Golden Horses (Band 3) - Freundschaft im Herzen - Lauren Brooke - E-Book

Golden Horses (Band 3) - Freundschaft im Herzen E-Book

Lauren Brooke

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Beschreibung

Gib dein Bestes! An der Küste Kaliforniens liegt die Golden Horse Ranch, wo Träume wahr werden und verletzte Seelen heilen. Eine einzigartige Freundschaft Belle ist begeistert: Sie darf mit ihrer Stute Fiesta an einem Trainingscamp teilnehmen! Doch dort läuft es anders, als sie es sich vorgestellt hat: Alle anderen kennen sich bereits von großen Turnieren und haben die edelsten Pferde. Eine Teilnehmerin ist sogar ein Internet-Star! Belle ist froh, dass sie Fiesta hat, auf die sie sich immer verlassen kann. Aber werden auch die Jugendlichen ein gutes Team? Band 3 der traumhaften Pferdereihe zum Wohlfühlen! Diese realistische Pferdereihe für Kinder ab 11 Jahren zeichnet sich nicht nur durch das Setting an der kalifornischen Küste, sondern auch durch die Thematik der pferdegestützten Therapien für Kinder und Jugendliche aus. Wichtige Themen wie Mental Health und der Umgang mit Verantwortung werden einfühlsam erzählt. Spannende Reitturniere, erste Schwärmereien und große Gefühle lassen Herzen auf dem traumhaften Reiterhof höherschlagen. Für Pferdefans von Wolkenherz und Elena. Der Titel ist bei Antolin gelistet.

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Seitenzahl: 208

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Ähnliche


Inhalt

Kapitel 1 – »Sind wir bald …

Kapitel 2 – Belle und Fiesta …

Kapitel 3 – »Oh, hi!«, rief …

Kapitel 4 – Das Mittagessen war …

Kapitel 5 – Am nächsten Morgen …

Kapitel 6 – »Guten Morgen, Schlafmütze!« …

Kapitel 7 – Als Belle ein …

Kapitel 8 – »Wow«, sagte Belle, …

Kapitel 9 – Belle schreckte aus …

Kapitel 10 – Diesmal traten alle …

Kapitel 11 – Belle nahm sich …

Kapitel 12 – Belle ließ sich …

Kapitel 13 – Das Abendessen war …

Kapitel 14 – Am nächsten Morgen …

Kapitel 15 – Beim Rausgehen entdeckte …

Kapitel 16 – Kurz vor Mitternacht …

Kapitel 17 – Einige Minuten später …

Kapitel 18 – Belle war ein …

Kapitel 19 – Belle sah ihre …

Kapitel 20 – Ein paar Stunden …

Kapitel 21 – Am nächsten Tag …

Kapitel 22 – Als die andere …

Mit besonderem Dank an Catherine Hapka

Danke auch an Dean Dibble,

»Sind wir bald da?«

Belle Beaumont drehte sich zu ihrer zehnjährigen Schwester um. »So gut wie«, sagte sie. »Was dir vielleicht aufgefallen wäre, wenn du in den letzten Stunden mal von meinem Handy aufgesehen hättest. Als du gefragt hast, ob du es dir kurz ausleihen kannst, dachte ich nicht, dass du es die ganze Fahrt über in Beschlag nehmen würdest.«

Belles Mutter schmunzelte und zwinkerte ihrer jüngsten Tochter im Rückspiegel zu. »Erwischt, Elodie«, sagte sie. Ihr britischer Akzent trat immer noch deutlich hervor, obwohl sie seit beinahe zwanzig Jahren in den USA lebte. »Ich frage mich langsam, ob du nur mitkommen wolltest, um mehr Zeit am Bildschirm zu verbringen.«

Elodies grüne Augen klebten regelrecht an dem winzigen Handydisplay. »Hattie von Hattie’s Horse Adventures hat ein neues Video hochgeladen«, erklärte sie. »Sie und ihre Schwester Cass waren mit ihren Turnierpferden zum ersten Mal am Strand. Fandago hat Angst vor den Wellen gekriegt und Cass ist klatschnass geworden!«

In Gedanken übersetzte Belle: Eine von Elodies liebsten Pferde-Youtuberinnen hatte ein neues Video von einem Missgeschick am Meer gepostet. So ganz verstand Belle nicht, warum Elodie so versessen darauf war, solche Erlebnisse anderer Leute auf dem Handy nachzuverfolgen. Sie hatten schließlich eine ganze Ranch voller Pferde – und ihren eigenen Strandabschnitt, an dem sie so oft ausreiten konnten, wie sie wollten. Belle hatte nichts gegen soziale Medien, aber das wahre Leben war ihr deutlich lieber!

