Gorillas kochen gut - Michaela Holzinger - E-Book

Gorillas kochen gut E-Book

Michaela Holzinger

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Beschreibung

Bilba-Oma wohnt in einem grünen Krokodil. Das Hochhaus ist zwar ziemlich hässlich, trotzdem liebt Lotti ihre Nachmittage bei Bilba. Sie kochen gemeinsam und verköstigen alle Nachbarn. Alles scheint perfekt, wäre da nicht dieser Gorilla ins Krokodil gezogen, der Junge, der immer auf dem Schulhof Unruhe stiftet. Und warum steht der jetzt auch noch bei Bilba in der Küche? Lotti muss etwas unternehmen. Aber was? Vielleicht könnte ja ein Kochwettbewerb helfen, um den Gorilla loszuwerden.

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Sammlungen



Michaela Holzinger

Gorillaskochen gut

Illustrationen vonTimo Becker

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationder Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetunter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Neue Rechtschreibung

© 2018 by Obelisk Verlag, Innsbruck Wien

Coverentwurf: Timo Becker

Alle Rechte vorbehalten

Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien

ISBN 978-3-85197-869-8

eISBN 978-3-85197-895-7

www.obelisk-verlag.at

Das Herz ist wie Butter.

Es lässt sich nur mit Wärme erweichen.

Daran sollte man immer denken, wenn man mit Herzen oder Butter zu tun hat.

Pommes wie damals

Äpfel, Zimt und Zucker

Pudel im Strudel

Schlechtwettersuppe

Palatschinken im Bilba-Palast

Orange Suppe mit Grips

Kummerkekse

So ein Schmarrn mit Apfelkompott

Gugelhupf mit Sommersprossen

Kichererbsen mit Murks

Gorlotti

Rezepte aus Bilba Omas Zauberkochbuch

In diesem Buch kommen allerlei Köstlichkeiten vor. Solche, die dir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, so dass du aufpassen musst, beim Lesen die Seiten nicht vollzusabbern. Wenn du das nicht willst, schieb dir lieber schnell was zwischen die Zähne, ehe es losgeht. Einen Apfel.

Oder du holst dir den alten Schokoriegel, der noch in der Schublade rumliegt, der geht auch. Wenn dir das trotzdem zu wenig ist, hilft nur Nachkochen. Die Rezepte findest du zum Glück alle hinten. Vielleicht hast du auch eine Oma, die für ihr Leben gerne kocht … oder einen Gorilla? Wenn nicht, schaffst du das mit ein bisschen Hilfe mit der Zeit auch allein.

Jetzt aber rein ins Vergnügen.

Lotti, das Krokodilhaus und der kochende Gorilla warten schon auf dich, also viel Spaß mit der brodelnden Truppe!

Pommes wie damals

Bilba Oma wohnt in einem Krokodil. Es ist groß. Es ist grau, und es ist echt hässlich.

Immer wenn Lotti mittwochs zu ihr geht, hat sie Herzkribbeln. Vor Freude und vor Aufregung. Oder wie fühlst du dich, wenn du in das Maul eines Krokodils gehst?

Als Lotti vor der alten Hochhaussiedlung steht – es ist ja Mittwoch –, sieht sie es genau vor sich. Wie es da liegt, auf dem Hügel, mit dem langen Häuserreihenschwanz und dem Dächerrücken. Das Maul weit aufgerissen. Die Fensteraugen verschlossen. Es schnarcht sogar ein bisschen, und das klingt wie das Brummen der Stadtautobahn dahinter.

Lotti hat das Krokodilhaus Wilbur genannt. Das klingt schön und auch gefährlich. Wie das Salz in der Suppe, sagt ihre Oma. Und wenn du schon mal Suppe ohne Salz gegessen hast oder versalzte Suppe, weißt du, was Lotti und Bilba damit meinen.

Was sie wohl heute kocht?

Das ist mit Abstand das Beste, was Lotti über ihre Großmutter erzählen kann.

Bilba Oma kocht fantastisch gut! So gut wie niemand sonst auf dieser Welt. Wer so gut kochen kann, sollte eine eigene Fernsehshow haben. Aber davon will Bilba Oma nichts wissen.

Wilburs Maul steht weit offen. Wahrscheinlich hat auch er Hunger. Manchmal glaubt Lotti, dass Bilba nur deshalb so viel kocht, damit Wilbur immer schön brav bleibt. In seinem Bauch kracht es ja so oft. Zwischen den Bewohnern aus Block A. So heißt Wilbur auf der Kopfseite. Block A. Dort wohnt ihre Oma und auch die anderen.

