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Glamour, Lügen und tödliche Geheimnisse
Eigentlich sollte es für Maggie, Giselle, Vivi und Emi der perfekte Mädels-Trip werden: eine Luxusjacht, keine Eltern, strahlende Sonne und jede Menge Champagner. Doch in der letzten Nacht verschwindet Giselle plötzlich. Als die anderen sich am nächsten Morgen die Sicherheitsaufnahmen anschauen, sehen sie Unglaubliches: Maggie hat ihre Freundin über Bord geschubst! Das Mädchen selbst kann sich nicht daran erinnern. Sie weiß nur, dass sie mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht ist - in ihrem Safe Tausende von Dollar, Giselles Tagebuch und ein Pass, der nicht ihr gehört. Maggie muss dringend herausfinden, was passiert ist, denn am Hafen wartet bereits die Polizei auf sie ...
Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.
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Seitenzahl: 368
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Über das Buch
Titel
Widmung
EILMELDUNG – 16.04., 10:08 Uhr TRAGÖDIE AUF HOHER SEE
TAG 5
16. April – später Vormittag
TAG 5
16. April – morgens
TAG 4
15. April – Abend
TAG 4
15. April – Abend
TAG 4
15. April – Vormittag
TAG 4
15. April – früher Morgen
EILMELDUNG – 16.O4., 11:15
TAG 3
14. April – Später Abend
TAG 3
14. April – Abend
TAG 3
14. April – Früher Abend
TAG 3
14. April – Mittag
LIVE-REPORTAGE AUS KEY WEST, FLORIDA 16. April, 13:45 Uhr
WIEDERHERGESTELLTE WHATSAPP-NACHRICHT, 15.04., 17:26 UHR
TAG 3
14. April – Morgens
EILMELDUNG LEICHE GEFUNDEN – 16.04. 14:32 Uhr
TAG 2
13. April – Abend
TAG 2
13. April – Morgen
WIEDERHERGESTELLTE WHATSAPP-NACHRICHT, 15.04., 18:55 Uhr
TAG 1
12. April – Nacht
TAG 1
12. April – Mittag
WIEDERHERGESTELLTE WHATSAPP-NACHRICHT, 15.04., 20:41 Uhr
TAG DER ABREISE
12. April
TAG 5
16. April – Gegenwart
TAG 5
16. April – Gegenwart
EILMELDUNG – 16.04., 17:59 Uhr
TAG 5
16. April – Gegenwart
DANKSAGUNG
Über den Autor
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Impressum
Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Inhaltsbeginn
Impressum
Glamour, Lügen und tödliche Geheimnisse Eigentlich sollte es für Maggie, Giselle, Vivi und Emi der perfekte Mädels-Trip werden: eine Luxusjacht, keine Eltern, strahlende Sonne und jede Menge Champagner. Doch in der letzten Nacht verschwindet Giselle plötzlich. Als die anderen sich am nächsten Morgen die Sicherheitsaufnahmen anschauen, sehen sie Unglaubliches: Maggie hat ihre Freundin über Bord geschubst! Das Mädchen selbst kann sich nicht daran erinnern. Sie weiß nur, dass sie mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht ist – in ihrem Safe Tausende von Dollar, Giselles Tagebuch und ein Pass, der nicht ihr gehört. Maggie muss dringend herausfinden, was passiert ist, denn am Hafen wartet bereits die Polizei auf sie ...
Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Sobald die Farbschnitt-Ausgabe ausverkauft ist, liefern wir die Ausgabe ohne Farbschnitt aus.
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Schilasky
Für meine Mom
Wie wir soeben exklusiv erfahren haben, ist Giselle Haverford, die achtzehnjährige Tochter von Senator und Präsidentschaftskandidat Robert Haverford und Stieftochter der beliebten Lifestyle-Bloggerin Britney Michel Haverford, von der FamilienjachtEscape verschwunden. Den Berichten zufolge stürzte Giselle Haverford letzte Nacht oder heute in den frühen Morgenstunden unter verdächtigen Umständen nach dem Ablegen von Key West, Florida, von Bord. Die Jacht befindet sich derzeit auf dem Weg nach Grand Cayman, wo man unseren Quellen zufolge mindestens eine Person an Bord verhaften will. Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald weitere Neuigkeiten bekannt werden.
Position: 19,952696° Breite, –82,953878° Länge
80 Seemeilen vor der Küste Grand Caymans
Was habe ich getan?
»Verlass nicht diesen Raum.« Der Erste Offizier lässt meinen Arm los, an dem er mich den langen, schwindelerregenden Weg zurück von der Brücke der Escape zu meiner Kabine geführt hat. Auf der Brücke hatte ich geschockt dagesessen, während Captain Hjelkrem der Küstenwache gefunkt hat, dass Giselle über Bord gegangen ist. Über Bord. Das kann nicht sein. Oder doch? Schlagartig ist mein hämmernder Kater weg, und an seine Stelle ist etwas anderes, weit Schlimmeres getreten. Verwirrung. Fassungslosigkeit. Horror.
Ich nicke, weil meine Kehle wie zugeschnürt ist, und gebe mein Bestes, mich aufrecht zu halten, obwohl die Familienjacht der Haverfords hart auf die Wellen schlägt. »Mach ich nicht«, krächze ich. Wo soll ich auch hin? Wir sind mitten auf dem Golf von Mexiko, meilenweit weg von der Küste. Ich kann nirgends hin, außer direkt ins Wasser.
In meinem Kopf taucht ein entsetzliches Bild von Giselle auf, deren Haar auf der Wasseroberfläche schwimmt, während sie in den dunklen Wellen verschwindet. Eine schmale Hand reckt sich nach oben und greift ins Nichts nach Hilfe, die nicht kommt.
Eine Erinnerung? Oder nur meine Fantasie?
Spielt es überhaupt eine Rolle?
Denn Giselle ist weg, und ich bin schuld.
Mir kommen die Tränen.
Der Erste Offizier tritt mit einem traurigen Kopfschütteln zurück auf den Gang und schließt die Tür. Eine unheimliche Stille füllt den Raum, in der nur mein angestrengter Atem zu hören ist. Ich bin vollkommen allein, sitze in einem Gefängnis, das ich mir selbst gebaut habe.
Ich sacke auf die Bettkante und starre ungläubig auf meine zitternden Hände. Hände, von denen ich dachte, ich würde sie kennen. Blass und voller Sommersprossen. Lange Finger, so dick wie die meiner Mom. Abgekaute Fingernägel. Ich versuche, mir diese Hände auf Giselles Rücken vorzustellen, und weiß nicht, was ich denken soll.
Was, wenn sie recht haben? Was, wenn ich alles tun würde, um zu bekommen, was ich will?
Die Mahagoniwände meiner Kabine scheinen sich um mich herum zusammenzuschieben wie eine sich schließende Faust. In nicht einmal zwei Stunden werden wir Grand Cayman erreichen, wo Giselles Eltern – und die Polizei – warten. Auf mich.
