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Neue Interaktionsmethoden gewinnen in der IT immer mehr an Bedeutung. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass die Interaktionsmethode an das jeweilige Anwendungsfeld und den jeweiligen Anwenderkreis angepasst ist. In den letzten Jahren hat durch die technische Weiterentwicklung die Steuerung von Systemen durch Gesten und Körperbewegungen immer weiter an Bedeutung gewonnen. Vor allem in der Spieleindustrie ist diese Art der natürlichen und intuitiven Interaktion sehr erfolgreich. Das Projekt GeniAAL – Gestengesteuerte multi-modale Systeme im Ambient Assisted Living-Umfeld (AAL) – hatte die Zielstellung, den Einsatz der Gesten- und Bewegungssteuerung im Pflegeumfeld zu untersuchen und anhand von prototypischen Demonstrationsszenarien zu evaluieren. Das Projekt hatte eine Laufzeit von 2012 bis 2013 und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Dieses Buch stellt die zusammengefassten Ergebnisse des Projekts dar.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Inhaltlicher Abschlussbericht des Verbundprojekts GeniAAL - Gestengesteuerte multi-modale Systeme im Ambient Assisted Living-Umfeld (AAL)
Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01IS11032A bis F gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren / Herausgebern.
Neue Interaktionsmethoden gewinnen in der IT immer mehr an Bedeutung. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass die Interaktionsmethode an das jeweilige Anwendungsfeld und den jeweiligen Anwenderkreis angepasst ist.
In den letzten Jahren hat durch die technische Weiterentwicklung die Steuerung von Systemen durch Gesten und Körperbewegungen immer weiter an Bedeutung gewonnen. Vor allem in der Spieleindustrie ist diese Art der natürlichen und intuitiven Interaktion sehr erfolgreich.
Das Projekt GeniAAL – Gestengesteuerte multi-modale Systeme im Ambient Assisted Living-Umfeld (AAL) – hatte die Zielstellung, den Einsatz der Gesten- und Bewegungssteuerung im Pflegeumfeld zu untersuchen und anhand von prototypischen Demonstrationsszenarien zu evaluieren. Das Projekt hatte eine Laufzeit von 2012 bis 2013 und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unter den Förderkennzeichen 01IS11032A bis F gefördert. Dieser Bericht stellt die zusammengefassten Ergebnisse des Projekts dar.
Wir danken allen Projektbeteiligten und Projektmitwirkenden, dem BMBF für die Förderung des Projekts sowie dem Projektträger im DLR, insbesondere Herrn Wolfgang Milszus, für die Unterstützung der Projektdurchführung.
Wir wünschen den Lesern eine spannende Lektüre. Für Rückfragen sind im hinteren Teil des Dokuments die Kontaktdaten aller Autoren angegeben.
