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"Manchmal gelang es mir, das Monster nicht zu sehen. Mich nicht vor ihm zu fürchten. Doch ich wusste, es lag auf der Lauer, um uns auseinanderzureißen wie Beute." ________ In Flußwalde ereignet sich Seltsames. Ein Erdbeben schüttelt das Dorf, ein Großbrand zerstört ein Mietshaus und ein Dieb treibt sein Unwesen. Zur gleichen Zeit findet Lois ihren Schützling Ilyan im nahegelegenen Wald, wo er völlig aufgelöst von einer bevorstehenden Katastrophe spricht. Sie ahnt, dass alles irgendwie zusammenhängt und folgt Ilyans Spur aus Rätseln, bis sich ihr Weg in ein schauriges Märchen verwandelt. Kann sie ihrem Verstand noch trauen?
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Veröffentlichungsjahr: 2020
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Für Ilse, die mich lehrte, niemals aufzugeben.
Goldrote Finsternis
Inhalt
Kristallglas
Birkenholz
Blattgold
Danksagung
Impressum
Die Finsternis birgt viele Formen.
Kapitel 1
Unter Lois’ Füßen knirschte das gefrorene Herbstlaub. Das letzte Licht der Abenddämmerung stahl sich durch die Baumkronen und seichter Nebel hing in der Luft. Es war zu kalt für eine Suche im Wald und trotzdem war sie hier. Weil sie Ilyan finden musste, bevor er sich etwas antat.
»Ilyan?«, rief sie und leuchtete mit ihrer Taschenlampe in die Umgebung. Nichts. Nur Bäume, Blätter und Sträucher. Wo konnte er sein?
Sie lief tiefer in den Wald hinein, entdeckte im Gestrüpp immer wieder menschliche Formen, doch egal wie oft sie seinen Namen rief, er antwortete nicht. Da waren Fußspuren von Tieren im Erdreich, etwas scharrte im Boden und das Rufen einer Taube drang an ihr Ohr. Krähen flogen krächzend über ihren Kopf.
Hinter ihr knackte es und sie drehte sich abrupt um. Ihr Herz hämmerte unruhig in der Brust. Es blieb dabei, niemand war hier. Sie war allein.
Wenn sie Ilyan in die Finger bekam, würde sie ihm noch einmal erklären müssen, wie sehr sie sich sorgte. Dass er nicht einfach einen Zettel mit den Worten »Ich kann nicht mehr« auf dem Küchentisch drapieren und dann in den Wald flüchten konnte, als wäre er ein kleiner Junge. Dazu dieses seltsame Glaskästchen mit dem bestickten Stoff. Das ging so nicht weiter. Entweder er besann sich und wurde vernünftig oder …
Lois presste die Zähne aufeinander und dachte an die guten Tage, an denen er mit einem Graphitstift in der Hand am Holzsekretär saß und auf seinem Skizzenblock zeichnete. Sein zufriedener Blick, die sanfte Miene und seine ruhige Art, mit der er den ganzen Raum erfüllte.
Er war nicht tot, es ging ihm gut, er brauchte nur etwas Zeit für sich. Jeder brauchte das mal.
Eine Windböe zerrte an Lois’ Kleidung und schüttelte Kälte in ihre Glieder. Sie zog den Schal dichter um den Hals und die Mütze tiefer ins Gesicht.
Vor einem umgestürzten Baum blieb sie stehen, weil sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen hatte. Als sie jetzt genauer hinsah, erkannte sie ein kohleschwarzes Eichhörnchen mit schneeweißem Bauch. Es setzte sich in der Mitte hin und putzte sein Fell. Dabei befeuchtete es seine Pfötchen und rieb sie sich über Kopf und Ohren. Es nahm keine Notiz von Lois und scheute sich nicht vor dem Taschenlampenlicht.
Schwarze Eichhörnchen waren so besonders wie Albinos und lebten vor allem in Wäldern im Süden. Sie waren nicht zu verwechseln mit dem unbeliebten Grauhörnchen. Das hatte ihr Ilyan vor ein paar Wochen erklärt. An jenem Tag, an dem er ihr auch unterbreitet hatte, er könnte nicht mehr zur Arbeit gehen. Ja stimmt, er hatte von einem schwarzen Eichhörnchen erzählt, das merkwürdig zahm gewesen war und ihn durch den Wald geführt hatte – bis zu einem Pfad zwischen Birken.
Das Eichhörnchen sprang mit einem Satz vom Stamm herunter, huschte über das Laub und verschwand aus Lois’ Blickfeld.
Also hatte er das Tier wirklich gesehen und es war keine seiner erfundenen Geschichten? Er redete von so vielen zusammenhangslosen Dingen, dass sie nicht mehr wusste, was sie glauben konnte und was nicht. Dämonen, Finsternis, schwarze Eichhörnchen. Das machte für ihn keinen Unterschied. Er bog sich die Realität so wie sie ihm passte. Künstlermentalität nannte sie das, seine Fantasie ging manchmal mit ihm durch.