Ich bemühe mich, mir ein Bild von dem ins Gedächtnis zu rufen, was letzte Nacht auf dem Oberdeck passiert ist. Aber da ist nichts. Nur ein schwarzes Loch, wo eine Erinnerung sein müsste, und eine hartnäckig nagende Schuld, die mich innerlich zerfrisst. Eine unausgesprochene Wahrheit tief in mir.
Die Jacht knallt in noch eine Welle, und der Morgenmantel aus ägyptischer Baumwolle schwingt unheimlich an seinem goldenen Haken neben meinem Bett. Noch eine Welle, und das Tablett mit kaltem Kaffee und einem pappigen Croissant rutscht vom Nachttisch und kracht auf den Fußboden. Ich zucke zusammen. Mein Herz hämmert gegen meine Rippen wie ein verschrecktes Pferd, das aus seiner Box ausbrechen will. Etwas in mir zerbricht mit der Kaffeetasse: das letzte bisschen Hoffnung, dass alles nur ein böser Traum ist. Dass ich aufwachen und feststellen werde, dass Giselle auf einer Sonnenliege ausgestreckt ist, über ihr der leuchtend blaue Karibikhimmel; die schelmisch blitzenden grünen Augen, das strahlende Lächeln in dem sonnengebräunten Gesicht.
Tränen laufen mir über die Wangen, als mir die kalte Realität dessen klar wird, was geschehen ist. Ich wische sie weg und humple zur Veranda, um Luft zu bekommen. Bei jedem Schritt mit meinem frisch verbundenen Fuß verziehe ich das Gesicht vor Schmerz. Ich fixiere den fernen Horizont, die gebogene tiefblaue Linie, die den Himmel vom Meer trennt, Leben von Tod. Sie ist das Einzige, was mir noch Orientierung gibt, nachdem alles die Plätze getauscht hat, oben mit unten, links mit rechts.
Vom Deck über mir sind Stimmen und Schritte zu hören. Es sind die anderen Mädchen, deren Worte der Wind aus den offenen Balkontüren der großen Kabine oben trägt. Ich lausche angestrengt, hoffe verzweifelt auf gute Neuigkeiten. Irgendein Wunder. Berichte von einem Fischerboot, das zufällig vorbeigekommen ist und Giselle aus dem tiefen Wasser gezogen hat. Dass sie jetzt in ein dickes Handtuch gewickelt mit heißem Kaffee aus einer Thermoskanne bei einem rauen alten Fischer sitzt und lachend ihre Rache plant.
»Sieh dir diese Polaroids an. Ich kann nicht fassen, dass sie die aufbewahrt hat«, höre ich Vivian sagen. »Oh, hieran erinnere ich mich. Siehst du?« Ihre Stimme bricht. »Das war letztes Jahr, als wir uns für die Spring Spirit Week als M&Ms verkleidet hatten. Giselle musste natürlich anders sein, eins mit Erdnuss, und ...« Sie unterdrückt ein Schluchzen.
»Die finden sie, Viv«, sagt Emi. »Das müssen sie. Sie ist Giselle Haverford. Ich wette, dass sämtliche Boote und Hubschrauber der Küstenwache jetzt da draußen sind und einen Hundertmeilenradius um den Punkt absuchen, an dem ihr Handy zuletzt geortet wurde.«
»Ja, du hast recht.« Vivian schnieft. »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Sie ist immer so stark. Wenn eine das überleben kann, dann Giselle.«
Ich will zu ihnen nach oben rufen, wie leid es mir tut. Dass ich alles tun würde – alles –, um es wiedergutzumachen. Aber die Worte klingen sogar in meinem Kopf hohl. Ich kann es nicht wiedergutmachen. Vielleicht wäre dies hier überhaupt nicht passiert, wäre ich nicht immer so damit beschäftigt, Dinge wiedergutzumachen.
»Ich habe ihre Kette«, sagt Vivian, und wieder bricht ihre Stimme. Ich stelle mir den goldenen Herzanhänger vor, der immer an Giselles Hals hängt. Die Crew hat die Kette morgens gefunden, verhakt an der Reling auf dem Oberdeck. Abgerissen, als sie von dort ins Wasser fiel.
Ich schlucke, damit ich mich nicht übergebe.
»Gehen wir nach oben und fangen mit der Totenwache an«, sagt Emi.
»Was ist mit Maggie?«, fragt Vivian, und beim Klang meines Namens versteift sich mein Rücken.
Emi schnaubt. »Was soll mit ihr sein?«
»Vergiss es«, sagt Vivian. »Ich weiß nicht, was ich gemeint habe. Ich schätze, ich stehe noch unter Schock. Aber ich kann nicht glauben, dass sie so etwas tun würde. Ich mochte Maggie.«
»Ja, klar, das hat Giselle auch«, antwortet Emi. »Und du siehst ja, wie das ausgegangen ist.«
Automatisch regt sich Unmut in mir, denn natürlich sagt Emi das. Sie hat mich nie gemocht. Aber ich unterdrücke das Gefühl, zusammen mit meiner tiefen Scham. Denn diesmal hat Emi recht.
»Sie hat mich echt getäuscht«, sagt Vivian und stockt. »Hey, was suchst du?«
»Giselles Tagebuch«, antwortet Emi. »Ich habe gesehen, wie sie es hier druntergesteckt hat, und jetzt ist es weg.«
Eisige Furcht jagt mir durch den Körper.
Das Tagebuch!
Ich eile zurück in meine Kabine.
Mein Herz stolpert, als ihre Stimmen verklingen, und ich tippe die Kombination in den kleinen Safe in meinem Schrank ein. Die Metalltür springt auf wie ein altmodischer Kastenteufel, nur ohne die gruselige Figur. Ich schrecke entsetzt zurück.
Da ist das Tagebuch, noch weggeschlossen, genauso wie vor zwei Tagen, als ich es hier reingestopft habe. Es liegt auf zwei Stapeln frisch gebündelter Hundertdollarscheine, die ich auch nicht haben dürfte. Unter dem Bargeld lugt die Ecke eines falschen Reisepasses hervor.
Und darunter ist ein Brief auf elegantem cremefarbenen Leinenbriefpapier, sorgfältig zweimal gefaltet und in einem passenden Umschlag mit aufgebrochenem Wachssiegel. Hätte ich das blöde Ding doch nur unangetastet gelassen! Jetzt liegt es hier wie eine Bombe, deren Countdown zur Explosion läuft.
Ticktack. Ticktack.
Es fühlt sich an, als hätte sich mein Kopf von meinem Körper gelöst und würde davontreiben. Ein winziger Ballon am weiten blauen Himmel. Eine winzige Person in dem großen, weiten Meer. Ich hätte das alles über Bord werfen müssen. Die Beweise vernichten.
Aber das kann ich nicht. Nicht ohne zu wissen, was Giselle geschrieben hat.