Die Herausgeber, Februar 2015
1 Das Projekt GeniAAL
Thomas Keiser, Oliver Höß, Bernd Klein, Jens Neuhüttler, Heike Schneider, Tibor Vetter
Grundlagen und Anwendungsfelder
2 Erkennung von Körperbewegungen und Gesten in Pflege und Reha
Martin Runge, Heike Schneider
3 Nutzerzentrierte Identifikation eines intuitiven Gestenvokabulars zur Steuerung von technischen Assistenzsystemen am Beispiel Pflege
Jens Neuhüttler, Tibor Vetter
4 Rehabilitation und berührungslose Dokumentation im Pflegeprozess - Anwendungsfelder für die Gestensteuerung mit Kinect
Heike Schneider, Martin Runge
Technologien
5 Entwicklung und Verwendung des GeniAAL Frameworks
Christian Schmitt
6 Frameworkbasierte Entwicklung einer gestengesteuerten Anwendung in der Rehabilitation
Oliver Höß, Stefan Knauth, Florian Pönisch, Matthias Zierold
7 Integration von Hausautomatisierungssystemen und gestengesteuerten Anwendungen
Sebastian Szamlewska, Bernd Klein
Erfahrungen
8 Evaluation der GeniAAL-Ergebnisse
Jens Neuhüttler, Tibor Vetter
9 Agile Entwicklung von gestengesteuerten Anwendungen
Oliver Höß, Stefan Knauth, Florian Pönisch, Matthias Zierold
Projektpartner
Tellur Gesellschaft für Telekommunikation mbH
CIBEK technology + trading GmbH
Dienste für Menschen gGmbH
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
Hochschule für Technik Stuttgart
Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg
Abbildung 1: Struktur des GeniAAL-Konsortiums
Abbildung 2: Vorgehensweise im Projekt GeniAAL
Abbildung 3: Grobstruktur des GeniAAL-Frameworks
Abbildung 4: Aufstehen aus dem Sitzen
Abbildung 5: Identifikation von Körperteilen
Abbildung 6: Aufzeichnung des Bewegungsablaufs
Abbildung 7: Graphiken zur Erläuterung / Motivation
Abbildung 8: Typologisierung von zur Steuerung geeigneten Hand- und Fingergesten
Abbildung 9: Einflussfaktoren auf die Akzeptanz einer Gestensteuerung
Abbildung 10: Strukturierte Vorgehensweise zur Identifikation von geeigneten Gesten
Abbildung 11: Funktion „Schwesternnotruf“
Abbildung 12: Funktion „Bett hoch/runter“
Abbildung 13: Funktion „PAUL-System starten/beenden“
Abbildung 14: Funktion „Menüsteuerung des PAUL-Systems“
Abbildung 15: Funktion „Kompletteinstellung“
Abbildung 16: Entwicklung Setting Pflegezimmer
Abbildung 17: Setting kameragestützte Dokumentation im Pflegeprozess
Abbildung 18: Setting kameragestützte Dokumentation im Pflegeprozess
Abbildung 19: Steuerung der Kinect durch den zu Pflegenden (sitzend)
Abbildung 20: Videodokumentation zur Identifikation von Gesten bei Pflegekräften
Abbildung 21: Die intuitive Gestendemonstration
Abbildung 22: Kameragestützte Dokumentation im Pflegeprozess
Abbildung 23: Auswertung Test „Armbeugen“ mit Kinect
Abbildung 24: Auswertung „Balance Einbeinstand“ mit Kinect
Abbildung 25: Bewertung von Reha-Detect mit Skelett-Tracking durch Kinect
Abbildung 26: Bewertung der durchgeführten Testverfahren Reha-Detect mit Kinect
Abbildung 27: Framework Architektur
Abbildung 28: GeniAAL Framework und MVVM-Pattern
Abbildung 29: GeniAAL Framework mit optionalen Komponenten
Abbildung 30: Wunddokumentation: Hauptansicht und Kamerasteuerung
Abbildung 31: Rehabilitationstest: Hauptmenü und Übungsansicht
Abbildung 32: Wesentliche Use-Cases von Reha-Detect
Abbildung 33: Reha-Detect Hauptmenü
Abbildung 34: Haupt-Komponenten Reha-Detect
Abbildung 35: UI-Design mit Visual Studio
Abbildung 36: Kinect Studio Capture Tool
Abbildung 37: Reha-Detect: Beispiel-Übung „Arm“ mit Proband im Test
Abbildung 38: Reha-Detect: beispielhafte Messpunkte
Abbildung 39: Graphische Auswertungen und Dateiformat
