Gnadenlose Engel - Manfred Brüning - E-Book + Hörbuch

Gnadenlose Engel E-Book und Hörbuch

Manfred Brüning

4,8

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Beschreibung

Auf einem Autobahnparkplatz in der Nähe von Oldenburg überrollt ein LKW einen Mann. Nur war der schon tot, als die schweren Räder seinen Körper zerquetschten. Die Kripo kann die Identität des Ermordeten schnell ermitteln. Aber es fehlt das Motiv. Schon bald gibt es weitere Tote und einen Vermissten. Doch was haben ein Fernfahrer, ein Apotheker, ein Bestatter und ein Speditionskaufmann gemeinsam? Die Ermittlungen führen in eine Welt voller Brutalitäten, die für die Kripobeamten eine schwere psychische Belastung darstellen. Aber der bibelfeste und eigenwillige Kommissar Konnert lässt sich von den Grausamkeiten nicht erschüttern. Stoisch verfolgt er sein Ziel: Den Täter zu fassen, bevor ein weiterer Mensch sterben muss.

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Seitenzahl: 508

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Zeit:9 Std. 52 min

Sprecher:Torben Weiß

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Oldenburg Krimi

Prolibris Verlag

Für Christa,

die eigentlich keine Krimis mag,

aber versprochen hat,

diesen zu lesen.

Handlung und Figuren sind frei erfunden. Darum sind eventuelle Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen zufällig und nicht beabsichtigt.

Wer das Schwert nimmt,

wird durch das Schwert umkommen.

Matthäus 26,52

PROLOG

Die Generalprobe für die Show an den nächsten Wochenenden misslang total. Eine geile Nacht hatten sie anschließend feiern wollen. Daran dachte keiner der drei Freunde mehr, die unter einem Kronleuchter aus Hirschgeweihen um einen Eichentisch saßen. Die matten Glühlampen verbreiteten ein diffuses Licht. Die Männer stierten schweigend aneinander vorbei. An ehemals weißen Wänden hingen Bilder mit Jagdszenen und Rehgeweihe auf Trophäenbrettern.

Der Wortführer am Kopfende des Tisches brach endlich das Schweigen. »Wo ist Evert?« Mit stocksteifem Rücken saß er in einem Sessel mit geschnitzter Lehne. Auf dem Stuhl neben ihm lag eine Maske. Deren lange Hakennase baumelte in Fetzen über dem platt gedrückten Kinn. Er schob die Stulpen seines schwarzen Morgenrocks bis zu den Ellenbogen hoch. Am rechten Arm wand sich eine farbig tätowierte Schlange auf das Handgelenk zu. In ihrem aufgerissenen Maul züngelte die gespaltene Zunge, als wolle sie die Anwesenden einschüchtern.

Er faltete seine Finger wie zum Gebet. Während er von einem zum anderen blickte, behielt sein Gesicht das berufsmäßige Lächeln.

»Evert wischt auf.« Zusammengesunken füllte der zweite Mann seinen Sessel völlig aus. Eine Hand lag schlaff auf dem Tisch. Die andere umschloss ein schlankes Glas, in dem der Rest einer klaren Flüssigkeit den Boden bedeckte. Unter seinen wässrigen Augen hingen schwere Tränensäcke. Der Gürtel seines goldbraunen Seidenmorgenmantels hielt den Stoff nur dürftig zusammen. Der Ausschnitt klaffte auseinander und ließ eine grau behaarte Brust sehen. Er trank mit weit zurückgelegtem Kopf.

»Hör auf zu saufen!« Klatschend haute der dritte im Bunde, ein muskulöser Typ mit kurzen, leicht welligen schwarzen Haaren und einem Bart rund um seine vollen Lippen, mit der Hand auf den Tisch. Sein Siegelring gab dem Schlag einen harten Klang. »Das regeln wir schon. Wir haben ganz andere Probleme in den Griff gekriegt. Wenn wir zusammenhalten, kann uns keiner was.«

Er suchte vergeblich Blickkontakt.

