Gesund im Homeoffice - Katrin Lunge - E-Book

Gesund im Homeoffice E-Book

Katrin Lunge

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Beschreibung

Wie bleiben wir gesund, wenn wir den ganzen Tag vor dem Schreibtisch sitzen, dauerhaft auf den Monitor starren und abends noch Zeit mit unserem Tablet und Smartphone verbringen? Wie schaffen wir uns durch Pausen und Entspannungsübungen eine gesunde Work-Life-Balance? Diese Fragen werden immer wichtiger, gerade auch, weil die Zahl der Menschen, die im Homeoffice arbeiten, stetig zunimmt. In diesem Buch erklärt Katrin Lunge anhand vieler Beispiele, wie man sein Büro einrichtet, um Rücken und Augen zu entspannen, wann und wie man Pausen ideal nutzt, und wie man auch nach der Arbeit mit digitalen Medien umgehen kann. Das Ergebnis ist ein Buch ohne Verbote, aber mit vielen – schnell und einfach umsetzbaren – Tipps für mehr Gesundheit vor dem Computer, dem Smartphone, dem Tablet.

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Katrin Lunge

GESUND IM HOMEOFFICE

So bringst du Ruhe und Strukturin deinen digitalen Alltag

Katrin Lunge

Gesund im Homeoffice

So bringst du Ruhe und Strukturin deinen digitalen Alltag

© Lüchow in Kamphausen Media GmbH,Bielefeld 2022 · [email protected]

Umschlag und Innensatz

Kerstin Fiebig [ad department]

Titelfoto

AsiaVision [iStock]

www.kamphausen.media

1. Auflage 2022

ISBN print 978-3-95883-575-7

ISBN eBook 978-3-95883-576-4

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehenund sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

INHALT

1. EINLEITUNG

2. SO ODER SO – DAS HOMEOFFICE BLEIBT

Die Unterschiede zwischen Homeoffice, Remote Work, Telearbeit und mobilem Arbeiten

Die eindeutigen Vorteile des Homeoffice

Mögliche Nachteile …

Das sagen die Unternehmen

Fazit

3. DER ARBEITSRAUM

Das Ideal

Die Wirklichkeit

Der Schreibtisch

Die ideale Sitzposition

Der Bürostuhl

Der Rechner

Tastatur und Maus

Headsets und Kopfhörer

Die Bildschirm-Brille

Die Ablage

Licht

Luft

4. GUT AUSSEHEN IN DER VIDEO-KONFERENZ

Kleidung

Hintergrund

Bleib bei der Sache

Extra: Tipps von der Schminktante

5. TAGESSTRUKTUR: DAS LEBEN IST EINE TORTE

Vorsicht, Arbeitsstarre!

Sitzen ist das neue Rauchen

Das große Plus im Homeoffice

Wenn sitzen, dann richtig!

Sitzen als Fitness-Training

Extra: Die Macht der Rituale

6. DER START IN DEN TAG

Der Sonnengruß

Die Lebensgeister wecken

Mit Affirmationen einstimmen

7. KLEINE PAUSEN ZWISCHENDURCH

Ganz einfach: ausreichend das Richtige trinken

Tief durchatmen

Handauflegen verleiht Ruhe

Mit Druck gegen Druck

Fantasiereisen

Mit Spannung entspannen

Duft-Doping

Massieren, Drücken, Klopfen

Aktiv nach Pfarrer Kneipp

Die Konzentration verbessern

8. BEWEGTE PAUSEN: SEI VERRÜCKT UND WUNDERBAR

Halte dich artgerecht!

Übungen für den ganzen Körper

Tanzen

Extra: Engpassdehnungen nach Liebscher & Bracht

9. ÜBUNGEN FÜR DEN GANZEN KÖRPER

Recken & Strecken

Extra: Beruhigen und Anschieben – was brauchst du heute?

Übungen für Nacken & Schultern

Übungen für den Rücken

Übungen für Füße & Beine

Übungen für die Hände

Übungen für das Gesicht

Augen-Yoga

10. IN DER MITTAGSPAUSE

Ruhen wie die Yogis

11. ZUM FEIERABEND!

12. NACH FEIERABEND

Ein echtes Verwöhn-Schmankerl – die Gesichtsmassage

Meditation zur Entspannung

Einschlaf-Hilfen

13. ESSEN IM HOMEOFFICE

Wie oft?