»Ach, übrigens, Patrick hat vor ’ner Weile geschrieben«, murmelte Elodie, immer noch in Belles Handy vertieft. »Er kommt etwas später in Pinehaven an.«

»Was?« Belle drehte sich so weit nach hinten, wie es ihr Sicherheitsgurt zuließ. »Gib her! Warum hast du nichts gesagt?« Sie versuchte, nach ihrem Handy zu greifen, doch in dem geräumigen Truck war es für Elodie leicht, es außer Reichweite zu halten.

»Du sollst meine Nachrichten nicht lesen!« Belle spürte, wie sich ihre Wangen röteten. Sie drehte sich wieder nach vorne und schaute aus dem Seitenfenster, um zu verbergen, wie sehr sie der Gedanke an Patrick Lewers, ihren nagelneuen vielleicht-irgendwie-so-gut-wie-festen Freund, aus der Fassung brachte.

»Entspann dich.« Elodie seufzte. »Das war nichts Romantisches, bloß ’ne kurze Info. Soll ich ihm für dich antworten?«

»Elodie!«, sagte Kate Beaumont warnend.

»Sekunde noch«, erwiderte Elodie. »Ich guck nur schnell auf Insta …« Nach ein paar Sekunden Stille schnappte sie hörbar nach Luft. »Oh, wow, weißt du was?«

Belle hörte kaum hin, während sie zusah, wie die Landschaft und andere Fahrzeuge an ihrem Fenster vorbeizogen. Die Tage begannen immer früh auf der Golden Horse Ranch, dem Zuhause ihrer Familie im kalifornischen San Luis Obispo County, aber heute hatte der Wecker noch früher geklingelt als sonst. Belle und ihre talentierte Fuchsstute Fiesta würden die nächste Woche in Pinehaven verbringen, einem Reitsportzentrum in der Nähe der kalifornischen Hauptstadt Sacramento. Sie waren um drei Uhr morgens aufgestanden, damit sie genügend Zeit hatten, um zwischendurch anzuhalten und Fiesta eine kurze Pause an der frischen Luft zu gönnen, was ihnen selbst die Möglichkeit gab, auf Toilette zu gehen und sich ein wenig die Beine zu vertreten.

Belle und ihre Mom hatten sich mit Kaffee und getoasteten Bagels eingedeckt, während Elodie unbedingt den Frühstücks-Milchshake mit Müsli, Bananenscheiben und einem Klecks Honig ausprobieren musste. Insgeheim fand Belle, dass er ziemlich verlockend aussah, aber sie war viel zu aufgeregt, als dass ihr Magen da mitgespielt hätte.

Alles in allem waren sie nun schon fast sieben Stunden unterwegs. Doch Belle wusste, dass sich die anstrengende Reise lohnen würde. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir es ins Future-Champions-Trainingscamp geschafft haben, dachte sie mit einem freudigen Kribbeln, in das sich ein Hauch von Nervosität mischte. Wir werden so viel lernen! Noch dazu von einigen der bekanntesten Persönlichkeiten im Reitsport. Und als Bonus ist Patrick auch dabei …

Elodie tippte ihr auf die Schulter und riss sie aus ihren Gedanken. »Ich hab gefragt: Weißt du, was?«, rief sie.

