Green - Im Rausch - Marisa Liehner - E-Book

Green - Im Rausch E-Book

Marisa Liehner

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Ein junger Auftragskiller im Wettlauf gegen die Zeit ... Eine neuartige Droge beherrscht die Unterwelt der Zukunft. Green schärft die Sinne und stärkt die Physis ihrer Konsumenten. Auch Noah Parker greift bei seinem Job als Auftragskiller seit Jahren auf dieses illegale Hilfsmittel zurück. Doch trotzdem geht bei seinem neuen Auftrag etwas schief und er wird von Alec Simmons, dem Boss einer Untergrundorganisation, gefangen genommen. In letzter Minute gelingt Noah die Flucht, aber die Häscher sind ihm auf den Fersen. Als er wenig später Zoë begegnet, Alecs Tochter, scheint sie die Freikarte aus seiner ausweglosen Situation zu sein. Mit ihr als Druckmittel will Noah Alec in eine Falle locken. Kann er so der Rache des Untergrundmoguls entkommen? Und ist die neue Droge wirklich so ungefährlich, wie es zunächst scheint? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

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Die AutorinMarisa Liehner, geboren 1996, wuchs mit deutsch-thailändischen Eltern in einem beschaulichen Dorf im Südwesten Baden-Württembergs auf. Das Schreiben entdeckte sie bereits in frühen Jahren für sich und bringt bis heute viele spannende Geschichten zu Papier. Seit 2016 studiert sie Englische Literatur und Kultur sowie Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Das BuchEin junger Auftragskiller im Wettlauf gegen die Zeit ...  Eine neuartige Droge beherrscht die Unterwelt der Zukunft. Green schärft die Sinne und stärkt die Physis ihrer Konsumenten. Auch Noah Parker greift bei seinem Job als Auftragskiller seit Jahren auf dieses illegale Hilfsmittel zurück. Doch trotzdem geht bei seinem neuen Auftrag etwas schief und er wird von Alec Simmons, dem Boss einer Untergrundorganisation, gefangengenommen. In letzter Minute gelingt Noah die Flucht, aber die Häscher sind ihm auf den Fersen. Als er wenig später Zoë begegnet, Alecs Tochter, scheint sie die Freikarte aus seiner ausweglosen Situation zu sein. Mit ihr als Druckmittel will Noah Alec in eine Falle locken. Kann er so der Rache des Untergrundmoguls entkommen? Und ist die neue Droge wirklich so ungefährlich, wie es zunächst scheint? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Marisa Liehner

Green - Im Rausch

Roman

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

Originalausgabe bei Midnight Midnight ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin September 2016 (1)  © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016  Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © privat  ISBN 978-3-95819-088-7  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt. 

Noah

3:28 Uhr

Angespannt presste er sich an die Hauswand. Ohne Erbarmen zog der Wind an ihm vorbei durch die kühle Nacht. Sein Auftrag war nichts Besonderes. Ein Mann, tätig im Untergrund – ohne Zweifel hatte er viele Feinde. Noah roch den Regen, der in der Luft lag, und zwang sich zur Eile. Schritt für Schritt bewegte er sich vorwärts. Stimmen drangen aus dem Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er sah das Bild des Mannes deutlich vor sich – unauffällig, mit dunklen Haaren und einem Dreitagebart, den er nur selten stutzte. Noah musste es wissen, er hatte ihn lange genug beschattet. Aber eines stach an seinem Opfer hervor: die Augen.

Sie waren leuchtend grün. Grün wie Noahs Augen. Grün wie die Augen von jedem, der die Droge genommen hatte. Laut seinen Nachforschungen musste sich sein Ziel nun in einem der Reihenhäuser vor ihm befinden. Ein konspiratives Treffen sollte dort heute stattfinden.

Geschmeidig wie eine Katze glitt Noah auf eine Feuerleiter. Niemand hatte ihn gesehen, niemand konnte ihm nachweisen, dass er jemals hier gewesen war. Dafür war gesorgt. Noch mal schaute er sich um und vergewisserte sich, dass er allein war. Während er die Leiter hochkletterte, spürte er seine Pistole deutlich unter seiner Jacke. Schon so viele Menschen hatten durch den Lauf dieser Pistole dem Tod entgegengeblickt. Ein dunkles Rohr als letztes Bild vor Augen.

