Gesellschaftsspiele... - Hans Frank - E-Book

Gesellschaftsspiele... E-Book

Hans Frank

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Beschreibung

Am Strand der Ostsee findet eine Joggerin die Leiche eines jungen Mannes. Die Polizei stellt fest, dass er ermordet und sein Geschlechtsteil abgeschnitten wurde. Lange Zeit ist nicht bekannt, wer der junge Mann ist. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass er der Geliebte eines verheirateten Adeligen war. Doch so richtig kommt die Polizei dem Täter und dem Tathergang nicht auf die Spur. Erst als es in den bayerischen Bergen einen Unfalltoten gibt, der den "höheren Kreisen" zugerechnet wird, kommt langsam Licht in die Geschichte. Hier laufen zwei Liebesgeschichten, gepaart mit Eifersucht, nebeneinander. Der Leser wird sich sicher fragen, ist das Schicksal, oder ist es wahre Liebe.

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Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Die Geschichte ist frei erfunden.

Sollte es wirklich solche Zusammenhänge in der realen Welt geben, so ist dies reiner Zufall.

Auch die Personen und deren Namen wurden von mir nicht bewusst gesucht, sondern entsprangen einfach nur meiner Phantasie.

Es ist ein ungemütlicher Julimorgen. Die Wolken hängen schwer und regennass am Himmel und stoßen am fernen Horizont auf die dunkel und bedrohlich aussehende Ostsee. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Die meisten Touristen schlafen bei diesem Wetter wahrscheinlich noch, denn man kann annehmen dass sich die Wolken jederzeit öffnen und sich Wassermassen über das Land ergießen. Nein, heute wird es kein Tag um hier am Strand zu verweilen.

Marianne joggte wie immer gedankenverloren mit ihrem schwarzen Labrador am Strand entlang auf Travemünde zu. Ganz vertieft in einen Song von Rod Steward der aus ihrem MP3 Player ertönte stolperte sie fast über Sam ihren Hund der plötzlich vor ihr seinen Lauf unterbrach. Mit schleudernden Armen kam sie zum Stehen, wollte über ihren Hund ausweichen und blickte plötzlich auf den nackten Körper vor sich.

Auf einen Blick sah sie er war tot. Er musste tot sein, so wie er dalag. Lag einfach da, der schlanke muskulöse Körper auf dem Bauch liegend, die Haare umspült mit der Gischt des Meeres die Beine gespreizt und beide Arme unter dem Bauch vergraben.

Marianne schlug die Hände vors Gesicht und sie wünschte sich im selben Moment einfach in ihrem Bett zuhause um diesen Anblick entgehen zu können.

Aber sie konnte sich nicht einfach weg wünschen. Das gibt´s allenfalls im Film. Sie musste sich der Situation stellen ob sie nun wollte oder nicht.

Sam bekam das Kommando „Platz“ und er legte sich gehorsam sofort neben Marianne und blickte zu seinem Frauchen auf.

Von einem Fuß auf den anderen tretend starrt Marianne erneut auf den Männerkörper. Das Gesicht war nicht zu erkennen. Die langen Haare bildeten einen Kreis der sich mit dem an den Stand schlagenden Wellen auf und ab bewegte. Die blonden Haare durchsetzt mit der schmutzigen Gischt der Ostsee verunstalteten den ansonsten makellosen Body. Als sie den leblosen Körper so anstarrt denkt sie darüber nach was sie nun machen soll.

„Ja ich muss die Polizei anrufen“ war auch gleich der Gedanke. Das Handy liegt jedoch im Auto. Langsam wird sie ruhiger und die Angst weicht.

Sie überlegt ob sie den Hund zurücklassen und zum Auto laufen oder ob sie den Hund gleich mitnehmen soll.

„Was für blöde Gedanken einem kommen“ denkt sie, gebot ihrem Hund Platz zu behalten und läuft mit großen schnellen Schritten zum Auto zurück.

Sie hat Schwierigkeiten das Band mit dem Autoschlüssel vom Hals zu lösen denn in der Hektik verwickelt sich das Kopfhörerkabel mit dem lilafarbenen Halsband mit dem der Schlüssel befestigt ist. Aber mit einer Menge Ruhe, zu der sie sich zwing, gelingt es ihr den Schlüssel zu lösen und sie sperrt ihren Mini auf und greift ins Handschuhfach nach ihrem Handy und wählt den Notruf 110.