»Was?« Belle warf ihr einen Blick zu. »Hat auf TikTok jemand einen neuen Tanz erfunden?«

»Wahrscheinlich. Aber das ist uninteressant für dich, weil du eh nicht tanzen kannst.« Elodie streckte Belle die Zunge raus. »Aber im Ernst, ich hab gerade entdeckt, dass Millie Chan auch ins Camp kommt!«

»Millie wer?« Kate sah kurz zu Belle rüber. »Ist das jemand, den du von deinen Turnieren kennst?«

»Nein«, sagte Belle. Ihre Nervosität, die sich weitestgehend gelegt hatte, war mit einem Schlag wieder da. Mist! Millie Chan war extrem begabt! »Das ist eine Turnierreiterin aus Seattle.«

»Mehr als das. Sie ist ein Star! Sie hat superviele Follower auf Instagram.« Elodie klang beeindruckt. »Ihr Name da ist millie_rides. Sie postet Videos, in denen sie von ihrem Pferd und ihrem Leben als Reiterin erzählt, und sie ist Markenbotschafterin für Chic Mare Horsewear. Belle hat letztes Jahr bei einem Turnier eins von ihren Shirts gewonnen, wisst ihr noch?« Sie wedelte begeistert mit dem Handy. »Ihr Pferd Koda Legend ist absolut umwerfend und dank ihrer Sponsoren trägt sie immer die coolsten Klamotten und einmal war sie sogar mit einem echten Fernsehstar auf einem Date!« Sie beugte sich vor und hielt Belle das Handy unter die Nase. »Siehst du? Hier ist sie gerade in Pinehaven angekommen!«

Belle nahm ihrer Schwester das Handy ab. »Danke«, sagte sie, ohne auf Elodies lautstarken Protest einzugehen.

Sie sah sich das dreißigsekündige Video an, das ein bildschönes braunes Pferd in einer geräumigen Box zeigte. Die Kamera schwenkte über eine Reihe ähnlicher Boxen und dann zu der Person, die sie in der Hand hielt: ein lächelndes Mädchen ungefähr in Belles Alter, mit asiatischen Zügen und kinnlangem dunklem Haar, das ein weißes Poloshirt mit auffälligem blauem Logo trug. Obwohl Belle nicht annähernd so viel Zeit in den sozialen Medien verbrachte wie Elodie, erkannte sie Millie Chan sofort.

»Das ist also für die nächste Woche unsere Unterkunft«, sagte Millie fröhlich in die Kamera. »Koda und ich können kaum erwarten, dass es losgeht! Fortsetzung folgt, ihr Lieben. Ciao!«

Das Video setzte eine Sekunde aus, dann begann es wieder von vorn. Schnell klickte Belle es weg.

Wow, Millie Chan, dachte sie. Die Followerzahlen beeindruckten sie dabei nicht annähernd so sehr wie Millies Pferd und ihre lange Erfolgsliste. Ich kann nicht glauben, dass Fiesta und ich mit einigen der besten jungen Reiterinnen und Reiter der Westküste abhängen werden.

»Hier müssen wir runter, glaube ich«, sagte ihre Mutter.

Behutsam lenkte sie das Gespann durch die Ausfahrt und von dort auf eine malerische Landstraße. Links lagen Weinberge, so weit das Auge reichte, während rechts Pferde mit glänzendem Fell auf einer saftig grünen Weide grasten.

»Sieht aus, als wären wir da.« Belles Magen machte einen nervösen Hüpfer.

Sie fuhren durch ein imposantes Eisentor und rollten die lange Auffahrt hinauf, die zu beiden Seiten von weiteren Weideflächen flankiert wurde. Vor ihnen kam ein Gehöft in Sicht, dessen zahlreiche Gebäude grün gestrichen und mit einer weißen Zierkante geschmückt waren. Das Grundstück war riesig, aber das war nicht der alleinige Grund dafür, dass es Belle für einen Moment die Sprache verschlug. Die Golden Horse Ranch umfasste schließlich auch mehrere Hundert Hektar. Aber das war größtenteils wildes Buschland mit ausgedorrten Hügeln und Canyons, das eher für die heimischen Rinder geeignet war, die ihr Vater züchtete, als für Pferde. Für Letztere gab es zwei große Weiden, auf denen sich die Herde frei bewegen konnte. Trotzdem mussten sie fast das ganze Jahr zusätzlich mit Heu versorgt werden. Belle wusste, wie sehr ihre Pferde diese naturnahe Art zu leben genossen, und sie war stolz, dass es ihr gelang, Fiesta dennoch genauso fit und glänzend zu halten wie die anderen Pferde, denen sie auf den Turnieren begegnete.

Die Landschaft in Pinehaven war jedoch eine ganz andere. Ob sich Fiesta wohl an dieses Leben als verwöhnter Superstar gewöhnen würde?