Das, und das beißende Grün seiner Iriden.

Endlich gelangte er an ein Fenster, das er mit geübten Griffen öffnete. Ein kalter Wind erfasste ihn und schnell verschwand er im Gebäude.

Es war still, doch auch Noah war kaum zu hören. Durch seinen Beruf hatte er Übung darin, sich beinahe unsichtbar zu machen. Lautlose Bewegungen gehörten dazu.

Wie erwartet waren die Flure leer, doch trotzdem bewegte er sich vorsichtig. Tausendmal hatte er sich den Gebäudeplan angesehen. Vor ein paar Nächten war er sogar persönlich hier gewesen, um die Lage besser einschätzen zu können. Er kannte sich aus. Nur noch ein paar Meter, dann hatte er sein Ziel erreicht. Konzentration.

Fehler durfte er sich keine erlauben, schließlich war er einer der besten in seinem Metier. Die Tür, vor der er nun stand, war abgeschlossen. Er lauschte. Sein Gehörsinn, der durch die Droge Green maßgeblich geschärft war, erlaubte es ihm, die verschiedenen Stimmen wahrzunehmen. Verstehen konnte er aber nichts.

Mit Bedacht ließ er seinen Dietrich in dem Schloss arbeiten. Als es knackte, hielt Noah die Luft an. Hatten sie etwas gehört? Da er keine besonderen Reaktionen vernahm, ging er davon aus, unbemerkt geblieben zu sein. Es würde ein Überraschungsangriff werden. Hineinstürmen und schießen. Er würde verschwunden sein, bevor jemand die Schüsse bemerkt hatte. Seine Finger strichen um den Griff der Waffe. Auf drei.

Kaum hatte er die Türe aufgerissen, drehten sich vier Köpfe zu ihm. Tumult brach los. Mit seinen Augen suchte er den Raum nach einem bekannten Gesicht ab. Gerade als er glaubte, er hätte einen Blick auf das erhascht, was er suchte, wurde er umgerissen. Die Pistole rutschte ihm aus der Hand. Ein muskulöser Arm hielt ihn am Boden. Noah zappelte und schlug seinen Ellbogen in den Körper, der über ihm kauerte. Doch bevor er freikam, traf ihn etwas Hartes am Kopf. Sofort wurde es schwarz um ihn.

Noah

4:45 Uhr

Benommen öffnete Noah die Augen. Rau wie Sandpapier lag seine Zunge in seinem ausgetrockneten Mund. Sein Kopf dröhnte. Zugleich stellte er voller Verblüffung fest, dass er an einen Stuhl gefesselt war. Wo befand er sich? Was hatte man mit ihm gemacht? Die Wände waren weiß und hell, unter anderen Umständen vielleicht sogar einladend. Bis auf den Stuhl, auf dem er saß, gab es keine Möbel.

Hartnäckig pochte der Schmerz hinter seiner Schläfe. Er fühlte sich elend. Sein Auftrag war mehr als nur nach hinten losgegangen. Das vermeintliche Opfer lebte offensichtlich noch. Die besten Voraussetzungen für einen miserablen Auftragskiller. Aufgebracht riss er an seinen Fesseln.

Es war das stete Gefühl, seinem Gegner machtlos gegenüberzustehen, das ihn rasend machte. Aber das war nicht alles. Zwar wusste er nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, doch langsam spürte er das Verlangen nach Green in seinen Adern. Sein Körper brauchte die Droge. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie elend er sich erst fühlen würde, wenn deren Wirkung vollends nachlassen würde. Der Rausch würde verklingen, seine Sinne sich verändern. Menschlicher, schwacher. In seinem Inneren brodelte es und er hatte Mühe, Geduld zu wahren. Er musste abwarten.

Irgendwann hallten Geräusche durch den leeren Raum. Sein Zeitgefühl war ihm schon lange abhandengekommen. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann trat ein. Ein Mann, den Noah kannte. Lange hatte er sein Foto angestarrt und seine Figur aus der Ferne beobachtet. Alles, bevor er sich aufgemacht hatte, ihn umzubringen.