Was soll ich essen?

Super Sache: Meal Prep

Keine Macht den Bürokeksen

14. AM WOCHENENDE

Extra: Zum Aufladen Waldbaden

15. ANHANG

Checklisten – gesund im Homeoffice

Gesunde Blitz-Rezepte fürs Homeoffice

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

in diesem Buch gibt es zahlreiche Tipps für das Arbeiten im Homeoffice: Wie richte ich den Arbeitsplatz optimal ein, wie motiviere und strukturiere ich mich, wie trenne ich Arbeit und Privatleben, wie pausiere ich richtig?

Da wir im Grunde die meisten Antworten kennen, es aber im Alltag und gerade in neuen Situationen schwerfällt, sich daran zu erinnern und es umzusetzen, haben wir uns entschieden, unsere Leserschaft zu duzen. Du kannst diesen Ratgeber also als Gespräch mit einer vertrauten, gesundheitsbewussten Person verstehen – oder als Selbstgespräch mit deinem weiseren Ich.

Im Freizeitbereich und im Internet ist das Du schon lange gängig. Und auch in immer mehr Unternehmen setzt es sich als Ansprache durch. Im Gegensatz zum Sie schafft das Du eine größere Nähe und Vertrautheit. Das passt zum Trend, Hierarchien flach zu halten. Und erst recht zu einem Ratgeber zum Thema körperliche und mentale Gesundheit.

EINLEITUNG

»Sei vorsichtig, was du dir wünschst –es könnte in Erfüllung gehen.«

Dieser schöne Satz könnte die Überschrift für das plötzliche und vollständige Arbeiten von zu Hause zu Beginn der Corona-Krise 2020 sein. Davor wünschte sich nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft jeder dritte Arbeitnehmer, wenigstens ein paar Tage im Monat Bürotätigkeiten von zu Hause erledigen zu können. Der Anteil der Frauen war dabei besonders hoch. Bücher und Zeitschriftenartikel regten an, mehr Homeoffice zu wagen. Die meisten Firmen taten sich jedoch schwer. Sie befürchteten, die Produktivität könnte sinken, weil die Kontrolle über Mitarbeiter und Arbeitszeit fehlt. Die Kommunikation würde schwieriger, weil Team-Mitglieder zu Hause nicht jederzeit erreichbar seien und Infos verloren gingen. Auch die technische Ausstattung sei ein Problem, weil dadurch zusätzliche Kosten entstünden.

Angestellte hatten hingegen die Befürchtung, ständig Stand-by sein zu müssen, zumindest über E-Mails und Handy – selbst am Wochenende und an Feiertagen.

Tatsächlich wurde das Arbeiten von zu Hause überwiegend nur in Ausnahmefällen erlaubt, um Kinder zu betreuen oder Eltern zu pflegen. Andere bekamen das Go für besondere Einsätze oder als Belohnung. Diese Ungleichbehandlung führte oft eher zu einer Verschlechterung des Arbeitsklimas, weil sich andere benachteiligt fühlten.

Doch dann war von einem Tag auf den anderen alles möglich – sowohl organisatorisch als auch technisch. Was vor dem Lockdown noch verstaubt »Teleheimarbeit« hieß, wurde nun zum »Homeoffice« beziehungsweise zum »mobilen Arbeiten« – und klappt in vielen Fällen reibungslos.

Eine Yougov-Umfrage im Juni 2021 ergab, dass 71 Prozent der Befragten auch künftig im Homeoffice arbeiten möchten. Zu Beginn der Corona-Krise seien es im Mai 2020 nur 58 Prozent gewesen. Ständig zuhause arbeiten möchten aktuell 26 Prozent, also ein gutes Viertel der Befragten.