»Wow, das nenne ich mal einen Luxusschuppen!«, rief Elodie. »Wie wär’s, wenn ich auch hierbleibe? Als deine Pferdepflegerin oder so?«

»Netter Versuch.« Ihre Mutter lachte. »Glaub nicht, ich hätte vergessen, dass du versprochen hast, mir morgen beim Jäten des Gemüsegartens zu helfen, wenn wir dich heute mitfahren lassen.«

Belle sah aus dem Fenster. Sie konnte es kaum erwarten, sich die Reithallen und den Vielseitigkeitsparcours anzuschauen. »Pferdepfleger gibt’s hier mehr als genug«, antwortete sie ihrer Schwester. »Parallel läuft hier nämlich ein Lehrgang für Turnierpferdepflege.« Das war eine der Infos, die sie auf der Website von Pinehaven gefunden hatte.

Während Kate Beaumont das Gespann zum Stehen brachte, kamen zwei junge Frauen lächelnd auf sie zu. Sie trugen identische dunkelgrüne Poloshirts mit dem Pinehaven-Logo.

»Hallo«, rief eine, als Belle die Beifahrertür öffnete. »Du musst Isabelle Beaumont sein. Wir helfen dir, dein Pferd rauszuholen und es in seine Box zu bringen.«

»Danke.« Belle erwiderte ihr Lächeln. Die freundlichen Gesichter der beiden linderten ihre Nervosität ein wenig – aber wirklich nur ein wenig. »Ihr könnt mich Belle nennen.«

Fiesta tänzelte unruhig, als Belle sie aus dem Hänger führte. Belle hielt einen Moment an, damit ihre Stute die neue Umgebung begutachten konnte. Fiesta schaute neugierig über die üppigen Weiden und den makellos gepflegten Hof. Doch als erfahrenes Turnierpferd war sie es gewohnt, quer durch Kalifornien zu reisen, daher wusste Belle, dass sie sich schnell einleben würde.

»Ruhig, Süße«, raunte sie, als Fiesta die Ohren in Richtung eines Golfwagens drehte, der voll besetzt mit weiteren grün gekleideten Pinehaven-Angestellten an ihnen vorbeirumpelte. »Wir werden hier viel Spaß haben, versprochen.«

Belle und Fiesta folgten den beiden hilfsbereiten Mitarbeiterinnen in einen großen, luftigen Stall. Der breite Mittelgang war zu beiden Seiten von Boxen aus mit Stahl verstärktem Eichenholz gesäumt und über ihnen sorgten Oberlichter für helles Tageslicht. Fiestas Hufe klapperten über den sauberen Boden, woraufhin sich mehrere stattliche Pferdeköpfe über die halbhohen Boxentüren reckten.

»Das ist eure«, sagte eine der Pflegerinnen fröhlich und deutete auf eine geräumige Box, deren Boden dick mit frischen Sägespänen ausgestreut war. »Hier kann sich Fiesta erst mal ein bisschen erholen, während du deine Sachen auspackst und die anderen Reiter kennenlernst. Die Einführung findet um Punkt zwölf auf der Terrasse vor dem Gästehaus statt, danach gibt es Mittagessen.«

Belle führte Fiesta in die Box und bückte sich, um ihr die gepolsterten Transportgamaschen abzunehmen. Sie fragte sich, ob der Stute wohl genauso sehr der Kopf schwirrte wie ihr. Sogar der durchdringende Holzgeruch der Sägespäne war ungewohnt. Zu Hause standen die Pferde, wenn sie doch mal in den Stall mussten, auf Stroh.

Kate Beaumont erschien in der Tür, beladen mit Belles Springsattel und einem großen Rucksack, der Putzzeug, Satteldecken und sonstiges Zubehör enthielt. Neben ihr stand Elodie mit Fiestas Dressursattel. Eine der Pflegerinnen führte sie in die Sattelkammer, während die andere Belle den Wasseranschluss, die Gerätschaften zum Ausmisten und alles andere zeigte.

»Danke«, rief Belle den beiden nach, als sie davoneilten, um den nächsten Neuankömmling zu begrüßen.

Sie nahm Fiesta gerade das Halfter ab, als ihre Mutter und ihre Schwester aus der Sattelkammer zurückkamen.