Ich zerre das Tagebuch aus dem Safe. Der pinke Pailletteneinband kratzt an meinen Handflächen, und ich versuche mir vorzustellen, dass sich Giselle dieses Ding absichtlich zugelegt hat. Es erinnert mich an etwas, das ich mit zwölf Jahren bei Claire's gekauft hätte, in einer ihrer »Drei kaufen – drei gratis«-Aktionen. Damals, als ich mein erarbeitetes Geld sparte, um billiges Lipgloss, Scrunchies und Einhornschmuck zu kaufen, von dem meine Haut nach drei Tagen grün wurde.
Ich sacke aufs Bett, lasse das Tagebuch in meinen Schoß fallen und stütze den Kopf in die Hände.
Könnte ich doch die Zeit zurückdrehen. Die sein, die ich früher gewesen bin. Vor Giselle. Vor der Privatschule. Vor dieser Segeltour. Wieder mit dem Fahrrad die Feldwege rauf und runter fahren, imaginäre Drachen mit meinem Schaumstoffschwert und Plastikschild töten, das Böse bekämpfen, um mein Königreich zu schützen. Oder mit Allison hinten auf meinem Truck liegen, unsere Finger ineinander verwoben, und zu dem Sternenhimmel über uns aufblicken – eine Leinwand unserer unendlichen Möglichkeiten. Darüber reden, wo wir hinwollten. Wer wir sein würden.
Ich kenne dich nicht mehr, hatte Allison gesagt, als ich sie letzten Herbst zum ersten Mal seit Monaten wiedersah. Tränen hatten in ihren blaugrünen Augen geglänzt. Du hast dich verändert. Dein Haar, deine Klamotten ... alles. Du bist ein total anderer Mensch.
Vielleicht bin ich das. Aber Leute verändern sich eigentlich nicht über Nacht, oder? Das geschieht nach und nach, in so kleinen Schritten, dass man kaum merkt, was passiert. Bis auf einmal das Schaumstoffschwert in den Schrank gesteckt wird, verbogen und lädiert, und in dem Chaos von kaputten Barbiepuppen und Sachen versinkt, die einem nicht mehr passen. Und die eine Person, von der man geschworen hat, dass man nie ohne sie sein will, ist irgendwo, allein auf der anderen Seite des weiten Ozeans.
Aber was ist, wenn wir uns im Grunde gar nicht verändern? Wenn erwachsen zu werden nicht viel mehr ist als das Abstreifen einer Schutzschicht, Stück für Stück, um unser wahres Ich freizulegen?
Was ist, wenn dies hier mein wahres Ich ist?
Eine Lügnerin.
Eine Diebin.
Eine Mörderin.
Ich zerre am Schloss des Tagebuchs, weil ich dringend Antworten brauche. Es gibt nicht nach. Vor Frust beiße ich die Zähne aufeinander. Irgendwie muss das Teil doch aufgehen.
Moment! Die Haarnadeln, mit denen Emi in Nassau mein Haar aufgesteckt hatte ...
Ich renne ins Bad, ignoriere den stechenden Schmerz in meinem Fuß, und schnappe mir eine Nadel von dem kleinen Haufen auf dem Waschtisch. Das dünne Metall lässt sich leicht aufbiegen. Ich breche es in der Mitte durch und kratze die Plastikbeschichtung ab. Dann setze ich mich aufs Bett, schiebe beide Spitzen in das Schloss.
Schabe, drehe, schabe, drehe.
Nichts.
Ich bewege die Nadeln mit mehr Druck, und mir bricht Schweiß auf der Stirn aus, als ich innen nach dem Zapfen taste.
Schabe, drehe, schabe, drehe.
Ich will schon aufgeben, als die Nadeln endlich greifen. Das Schloss springt mit einem Klick auf, und ich atme aus. Dann öffne ich das Tagebuch und fange an zu lesen.
Liebe Mom ...
Mom? Ich schlucke, weil ich sofort einen Kloß im Hals habe. Ich sollte nicht so in Giselles private Gedanken eindringen. Habe ich nicht schon genug angerichtet? Aber nein, ich muss weitermachen und erfahren, was Giselle gewusst hat.
Wem sie es erzählt hat.
Liebe Mom,
ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll. Dieses Tagebuch war Dr. Richards Idee. Er hat es mir bei unserer letzten Sitzung gegeben, bevor die Schule anfing. Und gesagt, dass egal ist, an wen ich schreibe. Mich selbst. Dich. Eine Fantasiefreundin. Ich soll einfach alles rauslassen, meine Geschichte erzählen. Schluckt man ein Geheimnis herunter, hat er gesagt, frisst es einen von innen auf.
Aber ich fürchte, es ist zu spät, nicht?
Was ich wirklich brauche, bist DU, nicht das Stiefmonster Britney. Ich verstehe nicht, wie Dad dich so schnell ersetzen konnte. Nicht mal ein Jahr, und er hat schon eine komplett neue Familie – neue Frau, neues Baby – PENG! Als hätte es die erste Familie nie gegeben. Als hätte sie nie gezählt. Wie macht jemand so was?
Es ist September, und die Schule hat wieder angefangen, was eine Erleichterung ist, nachdem ich den Sommer mit Britney in diesem Wellness-Spa in Colorado verbringen musste, »eine Beziehung aufbauen«. Das war total schrecklich. Meditieren und tägliche Atemübungen mit der Esoterik-Irren muss eine eigene Form von Hölle sein. Sie hat sogar Dad dazu gebracht, irgendeine Heilreinigung mit Kristallen durchzuziehen, was völlig lächerlich ist, oder? Wir reden hier über DAD. Ich meine, komm schon, wenn er ehrlich glaubt, irgendeine scharfe Blondine, die halb so alt ist wie er, liebt ihn wegen seiner strahlenden Aura (und nicht, weil sie sich total gut vorstellen kann, First Lady zu sein), dann ist er noch schlimmer hinüber, als ich dachte.
Zum allerersten Mal bin ich allein zur Prep School gefahren. Fünf Stunden von Manhattan nach New Hampshire, allein mit meinen Gedanken. Dad ist früher nach D.C. zurück, um sich mit seinen Beratern zu treffen. Stiefmonster Britney ist zu Hause geblieben (Gott sei Dank), weil sie zu erschöpft war von ihrer sogenannten Arbeit und dem neuen Baby (obwohl Knox' Nanny Josie alles macht, vom Füttern übers Zubettbringen bis zum Aufstehen, wenn er nachts schreit).
Als ich hier angekommen bin, habe ich allein das Auto ausgeladen, meine Taschen nach drinnen gebracht und die drei Treppen hochgetragen. Das war komisch. Kein Dad, der mir auf den Rücken klopft, nachdem wir meine Sachen im Wohnheimzimmer abgeladen haben, und »Zeig's ihnen, Giselle« sagt. Ohne dass du da bist, dir die Augen tupfst und mir sagst, wie stolz du auf mich bist und dass ich nicht vergessen soll, anzurufen und zurückzuschreiben.
Wann habe ich jemals nicht zurückgeschrieben?
Übrigens habe ich sie alle aufbewahrt. Deine Briefe. Die, die du jede Woche auf diesem Leinenbriefpapier mit deinen Initialen am oberen Rand geschrieben hast, die Umschläge mit rotem Wachs versiegelt. Das war so altmodisch und kitschig, aber du hast gesagt, dass ein echter Brief etwas Besonderes ist. Etwas, an dem man festhalten kann, nicht wie eine E-Mail oder eine Textnachricht.