SO ODER SO – DAS HOMEOFFICE BLEIBT

Spätestens nach der Corona-Krise soll es per Gesetz ein Recht auf Homeoffice geben. Doch selbst wenn nicht, werden Firmen es weiterhin anbieten müssen, um Mitarbeiter zu halten. Gerade junge Menschen mit hoher digitaler Kompetenz fordern flexible Arbeitszeiten und -plätze. Diese Freiheit hat als neues Statussymbol den schicken Firmenwagen abgelöst. Denn in der modernen, digitalen Arbeitswelt zählt mehr denn je: Entscheidend ist, was geschafft wird, nicht mehr die bloße Anwesenheit.

»Kurz vor dem Lockdown sagte mir eine junge Frauim Bewerbungsgespräch, dass sie den Job nur annehmenwerde, wenn sie freitags von zu Hause arbeiten könne.Das fand ich damals fast dreist, weil ich dachte,sie macht immer ein langes Wochenende.Aber wir wollten sie haben und ließen uns darauf ein.Funktionierte gut. Kurz darauf waren wir alle im Homeoffice,und das ganze Team erfüllte seine Aufgabenso verlässlich wie im Büro.«

Die Firmen haben auch Vorteile, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause arbeiten. Es gibt weniger Fehltage wegen Krankheit, Arztterminen oder Handwerkern. Sie benötigen weniger Büroräume, sparen somit bei Miete, Möbeln und Reinigung ein. Allerdings müssen sie mehr in Laptops und sichere IT investieren.

Darum überrascht es nicht, dass einer Studie zufolge der Anteil von Online-Stellenausschreibungen mit einer Option auf Homeoffice zwischen 2019 und 2021 auf zwölf Prozent gestiegen ist. Damit habe sich der Wert im Vergleich zu 2019 mehr als verdreifacht.

DIE UNTERSCHIEDE ZWISCHEN HOMEOFFICE, REMOTE WORK, TELEARBEIT UND MOBILEM ARBEITEN

Der Begriff »Homeoffice« (übersetzt »Heim-Büro«) oder auch »Remote Work« (übersetzt »Fernarbeit«), ist gesetzlich nicht definiert, meint aber allgemein Bürotätigkeiten von zu Hause aus.

Bis zum Lockdown war der angestaubte Fachbegriff dafür »Telearbeit«. Er bedeutet, dass Angestellte zumindest einen Teil ihrer Aufgaben mithilfe eines vom Arbeitgeber fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatzes außerhalb des Betriebs erbringen. In diesen Fällen stellt die Firma die Ausstattung des Arbeitsplatzes, also Tisch, Stuhl, Rechner, Drucker, Ordnungssysteme, Arbeitsmaterial, WLAN und Router, und trägt die Kosten hierfür. Außerdem muss sie auf die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen achten und ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Im Gegenzug dürfen Angestellte auch nur an diesem speziell eingerichteten Platz arbeiten.

Da das alles für die Unternehmen zu aufwendig ist, hat sich im Lockdown das ungeregeltere »mobile Arbeiten« – auch »Homeoffice« oder »Remote Work« – etabliert. Das heißt, die Firma stellt hier lediglich die Hard- und Software für das mobile Arbeiten zur Verfügung und trägt die diesbezüglichen Kosten. Dafür darf man irgendwo in Deutschland außerhalb des Betriebes arbeiten – zu Hause am Esstisch oder auf dem Sofa, im Garten, auf einer Parkbank, im Café, am Strand, auf dem Berg – alles ist möglich, solange es dort WLAN gibt. Ob und wie du deinen Arbeitsplatz, dessen Einrichtung und Benutzung steuerlich geltend machen kannst, solltest du mit Steuer-Fachmenschen klären.

Selbst in andere Länder dürftest du kurzfristig gehen. Doch Achtung! Sobald du von einem anderen EU-Staat aus länger tätig bist, werden Abgaben zur Sozialversicherung im jeweiligen Tätigkeitsland fällig. In Nicht-EU-Ländern gibt es dazu unterschiedliche Bestimmungen.

Tipp

Wer sein mobiles Arbeiten vom Ausland anbieten möchte, sollte das unbedingt vorab mit dem Unternehmen abklären.

