Gespenster-Krimi 174 - Earl Warren - E-Book

Gespenster-Krimi 174 E-Book

Earl Warren

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Beschreibung

Hand in Hand gingen Pablo Costa und Pilar Arrabel den Weg an den Steilklippen entlang. Schroff fielen die Klippen ab, hinunter ins Meer, und düster glühte der Himmel im Abendrot. Die Hügel warfen lange Schatten, und auf einem weiter zurückliegenden Bergzug reckte sich eine Burgruine gen Himmel. Sie wirkte dunkel und drohend. Pilar zog die Mantilla enger um die Schultern. »Bei Tag ist es hier schön«, sagte sie. »Aber wenn es dämmert, wird es unheimlich. Die Ruine des Schlosses El Moro ist verrufen. Auch über die große Höhle gibt es Gerüchte.« Pablo Costa lachte. Er war gerade neunzehn und liebte es, sich aufgeklärt und überlegen zu geben. »Dummes Gerede«, sagte er. »El Moro ist nur ein altes Gemäuer. Was die Drachenhöhle angeht, so handelt es sich um Altweibergeschwätz von der dümmsten Sorte!« In diesem Moment ertönte das Krächzen. Flügel rauschten, und ein gespenstisches Wesen flog über den beiden jungen Leuten.

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Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die Blutdrachen

Vorschau

Impressum

Die Blutdrachen

von Earl Warren

Hand in Hand gingen Pablo Costa und Pilar Arrabel den Weg an den Steilklippen entlang. Schroff fielen die Klippen ab, hinunter ins Meer, und düster glühte der Himmel im Abendrot. Die Hügel warfen lange Schatten, und auf einem weiter zurückliegenden Bergzug reckte sich eine Burgruine gen Himmel. Sie wirkte dunkel und drohend.

Pilar zog die Mantilla enger um die Schultern. »Bei Tag ist es hier schön«, sagte sie. »Aber wenn es dämmert, wird es unheimlich. Die Ruine des Schlosses El Moro ist verrufen. Auch über die große Höhle gibt es Gerüchte.«

Pablo Costa lachte. Er war gerade neunzehn und liebte es, sich aufgeklärt und überlegen zu geben. »Dummes Gerede«, sagte er. »El Moro ist nur ein altes Gemäuer. Was die Drachenhöhle angeht, so handelt es sich um Altweibergeschwätz von der dümmsten Sorte!«

In diesem Moment ertönte das Krächzen. Flügel rauschten, und ein gespenstisches Wesen flog über den bei‍den jungen Leuten.

Pilars Augen wurden weit. Mit zitternden Fingern deutete sie nach oben.

»Pablo, dort! Das ist einer der Blutdrachen, von dem in den alten Geschichten erzählt wird. Eine von den Horrorkreaturen des Herrn von El Moro! Und da! Es kommen noch mehr und immer mehr! Wir sind verloren, Pablo!«

Zu Tode erschrocken starrte Pablo zu den Blutdrachen hinauf. Zwölf Stück waren es, magere Kreaturen mit zäher Lederhaut. Sie hatten nicht mal einen Meter Körperlänge, aber spitze Klauen und lange Schnäbel. Die Spannweite ihrer Hautflügelschwingen betrug gut zwei Meter.

Krächzend kreisten sie über Pablo und Pilar.

»Nein!«, schrie das Mädchen und reckte abwehrend die Hände hoch. »Ich will nicht sterben!«

Pablo packte sie am Arm. Angst flackerte in seinen Augen.

»Komm, Pilar!«, sagte er. »Wir müssen schleunigst verschwinden, ehe sie uns entdecken!«

Aber da stürzten die Blutdrachen schon auf sie nieder. Ihre Lederhautschwingen sausten durch die Luft.

Ein Schnabel riss Pilars Schulter auf, und sie schrie gellend.

Pablo schlug um sich wie ein Wahnsinniger. Er war außer sich vor Angst und Schrecken.

Die Blutdrachen umflatterten die beiden Menschen, hackten mit den Schnäbeln und schlugen die Klauen in ihr Fleisch.