Deshalb habe ich sie alle in meine Schreibtischschublade hier im Wohnheim gelegt. So kann ich sie jederzeit lesen, wenn ich will. Und sogar so tun, als wärst du noch da. Ich trage deine Kette jeden Tag. Du weißt schon, die mit dem Anhänger, den dir Abuelo zum Quinceañera geschenkt hat, bei dem innen »mi corazón« – mein Herz – eingraviert ist. Die Kette nehme ich nie ab.
Jedenfalls, nachdem ich alle meine Sachen ins Zimmer gebracht hatte, bin ich den Flur runter zu Emiene. Viv war schon da, fläzte in einem türkisfarbenen Korbsessel, die gebräunten Beine über die Seite hängend. Emi packte gerade ihre Kamerasachen aus einem riesigen Louis-Vuitton-Koffer und stapelte sie auf ihrem Schreibtisch.
»Giselle!«, rief Emi, die Arme voller Kameraobjektive. »Endlich bist du hier!«
Vivian sprang aus dem Sessel und umarmte mich. Ich war sofort ein bisschen verkrampft, weil mir auf einmal das letzte Jahr wieder einfiel.
»OhmeinGottGisellesiehdichan!«, platzte Viv in einem Atemzug heraus. »Du siehst fantastisch aus. FANTASTISCH!! Echt, als hättest du über den Sommer acht Kilo abgenommen. Ich meine, nicht dass du vorher nicht auch unglaublich ausgesehen hast, aber wow!«
Emi hat ihre Kamerasachen abgelegt und mich auch umarmt.
»Du hast mir gefehlt«, hat sie mir ins Ohr geflüstert. »Die Hamptons waren scheiße ohne dich. Ich kann nicht glauben, dass du mich in unserem letzten gemeinsamen Sommer alleingelassen hast, Bitch.«
»Ich weiß. Du hast mir auch gefehlt«, sagte ich, und meine Stimme hat versagt. Sie hatte ja keine Ahnung, wie viel lieber ich einen gechillten Sommer mit Lagerfeuern am Strand und faulen Sonnentagen gehabt hätte. Stattdessen ... ach, ich will nicht mal daran denken, geschweige denn es aufschreiben.
Als Emi mich aus ihrem Eisengriff ließ und weiter auspackte, habe ich mich zu Viv in den Korbsessel gequetscht. »Okay«, sagte ich, »erzähl von Paris!«
Viv fing an, von ihrem Sommer mit diesem heißen Pariser Typen, Raphael, zu erzählen, der mit ihr auf seinem Peugeot-Motorroller über die Kopfsteinpflasterstraßen geflitzt ist, sie mit Baba au Rhum bekannt gemacht und mit ihr Ausflüge aufs Land unternommen hat (alles natürlich sehr detailliert für ihre Unmengen Follower auf Instagram gepostet).
Emi berichtete mir alles, was ich verpasst hatte – die neuen Sommerleute, die eingezogen waren, und dass da, wo unsere Lieblingseisdiele war, jetzt ein Laden mit Kerzen ist (im Ernst, Kerzen?!). Das einzig Gute am Sommer war, sagte sie, dass sie eine Menge Zeit hatte, Material für ihre Filmbewerbung an der USC zu sammeln.
Ich weiß, du würdest lachen, Mom, denn als ich klein war, habe ich immer gesagt, ich könnte es nicht erwarten, erwachsen zu werden, größer zu sein, schneller. FREI (wie das eine Mal, als ich im Park weggelaufen bin, hinter einem Schmetterling her, als du nicht hingesehen hast, und du bist so wütend gewesen, hast aber geweint vor Freude, als du mich gefunden hast, weißt du noch??). Aber sobald Emi das College erwähnte, spürte ich plötzlich eine bittersüße Sehnsucht, weil im nächsten Jahr alles anders werden würde. Sogar noch mehr als eh schon, was einiges heißen will. Kein Abhängen mehr in unseren Zimmern, wo wir uns über die doofen Uniformen beschweren und darüber reden, in wen wir verliebt sind. Kein »wir« mehr – Em, Viv, ich –, die drei Amigos, die drei Musketiere oder was sich die Lehrer sonst noch über die Jahre an Namen für uns ausgedacht hatten. Drei beste Freundinnen, für immer. Emi, die filmende und höllisch treue Tochter eines nigerianischen Fotomodells und eines griechischen Großreeders; Viv, die blonde Sexbombe mit Hirn und einem Talent dafür, ihr außergewöhnliches Leben gegen maximale Likes zu dokumentieren.
Und ich, Giselle Haverford.
Die Prinzessin. Die Bienenkönigin. Das perfekt lächelnde Gesicht in Dads Wahlwerbung. Das Mädchen, dessen elftem Geburtstag das »People«-Magazin vier Seiten widmete, strahlend beim Auspusten der Kerzen auf der gigantischen (aber geschmackvollen) elfstöckigen Torte und umarmt von ihren berühmten Paten. Das Mädchen, das beneidet – und vielleicht sogar ein bisschen gefürchtet – wird, wenn sie von ihrer Position ganz oben in der schillernden Hierarchie der Andover Prep herabschaut.
Aber natürlich ist das alles eine Lüge, nicht?
Die Person bin ich nicht mehr.
Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich sie je war.
Und seien wir ehrlich: Die drei Amigos fingen schon an, auseinanderzubrechen, als Britney in mein Leben trat und deins übernahm.
Ich wünschte wirklich, ich hätte dich besser gekannt, Mom. Ich wünschte, ich hätte dich mehr gefragt, als ich die Chance dazu hatte. Über meine Großeltern und den Onkel, der starb, bevor ich geboren wurde. Über deine Kindheit in Miami und das Leben meines Abuelos in Kuba. Über deine Hoffnungen, deine Träume und die Designkarriere, die du aufgegeben hast, um die Rolle der perfekten Politikerfrau zu spielen und meine Mom zu sein. Jetzt ist es zu spät. Ich kann nur noch diese Scheinbriefe schreiben.
Briefe, auf die nie jemand antworten wird.
Aber vielleicht ist es besser so.
Denn zwei können ein Geheimnis bewahren, wenn eine von ihnen tot ist.
Position: 19,808054° Breite, –82,601259° Länge
90 Seemeilen vor der Küste Grand Caymans
Nie wieder.
Schon klar, berühmte letzte Worte und so. Aber ernsthaft. Ich will in meinem Leben nie wieder eine Flasche Cristal sehen. Mir ist egal, wie schick das Zeug ist, wie viele »Birnennoten« es hat oder wie toll es perlt. Nach gestern Abend bin ich für immer durch mit Champagner. Mir pocht der Schädel. Ich kann mich kaum daran erinnern, wie ich in meine Kabine und ins Bett gekommen bin. Anscheinend noch in meinem Badezeug und der Tunika.