Abbildung 40: Persönlicher Assistent für unterstütztes Leben
Abbildung 41: DTW - Differenz-Werte
Abbildung 42: DTW - Wegberechnung
Abbildung 43: Cursor-Animation
Abbildung 44: Ablaufdiagramm Shortcuts
Abbildung 45: Ablaufdiagramm Hand-Tracking
Abbildung 46: Gesten-PAUL
Abbildung 47: Gesten im Pflegebereich
Abbildung 48: Berücksichtigte Zielgruppen bei der Erhebung von Anforderungen
Abbildung 49: Nutzen von Gestensteuerung
Abbildung 50: Subjektiv eingeschätzte Bedeutsamkeit einzelner Aspekte
Abbildung 51: Einschätzung der Entscheider zur Sinnhaftigkeit
Abbildung 52: Ausschnitt eines Service Blueprints für die Wunderversorgung
Abbildung 53: Vorgehensweise im Projekt GeniAAL
Tabelle 1: Identifizierte Gestensets für das Szenario Gestengesteuertes Pflegezimmer
Tabelle 2: Faktoren für die Auswahl / Konfiguration eines Vorgehensmodells
Thomas Keiser1, Oliver Höß2, Bernd Klein3, Jens Neuhüttler4, Heike Schneider5, Tibor Vetter6
1 Tellur GmbH
2 Hochschule für Technik Stuttgart
3 CIBEK GmbH
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO
5 Dienste für Menschen gGmbH
6 Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg
1.1 Ausgangssituation
1.2. Gestensteuerung in der Pflege
1.3. Das Projekt GeniAAL
1.4. Szenarios
1.5. Das GeniAAL-Framework
1.6. Fazit
1.7. Aufbau des weiteren Dokuments
IT-Systeme müssen nicht immer traditionell mit Tastatur und Maus bedient werden. In den letzten Jahren haben sich eine Reihe von Alternativen für die Bedienung von Geräten und Software-Systemen immer weiter verbreitet. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Touch-Bedienung bei Smartphones und Tablet-PCs.
Aktuell ist der neueste Trend die berührungslose Bedienung von Systemen durch die optische Auswertung von Gesten. Diese Verfahren besitzen den Vorteil, dass eine Bedienung der Systeme auch mit einem gewissen räumlichen Abstand und oftmals sehr intuitiv durchgeführt werden kann.
Waren berührungslose gestengesteuerte Systeme vor einiger Zeit sehr kostenintensiv, ist heutzutage durch die Verfügbarkeit von Standard-Systemen, wie z. B. dem Microsoft Kinect-Sensor [MS14], eine kostengünstige Nutzung dieser Technologien möglich. Auch in Consumer-Geräten, wie z. B. der aktuellen Smart-TV-Generation, sind heutzutage teilweise bereits Komponenten zur Gestensteuerung eingebaut.
Die meisten berührungslosen, gestengesteuerten Anwendungen sind aktuell im Entertainment-Umfeld zu finden, vor allem in Form von Spielen. Dort wird diese Art der Bedienung teilweise sehr gut vom Endanwender angenommen und verspricht einen besonderen Spielspaß sowie bei vielen Spielen sogar eine zusätzliche körperliche Betätigung. Der Spiele-Sektor ist auch geradezu prädestiniert für diese Art der Steuerung, da damit noch keine 100 prozentige Genauigkeit zu erzielen ist, und dies bei vielen Spielen keine gravierenden Auswirkungen hat.
Ein weiteres interessantes Anwendungsfeld von berührungslosen, gestengesteuerten Anwendungen ist das Pflege-Umfeld sowohl im häuslichen als auch stationären Bereich. Die oftmals in ihrer Bewegung eingeschränkten Gepflegten können durch derartige Anwendungen beispielsweise die Zimmer bzw. Gebäudeeinrichtung steuern. Das Pflegepersonal kann durch eine Gestensteuerung sowohl die IT-Systeme als auch die Einrichtung des Pflegezimmers steuern und hat gleichzeitig die Hände für die Verrichtung ihrer Pflegetätigkeit frei. Des Weiteren wird durch die berührungslose Steuerung die Übertragung von gefährlichen Keimen reduziert bzw. vermieden, die immer noch ein großes Problem im Pflege- und Krankenhaus-Umfeld darstellen.