»Dadrin sieht’s aus wie im Traum!«, verkündete Elodie. »Manche Pferde haben fünf verschiedene Sättel!«

Belle verspürte einen Anflug von Panik. Würden die anderen Reiter sie für eine Amateurin halten, weil sie nicht so gut ausgestattet war?

Ihre Mom legte ihr eine Hand auf den Arm. »Deine Sachen machen sich super zwischen den anderen«, versicherte sie. »Es gibt ein großes Schließfach für all deine Ausrüstung und eine Waschmaschine extra für Satteldecken! Wenn du nach Hause kommst, hast du garantiert jede Menge Ideen im Gepäck, was wir bei uns noch verbessern können.« Ihr freundlicher Blick half, dass Belle sich etwas entspannte.

»Sofern ich überhaupt zurückkomme«, scherzte sie. »Gut möglich, dass Fiesta und ich uns an die Fünf-Sterne-Behandlung hier gewöhnen!«

»Lass uns mal dein Zimmer suchen«, unterbrach Elodie sie. »Ich will wissen, ob es genauso schick ist wie der Stall.«

»Sekunde noch. Ich möchte erst sicher sein, dass Fiesta sich wohlfühlt.« Sie streichelte ihre Stute, die bereits an dem frischen Heu in der Ecke ihrer Box schnupperte.

Ihre Mutter trat auf den Gang hinaus, um sich das Pferd in der Nachbarbox anzusehen, einen großen, bildschönen schwarzen Wallach.

»Na, wen haben wir denn da?«, fragte Kate Beaumont. »Das ist ja mal ein hübscher Kerl!«

Elodie musterte das Namensschild an der Box. »Hier steht, er heißt Totally Worth It«, las sie vor. »Rufname Tommy. Er ist ein Mix aus Hannoveraner und Englischem Vollblut und gehört einer Carla Willerama.«

Die Schmetterlinge, die seit ihrer Ankunft in Pinehaven in Belles Bauch herumflatterten, verwandelten sich in eine galoppierende Büffelherde. »Carla Willerama?«, fragte sie. »Bist du sicher?«

»Ja.« Elodie blinzelte sie durch das Boxengitter an. »Warum kommt mir der Name so bekannt vor?«

»Weil sie schon im Junioren-Nationalteam war, darum.« Belle schluckte und schielte zu Tommy hinüber, der den Kopf drehte, um durch das Gitter zwischen ihren Boxen einen Blick auf Fiesta zu werfen.

Neben dem majestätischen Tommy kam sie ihr plötzlich ziemlich klein und gewöhnlich vor. Belle liebte ihre freche kleine Fuchsstute von ganzem Herzen und wusste, dass sie in jedem Wettbewerb ihr Bestes gab. Aber würden die Leute hier das auch sehen? Oder würden sie sie bloß als stinknormales kleines Appendix Quarter Horse wahrnehmen, das nie im Leben mit den größeren, eleganteren Warm- und Vollblütern mithalten konnte?

Der Klang näher kommender Stimmen riss sie aus ihren Gedanken. Eine weitere Mitarbeiterin führte eine kräftig gebaute erdfarbene Stute zu der Box auf Fiestas anderer Seite. Ihnen folgte ein schmächtiger dunkelhaariger Junge in Shorts mit Regenbogenmuster, der eine riesige Satteltruhe auf Rädern hinter sich herzog.

Als er Belles Blick bemerkte, grinste er und hob die freie Hand zu einem zackigen Salut. »Howdy, Nachbarin«, sagte er, während er die Truhe auf dem Gang abstellte. »In diesen Camps gibt’s nie genug Stauraum, was?«

Wieder begannen Belles Nerven zu flattern. War sie die Einzige hier, die noch nie zuvor an einem Trainingscamp teilgenommen hatte? Doch das Lächeln des Jungen war so ansteckend, dass sie gar nicht anders konnte, als es zu erwidern. Seine dunklen Augen blitzten vergnügt.

Sie wollte sich gerade vorstellen, als ihre Schwester den Kopf zur Boxentür hereinsteckte. »Jetzt komm schon, Belle!«, quengelte Elodie. »Fiesta geht’s gut. Ich will endlich dein Zimmer sehen!«

»Okay.« Belle blickte noch einmal zu dem dunkelhaarigen Jungen hinüber, aber der hatte ihr inzwischen den Rücken zugewandt und beschäftigte sich mit seinem Pferd. Sie verließ Fiestas Box und verriegelte die Schiebetür hinter sich. »Bis später, Süße.« Fiesta zuckte mit dem Ohr, interessierte sich ansonsten jedoch mehr dafür, ihren dunklen, gut aussehenden Nachbarn zu beschnuppern.