Mir ist schlecht. Ich werfe die Bettdecke zur Seite und renne ins Bad, wo ich versuche, mich über der Kloschüssel zu halten, als ich die Fehler des gestrigen Abends rauswürge. Hinterher wische ich mir den Mund mit dem Handrücken ab und bin ziemlich sicher, dass ich eben meine Galle ausgekotzt und ins Meer gespült habe.
Ich sacke auf den Fußboden. So habe ich mich noch nie gefühlt. Nicht mal an dem Morgen nach der Partynacht auf der Weide hinter Kyle Parkers Haus, als ich das einzige Mal vorher richtig betrunken war. Es war Schlammsaison, die herrliche Zeit im Jahr, wenn sich sämtliche Feldwege in Vermont in matschige Schneisen verwandeln. Allison und ich waren auf dem Weg zur Party dreimal stecken geblieben, und ich hatte die Befürchtung, dass der Heimweg noch schlimmer werden würde. Es würde jetzt bereits schwierig, die Schlammspritzer auf Allis Jeans zu erklären, weil sie versucht hatte, meinen Truck freizuschieben, während ich vorn Gas gab (was eine viel bessere Idee schien, bevor wir es versuchten). Aber Allis Kontrollfreaks von Eltern zu erklären, was wir mit einem Haufen Campingausrüstung und einer Kühlbox voller billigem Wein fünf Meilen außerhalb der Stadt taten – anstatt zu Hause im Bett zu liegen, wie wir es beide angeblich vorgehabt hatten –, wäre noch viel, viel schlimmer.
Wie sich herausstellte, waren Allisons Eltern meine geringste Sorge.
Ich schüttle den Kopf, um die Erinnerung zu verscheuchen.
Größeres und Besseres, sage ich mir.
Größeres und Besseres.
Doch zuerst muss ich es in einem Stück von dieser Jacht schaffen, was momentan ziemlich fraglich scheint. Ich reibe mir mit den Händen übers Gesicht, um mich wacher zu bekommen. Ich schwöre, es ist, als wäre ich unter Drogen gesetzt worden oder so. Dann erinnere ich mich an lauter Runden von eklig süßem Rum in Key West, die vor dem Champagner kamen. Wie viele von den Shots hatte ich gekippt? Mindestens drei. Was habe ich mir bloß dabei gedacht? Ich hätte niemals so die Kontrolle verlieren dürfen. Vor allem nicht vor Giselle. Hatte ich irgendwas Blödes getan?
Kälte kriecht mir über den Rücken, als kleine Fetzen der letzten Nacht in meinem Kopf aufblitzen – Giselle, Champagnerflaschen, zerklirrendes Glas. Auf einmal wird mir erst heiß, dann wieder kalt, und ein Pochen setzt in meinem Kopf ein, als würde jemand mit einem Hammer von innen gegen meine Schädeldecke schlagen.
Bäng, Bäng, Bäng.
Nein, aufhören!
Bäng, Bäng, Bäng.
»Maggie! Bist du da drin?«
Ich brauche eine geschlagene Minute, um zu begreifen, dass das Hämmern von meiner Kabinentür kommt. Und das ist nicht mein weiblicher Kabinensteward Marina, die mit dem morgendlichen Kaffee und Croissant kommt. Die stehen schon auf meinem Nachttisch, werden minütlich kälter und pappiger. Ich ertrage es kaum, sie anzusehen, geschweige denn, etwas davon in den Mund zu stecken.
»Maggie!«, brüllt die Stimme wieder, diesmal panischer.
Ich schlucke den Frosch in meinem Hals, öffne die Kabinentür einen Spalt weit und verziehe das Gesicht. Vivian steht draußen, hat eine violett-schwarze Yogahose von Lululemon an und einen passenden Sport-BH. Ihr schimmerndes blondes Haar ist zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, und da ist nicht der Hauch von dunklen Schatten unter ihren blauen Augen. Ich weiß ehrlich nicht, wie sie das macht. Oder vielleicht doch. Diese zweihundert Dollar teuren Feuchtigkeitscremes, die sich auf ihrem Waschtisch reihen, schaden sicher nicht.
»Autsch«, sagt Vivian und mustert mein Gesicht. »Ich weiß ja nicht, was du und Giselle gemacht habt, nachdem Emi und ich ins Bett sind, aber du siehst aus, als wärst du in einen Mixer gefallen. Vielleicht solltest du überlegen, Veganerin zu werden. Du würdest staunen, was das Reinigen deines Körpers von tierischem Fett bringt. Ich meine, mir geht es heute gut! Prima sogar!«
Ich schlucke angestrengt und zucke mit den Schultern. »Und diesen Körper aufgeben, den Cheeseburger schufen?« Ich versuche zu lächeln, aber meine ausgetrockneten Lippen kleben an meinen Zähnen fest.
Vivian lacht nicht. Sie reckt den Hals, um über meine Schulter in die Kabine zu sehen. »Und, wo ist sie?«
»Wer?« Ich habe keinen Schimmer, von wem Vivian spricht.
»Giselle«, sagt sie und sieht weiter an mir vorbei. »Hat sie nicht hier geschlafen?«
»Nein«, antworte ich. Aber ich sehe mich trotzdem um. Letzte Nacht war ich so hinüber, dass Giselle auf meinem Fußboden geschlafen haben könnte und ich über sie hinweggestiegen war in den fünf Minuten, die ich halb bei Bewusstsein bin.
»Ist sie nicht?« Vivian wird lauter. »Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
»Oben an Deck. Sie ist nicht nach hier unten gekommen.« Ich beginne, die Tür zu schließen, als eine Welle die Jacht anhebt, sodass mir wieder schlecht wird. »Entschuldige, ich muss mich hinlegen. Für ein paar Wochen. Oder mindestens, bis wir anlegen.«
Vivian rammt ihren Fuß, der in einem Marc-Jacobs-Turnschuh steckt, zwischen Tür und Rahmen. »Nein, ich entschuldige nicht.« Sie schnalzt mit der Zunge. »Giselle ist heute Morgen nicht zum Sonnenaufgangsyoga gekommen, und das sieht ihr null ähnlich. Und Emi sagt, dass sie die letzte Nacht auch nicht ins Zimmer zurückgekehrt ist. Wir können sie nicht finden. Nirgends.«
»Ist ja gut, okay? Wenn sie sich nur halb so mies fühlt wie ich, pennt sie sicher irgendwo.«
Vivian zieht eine Augenbraue hoch.
»Schläft«, korrigiere ich mich. »Garantiert schläft sie irgendwo ihren Rausch aus, wo wir sie nicht nerven. Also machen wir das vielleicht auch nicht.«
Wieder will ich die Tür schließen.
