Gosheven - Karl Bergbauer - E-Book

Gosheven E-Book

Karl Bergbauer

0,0

Beschreibung

Tom und Mona leben seit einigen Jahren in den USA. Aus dem Erbe eines Freundes bekommt Tom eine merkwürdige Box. Er weiß nicht, was er damit machen soll. Sie lässt sich auch nicht öffnen. Erst die Reise nach New Hampshire offenbart ihm, dass er eine besondere Begabung in Verbindung mit der Box hat. Auch dubiose Gestalten interessieren sich sehr für diese Box. Unbeschadet kehren Tom und Mona nach Hause zurück. Zeitgleich häufen sich mysteriöse Entführungen von minderjährigen Mädchen und Jungen. Eine Leiche wird auf einem Grundstück verbrannt aufgefunden und weitere Todesopfer folgten. Haben sie etwas mit den Entführungen zu tun? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Sheriff Ron Myers möchte den Fall schnell klären, wird aber von oberster Stelle gebremst. Wird er es schaffen, bevor noch mehr Tote zu beklagen sind?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 217

Veröffentlichungsjahr: 2017

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Inhalt

Part 1

Part 2

Part 3

Part 4

Part 5

Part 6

Part 7

Part 8

Part 9

Part 10

Part 11

Part 12

Part 13

Glossar

Mein Spezieller Dank

Weitere Bücher aus dem Haus Bergbauer:

Nichts ist unmöglich.

Finde selbst heraus,

was an meiner Geschichte wahr ist,

oder frei erfunden.

Viel Spaß beim Lesen.

Part 1

»Guten Morgen, es ist 8 Uhr und die Sonne begrüßt uns wieder mit freundlichen 23 Grad. Bis heute Mittag wird sie mit Sicherheit die 30 Grad Marke erreichen. Eine leichte Brise aus Nordost wird uns den Tag erfrischen. Sie hören WDUV auf 105,5 FM St. Petersburg. Die Nachrichten. Die Polizei sucht seit gestern Abend ein 12 jähriges Mädchen aus Ruskin. Sie hat lange blonde Haare, trägt ein rotes T-Shirt und einen hellblauen Minirock. Der Sheriff schließt nicht aus, dass es sich um eine Entführung handeln könnte. Für Hinweise …«

Im gleichen Moment erreicht Tom mit seiner Hand den Radiowecker und drückt die Taste, um dem Geplapper ein Ende zu bereiten. Stimmt, die Sonne strahlt wie üblich durch die Jalousien. Gott kann das Leben schön sein, das ist einer der Vorzüge, wenn man in Florida lebt. All zu gut konnte sich Tom noch an die Jahre erinnern, die er sein Leben lang in Deutschland als Thomas verbracht hatte. Regen, kalt, trüb, Eis und Schnee. Ach ja, Sommer gab es ja auch manchmal. Leider immer viel zu kurz, wobei Deutschland ansonsten ein herrlich schönes Land ist. Mit Sicherheit konnte er behaupten, dass man mit Sonnenschein bessere Laune hat und der Tag angenehmer verlief. Das sah man schon an den Menschen hier, jeder war gut drauf und hatte ein Lächeln auf den Lippen.

Ach was soll‘s, jetzt lebe ich hier und gut ist, dachte Tom. Mit Schwung verlies er sein Bett und ging ins Badezimmer. Mona, sein angetrautes Eheweibchen, die man in Deutschland noch Monika genannt hatte, war schon mit der Dusche fertig und befand sich im Ankleidezimmer. Auch so ein Vorzug von Florida. Gegenüber der 78-m2-Wohnung in Deutschland verfügten sie nun über 200 m2im eigenen Haus auf einer Ebene.

Gemeinsam saßen Mona und Tom beim Frühstück in der Küche und besprachen ihren Tagesablauf. Für Mona war es recht einfach. Sie besaß ihre eigene Werkstatt im Haus, wo sie ihr Kunsthandwerk herstellte. Mittlerweile bekam sie als anerkannte Fineart Künstlerin Einladungen zu den angesagten Art Shows im Land. Jetzt konnte Mona sich aussuchen, zu welchen Shows sie gehen wollte oder nicht. Allerdings lagen ihr all die kleinen Ausstellungen, mit denen sie hier begann, immer noch sehr am Herzen. Besonders das Kinderhospiz in Sankt Petersburg war eine der schönsten Shows oder so manche Kirchen, wo Mona ein gern gesehener Gast war. Und nicht nur weil sie den Erlös für einen guten Zweck spendete.