Aber jetzt hatte sie einen Anhaltspunkt. Wenn sie sich nur genauer daran erinnern würde, wo ihn das Tier aus seiner Geschichte hingeführt hatte.
Lois atmete tief durch und vergegenwärtigte sich die Situation:
Sein Gesicht war aschfahl gewesen, unter dem Tisch hatte er nervös die Finger geknetet. »Es hat mich zu ihr geführt, Lois. Sie ist im Birkenhain.« Seine Stimme zitterte vor Furcht. »Hinter der Lichtung. Da ist sie. Du weißt schon, bei dem Pfad. Wir haben uns als Kinder nie dorthin getraut. Wenn man ihm folgt, dann findet man einen Gedenkstein, und auf dem steht …« Sie erinnerte sich noch daran, wie er einen Zettel aus seiner Hosentasche gezogen und laut vorgelesen hatte: »In der Erde ruht die Kraft. Traure nicht um Vergangenes, denn es ist vergessen. Bedaure nicht den Verrat, denn er ist bedeutungslos. Weine nicht um die Toten, denn sie sind gegangen.« Danach hatte er ihr in die Augen gesehen. »Es ist eine Warnung, Lois. Niemand erinnert sich mehr daran, was da unten liegt, aber es ist eine Warnung. Sie wird uns töten, wenn wir nichts tun. Sie wird Flußwalde brechen.«
Kapitel 2
Um zum Birkenhain zu gelangen, verließ sie den Wald und umrandete auf einem schmalen Feldweg das nördliche Flußwalde. In der Ferne leuchtete im Nebel das orangefarbene Licht der Straßenlampen. Von hier wäre es ein Katzensprung bis nach Hause, wo ein gefüllter Kühlschrank und eine weiche Couch auf sie warteten. Seit Mittag nur trockenes Brötchen und etwas Kartoffelsalat, ihre Kraftreserven waren allmählich verbraucht.
Sie zog ihr Smartphone aus der Tasche und entsperrte das Display. 18:32 Uhr, kein entgangener Anruf, keine Nachricht. Zum wiederholten Mal wählte sie Ilyans Namen aus der Anrufhistorie und hielt sich den Hörer ans Ohr. Die Verbindung wurde hergestellt, das Freizeichen ertönte, nach etwa dreißig Sekunden wurde der Anrufbeantworter eingeschaltet. Keine Chance, sie wusste nicht einmal, ob er sein Handy überhaupt mitgenommen hatte. Sie steckte das Smartphone weg und folgte dem Weg bis hinunter zum Kiessee. Dort wandte sie sich in Richtung Westen, ging das Ufer entlang und betrat erneut den Wald über einen Trampelpfad.
Nach einiger Zeit erreichte sie die Lichtung. Als Kind war sie oft hier gewesen. Mit Ilyan und Rayl. Zusammen hatten sie auf der Holzbank gespielt. Piraten waren sie gewesen, Räuber oder Magier. Die Bank ein Schiff, ein Schloss oder eine Festung. Ihr Vater hatte ihr deshalb Predigten gehalten. »Du kannst nicht mit diesen Jungs spielen, Lois. Du bist ein Mädchen, du solltest ruhiger sein.« Ruhiger war sein Ausdruck für »gehorsam« und »demütig«. Ihm war nie aufgefallen, dass sie zu dritt das loyalste Gespann in Flußwalde gewesen waren. Lois und die beiden Kubiak Brüder. Ilyan das Nesthäkchen. Rayl der Denker. Lois die Entdeckerin. Wie die Zeiten sich änderten und Manches gleich blieb.
Hinter der Bank entdeckte sie den zugewachsenen Pfad. Sie zwängte sich durch das Geäst und beleuchtete den Boden. Zwischen Laub und Moos waren Fußspuren zu sehen, die tiefer in den Birkenhain führten. Füße von durchschnittlicher Größe und wenn sie es richtig sah, das Profil von Sportschuhen besaßen.
Sie würde darauf wetten, dass es Ilyans Spuren waren. Wer sonst würde sich hier rumtreiben? Jugendliche? Vielleicht, aber nicht um die Jahreszeit.
Nach einem Marsch von wenigen Minuten ertönte hinter ihr ein Scharren. Es klang dumpf und hektisch, wie ein Tier, das in der Erde wühlte. Lois hielt den Atem an und lief vorsichtiger, darauf bedacht, kein unnötiges Geräusch zu machen. Doch mit jedem Schritt wurde das Scharren lauter. Das ergab keinen Sinn, denn sie hätte sich davon entfernen müssen. Sie lief schneller, doch egal wie weit sie lief, es kam immer näher. Ein schweres Schnaufen gesellte sich dazu, das nur von einem Keiler stammen konnte. Vor ihrem geistigen Auge tauchten seine spitzen Hauer auf, die haarige Nase, der wilde Blick.