Im Projekt GeniAAL (Gestengesteuerte multi-modale Systeme im AAL-Umfeld), das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01IS11032A bis F gefördert wird, wurden die Anwendungspotenziale der Gestensteuerung im AAL-Umfeld (Ambient Assisted Living) untersucht und geeignete Applikationen für die Endanwender entwickelt (siehe auch [HK13], [HKP13], [NV14] und [SZP13]).
Unter Ambient Assisted Living versteht man die Bereitstellung von altersgerechten Assistenzsystemen für ein gesundes und unabhängiges Leben im Alter, was in unserer alternden Gesellschaft eine immer größere Bedeutung erlangt.
Abbildung 1: Struktur des GeniAAL-Konsortiums
Um möglichst anwendernahe Lösungen zu erreichen, wurden in das Projektkonsortium unterschiedliche Arten von Partnern integriert (siehe Abbildung 1):
Entwicklungspartner, die die Aufgabe haben, die GeniAAL-Applikationen sowie das GeniAAL-Framework zu entwickeln: Im Projekt sind dies die Tellur GmbH, die HFT Stuttgart sowie die CIBEK GmbH.
Anwendungspartner, die die Aufgabe haben, die Anforderungen an die Lösung zu definieren sowie die im Projekt entstehenden Ergebnisse zu evaluieren: Im Projekt sind dies die beiden Anbieter von Altenhilfe- und Pflegedienstleistungen Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg und Dienste für Menschen gGmbH.
Eine neutrale wissenschaftliche Begleitung, die u.a. die Aufgabe hat, den Anforderungs- und Evaluationsprozess neutral zu begleiten: Im Projekt ist dies das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO).
Die Gesamtprojektleitung wurde von der Tellur GmbH übernommen.
Abbildung 2: Vorgehensweise im Projekt GeniAAL
In Abb. 3 ist die grundsätzliche Vorgehensweise im Projekt dargestellt. In einem ersten Schritt wurden unterschiedliche Anwendungsszenarios untersucht, in denen die Gestensteuerung einen wesentlichen Mehrwert bietet und nicht einfach durch andere Technologien substituiert werden kann.
Die darauf folgende Entwicklungsphase wurde iterativ gestaltet, d.h. es wurden nach einem agilen Prozessmodell in mehreren Iterationen Anforderungen aufgenommen, eine entsprechende Konzeption erstellt bzw. verfeinert und dann umgesetzt. Anschließend wurden die neuen Versionen intern getestet und es wurde das Feedback der Anwendungspartner eingeholt, das dann in die nächste Iteration einfließen konnte.
Dieses Vorgehen war sinnvoll und zielführend, da aufgrund der neuen Technologien sowohl bei den Anwendungspartnern als auch bei den Entwicklungspartnern nicht im Vorfeld genau klar war, welche Funktionen in welchen Szenarios und mit welchen Bedienkonzepten umgesetzt werden konnten (siehe auch Kap. 9).
Bei der Konzeption und Entwicklung musste jeweils zwischen den GeniAALApplikationen, die einzelne Szenarios umsetzen und dem GeniAAL-Framework, in dem Querschnittsfunktionalitäten enthalten sind, unterschieden werden.
Im Rahmen eines Analyseprozesses wurden unterschiedliche denkbare Szenarios untersucht. Nach einer Priorisierung wurde im Konsortium entschieden, die drei folgenden Szenarios umzusetzen:
Szenario gestengesteuerte Wunddokumentation: Bei der stationären Pflege müssen oftmals Behandlungstätigkeiten durchgeführt werden, die eine Bild-Dokumentation erfordern. In traditionellen Szenarios muss der Pflegende dazu zwischen dem zu Pflegenden und der Kamerabedienung wechseln, was eine Unterbrechung der Arbeit bedeutet und eine Übertragung von Keimen ermöglicht bzw. eine Desinfektion erfordert. Im GeniAAL-Szenario Wunddokumentation kann die Kamera durch Gesten berührungslos gesteuert werden (inkl. Ausrichtung und Vergrößerung) und es kann per Geste ein Bild ausgelöst werden, so dass der Pflegende seine Hände ausschließlich für die eigentliche Pflegetätigkeit einsetzen kann (siehe
Kap. 4
).