Alec Simons. Leuchtend grüne Augen durchbohrten ihn. Ruhig hielt Noah dem Blick stand. Schließlich begann Alec zu reden. Kontrolliert, fast gelangweilt.

»Guten Morgen, Junge.« Pause. »Wie du siehst, haben sich die Umstände ein wenig geändert. Aber das stört dich ja sicher nicht.«

Noah ging nicht darauf ein: »Wo sind wir?«

»Das muss dich jetzt nicht interessieren. Stattdessen könntest du mir erklären, was du auf einem meiner internen Treffen zu suchen hattest.«

Er gab sich locker. Schwäche zu zeigen, war gerade jetzt das Schlimmste, was er tun konnte.

»Da bin ich wohl hineingestolpert. War nicht meine Absicht. Kann ich jetzt wieder gehen?«»Und die Pistole? Etwa ein modisches Accessoire?« Alec schaute verächtlich und zugleich amüsiert auf ihn herab.

Noah wollte mit den Schultern zucken, doch seine steifen Muskeln protestierten. »Man kann heutzutage nie vorsichtig genug sein. Eine Waffe kann da nicht schaden.«

Wortlos blickte sein Gegenüber ihn an. Schließlich begann er langsam zu nicken. Bei den nächsten Worten befeuchtete er zuerst seine Unterlippe mit der Zunge. »Ich sehe. Wie wäre es, wenn wir das Theater hier beenden?«

»Inwiefern?« Er tat so, als wüsste er nicht, wovon Alec sprach.

»Ich meine, wir wissen beide, dass du nicht nur zufällig in den Raum hineingeplatzt bist. Für wie dumm hältst du mich? Deine Waffe und dein Verhalten lassen nur wenige Schlüsse zu.« Der Mann begann auf und ab zu laufen.

»Ach ja?«

»Du wolltest mich umbringen.« Alec Simons sagte das vollkommen ruhig; als spräche er von einer anderen Person. »Nun ist natürlich die Frage, was dich dazu verleitet hat. Irgendwelche Erklärungen?«

Noah schwieg. Es war eine der obersten Regeln eines Auftragskillers, nie etwas preiszugeben. Zumindest war das seine. Und er hielt sich auch daran.

»Ich kenne dich nicht, also schließe ich einen persönlichen Rachefeldzug aus. Bist du einer dieser billigen Auftragsmörder? Sag, wie viel hat man dir für meine Ermordung geboten?«

Das Schweigen fiel ihm immer schwerer. Verbissen spannte er seinen Kiefer an.

»Also gut, du willst es auf die harte Tour. Ich kann dir versprechen, ein paar Tage in diesem Raum lassen jeden weich werden. Vor allem aber, wenn er auf Entzug ist.«

Nun blickte Alec ihm direkt in die Augen. Dort, wo seine Iris durch Green einen satten Grünstich angenommen hatte.

Bei dem Gedanken, noch länger hier gefangen zu sein, völlig abgeschnitten von einer Möglichkeit an seine Droge zu kommen, drehte es Noah den Magen um. »Was wollen Sie?«

Ein zufriedener Ausdruck huschte über das Gesicht des Mannes. »Ich will wissen, mit wem oder was ich es hier zu tun habe. Ganz einfach. In meinem Geschäft muss man seine Feinde gut im Auge behalten.«

Als darauf immer noch keine Antwort kam, drehte sich Alec um. »Und bis ich nicht eine zufriedenstellende Antwort erhalten habe, bleibst du hier.«

Die Tür fiel hinter ihm zu und Noah schloss die Augen. Außer der Tatsache, dass es gegen seine Prinzipien verstoßen würde, sein Wissen hier auszuplaudern, gab es noch ein weiteres Problem: Er hatte den Auftrag anonym erhalten.

Zoë

5:03 Uhr

Mit aufgerissenen Augen starrte Zoë an die Decke ihres Zimmers. Der Lärm hielt sie nun schon geraume Zeit wach. Es war doch noch viel zu früh. Sie hörte aufgeregte Rufe und ein dumpfes Rumpeln. Einbrecher? Nein, das war unwahrscheinlich. Dafür war ihr Vater eine viel zu große Nummer unter den Kriminellen.