Ich hoffe, wir finden hier Freunde, dachte Belle, während sie im Vorbeigehen auf Carla Willeramas Namensschild schielte. Wenigstens habe ich Patrick. Der weiß, was ich draufhabe!

Die drei Beaumonts liefen zum Truck zurück, um Belles restliches Gepäck zu holen. Gerade als Belle sich die Reisetasche mit ihren Klamotten auf die Schulter wuchtete, kam ein weiterer Mitarbeiter auf sie zu. »Auf der Suche nach dem richtigen Zimmer?«, erkundigte er sich und drückte Kate einen Zettel in die Hand. »Hier ist eine Karte. Die Zimmer der Teilnehmer sind blau markiert – die Namen stehen an den Türen.«

Bevor Belle ihn etwas fragen konnte, war er schon wieder verschwunden. Zum Glück war die Karte leicht verständlich. Der Weg schlängelte sich über die perfekt gepflegte Anlage zu einem großen modernen Gebäude. In der Lobby befanden sich ein Empfangstresen, der zurzeit unbesetzt war, ein Verkaufsautomat mit Snacks und Getränken und eine Treppe nach oben. Schilder zeigten an, wo es zum Aufenthaltsraum, zur Cafeteria und zum Lesesaal ging, daher vermutete Belle, dass sich die Schlafräume im ersten Stock befanden.

Während sie ihren Rollkoffer durch den Flur zog, schlug ihr Magen jedes Mal einen nervösen Purzelbaum, wenn sie an einer der Türen einen weiteren bekannten Namen entdeckte.

»Hier ist deins«, rief Elodie, die bereits vorgelaufen war. Dann schnappte sie geräuschvoll nach Luft und sank theatralisch zu Boden. »Oh. Mein. Gott. Belle! Du errätst nie, mit wem …«

In dem Moment ging die Tür auf und ein Gesicht, das Belle gleichermaßen fremd und irgendwie vertraut vorkam, lugte hinaus. »Hi, Mitbewohnerin«, sagte das Mädchen, dem das Gesicht gehörte, lächelnd. »Ich bin Millie.«

»Ich kann’s nicht fassen!«, stöhnte Elodie vom Boden aus.

Millie Chan – Belle hätte natürlich auch so gewusst, wer sie war – blickte besorgt auf sie hinab. »Oh! Alles okay? Bist du hingefallen?«

Elodie rappelte sich auf und grinste verlegen. »Alles bestens. Ich bin Elodie, Belles Schwester und dein größter Fan.«

»Freut mich, dich kennenzulernen, Elodie. Was für ein cooler Name!«, sagte Millie.

»Ist Französisch, aus der Familie meines Dads«, erklärte Elodie. »Ich sprech aber kein Französisch, auch wenn ich es echt gern können würde!«

Belle ging dazwischen, bevor Elodie die gesamte Familiengeschichte runterrasseln konnte. »Sorry wegen meiner Schwester. Ich bin Belle Beaumont.«

Nachdem sie auch ihre Mutter vorgestellt hatte, drängten sie sich zu viert in den schön eingerichteten, aber doch recht kleinen Raum. Links und rechts stand jeweils ein Bett an der Wand, dazwischen war ein großes Fenster mit Blick auf den Hof und die Koppeln. Eine Tür in der Ecke war leicht angelehnt und dahinter konnte Belle ein Stück eines blitzeblanken Badezimmerfußbodens ausmachen. Das Zimmer selbst war in beruhigenden Grüntönen gehalten, zu denen die zartrosa Samtvorhänge einen sanften Kontrast bildeten. Belle wusste bereits von der Pinehaven-Website, dass sie nicht in einem einfachen Gästehaus übernachten würde, wie es die Besucher bei ihnen auf der Ranch taten, aber sie kam sich dennoch eher wie in einem hochklassigen Hotel vor als wie in einem Reitercamp.