Szenario Fitness-Einstufung / Reha-Detect: Im Rahmen eines Pflege-Prozesses werden in der Regel zu verschiedenen Zeitpunkten Tests durchgeführt, auf deren Basis der Gesundheitszustand bzw. die gesundheitliche Entwicklung des zu Pflegenden beurteilt werden kann. Im Rahmen von GeniAAL wurde eine spielähnliche Anwendung entwickelt (reha-Detect), die unterschiedliche Übungen bzw. Tests umsetzt, die sich auf die Mobilität der Pflegebedürftigen beziehen. Beispielsweise kann berührungslos optisch gemessen werden, wie schnell ein Aufstehvorgang durchgeführt werden kann oder wie die Balance im Einbeinstand gehalten wird. Die Ergebnisse einschließlich Bewegungsablauf werden visualisiert und gespeichert, so dass die Entwicklung der Ergebnisse über die Zeit analysiert werden kann (siehe
Kap. 4
und
6
).
Szenario Steuerung der Pflegeeinrichtungsgegenstände: In diesem Szenario wurde eine Anwendung auf Basis des PAUL-Systems des Partners CIBEK entwickelt, mit der die Einrichtung des Pflegezimmers, wie z. B. Betten oder die Beleuchtung, über Gesten gesteuert werden kann. Des Weiteren können auch unterschiedliche Informations- und Kommunikationswerkzeuge, wie z. B. Skype-Konferenzen oder TV-bzw. Radioprogramme, über Gesten bedient werden (siehe
Kap. 7
).
Im Rahmen des Projekts wurden die beschriebenen Szenarios durch Prototypen umgesetzt. Die Entwicklung erfolgte mit .NET-Technologien unter Verwendung des GeniAAL-Frameworks, das Funktionalitäten kapselt, die in mehreren konkreten Applikationen benötigt werden.
Da bereits relativ früh klar war, dass die einzelnen Szenarios aufgrund ihres unterschiedlichen Anwendungsfeldes unterschiedliche Benutzeroberflächen benötigen, aber dennoch gewisse einheitliche Funktionalitäten in allen Szenarios benötigt werden, wurde der Entwicklungsvorgang in die Entwicklung der konkreten Szenarios sowie in die Entwicklung des GeniAAL-Frameworks, das gemeinsam benötigte Funktionalitäten bereitstellt, aufgeteilt.
Das GeniAAL-Framework erweitert und kapselt die Funktionalität des zugrundeliegenden Microsoft Kinect SDKs (Software Development Kit) und ist wie das SDK ebenfalls unter Verwendung von .NET-Technologien entwickelt worden.
Abbildung 3: Grobstruktur des GeniAAL-Frameworks
Das GeniAAL-Framework ist selbst wiederum aus einzelnen Komponenten aufgebaut. Einerseits können durch eine erweiterbare PlugIn-Architektur die unterschiedlichen Datenströme (Tiefen- und Farbbilder, Gesten und Sprache) abgegriffen werden. Andererseits kann das Framework über Konfigurations-komponenten flexibel konfiguriert werden und es können je nach Anwendungszweck Ereignisse mit Aktionen in den jeweiligen Anwendungen verknüpft werden (Mapping). Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Komponenten findet sich in Kap. 5.
Die einzelnen Anwendungen bzw. Szenarios werden unter Verwendung des insbesondere im .NET-Umfeld sehr verbreiteten und bewährten MVVM-Patterns (Model/View/ViewModel) umgesetzt.