Bei Tom sah das schon anders aus. Tom war der Mann fürs Grobe. Seit Jahren schon wurde sein Name als top Handyman gehandelt. Werbung und Kundensuche lagen schon lange zurück. Zuverlässigkeit und saubere deutsche Wertarbeit zeichneten ihn aus und wurde von seinen Kunden sehr geschätzt. Wobei sich über die Jahre, aus den meisten Kunden sogar Freundschaften bildeten.

Nach dem gemeinsamen Frühstück gingen Mona und Tom wie üblich in ihr Büro. Mona lies es sich nicht nehmen erstmal Kontakt mit ihren Freundinnen aufzunehmen, die mittlerweile in der ganzen Welt verstreut waren, während Tom seine Kunden anrief und Termine vereinbarte. Vor 9 oder 10 Uhr konnte er sich kaum bei jemand blicken lassen. Florida ist voll von Rentnern. Und Rentner haben es hier nicht eilig. Obwohl, wer hatte es hier schon eilig. Viele kamen nur über die Wintermonate und verbrachten den Sommer in ihrem Heimatstaat. Die sogenannten Snowbirds.

Von einigen Kunden hatte Tom den Schlüssel zum Haus und er erledigte seine Aufträge im Sommer, während die Besitzer an ihrem Heimatort die Zeit verweilten. Dieser Deal war für beide Parteien eine gute Lösung. Tom war nicht im Zeitdruck und konnte die Arbeiten, wann immer er Luft hatte, erledigen und der Kunde war in keiner Weise eingeschränkt.

Für heute war eine neue Zwischenwand in einem Wohnzimmer angesagt. Das Material hatte Tom schon gestern vor Ort gelagert. Diese sollte einen Arbeitsplatz vom restlichen Wohnraum abtrennen. Kein großer Akt für Tom. Am Nachmittag musste er auf jeden Fall noch zu Valerie. Sie hatte schon zwei Mal angerufen, um den Termin auch wirklich zu bestätigen. Tom wusste genau, dass sie auf jeden Fall mit Kaffee und Kuchen auf ihn warten wird. Meistens gab es nur eine Kleinigkeit zu tun, aber die Zeit für ein Schwätzchen bezahlte sie gerne. Valerie war in ihren jungen Jahren eine Trapezkünstlerin und zog mit dem Zirkus durch die Vereinigten Staaten. Jetzt, seitdem sie alt war und keine Verwandten mehr hatte, kaufte sie sich ein Häuschen um sich hier in Sun City niedergelassen. Hier war es viel angenehmer als in Michigan, was ihre eigentliche Heimat war, besonders im Winter.

Das Gerüst für die Zwischenwand war schnell aufgebaut und verankert. Jetzt wurden die Gipsplatten montiert und verputzt. Nach dem Abschliff trug Tom noch die Strukturierung auf und schon war das Projekt fertig.

»Morgen das Ganze noch streichen und die Sache ist gelutscht, ab zu Valerie«, entschied Tom, nachdem er mit seiner Arbeit zufrieden war.

»Tom my dear, schön dich zu sehen, ich hab uns einen Kaffee gemacht, möchtest du ein Stück Kuchen dazu?« Ha, hab ich es mir doch gedacht, schoss es Tom durch den Kopf.

»Oh, das ist aber lieb von dir Valerie«, antwortete Tom. »Was gibt es denn Neues?« Und schon fing Valerie an zu erzählen. Es dauerte nicht lange und Tom erfuhr Geschichten aus ihrem Leben im Zirkus. Immer waren es Geschichten, die für Tom sehr abenteuerlich, aber auch sehr interessant waren. Es ist eben eine ganz andere Art zu leben, als wir sie kennen.