Elodie plapperte ohne Pause auf Millie ein, die das Ganze freundlich und geduldig ertrug und ihr sogar eines ihrer Chic-Mare-T-Shirts schenkte. Elodie nahm es atemlos entgegen und sah aus, als würde sie vor Glück gleich ohnmächtig werden.

Währenddessen half Kate Belle beim Auspacken. Belle fiel auf, dass Millies Schrankhälfte bis obenhin voll war mit stylischen neuen Poloshirts, Reitjacken und Reithosen in allen erdenklichen Farben. So viel konnte sie in einer Woche gar nicht anziehen, es sei denn, sie plante, mehrmals am Tag das Outfit zu wechseln!

Daneben wirkten Belles abgetragene Stallsachen und sogar ihre beste Turnier-Reithose alt und schäbig. Kate Beaumont schien zu ahnen, was in ihrer Tochter vorging, und legte ihr kurz den Arm um die Schulter, als sie eine ihrer Jacken aufhängte.

»Das ist alles ein bisschen überwältigend, hm?«, flüsterte sie. »Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen, Liebes. Du hast dir deinen Platz hier verdient, so wie alle anderen auch.«

Belle nickte und sah kurz zu Millie hinüber, um sich zu vergewissern, dass sie das nicht mitbekommen hatte. Doch Millie lachte gerade über etwas, das Elodie gesagt hatte, und guckte nicht mal in ihre Richtung.

Millie wirkt total nett und bodenständig, dachte Belle, während sie ihre halbhohen Stiefel in den Schrank warf. Und sie ist ein Pferdemädchen, genau wie ich. Ist doch egal, ob meine kleine Schwester sie für einen Promi hält. Sie braucht zum Aufsitzen genauso einen Steigbügel wie alle anderen.

Belle merkte ihrer Schwester an, dass sie am liebsten die ganze Woche geblieben wäre, auch wenn sie dafür auf dem schmalen Stück Boden zwischen den Betten hätte schlafen müssen. Trotzdem gelang es ihrer Mutter schließlich, sie fortzulocken, indem sie ihr versprach, dass sie sich aussuchen durfte, wo in Sacramento sie zu Mittag essen würden, bevor sie die Heimreise antraten. Es folgten ein paar letzte Umarmungen, dann waren sie weg und Belle blieb allein mit Millie Chan zurück.

»Die sind ja nett«, sagte Millie voller Wärme. »Und deine Schwester ist echt supersüß!«

»Eine supersüße Nervensäge«, erwiderte Belle mit einem schiefen Grinsen. »Zum Glück ist meine andere Schwester deutlich ruhiger. Ähm, warst du schon mal in einem Reitcamp?«

Millie nickte und strich sich eine Strähne hinters Ohr. »Klar, aber ich lerne immer noch dazu. Das ist für mich mit das Schönste am Reiten.«

»Für mich auch.« Belle war sehr froh, dass sich ihr erster Eindruck von Millie zu bestätigen schien. »Pferde sind großartige Lehrer.«

»Total.« Millie ging zum Fenster und sah hinaus. »In Pinehaven bin ich aber zum ersten Mal. Lust, ein bisschen auf Entdeckungstour zu gehen? Ich glaube, bis zum Treffen haben wir noch etwas Zeit.«

»Und ob«, sagte Belle begeistert.

In dem Moment klopfte jemand an die Tür. »Klopf, klopf«, sagte eine vertraute männliche Stimme. »Jemand zu Hause?«

»Oh, hi!«, rief Belle, als die Tür aufging und Patrick Levers mit seinen gewohnt verwuschelten Haaren und einem selbstbewussten Grinsen vor ihr stand. Jetzt erst fiel ihr auf, dass sie die Nachricht, die Elodie erwähnt hatte, nie gelesen hatte. »Ich dachte, du wärst spät dran.«

»War ich auch.« Patrick warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich wollte schon vor ein paar Stunden hier sein, aber Ashley musste vor der Abfahrt noch was erledigen.« Ashley war die Fahrerin aus Patricks Stall. »Aber jetzt bin ich ja hier«, sagte Patrick. »Draußen auf der Terrasse warten ein paar Freunde von mir. Komm mit, dann stell ich sie dir vor!«

