Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen -  - E-Book

Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen E-Book

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Beschreibung

Erdmännchen, Moosweibchen, Kobolde oder Klabauter und wie immer sie heißen mögen, stehen im Mittelpunkt der neuen Sammlung von Märchen und Sagen. Die "Kleinen Leute" faszinierten die Menschen schon immer. Ob sie nun als helfende Wesen oder Schabernack treibende Kobolde in der Welt der Menschen auftraten, immer stellten sie sich als Teil der Natur dar. Sie gehörten zum täglichen Umgang wie Tag und Nacht. Dennoch umgab sie immer etwas Geheimnisvolles, denn zu sehen waren sie selten.

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Seitenzahl: 170

Veröffentlichungsjahr: 2013

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E-book 005 Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen

Erste Auflage 01.10.2013

© Saphir im Stahl

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Ruth Koser-Michaels

Vertrieb: bookwire

ISBN: 978-3-943948-16-5

Herausgeber Erik Schreiber

MärchenGnome, Wichtel,Heinzelmännchen

Das Titelbild wurde dem Band

Märchen von Hans Christian Andersen

entnommen, erschienen 1938 bei Th. Knaur,Nachfolger, Berlin

Vorwort

Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen, Erdmännchen und Moosweiblein stehen im Mittelpunkt der Märchensammlung.

Die bekanntesten der kleinen Männchen sind sicherlich die Heinzelmännchen aus Köln. Hier vollführten die Heinzelmännchen immer wieder ihre guten Taten, bis sie wieder verjagt oder entdeckt wurden.

Andere Gnome und Wichtel trieben mit den Menschen Schabernack oder halfen Ihnen, doch wer immer ihnen böses wollte, hatte später unter ihrer Rache zu leiden.

Das Märchenbuch Gnome, Wichtel, Heinzelmännchen präsentiert Sagen und Märchen um die kleinen Leute. Zu ihnen zählen auch Klabauter, Kobolde, Hausgeister und andere, die in Märchen, Sagen und mythologischen Erzählungen herumtollen. Sie waren immer geheimnisvoll und manch einer bezweifelt bis heute, dass sie überhaupt existierten. Aber fragen Sie mal Ihre Kinder. Die sind ganz sicher, dass es sie gibt und allerlei anstellen, wofür die Kinder bestraft werden.

Bickenbach 09.09.2013

Inhaltsverzeichnis

Eine Sage aus der Steiermark: Das Gnomenkreuz von Gaal

Ein deutsches Märchen: Der Wichtel und der Höker

August Kopisch: Die Kölner Heinzelmännchen

Eine Sage aus Norwegen: Pixie, der kleine gute Troll des Hofes

Ein französisches Märchen: Der Kobold

Eine Sage aus Baden: Erdleute

Eine Sage aus Dagestan: Die Gemahlin des Padischah

Hans Christian Andersen: Der Kobold und die Madame

Ein Schweizer Märchen: Das Männlein mit dem Hakenmesser

Eine Sage aus Nordamerika: Die kleinen Leute von Wippidu

Eine Sage aus Norwegen: Die Trolle und der Koboldjunge

Ein schweizer Märchen: Das dienstfertige Moosweibchen

Eine böhmische Sage: Das Panzermännlein

Eine Sage aus England: Tom Tit Tot

Eine Sage aus Bayern: Das Bergmännlein auf der Hochzeit

Heinrich Seidel: Das Gnomenwirtshaus

Adolf Böttger: Der Gnom und die Eidechse

Ludwig Bechstein: Der kleine Däumling

Hans Christian Andersen: Däumelinchen

Gebrüder Grimm: Drei Männlein im Walde

Sage aus Sachsen: Der Bludnik in der Oberlausitz

Sage aus dem Rheinland: Die Entstehung der Wupper

Sage aus Ober: Das Weidenmännlein vom Aubach

Sage aus Zeckritz: Koboldgeschichte

Des Schneiders Daumerling Wanderschaft

Die Heinzelmännchen von Serrig

Sage vom Königssee: Der Gnom im Malerwinkel

Der Klabautermann

Eine Sage aus der Steiermark

Das Gnomenkreuz von Gaal

In dem kleinen Gebirgsdorf Gaal bei Judenburg hauste einmal ein armer Holzhauer, der nichts besaß als eine kleine Holzhütte, die sehr ärmlich eingerichtet war. Sein Sinn stand nach Geld und Gut und eigenem Besitz, aber sein Arbeitslohn war so gering, dass er immer gerade nur zum Leben reichte.