Dank Valerie bekam Tom auch viele Kontakte nach Gibsonton zu den alt eingesessenen Zirkusfamilien, die dort seit jeher überwintern, um im Frühjahr wieder nach Norden zu ziehen. Auf ihrer Route durchwandern sie die Vereinigten Staaten, um mit ihren Darbietungen die Menschen zu erfreuen.

In den Wintermonaten steht in Gibsonton die Wiege für neue Attraktionen, Dressuren oder Fahrgeschäften. Alles, was ein Jahrmarkt oder ein Zirkus zu bieten hat. Für Außenstehende eine Welt für sich. Lediglich die Alten oder ein geringer Teil der Familie bleibt zurück um ihr Anwesen zu verwalten. Gut für Tom, für ihn war jeder Besuch ein Erlebnis. In Gibsonton lag der Duft der großen weiten Welt. Kein Ort war exotischer wie dieser. Die prachtvollen Häuser waren vollgestopft mit seltsamen Dingen, die aus der ganzen Welt zusammengetragen wurden. Wurde man erst einmal von einer Familie akzeptiert, standen einem alle Türen offen. Jedes Teil hatte seine Geschichte, die sich Tom liebend gerne anhörte.

Tom kam gegen 17 Uhr nach Hause und traf Mona wie üblich in ihrer Werkstatt an. Aus der Hi-Fi-Anlage klangen deutsche Schlager die Mona immer noch bevorzugte. Im Hintergrund vernahm Tom das rattern der Dekupiersäge.

»Na Schatz, wie sieht es mit einem Cappu auf der Terrasse aus?«

»Na da sag ich doch immer ja. Schön das Du schon zuhause bist, schau mal was ich heute begonnen habe. Ist der Engel nicht schön?« Mona liebte Engel über alles. Tom betrachtete gewissenhaft ihr Werk.

»Man, da hast du dir ja wieder was vorgenommen. Schau dir nur die vielen feinen Konturen an.«

»Ach du wieder. Grobschlosser. Ich schaff das schon.«

Gemeinsam saßen sie auf der Terrasse und ließen den Tag Revue passieren. Im Anschluss warf Tom den Grill an und Mona verschwand in die Küche um die Salate, die sie am Tag vorbereitet hatte, zu holen.

»Hast du gehört, dass in Ruskin ein junges Mädchen verschwunden ist«, fragte Mona, als sie voll beladen zurückkam.

»Ja, das kam schon heute Morgen in den Nachrichten. Letzte Woche ist doch erst ein Mädchen in Gibsonton verschwunden, die haben sie noch nicht gefunden oder weißt du näheres?« fragte Tom.

»Nein, beide sind um die 12 Jahre und wohnten in einem Trailerpark. Mehr ist noch nicht bekannt«, antwortete Mona.

»Wenn man hier jemanden verschwinden lassen möchte, gibt es genügend Möglichkeiten. Ach übrigens, Pam hat angerufen. Wenn du Zeit hast, möchtest du bitte ins Restaurant kommen, ein paar Küchengeräte sind ausgefallen.«

Pam ist die Besitzerin eines Catering Services und besitzt eine Fast-Food-Kette im Großraum Tampa und Sankt Petersburg. Sie und ihre Tochter Linda führen das Unternehmen. Da Tom so gut wie alles reparieren und bauen konnte, war er ihr bevorzugter Ansprechpartner. Pam zahlte sofort und in bar. Bei Tom gab es keine Diskussion über Kosten oder Zeit, während Sie bei anderen Firmen knallhart verhandeln konnte. Tom genoss ihr volles Vertrauen.

»Ja, kein Problem. Wenn ich die Zwischenwand fertig habe, fahre ich vorbei, um zu sehen, was anliegt. Bestimmt sind es wieder die Thermostate« Tom respektierte die Arbeit der beiden Frauen. Als Pams Ehemann eines Tages spurlos verschwand, führte sie die Firma weiter und baute das Geschäft aus. Am folgenden Tag traf Tom gegen Mittag in ihrem Restaurant ein. In weiser Voraussicht hatte er schon einige Thermostate im Auto, womit er auch recht behielt. Innerhalb von zwei Stunden waren die Herde repariert, sodass der nächste Einsatz kommen konnte. Pam war darüber glücklich, es war nicht so einfach jemanden zu finden, der gerne an 220V Geräten herumhantierte. Das war schon Starkstrom für die Meisten. Tom konnte darüber nur schmunzeln. Da für heute nichts Weiteres anlag, entschied sich Tom zu seinem Freund Bill und seiner Frau Kate auf einen Kaffee zu fahren. Somit war er auch schon fast zu Hause. Bill und Kate wohnte nur einige Straßen von Tom entfernt und freuten sich immer wenn sie Besuch bekamen.