Die illegalen Aktivitäten ihres Vaters waren ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Aber was sollte sie dagegen tun? Ihn interessierte es wenig, was seine Tochter dachte. Resigniert seufzte sie. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war das anders gewesen. Doch es half nichts, über die Vergangenheit zu sinnieren. Müde rieb Zoë sich über die geschlossenen Lider. Als die Geräuschkulisse auch nach einigen Minuten nicht abebbte, setzte Zoë sich auf. Sie war in diesem Haushalt ja einiges gewöhnt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie damit einverstanden war. Genervt stand sie auf.

Die Stimmen wurden lauter, als sie die Treppe hinunter schlurfte. Zu sehen war jedoch niemand. Ratlos schaute sie sich um. Allem Anschein nach kam der störende Trubel aus dem Keller. Durch die großen Fenster drang rot-orangenes Licht, das den Sonnenaufgang ankündigte. Eigentlich sollte sie noch immer gemütlich in ihrem Bett eingekuschelt sein und schlafen. Kurzerhand schwang sie sich auf die nächste Treppe und ging auf den Lärm zu. Obwohl sie nun immer näher kam, wurde es leiser.

Wahrscheinlich hatten sie sie kommen gehört – dank dieser verdammten Droge – und waren sofort verschwunden. Sie durfte ja auf keinen Fall an irgendwelche geheimen Informationen gelangen. Nicht, dass sie das wollte. Trotzdem setzte sie ihren Weg fort und stand schließlich in einem Gang, der an einer verschlossenen Tür endete. Das war das Büro ihres Vaters.

Hier unten gab es keine Fenster, weswegen es verhältnismäßig dunkel war. Ein flimmernder Lichtstreifen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Eine der schwarzen Türen war angelehnt und ließ das Licht auf den Boden fallen. Zoë wusste nicht genau, was sie dazu trieb, doch leise näherte sie sich der Lichtquelle. Als sie vorsichtig die Tür öffnete, war kein Mensch zu sehen. Doch stattdessen prangten an der Wand drei Bildschirme, die jeweils einen weißen Raum aus verschiedenen Blickwinkeln zeigten. Und in der Mitte dieses Raumes saß auf dem einzigen Möbelstück ein junger Mann. Obwohl er mehr als nur ramponiert aussah, schätzte sie ihn nicht viel älter als sich selbst. Vielleicht um die zwanzig. Das Bild ganz rechts von ihr war auf das Gesicht des Jungen gezoomt und analysierte jede seiner Bewegungen. Wie er wütend um sich blickte. Wie seine grünen Augen den Raum absuchten und schließlich an ihr hängen blieben. Erschrocken wich Zoë zurück, als er sie direkt anschaute. Im nächsten Moment riss sie sich zusammen. Er konnte sie nicht sehen, sein Blick galt lediglich der Kamera. Dennoch lief es Zoë kalt den Rücken hinunter. Sie zog sich zurück. Aber das leuchtende Grün seiner Augen wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Die leuchtende Farbe, die nur von der Droge Green stammen konnte.

Noah

12:47 Uhr

Er zitterte. Kalter Schweiß überzog seinen Körper. Unruhig wippte er mit seinem Bein auf und ab. Wie spät war es? Mittag oder tiefste Nacht? Noah konnte es nicht sagen. Er musste hier raus.

Doch er konnte sich nichts vormachen. Dazu kannte er dieses Geschäft zu gut. Es bedurfte einer ordentlichen Portion Glück, um hier wegzukommen. Wenn sich nur eine Chance bot, dann konnte er es vielleicht schaffen. Doch im Moment war das zweitrangig. Was in ihm brannte, war das Verlangen nach Green. Seine Finger zuckten hinter der Stuhllehne und brannten darauf, auf etwas einzuschlagen. Wie lange musste er noch hier ausharren? Alles um ihn herum verschwamm zu einer einzigen grauen Masse. Selbst wenn er hier lebend wieder rauskam, sein Auftraggeber würde den Rest erledigen. Man enttäuschte seinen Geldgeber nur einmal.