»So geht das nicht.« Vivian schüttelt den Kopf. »Wir müssen sie finden und ausnüchtern, ehe wir auf Grand Cayman sind und ihr Dad an Bord kommt. Sonst blüht ihr Hausarrest für das gesamte Abschlussjahr. Du hast ja keine Ahnung, wie verklemmt Giselles Dad sein kann. Er hat ihr mal das Auto weggenommen, weil sie nur eine Zwei in einer Prüfung hatte. Und weißt du nicht, wie wichtig ihm sein Image ist? Vergiss es. Du hast Giselle doch selbst ausflippen sehen, als uns diese Leute in Key West fotografiert haben, und dabei haben wir nicht mal irgendwas gemacht!«
Und ich dachte, Allisons Eltern seien schlimm. Doch bei ihnen musste ich wenigstens keine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, bevor ich mit ihnen übers Wochenende in den Six-Flags-Freizeitpark gefahren bin; hier schon. Andererseits würde ein Foto von Allison, die minderjährig einen Hurricane Cocktail schlürft, auch kein sechsstelliges Honorar von TMZ einbringen, wie es bei Giselle wäre.
»Na gut, gib mir eine Sekunde.« Ich gehe ins Bad, ziehe mich an und spüle mir den Mund mit Mundwasser, um den Geschmack von letzter Nacht wegzubekommen, was sich als zwecklos erweist. Ich fahre mir mit den Fingern durchs Haar und versuche nicht mal, die Krause zu bändigen, die ich seit Monaten so mühsam glätte. Mein Gesicht ist gespenstisch blass, sodass die Sommersprossen einen krassen Kontrast bilden. Und meine Augen sehen eher rot als blau aus. Vivian hat recht. Ich bin im Eimer. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, trockne es ab und folge Vivians hüpfendem blonden Pferdeschwanz hinauf zum Oberdeck.
Das Sonnendeck ist oben ganz hinten – ich meine achtern – auf der Jacht, gegenüber vom Hubschrauberlandeplatz und mit Blick auf den Infinitypool auf dem Deck darunter. In der Mitte ist ein Whirlpool für acht Personen, umgeben von zwei eingebauten Sitzgruppen an der Reling. Vorne gibt es eine große Bar mit einem Flachbildfernseher, Hockern mit hohen Rückenlehnen und der absolut edelsten Sammlung von sehr teuren Spirituosen. Diese Jacht ist irre. Echt, wie aus einem Film.
Es ist Vormittag, und die Sonne steht golden am klaren blauen Himmel. Es könnte schön sein, wäre da nicht das Hämmern in meinem Schädel und das endlose Schaukeln des Boots, bei dem ich mich zusammenrollen und direkt hier auf dem Deck sterben will.
Emi sitzt an der Bar – derselben Bar, an der wir alle gestern Abend Cristal geschlürft haben. Ich kann praktisch das Knallen der Korken hören, den schäumenden Champagner fühlen, der über den Rand meines Glases und auf meine Finger läuft. Mir wird ein bisschen schlecht.
Emi dreht sich auf dem Hocker um, schwingt die langen Beine nach vorn und überkreuzt die Knöchel. Ich erschrecke, denn Emiene sieht beschissen aus. Ihr Haar ist zerzaust, und nicht auf die gute Art mit den zerzausten Locken und Ponysträhnen, ein Look, den sie perfektioniert hat. Eher sieht es aus, als hätte sie sich die ganze Nacht hin und her gewälzt. Und sie hat anders als gewohnt keinen Eyeliner aufgetragen, sodass die dunklen Schatten unter ihren Augen besonders auffallen.
Ich sehe an ihr vorbei und bemerke, dass das leere Tablett für die Snacks und die kleinen Teller von letzter Nacht noch auf der Marmorplatte stehen. Seltsam. Mich wundert, dass das Personal nicht längst alles weggeräumt hat. Normalerweise ist mindestens ein uniformiertes Crewmitglied – wenn nicht mehr – lautlos in der Nähe und poliert die schon blitzblanken Oberflächen.
Emi sieht abwechselnd Vivian und mich an. »Wo ist Giselle? War sie nicht in Maggies Kabine?«
Vivian schüttelt den Kopf. »Hast du sie auch nicht gefunden?«
»Nein«, antwortet Emi und zieht die Augenbrauen zusammen. »Ich habe überall nachgeguckt.«
»Na, offensichtlich nicht überall«, kontert Vivian und schweift wieder zu einer ihrer Geschichten aus »den guten alten Zeiten vor Maggie« ab: »Das ist wie in unserem ersten Jahr, weißt du noch? Als sie in dem Wäschewagen eingeschlafen ist, in dem sie sich vor uns versteckt hatte, und erst wieder aufgewacht ist, als die Putzleute sie fast in eine der Waschmaschinen gekippt haben. Erinnerst du dich, wie alle ausgeflippt sind? Sie fand es zum Schießen.«
Ich ringe mir ein Kichern ab, obwohl ich bei diesem Insiderwitz ausgeschlossen bin. Wie immer. Doch ich kämpfe meinen kleinen Anfall von Wut herunter und sage mir, dass es im nächsten Jahr schon keine Rolle mehr spielt. Wenn alles wie geplant läuft, werde ich am Pratt Institute in Brooklyn sein, endlich meinen Traum vom Architekturstudium wahr machen, und was ein paar Highschool-Mädchen über mich denken, wird vollkommen irrelevant sein.
»Okay, also das letzte Mal wurde sie hier gesehen«, sagt Emi. »Und die Letzte, die sie gesehen hat, ist Maggie.« Sie verengt die Augen, als sie zu mir sieht. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Es wäre typisch für Emi, mir Vorwürfe zu machen, weil ich in meinem volltrunkenen Zustand nicht auf Giselle aufgepasst habe.
Als könnte irgendeine von uns Giselle erzählen, was sie tun soll. Ich mag diese Mädchen erst seit acht Monaten kennen, aber das hatte ich nach acht Sekunden raus.
»Also, was war, nachdem wir ins Bett gegangen sind, Maggie?«, fragt Vivian auf ihre niedliche Art. »Seid ihr hiergeblieben oder woanders hingegangen?«
»Äh, na ja, ich w-w-w-weiß ...«, stammle ich und wünschte, meine Kopfschmerzen würden aufhören. Jedes Wort tut weh. Ich freue mich beinahe darauf, Giselle aufzuwecken, wo immer sie auch umgekippt ist, damit sie mit mir leidet. Das hat sie irgendwie verdient. Das Letzte, woran ich mich richtig erinnere, ist, wie sie den Rest Champagner in mein Glas kippte, obwohl ich es nicht wollte, und mich praktisch zwang, ihn zu trinken.
»Also?«, fragt Emi. »Raus damit.«
»Nachdem ihr w-weg wart ...« Ich bemühe mich, jede Silbe in die Länge zu ziehen und deutlich zu sprechen, wie ich es ohne Ende mit meiner Sprachtherapeutin geübt habe. Und verhasple mich sofort. Nichts löst mein Stottern so verlässlich aus wie Stress, Schlafmangel und ein fieser Kater. Ich hole tief Luft, bin genervt von mir selbst. Vor Leuten wie Emi will ich nicht stottern. Sie ist die Sorte Mensch, die versucht, meine Sätze für mich zu beenden. Oder, schlimmer noch, mich für blöd hält, was ich nicht bin.
