Goodbird - Gilbert L. Wilson - E-Book

Goodbird E-Book

Gilbert L. Wilson

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Beschreibung

Goodbird, ein Hidatsa, war der Sohn von Waheenee, geboren 1870. Er erlebte die alten Traditionen des Erdhüttendorfes, in dem die Frauen Landwirtschaft betrieben, bis hin zu einer Zeit, in der man sich den erzwungenen Veränderungen angepasst hatte, während wichtige kulturelle Elemente trotz pädagogischer, religiöser und anderer Bemühungen, sie zu verändern, beibehalten wurden. Als Junge lernte Goodbird noch die traditionelle Jagd mit Pfeil und Bogen und schlich durch das Unterholz des fruchtbaren Landes am Missouri River, das 1954 vom Garrison-Damm überflutet wurde. Goodbird schildert eindringlich die Auswüchse des "Dawes Allotment Act" und die damit erzwungene Umsiedlung der Mandan, Arikara und Hidatsa nach Independence im heutigen Fort Berthold Reservat in North Dakota. Dieses Buch ist Goodbirds eigene Lebensgeschichte, die eine Zeit abdeckt, in der die Kultur des Volkes fast zerstört wurde – mit besonderen Angriffen auf die Religion – und sie Farmer werden sollten. Ein wertvolles Zeitzeugnis, erzählt aus indigener Sicht. Der Autor Gilbert L. Wilson hat in vielen Interviews diese Lebensgeschichte aufgeschrieben … und lässt Goodbird mit dessen eigenen Worten erzählen.

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Goodbird

Die Welt der Hidatsa

Von Gilbert L. Wilson nach Überlieferungen

von Edward Goodbird

Gilbert L. Wilson, Ph.D.

Sammler für das American Museum of Natural Historyin New York, Professor für Anthropologieam Macalester College

Mit einer Einführung von Mary Jane SchneiderUnd Illustrationen von Frederick N. WilsonÜbersetzt von Tobias Enge

Minnesota Historical Society PressSt. Paul, 1985

Impressum

Goodbird – Die Welt der Hidatsa, Gilbert L. WilsonTraumFänger Verlag Hohenthann, 20211. Auflage eBook Januar 2022eBook ISBN 978-3-948878-09-2Lektorat: Michael KrämerSatz/Bildbearbeitung: Janis Sonnberger, merkMal VerlagDatenkonvertierung: BookwireTitelbild: James AyersIllustration: Frederick N. WilsonÜbersetzer: Tobias EngeCopyright by TraumFänger Verlag GmbH & Co. Buchhandels KG,Hohenthann

Inhalt

Einleitung

Vorwort

Geburt

Kindheit

Die Götter

Indianischer Glaube

Schulzeit

Bisonjagd

Landwirtschaft

Der Weg des Weißen Mannes

Einleitung

Ein Teil der Recherche, auf der diese Einführung beruht, wurde geleistet, als der Autor ein Forschungsbeauftragter für die Minnesota Historical Society war und im Rahmen einer Ausstellung über die Kultur der Hidatsa mit den Sammlungen des Gilbert L. Wilson arbeitete. An dieser Stelle sei der großzügigen moralischen und finanziellen Unterstützung der Minnesota Historical Society gedankt. Der Autor möchte außerdem den Mitarbeitern der State Historical Society of North Dakota und dem Department of Anthropology im Museum of Natural History für die Hilfe bei der Ortung von Material, welches im Zusammenhang mit Goodbird, Gilbert L. Wilson und den Hidatsa steht, danken.

Die Geschichte von Edward Goodbird, einem Hidatsa von der Fort Berthold Reservation in North Dakota, war ursprünglich verfasst, um christlichen Kindern andere Völker und Kulturen näherzubringen. Aber es ist mehr als ein Kinderbuch. „Goodbird the Indian: His Story“ wurde im Jahre 1914 vom Rat der Frauen für Heimatmissionierung für deren konfessionellen Heimatmissionierungs-Studienkurs veröffentlicht. Dieses Buch bietet einen seltenen Blick aus der Sicht eines Beteiligten auf verschiedene historische Ereignisse, die das Leben aller indianischen Völker verändert haben. Gleichzeitig ist es ein Meilenstein in den anthropologischen Schriften.