Eines Tages ging der Mann in den Wald, um seine gewöhnliche Tagesarbeit zu verrichten. Auf dem Weg begegnete er einem Bauern, dessen Reichtum in der ganzen Gegend bekannt war. Mit Gott und der Welt hadernd, schritt er, ohne auf den Weg zu achten, unlustig in den Wald hinein. Aber auf einmal bemerkte er doch, dass er vom richtigen Weg abgekommen war und sich in einer wilden, ihm ganz unbekannten Gegend befand. Während er darüber nachdachte, in welcher Richtung wohl seine Arbeitsstätte liegen mochte, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er achtete aber nicht weiter darauf; denn er meinte, es rühre von einem aufgescheuchten Wild her. Da zupfte ihn jemand am Rock. Erschrocken wandte er sich um, und sein Schrecken wuchs, als er hinter sich ein hässliches, buckliges Männchen mit struppigem rotem Haar und Bart stehen sah.

Das Männlein grinste den Holzhauer freundlich an und sagte: „Hab keine Angst, sondern komm mit mir, ich will dir etwas zeigen.“

Als der Holzfäller die freundlichen Worte des Kleinen vernahm, verlor sich sein Schrecken, und er folgte dem Männlein. Dieses führte ihn in eine tiefe Höhle, die nur vom matten Schein eines Lämpchens, das von der Decke herabhing, schwach erhellt war. Im Hintergrund der Höhle waren mehrere Haufen glänzender Goldstücke aufgeschichtet. Auf diese Haufen hinweisend, sagte das Männlein: „Hier siehst du Geld in Hülle und Fülle. Nimm dir davon, stopfe dir alle Taschen voll und tue damit, was du willst, aber sage keinem Menschen, wie du zu dem Geld gekommen bist! Das Geld wird dir nie ausgehen, du wirst reicher sein als alle deine Nachbarn und kannst dir anschaffen, was dein Herz begehrt. Wenn du mich aber verrätst, ist dein Leben in meine Gewalt gegeben, und meine Strafe wird furchtbar sein.“

Froh, auf so leichte Art zu Geld und Gut zu kommen, füllte der Mann seine Taschen mit Gold, versprach dem hässlichen Männlein alles, was es wollte, und eilte jubelnd nach Hause; denn plötzlich sah er auch wieder den richtigen Weg vor sich. Nun wollte er sich mit dem gewonnenen Reichtum zunächst einen guten Tag machen und ging ins Wirtshaus, um einmal nach Herzenslust zu schmausen und zu trinken. Die Wirtshausgäste, die ihn kannten, machten große Augen, als sie den armen Holzfäller mitten am Werktag in der Wirtsstube erblickten, und sie staunten noch mehr, als er sie übermütig einlud, an seinem Tisch Platz zu nehmen und mit ihm auf seine Kosten einen gemütlichen Trunk zu tun. Neugierig, wie er so plötzlich zu Geld gekommen sei, folgten sie seiner Einladung und forschten nach der Herkunft des Geldes. Aber noch dachte der Holzhauer an sein Versprechen und hüllte sich darüber in Schweigen. Aber als er einige Gläser Wein getrunken hatte, wurde er redseliger und plauderte endlich sein ganzes Geheimnis aus. Damit waren seine Gäste zufrieden, und einer nach dem andern machte sich auf den Heimweg, bis schließlich der Holzfäller allein übrig war und nun auch ans Heimgehen dachte.