Das Weiß des Raumes erdrückte ihn, raubte ihm den Sauerstoff. Es war zu still. Stille verführt dazu, nachzudenken. Aber Noah wollte nicht nachdenken. Reflektieren über seine Vergangenheit. Über die Menschen, die er getötet hatte.

Lange saß Noah so da.

Seine Fesseln waren immer noch viel zu fest gebunden. Fast schon kraftlos zerrte er an ihnen. Er riss seine Hände hin und her, bis der Stuhl begann, gefährlich zu wackeln. Die Fesseln schrammten an seinen Gelenken. Mit jeder Bewegung schürfte er seine Haut blutiger. Alles schmerzte.

Die Zeit ohne Green kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Er durfte nicht zulassen, dass die Wirkung nachließ. Er wollte nicht zurück in eine Welt, die wie in Watte gepackt war. Ohne die Vielfalt von Gerüchen und Geräuschen. Fad und langweilig.

Er brauchte seine Droge. Sie half ihm, die vielen toten Augen zu vergessen. Augen, die ihn um Gnade baten. Augen, die ihn verfluchten. Es schüttelte ihn.

Wild riss er an seinen Fesseln, der Schweiß tropfte von seinem Gesicht. Wie ein Löwe, der sich vor seinem Ende ein letztes Mal aufbäumte. Nur eine Pause. Von Alec Simons würde er sich nicht brechen lassen …

Zoë

14:24 Uhr

Das Bild des jungen Mannes in der Enge der weißen vier Wände ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Ruhig, fast starr hatte er auf seinem Stuhl gesessen. Das einzige Leben lag in seinen Augen. Sie hatten eine Wut und Wildheit ausgestrahlt, die ihr Angst machte. Warum hielt ihr Vater so etwas in ihrem Keller? Wenn ihr Vater ihm den Zugriff auf Green verwehrte, war er wahrscheinlich bald nicht mehr so ruhig. Viel wusste sie nicht über die Droge, doch dass man sich niemals mit einem Süchtigen anlegen sollte, war allgemein bekannt. Green ließ Menschen vergessen, wer sie waren. Das hatte Zoë bei ihrem Vater beobachten müssen. Er war schon immer in illegale Geschäfte verstrickt gewesen, doch seit der neuen Droge war er viel skrupelloser geworden. Sie schluckte Wut und Trauer hinunter. Denn beide halfen nichts, so viel hatte sie bereits gelernt.

Sie ließ ihren Blick durch ihr Zimmerfenster nach draußen schweifen. Violette Wolken zogen sich zu einem Gewitter zusammen. Über den vielen Rohbauten, die die Landschaft zersetzten, weil den Investoren das Geld ausgegangen war. Von hier konnte man beinahe die gesamte Stadt überblicken. Ihr Vater gab sich immerhin Mühe, den Schein zu waren. Wer ihr Zuhause sah, der musste denken, ihr Vater sei ein erfolgreicher Geschäftsmann. In seinem Sinne war er das ja auch. Nur war das Geld eben alles andere als rechtmäßig erworben. Sie wusste noch nicht mal genau, was er tat. Dass es gefährlich war und ihn immer weiter in einen Sumpf aus Mord und Lügen zog, das war jedoch sicher.

Mit einem Mal klopfte es leise an ihrer Zimmertür.

»Zoë? Darf ich hineinkommen?«

Noah

14:51 Uhr

Noah erwachte nur langsam aus seiner Trance. Benommen schüttelte er seinen Kopf. Wirre Haare hingen ihm ins Gesicht. Vom Schweiß waren sie dunkel und verklebt. Noch bevor ihn alle Sinne wieder erreichten, formte sich ein Wort in seinen Gedanken. Green. Ein Segen und Fluch zugleich. Übelkeit ließ seinen Magen rumoren. Wo waren seine Kräfte hin? Er war kaum stark genug, um erneut an seinen Fesseln zu zerren. Das Verlangen nach Green peinigte ihn, riss ihm ein Loch in den Körper, dort, wo keines sein sollte. Bevor er es verhindern konnte, drang ein unmenschlicher Laut aus seiner Kehle.