Düster rot glühten ihre Augen. Sie glichen Ausgeburten der Hölle, geflügelten Teufeln, die arme Seelen quälen wollten.

Pablo dachte nur noch an sich, nicht mehr an Pilar. Er rannte davon.

Ein Blutdrache saß auf seinem Rücken. Er hatte die Krallen in sein Fleisch geschlagen und hackte nach Pablos Kopf.

»Pablo!«, jammerte Pilar, die zu Boden gestürzt war. »Hilf mir! Lass mich nicht im Stich! Pablo! Pablo!«

Aber Pablo antwortete ihr nicht. Sie hörte nur das misstönende Krächzen und das Sausen der Lederhautschwingen. Da waren Blut, Schmerz und Todesangst.

Pilar raffte sich auf und taumelte davon. Ein Hieb einer Lederhautschwinge traf ihre Augen und blendete sie.

Sie näherte sich dem Klippenrand und merkte es nicht. Die Blutdrachen attackierten sie in teuflischer Wut.

»Hilfe!«, schrie Pilar. »Lasst mich, ihr Ungeheuer! Nein, nein! Aufhören! Aufhören!«

Ein gellender Schrei folgte.

Pilar war über den Klippenrand getreten.

Die Blutdrachen begleiteten ihren Sturz in die Tiefe.

Hundert Meter stürzte das Mädchen, ehe es auf den kaum vom Wasser überspülten Felsen aufschlug, wobei ihre Knochen zerbrachen, ihr Schädel regelrecht aufplatzte und ihr Blut über den Stein spritzte.

Fast alle Blutdrachen kreisten über ihrem Leichnam. Bis auf wenige, die noch immer Pablo Costa verfolgten.

Brüllend vor Entsetzen, den Blutdrachen noch immer im Nacken, erreichte der junge Mann die Stelle, an der er seinen Wagen zurückgelassen hatte.

Seine Kleider waren zerrissen und blutig. Mit zitternden Händen suchte er nach den Autoschlüsseln.

Endlich fand er sie, doch er brachte sie kaum ins Türschloss. Er riss die Tür auf, zwängte sich ins Auto und griff nach dem Blutdrachen, der sich in seinen Rücken verkrallt hatte.

Er schlug ihn, riss und zerrte an ihm.

Endlich ließ der Blutdrache von ihm ab, und taumelnd erhob er sich in die Luft.

Die beiden anderen Blutdrachen umkreisten den Wagen. Einer landete auf der Kühlerhaube. Seine Krallen schrammten über den Lack.

Pablo sah den hässlichen Kopf mit den rot glühenden Augen und den Zahnreihen im Schnabel auf die Windschutzscheibe loshacken. Schon glaubte er, der Blutdrache würde das Glas zerschlagen und ins Wageninnere gelangen.

Da erhob sich die Teufelskreatur krächzend in die Lüfte.

Die drei Blutdrachen kreisten noch ein paar Mal über dem Wagen, dessen Motor nun brummte und dessen Scheinwerfer aufleuchteten. Dann drehten sie ab und flogen zu den Klippen hinauf, zu den anderen zurück.

Pablo Costa stand unter Schock. Er fuhr los und raste über den holprigen Feldweg zur Autostrada. Er dachte an Pilar, deren Schicksal er nicht kannte. Aber um nichts in der Welt wäre er umgekehrt, um ihr beizustehen.

Blut lief ihm in den Kragen und über seinen Rücken. Salzige Tränen strömten aus seinen Augen. Er zitterte am ganzen Körper, und sein Herz hämmerte wild. Er fühlte sich so scheußlich, dass er sich während des Fahrens übergab.

Er gelangte auf die Autostrada, auf der nur wenig Verkehr herrschte, und raste wie ein Irrsinniger auf La Coruña zu. Er überfuhr eine rote Ampel und entging nur um Haaresbreite einem Unfall.

Pablo war davon überzeugt, dass Pilar nicht mehr lebte. Er wollte sich zu Hause verkriechen und Türen und Fenster verrammeln ...