Mühsam erhob er sich und ging seines Weges fiel aber in der Trunkenheit bald in einen tiefen Graben, der sich neben dem Weg hinzog; hier blieb er liegen und schlief seinen Rausch aus. Als er wieder erwachte, war es stockdunkel, es gelang ihm nicht, aus dem Graben herauszukommen. So kroch er auf Händen und Füßen im Graben weiter fort, bis er in der Ferne ein Licht aufblinken sah, das immer größer wurde. Endlich war er am Ausgang des Grabens und bemerkte, dass das, was er für ein Licht gehalten hatte, ein Feuer war, an dem starr wie ein Steinbild das rothaarige Männlein saß. Da fiel ihm ein, dass er das Verbot überschritten und das Geheimnis des Geldes verraten hatte; voll Angst wollte er davonlaufen. Aber es war zu spät; denn schon stand das Männlein neben ihm, wurde größer und größer, bis eine riesenhafte Gestalt sich drohend über ihn reckte und finsteren Blickes mit schrecklicher Stimme dem zitternden Holzhauer zurief „Elender, du hast meine Güte missbraucht; empfange deinen Lohn!“ Mit diesen Worten packte ihn der Gnom, riss ihn in zwei Stücke und warf ihn ins Feuer. Darauf verschwand das Männlein.

Am andern Tage vermisste man den Holzhauer; man suchte in der Hütte nach ihm, sah ihn aber nirgends. Erst nach einigen Tagen fanden seine Kameraden zufällig die Asche seines verbrannten Körpers im Wald und begruben sie an Ort und Stelle. Zum Gedächtnis an diese schreckliche Begebenheit wurde auf dem gleichen Platz ein Kreuz errichtet, das noch heutzutage dort steht und von den Bewohnern das Gnomenkreuz genannt wird.

Ein deutsches Märchen

Das Wichtelmännchen und der Höker

Es war einmal ein richtiger Student; er wohnte in der Dachkammer und besaß nichts. Und es war ein richtiger Höker, er wohnte im Parterre und besaß das ganze Haus, und zu ihm hielt sich das Wichtelmännchen, denn hier bekam es jeden Weihnachtsabend seine Schüssel Grütze mit einem großen Klumpen Butter darin! Das konnte der Höker geben und das Wichtelmännchen blieb im Laden, das war recht lehrreich.

Eines Tages kam der Student durch die Hintertür, um in eigener Person sein Licht und seinen Käse einzukaufen. Er hatte niemand zum Schicken und deshalb ging er selbst. Er bekam, was er verlangte, er bezahlte es und der Höker und seine Frau nickten ihm guten Abend zu. Das war eine Frau, die mehr konnte als nicken, sie hatte Redegaben. Und der Student nickte auch, blieb aber stehen und las ganz vertieft in dem Blatt Papier, das um den Käse gewickelt war. Es war ein Blatt, aus einem alten Buche gerissen, das nicht hätte in Stücke zerrissen werden dürfen, denn es war ein altes Buch voller Poesie.

„Da liegt noch mehr davon“, sagte der Höker, „ich gab einer alten Frau ein paar Kaffeebohnen dafür, wenn Sie mir dafür acht Schilling geben wollen, sollen Sie den Rest haben.“

„Schönen Dank!“, sagte der Student, „geben Sie es mir anstelle des Käses! Ich kann heute Abend unbelegtes Butterbrot essen! Es wäre ja sündhaft, wenn das ganze Buch entzwei gerissen werden sollte. Sie sind ein prächtiger Mann, ein praktischer Mann, aber auf Poesie verstehen Sie sich nicht mehr, als diese Bütte hier.“

Das war unartig gesagt, besonders gegen die Bütte, doch der Höker lachte und der Student lachte, denn es war ja halb im Scherze gesagt. Aber das Wichtelmännchen ärgerte sich, dass man solche Dinge einem Höker sagen durfte, der Hauswirt war und die beste Butter verkaufte.

Als es Nacht wurde, der Laden geschlossen und alle zu Bette gegangen waren bis auf den Studenten, ging das Wichtelmännchen hinein und nahm das Maulwerk der Hökersfrau, sie brauchte es ja nicht, während sie schlief. Wo in der Stube er es auf einen Gegenstand setzte, bekam dieser Sprache und konnte seine Gedanken und Gefühlen ebenso gut aussprechen wie die Frau, aber nicht mehr als einer konnte es auf einmal haben, und das war ein Segen, denn sonst wären sie sich gegenseitig übers Maul gefahren.