Eine monotone Frauenstimme meldet sich und fragt nach ihrem Anliegen.

„Ich will einen Mord melden, nein, ich weiß nicht genau doch keinen Mord, vielleicht doch, aber er ist einfach nur tot und liegt da rum.“

„Jetzt mal ganz langsam“ meldet sich die nun nicht mehr so monoton klingende Polizistin wieder.

„Was ist nun wo geschehen, was haben sie gesehen?“

„Das kann ich nicht so genau sagen, aber hier liegt ein nackter Mann am Strand und ich vermute, nein ich glaube er ist tot.“

„Wo sind sie jetzt genau“ fragt die Polizistin weiter.

„Bei meinem Auto“ gab Marianne zur Antwort.

Der Beamtin fällt auf dass Marianne total durch den Wind ist und versucht erneut mit sanfter beruhigender Stimme den Standort zu erfahren.

„So und nun sagen sie mir noch wo das Auto steht damit ich einen Kollegen vorbeischicken kann.“

„Ich bin beim Joggen und da stelle ich mein Auto immer am Parkplatz am Jachthafen ab. Es ist ein roter Mini-Cooper. Soll ich hier warten oder zurücklaufen, mein Hund ist nämlich noch unten am Meer?“

„Ist der Fundort weit vom Parkplatz entfernt?“ will die Frau wissen.

„Na ja, was heißt weit entfernt – ich jogge und da weiß ich nicht so genau wie viele Kilometer ich zurücklege, aber vom Parkplatz bis zum Toten laufe ich bestimmt fünfzehn Minuten.“

„Dann ist es besser sie bleiben jetzt wo sie sind, ein Streifenwagen ist bereits unterwegs.

Könnten sie mir bitte zwischenzeitlich ihre Personalien durchgeben damit ich den Anruf abschließen kann?“

Marianne gab brav ihren Namen und Anschrift bekannt und legte dann auf. Jetzt stand sie da, hilflos dem Geschehen gegenüber, bricht sie in Tränen aus. Die Spannung des Körpers weicht einem Zucken und lässt den Körper in sich zusammenbrechen. Es wurde ihr ganz unheimlich.

„Es kann ja sein dass sich der Mörder – wie komme ich eigentlich darauf dass es sich hier um einen Mord handelt, es könnte ja auch ein Unfall sein – hier noch aufhält und mitbekommen hat dass ich die Polizei gerufen habe.“

Ängstlich blickt sie sich um, erschrak heftig als es im Gebüsch raschelt. Obwohl niemand heraustrat öffnete sie erneut die Wagentüre und ließ sich auf den schwarzen Ledersitz fallen, zog die Tür heftiger als gewollt zu und versperrte sie mit dem Druck auf den Türknopf.

Sie beschloss den Rest der Wartezeit im Auto zu verbringen. Erst jetzt gaben die Nerven vollständig auf. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Sie wusste nicht warum, aber es war alles zu viel. Warum hatte sie ihn gefunden, warum musste sie auch heute laufen gehen.

„Warum, warum bin ich heute bei diesem beschissenen Wetter zum Joggen raus“ wiederholen sich die Gedanken.

„Ich wollte nicht, wäre ich doch nur im Bett geblieben. Jetzt ist es zu spät. Was kommt da noch alles auf mich zu. Ich weiß doch nichts, ich hab nichts gesehen und hab ihn doch nur gefunden“. Eigentlich wollte sie sich ja mit ihrem Freund zum Frühstück treffen.

„Ja, den muss ich jetzt anrufen, es fällt ja alles aus, und er soll auch kommen und mich holen, ich will nicht fahren und nicht alleine sein“.

Noch während sie telefonierte sah sie bereits vor sich auf der Bundesstraße einen Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht heran eilen.

Der Wagen bog in Richtung Jachthafen ab und rollte auf den Parkplatz zu und hielt unmittelbar vor Mariannes Auto.