Belle zögerte und schielte zu Millie hinüber. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, sie näher kennenzulernen, während sie gemeinsam das Gelände erkundeten. Allerdings hatte sie Patrick seit über zwei Wochen nicht mehr gesehen, was ihr auf einmal viel zu lang vorkam, vor allem, wenn er sie so anschaute …

»Wie wär’s, wenn du mit uns kommst?«, schlug sie ihrer Mitbewohnerin unsicher vor. Sie wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Sollte sie Millie sagen, dass Patrick und sie zusammen waren, wenn sie ihn ihr vorstellte? »Übrigens, Patrick, das ist Millie. Millie, Patrick.«

Patrick wandte sich Millie zu, als würde er sie jetzt erst wahrnehmen. »Oh, hey, schön, dich wiederzusehen«, sagte er. »Du warst auch auf dem großen Turnier drüben in Oregon, oder?«

»Ja, das war ich.« Millie lächelte. »Freut mich auch, dich wiederzusehen, Patrick. Geht ruhig, ihr zwei. Ich komm dann nachher zum Treffen wieder dazu.«

Patrick lüftete seinen nicht vorhandenen Hut und grinste Belle an. »Du hast die Lady gehört. Los geht’s.«

Im Flur blieb Belle stehen, in der Hoffnung auf einen Moment der Zweisamkeit. Plötzlich konnte sie an nichts anderes mehr denken als an das erste (und bisher einzige) Mal, dass Patrick sie geküsst hatte … Würde er es jetzt wieder tun? Oder sollte sie ihn küssen?

In diesem Augenblick platzte eine große, lärmende Gruppe junger Erwachsener von draußen herein. Anhand dessen, was sie von ihrer Unterhaltung aufschnappte, tippte Belle darauf, dass es Teilnehmer des Pferdepflege-Lehrgangs waren. Patrick nahm ihre Hand und zusammen schlängelten sie sich durch die Gruppe.

Belle drückte Patricks Finger und lächelte, als er die Geste erwiderte. Sie ermahnte sich, nicht zu viel zu grübeln, sondern lieber seine Gesellschaft zu genießen. So wie neulich, als er sie auf der Golden Horse Ranch besucht hatte.

Sie verließen das Gebäude, bogen um die Ecke und fanden sich auf einer weitläufigen Terrasse wieder. An einem Ende stand ein kleines Podest, am anderen waren mehrere lange Tische aufgebaut. Spaliere mit hellrosa blühenden Kletterpflanzen ließen das Ganze wie einen großen Saal unter freiem Himmel erscheinen.

An einem der Tische saßen zwei Jungs und ein Mädchen etwa in Belles Alter. Einer der Jungs war der schlanke, dunkelhaarige Besitzer der erdfarbenen Stute. Der andere war deutlich größer, mit breiten Schultern und blondem Haar, das allerdings um einiges dunkler war als das von Patrick. Er sprang auf, als Belle und Patrick näher kamen.

»Es war also nicht gelogen, dass du eine Freundin hast, was, Lewers?«, verkündete er beim Anblick ihrer verschränkten Hände mit einem herausfordernden Grinsen und musterte Belle von Kopf bis Fuß. »Ein echter Hingucker noch dazu! Kannst du wirklich so gut reiten, wie Patrick behauptet? Denn wenn ja, wärst du die perfekte Frau!«

»Finger weg, Freddie, die gehört mir«, erwiderte Patrick und grinste ebenfalls. Er ließ Belles Hand los und legte ihr den Arm um die Schultern. »Nimm dich in Acht, Belle. Freddie Ashton hält sich für einen echten Frauenheld, dabei nehmen selbst die Stuten Reißaus, wenn sie ihn kommen sehen.«

Freddie und der andere Junge lachten, doch das Mädchen verdrehte bloß ihre großen braunen Augen. »Du musst Belle sein«, sagte sie und warf ihr langes, dunkles Haar, das ihr in Wellen über die Schultern fiel, zurück. »Ich bin Carla.«

»Ich weiß«, platzte Belle heraus, bevor sie sich bremsen konnte. Ihr Blick war sofort auf das Mädchen gefallen und sie hatte das Geplänkel der Jungs kaum mitbekommen. Nur mit größter Mühe gelang es ihr, nicht rot zu werden, als sie ergänzte: »Äh, ich meine, freut mich, dich kennenzulernen.«