DIE EINDEUTIGEN VORTEILE DES HOMEOFFICE

Das ganz große Plus für alle: Der Arbeitsweg entfällt. Das bedeutet je nach Strecke eine Zeitersparnis von 10 Minuten (bei den wenigsten) bis zu einer Stunde. Bei einigen kommen sogar an die drei Stunden täglich zusammen. Zeit, die du für dich selbst nutzen kannst. Vielleicht möchtest du morgens immer gemütlich frühstücken und dabei die Zeitung lesen, schon lange eine neue Sprache lernen oder ein Instrument, mal wieder einen Pullover stricken, malen oder ein neues Hobby ausprobieren? Vielleicht kannst du dir jetzt einen Hund zulegen? Oder gehörst du zu den 51 Prozent der Deutschen, die sich laut einer Studie der TK gern mehr bewegen und etwas für ihre Gesundheit tun möchten, aber dafür keine Zeit finden? Das Homeoffice bietet auch in diesem Fall neue Möglichkeiten. Tipps dazu nehmen den Hauptteil dieses Ratgebers ein, ab Seite 97.

Auf jeden Fall profitiert die Umwelt, weil weniger Autos im Berufsverkehr unterwegs sind. Managerinnen und Manager fliegen nicht mehr regelmäßig zu Meetings in die Firmenzentralen oder zu Kunden. Das alles funktioniert jetzt per Video-Konferenz. Man könnte tatsächlich überlegen, von der Großstadt weiter in die Randgebiete oder ganz aufs Land zu ziehen, wo es größere Wohnungen oder gar Häuser zu günstigeren (Miet-)Preisen gibt. Dort wäre vielleicht auch ein richtiges Arbeitszimmer drin.

Im Idealfall kannst du konzentrierter, weil ungestört arbeiten und bist dabei auch noch effizienter. Die Zeit teilst du dir selbst ein. Früher oder später anfangen, dafür eine längere oder kürzere Mittagspause machen oder nachmittags zum Sport gehen und dafür abends noch etwas arbeiten – alles kein Problem! Und auch im Haushalt erledigt man viel nebenbei, z.B. Wäsche waschen, in den Schrank sortieren, Geschirr spülen, aufräumen.

»Für mich ist mit dem dauerhaften Homeoffice ein Traum wahr geworden. Mein Mann und ich sind beide Texter und lieben unsere kleine, gemütliche Wohnung. Da wir leider kinderlos sind, haben wir schon lange ein Zimmer als Büro mit zwei Schreibtischen eingerichtet. Zum Telefonieren gehen wir raus, um den anderen nicht zu stören. Bei Video-Calls geht der andere raus. Mittags kochen wir zusammen, achten auch sonst darauf, immer mal gemeinsam kleine Pausen einzulegen und joggen abends oft zusammen. Die Vorstellung, wieder ins Großraumbüro zu müssen, macht mir richtig Angst.«

Vor Corona war es zudem üblich, sich selbst mit einer dicken Erkältung noch ins Büro zu schleppen. Das Schniefen und Husten nervte zwar alle, aber man wollte den Kolleginnen und Kollegen möglichst nicht die eigenen Aufgaben aufbürden – oder befürchtete, die Arbeit würde einfach liegen bleiben. Als Konsequenz wurden einige dadurch erst richtig krank und steckten zusätzlich noch die Bürogemeinschaft an. Jetzt kannst du einfach zu Hause bleiben und von dort arbeiten – mit viel Tee und Hühnersuppe, vielleicht sogar einem Mittagsschläfchen … und ohne das Team mit deinem Schnupfen zu behelligen.

MÖGLICHE NACHTEILE …

Keine Vorgesetzten, die dir sagen, was zu tun ist, gelegentlich über die Schulter schauen und nach dem Stand der Dinge fragen – einige entlastet der Wegfall dieser Kontrolle. Doch zu Hause musst du dich selbst organisieren, motivieren, disziplinieren und loben. Dieses eigenverantwortliche Arbeiten kann Stress erzeugen. Eine Studie der Uni Basel ergab zudem: Im Homeoffice arbeitet man im Schnitt pro Woche 2,5 Stunden länger als im Büro. Das liegt unter anderem am schlechten Gewissen, wenn man zwischendurch etwas Privates erledigt.