Lotti streckt die Nase in die Luft. Vor dem Hauseingang kann sie noch nicht erraten, was auf Omas Herd brutzelt. In Wilburs Maul müffelt es bloß nach nassem Hund, weil die Eckehards aus dem Erdgeschoss drei Hunde haben, und die sind ziemlich alt.

Im ersten Stock riecht es nicht besser. Frau Milton hat die blöde Angewohnheit, ihre stinkigen Zigarren am Gang zu rauchen. Wäh!

Im zweiten Stock riecht es nach Knoblauch. Nicht weil Herr und Frau Simsek Angst vor Vampiren haben. Sondern weil sie in der großen Fabrik arbeiten und jeden Tag Knoblauchsauce abfüllen.

Im dritten Stock ist es luftiger. Hier riecht es nur nach Bodenseife. Herr Ups putzt für sein Leben gern.

Im vierten Stock riecht Lotti nichts, diese Wohnung steht gerade leer.

Im fünften riecht es nach Hustenzuckerln. Auch die Musik dudelt laut. Der alte Herr Ibrahim hat es mit der Lunge und hört nicht mehr gut.

Im sechsten Stock riecht es nach Käsefüßen. Hier wohnen die drei Studenten Olek, Fadi und Heinrich. Pfui, schnell weg.

Im siebten und letzten Stock schnuppert Lotti endlich etwas. Rosmarin und Oregano und Bergkäse tummeln sich um ihre Nase. Mhm, ihr Bauch knurrt vor Hunger. Sie drückt die Wohnungstür auf, die bei Bilba immer offensteht, denn Oma ist davon überzeugt, dass im siebten Stock keiner mehr einbricht. So ganz ohne Aufzug. Der ist nämlich kaputt, und niemand kommt, um ihn zu reparieren. Armer Wilbur! Außerdem ist bei Bilba Oma ohnehin nicht viel zu holen. Sie hat ja nicht einmal einen Geschirrspüler. Bei Bilba muss man mit der Hand abwaschen. Dafür hat sie Essen. Immer. Das ist eh besser!

„Da bist du ja“, ruft Oma und drückt Lotti einen Schmatz auf die Wange. „Schnell Hände waschen. Heute machen wir Datschi mit Pommes wie damals.“

Was Datschis sind, weiß Lotti schon: Grünkernlaibchen, knusprig gebraten und extra köstlich. Aber Pommes wie damals? Sie schaut auf den Berg Kartoffeln, der auf sie wartet. „Echt, wir machen Pommes selbst?“

„Du machst Pommes selbst“, sagt Bilba und drückt Lotti einen Kartoffelschäler in die Hand. „Während ich die Datschis mache. Also, die Erdäpfel zuerst waschen, dann schälen, dann schneiden, alles klar?“

Lotti nickt. Schließlich ist sie Halbprofi. Seit Mama mittwochs wieder lange arbeitet, kocht Lotti mit Oma die feinsten Dinge. Und zwar alle, die in Bilbas altem Kochbuch stehen. Das ist Lottis Idee gewesen. Sie hat das Kochbuch vor einiger Zeit in Bilbas Küchenschrank gefunden und für einen winzig kurzen Augenblick geglaubt, es wäre ein echtes Zauberbuch. So alt hat es ausgesehen. Und schwer. In dickem Leder gebunden. Die Seiten vollgekritzelt mit Bilbas schnörkeliger Handschrift. Auf Papier, das so vergilbt ist, als wäre es hundert Jahre alt.

„Alles Lebensrezepte“, hat Bilba erklärt und feuchte Augen bekommen. „Manche sind so alt, die stammen noch von meiner Oma und ihrer Oma. Solche Rezepte findest du heute nicht mehr. Da drin sind meine schönsten Kindheitserinnerungen.“

„Wie ein Fotoalbum?“, hat Lotti überlegt.

„Ja“, hat Bilba gemurmelt. „Nur dass ich kein Fotoalbum habe. Ich habe das Kochbuch.“

Also hatte Lotti diese Idee, alle Rezepte aus Bilbas Fotoalbum-Kochbuch nachzukochen. Bilba kocht ohnehin für ihr Leben gern. Und Lotti jetzt auch. Jeden Mittwoch. Gemeinsam. Das ist eine feine Sache.

Lotti macht sich ans Kartoffelwaschen.

Das geht schnell. Das Schälen dauert dagegen lang, weil das gar nicht so einfach ist. Das letzte Mal hat sie sich in den Daumen geschnitten, aber das gehört zum Kochen dazu. „Übung macht den Meister“, sagt Bilba immer, und Lotti ist heilfroh, dass sie ihr auch diesmal das Messer nicht wegnimmt. Mama würde es tun. Und Ilva, Lottis große Schwester, auch.