Das Konzept der Gestensteuerung besitzt ein großes Potenzial und wird sich aus Sicht der Autoren in Zukunft weiter verbreiten. Im Projekt GeniAAL wurde ein erster Schritt für Anwendungen im ambulanten und stationären Bereich gemacht, aber die Potenziale sind sicher noch nicht ausgereizt.
Auch aus Anwendersicht schafft eine Gestensteuerung eine gewisse Begeisterung bei der Bedienung von IT-Systemen. Dies hat sich bei allen Fachveranstaltungen gezeigt, bei denen die Ergebnisse von GeniAAL präsentiert wurden.
In Zukunft wird es weiterhin die Herausforderung sein, die Gestensteuerung auch außerhalb des Spiele bzw. Entertainment-Bereichs in sinnvoller Form in unterschiedliche fachliche Anwendungen zu integrieren.
In den folgenden Kapiteln werden die wesentlichen konzeptionellen und technischen Ergebnisse von GeniAAL beschrieben.
In Kapitel 2 werden grundsätzliche Überlegungen zum Einsatz von Bewegungs- und Gestenerkennungssystemen in Pflege und Reha dargestellt. In Kapitel 3 wird dargestellt, wie in GeniAAL geeignete Gesten bzw. Gestensets für eine sinnvolle Bedienung von entsprechenden Systemen identifiziert wurden. In Kapitel 4 wird näher auf die Anwendungsfelder Rehabilitation und berührungslose Dokumentation eingegangen.
Kapitel 5 beschreibt die Architektur und die Verwendung des in GeniAAL entwickelten GeniAAL-Frameworks. Kapitel 6 ist die Architektur des Szenarios Reha-Detect dargestellt, das auf Basis des GeniAAL-Frameworks realisiert wurde. Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Integration von Hausautomatisierungssystemen und gestengesteuerten Anwendungen.
In Kapitel 8 werden die wesentlichen Evaluationsergebnisse aus GeniAAL vorgestellt. Kapitel 9 fasst die Erfahrungen bei dem Einsatz von agilen Methoden in GeniAAL zusammen.
[HK13] O. Höß, S. Knauth: Per Geste mit dem Computer kommunizieren - Das Projekt GeniAAL: Gestengesteuerte Anwendungen im Pflegeumfeld. In: horizonte, Ausgabe 42 (10/2013), S. 3-6, 2013.
[HKP13] O. Höß, S. Knauth, F. Pönisch, M. Zierold, T. Keiser, C. Schmitt: Nutzerzentrierte Konzeption und frameworkbasierte Entwicklung von gestengesteuerten Anwendungen im AAL-Umfeld. In: Proceedings Informatik 2013 - Informatik angepasst an Mensch, Organisation und Umwelt, S. 116 - 118, Springer Lecture Notes in Informatics, 2013.
[MS14] Microsoft Corporation: Kinect for Windows: http://www.microsoft.com/en-us/kinectforwindows/, Abruf am 1.6.2014
[NV14] Neuhüttler, J.; Vetter, T.: Nutzerzentrierte Identifikation geeigneter Freihand-Gesten zur Steuerung von technischen Assistenzsystemen in der Pflege. In: Ambient Assisted Living – 7. Deutscher AAL-Kongress; VDE, Berlin, 2014.
[SZP13] Schmitt C.; Zierold M.; Pönisch F.: Development and usage of a NUI framework. IEEE Third International Conference on Consumer Electronics (ICCE 2013), Berlin, 2013.
Dr. Martin Runge, Heike Schneider
Dienste für Menschen gGmbH
Geriatrisches Zentrum Esslingen-Kennenburg
Kennenburger Straße 63
73732 Esslingen
2.1 Einleitung
2.2 Zielsetzung und Anforderungsprofil des Reha-Detect-Systems
2.3 Bewegungsanalysen mit Reha-Detect
2.4 Ausblick
Im GeniAAL-Projekt wurde untersucht, wie die Kinect-Kamera in der medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Arbeit mit älteren Menschen sinnvoll eingesetzt werden kann.