»Werde ich zwei Minuten durch meine Kinderabgelenkt, bin ich dafür tendenziell fünf Minutenlänger für die Firma tätig.«

Noch gefährlicher ist der Hang zu besonderer Emsigkeit. Fürchtest du, Anerkennung und Vertrauen könnten sinken, wenn du nicht ständig erreichbar bist?

Gibt es kein Korrektiv durch andere und auch keinen selbst festgelegten Feierabend, können Übermotiviertheit und gesteigerter Ehrgeiz schnell zum Burn-out führen. Wer zudem ständig E-Mails und Handy checkt – wohlmöglich noch im Bett –, kommt gedanklich überhaupt nicht zur Ruhe und fühlt sich schnell überfordert.

Das andere Extrem ist die Verwahrlosung zu Hause durch Strukturlosigkeit oder Prokrastination, auf Deutsch: Aufschieberitis. Jede Ablenkung wird gern genommen. Gerade ungeliebte Arbeiten schiebst du immer weiter hinaus, um sie dann im letzten Moment unter Druck in einer Nachtschicht zu erledigen. Die Selbstfürsorge bleibt auf der Strecke. Im schlimmsten Fall trägst du nur noch Schlafanzug und ernährst dich von Fertiggerichten, Schokolade und Chips.

»Das Wichtigste im Homeoffice ist,

morgens aufzustehen.«

Die meisten von uns befinden sich irgendwo in dem Bereich dazwischen. Je nach Tagesform kannst du mehr in die eine oder andere Richtung driften. Aber du kommst mit der Situation so weit klar. Dennoch stellen einige wahrscheinlich irgendwann fest: Etwas fehlt – nämlich das Soziale einer Bürogemeinschaft.

»Erst im Homeoffice habe ich den Satz kapiert:‚Wir arbeiten nicht nur, um Geld zu verdienen.‘Denn auch die gute Zusammenarbeit im Teamund der oft schon freundschaftliche Austausch mitKolleginnen und Kollegen haben einen hohen Wert.«

Entscheidend ist auch die eigene Tätigkeit. Wer seine Aufgaben überwiegend allein erledigt, ist im Vorteil. Teamarbeit gestaltet sich komplizierter. Denn in einer Video-Konferenz kann immer nur eine Person sprechen. Schnelle Einwände sind nicht möglich. Stimmung sowie Körpersprache der anderen nimmt man nicht so leicht wahr. Unstimmigkeiten lassen sich nicht auf der Stelle klären. Hier gehört eine Menge Disziplin dazu, gemeinsam zum Ziel zu kommen.

»Ich erstelle mit mehreren Kollegen – tatsächlichnur Männer – einmal im Monat eine Präsentation.Zusammen im Konferenzraum ist das schon eine Herausforderung,weil jeder seine Vorstellungen zu den Inhalten,aber auch zur Gestaltung hat. Aber wir kamen letztendlichimmer auf einen Nenner. Per Video-Call ist das Ganzesehr viel herausfordernder, weil man gar nicht mitbekommt,wenn einem der Hals schwillt. Darf der dann sprechen, bekommtdie Diskussion plötzlich eine ungeahnte Schärfe.Damit mussten wir erstmal lernen umzugehen.«

Im dauerhaften Homeoffice könnte auch der Anschluss an Entwicklungen in der Firma verloren gehen. Schon allein, weil der informelle Flurfunk fehlt. Auch das Gefühl der Teamzugehörigkeit leidet ohne gelegentliche Versammlungen um einen Geburtstagskuchen. Bremst das die Karriere? Lande ich vielleicht auf dem Abstellgleis? Hier ist es wichtig, dass die Firma alle Angestellten auf dem Laufenden hält. Aber auch im Homeoffice sollte man sich weiter für »sein« Unternehmen interessieren.

Davon abgesehen stellt man fest, dass in der Firma alles perfekt zum Arbeiten eingerichtet ist: Stuhl, Tisch, Computer, Drucker, Büromaterial, Ablage, Beleuchtung, Belüftung. Wenn die IT spinnt, schreibst du ein Ticket oder fragst jemanden aus dem Team. Zu Hause musst du dir alles selbst einrichten, und dich häufig mit Provisorien begnügen. Auch sind Restaurants mit Mittagstisch eher selten in der Nähe.

