Glauben ist menschlich - Peter Kliemann - E-Book

Glauben ist menschlich E-Book

Peter Kliemann

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Beschreibung

Dass Glauben menschlich ist, beweist uns der Alltag von Minute zu Minute. Ohne Vertrauen auf andere, die Technik, auf mich und meine Fähigkeiten ist dieses Leben nicht zu bestehen. Unglaube kann immer nur eine bestimmte Sache oder Person meinen, aber keine Grundeinstellung sein. Von dieser Erkenntnis her wird der christliche Glaube in seinen geschichtlichen Ausformungen und Antworten für das Leben in der Gegenwart befragt. Aus dem Inhalt: Überlegungen zur Frage nach dem Sinn des Lebens Das Verhältnis von Glaube, Theologie und Naturwissenschaften Der christliche Glaube in einem Satz Die soziale Verantwortung von Christinnen und Christen Andersdenkende und andere Religionen

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Peter Kliemann

Glauben ist menschlich

Dr. theol. Peter Kliemann war bis zu seinem Ruhestand Professor am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasium) in Tübingen. Er ist Autor zahlreicher Lehrwerke und Fachpublikationen.

Peter Kliemann

Glauben ist menschlich

Argumente für die Torheit vom gekreuzigten Gott

Calwer Verlag Stuttgart

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://www.dnb.de abrufbar.

Das Werk folgt der reformierten Rechtschreibung. Ausnahmen bilden Texte, bei denen künstlerische, philologische und lizenzrechtliche Gründe einer Änderung entgegenstehen.

eBook (epub): ISBN 978-3-7668-4538-2

ISBN 978-3-7668-4520-7

19., völlig neu überarbeitete Auflage 2020

© 1989 by Calwer Verlag GmbH Bücher und Medien, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.

Satz und Herstellung: Karin Class, Calwer Verlag

Umschlaggestaltung: Karin Sauerbier, Stuttgart

Umschlagmotiv: Gerhard Gellinger, Nürnberg

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

Internet: www.calwer.com

E-Mail: [email protected]

Vorwort

Wir unterscheiden in unserem Sprachgebrauch manchmal zwischen »gläubigen« und »ungläubigen« Menschen, so, als gäbe es Menschen, die an gar nichts glauben. Doch gibt es das wirklich? Glaubt nicht jeder Mensch tagein, tagaus an etwas oder jemanden? Glaube ich, wenn ich mit meinem Auto über eine Brücke fahre, nicht fest daran, dass die Brücke nicht unter mir zusammenbricht? Glaube ich, wenn ich einem Freund ein Geheimnis anvertraue, nicht fest daran, dass er es nicht weitererzählt? Glauben Schülerinnen und Schüler, die sich um gute Noten bemühen, nicht daran, dass diese Noten ihnen einmal bessere Ausbildungs- und Berufschancen eröffnen werden?

Insofern gilt zweifellos: Glauben ist menschlich. Oder wie Jörg Zink und Rainer Röhricht es in einem gemeinsam verfassten Gedicht formuliert haben:1

Es geht nicht ohne Glauben

Jeder Mensch glaubt irgend etwas,

auch wenn er meint, er glaube nichts.

Er kann nicht von dem leben,

was er sehen und beweisen kann.

Niemand kann einen Menschen lieben,

wenn er nicht glauben will,

denn der andere kann nicht ständig beweisen,

dass er es ernst meint.

Niemand kann einem anderen vertrauen,

wenn er nicht glauben will,

denn der andere kann ihm nicht beweisen,

dass er Vertrauen verdient.

Niemand kann etwas planen oder tun,

wenn er nicht glauben will,

denn er kann nicht wissen,

was die Zukunft bringt.

»Glauben« kann sich in unserer Sprache aber nicht nur auf einzelne Dinge, Personen oder Sachverhalte beziehen, sondern auch auf das Ganze des Lebens und das Ganze der Wirklichkeit. In diesem Sinn bekennen Christinnen und Christen, dass sie an Jesus Christus glauben. Der gekreuzigte Gott ist für sie Ursprung, Mitte und Ziel allen Lebens und aller Wirklichkeit. Andere Menschen vertrauen auf eine andere Sicht der Welt. Sie glauben zum Beispiel an die Kräfte des Marktes, an den Unterhaltungswert des Lebens, an Marx, an Freud, an den Zufall, an das Gesetz des Stärkeren oder einfach an sich selbst. Auch Paulus, der christliche Missionar des ersten Jahrhunderts, hatte wohl schon eine ähnlich plurale Situation vor Augen, wenn er in seinem ersten Brief an die Gemeinde der Hafenstadt Korinth schrieb, für andere Menschen sei »das Wort vom Kreuz« »ein Ärgernis« oder »eine Torheit«, für Christinnen und Christen jedoch »Gottes Weisheit« und »eine Gotteskraft« (vgl. 1. Kor 1,18–25).2

Im vorliegenden Buch soll nun versucht werden, den christlichen Glauben zu durchdenken, und zwar so, dass deutlich wird, was er mit anderen Arten des Glaubens gemeinsam hat und was ihn von anderem Glauben unterscheidet.