Verdammt, sie musste weg. Sie rannte an den Birken vorbei, Äste peitschten ihr ins Gesicht, sie stolperte, behielt gerade so das Gleichgewicht. Als das Scharren und Schnaufen so dicht bei ihr war, dass sie fest mit einem Angriff rechnete, erblickte sie zwischen zwei Birken den Umriss eines Menschen, und es wurde schlagartig still.
»Hallo?«, fragte Lois unsicher. Sie richtete das Taschenlampenlicht auf die Person. Dunkelgrüne Daunenjacke mit einem gelben Streifen an der Seite. Eine ausgeblichene Jeans. Auf dem Kopf eine Fließmütze, unter der rote Haarsträhnen hervorschauten. Zusammengekauert saß sie auf den Unterschenkeln da, hatte den Rücken zu einem Buckel geformt und die Hände geöffnet vor den Knien abgelegt. Es war eine Geste, die Lois an einen Betenden erinnerte.
»Ilyan, was machst du hier?«, fragte sie und packte die Taschenlampe so auf den Boden, dass die Umgebung gut beleuchtet war. Dann ging sie zu ihm, hockte sich hin, umfasste seine Schultern und sah ihm ins Gesicht. Seine Wangen waren aschgrau und es klebte getrocknetes Blut daran. Eine Platzwunde bedeckte die Schläfe und seine Augen blinzelten fortwährend. War er in Trance?
»Hörst du mich?«, fragte Lois und seine Lippen begannen, sich kaum merklich zu bewegen. Sie beugte sich vor, um etwas zu verstehen, doch es drangen nur schwache Atemstöße aus seinem Mund.
»Ilyan, wach auf!«, wiederholte sie und krallte sich in seine Schultern.
Plötzlich brach hinter ihnen etwas entzwei. Ein kehliges Fauchen erklang und erstarb kurz darauf in der Dunkelheit. Mit einem Mal sackte Ilyans Körper in sich zusammen und fiel in Lois’ Arme.
»Lois?«, murmelte er kaum hörbar.
»Ja, ich bin’s, Lois.«
Sie strich über seinen Rücken und drückte ihn fest an sich. Wie gut es sich anfühlte, ihn bei sich zu haben. Wenn er doch nur ein wenig mehr auf sich achten würde. Seine Stirn lag auf ihrem Brustkorb. Er atmete schwerfällig und schüttelte sich jedes Mal, wenn er die Luft aus seiner Lunge presste.
»Es ist alles gut«, flüsterte sie ihm zu und umarmte ihn fester, damit er ihre Nähe spürte.
»Entschuldige«, flüsterte er.
»Ist schon okay. Ich bin froh, dass es dir gut geht. Zu Hause trinkst du einen Tee, isst etwas und legst dich hin. Dann ist es gleich besser.«
Doch anstatt sich an sie zu kuscheln, wie sie es erwartete, löste er sich aus ihrer Umarmung und drückte sich von ihr weg. Unverwandt musterte er sie, so als ob ihm etwas eingefallen war.
»Zu Hause«, sagte er, »da, wo die Finsternis wartet.«
Lois fixierte ihn. Er war verwirrt, stand unter Schock, was er sagte, konnte sie nicht ernst nehmen. Oder wenn sie es tat, dann musste sie es als Rätsel verstehen. Er dachte immer in Rätseln. Deshalb stand sie auf, griff ihm unter die Arme und zog ihn nach oben. Ohne Gegenwehr ließ er es geschehen und sie führte ihn den Pfad zurück durch den Wald. Sie war müde und erschöpft, spürte ihre Zehen nicht mehr und wünschte sich, bereits zu Hause zu sein.
Am Kiessee blieb Ilyan stehen. Der See lag im Dunkeln, doch sie hörten, wie die Wellen im Rhythmus des Windes ans Ufer schlugen.
Unweit entfernt stahl sich ein Licht in die Dunkelheit. Es glich dem schwachen Leuchten eines hinter Zirruswolken verborgenen Mondes. War dort wirklich jemand auf dem See oder bildete sie sich das Licht ein?
»Ich wollte ihn nicht verletzen«, sagte Ilyan und bevor sie fragen konnte, wen er meinte, fügte er hinzu: »Menschen sind wie Kristallglas. Sie gehen kaputt, wenn die Zeit gekommen ist.«
Ein Rucken fuhr von Lois’ Füßen hinauf in die Spitzen ihres Körpers. Es schüttelte sie so heftig, dass sie sich auf den Boden setzen musste. Zuerst dachte sie, es war sie selbst, dann jedoch verstand sie, dass die Erde bebte. Immer stärker vibrierte es, Ilyan sank mit ihr nach unten. Die Bäume schüttelten ihre Kronen. Ein lautes Krachen ertönte. Tiere liefen hastig an ihnen vorbei. Es dauerte eine Ewigkeit. Ilyan lag in Lois’ Armen, seine struppigen Haare kitzelten sie an der Wange. Sie hielten sich aneinander fest, so wie sie es seit Jahren taten.