Kaum sank er wieder zusammen, öffnete sich die Tür. Sich zu straffen fiel ihm schwer, doch seine Schwäche wollte er sich nicht anmerken lassen. Seine Miene war unbewegt.

»Was haben wir denn da?«

Noah schaute Alec Simons aus unsteten Augen an. War er sein Ticket zu einer frischen Dosis Green? Der Schmerz krümmte ihn, holte ihn aber für einen Moment aus seiner Starre. »Sie werden mich nicht brechen«, presste er hervor.

Besser wäre es, wenn er selbst daran glauben würde. Ihm war schwindlig und es fühlte sich so an, als sei er mehrere Male durch die Luft geschleudert worden, nur um immer wieder auf einer anderen Stelle seines Körpers aufzukommen. Alec stand vor ihm und grinste, von Wut keine Spur.

»Wir werden sehen. Du vermisst nicht zufällig etwas?«

Ein durchsichtiges Tütchen, gefüllt mit feinem, dunkelgrünem Pulver tanzte vor seiner Nase auf und ab. Wie hypnotisiert starrte Noah auf die Substanz. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien und näher an die Droge zu kommen. Ohne Erfolg.

»Was wollen Sie von mir?«

»Das habe ich doch bereits gesagt. Wer will meinen Tod? Ist die Frage denn wirklich so schwer zu beantworten?«

Das Green verschwand aus Noahs Blickfeld. »Ich rede mit dir. Antworte!«

Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, alles war wie verklärt. »Ja, Ihre Ermordung war ein Auftrag, zufrieden?«

Alec trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. »Nicht wirklich. Sag mir, was du weißt.«

Noah lachte trocken auf. »Das ist es ja. Ich weiß nichts! Über mehr Informationen verfüge ich nicht.« Gegen seinen Willen begann er zu husten. Er spürte die Galle in seinem Rachen. Doch er zwang sich zum Weiterreden. »Die Kontaktaufnahme erfolgte anonym.«

»Und über welchen Weg? Ich bin mir sicher, meine Männer können die Spuren zurückverfolgen.«

Darauf schwieg Noah. Auf keinen Fall würde er Alec Simons Zugang zu seinen Daten verschaffen. Damit konnte er so viel mehr als nur diesen einen Auftraggeber ausfindig machen. Simons bemerkte sein Zögern, oder vielmehr seinen Widerwillen. »Wenn du dein Green haben willst, dann musst auch etwas dafür tun. Also, sag mir gefälligst, was ich wissen will.«

Immer noch keine Antwort. Soweit war er noch nicht gesunken. Hoffte er zumindest.

Zoë

15:00 Uhr

Benjamin Hart stand in ihrem Türrahmen. Das passierte in letzter Zeit für ihren Geschmack viel zu oft.

»Was willst du?«

Er stieß sich ab. »Zoë. Freundlich wie eh und je.«

Obwohl sie den rothaarigen jungen Mann durchaus einschüchternd fand, zuckte sie nur mit den Schultern.

»Was machst du gerade?«

»Sieht man das nicht?« Zoë hatte gerade wirklich wenig Lust, mit ihm zu reden. Noch weniger, nachdem sie so früh aufgeweckt worden war.

»Nichts, demnach. Das trifft sich gut.« Mit diesen Worten ließ Ben sich neben sie auf ihr Bett fallen. Zoë rutschte beiseite. »Im Ernst, warum bist du hier?«

Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. »Kann ich dich nicht einfach so besuchen kommen?«

Kurze Pause.

»Nein.«

Nun doch von ihr genervt stieß Ben einen Seufzer aus. »Also gut, ich wollte mit dir reden.«

Sein Blick traf sie. Warum musste auch jeder in diesem verdammten Haushalt die gleiche Augenfarbe haben? Immer wieder diese Droge. Ihre Gedanken wanderten zu dem Jungen im Keller, falls er sich denn immer noch dort aufhielt. Ob Ben von ihm wusste? Bestimmt. Schließlich war sein Vater, Peter Hart, die rechte Hand ihres Vaters. Es hatte nicht lange gedauert, bis die beiden auch Ben mit sich gezogen hatten.