Nun setzte das Wichtelmännchen das Maulwerk auf die Bütte, worin die alten Zeitungen lagen. „Ist es wirklich wahr, dass Sie nicht wissen, was Poesie ist?“

„Ja, das weiß ich!“ sagte die Bütte, „das ist so etwas, was in den Zeitungen unter dem Strich steht und ausgeschnitten wird. Ich glaube, dass ich mehr davon in mir habe als der Student, und doch bin ich nur eine geringe Bütte beim Höker.“

Und das Wichtelmännchen setzte das Maulwerk auf die Kaffeemühle, nein, wie es bei ihr ging! Und er setzte es auf das Butterfässchen und die Geldschublade – alle waren derselben Meinung wie die Bütte, und worüber die meisten sich einig sind, das muss man respektieren.

„Nun soll es der Student haben!“ damit ging das Wichtelmännchen ganz leise die Hintertreppe hinauf bis an die Dachkammer, wo der Student wohnte. Es war Licht drinnen, und das Wichtelmännchen guckte durch das Schlüsselloch und sah, dass der Student in dem zerfetzten Buche von unten las. Aber wie hell es da drinnen war. Aus dem Buche drang ein leuchtender Strahl hervor, er wurde zu einem Stamm, einem mächtigen Baum, der sich hoch erhob und seine Zweige weit über den Studenten hinbreitete. Jedes Blatt war frisch und jede Blüte ein schönes Mädchenantlitz mit Augen so dunkel und strahlend, und anderen blau und klar. Jede Frucht war ein leuchtender Stern und in den Zweigen sang und klang es so herrlich und wundersam!

Nein, solche Herrlichkeit hätte sich das kleine Wichtelmännchen niemals träumen lassen. Niemals hatte es Ähnliches vernommen. Und so blieb es auf den Zehenspitzen stehen und guckte und guckte, bis das Licht drinnen ausging. Der Student blies wohl seine Lampe aus und ging zu Bett, aber der kleine Wichtel stand noch immer da, denn der Gesang ertönte weiter und war so sanft und liebevoll wie ein Schlummerlied für den Studenten, der sich zur Ruhe legte.

„Hier ist es unsagbar schön“, sagte der kleine Wichtel, „das hätte ich nicht erwartet! Ich glaube, ich werde bei dem Studenten bleiben und er dachte darüber ganz vernünftig nach. Dann seufzte er: „Der Student hat keine Grütze“. Und dann ging er wieder hinab zu dem Höker. Und es war gut, dass er kam, denn die Bütte hatte das Maulwerk der Frau beinahe verbraucht, indem sie alles, was sie in sich aufgespeichert hatte, von der einen Seite von sich gab, und sie war gerade im Begriff, sich umzudrehen und es von der anderen Seite auch noch von sich zu geben, als das Wichtelmännchen kam und das Maulwerk wieder der Frau aufsetzte. Der ganze Laden jedoch, von der Geldschublade bis zum Brennholz hinab, richtete seit dieser Zeit seine Meinung nach der Bütte und achtete sie in einem solchen Grade und traute ihr soviel zu, dass von nun an, wenn der Höker in seiner Zeitung die Kunst- und Theatermitteilungen las, sie glaubten, dass sie von der Bütte herrührten.

Doch das kleine Wichtelmännchen saß nicht länger ruhig und lauschte all der Weisheit und dem Verstande hier unten, nein, sobald das Licht aus der Bodenkammer schimmerte, war es gerade, als seien die Lichtstrahlen ein starkes Ankertau, das ihn hinaufzog.

Und er musste laufen und durch das Schlüsselloch gucken, und dort umbrauste ihn dann eine Größe, wie wir sie am rollenden Meere fühlen, wenn Gott im Sturme darüber hingeht, und er brach in Tränen aus. Er wusste selbst nicht, weshalb er weinte, aber es waren wohltuende Tränen. Wie unvergleichlich schön musste es sein, mit dem Studenten unter dem Baume zu sitzen, aber es sollte nicht sein, er war ja auch schon froh am Schlüsselloche. Dort stand er noch auf dem Gange, als der Herbstwind zu den Bodenluken hereinblies, und es war so kalt, aber das fühlte der Kleine erst, wenn das Licht drinnen in der Dachkammer ausging und die Töne im Winde ersterben. Hu, dann fror er und kroch wieder hinunter in sein warmes Eckchen. Dort war es angenehm und behaglich. Und als die Weihnachtsgrütze mit einem großen Klumpen Butter kam, ja, da war der Höker Meister.