Zwei uniformierte Polizisten öffneten beinahe zeitgleich ihre Autotüren und stiegen aus und eilten auf den Wagen zu. Im selben Augenblick fuhr auch ein grauer BMW ziemlich barsch auf den Platzplatz. Auch er hielt neben Mariannes Mini und ein kräftig gebauter Mann Anfang bis Mitte Vierzig stieg aus und kam direkt auf ihren Wagen zu.

Marianne öffnete die Tür des Fahrzeugs und stieg etwas zittrig und hilflos aus um die Polizisten zu begrüßen.

„Hallo, ich bin Kommissar Müller und das ist mein Kollegen Kommissar Sauerbier und Herr Plaschke" meldet sich der Herr im sportlichen Outfit. "Sie haben also eine männliche Leiche gefunden und können uns bestimmt zum Fundort führen. Haben sie sonst irgendetwas Auffälliges bemerkt oder jemanden gesehen? Ich hoffe sie können uns etwas weiterhelfen."

„Na ja“ meint Marianne, „ich hab ihn doch nur gefunden, weiter nichts, er liegt einfach da, splitternackt.“

„Gehen wir und zeigen sie uns bitte den Fundort“ sagt Müller und folgt Marianne langsam den Weg zwischen dem Wald hinab zur Ostsee.

Ihre Stimme begann wieder zu schwanken und sie musste sich einfach am Kommissar festhalten. Langsam kehrte sie nun in Begleitung zum Strand der Ostsee zurück. Zwischenzeitlich begannen sich auch die schweren Wolken ihrer Last zu entledigen und es begann leicht zu regnen.

Als sie in Sichtweite des Strandes kamen sprang Sam auf, und lief seinem Frauchen entgegen. Er leckte ihr den Handrücken was ihr besonders gut tat. Sie beruhigte sich zusehends, strich ihrem Hund über den Kopf und stellt diesen den Polizisten vor.

Den Rest des Weges über den Strand hin zum Ufer legten sie mit raschen Schritten zurück.

"Da liegt er". Marianne deutete auf den nun etwas weiter im Wasser liegenden Körper.

Als sie wieder vor ihm stand, würgte sie ein Kloß im Hals.

„Mir ist ganz schlecht, kann ich gehen oder brauchen sie mich noch?“

„Einige Fragen hätte ich da schon noch an sie“ meldet sich Kommissar Müller nachdem er Sauerbier gebeten hatte zu veranlassen dass dieser die Spurensicherung und Arzt verständigen sollte.

„Aber wenn sie sich derzeit nicht in der Lage fühlen unsere Fragen weiter zu beantworten habe ich dafür vollstes Verständnis, aber ich würde sie bitten morgen Vormittag bei uns auf dem Kommissariat vorzusprechen, nur ihre Personalien geben sie bitte meinem Kollegen an, dann sind sie für heute entlassen.“

Sauerbier zog seinen Block aus der Uniformjacke, schlug ihn auf, fischte nach einem Kugelschreiber und notierte sich die Anschrift von Marianne.

"Können sie alleine fahren oder ist es besser wenn wir sie nach Hause fahren. Den Wagen können sie ja später noch abholen." Marianne streichelte über den Kopf des Labradors bedanke sich der freundlichen Hilfe, „aber mein Freund kommt, den habe ich vorhin angerufen, er holt mich ab.“

Langsam bog der Wagen von der Autobahn kommend in den Parkplatz ein. Der Fahrer steuerte sein Auto in eine Parkbucht unter einer Laterne. Er stellte den Motor ab, lehnte sich kurz zurück, fasste sich mit beiden Händen ins Gesicht, schüttelte den Kopf, griff mit der linken Hand zur Tür, öffnete diese und stieg elegant aus dem Wagen.

Er war alleine.

Weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Es herrschte unheimliche Stille, nur das

Rauschen der vorbei eilenden Autos war wage zu vernehmen. Es war eine kühle, aber immer noch angenehme Sommernacht. Einige Mücken und Falter umkreisten die Laterne unter der Lutz stand und sich eben eine Zigarette aus der Schachtel zog und in den Mund steckte. Er zündete sie jedoch nicht an, er war eben dabei sich das Rauchen abzugewöhnen. Er hatte es Tanja – seiner Frau – versprochen es wenigstens zu probieren.