Bill stand am Ende seines Stegs, der an einem kleinen See hinter seinem Haus lag, und war tief in seinen Gedanken versunken.

»Hi Bill, beißen die Fische nicht oder treibt sich wieder ein Alligator herum«, rief Tom schon von weiten und schlenderte auf Bill zu. Aus seinem Tagtraum gerissen und zurück im Hier und jetzt drehte sich Bill um.

»Oh Tom, schön dich zu sehen. Nein, ich dachte gerade an Niko. Seit Tagen hat er sich nicht gemeldet, das ist schon sehr ungewöhnlich für ihn.«

Nikolajew Smirnow, von Allen nur Niko genannt war Bills enger Freund. Auch Tom kannte ihn sehr gut. Niko kam in seiner frühen Jugend aus Russland in die Vereinigten Staaten und landete beim Zirkus. Als namhafter Clown reiste er später viele Jahre in der Welt herum, bis er sich letztendlich hier zur Ruhe setzte. Trotz seiner 78 Jahre war sein Befinden recht gut. Bill, ehemaliger Rechtsanwalt aus Buffalo hatte mit seinen 72 Jahren dagegen recht viele Flausen im Kopf. Ohne Bill würde Niko sicher nur in seinem Garten sitzen und in der Vergangenheit leben.

»Wenn du nichts Besseres zu tun hast, lass uns doch zu Niko fahren, dann sehen wir ja, was los ist«, meinte Tom.

»Oh ja, daran habe ich auch gerade gedacht«, erwiderte Bill sofort. »Komm wir nehmen meinen Pick-up.«

Wenige Minuten später erreichten Bill und Tom das Haus von Niko. Auf ihr Klingeln folgte keine Reaktion. Also lief Tom ums Haus, um zu sehen ob Niko auf der Terrasse saß und schlief. Nichts.

»Sein Auto steht in der Garage«, meinte Tom, als er zurückkam. Ich konnte es durch das Seitenfenster sehen.«

»Dann lass uns reingehen, ich habe ein Scheiß Gefühl«, kam sofort von Bill. Gut, das in Florida selten jemand seine Haustür verschließt, also betraten sie das Haus. Beide riefen Nikos Namen und verteilten sich in den Räumen. Bis Bill sehr laut nach Tom rief. Sofort eilte Tom in das Schlafzimmer, wo sich Bill befand. Durch die zerbrochene Decke ragte ein lebloses Bein, das Bill an der Fußfessel nach einem Puls abtastete.

»Ich glaub das war es mit ihm, er ist eiskalt und einen Puls fühle ich auch nicht«, meinte Bill ganz bedrückt. Während Bill die Polizei und Feuerwehr rief, stieg Tom in den Dachboden um sich nochmals zu vergewissern, ob Bill recht hat. Dem war allerdings nichts hinzuzufügen. Niko schien schon ein oder zwei Tage tot zu sein.

Oft war ich der Meinung Bill kennt alle und jeden. Knapp 2 Wochen später meldete sich Ron Myers, bei ihm und teilte Bill mit, dass Niko an Herzversagen starb. Keiner wusste, weshalb Niko in den Dachboden gestiegen ist. Immerhin herrschen dort rund 40° bis 60° je nach Jahreszeit. Ron war der hiesige Bezirks Sheriff und informierte Bill natürlich ganz im Vertrauen. Immerhin war Bill mit Niko weder verwandt noch verschwägert.