Bei Bilba hingegen ist Lotti die Große – und das ist gut.

Die Kartoffeln werden in Pommesgröße geschnitten. Dann geht es ab mit ihnen in den großen Topf, wo Öl drin ist. Die Datschis brutzeln schon. Bilba macht noch einen Salat dazu und deckt den Tisch.

„Für drei?“, fragt Lotti erstaunt. Sie hat sich zwar damit abgefunden, dass Bilba ständig Leute aus dem Wilburhaus zum Essen einlädt, um Wilbur bei Laune zu halten. Dann kocht ihre Oma für alle, indem sie Berge von Leckereien serviert. Das ist sehr nett, trotzdem wäre es Lotti lieber, wenn der Mittwoch nur ihnen beiden gehörte. Bilba und ihr. Aber Wilbur scheint auf den Mittwoch nicht verzichten zu wollen. Gefräßig und krachig, wie er ist.

„Herr Ups kommt noch“, erklärt Oma. „Er hat vorhin so ausgesehen, als könnte er was vertragen.“

Lotti seufzt erleichtert auf. Mit Herrn Ups aus dem dritten Stock kann sie leben. Der ist ganz nett, wenn man ihn erstmal richtig kennengelernt hat. Herr Ups heißt nicht wirklich so. Sein richtiger Name ist Josef Traxlraminger-Kreuzsteinmeier, aber im Wilburhaus interessiert das niemanden. Traxlraminger-Kreuzsteinmeier ist auch ein schrecklich langer Nachname. „Bis ich den gesagt habe, ist mir das Essen auf dem Herd kalt geworden“, hat Bilba einmal gemeint. „Und einen Knopf in der Zunge habe ich obendrein.“

„Du könntest ihn ja auch Josef nennen?“, hat Lotti gesagt und kichernd drangehängt: „Oder Sepp?!“

Aber Bilba Oma hat mit dem Kochlöffel in der Luft herumgeschwungen: „Am besten ist, man nennt die Dinge so, wie sie sind. Dann kennt sich jeder aus.“

Naja, was Bilba Oma damit sagen will: Herr Ups heißt nicht ohne Grund Herr Ups.

Eine scheußliche Krankheit ist daran schuld. Sie heißt Tourette-Syndrom. Also: Turett-Sündrom. Besonders wenn Herr Ups sich aufregt, merkt man es. Dann haut er mit der Hand auf die Tischplatte und schneidet Grimassen. Und schreit ganz laut: UUUPPPSSS und andere Dinge. Das klingt jetzt vielleicht lustig. In Wirklichkeit ist das erschreckend und für Herrn Ups furchtbar anstrengend. Weil er das alles gar nicht machen will. Aber sein Kobold im Kopf, wie Herr Ups seine Krankheit nennt, will das so. Und der arme Herr Ups muss dann jedes Mal durch, wenn der Kobold im Kopf tobt.

Heute scheint Herr Ups gut drauf zu sein. Nur manchmal schneidet er eine kleine Grimasse. „Ausgezeichnet, die Grünkernlaibchen“, lobt Herr Ups und stopft sich noch ein Datschi in den Mund. „Und diese Pommes! Lotti, du hast die Gabe deiner Großmutter.“

„Danke“, sagt Lotti, und Herr Ups schneidet eine Grimasse.

Zum Nachtisch gibt es Zwetschkenmus mit Topfenzimtnockerln. Lotti kann kaum zuhören, so fein schmeckt’s. Doch irgendwann sagt Herr Ups: „Die Wohnung im Vierten hat neue Mieter“, und Lotti spitzt nun doch die Ohren. Neue Mieter? Im Wilbur?

„Gut“, meint Bilba Oma. „Der Schuppen kann ein bisschen Leben vertragen.“

„Aber wie die aussehen! Zum Fürchten“, jammert Herr Ups. „Eine Mutter. Mit drei Söhnen. Allesamt groß wie Riesen!“

„Ach geh“, sagt Bilba. „So schlimm wird es schon nicht sein.“

„Doch, doch“, murmelt Herr Ups. „Ich weiß jetzt schon, dass die kein Verständnis haben werden für so einen wie mich. UUUPPPSSS!“ Der Kobold in Herrn Ups’ Kopf stimmt ihm zu. Herr Ups schneidet eine wilde Grimasse und trommelt auf den Tisch. Die Löffel scheppern in den Schalen.

Bilba Oma zeigt sich unbeeindruckt. „Na, Sie haben sich ja eine schöne Meinung über die Neuen zurechtgelegt.“