Der Autor, Gilbert Livingston Wilson, griff anderen Anthropologen etwa eine Dekade voraus, indem er eine Biografie benutzte, um die von ihm studierte Kultur zu veranschaulichen1. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass dieses Buch eher als Kinderbuch als als akademische Schrift angesehen wurde, so dass es keine Beachtung fand und in der größten Zeit seiner Existenz ungedruckt blieb. Selbst Experten in der Kultur der Hidatsa sind sich der Existenz dieses Buches teilweise nicht bewusst. Obwohl seine Schriften von der Presse und der allgemeinen Öffentlichkeit stark frequentiert wurden, erlebte Wilson zeit seines Lebens einen ähnlichen Mangel an Beachtung. Sein Tod im Jahre 1930 wurde von der anthropologischen Gemeinde nicht weiter beachtet. In der Tat ist es sogar einfacher, Todesanzeigen von Goodbird als welche von Wilson zu finden.

Siebzig Jahre nach der Veröffentlichung von „Goodbird the Indian“ haben wir nun die Möglichkeit, sowohl das Werk, als auch den Autor aus dem Dunkel zu holen. Diese neue Betrachtung beinhaltet eine Konzeption der Bedürfnisse und der Zukunft indianischer Völker und Kultur, die sich von der Konzeption der frühen Jahre des letzten Jahrhunderts unterscheidet. Mit der Verwendung eines dokumentarischen Berichts aus den Aufzeichnungen Wilsons können wir Wilson als Biografen und Goodbird als Forschungsobjekt untersuchen. Wir können diesem Buch zudem die letzten Seiten des Lebens von Edward Goodbird hinzufügen.

Wilsons Einstellungen und seine Handlungen waren unüblich für seine Zeit. Goodbird stellt eines der wenigen Beispiele dar, in denen ein Anthropologe versucht hat, ethnologische Informationen für eine breite Masse, besonders für Kinder, bereitzustellen. Wilson war überzeugt davon, dass es einen Bedarf an guten, historisch korrekten Kinderbüchern über Stammeskulturen gibt. Er plante zwei weitere Biografien zu schreiben und sammelte Material für die Arbeit an der von Goodbirds Mutter, Waheenee (Buffalo Bird Woman, auch bekannt als Mahidiweash oder Maxidiwiac), und der ihres Bruders Wolf Chief. Beide waren Kinder von Small Ankle.

„Waheenee: An Indian Girl’s Story“ wurde 1921 veröffentlicht, die Biografie von Wolf Chief wurde nie beendet.

Im Ersinnen seiner Arbeit als erzieherischer Trilogie für Kinder hat Wilson gleichzeitig seine humanistische Einstellung offenbart. Goodbird, Buffalo Bird Woman und Wolf Chief waren mehr für ihn als Repräsentanten einer anderen Lebensart. In der Tat grenzt sich der Titel „Goodbird the Indian: His Story“ stark von Wilsons persönlichem Zugang zu dieser Materie ab. Der Titel wurde vermutlich vom Verleger gewählt. Im Vorwort benennt Wilson dieses Buch als Goodbirds Story. Es gibt keine Stelle im Buch, in der Goodbird als „der Indianer“ dargestellt wird. Er ist stets Goodbird – ein Mann, der versucht, so gut es ihm möglich ist, mit den Umwälzungen in der Gesellschaft und Wirtschaft auszukommen. Zudem zeigen die Titelseiten der Bücher Goodbird und Waheenee, dass es sich um die Geschichten der beiden Protagonisten handelt, wie sie Gilbert Wilson direkt überliefert wurde. In keinem der Bücher tritt Wilson aktiv in Erscheinung.

Das macht den Charme und die Stärke der Bücher aus – es gibt eine Wirklichkeit und eine Direktheit zu den Lebensgeschichten der jeweiligen Person. Da Goodbird und Buffalo Bird Woman aus unterschiedlichen Generationen stammen und unterschiedlichen Geschlechts sind, eröffnen die Geschichten eine ungewöhnliche Möglichkeit, die Stammeskultur und den Übergang in das Leben auf der Reservation durch die Augen zweier Menschen zu sehen, die sich in ihren Persönlichkeiten und ihren Erfahrungen unterscheiden.