Bill hatte die Vollmacht nach Nikos Tod seinen Nachlass zu veräußern und den Erlös einer Stiftung für Kinder zu übergeben. Also musste nun das Haus geräumt, und zum Verkauf hergerichtet werden. Nach Nikos Beerdigung machten sich Bill und Tom daran, Nikos Habseligkeiten zu sortieren. Verkaufen, Spenden, Entsorgen. Tom räumte den Dachboden frei und reparierte die eingebrochene Decke, während Bill sich die ersten Räume vornahm.

»Bill, schau mal, die kleine Truhe habe ich dort gefunden, wo Niko verstarb. Ansonsten war dort in der Ecke nichts Weiteres. Kann es sein, das Niko deswegen im Dachboden war?«

Bill schaute sich fragend die Truhe an. Gerade einmal so groß, wie eine Konservendose aber fein verarbeitet und mit silbernen Beschlägen und kleinen Riegeln.

»Ja schon möglich hast du schon reingesehen?«

»Nein, sie scheint einen Trickverschluss zu haben. Ich hab keine Ahnung wie die aufgeht.«

»Merkwürdig, die behalten wir erstmal und kümmern uns später darum.«

Part 2

Für Tom lief nebenbei der Alltag weiter. Seine Aufträge nahmen kein Ende. Immer mehr neue Kunden kamen mit neuen Wünschen. Tom fand auch jedes Mal eine ideale Lösungen für seine Kundschaft. Sein Ruf, kostengünstig, schnell und sauber zu arbeiten, eilte ihm voraus. Obwohl manches Mal einige der Wünsche ins extreme fielen. Das Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ hatte auch bei Tom seine Grenzen.

Kunden mit einer Anfahrtzeit von 2 Stunden oder mehr lehnte Tom generell ab. In diesem Radius befand sich reichlich Potenzial, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Besonders gut verdiente Tom, in den geschlossenen Siedlungen die mit Gates und Wachpersonal gesichert wurden. Ab einem Gate erhöhte sich sein Stundenlohn automatisch um 50%. Tom erschien das angemessen gegenüber dem Einkommen der dort ansässigen Personen. Abgesehen von den Häusern auf Räder in den Trailerparks sind die gewöhnlichen Steinbauten, wie auch Toms Haus, schon sehr geräumig. Was man aber in diesen Siedlungen antrifft, sprengt jeglichen Rahmen. 1500 m2 Wohnfläche zählten auf jeden Fall noch als klein und bescheiden.

In einem dieser größeren Häuser, vermittelte Pam einen Auftrag an Tom. Pam sollte dort eine Party ausrichten und der Besitzer suchte nach einem diskreten Schreiner, der individuelle Gebrauchsmöbel für seinen speziellen Partyraum anfertigen kann. »Oh ha«, dachte sich Tom, als er die Anforderungen des Besitzers zu hören bekam.

»Das ist ja mal was Neues …, aber machbar.« Nach einer ausgiebigen Besprechung über Maße, Belastung und Ausstattung fertigte Tom einige Skizzen an, um sich den Auftrag vom Besitzer absegnen zu lassen. Schon alleine die Anzahlung, die Tom von dem Kunden erhielt, deckte alle Kosten für den nächsten Monat. Dafür konnte man etwas diskret sein, dachte sich Tom und ging mit frischem Elan an sein Werk.

Nach knapp 2 Wochen war der Job erledigt und Tom überglücklich die Möbel der besonderen Art aus seiner Werkstatt zu bekommen. Für den Transport mietete sich Tom einen geschlossenen LKW, er wollte es vermeiden, das einer seiner Nachbarn etwas davon mitbekam. Die Security am Gate seines Kunden hatte Anweisung ihn ohne Kontrolle passieren zu lassen. Das unauffällige Entladen der Möbel erwies sich ebenso problemlos, da das Gebäude über eine verdeckte Seiteneinfahrt zur Garage verfügte. Zum entladen und transportieren der Möbel in den „Partyraum“ bekam Tom Hilfe von einem muskelbepackten Kerl, der sich zwar freundlich aber als sehr maulfaul entpuppte. Als Tom zum ersten Mal den sogenannten Partyraum betrat, blieben ihm vor Staunen die Worte weg. Von wegen Raum, eine komplette Etage war für seine Gäste und Neigung entsprechend ausgestattet. Während Tom mit seinem Helfer die Möbel aufstellte, versuchte eine Hausangestellte einen Rotweinfleck aus dem dicken Teppich zu entfernen. Plötzlich lief es Tom eiskalt den Rücken herunter, als ihm der Gedanke kam, bitte lass es wirklich Rotwein sein. So wie es den Anschein machte, wurden hier nicht nur harmlose Spielchen abgehalten, sondern ausgiebig harter SM betrieben. Toms Kunde beglich nach Abschluss der Arbeit die Restsumme in bar und mit dem Hinweis auf seine absolute Diskretion erhielt Tom zusätzlich ein fettes Trinkgeld. Tom bedankte sich und verließ mit einem flauen Gefühl im Magen das Haus. Von wegen, Tom fühle sich richtig schlecht und ihm war kotzübel als er das Gate hinter sich lies.