Aber mitten in der Nacht erwachte das Wichtelmännchen durch ein fürchterliches Gepolter an den Fensterläden. Die Leute donnerten von außen dagegen, der Wächter pfiff, es war eine große Feuersbrunst; die ganze Straße glühte lichterloh. War es hier im Hause oder bei den Nachbarn? Wo? Das war ein Entsetzen. Die Hökersfrau war so bestürzt, dass sie ihre goldenen Ohrringe aus den Ohren nahm und sie in die Tasche steckte, um doch etwas zu retten. Der Höker lief zu seinen Obligationen und das Dienstmädchen nach seiner Seidenmantille, die zu kaufen ihr kürzlich ihre Mittel gestattet hatten. Jeder wollte das Beste retten, und das wollte auch der kleine Wichtel. In ein paar Sprüngen war er die Treppe hinauf und beim Studenten drinnen, der ganz ruhig am offenen Fenster stand und auf das Feuer herabsah, das im gegenüberliegenden Hause ausgebrochen war. Der kleine Wichtel griff nach dem wunderbaren Buche auf dem Tisch, steckte es in seine rote Kappe und hielt es mit beiden Händen fest. Des Hauses bester Schatz war gerettet! Und dann rannte er davon, aufs Dach und ganz oben auf den Schornstein hinauf, und dort saß er dann, von dem brennenden Hause gegenüber beleuchtet, und beide Hände fest um seine rote Kappe gepresst, worin der Schatz lag. Nun erkannte er sein innerstes Herz und wem er eigentlich zugehörte, als jedoch später das Feuer gelöscht war und er seine Besinnung wiederfand, ja, da sagte er: „Ich will mich zwischen sie teilen. Ich kann mich von dem Höker nicht ganz lossagen, wegen der Grütze.“

Und das war ja auch ganz menschlich! Wir anderen gehen ja auch zum Höker, wegen der Grütze.

August Kopisch

Die Köllner Heinzelmännchen

Wie war zu Cölln es doch vordem

mit Heinzelmännchen so bequem!

Denn war man faul, ... man legte sich

hin auf die Bank und pflegte sich.

Da kamen bei Nacht, eh' man's gedacht,

die Männlein und schwärmten

und klappten und lärmten

und rupften und zupften

und hüpften und trabten

und putzten und schabten

und eh ein Faulpelz noch erwacht,

war all sein Tagwerk bereits gemacht! ...

Die Zimmerleute streckten sich

Hin auf die Spän' und reckten sich.

Indessen kam die Geisterschar

und sah was da zu zimmern war.

Nahm Meißel und Beil

und die Säg' in Eil.

Und sägten und stachen

und hieben und brachen,

berappten

und kappten,

visierten wie Falken

und setzten die Balken

Eh sich's der Zimmermann versah ...

Klapp, stand das ganze Haus schon fertig da!

Beim Bäckermeister war nicht Not,

Die Heinzelmännchen backten Brot.

Die faulen Burschen legten sich,

die Heinzelmännchen regten sich

und ächzten daher

Mit den Säcken schwer!

Und kneteten tüchtig

und wogen es richtig,

und hoben

und schoben,

und fegten und backten

und klopften und hackten.

Die Burschen schnarchten noch im Chor:

da rückte schon das Brot, das neue, vor!

Beim Fleischer ging es just so zu:

Gesell und Bursche lag in Ruh.

Indessen kamen die Männlein her

und hackten das Schwein die Kreuz und Quer.

Das ging so geschwind

wie die Mühl' im Wind!

Die klappten mit Beilen,

die schnitzten an Speilen,

die spülten,

die wühlten,

und mengten und mischten

und stopften und wischten.

Tat der Gesell die Augen auf,

wapp! hing die Wurst da schon im Ausverkauf!

Beim Schenken war es so: es trank

der Küfer bis er niedersank,

am hohlen Fasse schlief er ein,

die Männlein sorgten um den Wein,

und schwefelten fein

alle Fässer ein,

und rollten und hoben

mit Winden und Kloben,

und schwenkten

und senkten,

und gossen und panschten

und mengten und manschten.