Wilson muss auch als Darsteller im Drama dieser Leben verstanden werden. Er wurde in Springfield, Ohio, im Jahre 1869 geboren und war das älteste von drei Kindern. Da er von Kind an von den Indianern fasziniert war, studierte er indianische Gegenstände und die Geschichte, indem er so viel las, wie er nur konnte. Diese Tatsache führte später zu seiner Vorliebe, Kinderbücher über indianische Mythologie und Kultur zu schreiben. Nachdem er am theologischen Seminar in Princeton 1899 einen Abschluss als Theologe erworben hatte, wurde er als presbyterianischer Priester zuerst nach Minnesota, dann nach North Dakota berufen. Während er als Priester in Mandan, North Dakota, diente, besuchte Wilson historische Stätten der Mandan und Hidatsa entlang des Missouri und nahm an Feierlichkeiten der Indianer dieser Region teil. 1905 besuchte er die Standing Rock Reservation, interviewte dort einige Sioux über ihre Vergangenheit und schrieb deren Geschichten nieder. Im selben Jahr verfasste er eine Beschreibung der Reden und Diskussionen eines Rates, der zwischen den Anführern der Sioux und Vertretern der Regierung aus Washington, D.C. abgehalten wurde.

Irgendwann entschied Wilson, das von ihm gesammelte Material zu veröffentlichen. Zusammen mit seinem Bruder Frederick, einem talentierten Künstler, begann er die Planung von einigen Werken über die Mythologie der Indianer. Da Wilson darauf bestand, dass die Illustrationen korrekt sein sollten, besuchten die beiden 1906 die Fort Berthold Reservation. Wilson hoffte, dort Antworten auf seine Fragen über indianische Artefakte zu bekommen, und Frederick plante, einige Skizzen anzufertigen, die zur Illustration der späteren Bücher benutzt werden konnten. Vermutlich kannte Gilbert bereits Charles L. Hall, den Missionar in Fort Berthold, denn die religiöse Gemeinde im westlichen North Dakota war in jenen Tagen recht klein. Jedenfalls gingen die beiden Brüder nach Elbowoods, um Hall um Hilfe für die Projekte zu bitten. Hall schickte sie nach Independence, einer Bauerngemeinde auf der Reservation. Dort trafen sie Jessie McKenzie, einen Kirchenarbeiter der Gemeinde. Dieser stellte ihnen Wolf Chief und Goodbird vor. Dieses Treffen war der Beginn der Zusammenarbeit zwischen Gilbert Wilson und der Familie Goodbirds, welche einen großen Teil des heutigen Wissens über die Hidatsa zum Ergebnis hatte.

1909 wurde Wilson vom Präriehuhnclan adoptiert, und er bekam den Namen Yellow-Haired Prairie Chicken. Diese Verbindung hatte einen profunden Einfluss auf seine Arbeit mit diesem Stamm. Die Verwandtschaftsbeziehungen bei den Hidatsa basierten auf einem System aus einer Zugehörigkeit zu einer Familie und zu einem Clan, welche Verhaltensregeln und Erwartungen vorgab. Da die Clanzugehörigkeit durch die Mutter vererbt wurde, waren Goodbird, Buffalo Bird Woman und Wolf Chief alle Mitglieder des Präriehuhnclans. Sämtliche Mitglieder des Clans wurden als Mütter, Väter, Schwestern und Brüder behandelt. So erhielt Wilson durch die Adoption eine große Familie, die verpflichtet war, ihm zu helfen. Goodbirds Vater, Son-of-a-Star, war Mitglied eines anderen Clans, und von seinen Verwandten, die als Tanten, Onkel und Cousinen betrachtet wurden, erwartete man ebenfalls, dass sie in Zeiten der Not halfen.

Gilbert L. Wilson bei seinen Forschungen

Die Verwandtschaft zwischen Wilson und Goodbird war von seltener Natur, auch wenn zu jener Zeit mehr Nicht-Indianer adoptiert wurden als heutzutage.

Die meisten Anthropologen versuchten objektiv zu bleiben, indem sie sich nicht zu sehr mit den Menschen einließen. Wilson war hingegen der Überzeugung, dass die Tiefgründigkeit der Informationen, die er erhielt, darauf zurückzuführen ist, dass er vom Präriehuhnclan adoptiert worden war. Seine Briefe und Berichte beziehen sich häufig auf diese Bindungen, und die meisten seiner Informanten auf der Reservation waren Verwandte von Goodbird. Als einem Mitglied dieser Familie war es Wilson gestattet, an Ereignissen auf der Reservation teilzunehmen. Goodbird berief sich auf die Familienverbindungen, um Wilson zu helfen, als dieser begann, Objekte für das American Museum of Natural History zu sammeln. Wilson schätzte diesen Bund. Seine Ausbildung als presbyterianischer Geistlicher und sein späterer Doktorgrad in der Anthropologie standen nie im Widerspruch zu seinen starken Familiengefühlen für seine Clanverwandten.