Robert Danton hatte eine Sechshundert-Kilometer-Fahrt hinter sich. Am Vortag war er von Paris bis nach Bilbao gefahren und hatte dort übernachtet. Er wirkte nicht erschöpft, aber seine Augen hatten einen fiebrigen Glanz.

Auf einer Anhöhe vor La Coruña hielt er an. Grell strahlte die Sonne auf die Stadt an der Westspitze Spaniens.

»La Coruña«, sagte Robert zu Ginger Matthews, seiner Verlobten. »Wir sind da – endlich.«

»Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du hier eigentlich willst«, sagte das Mädchen. »Was gibt es denn Besonderes in La Coruña?«

»Du wirst es schon noch erfahren«, sagte Robert.

Das war eine Ausrede. Er wusste selbst nicht, was ihn nach La Coruña gezogen hatte. Vor vierzehn Tagen hatte er plötzlich den Drang verspürt, in diese spanische Stadt zu fahren. Und dieser Drang war von Tag zu Tag stärker geworden.

Er warf alle anderen Pläne über den Haufen, suchte sich einen Vertreter für seine Arztpraxis, von dessen Fähigkeiten er keineswegs überzeugt war, und fuhr los. Ginger Matthews, seine Verlobte, hatte sich ihm angeschlossen.

Er war noch nie in La Coruña gewesen, hatte hier weder Verwandte noch Freunde.

»Wir suchen uns ein Hotel«, sagte er zu Ginger. »Wie lange wir bleiben, weiß ich noch nicht.«

Ginger zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste, dass sie von Robert nichts erfahren würde. Entweder hatte er ein Geheimnis, oder er war geisteskrank geworden. Ginger war ernsthaft beunruhigt.

Robert fuhr von der Anhöhe herunter und über die Küstenstraße nach La Coruña hinein.

La Coruña war eine Hafen- und Industriestadt, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. An diesem sonnigen Augustnachmittag herrschte reger Verkehr auf den Straßen.

Angeblich gab es hier ein gutes Hotel, das ›Cervantes‹.

Robert fuhr hin.

Das ›Cervantes‹ war nicht allzu groß, wirkte von außen eher unscheinbar und lag in einer Seitenstraße. Aber es war preiswert, sehr ruhig und komfortabel.

Robert stellte den Wagen an der Hauptstraße ab und ging mit Ginger zum Hotel. Er spürte eine innere Spannung, die er sich nicht erklären konnte.

Robert buchte ein Doppelzimmer, für eine Woche zunächst. Er erklärte, vielleicht werde er mit seiner Frau schon einen oder zwei Tage früher abreisen, vielleicht auch länger bleiben.

Der Patron schickte einen Hotelpagen mit.

Robert hatte es für besser gehalten, Ginger als seine Frau vorzustellen. Spanien war immerhin ein streng katholisches Land. In den Urlaubsorten und Touristenhochburgen scherte sich natürlich niemand um so etwas, hier womöglich aber schon.

Zu dritt schleppten sie die Koffer und Taschen zum Hotel.

Robert und Ginger gingen aufs Zimmer, und der Page bekam sein Trinkgeld. Er lachte, sagte ›muchas gracias‹ und ging.

Während Ginger auspackte, rührte Robert seinen Koffer noch nicht an.

Er blickte aus dem Fenster.

Da war er wieder, dieser Drang, stärker als zuvor! Er musste zu einem bestimmten Ort gehen, heute noch. Er musste ihn aufsuchen.

In seinem Gehirn war plötzlich ein Begriff aufgetaucht.

El Moro, das alte Schloss!

Robert musste es sich ansehen. Bisher war ihm dieses Schloss vollkommen unbekannt gewesen. Aber jetzt war er überzeugt, dass es ein Schloss dieses Namens in oder bei La Coruña gab.

Er schüttelte den Kopf und presste die Fäuste gegen die Schläfen.

Bin ich denn noch normal?, fragte er sich.

»Was hast du, Robert?«

»Nichts«, antwortete er und ging ins Bad.

Hier erfrischte er sich mit kaltem Wasser und blickte in den Spiegel.