»Worüber willst du reden?«

»Über dich natürlich.« Seine Augen verließen kein einziges Mal ihr Gesicht. Unruhig rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. »Weißt du inzwischen, was du machst, wenn dein Unterricht bei Logus Bry endgültig vorbei ist?«

Sofort verzog Zoë das Gesicht. Die Frage kam ihr mehr als bekannt vor, oder vielmehr die Intention dahinter. »Hat mein Vater dich geschickt?«

Ben blieb gleichgültig. »Spielt das eine Rolle?«

Das bedeutete wohl, sie hatte recht gehabt. Aber im Endeffekt war es wirklich egal. Sie würde keinem von ihnen die Antwort geben, die sie sich erhofften.

»Ich weiß, dass ich nicht in das Geschäft meines Vaters einsteigen werde.«

Bens Geduld schien nun langsam am Ende zu sein. Deutlich aufgebracht runzelte er die Stirn. »Wieso nicht? Es ist sicher, es ist nachhaltig.«

Sie konnte sich gerade noch davon abhalten, mit den Augen zu rollen. Bens Temperament war mehr als instabil; einen Moment lang war er freundlich und zuvorkommend, im anderen war er genauso herrisch wie ihr Vater.

»Geh einfach. Halt dich aus der Sache raus, ich regele das mit meinem Vater persönlich.«

Noah

19:32 Uhr

Kälte. Hitze. Alles zugleich. Alec Simon hatte ihn schon lange zurückgelassen und schweigend hing Noah nun auf dem kahlen Stuhl. Schläfrig blinzelte er. Es war schwierig, sich wachzuhalten, immer wieder fielen ihm für einige Sekunden die Augen zu. Aber er durfte nicht einschlafen, das würde ihn zu einem noch viel leichteren Opfer machen. Sein Hals war trocken, Hunger und Durst drängten sich in sein Bewusstsein. Es fiel ihm immer schwerer, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Mehr als alles andere brauchte er seine Droge. Green würde alles wieder in Ordnung bringen. Sein Kopf schwankte. Oder war es das Zimmer? Immer weiter senkten sich die weißen Wände in seine Richtung. Doch er war wie erstarrt, kein Muskel wollte sich rühren. Noah kniff die Augen zusammen. Sie wieder zu öffnen war fast unmöglich, und beinahe hätte er der Erholung nachgegeben, doch er kämpfte dagegen an. Das war doch nur das, worauf Alec wartete. Die Anstrengungen zerrten an ihm. Vielleicht war es doch besser, seine Kräfte für einen kurzen Moment zu sammeln. Was hatte er schon zu verlieren?

Zoë

20:13 Uhr

Nie konnte Ben sich zurückhalten. Es war schwer gewesen, ihn aus ihrem Zimmer zu bekommen. Irgendwie dachte er immer noch, sie beide hätten die gleiche Beziehung zueinander wie früher. Wie sehr er sich doch damit irrte. Und erst ihr Vater! Seit ihrem 18. Geburtstag versuchte er sie für das sogenannte »Familiengeschäft« zu begeistern. Es war ihr schleierhaft, warum er dachte, sie könnte nützlich sein. Nicht, dass sie überhaupt etwas damit zu tun haben wollte.

Alle wollten etwas von ihr und schienen dabei nicht zu bemerken, wie sehr sie diesen ganzen Laden verabscheute. Ihr früherer Vater hätte das bemerkt. Vor Green war er eine andere Person gewesen. Aber jetzt hatte alles keinen Zweck. Sie wusste nicht, wie sie ihn überzeugen konnte, sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Seit dem Verschwinden ihrer Mutter hatte er damit deutliche Schwierigkeiten. Müdigkeit machte sich in ihr breit. Wieder musste sie an den jungen Mann im Keller denken. Was hatte er getan, um dort zu landen?