»Wie das ausgeht, wenn wir etwas in den Griff kriegen, das haben wir ja gerade gesehen«, sagte der Tätowierte.

Sie schwiegen mit versteinerten Gesichtern.

»Und was passiert mit Evert? Der Bastard hat uns nach dem Zwischenfall vollständig in der Hand. Wir sind ihm ausgeliefert. Er wird uns erpressen, bis unser letzter Euro in seiner Tasche ist«, gab der Dicke mit matter Stimme zu bedenken.

»Um Evert kümmere ich mich. Der wird dichthalten«, entschied der Siegelring.

Der Tätowierte äußerte mit eingefrorenem Lächeln: »Wenn du dich da mal nicht irrst. Du musst ihn jetzt schon bestechen, damit er seine Klappe hält.«

»Ich wiederhole: Lasst Evert meine Sorge sein. Klärt ihr das Problem mit Natalie.«

Der Dicke im goldbraunen Morgenmantel fasste die Ginflasche am Hals, schenkte sich erneut ein und trank, bevor er die Flasche verschlossen hatte. »Ich telefoniere mit den Lieferanten. Vielleicht lassen sie sich hinhalten. Vielleicht.«

»Gut. Ich übernehme Natalie. Sie verschwindet heute Nacht für immer«, bestimmte der Tätowierte und stemmte schon seine Hände auf den Tisch, um aufzustehen.

»Und Gabriela? Was ist mit der?« Der Gin schwappte im Glas des Dicken.

»Da warten wir ab! Kommt Zeit, kommt Rat.«

Mit einem Mal entstand Aufbruchsstimmung. Als wären die Pläne bereits gelungen und die Probleme schon gelöst.

Sie erhoben sich, gingen aufeinander zu, legten die rechten Hände flach aufeinander und sprachen gleichzeitig mit fester Stimme »Ja!«

DIENSTAG, 6. SEPTEMBER

Kriminalhauptkommissar Adi Konnert hechelte. »Wenn ich in diesem Land etwas zu sagen hätte, gäbe es kein Haus mit mehr als drei Stockwerken ohne Fahrstuhl.« Sein Bauch wölbte sich nicht einmal besonders auffällig unter seinem Mantel, er hielt es nur mit Winston Churchill: »No sports.« Konnert war nicht nur der Dienstälteste im Fachkommissariat für Straftaten gegen Leben und Gesundheit, er war auch der an Jahren Älteste. »Er hat seine Ernennungsurkunde noch persönlich von Kaiser Wilhelm überreicht bekommen«, witzelten seine Kollegen, und er lachte darüber.

Konnert drehte sich zum Fenster. Wie Schleier überzogen fettige Schlieren die Scheiben. Der Himmel war eintönig grau. Es nieselte seit Tagen. Den ganzen Sommer über hatte es keine richtigen Sonnentage gegeben. Ihm machte das nichts aus. Aber Dauerregen erschwerte die kriminaltechnische Arbeit bei Gewalttaten im Freien. Er befürchtete auch eine magere Spurenlage beim aktuellen Fall.

Auf der anderen Straßenseite verstellte ein Wohnblock den Blick, und daneben stand noch einer dieser schnell hochgezogenen Wohnsilos der Siebzigerjahre. Hinter vielen Fenstern fehlten die Gardinen. Auf einigen der kleinen Balkone hingen Wäschestücke schlapp zum Trocknen. Farbe brachten sie nicht ins Bild. Die Fassaden waren übersät mit Satellitenschüsseln. Die schmalen Rasenflächen zwischen den Blocks hätten lange gemäht werden müssen. Autos, mit und ohne Kennzeichen, parkten am Straßenrand. Menschen entdeckte Konnert nicht auf den Waschbetonwegen.

»Los, komm weiter, alter Mann«, Kriminaloberkommissar Bernd Venske beugte sich über das Treppengeländer: »Die paar Stockwerke schaffst du noch.«

Konnert ließ sich nicht von seinem Kollegen hetzen. Es war nicht nur sein Alter, das ihn aufhielt. Was er gleich zu erledigen hatte, das ging ihm trotz der vielen Dienstjahre immer noch unter die Haut.