Kapitel 3
Rayl lag rücklings im Fischerkahn und schaute hinauf in den nebelverhangenen Himmel. Auf seinen Wangen trockneten Tränen, der Wind streichelte seine Haut. Hier, in der Einsamkeit des Sees, vergaß er seine Verpflichtungen und konzentrierte sich nur auf sich. Er durfte alles sein, denn niemand verurteilte ihn dafür, bezeichnete ihn als schwach oder zu weich.
Grau war der Nebel, grau war der Herbst, grau war die Farbe von Flußwalde. So hatte es Lois einmal gesagt, als sie beide mit Alkohol im Blut am Sandstrand gesessen und die Sonne hinter den Wäldern hatten untergehen sehen. Ungewöhnlich, wie sein Gedächtnis funktionierte. An manchen Tagen wusste er nicht einmal mehr, wann er aufgestanden oder sich für die Arbeit fertig gemacht hatte, verlegte den Hausschlüssel und wichtige Unterlagen, aber Lois blieb immer da. Jedes Wort, jeder Augenblick. Als ob sie in einem separaten Teil seines Kopfes gespeichert war.
Wenn er ihr im Dorf begegnete, grüßte er jedes Mal. Sie grüßte nicht. Manchmal war Ilyan dabei, aber meistens war sie allein. Es hieß, mit einer Frau befreundet zu sein, wäre unmöglich. Letztlich lief es immer auf ein und dasselbe hinaus. Weil die Biologie das so vorgab.
Er schloss die Augen. Langsam atmete er ein, dann wieder aus. Mit jedem Atemzug wurde er ruhiger und seine Glieder entspannten sich. Der Boden unter ihm fühlte sich an wie Watte. Er spürte Wärme an seiner Wange. Lois sah ihn direkt an, gewinnend und selbstsicher, ihr Mund formte Worte, die er nicht verstand. Seine Finger strichen über ihre Arme, über ihre Schultern, wanderten unter den Stoff ihrer Fleecejacke. Es war so leicht, sich bei ihr fallen zu lassen. Automatisch öffnete er seine Hose. Seine Lippen zitterten, so real kam ihm das vor. Er wollte sie spüren, mit ihr eins werden und sie für einen kurzen Augenblick besitzen. Nur ein einziges, verdammtes Mal. Lois und er zusammen, alles auf null gesetzt. Sie berührte mit ihren Lippen seine Wange und hauchte ihm ins Ohr, wie sehr sie ihn genoss. Was für ein Traum, er würde alles dafür geben, seinen Verstand, seine Gesundheit, einfach alles. Diese Frau machte ihn wahnsinnig, sie hatte zu viel Macht über ihn. Zu viel Macht. Er bebte, hörte seinen Puls heftig gegen die Schläfe pochen.
Doch dann, aus dem Nichts, klatschte etwas auf die Wasseroberfläche. Eine hohe Welle erfasste den Kahn und Rayl wurde unsanft zur Seite geworfen. Sein Kopf prallte gegen die Kante. Ein blitzartiger Schmerz zuckte durch seine Glieder und es summte in seinen Ohren.
Der Kahn schwankte wie auf offener See. Welle um Welle schlug gegen das Metall. Wassertropfen stoben in die Luft, prasselten gegen Rayls Kleidung und peitschten in sein Gesicht. Wenn er nicht aufpasste, würde er kentern. Mit ganzer Kraft klammerte er sich fest und drückte sich dicht auf den Boden. Der Kahn wurde nach oben gerissen, glitt nach unten, wieder nach oben und strauchelte minutenlang über den See. Bis sich das Wasser beruhigte und wieder in Reglosigkeit erstarrte.
Über ihm war es still und grau. Rayls Körper jedoch schlotterte erbärmlich. Er hätte ins Wasser fallen und ertrinken können. Mitten auf dem See wäre niemandem sein Schreien aufgefallen. Nicht, dass irgendjemand seinen Tod bedauern würde, aber er war noch nicht bereit.