Ich bin vielleicht manches, aber blöd gehört nicht dazu.
»Nachdem ihr weg wart«, wiederhole ich langsam, »sind wir da rüber.« Ich gehe zu der eingebauten Sitzecke an der dicken Glasreling, bleibe jedoch abrupt stehen, weil mir ein stechender Schmerz durch den rechten Fuß fährt. Ich stolpere zurück auf den blau gepolsterten Sitz, und mir kommen die Tränen. Ich schaue nach unten: Das Deck ist voller Glasscherben, die wie Edelsteine glitzern.
Ich ziehe den Unterschenkel auf mein Knie, und mir wird schwindlig, als ich eine Scherbe aus meinem Fuß ziehe. Dicke rote Blutstropfen fallen auf das weiße Deck. Bewusst atme ich durch die Nase ein, weil mir wieder übel wird und die Ränder meines Sichtfelds verschwimmen. Mit Schmerz kann ich umgehen. Der Anblick von Blut ist aber etwas völlig anderes.
»Maggie!«, sagt Emi streng. »Was ist dein Problem?«
»Ich bin in Scherben getreten«, bringe ich mit belegter Stimme heraus.
»Wow, was habt ihr beide gemacht, als wir schon im Bett waren?«, fragt Vivian. Sie wirft mir ein Handtuch von dem Stapel neben dem Whirlpool zu.
Ich presse es auf meinen Fuß und versuche, nicht ohnmächtig zu werden. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen. »Nichts«, antworte ich. »Wir haben abgehangen. Und dann bin ich, äh ... eingeschlafen, schätze ich. Und hier aufgewacht, alleine. Da bin ich aufgestanden und zu Bett gegangen.«
»Das ist alles?«, fragt Emi. »Du hast nicht gesehen, wie Giselle gegangen ist? Oder wohin?«
Ich schüttle den Kopf.
»Eine tolle Hilfe bist du«, sagt Emi, und jetzt starren sie und Vivian mich an. Ein vertrautes Gefühl kriecht mir den Nacken herauf und die Arme hinunter wie eine Gänsehaut. Das kenne ich nur allzu gut. Ich bin wieder an meiner alten Highschool, zurück in jenem Moment in der Umkleide. In dem Sekundenbruchteil, in dem ich wusste, dass ich draußen war. Nicht mehr Teil des Teams.
Größeres und Besseres, sage ich mir wieder.
Größeres und Besseres.
Einen Moment lang ist nur das Rauschen der Wellen zu hören, als die Escape durchs Wasser pflügt. Dann schnippt Emi mit den Fingern.
»Ich hab's«, sagt sie. »Wir können auf dem Video nachsehen!«
»Dem was?«, fragt Vivian.
»Der Aufzeichnung der Sicherheitskameras«, erklärt Emi. »Giselles Dad hat vor ein paar Jahren welche installieren lassen. Die sollten sie wohl davon abhalten, Schnaps zu klauen oder so. Giselle wollte die Aufnahmen löschen, bevor er nachschauen kann, also egal. Außerdem ist es doch eklig. Ich meine, wer will sich ansehen, was manche Leute im Whirlpool treiben ...« Emi stöhnt. »Jedenfalls ist der Computer unter Deck im Technikraum. Da können wir uns die Aufnahmen ansehen. Vielleicht sehen wir, wo Giselle hin ist. Einen Versuch ist es wert, oder?«
Wir folgen Emi vier enge Treppen hinunter. Ihre Flipflops knallen beim Gehen gegen ihre Fersen. Ich humple mit dem Handtuch um meinen Fuß hinterher. Unten, tief im Schiffsinnern und unterhalb der Wasserlinie, kommen wir in einen schmalen Korridor.
Hier ist es dunkel und so beengt, dass man Platzangst kriegen könnte. Kein natürliches Licht. Reihen von Neonröhren gehen flackernd an, zusätzlich zu einem Streifen Notbeleuchtung auf dem Boden. Das Motorengeräusch der Jacht ist lauter, ein durchdringendes Brummen, das Wände und Boden vibrieren lässt. Die Luft ist abgestanden und riecht nach einer ekligen Mischung aus Benzin und Glasreiniger. Dieser ganze Ort fühlt sich verboten an.
»Dürfen wir überhaupt hier unten sein?«, frage ich.
»Es ist Giselles Boot«, antwortet Emi. »Wir können machen, was wir wollen.«
»Klar, okay.« Ich verschränke die Arme vor der Brust und fühle mich wie gefangen. Plötzlich stelle ich mir vor, wie Wasser die Treppe herunter- und in den Gang gerauscht kommt. Ich will das hier schnell hinter mich bringen und zurück nach oben, wo ich Tageslicht sehen kann.
Wir kommen an mehreren schmalen Türen vorbei, ungefähr halb so breit wie die Kabinentüren oben. Eine ist offen, sodass ich hineinspähen kann. Ein Etagenbett und eine Kommode nehmen den Großteil des engen Raums ein, und ein bullaugenförmiges Bild vom Meer hängt da, wo ein Fenster sein sollte, wie eine Art Trostpreis. Auf einem Metallgestell schwingen ein paar Uniformen mit den Schiffsbewegungen hin und her. Dies müssen die Quartiere der rund ein Dutzend Leute starken Crew sein, die unser Essen bereiten, die Jacht putzen und sie am Laufen halten.
Hinter mir geht eine Tür auf und schnell wieder zu.
Ich blicke mich um und sehe unseren Decksteward Christopher in die entgegengesetzte Richtung zu der Treppe laufen, die wir gerade heruntergekommen sind. Ich sollte ihn wirklich vor dem Chaos auf dem Oberdeck warnen, damit er alles sauber machen kann, ehe Giselle es sieht und ihn zur Sau macht. Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass er auf diesem Trip schon genug von ihrem Zorn abbekommen hat.
Ich eile ihm hinterher und tippe ihm auf die Schulter. Er dreht sich um und zuckt beinahe zusammen vor Schreck. Christopher sieht erschöpft aus. Er hat dunkle Ringe unter den braunen Augen, das zerzauste Haar ist nicht mehr glatt nach hinten gegelt. Sogar seine Sonnenbräune scheint fast verblasst über der reinweißen Uniform. Unwillkürlich frage ich mich, ob er immer noch findet, dass dieser Job eine super Art ist, zwischen College und Uni die Welt zu sehen, denn er wirkt, als wäre er allein in den letzten zwölf Stunden um zwanzig Jahre gealtert. Ich denke daran, wie Giselle ihn gestern Abend gezwungen hat zu arbeiten, obwohl er eigentlich freihatte, und kann seinen Schmerz nachempfinden.