Er sah nicht anders aus als sonst. Aber oft verriet ein Gesicht nicht, ob ein Mensch gesund oder krank war, geistig normal oder verrückt.

Robert sah sehr gut aus, worauf er sich aber nie etwas eingebildet hatte. Er hatte schwarzes Haar, blaue Augen und am Kinn eine kleine Narbe. Er war groß, schlank und sportlich und hatte eine Ausstrahlung, die auf Frauen wirkte.

Robert trug helle, leichte Sommersachen und Tennisschuhe. Niemand hätte ihm angesehen, dass er mit seinen achtundzwanzig Jahren schon ein erfolgreicher Facharzt für Innere Krankheiten war, ein Internist, der in den bedeutendsten Krankenhäusern von Paris arbeitete.

Ihm flog manches zu, wofür sich andere oft vergebens bemühten. Er konnte hart arbeiten, aber meist hatte er es leicht. Deshalb machte es ihm zu schaffen, dass es nun in seinem Leben etwas gab, über das er keine Kontrolle hatte.

Robert verließ das Badezimmer. Ginger war damit beschäftigt, ihre Wäsche in den Schrank zu legen. Robert musterte sie, als sähe er sie zum ersten Mal.

Ginger war gerade zwanzig. Sie stammte aus Seattle, und ihrer Familie gehörte einiges, von einer Großbrauerei bis zu einer Kette von chemischen Reinigungen. Es war aber eine sehr große Familie, und Ginger war keineswegs die Einzige, der dies einmal zufallen würde. Doch jedenfalls konnte sie es sich leisten, in Paris Kunst zu studieren und sich mit Malerei und Innenarchitektur auseinanderzusetzen.

Robert hatte sie zufällig bei einer Segeltour mit Bekannten kennengelernt, und sie hatten sich auf den ersten Blick ineinander verliebt.

Ein halbes Jahr kannten sie sich nun, und Ginger teilte inzwischen mit Robert eine Wohnung.

Wie ihre Zukunft aussehen sollte, darüber hatten sich der junge französische Arzt und die hübsche Amerikanerin noch keine Gedanken gemacht.

Ginger konnte jedem Mann den Kopf verdrehen. Sie war etwas über mittelgroß und hatte eine Figur, um die sie jede Filmschauspielerin beneiden konnte. In ihrem Gesicht fielen besonders die etwas schrägen, weit auseinanderstehenden grünen Augen und der Mund mit den vollen roten Lippen auf.

Es war ein Mund, der von der Freude am Leben und an der Liebe sprach.

Mehr als Gingers Schönheit hatte Robert ihre Vitalität gefesselt. Ginger sprühte vor Leben.

»Willst du deine Sachen nicht auspacken?«, fragte Ginger.

»Später«, sagte Robert. »Vorher will ich etwas erledigen. Hier in der Nähe gibt es eine alte Schlossruine – El Moro. Ich will sie heute noch besichtigen.«

Ginger runzelte die Stirn. »Hat das nicht Zeit? Zumindest will ich erst etwas essen und ein wenig ausruhen. Die lange Fahrt war kein Vergnügen. Ich fühle mich wie gerädert.«

Robert überlegte. »Wir können etwas essen«, sagte er. »Dann fahre ich los. Du kannst hier bleiben.«

Aber davon wollte Ginger nichts wissen. »Nein, ich begleite dich. Dieses Schloss will ich mir ansehen. Bist du etwa deswegen nach La Coruña gefahren?«

»El Moro interessiert mich«, sagte Robert abweisend. »Komm jetzt. Ich will nicht erst nach Einbruch der Dunkelheit losfahren.«

Ginger packte erst ihre Sachen aus. Dann verließ sie mit Robert das Hotelzimmer.

Der Patron, der Chef des Hotels, lächelte seinen beiden Gästen freundlich zu. »Wie sind Sie mit Ihrem Zimmer zufrieden, Madame und Monsieur Danton?«

Der Hotelbesitzer, Franco Serrazano, war ein großer, schlanker Mann mit pfeffer- und salzfarbenem Haar und einem kleinen Bärtchen auf der Oberlippe.