Lutz von Wallersee zu Rabenstein ist der letzte Spross einer alten ehrwürdigen Adelsfamilie und ihm fällt es zu für einen Erben zu sorgen damit der Besitz weiterhin in seiner Familie bleibt und nicht an die lauernde Verwandtschaft fällt.

Lutz war schon am frühen Morgen aufgestanden, ohne Frühstück unternahm er einen Ritt durch den Park hinaus zu den Koppeln und versuchte den Kopf frei zu bekommen – frei von dem Zwiespalt indem er sich seit einiger Zeit befand. Es wollte aber nicht gelingen.

Nach dem Ausritt traf er sich kurz mit Tanja, versuchte ihr nochmals klarzumachen dass er heute wirklich keine Zeit zur Lösung ihrer Probleme – Tanja bereitet eine Ausstellung heimischer Maler vor – habe, da er dringende Geschäfte in Salzburg erledigen musste.

„Nie hast du für mich Zeit, immer bin ich nur auf mich gestellt, du siehst gar nicht wie viel Arbeit in der Vorbereitung steckt“ beklagte sie sich. Er nahm sie in seinen Arm, drückte sie an sich, strich ihr über das duftende platinblonde Haar, zog dann ihr Gesicht zu sich heran und küsste sie sanft auf die Stirn.

„Ich verstehe dich ja, aber du weißt dass ich es nicht aufschieben kann ist dass ich nach Salzburg fahre um die Versteigerung der Fohlen zu organisieren. Im Gegensatz zu deiner Arbeit leben wir von meiner.“

Noch während er seiner Frau einen Kuss gab gingen ihm die Gedanken durch den Kopf dass er eigentlich gar nichts für sie empfindet. Der Kuss ist belanglos, der an ihn gedrückte Körper erregt ihn nicht, den Duft der Haut den Tanja verströmt, empfindet er nur als angenehm. Gefühle, nein, Gefühle hat er keine für sie, hatte er noch nie. Nur die Familienpflicht hatte ihn zu dieser Heirat getrieben. Ein großer Fehler, das wusste er von Anfang an. Aber wie sagt man so schön dachte er damals, „Adel verpflichtet“.

„Ja mein Liebster, ich verstehe es und lasse dich auch fahren.“

Sie löste sich aus seiner Umarmung, gab ihm nochmals einen Kuss und fragte noch wann er wieder zurück sein werde.

„Heute nicht mehr, wahrscheinlich morgen Abend, spätestens aber Übermorgen.“

„Fahr langsam und ruf mich abends bitte an“. Sie lächelte, drehte sich um und verschwand im Garten.

Lutz stieg die breiten Steinstufen zum Eingang des Schlosses hinauf, sah nochmals zurück um dann eilig die breite Wendeltreppe zum Obergeschoss hinauf zu laufen und im Badezimmer zu verschwinden.

Er streifte das verschwitzte rote T-Shirt über den Kopf, schüttelte sein Haare auf, öffnete den Verschluss der Reithose und zwängte sich aus dieser Enge heraus. Er warf sie unachtsam in die Ecke – das Personal sollte auch seine Arbeit haben - stellte sich vor den großen Spiegel, betrachtete seinen nackten Body, stellte zufrieden fest, dass man ihm die Fünfzig noch nicht ansah. Noch war nur ein kleiner Bauchansatz zu sehen, ansonsten wurde die von der Sonne gebräunte Haut durch unzählige Muskeln gestrafft. Der leichte Pelz auf seiner Brust rundete das Bild ab. Lange Beine, ausgeprägte Waden und straffe Schenkel zeugten von der sportlichen Betätigung und zwischen den Beinen zeigte sich ein nicht zu übersehender Schwanz mit großen Eiern, die rasiert und geil aussahen.

Er betrachte sich noch immer im Spiegel, lächelte seinem markanten Spiegelbild entgegen und beschloss sich nicht zu rasieren, sondern seinen Dreitagebart zu pflegen und trat unter die Dusche.

Das Wasser lief über seinen Körper. Lutz genoss voll die wohlige Wärme die seinen Körper durchflutete, schloss die Augen und ließ seine Gedanken abschweifen. Weit ganz weit weg.

Er griff dann doch nach dem Duschgel und langsam begann er seinen Körper damit einzureiben.