Er versuchte die nächsten Stufen sportlich zu nehmen. Vier Halbtreppen höher musste er erneut eine Pause einlegen. Als sich sein Atem beruhigt hatte, schloss er die Augen. Konnert betete. Das tat ihm gut und vermittelte ihm die Gewissheit, mit Gottes Weisheit, Liebe und Kraft rechnen zu können. Stufe für Stufe stieg er dann weiter die Treppe hinauf.

Venske erwartete seinen Chef vor einer grünlichen Tür in braunem Stahlrahmen. »Hier ist es.«

Konnert fiel auf, dass nur Ilona Evert auf dem Klingelschild stand. Warum fehlte der Name des Mannes, der Anlass ihres Besuches war? Er trat näher an die Tür heran und horchte. Er hörte Stimmen und Musik wie aus einem Fernsehfilm. Nach einem kleinen Schritt zur Seite drückte er den Klingelknopf. Nichts rührte sich in der Wohnung. Konnert wartete, ging zurück in den Flur und überließ Venske den zweiten Versuch. Der behielt seinen Daumen auf der Klingel, bis sich der Türspion verdunkelte. »Machen Sie auf! Polizei! Öffnen Sie die Tür!« Nach einem Augenblick drehte sich ein Schlüssel zweimal im Schloss. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, gerade so weit, dass das müde Gesicht einer Frau zu sehen war. Sie mochte zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt sein. Ihre blonden Haare hingen in Strähnen bis auf die Schultern. Sofort fielen die Ohren auf, die durch ihre Frisur hindurch abstanden und von ihrem hübschen Gesicht ablenkten. An ihrem Hals lag der Kopf eines schlafenden Babys. Misstrauisch betrachtete sie die beiden Männer und fragte leise: »Was wollen Sie von mir?«

Überdeutlich konnte Konnert Angst und Ablehnung in ihrer Stimme wahrnehmen. Er trat vor und schob seinen Kollegen mit einer ruhigen Handbewegung zur Seite. Er hielt seinen Dienstausweis hoch und lächelte freundlich. »Sie sind Ilona Evert?« Die Frau nickte. »Wir sind von der Polizei. Das ist Oberkommissar Venske. Mein Name ist Konnert. Wir würden gern mit Ihnen sprechen. Dürfen wir hereinkommen?«

Die Frau strich sich mit ihrer freien Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verglich das Bild auf dem Ausweis mit dem Hauptkommissar. »Dauernd kommen irgendwelche Leute und stellen mir Fragen. Ich lasse keinen mehr rein. Sagen Sie, was Sie sagen müssen, und dann gehen Sie. Ich will in Ruhe gelassen werden.«

Konnert bemerkte die kleine Veränderung ihrer braunen Augen. Mit um Millimeter zusammengezogenen Lidern sah sie ihn direkt an und hielt seinem Blick stand. Er spürte jetzt auch Aggression und Kampfwillen, wie bei einem in die Enge getriebenen Kettenhund. Mit einem kleinen Ruck schob sie das Baby ein paar Zentimeter höher. Sein Köpfchen lag nun friedlich auf ihrer Schulter. Eine Mutter eben, die ihr Kind verteidigt, dachte Konnert. Es würde nicht leicht sein, an sie heranzukommen.

Er versuchte, seinen Worten Ruhe und Sanftheit zu geben. »Es ist sehr wichtig, was wir mit Ihnen besprechen müssen. Es geht um Ihren Mann. Darüber möchten wir nicht hier zwischen Tür und Angel mit Ihnen reden. Bitte lassen Sie uns herein.«

»Mama!« Durch die Musik und die Stimmen des Fernsehfilms rief ein Junge und lugte wenige Momente später an ihren Beinen vorbei. Sein blauer Trainingsanzug hatte drei Streifen, sein Pony hing ihm ungekämmt bis über die Augenbrauen. Auch in seinem Gesicht konnte Konnert Misstrauen und Angst erkennen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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