»Danke, das Zimmer ist in Ordnung«, antwortete Robert in fließendem Spanisch. »Wir sind zufrieden. Wo kann man hier in der Nähe gut essen, Señor Serrazano?«

Serrazano empfahl ein Restaurant.

»Eine Frage habe ich noch«, sagte Robert. »Wo liegt hier in der Nähe ein Schloss namens El Moro?«

Das verbindliche Lächeln glitt von Serrazanos Gesicht. »El Moro? Nein, mir ist kein Schloss dieses Namens bekannt. Tut mir leid.«

»Leben Sie schon länger hier, Señor Serrazano?«

»Ich bin hier geboren.«

»Dann müssen Sie auch El Moro kennen. Machen Sie mir nichts vor! Wo befindet sich die Ruine?«

Robert hatte sich über die Rezeption gebeugt.

Der Hotelier betrachtete ihn abweisend, beinahe feindselig.

»Ach, die alte Ruine meinen Sie«, sagte er. »Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht hingehen. Glauben Sie mir, es lohnt nicht. Es ist ein verrufener Ort, düster und unangenehm. La Coruña hat weit schönere Plätze. Ich kann Ihnen ein paar Stellen an der Küste nennen. Es gibt sogar einen Felsenstrand, der an Sonn- und Feiertagen überlaufen ist.«

»Ich will mir aber El Moro ansehen.« Robert blieb hartnäckig. »Also, Señor Serrazano, beschreiben Sie mir nun den Weg, oder muss ich jemand anders fragen?«

Der Hotelier tat es widerstrebend. »Darf ich fragen, was Sie dort wollen?«

Robert hätte es gern selbst gewusst. Mit El Moro musste es eine besondere Bewandtnis haben. Und der Hotelier hätte ihm die Existenz des Schlosses am liebsten verheimlicht ...

»Ich interessiere mich für alte Bauwerke«, sagte Robert. »Besonders für Schlösser und Burgen. Das ist mein Hobby.«

Serrazano beugte sich zu ihm. »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann bleiben Sie El Moro fern«, raunte er. »Es ist ein höllischer, verrufener Platz. Es spukt dort. Erst gestern Abend ...«

Er schwieg und zog sich zurück, als habe er schon zu viel gesagt.

»Was war gestern Abend?«, fragte Robert.

Eine Gruppe Hotelgäste kam, und der Patron kümmerte sich um sie. Es war offensichtlich, dass er nicht bereit war, weitere Auskunft zu geben und auf Roberts Frage zu antworten.

Robert führte Ginger aus dem Hotel.

»Was hat er zu dir gesagt?«, fragte Ginger, als sie in der Seitenstraße standen. »Er schien erschrocken zu sein.«

Robert winkte ab. »Er hat einen zweideutigen Scherz gemacht. Es war besser, dass du ihn nicht verstanden hast.«

Ginger glaubte Robert nicht, aber sie schwieg.

Robert musste auf dem Weg zum Restaurant ständig an die Worte des Hoteliers denken. Franco Serrazano machte nicht den Eindruck eines Spinners. Aber Robert wollte auf jeden Fall zur Ruine des Schlosses.

Nichts konnte ihn davon abhalten ...

Das Essen war gut, aber Robert und Ginger hatten eine ganze Weile darauf warten müssen. Sie tranken danach noch einen Mokka. Es war nun beinahe acht Uhr abends.

Robert trommelte nervös mit den Fingern auf den Tisch. Er wollte zur Schlossruine aufbrechen. Ginger hatte es nicht so eilig.

Robert rief den Kellner herbei, bezahlte die Rechnung und gab das übliche Trinkgeld.

Er stand auf. »Ich muss jetzt losfahren. Du kannst im Hotel auf mich warten, Ginger.«

»Du willst mich loswerden! Man könnte glauben, du hast bei dem alten Schloss ein Rendezvous mit einer anderen Frau. Ich will mir diese Schlossruine ansehen. Davon lasse ich mich nicht abbringen.«