Mit einer raschen Bewegung zog Rayl die Hose hoch und schloss seinen Reißverschluss. Er hob das Ruder auf, setzte sich hin und begann, den Kahn in Richtung Steg zu lenken, wo er beim Aufbruch eine Laterne stehen gelassen hatte. Gerade als er sich in die Richtung drehte und die ersten Ruderstöße tat, entdeckte er etwas Ungewöhnliches auf dem Wasser. Die LED Leuchte, die an seiner Jacke festgemacht war, bestrahlte es schwach. Ein Stück Holz? Nein, es bewegte sich geschmeidig leicht auf der Wasseroberfläche und war einige Meter lang. Es sah mehr aus wie ein Schlangenkörper mit spitzem Kopf und Hörnern. Rayl kniff die Augen zusammen, um mehr zu erkennen. Was da vor ihm schwamm, hatte eine raue, schuppige Haut. Sie ähnelte Flechten, die auf Stein wuchsen und an denen Wasser abperlte. An einigen Stellen leuchtete sie wie unter Schwarzlicht und darüber flogen winzige Partikel. Lautlos strebte es in Richtung Flußwalde.
»Scheiße«, flüsterte Rayl, blinzelte und schüttelte sich. Als er erneut aufs Wasser sah, waren da nur noch er und der Nebel. Eine Ewigkeit starrte er auf die Wasseroberfläche, während sein Verstand eine Erklärung suchte. Einbildung war das gewesen, eine optische Täuschung, ausgelöst durch Panik. In Wirklichkeit hatte er einen großen Fisch gesehen. Nur einen großen und leuchtenden Fisch?
Rayl zog das Ruder in den Kahn, legte es auf seinem Schoß ab und betrachtete es wortlos.
Vielleicht wurde er auch verrückt. Genauso wie sein Bruder Ilyan. Der glaubte seit Jahren, Dinge in Flußwalde zu sehen, die nicht existierten. Manchmal zeichnete er sie oder redete so detailliert darüber, als ob er sie wirklich getroffen hätte. Entfernte Bekannte aus Ilyans ureigener Welt.
Am Ufer sah Rayl ein zweites, sehr helles Leuchten wie von einer Taschenlampe. Es bewegte sich rasch auf und ab. Er stellte sich vor, dass dort am Waldrand jemand hastig ins Dorf lief. Er rührte sich nicht, bis auch dieses Licht völlig vom Nebel verschluckt worden war. Dann erst steuerte er zum Steg, verließ mit weichen Knien den Kahn und zurrte ihn fest. Als er seinen Rucksack aus dem Kahn holte, ertönte hinter ihm das Heulen einer Sirene. Feueralarm. Was für eine Nacht.
Kapitel 4
Die Erde bebte nicht mehr und dennoch fühlten sich Lois’ Schritte wackelig an. All das war so seltsam. Es gab keine Erdbeben hier in der Gegend. Die gab es nur in Südostasien oder dort, wo die Kontinentalplatten aufeinandertrafen. Nicht im Flachland wie hier, oder? Dunkel erinnerte sie sich daran, dass es vor ein paar Jahrzehnten mal im Westen eins gegeben hatte. Mit Erdrutsch, Sandfontänen und vielen Verletzten.
Ilyans Hand hing kraftlos in ihrer, während sie über die Feldwege bis zur Hauptstraße liefen. Im Dorf herrschte Chaos. Überall eilten aufgeschreckte Menschen umher. Steine, Dachziegel und Glasscherben lagen vereinzelt vor Gebäuden, deren Fassaden mit Rissen durchzogen waren. Ein kleines Mädchen hielt einen Ziegelstein in der Hand und betrachtete ihn verwundert, während ihre Mutter telefonierte und im Kreis über den Bürgersteig ging. Bei einem Haus war ein Dachbalken gebrochen und in den darunter liegenden Raum gestürzt. Die Besitzer standen davor und hielten sich bibbernd aneinander fest. Die Jacken hatten sie sich wohl nur schnell übergeworfen, um den Schaden zu begutachten, denn an den Beinen schlackerten Schlafanzughosen.
Lois schlängelte sich an den Menschen vorbei und belauschte ein Gespräch zwischen mehreren Dorfbewohnern. Aufgeregt sprachen sie durcheinander und gestikulierten dabei wild. Einer deutete in Richtung Markt und sie schnappte die Worte »ein Haus brennt, vielleicht greift das Feuer über, die Feuerwehr ist schon da« auf. Diese Aussagen deckten sich damit, dass ein kaum merklicher Geruch von Qualm in der Luft hing.
Lois bog in die Straße ihres Zuhauses ein und überbrückte die letzten Meter bis zum Gartentor. Dort angekommen, warf sie einen flüchtigen Blick auf ihr Haus. Der Giebel wirkte unbeschädigt, genauso wie die Außenfassade, obwohl sie den tatsächlichen Schaden erst im Tageslicht erkennen würde.