Als seine Hand zwischen seine Beine glitt, spürte er das Zucken in den Lenden, er bemerkte sofort dass sich seine Brustwarzen härteten und sein Penis im Begriff war sich ebenfalls zu festigen. Er hielt mit dem Einseifen inne, ließ seine Gedanken erneut an den vorherigen Ort gleiten ließ die Hand noch kurz an seinem Schaft verweilen, und dachte an die Stunden in denen eine andere Hand diese Wohlgefühle verbreitete und ihm mehr als nur Geilheit verschaffte. Es war etwas ganz anderes, etwas noch nie dagewesenes, etwas Einmaliges.

Jetzt steht er hier mit der Zigarette im Mund auf der Fahrt von Timmendorf nach Salzburg Mutterseelen alleine auf dem Autobahnparkplatz und lässt seinen Tag Revue passieren.

Er ist so vertieft in seine Gedanken dass er es gar nicht wahrnimmt als er sich unbewusst die Zigarette anzündet und gierig den Rauch inhaliert. Jetzt nachdem er es merkt, genießt er das eigentlich Verbotene. Er liebt seit einiger Zeit mehr oder weniger immer das Verbotene. Ein schöner, ein warmer Gedanke ans Verbotene entwickelt sich langsam in seinem Gehirn und lässt ihn wie in einen Zauber versinken.

Plötzlich reißen ihn zwei Lichtkegel eines herannahenden Autos, das den Parkplatz nach einem geeigneten Halteplatz absucht aus seinen Gedanken.

Nicht weit neben seinem Jaguar kommt der andere Wagen zum Stillstand. Die Scheinwerfer erlöschen und wieder herrscht diese Ruhe. Die Türen des angekommenen mehr vom Rost zusammengehaltenen Autos bleiben geschlossen. Lutz kann nur eine Person erkennen, die den Kopf in den Nacken gelegt hat und sich mit den Händen das Gesicht bedeckt.

Lutz schnippt seine Zigarette weg, schaut zum Himmel auf, nimmt die Sterne jedoch nicht eigentlich wahr, verschwendete noch schnell einen Gedanken an die Auktion der Pferde und beschließt weiter zufahren.

Vorher will er noch schnell den Toilettenraum aufzusuchen um sich zu erleichtern. Er geht mit raschen Schritten zum Pissoir. Drückt die Tür auf und verschwindet kurz darauf in dem grell erleuchteten nach Urin stinkenden Raum.

Gerade als er dort vor dem Becken steht hört er Schritte von draußen auf die Tür zukommen. Diese öffnet sich und ein junger Mann, Anfang dreißig - mehr kann er aus den Augenwinkel heraus nicht feststellen - stellt sich breitbeinig neben ihn, öffnet den Hosenschlitz und den obersten Knopf seiner zu eng sitzenden Jeans, zieht den Bund auseinander, drückt den Slip nach unten, greift nach seinem Schwanz und beginnt in einer sehr entspannten Art zu urinieren.

Lutz steht ganz still, er kann nicht pissen wenn jemand neben ihm steht - konnte es noch nie -, also wartet er darauf dass der junge Mann in der hellen ausgewaschenen Jeans endlich fertig wird um ihn dann wieder alleine zu lassen.

Doch der Kerl denkt gar nicht daran sein Gemächt wieder einzupacken. Er steht mit etwas zurückgebogenen Oberkörper vor dem Becken und dreht langsam den Kopf zu Lutz. Mit einem Lächeln im Gesicht stiert er auf dessen Penis.

„Geht wohl nicht wenn dir jemand zusieht oder?“ fragt er. Lutz ist total verdattert dass er von diesem Schnösel angesprochen wird, schüttelt den Kopf, packt unverrichteter Dinge seinen Schwanz wieder ein, zieht den Zip hoch und dreht sich um.

Dabei fällt sein Blick auf die untere Hälfte des jungen Mannes. Er sieht dessen erigiertes Glied dessen Vorhaut die dieser ganz sanft hin und her bewegt.