… für Paare

Ein glückliches Paar mit jeweils eigenen Arbeitsplätzen kommt generell am besten mit dem Homeoffice zurecht. Es ist aber durchaus ein Beziehungstest. Am Besten nehmen beide Rücksicht aufeinander, und es entsteht kein Streit um die Hausarbeit, weil beide ihre Aufgaben freiwillig und sorgfältig erledigen. Oder man lernt es und wächst daran. Dafür alles Gute und toi, toi, toi!

… für Paare mit Kindern

Gibt es keinen separaten Raum zum Arbeiten und gehören kleinere Kinder zum Haushalt, wird es deutlich herausfordernder.

»Mein erster Tag im Homeoffice am Esstisch war wunderbar – bis am frühen Nachmittag meine Frau von ihrer Arbeit und unsere beiden Kinder (7 und 9) nach Hause kamen. Erst nach 21 Uhr war ich wieder für die Firma am Start. Am nächsten Tag gab es einen Familienrat, in dem wir neue Regeln aufstellten. Eine davon lautete: Wenn Papa am Tisch arbeitet, ist er wie im Büro, also eigentlich nicht da. Als ich das nächste Mal am Esstisch saß, legten meine Kinder mir eine Decke über Kopf und Laptop und flüsterten: »Damit wir uns daran erinnern, dass du nicht da bist.«

Wir kennen bestimmt alle den TV-Beitrag, in dem ein Kleinkind in die wichtige Video-Konferenz seines Vaters platzt. Alle Eltern haben mit Sicherheit Ähnliches im Homeoffice erlebt.

»Anfangs fanden es alle noch nett und erheiternd,auch mal die Kleinen per Video kennenzulernen.Aber nach und nach hatte ich das Gefühl,dass die Toleranz für solche Störungen abnahm.«

»Ich habe den Eindruck, dass vor allem Vorgesetztedurch die ungeplanten Einblicke ins Familienleben jetztmehr Verständnis für Eltern mit kleinen Kindernentwickelt haben.«

Wie auch immer: Die deutliche Trennung zwischen Arbeit und Privatem geht verloren. Das verursacht Stress in beiden Bereichen. Man hat ständig ein schlechtes Gewissen sowohl der Firma als auch der Familie gegenüber, meint, keinem von beiden gerecht zu werden.

»Gehe ich ins Büro, habe ich getrennte Rollen:beim Aufwachen Partnerin und Mutter. Sind die Kinderin Kita und Schule, werde ich auf dem Weg zur Arbeit zurSachbearbeiterin. Auf dem Weg zurück verwandle ich michwieder. Treffe ich andere, gelte ich als Tochter, Schwesteroder Freundin. Im Homeoffice bin ich meistens alles gleichzeitigoder muss blitzschnell die Rollen wechseln. Nach demMotto: Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Das ist für michdas Anstrengendste daran.«

Erschreckenderweise gilt die Doppelbelastung besonders für Frauen. Speziell im Lockdown scheinen sie wieder automatisch in alte Rollen gedrängt worden oder verfallen zu sein. Studien belegen, dass Frauen sich in dieser Phase (noch) mehr für Familiäres engagierten, während Männer eher Überstunden machten – ein unsäglicher Rückschritt in alte Rollenverteilungen. Ist die Gleichberechtigung im Job tatsächlich weiter entwickelt als im Privaten?

In diesem Ratgeber geht es zum Glück nicht um die Situation im Lockdown, sondern um tageweises oder sogar ständiges Arbeiten von zu Hause aus. Wenn Paare mit Kindern ihren Alltag gut planen, sollte das die Gleichberechtigung eher stärken.

Wesentlich dafür ist, klare Strukturen und Absprachen zu schaffen, an die sich möglichst alle halten, und jeden Tag, so weit es geht, im Voraus zu planen. Tipps dazu findest du ab Seite 51.

Im Homeoffice kommt es also mehr denn je darauf an, sich gut zu organisieren, um sich zwischendurch bewusst abgrenzen zu können. Und sei es nur, um mehrmals tief durchzuatmen oder eine Tasse Tee zu genießen – Tipps dazu ab S. 70