Lois zerrte ihren Schlüsselbund heraus und öffnete das Gartentor. Im gleichen Augenblick wetterte jemand lautstark hinter ihr: »Ist das sein Werk? Was hat der Junge dieses Mal angestellt?« Eilig sah sie über die Schulter hinweg und erkannte im Halbschatten der Straßenlaterne den Grießgram der Wusters. Einem Feldmarschall gleich stand er da, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, die Augen boshaft zusammengekniffen. Der alte Mann hatte immer etwas zu meckern, wenn er sie sah. Lotterleute nannte er sie und wiederholte in regelmäßigen Abständen, ob sie Ilyan nicht endlich zur Polizei bringen wollte, damit man ihn einsperrte. Einen Kriminellen zu verstecken, Frau Jäger, das ist eine Straftat. Wie traurig das Leben sein musste, wenn man sich nur auf seinen Hass konzentrierte.
Ohne ihm weiter Aufmerksamkeit zu schenken, lief Lois mit Ilyan zur Haustür und öffnete sie.
Im Haus empfing sie der vertraute Geruch von Heizungsluft und altem Holz. Sofort entspannte sie sich und ließ die Ruhe auf sich wirken.
Auf dem Boden lagen einige Dinge verstreut herum. Sie waren aus den Regalen gefallen oder von den Kisten, die Ilyan nach seiner Kündigung in einem Anflug von Aufräumwut am Eingang abgestellt hatte. Später würde sie Ordnung schaffen müssen. Zuerst half sie ihm jedoch dabei, die Jacke auszuziehen, führte ihn die Treppe hinauf und brachte ihn in sein Schlafzimmer. Auf dem Schreibtischstuhl legte sie frische Kleidung ab.
»Du solltest deine Sachen wechseln und dich ausruhen«, meinte sie, als sie fertig war, doch er schien sie nicht zu hören. In sich zusammengesunken saß er auf dem Bettrand, schaute ins Leere und wirkte beunruhigend kraftlos. Lois setzte sich neben ihn und strich ihm vorsichtig über den Rücken. Selbst durch den Strickpullover spürte sie, wie dünn er war. Er aß zu wenig, schlief zu viel und bewegte sich nur im Notfall.
»Schaffst du das?«, fragte sie ihn.
Er antwortete nicht und Lois seufzte. Also brauchte er ihre Hilfe.
Sie zog ihm Jeans und Socken aus, stülpte ihm eine frische Hose über, half ihm aufs Bett und legte eine Daunendecke über seinen schmalen Körper. Er ließ es einfach geschehen. Murrte nicht. Zuckte nicht. Stützte sich nur einmal bei ihr ab.
Von außen betrachtet musste diese Szene so falsch aussehen. Sie, die sich um einen zwanzigjährigen Mann kümmerte als wäre er ihr Sohn, obwohl sie nicht einmal Blutsgeschwister waren. Normal wäre doch gewesen, wenn sie miteinander lebten wie in einer Wohngemeinschaft. Jeder mit eigenen Interessen, Hobbys, Arbeit und Freunden. Aber immer wenn sie versuchte, sich diesem Zustand anzunähern, Ilyan zu etwas motivierte oder seltener da war, weil sie zum Beispiel zum Sport ging, wurde es schlimmer.
Das letzte Mal, als es ihm dermaßen schlecht gegangen war, lag Jahre zurück. Es drückte unangenehm in der Brust, wenn sie an jene Zeit dachte. All die Stunden und Tage, in denen er kaum ein Wort herausgebracht hatte oder wenn, dann nur etwas Dunkles und Tiefschwarzes, leise geflüstert – mit zynischem Tonfall. Auf keinen Fall wollte sie, dass sich das wiederholte.
»Es ist nicht schlimm, dass du im Wald warst«, sagte sie. Ilyan drehte den Kopf zu ihr und schaute sie mit seinen traurigen Augen an. So als ob sie allein all das gut machen konnte, was ihn quälte, »jeder braucht mal seine Ruhe. Ich verstehe, dass dir das hier schwerfällt. Das Leben im Dorf und mit mir ist nicht leicht. Natürlich möchtest du lieber alles allein hinbekommen und das wirst du auch. Es braucht nur Zeit.« Sie wiederholte, was er vor Monaten mal zu ihr gesagt hatte. »Du bist auf einem guten Weg. Heute war ein Rückschlag, ja natürlich, aber das ist normal. Jeder hat Rückschläge, ich auch. Es geht immer auf und ab. Das ist das Leben.« Einen Augenblick machte sie eine Pause und hatte wirklich das Gefühl, zu ihm durchzudringen. Meistens brauchte er nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung und es ging vorwärts. »Was passiert ist, ist passiert. Mach dir nichts draus, heb den Kopf und sag dir, morgen ist ein neuer Tag und er wird besser.«
Kaum hatte sie das »besser« ausgesprochen, drehte er sich weg und zog die Decke über seinen Kopf. Sie hatte ihn verloren. Wieso? Es ergab überhaupt keinen Sinn. War irgendetwas an ihrer Formulierung falsch gewesen?