Einen Moment zu lange verharrt Lutz in seiner Bewegung. Der Fremde dreht sich zu Lutz und fragt:

„Hast du Lust auf eine schnelle Nummer oder soll ich dir einen blasen?“

Lutz blickt dem Jüngling ins Gesicht. Er sieht eine wohlgeformte Nase, einen sinnlichen Mund mit leicht geöffneten Lippen, strahlend weißen Zähnen, Lachfältchen um die dunklen Augen die von ebenmäßigen dunkelblonden Augenbrauen gekrönt werden. Er sieht die langen dunklen Wimpern als der Junge seine Augen langsam schließt und wieder öffnet. Der dunkle Teint erinnert an Solarium und am linken Ohr blitzt ein kleiner Ohrstecker mit einem funkelnden Stein.

Lutz gibt keine Antwort, verlässt fast fluchtartig die WC-Anlage und eilt zu seinem Auto.

Nervös sucht er nach den Autoschlüsseln, findet sie endlich will die Türe öffnen, aber die sanfte einfühlsame Stimme des jungen Mannes hinter ihm tut ihre Wirkung. Langsam, ganz langsam dreht er sich um, hält den Schlüssel in der einen Hand, steckt die andere in seinen Hosensack und blickt erneut in tiefe dunkle Augen.

„Verzeih mir, ich wollte dich nicht erschrecken, es tut mir leid, aber ich dachte, du alleine auf dem Parkplatz, eine Zigarette im Mund, wartend, dann der Gang zur Toilette, alles so wie es einer macht der Kontakt sucht.

Du weißt wohl nicht dass du hier auf einem Schwulenparkplatz stehst oder?“ fragt ihn die einschmeichelnde Stimme.

"Wie gesagt, tut mir wirklich und aufrichtig leid dich angemacht zu haben, ich hoffe du kannst mir verzeihen."

„Schon gut“ gibt Lutz zurück, „ich weiß im Moment auch nicht wie mir geschieht, mich hat so direkt noch nie jemand angemacht wie du“.

„Was heißt hier so direkt angemacht, anders angemacht hat man dich also schon.“

„Nein, nicht oder“ Lutz kommt nun ganz schön ins Schlingern.

„Macht doch nichts, egal wie auch immer, hier trifft man sich für eine kurze Zeit, hat Spaß oder auch nicht, dann fährt man weg, und der andere ist vergessen“.

Lutz kommen dabei wieder die Gedanken die ihn schon so lange Zeit verfolgen in den Sinn dass es ja immer eine Anmache ist, egal wie der Ort aussieht. Egal ob der Strand der Ostsee, die Jagdhütte in den Bergen oder der Parkplatz an der Autobahn, es ist eigentlich immer nur ein Treffen für eine kurze Zeit, Spaß zu haben das stimmt, aber danach, du hast vielleicht noch Gefühle, aber der andere ist schon weg, und du bist wieder alleine und dieses Gefühl ist nicht gut, wird immer schlimmer je älter du wirst.

Alleine sein, nicht alleine im Sinne von alleine, du hast jemanden neben dir, aber nicht den, denjenigen den du wirklich willst und lieben kannst. Und den zu finden ist schwer. Für diesen Jungen hier könnte man sich fallen lassen. Er sieht gut aus, groß von Wuchs, schlank und ungewöhnlich nett und höflich, aber er ist anschließend auch wieder weg.

Lutz versucht diese Gedanken zu verscheuchen. Fallen lassen, warum nicht. Eine schnelle Nummer, keiner weiß etwas davon, geil, warum nicht, was weiß ich was andere machen, die ergreifen vielleicht auch jede Gelegenheit.

„Hast du nun Lust oder nicht, ich fühle doch dass es dir bestimmt Spaß machen würde wenn ich es dir besorge“ drängt der junge Mann wieder auf Lutz ein und holt in gänzlich aus seiner Gedankenwelt zurück.

„Lust? komm schon, geh mit hinten ins Gebüsch, da kann man uns nicht sehen, wir haben Licht und können uns vergnügen. Ich will mich nicht selbst loben, aber ich glaub schon dass ich gut bin, weiß auch worauf es ankommt, wie ich dich anpacken soll damit es dir gut kommt, nicht zu schnell und nicht zu lange hinauszögernd einfach nur total geil. Immer noch keinen Bock auf Abspritzen, selber Blasen oder geil geblasen werden, aber auch nicht mehr. Mehr würde hier nicht gut sein."