Dabei kann man sich sicher darüber streiten, wie wichtig es ist, den christlichen Glauben ausgerechnet zu denken. Ist es nicht viel wichtiger, dass wir an Jesus Christus glauben, und das mit ganzem Herzen und nicht so sehr mit dem Kopf? Und sollten wir unseren Glauben nicht viel mehr leben als lange über ihn nachzudenken? Wie immer man die Gewichte setzt: Dass der christliche Glaube auch gedacht und mit vernünftigen Argumenten begründet sein will, ist schon für das Neue Testament keine Frage. Im 1. Petrusbrief heißt es ganz unmissverständlich: »Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist!« (1. Petr 3,15) So war es schon in neutestamentlichen Zeiten unerlässlich, vielen Mitmenschen überhaupt erst einmal zu erklären, worum es im christlichen Glauben inhaltlich geht. Und bereits damals kamen Christen um das Durchdenken ihres Glaubens auch schon deshalb nicht herum, weil sie untereinander keineswegs immer einig waren, wie der gemeinsame christliche Glaube denn nun konkret in Lebenspraxis umgesetzt werden sollte.

An der Notwendigkeit, den christlichen Glauben auch zu denken, hat sich bis heute kaum etwas verändert. In einem Zeitalter zunehmender Säkularisierung und Differenzierung des gesellschaftlichen Lebens ist sie nach 2000 Jahren Christentumsgeschichte eher noch dringlicher geworden.

Nun ist an theologischen Büchern sicherlich kein Mangel. Kaum ein Teilaspekt des christlichen Glaubens ist nicht gründlich untersucht worden, und auch an meditativen und erbaulichen Veröffentlichungen, an mehrbändigen Dogmatiken und detaillierten Nachschlagewerken ist die Auswahl groß. Was weitgehend fehlt, sind jedoch relativ knappe, aber doch umfassende, allgemein verständliche und doch begrifflich möglichst klare Gesamtdarstellungen für die »gebildete Laiin« und den »gebildeten Laien«.3 Dies wurde mir als Oberstufenlehrer an einem Gymnasium in Baden-Württemberg deutlich, und so entstanden die vorliegenden »Argumente«, die zunächst einmal für den internen Gebrauch gedacht waren und für mich selbst und meine Schülerinnen und Schüler eine thesenartige Zusammenfassung des Abiturstoffes im Fach Evangelische Religion bieten wollten.4 In überarbeiteter Form wenden sie sich jetzt nicht nur an Schüler und Lehrer5 der gymnasialen Oberstufe, sondern auch an interessierte Gemeindemitglieder, an Kolleginnen und Kollegen in anderen Schultypen, in der Erwachsenenbildung und in der Gemeindearbeit, an Studienanfänger sowie an all diejenigen, die sich nicht oder nicht mehr Christen nennen, die sich aber dennoch mit den Inhalten des christlichen Glaubens kritisch auseinandersetzen wollen.

Bemerkung zur 10. Auflage

Als ich »Glauben ist menschlich« schrieb, war in keiner Weise abzusehen, dass diese Publikation einmal so viele Auflagen erreichen würde. Da die allgemeine Resonanz auf mein Buch immer noch sehr positiv ist, habe ich auch für die 10. Auflage keinen Anlass für eine grundsätzliche Neufassung gesehen. Manche ungeschickte oder unklare Formulierung habe ich jedoch korrigiert, den einen oder anderen Abschnitt habe ich ergänzt und vor allem auch die Lektürehinweise im Anmerkungsteil auf den neuesten Stand gebracht. Ich wünsche dem Buch, das sich nun auch nach den Regeln der reformierten Rechtschreibung präsentiert, weiterhin viele zufriedene Leserinnen und Leser und bin für Anregungen und Verbesserungsvorschläge stets dankbar.

Für die geduldige, freundliche und äußerst kompetente Hilfe beim Durcharbeiten der Korrekturfahnen bin ich Friedemann Weitz aus Leutkirch im Allgäu sehr verbunden.

Tübingen, im Februar 2001

Peter Kliemann

Bemerkung zur 19., völlig neu bearbeiteten Auflage

Seit der letzten Überarbeitung dieses Buches sind wiederum fast zwei Jahrzehnte vergangen, und die Nachfrage ist überraschenderweise ungebrochen. Immer wieder erreichen mich bis heute auch sehr persönliche Briefe und Mails, die zeigen, dass »Glauben ist menschlich« keineswegs nur für Schul- und Prüfungszwecke gelesen wird.

Dieses außergewöhnliche Interesse war für mich Anlass und Verpflichtung, mein »Jugendwerk« noch einmal gründlich zu überarbeiten. Der offensichtlich erfolgreiche Stil sollte dabei erhalten bleiben, aber ich habe manches auf den neuesten Stand gebracht und auch noch zwei neue Kapitel (Kapitel X: Gibt es eine christliche Ethik? und Kapitel XI: Wie spät ist es?) hinzugefügt.

Was mir aus dem Abstand der Jahre und nach vielen Reisen im europäischen und außereuropäischen Ausland auffällt, ist, wie stark »Glauben ist menschlich« aus der Perspektive des deutschen Luthertums geschrieben ist. Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche werden nur am Rande thematisiert, von Calvin, Zwingli, den orthodoxen Kirchen, von Freikirchen und den sehr erfolgreichen Pfingstkirchen ist nicht die Rede. Auch Überlegungen zu den nicht-christlichen Religionen musste ich in eine andere Publikation auslagern. Ich habe es nach reiflichem Nachdenken bei dieser perspektivischen Zuspitzung belassen. Alles andere hätte den Rahmen und Umfang des handlichen Büchleins gesprengt. Anregungen und Verbesserungsvorschläge sind auch in Zukunft sehr willkommen. Und der letzte Satz der Bemerkung von 2001 gilt auch im Jahr 2020: Für die geduldige, freundliche und äußerst kompetente Hilfe beim Durcharbeiten der Korrekturfahnen bin ich Friedemann Weitz aus Leutkirch im Allgäu sehr verbunden!

Tübingen, im April 2020

Peter Kliemann