Jetzt war es wieder an der Zeit, seinem Freund Bill zu unterstützen. Viele der exotischen Exponate aus Nikos Haus wurden auf einer Versteigerung veräußert und brachten ein immenses Sümmchen ein. Lediglich die kleine Truhe vom Dachboden behielt Bill zurück. An den Abenden versuchte Bill das Rätsel zu lösen, aber auch er schaffte es nicht, die Truhe zu öffnen. Anhand der Muster, die in Holz eingelassen waren, schätzten wir, das sie indianischen Ursprungs sein musste.

Wie schon erwähnt, kannte Bill scheinbar Gott und die Welt. Selbst Don Ryder, Professor an der Universität von South Florida hatte niemals vorher eine solche Truhe gesehen. Wobei er eine Koryphäe für amerikanische Geschichte war. Die Truhe blieb für alle ein Geheimnis.

Auf dem Heimweg von der Uni kam Tom auf die Idee, an einem Laden in Sun City zu halten. Der Besitzer war indianischer Herkunft und verkaufte dort Kunsthandwerk, die in Indianer Reservaten hergestellt wurden.

»Cool, ein Versuch ist es wert. Was haben wir zu verlieren« meinte Bill.

Cody Hawk, betrachtete lange die Truhe. Steckte sich eine Pfeife an und schloss die Augen. Nach circa 5 unendlichen Minuten meinte er.

»Ich habe von solchen Truhen gehört, die in alten Geschichten genannt wurden. Sie waren im Besitz weniger Medizinmänner und bergen ein Geheimnis, das nur sie kennen. Gesehen habe ich allerdings noch nie eine.«

»Ich lade euch zu einem Pow Wow ein, das ist ein Indianertreffen, dort könnt ihr meine Stammesbrüder treffen, die euch mehr darüber sagen können.«

Nach 4 Tagen erhielt Bill eine Nachricht von Cody, in der er die Wegbeschreibung erhielt, wo das Pow Wow stattfinden wird.

Völlig aufgeregt doch voller Hoffnung machten sich Bill und Tom auf den Weg in die Everglades. Für beide war es eine Strecke, die sie noch nie zuvor gefahren sind. Für gewöhnlich benutzten beide immer die Interstate 75 um nach Miami zu kommen, doch heute führte der Weg über den Highway 41. Nachdem sie Naples hinter sich gelassen hatten, wurde auch die Besiedlung recht spärlich und endete gänzlich. Plötzlich rief Tom ganz aufgeregt:

»Die Gegend kenn ich, fahre noch etwa neun Meilen, dort geht eine kleine Straße rechts ab. Dort sind einige Seen. Circa eine Meile nach dem zweiten See geht es links und von dort müssen wir noch zwei Minuten zu Fuß weiter.«

Bill sah ungläubig zu Tom, »woher kennst du den Weg.«

»Ich hab keine Ahnung, ich war noch nie in meinen Leben in dieser Gegend«, antwortete Tom.

»Aber alles ist mir so vertraut. Ich verstehe das selbst nicht.« 20 Minuten später erreichten sie den Treffpunkt, exakt nach der Beschreibung, die Tom genannt hatte.