Lutz ist total verlegen.

„Nein ich bin in festen Händen und einen One-Night-Stand würde ich mir nicht verzeihen“.

„Also doch schon mal was mit einem Mann gehabt oder trägst du den Ring für eine Frau?"

"Ja, den Ring trage ich für eine Frau, aber den One-Night-Stand würde ich mir wegen meines Freundes nicht verzeihen. Ihn liebe ich" sagt Lutz etwas betonter als er es eigentlich will.

"Genial" konterte sein Gegenüber.

"Selten habe ich diese Konstellation erlebt. Die meisten lieben ihre Frauen und lasse es sich von einem Mann besorgen. Aber deine Einstellung zur Liebe ehrt dich. Ich will auch nicht weiter um dich werben. Hatte wirklich nur gedacht es könnte uns Beiden Spaß bringen, aber die Nacht ist ja noch lang und bestimmt kommt noch Einer vorbei der es dringend braucht, aber ich glaube kein so netter mehr wie du.

Verrätst du mir deinen Namen? Aber nur wenn du es wirklich willst. Ich heiß übrigens Mike."

"Und ich heiß ganz einfach Peter. Es ist schön mit dir zu plaudern, unter anderen Umständen hätte es bestimmt mit uns geklappt, aber es gibt keine Chance für uns beide" sagt Lutz mit gesenkten Augen um Mike dabei nicht ansehen zu müssen.

Der Blick seiner Augen ist durchdringend denkt er dabei.

„Ja, aber jetzt muss ich weiter hab noch eine ganze Strecke zu fahren und werde auch langsam richtig müde.“

„Schade, du bist echt mein Typ, hätten bestimmt viel Spaß gehabt, aber wenn du nicht willst oder kannst, dann kann ich auch nichts machen. Aber eine Zigarette könntest du mir noch geben, hab selber keine mehr dabei.“

Lutz greift in seine Hemdtasche, holt die Schachtel mit den Zigaretten heraus und hält sie dem Jungen hin. Dieser zieht eine Zigarette langsam aus der Schachtel, fixiert dabei Lutz und fragt ihn ob er diese nun alleine rauchen muss oder ob er ihm noch hierzu Gesellschaft leisten will.

„O.k., ich rauche noch eine mit, dann muss ich aber los.“

„Gib mir bitte Feuer“ flüsterte Mike und schürzte die Hände als wolle er die Flamme schützen.

Lutz tritt nahe an ihn heran, bedient das Feuerzeug und hält es in die Hände von Mike. Dabei blickt er in sein Gesicht, das nun von der Flamme erhellt wird. Die Gesichtszüge sind ebenmäßig, weich und sehr anziehend. Lutz kann sich gut vorstellen dieses Gesicht in seinen Händen zu halten, es langsam an sich zu ziehen und den Mund mit den vollen Lippen zu küssen, zu küssen und die Zunge bis zum Vergessen im Mund des anderen spielen zu lassen.

"Du kannst das Feuer löschen sonst kann man ja meinen du bist zur Salzsäule erstarrt" frozelt Mike.

"Sorry, ich war total in Gedanken". Lutz greift ebenfalls nach einer Zigarette, führt sie mit etwas zittrigen Fingern zum Mund und zündete sie umständlich an.

"Bist ganz schön durch den Wind" stellte Mike fest. "Was hat dich jetzt so verwirrt? Ich etwa?"

"Ja, du" kommt die Antwort ohne zu überlegen. "Ja genau du. Ich weiß nicht warum, aber etwas an dir ist ganz anders, so ruhig, so einfühlsam, so wie es nicht sein sollte ohne dass es mich anmacht. Verdammt ich bin auch nur ein Mensch."

Jetzt erst, als er das Gefühl an sich heranlässt bemerkt er wie schön Mike wirklich ist, tiefblaue Augen, blondes Haar, kurz geschnitten – wie es Lutz liebt – breite Schultern der sinnliche volle Mund, der kleine Oberlippenbart und das Grübchen im Kinn rundet das Bild vollkommen ab. Eigentlich viel zu schön für einen Mann denkt Lutz.