»Hey«, sagte sie, doch er rückte von ihr weg. Sofort beschleunigte Lois’ Herzschlag und in ihr Gesicht stieg Hitze. »Dann eben nicht«, wollte sie ihm patzig zuwerfen, schluckte den Satz jedoch hinunter. Stattdessen meinte sie: »In Ordnung, ich lasse dir deine Zeit allein.«
Damit erhob sie sich, lief nach unten in die Küche und füllte Wasser in den Wasserkocher. Sie stützte sich auf der Arbeitsplatte ab und holte tief Luft. Einmal, zweimal, dreimal, doch sie schaffte es nicht, sich zu beruhigen. Am liebsten wollte sie etwas nehmen und vor Wut gegen die Wand werfen. Es war so aussichtlos. Aber Lois Jäger hatte gelernt, ihre Gefühle zu kontrollieren. In ihrer Familie war das essentiell gewesen, denn man durfte keine haben. Man musste auf Firmenessen lächeln, sich schick kleiden und in Zurückhaltung üben. Nicht laut sprechen, aber auch nicht zu leise. Nicht zu fröhlich sein, aber auch nicht zu traurig. Perfekt dazu gehören und trotzdem einen außergewöhnlichen Eindruck hinterlassen. Aber vor allem anderen hatte sie gelernt, nicht faul zu sein.
Deshalb kochte sie Tee, wärmte das Essen vom Vortag auf und brachte ihm beides ins Zimmer. Sie stellte es auf dem Nachttisch ab und betrachtete ihn noch einmal. Wie er da lag, eingehüllt in Daunen und Stoff als wäre er ein schutzloses Kind. Was sollte sie nur tun?
Letztlich wandte sie sich ab, schlich die Treppe hinunter und setzte sich im Erdgeschoss auf ihren Lieblingssessel im Wohnzimmer. Vom Essen hatte sie sich ein wenig abgezweigt und stillte endlich ihren Hunger. Vorsichtig trank sie vom heißen Tee und überlegte derweil, ob sie aufräumen oder sich mit irgendeiner Serie beschallen lassen sollte. Es gab genug zu tun im Haus, das ganze Zeug, das im Flur herumlag, schauen, ob vielleicht ein Loch im Dach war. Doch je länger sie da saß, umso häufiger tauchten Bilder von Ilyan im Wald auf. Diese Geräusche um ihn herum, dann das Erdbeben, seine Worte, die sie nicht verstand. Es war so wirr und konfus. Sie musste dringend irgendetwas tun, sich bewegen, die überschüssige Energie abbauen.
Mit einer entschlossenen Bewegung stand Lois auf, zog sich Jacke und Schuhe an, schnappte sich den Schlüssel und verließ erneut das Haus.
Kapitel 5
Der Brand wütete im Osten von Flußwalde. Lois sah die Flammen hinter der grauen Nebelwand schon von weitem. Meterhoch züngelten sie in den Himmel hinauf und tauchten den Horizont in trübes, gelbrotes Licht. Blaue Sirenen leuchteten dazwischen und der beißende Geruch von verbranntem Holz und Gummi stieg ihr in die Nase. Je näher sie der Quelle kam, umso mehr Unruhe herrschte. Mehrere Löschfahrzeuge pumpten Wasser durch Schläuche, die ausgerollt bis zum Brandherd reichten.
Viele kamen herangeströmt und wollten helfen.
»Was ist passiert?«, hörte Lois, oder: »Wie kann das sein?« Verwirrung und Angst machten sich breit. Es geschah selten etwas Aufregendes in Flußwalde, doch wenn, dann war es ein Unglück, das Schlagzeilen machte. Kein Wunder also, dass gleich zwei Katastrophen fließend ineinander übergingen.
Eine junge Frau, die Lois ab und an beim Einkaufen traf und deren Name ihr immer wieder entfiel, sprach sie an und sagte in aufgelöstem Tonfall: »Ich bilde mir das nicht ein, oder? Es gab ein Erdbeben und da ist ein Großbrand?«
»Ja, das passiert gerade wirklich«, antwortete Lois. Die Frau schlang ihre Arme fest um den Oberkörper, krallte ihre Finger in den Anorak und begann, von ihrer Familie zu sprechen.