Cody erwartete schon beide und ging mit ihnen durch den Wald zu seinen Stammesbrüdern. Nach einer kurzen Begrüßung begann das Pow Wow, was gut eine Stunde dauerte. Tom war beeindruckt, was er in dieser Zeit fühlte und erlebte. Er tauchte in eine Welt, die ihm zuvor völlig unbekannt war und doch so vertraut, als wäre es ein Teil von ihm.

Im Anschluss der Rituale kam die Truhe ins Gespräch. Wieder wurde sie lange betrachtet und genau untersucht. Nach einer kurzen Absprache in ihrer Sprache teilte ihnen der Älteste mit, dass es sich hierbei um eine Cin-Box handelt. Sie kann nicht geöffnet werden, birgt aber ein Geheimnis in sich, das nur ihr Besitzer nutzen kann. Nach weiten Minuten des Schweigens wurde endlich die erste Frage an sie gestellt.

»Wer von euch hatte diese Cin-Box zuerst in der Hand.« Bill zeigte stumm auf Tom, worauf sich schweigend drei aus der Gruppe in ein Zelt zurückzogen. Nach wenigen Minuten kehrten sie zurück und reichten Tom eine Schale mit einer klaren Flüssigkeit.

»Tom trink einen Schluck und du wirst sehen«, forderte ihn der Älteste auf. Tom schaute zu Bill und zögerte. Alle Augen waren auf ihn gerichtet nur im Hintergrund klangen monoton die Trommeln. Bill nickte leicht mit seinem Kopf und Tom nahm einen Schluck. Ein süßlicher Geschmack rann seine Kehle herunter, doch etwas Bitteres haftete auf seiner Zunge.

Nach einer Minute fühlte Tom von innen eine Wärme, die sich im ganzen Körper ausbreitete. Alles um ihn wurde leicht und seine Sinne schärften sich. Der Älteste, der Tom die Schale übergab reichte ihm nun die Cin-Box. Er forderte ihn auf: »Sag mir deinen Namen Bruder«, Tom antwortete nur mit einem Wort »Achak« in diesem Augenblick stoppten die Trommeln, Tom verdrehte die Augen und sackte in sich zusammen. Bill verstand die Welt nicht mehr.

»Was war das denn?«, fragte er perplex.

»Achak bedeutet Geist«, antwortete der Älteste.

»Tom trägt das Geheimnis der Cin-Box in sich. Sein Geist lebte schon viele Male. Mach dir keine Sorgen. In einer Stunde ist er wieder voll bei sich.«

»Das ist leider alles, was ich für euch tun kann. Um mehr zu erfahren, solltet ihr eine Reise nach New Hempshire unternehmen. In den White Mountain lebt Pohawe, eine der letzten Medizinfrauen, die ich kenne. Nur sie wird euch weiterhelfen können. Wendet euch an Chochuschuvio, er lebt dort unter dem Namen White Deer. Mögen die Geister unserer Vorfahren mit euch sein.«

Mit dieser Wendung der Geschichte hatten weder Bill und erst recht nicht Tom gerechnet. Auf der Heimfahrt wollte Tom immer noch nicht akzeptieren das ausgerechnet er etwas mit der Cin-Box zu tun haben sollte. Schon als Kind fühlte sich Tom mit Amerika sehr verbunden und jeden Urlaub, den er hier verbrachte, war eine innere Wohltat. Aus diesen Grund entschlossen sich auch Mona und Tom, hier zu leben. Seit dem Tag, als Tom hier ankam, hatte er immer das Gefühl Zuhause zu sein. Aber das er schon einmal hier in einem früheren Leben gelebt haben soll, überstieg seinen Horizont.

Bis spät in die Nacht saßen Mona und Tom sowie Kate und Bill auf der Terrasse und sprachen über den Abend im Pow Wow. Mona und Kate teilten ein gemeinsames Interesse. Übersinnliches und das Leben nach dem Tot. Was zur Folge hatte, dass dies die Gelegenheit war, dem Thema eine persönliche Grundlage zu geben. Lediglich Tom konnte sich mit dem Gedanken nicht recht anfreunden.

