die Schule. Erzähle bloß niemandem, dass du sprechende Küken hast. Es ist dein und mein Geheimnis. Versprich es.“
„Ich schwöre.“ Den Schwur bekräftigt er, in dem er drei Finger in die Höhe hält.
Kurt zieht mit seinen drei Schwestern um.
Die drei Monate bis zu den Herbstferien vergehen wie im Flug.
„Vergiss nicht die alten Schuhe mit einzupacken.“
„Ja Mama.“
„Dein Fahrrad bleibt hier. Du bist jetzt so groß, du kannst das von meinem Bruder nehmen.“
Alles ist im Auto untergebracht.
„Axel, hast du nicht das Wichtigste vergessen?“
„Nö - wieso?“
„Abmarsch, aber dalli, hol den Karton mit lebenden Inhalt.“
„Ich habe Ingo die Hühner gebracht. Sind wir zurück, hole ich sie wieder ab.“
„So haben wir nicht gewettet. Sofort holst du die Vier. Keine Widerrede. Onkel Ewald erwartet uns, und die Vier.“
Zähneknirschen zieht Axel ab. Nach kurzer Zeit erscheint er mit einem durchlöcherten Bananenkarton. Aus dem Deckel schauen vier Köpfe heraus.
„Das war wohl die blödeste Idee, die du hattest.
Nicht einmal unterhalten konnten wir uns mit deinem dämlichen Freund Ingo. Du kannst doch deinen Onkel besuchen wann immer du willst.
Hoffentlich sind wir bald da und kommen aus diesem Gefängnis heraus.“
„Kurt halt endlich deine Klappe. Es dauert nicht lange.“
Schweigend sitzt Axel im Auto.
„Kannst du deinen Kopf zu mir neigen?“ Axel dreht sich zum Rücksitz auf dem der Karton steht.
Er streichelt über die Hühnerköpfe. „So oft ich kann, werde ich euch besuchen. Versprochen.“
„Wie gut, dass du uns damals gerettet hast.“
Am Tor zum Hofeingang wartet der Onkel. Die Menschenbegrüßung ist vorüber.
Gespannt nimmt Axel den Karton aus dem Auto.
Von den Vieren ist nichts zu sehen. Ängstlich haben sie sich zusammengekauert.
Onkel und Neffe marschieren ins Nebengebäude.
Sie öffnen den Deckel und warten gespannt.
Axels Mutter erscheint. Sie nimmt das kleinste Huhn, das sie den Namen Hanna gab auf den Arm.
„Du musst nicht traurig sein. Hier findest du viele Freundinnen. Sehr viel Auslauf haben du und deine Geschwister. Wir kommen euch besuchen wann immer es geht.“
„Das Huhn hat einen Namen und du sprichst damit? Als kleines Mädchen hast du auch immer mit deinem Spielzeug geredet. Unsere Eltern meinten dass es aufhört, wenn du erwachsen bist.“
„Entschuldige, ist `ne dumme Angewohnheit von mir.“
Durch den Hühnerauslauf erscheint eine Henne.
Gackernd geht sie auf den Karton zu. Kurt, der Gefahr wittert, stürzt sich auf sie. Nichts passiert.
„Mama sieh nur, ich glaube das Huhn will unsere abholen.
Genauso ist es. Hintereinander geht es ins Freiland.
Die Menschen setzen sich zu Kaffee und Kuchen in den Wintergarten und sehen zu.
Wie im Flug vergeht die Ferienzeit.
Die vier haben sich gut eingelebt.
Auf der Nachhause Fahrt ist Axel sehr still und denkt nach.
„Mama du hast Recht, bei Onkel Ewald haben sie ein besseres Leben als bei uns. Trotz dem hätte ich sie gerne behalten.“
„Glaube mir, das war die richtige Entscheidung.“
Für Kurt beginnt ein neues Leben.
Das Leben auf dem Hof von Bauer Ewald bringt viel Neues in den Hühneralltag.
Der alte Hahn betrachtet Kurt als seinen Sohn.
„Sehr viel lernen musst du noch. Siehst du den duftenden Berg da hinten? Für die Menschen ist das ein Misthaufen. Da findest du die leckersten Würmer, mit ihnen kannst du bei den Mädels so richtig punkten.“
Nach kurzer Zeit schon leben die Vier ein ganz normales Leben in einer großen Hühnerfamilie.
Immer, wenn Axel mit seiner Mutter den Onkel besucht, müssen sie feststellen, dass die Vier sie nicht vermissen. Die Mama tröstet Axel.
„Möchtest du als Mensch bei den Hühnern leben?