»Sie schlafen ein paar Häuser weiter, die Kinder meiner Schwester. Gerade so konnten wir die Kleinen nach dem Geschüttel beruhigen. Was für ein furchtbarer Zufall, dass ihr Mann ausgerechnet jetzt im Außendienst ist. Zum Glück wohne ich nebenan. Eine schlimme Zeit ist das, alles wird zerstört, Häuser, Existenzen, es ist wie im Krieg.«
Mit jedem Wort geriet sie mehr in Panik, ohne Lois Raum für eine Antwort zu lassen. Als die Frau dann auch noch eine Verschwörung ins Spiel brachte, die laut ihrer Aussage mit jener tragischen Sache vor ein paar Jahren zusammenhing, seilte sich Lois ab. Manche im Dorf steigerten sich da in etwas hinein. Lois war das leid. Keiner von denen musste sich wirklich fürchten, in ihren gepflegten Vorgärten mit teuren Holzzäunen und der penibel geschnittenen Hecke ging es ihnen gut. Trotzdem teilten sie ihre Angst mit jedem. Sie sammelten sich in Gruppen vor dem Tante Emmaladen, dem Bäcker oder auf dem Markt und redeten und redeten, bis sie so laut wurden, dass jeder um sie herum mithören konnte. Von einem Zeichen sprachen sie, von Unheil, das von denen aus der Stadt – den Zugezogenen – hierher gebracht worden war. Immer dann kam sich Lois wie in einer Blase vor. Als ob sie die Einzige war, die das nicht logisch nachvollziehbar fand, sondern schlicht als das betrachtete, was es war – Panikmache. Heute Abend würde ihnen noch mehr Anlass zum Tratschen geben.
Sie ging zu einer Polizistin, die gerade dabei war, eine Funkmeldung durchzugeben. Lois kannte sie noch aus der Schulzeit. Die Tochter der Bänkerfamilie aus dem Süden. Soweit sie sich erinnerte, plauderte sie gern und viel.
»Hi«, grüßte Lois als die Frau das Funkgerät weggesteckt hatte, »weißt du, woher das Feuer kommt?«
»Nein, keine Ahnung. Bisher gibt’s nur Spekulationen. Scheint durch das Beben ausgebrochen zu sein und war vielleicht ein offenes Feuer. Ein Holzscheit, der runtergefallen ist, das ist die Theorie.«
»Hm... Kann ich euch irgendwie helfen?«
»Gott bewahre«, entfuhr es ihr. »Helfer machen hier nur Probleme. Geh lieber nach Hause und überlass das uns. Die Feuerwehr hat so schon Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten.«
Lois sah zum Feuer hin. Es war mindestens fünfzig Meter entfernt, die Straße war gesperrt. Überall sah sie Feuerwehrleute, die einander Anweisungen zuriefen. Sie stellte sich vor, wie heiß und stickig es dort sein musste.
»Ist wer gestorben?«, fragte Lois.
Die Polizistin stemmte die Hände in die Seite, sah kurz zu Boden und schnalzte mit der Zunge. »Es ist nur von Erlens Mietshaus betroffen. Er war im Haus, als der Brand sich ausgebreitet hat und liegt mit Verbrennungen im Krankenhaus. Die anderen Mieter sind schnell geflüchtet. Sonst wird niemand vermisst, aber es ist auch die Scheune dabei. Manchmal gehen die Jugendlichen nachts da rein, um zu trinken. Keine Ahnung, ob wir noch eine Überraschung erleben.«
Von Erlen. Lois steckte ihre Hände in die Hosentaschen und dachte an das Gesicht von Flußwaldes Bürgermeister. Dieser Kerl verströmte zu jeder Zeit eine Aura von übertriebener Selbstkontrolle. Immer ein Lächeln auf den Lippen, immer ordentlich und mit Anzug gekleidet. Als wäre Flußwalde eine Firma, die er der größtmöglichen Wirtschaftskraft entgegenlenken musste. Großgrundbesitzer, Immobilienhai und Kapitalist. Damals, als Hanne noch Bürgermeisterin gewesen war, hatte sich Flußwalde menschlicher angefühlt. Die burschikose Frau mit den weisen Augen hatte sich für die kleinen Leute stark gemacht und sie durch jede Krise geführt. Ohne Hektik und mit einer angeborenen Erhabenheit, die einen verstummen ließ. Sie und von Erlen kamen aus gutem Grund nicht miteinander aus. Er hatte sie verdrängt und nicht nur das, er hatte vor allem anderen Ilyan Unrecht getan.
»Alles okay, Lois?«, fragte Rita, als ob sie ahnte, was ihr durch den Kopf ging.
»Klar, bei mir immer«, entgegnete sie, doch Rita runzelte besorgt die Stirn.
»Ok, ich dachte nur, das hier erinnert dich vielleicht an damals. Dieser Vorfall am See, als du …«
»Mir geht’s bestens«, warf Lois ein und hörte selbst wie spitz das klang. Kein Wunder, dass Rita sie danach nur noch intensiver scannte.
»Dann ist gut. Ich habe nur gefragt, Lois, das war kein Angriff.«
»Ich weiß.«
Die Luft zwischen ihnen fühlte sich mit einem Mal dicker und schwerer an. Es war wirklich zum Schreien, wie sehr sich die Menschen auf diese eine Sache konzentrierten, sobald sie Lois oder Ilyan sahen. Als ob sie ein Schild mit sich herumtrugen, auf dem geschrieben stand: Wir haben versagt.