Die nächsten Tage füllte Tom vollkommen mit Arbeit aus. Er musste unbedingt seinen Kopf freibekommen. Sobald Ruhe einkehrte, schwirrten tausend Gedanken durch seinen Kopf. Wie konnte es möglich sein, in solch eine Geschichte zu geraten? Mona und Kate saßen unterdessen an ihren Computern und recherchierten in allen Richtungen. Wie auch immer, an der Tatsache änderte sich nichts. Wollten sie Gewissheit haben, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Reise ins Ungewisse zu unternehmen.

Part 3

Endlich Wochenende, Mona und Tom waren am Nachmittag bei Bill und Kate zum BBQ eingeladen. Nach dem Frühstück wollte Mona schnell zu Bealls, sie brauchte unbedingt noch ein paar neue Kleider und bei Publix einige Zutaten für die Salate.

»Dann lass uns doch zusammenfahren, bei mir liegt ansonsten nichts an. Was soll ich hier alleine rumhängen«, meinte Tom.

»Na klar gerne, maul aber nicht wieder rum, wenn ich nach Kleidern suche. Ich möchte shoppen nicht hetzen.« Tom blickte Mona gekonnt mit seiner Unschuldsmine an.

»Nein, ich doch nicht, ich bin doch die Ruhe selbst.« Mona musste grinsen, verdrehte die Augen und räumte den Tisch ab.

Tom wartete vor den Umkleidekabinen als Mona sich in einer der Kabinen umzog, als Linda gerade aus einer Anderen hervortrat.

»Hey Tom, das ist ja ein Zufall dich hier zu treffen. Wie geht es dir.«

»Gut, danke und selbst. Was machen die Geschäfte. War euer Kunde zufrieden, du weist schon, der mit den „Sonder-Möbeln“.«

»Oh ja, ich war zwar nicht dort, aber Mom und sein eigenes Servicepersonal. Die Party war ein voller Erfolg habe ich gehört. Mom macht so was immer alleine.«

»Ich glaube da hast du auch nicht viel versäumt.«

»Sorry, aber ich muss weiter Tom. Sag deiner Frau bitte liebe Grüße von mir.«

»Danke, werde ich ihr ausrichten. Grüße an Pam.«

»Wer war das«, fragte Mona, als sie in einem der neuen Kleider aus der Kabine trat.

»Das war Linda, die Tochter von Pam. Sie besitzen die Restaurant-Kette, für die ich ab und an arbeite.«

»Ah, ich hörte sie in der Nebenkabine telefonieren. Ich vermute sie hatte Ärger mit ihrem Gesprächspartner wegen des Personals, ich glaube sie sagte, dass sie zu jung wären oder so.«

»Das kann schon sein, wenn sie irgendwo Alkohol ausschenken müssen, dürfen sie nicht unter 21 Jahren sein. Hey, das sieht schick aus. Das solltest du auf jeden Fall nehmen mein Schatz.«

»Du Schmeichler, du möchtest ja nur aus dem Laden raus. Ich nehme es aber trotzdem.«

Um 18 Uhr trafen Mona und Tom pünktlich bei ihren Freunden ein. Nachdem die Salate in die Küche gebracht wurden, gingen Bill und Tom jeder mit einem Bier in der Hand auf die Terrasse und warfen den Grill an.

»Was macht die Planung mit der Reise nach New Hempshire«, fragte Bill.

»Kate erzählte mir, dass sie mit Mona vereinbart hat, dass sie unbedingt mit dabei sein wollen.«

»Ja, Mona würde mir den Kopf abreißen, wenn wir alleine fliegen würden. Sie war schon sauer, dass wir alleine auf dem Pow Wow waren. Ist doch klar, eine solche Gelegenheit will sich keine der beiden entgehen lassen.«

»Na dann lass uns doch die Flüge buchen. Auf die Strecke mit dem Auto hab ich echt keinen Bock«, meinte Bill.

»Oh danke, ich auch nicht. Kannst du die Flüge und einen Mietwagen buchen, ich gebe dir anschließend das Geld. Was hältst du eigentlich davon, wenn wir im Anschluss unsere Damen für ein paar Tage an die Niagarafälle entführen?«, fragte Tom und nahm einen Schluck von seinem Bier.

»Cool, warum nicht. Das wird eine super Überraschung mein Freund. Also verplappere dich nicht« antwortete Bill und setzte ebenso seine Flasche an.