Huhn gehört zu Huhn, und Mensch zu Mensch.“
Kurt genießt sein Leben. Oft steht er auf des Esels Burri Rücken. Die zwei verstehen sich, obwohl sie eine unterschiedliche Sprache sprechen.
Der alte Hahn ist verstorben. Kurt übernimmt seine Aufgaben.
Er wacht über seine Damen und passt auf, dass alle zur Schlafenszeit im Hühnerhaus sind.
Sein Leben ist perfekt.
Das Leben von Kurt ändert sich, als er eines Tages einen neuen Weg erkundet.
So weit hat er sich noch nie vom Hühnerhof entfernt.
Er entdeckt eine Hühnerfarm.
Das laute Gegacker zieht ihn magisch an. Immer häufiger schleicht er sich abends, damit es nicht bemerkt wird, vom Hühnerhof fort.
Dann sieht er sie. Von nun an träumt er nur noch von dieser einen Henne.
Sie heißt Edith. Edith ist nicht so groß wie die anderen Hennen. Ihre Federn haben einen wunder schönen Glanz. Das Gackern, hat sie ein Ei gelegt, ist sehr melodisch.
Kein einfaches, blödes Tuck, Tuck – nein bei Edith hört sich das ganz anders an. Sie singt mehr. Tuhuk, Tuhuk, Tucke, Tuck, Tuck, Tucke, Tuck, Tuck. Tuhuk, Tuhuk, Tucke, Tucke, Tuck.
Das ist Musik in den Ohren von Kurt.
So vergeht eine glückliche Zeit.
Hahn Kurt stolziert aufgeregt hin und her.
Er war gestern Abend, als das Hühnerhaus geschlossen wurde, nicht anwesend.
Heimlich besuchte er Edith, seine große Liebe, auf der Hühnerfarm am Rande des Dorfes.
Kurt hat ein sehr schlechtes Gewissen.
Mit lautem Krähen hält er vergebens nach seiner Damenwelt Ausschau. Er sucht und kräht, sucht und kräht, doch nirgends sind seine Hühner.
Heiser geworden steigt er auf den Misthaufen um besser sehen zu können.
War der Fuchs da, und seine Hennen sind vor Aufregung fortgelaufen? Er muss sie suchen, aber wo?
Wo stecken die Weiber bloß?
Komisch, die Schafe blöken, die Schweine grunzen, die Enten und Gänse schnattern durch einander. Alle sind noch in ihren Ställen. Wo bleibt Bauer Ewald?
Er nähert sich dem Hühnerstall. Seine Hühner gackern in ihrer Unterkunft. Die Klappe zum Auslauf ist noch nicht geöffnet. Mit aller Kraft versucht er, die Klappe an zu heben. Vergebens, er schafft es nicht.
Ich muss den Bauer finden.
Er schaut durch die Fenster des Wohnhauses. Der Blick ins Schlafzimmerfenster bestätigt seinen Verdacht. Bauer Ewald liegt noch im Bett. Das Picken an der Scheibe wird nicht gehört. Kurt eilt zu dem alten Esel Burri, der bei den Pferden auf der Weide steht.
Burri weiß bestimmt, was zu tun ist.
Burri kann es gar nicht glauben. „Der Bauer liegt noch im Bett?
Das kann nur bedeuten, der Bauer ist krank.“
Kurt ist müde von dem weiten Weg bis zur Weide. Er fliegt auf Burris Rücken. Gemeinsam geht es zurück zum Hof.
Erneut begibt Kurt sich auf den Misthaufen. Er scharrt und sucht schon einmal einige Würmer für seine Hühner.
Das wird ein Festmal. Was für fette Würmer.
Meine Mädchen vergessen sicher, dass ich gestern Abend nicht da war, und sind mir nicht böse.
Burri ist ein alter Esel, der schon sehr viel gelernt hat. Den Bauer beobachtete er, sah wie man eine Türklinke herunter drückt, oder einen Riegel zurück schiebt.
So etwas hat er aber noch nie getan. Er muss es schaffen. Nach vielen Versuchen gelingt es ihm, die Türe zum Wohnhaus zu öffnen.
Wo ist das Schlafzimmer? Er hat eine Idee. Mit einem Hinterbein klopft er an die Türen. Nach etlichen Versuchen hört er die Stimme vom Bauer.
„Wer klopft da.“
„I-A, IA, IA, Burri hört vor Freude gar nicht mehr auf zu schreien.
„Burri, du musst die Türe öffnen, und mir aus dem Bett helfen.“
„Kurt der Bauer lebt.“
Burri öffnet die Türe, geht zum Bett des Bauern.
„Bauer, halte dich nur ganz fest am Fell, dann kannst du dich hochziehen.“
Der Bauer schafft es mit letzter Kraft.