Und eh der Küfer noch erwacht,

war schon der Wein geschönt und fein

gemacht!

Einst hat' ein Schneider große Pein:

Der Staatsrock sollte fertig sein,

warf hin das Zeug und legte sich

hin auf das Ohr und pflegte sich.

Das schlüpften sie frisch

in den Schneidertisch;

Da schnitten und rückten

und nähten und stickten,

und fassten

und passten,

und strichen und guckten

und zupften und ruckten,

und eh mein Schneiderlein erwacht:

War Bürgermeisters Rock bereits gemacht!

Neugierig war des Schneiders Weib

und macht sich diesen Zeitvertreib:

Streut Erbsen hin die andre Nacht,

die Heinzelmännchen kommen sacht,

eins fähret nun aus,

schlägt hin im Haus,

die gleiten von Stufen

und plumpen in Kufen,

die fallen

mit Schallen,

die lärmen und schreien

und vermaledeien!

Sie springt hinunter auf den Schall

mit Licht: Husch husch husch!

Verschwinden all!

O weh! Nun sind sie alle fort

und keines ist mehr hier am Ort!

Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,

man muss nun alles selber tun!

Ein jeder muss fein

selbst fleißig sein

und kratzen und schaben

und rennen und traben

und schniegeln

und biegeln,

und klopfen und hacken

und kochen und backen.

Ach, dass es noch wie damals wär!

Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!

Eine Sage aus Norwegen

Pixie, der kleine gute Troll des Hofes

Der Pixie ist ein lustiger kleiner Geselle. Er hat nur fünf Finger an jeder Hand und keinen Daumen. Aber es ist wohl dennoch am besten, sich gut mit ihm zu stellen, denn mit seinen zehn krummen Fingern hat er schon so manchen gepackt und schwer in Mitleidenschaft gezogen, sodass er für den Rest seines Lebens ein Krüppel blieb. Andererseits ist der Pixie aber gar nicht unbedingt so böse, vorausgesetzt, er bekommt seinen heißgeliebten Haferbrei, den er nun einmal einfach braucht. Und Haferbrei mit einem Klecks Butter ist eine angemessene Bezahlung für all die harte Arbeit, die er leiste. Er hütet die Kühe und behält die Pferde im Auge, stiehlt Heu und Getreide vom Nachbarhof und strengt sich normalerweise sehr an, um den Bauern zu helfen, bei dem er lebt. Ein Hof ohne Pixie ist nicht viel wert. Aber wenn es um Witze geht, ist er der größte. Überall, auf dem Heuboden und in der Scheune, kann man ihn kichern und lachen und sich hämisch freuen hören. Üblicherweise sitzt es im Mondlicht auf dem Scheunenbalken und lässt seine Beine baumeln. Hin und wieder verschwindet er ganz plötzlich, um eine Katze in die Pfote zu zwicken oder den Wachhund zu ärgern. Nachts ist es nicht gerade angenehm, dem Pixie zuzuhören. Manchmal hört man nur ein leises Geräusch, dann auf einmal beginnt es zu pfeifen und zu zischen, bis auf einmal ein höllischen Lärm losbricht: Zinkeimer fallen zu Boden, leere Töpfe und Flaschen purzeln durcheinander, und überall um einen herum hört man ein leises Getrappel, wie von hundert Rattenpfötchen. Und auf einen Schlag ist wieder alles ruhig. Und so kann das die ganze Nacht weitergehen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, das die meisten Menschen nicht das Bedürfnis haben aufzustehen und nur mit dem Nachthemd bekleidet auf dem Dachboden zu klettern, um nachzusehen, was vor sich geht.

Ein französisches Märchen

Der Kobold

„Bleibt bei dem Ofen“, sagte die alte Margarethe zu ihren sieben Enkeln, „bleibt bei dem Ofen, der Mistral weht so heftig, dass unser Haus wankt. Überdies ist heute Abend Feensabbat, und die Kobolde, die ihnen gehorchen, verlassen ihre Wohnungen und kommen in tausend Gestalten, die Leichtgläubigkeit der Menschen zu verhöhnen.“