»Sorry«, sage ich. »Ich wollte mich nicht anschleichen.«
»Schon okay.« Er zwingt sich zu einem Lächeln und wischt sich einen Schweißtropfen von der Stirn. Sein Blick huscht zu der geschlossenen Kabinentür und zurück zu mir. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich wollte Ihnen bloß sagen, dass auf dem Oberdeck Glasscherben liegen. Ich bin da eben reingetreten.« Zur Illustration hebe ich meinen eingewickelten Fuß an und bin froh, dass er aufgehört hat zu bluten. »Und da ist noch schmutziges Geschirr und so auf der Bar. Ich wollte nur nicht, dass Sie deswegen Ärger bekommen. Ich, äh ... na ja, ich weiß, dass Giselle speziell sein kann.«
»Danke.« Christopher atmet pustend aus. »Ich kümmere mich gleich darum. Tut mir sehr leid mit Ihrem Fuß.«
»Kein Problem. Ich werde es überleben.«
Er will sich wieder wegdrehen, aber ich halte ihn auf.
»Ja?«
»Sie haben nicht zufällig Giselle gesehen, oder?«
»Nicht mehr seit letzter Nacht an Deck«, antwortet er und reibt sich den Nacken, ohne mich richtig anzusehen. »Warum?«
»Wir wissen nicht, wo sie hin ist«, antworte ich. »Aber machen Sie sich deshalb keine Gedanken. Wir finden sie bestimmt. Wir wollen uns das Video ansehen.«
»Video?« Christopher schluckt. Er sieht an mir vorbei den Gang hinunter und presst die Lippen zusammen. Ich blicke mich ebenfalls um und sehe die Girls im Technikraum verschwinden. Nun schaut Christopher mich direkt an, und da blitzt etwas Dunkles in seinen Augen auf, bei dem ich eine Gänsehaut auf den Armen bekomme.
»Ja«, sage ich rasch, »damit wir sehen können, wohin sie letzte Nacht gegangen ist, sonst nichts.«
»Klar. Natürlich«, antwortet Christopher. »Ich gehe lieber das Deck putzen. Danke fürs Bescheidsagen.«
Er hastet die Treppe hinauf, und ich gehe merkwürdig beunruhigt in die andere Richtung. Das Boot schwankt hin und her. Ich bleibe stehen und stütze mich an der Wand ab, schlucke die Übelkeit hinunter und gehe weiter. Als ich an der Waschküche vorbeikomme, erwarte ich halbwegs, dass Giselle lachend aus einem Korb auftaucht, die schmutzigen Shorts von jemandem auf dem Kopf. Noch einer ihrer Streiche. Aber das einzige Geräusch ist das rhythmische Kurbeln der großen Waschmaschinen, in denen sich Handtücher und Laken in schäumendem Wasser drehen.
Kurbel, plumps, kurbel, plumps.
Ich finde die Girls im Technikraum, wo sie Schulter an Schulter vor einem Computermonitor stehen. Ich dränge mich neben Vivian, als Emi sich mit Giselles Passwort einloggt und die Videos aufruft.
Es erscheinen lauter Minivideos auf dem Bildschirm. Emi scrollt an denen von uns im Whirlpool und an der Bar vorbei und klickt eines an, auf dem nur Giselle und ich in der Sitzgruppe zu sehen sind, redend und trinkend. Aber eigentlich passiert nichts. Ich bin kaum noch da; immer wieder sackt mein Kopf nach hinten gegen das Polster und kippt wieder nach vorn. Gott, wie peinlich! Warum bin ich nicht ins Bett gegangen, als ich es wollte?
Klar, weil Giselle gesagt hat, ich soll es nicht.
Und wir alle gehorchen unserer Königin.
Emi spult vor, bis das Video mich allein zeigt, wie ich vorsichtig die Beine von meinem Sessel schwinge und wegtorkle. Sie bewegt den Mauszeiger einige Videos zurück, wobei ihre Hand ein wenig zittert, und klickt. Wieder sind Giselle und ich zu sehen, dicht nebeneinander wie ein paar alte Freundinnen, die Geheimnisse austauschen. Ich bin auf dem Liegestuhl ausgestreckt, die nackten Füße überkreuzt und die Kapuze meiner Tunika fest über meine Ohren gezogen.
Auf dem Monitor kommt Giselle näher, eine Hand um den Hals einer Cristal-Flasche geschlungen. Sie kippt Champagner in mein Glas, bis es überläuft, dann weicht sie ein wenig zurück. Ihr Kopf bleibt neben meinem, und ihre Lippen bewegen sich.
Ich fühle die Erinnerung an ihren heißen Atem auf meiner Wange, und plötzlich höre ich die Worte, die sie mir ins Ohr flüstert.
Oh nein. Oh nein. Oh nein.
Mir bricht kalter Schweiß aus, und mein Mund wird sehr trocken. Dieser Raum fühlt sich auf einmal zu heiß, zu klein, zu voll an. Ich will dringend gehen. Weit, weit weg.
Zögernd mache ich einen Schritt rückwärts zur Tür. Das Brummen der Maschinen wird lauter. Oder ist es das Pulsrauschen in meinen Ohren? Ich weiß es nicht mehr. Nur, dass das hier schlimm ist. Richtig, richtig schlimm. Meine Atmung stottert. Ich muss hier raus.
Auf dem Bildschirm rucke ich schnell weg. Das Glas fällt mir aus der Hand aufs Deck und zerspringt in lauter Scherben. Dann zoomt die Kamera auf Giselle, die auf einem der Liegesessel steht. Ich bin nicht mehr im Bild. Sie wiegt sich und schwingt die Champagnerflasche vor und zurück.
Warte mal, daran erinnere ich mich nicht. Oder doch?
Emi tippt eine Taste an, sodass es total laut wird.
Giselles Lachen übertönt das Geräusch von Wind und Wellen. Sie dreht sich um und stellt einen Fuß auf die dicke Glasreling. Dann hebt sie auch den anderen Fuß nach oben und steht da wie eine schwankende Ballerina, die in der Luft hängt. Eine von unsichtbaren Fäden gehaltene Marionette.
In dem winzigen Raum ringen wir alle gleichzeitig nach Luft.
Ich warte auf meine Stimme, die ihr sagt, sie soll da runterkommen, mit dem Scheiß aufhören. Denn natürlich habe ich das gerufen, oder nicht? Aber da ist nichts. Bloß das Schlagen der Wellen, die auf- und absteigen. Das Pfeifen des Winds. War ich schon weggetreten? Oder mühte ich mich durch die Sprachtherapieübungen, um »Stopp!« herauszubringen?
Wo bin ich?
Auf dem Bildschirm breitet Giselle die Arme aus und hebt das Gesicht gen Himmel, sodass ihr rotes Haar über ihren Rücken fällt. Die Champagnerflasche baumelt in ihrer Hand. »Hey, Maggie!«, brüllt sie. »Guck mich an! Ich bin die Königin der Welt!«
Vivian stößt ein nervöses Lachen aus. »Sie ist immer schon in den jungen Leo aus dem alten Titanic-Film verschossen gewesen. Der ist ja auch viel weniger gruselig als der mittelalte Leo mit seinen superjungen Modelfreundinnen.«
Plötzlich bin ich wieder im Bild, wie ich langsam auf Giselle zugehe, eine Hand erhoben.
Ich ziehe sie runter, oder? Was sollte ich sonst tun?
Ich halte den Atem an.