Gemeinsam begeben die Zwei sich Schritt für Schritt aus dem Wohnhaus.
Burri hat ein gutes Leben. Er wohnt in einem Stall, der sauber und trocken gehalten wird.
Immer genug zu essen, und die Lasten, wenn der Bauer seinen Karren belädt, sind nie zu schwer.
Der Bauer liebt seinen Esel. Er ist nie störrisch.
Burri hat seinen Herrn sehr, sehr gerne.
Der Bauer ist so krank, dass er nicht zum Markt kann, um das Gemüse zu verkaufen.
Burri weiß, heute muss er alleine zum Markt.
„Bauer, ich gehe zum Markt. Den Weg kenne ich genau.
Schreibe auf einem Schild die Preise, damit der Marktleiter mir helfen kann, das Gemüse zu verkaufen.
Du bleibst im Bett und ruhst dich aus.
Auf dem Rückweg, wenn alles verkauft ist, bringe ich dir Medizin aus der Apotheke mit, dann geht es dir bald wieder besser.“
Der Bauer ist sehr überrascht. Burri hat bis zu diesem, heutigen Tag, noch nie mit ihm gesprochen. Oder hat er ihn nie verstehen können, weil er nicht richtig zuhörte?
Er nimmt einen Bogen Papier und schreibt.
Lieber Marktleiter,
ich bin krank und muss das Bett hüten. Mein Esel, der mir immer treu dient, will für mich das Gemüse auf dem Markt verkaufen. Ich hoffe, dass er gesund bei dir ankommt. Hilf ihm bitte, damit niemand Gemüse ohne bezahlen vom Karren nimmt.
Vielen Dank Bauer Ewald.
Er steckt den Bogen in einen Umschlag und hängt ihn Burri um den Hals.
„Bevor du dich auf den Weg zum Mark machst, lass bitte alle Tiere aus den Ställen.“
Die Tiere helfen mit, den Karren zu beladen.
„Wer soll dich begleiten, der Weg ist weit?“
„Die Tauben Fienchen und Trienchen nehme ich mit.“
Gemeinsam machen sich die Drei auf den Weg.
Auf dem Marktplatz angekommen, staunen die anderen Tiere, weil Burri ohne seinen Herrn gekommen ist.
Burri, der mächtig stolz ist, erzählt, dass der Bauer krank ist, und dass er auch noch Medizin kaufen muss.
Die Menschen drängen sich um ihn herum. Ein Esel zieht seinen Karren allein zum Markt, das hat es ja noch nie gegeben.
Der Marktleiter sieht das, und begibt sich zu der Menschenmenge.
„Burri, alter Freund, wo ist dein Herr? Ist ihm unterwegs etwas passiert?“ Er streichelt Burri und entdeckt den Brief, der an einem Band um Burris Hals hängt. Er öffnet den Brief und liest ihn.
„Gott sei Dank, dem Bauer ist nichts passiert.
Dein Herr ist sicher bald wieder gesund.
Wir helfen dir, das Gemüse zu verkaufen.“
Nach kurzer Zeit ist der Karren leer, und Burri will den Heimweg antreten.
Ein junger Esel, Namens Bruno, gehört einem Bauern, der nicht gut mit seinen Tieren umgeht.
Bruno soll an einen Freund, der richtig böse ist, verkauft werden.
Bruno nähert sich Burri.
„Mein Herr schlägt mich. Der Karren, den ich ziehen muss, ist so voll geladen, dass meine Beine die Last kaum tragen können. Er will mich an einen Tierquäler verkaufen.
Bitte nimm mich mit.“
„Wie stellst du dir das vor? Du kannst nicht einfach weglaufen. Jeder sieht das. Wir werden sicher beide bestraft.“
Fienchen und Trienchen hörten zu, und haben eine Idee.
„Wenn wir herumflattern, auf die Köpfe der Menschen fliegen, und aufpassen, dass uns keiner fängt, dann merkt bestimmt niemand, wenn ihr beide fortlauft.“
Die Hühner, Gänse und Enten sind begeistert.
„Wir können mit den Flügeln schlagen und zur gleichen Zeit gackern, krähen, schreien. Fliegt zu den Schafen und Ziegen. In ihren Gehegen können sie durch-einander-laufen, blöken und meckern. Je mehr Kuddel-muddel herrscht, umso unbemerkter könnt ihr davon laufen.“
Begeistert machen alle Tiere mit. Ein Höllenlärm entsteht.
Ohne dass es bemerkt wird, können die Beiden tatsächlich fort laufen.
Fienchen und Trienchen fliegen nach einer Weile hinter Burri und Bruno her.
Schnell bei der Apotheke die Medizin geholt, und zusammen mit Bruno schlagen sie einen Weg durch den Wald ein.