Eine Mitgliedschaft in einem Clan konnte jedoch für den Adoptierten interessante Komplikationen mit sich bringen. 1909 heiratete Wilson Ada Myers aus Springfield, Ohio. Er musste lernen, dass es seiner Frau nicht gestattet war, bei den Interviews zugegen zu sein. Sie war kein Mitglied des Präriehuhnclans, und sie konnte auch nicht in den Clan aufgenommen werden, da eine Ehe zweier Mitglieder desselben Clans nicht gestattet war. Für die Hidatsa war Mrs. Wilson eine Schwägerin und wurde mit Respekt behandelt, stand aber, wie jede andere Schwägerin bei den Hidatsa, der eigentlichen Familie nicht so nah.

Wilson versuchte, seine Arbeit über die Hidatsa durch das Sammeln von Objekten und Informationen für Museen zu unterstützen. 1907 verkaufte er eine kleine Sammlung an George Heye, den Gründer des Museum of the American Indian und der Heye Foundation in New York City. Ein Teil der Sammlung war das heilige Bündel des Waterbusterclans. Wilson hatte dieses von Wolf Chief gekauft und gleichzeitig einen detaillierten Bericht über den Ursprung und die Verwendung des Bündels erhalten. Wilsons erste professionelle Veröffentlichung – eine Arbeit, die in Zusammenarbeit mit George Pepper über dieses Bündel entstand – erschien als Denkschrift in der Zeitschrift American Anthropologist im Jahre 1908. Der Verkauf dieses Bündels hatte Streitigkeiten zur Folge, die erst beigelegt wurden, als das Bündel im Jahre 1938 an den Clan zurückgegeben wurde. Stammesmitglieder hatten in Frage gestellt, ob Wolf Chief das Recht besäße, das Bündel zu verkaufen, und der Kurator der State Historical Society of North Dakota vertrat die Auffassung, dass dieses Bündel im Bundesstaat hätte verbleiben müssen. Aber Wilsons Adoptivfamilie stand ihm bei, und so konnte er seine Arbeit – trotz der Versuche einiger diese zu schmälern – fortsetzen.

1908 begann Wilson, für das American Museum of Natural History (AMNH) zu arbeiten. Er sammelte eine Vielzahl an Gegenständen der Hidatsa und verfasste Beschreibungen, wie diese hergestellt und benutzt worden waren. Wilson wollte, wie auch andere Anthropologen seiner Zeit, Informationen über das Stammesleben – besonders über das Leben vor dem Einfluss der weißen Händler, Missionare und Bürokraten – konservieren. Anders als die anderen Anthropologen stellte er keine Suggestivfragen oder interpretierte die Aussagen. Stattdessen schrieb er das nieder, was ihm die Menschen erzählten. Vergleiche seiner handschriftlichen Aufzeichnungen und seiner abgetippten Berichte für das AMNH zeigen, dass er gewöhnlich ein Thema einleitete, oft durch den Informanten selbst angestoßen, und dann dem Befragten zu reden erlaubte. Goodbird übersetzte die Wörter der Hidatsasprache in stockendes, aber korrektes Englisch, und Wilson schrieb dies nieder. Später benutzte Wilson seine englischen Mitschriften, um seine Berichte zu schreiben, in denen er die originalen Angaben berichtigte und organisierte. Wilson machte stets sein eigenes Eingreifen in den Gedanken des ursprünglichen Sprechers kenntlich – teils als Frage, teils als Kommentar – und er grenzte seine eigenen Beobachtungen von dem ab, was ihm berichtet wurde. Er datierte alle Einträge und identifizierte seine Sprecher. Seine überlieferten Feldstudien zeigen deutlich, dass seine Bearbeitung und Organisation so gering wie möglich gehalten wurde. Seine Berichte sind Modelle der Klarheit und des Detailreichtums. Schließlich modifizierte Wilson das gesammelte Material für die Veröffentlichung durch erneute Organisation und Umformulierungen.