„Wie heißt du wirklich“ fragte Lutz.

„Michael, die meisten nennen mich jedoch Mike“.

„Lass das nicht zu, Michael ist ein so schöner Name und er passt so gut zu dir“.

„Ehrlich? hat mir noch niemand gesagt."

Lutz bekommt ein schlechtes Gewissen. Warum habe ich gelogen denkt er noch warum nenn ich einen falschen Namen, aber nun ist es schon zu spät. Außerdem würden sich gleich ihre Wege trennen, und dann sind Namen nur Schall und Rauch.

„Wo fährst du noch hin, oder ist das ein Geheimnis“ fragt Michael.

„Nein kein Geheimnis ich muss geschäftlich nach Salzburg“.

„Schöne Stadt, war ich vergangenes Jahr zu den Festspielen“ sagt Michael, „aber ganz schön teuer, denn als Referendar kann ich mir eigentlich noch keine so großen Sprünge erlauben.“

„Wo bist du angesetzt?“

„Am Landgericht in München“.

„Dann wirst du mal Richter oder Staatsanwalt?“

„Ja, ich habe vor als Staatsanwalt meine Brötchen zu verdienen.“

„Sehr gescheit, gesichertes Einkommen“ meint Lutz.

„Aber wie verhält es sich als angehender Staatsanwalt mit dem Treffen auf Parkplätzen um schnelle Nummern abzuwickeln?“.

„Das bekommt man schon unter einen Hut, München ist groß und die Autobahnparkplätze weit vom Schuss ab, und eigentlich treib ich es immer nur mit Durchreisenden, niemals mit Münchener Autonummern.“

Lutz musste lachen.

"Schlaues Bürschchen."

„Aber jetzt haben wir die Zigarette zu Ende geraucht und du willst ja jetzt weg, also dann tschau, war schön mit dir zu plaudern“ sagt Michael und dreht sich zum Weggehen um.

„Michael bleib bitte noch einen Moment stehen, du hast Recht, es wäre schön dich in meinem Arm zu halten, deine sinnlichen Lippen zu küssen und dich langsam auszuziehen damit ich dich richtig verwöhnen könnte.“

„Also doch, find ich sehr gut, lass uns im Busch verschwinden.“

„Nein, so habe ich mir das nicht vorgestellt, dazu bist du mir zu schade, ich dachte eher an ein Hotelzimmer oder so, aber auch nicht heute, sondern erst übermorgen, wenn ich wieder zurückfahre, gib mir deine Telefonnummer und ich ruf dich an, dann haben wir Zeit, denn diese schnellen Nummern mag ich nicht“.

"Welche Wandlung!"

Kommissar Müller beugt sich neben Sauerbier über die Leiche. „Wird wahrscheinlich wieder einer mit einem goldenen Schuss sein, ist dieses Monat bereits der zweite“ unterbricht Müller die Stille.

„Ja wäre irgendwie angenehm, dann sind wir raus und der Schreibkram hat gleich ein Ende.“

Sauerbier deutet mit der Hand zurück in Richtung Strand und sagt: „Das sieht nicht gut aus, der Staatsanwalt ist auch schon da und der Neue von der Gerichtsmedizin auch, wie ist sein Name? den kann ich mir überhaupt nicht merken.“

Von wem, vom Staatsanwalt oder vom Schwesterchen?“

„Du sollst nicht immer so über ihn herziehen, natürlich nicht vom Mediziner sondern von dem Schönling Staatsanwalt. Soll ja ziemliche Beziehungen nach Hamburg ins Präsidium haben.“

„van Schölling, Oliver heißt er. Er legt Wert auf sein van.“

„Oh Gott.“

Schon sind sie bei der Leiche angekommen. Ein kurzer Gruß und dann schon die Frage „weiß man schon an was er gestorben ist fragt der Staatsanwalt?“

"Nein wir sind auch eben erst angekommen und wollen noch auf die Gerichtsmedizin und die Spurensicherung warten ehe wir ihn umdrehen" entgegnet der Kommissar.

Der Gerichtsmediziner verdreht die Augen, wischt sich die festgeklebten Haare aus der Stirn und zieht sich langsam zurück um der soeben eingetroffenen Spurenkommission die Leiche zu überlassen.