Noah

5:10 Uhr

Erschöpft kauerte Noah auf dem Stuhl. Es wollte kein Ende nehmen. Durst quälte ihn und der Duft seines getrockneten Blutes hing bleiern in der Luft. Er spürte geradezu, wie Kameras jede seiner Bewegungen einfingen. Schmerz trübte seine Sinne. Es war ungewöhnlich still, das war alles, was er registrieren konnte. Mehr konnte gar nicht seine Aufmerksamkeit erregen – zu sehr waren seine Gedanken mit Green beschäftigt. Wieder einmal war es Alec, der ihn aus der Misere lockte.

»Nun, wie geht es unserem Patienten heute? Haben wir unsere Meinung endlich geändert?«

Noah zuckte bei dem Klang seiner Stimme zusammen. Sie klang dumpf und ungewohnt hohl. Beinahe hatte er vergessen, was Alec Simons von ihm wollte. Er war nicht in dem Zustand, Fragen zu beantworten. Barsch fuhr Noah ihn an: »Mehr gibt es in dieser Angelegenheit nicht zu sagen!«

Alec schmunzelte. »Alles in Ordnung? Du wirkst ein wenig gereizt, Junge.«

Vernichtend blickte er ihn an. »Wollen Sie einfach weiter zusehen, wie ich dahinsieche? Viel Vergnügen dabei. Ein schöner Anblick wird das nicht.«

Sein Gegenüber hob die Augenbrauen und begann auf und ab zu gehen. »Wie haben deine Auftraggeber dich kontaktiert?«

Noah kniff die Lippen zusammen. Er durfte sich nicht der Versuchung der Droge hingeben. »Sie werden es wohl schaffen, Ihre Feinde aufzuspüren. Schwer kann das ja nicht sein. Ich habe damit nichts zu tun. Das Ganze geht mich doch überhaupt nichts an!«

»Oh nein. Da irrst du dich.« Damit machte er kehrt und ließ Noah wieder allein zurück.

»Verdammt! Das Ganze war doch nur ein Auftrag, mehr nicht!«, schrie er krächzend in den Raum. Keine Reaktion.

Wo war er hier nur hineingeraten? Was war schiefgelaufen?

Resigniert lehnte er sich zurück. Er war zu erschöpft, um noch weiter darüber nachzudenken. Seine Kehle war trocken und dürstete nach irgendeiner Art von Flüssigkeit. Das und Green.

Obwohl es schmerzte, spannte er seine Muskeln an und versuchte erneut, sich zu befreien. Inzwischen hatten sich die Fesseln ein wenig gelockert, doch nicht weit genug, um ihm eine Flucht zu ermöglichen. Es gab keinen Ausweg. Selbst, wenn er es schaffen würde, aus diesem Raum zu entkommen, wusste er nicht, was ihn da draußen erwartete. Noah fluchte.

Zoë

9:03 Uhr

Die Tage flossen zäh dahin. Dabei war das erst der Anfang. Wenn Logus Bry erst mal endgültig mit dem Unterricht abgeschlossen hatte, dann konnte sie sehen, wo sie blieb. Die jetzigen Ferien waren schon mal ein guter Vorgeschmack. Aber was blieb ihr übrig? Sie hatte ernsthafte Zweifel, ob ihr Vater sie einfach ziehen lassen würde. Abhauen? Wohin? Schlussendlich würde sie nur zwischen all den Obdachlosen in ihrer Stadt enden. Es war nicht einfach, sich heutzutage durchzuschlagen. Ihre Schritte auf dem Laufband wurden kräftiger, während die Projektion eines grünen Parkes an ihr vorbei flimmerte. Tagsüber war es draußen meist viel zu heiß, um Sport zu treiben. Dafür wurde es abends umso kälter. Zoë stoppte. Das Bild des Parkes verblasste ebenso schnell. Und zu allem Überfluss gingen ihr die grünen Augen des Fremden nicht aus dem Sinn. Sie wusste nicht, was sie so an ihm fesselte. Seine Augen waren genauso wie die ihres Vaters oder die von Ben. Wie die Augen von jedem, der Green genommen hatte. Es war wirklich nichts Besonderes. Und vor allem war es nichts, über das sie sich den Kopf zerbrechen sollte. Sie hatte genug andere Probleme. Da konnte es ihr mehr als egal sein, was irgend so ein Drogensüchtiger in ihrem Keller trieb.

Noah

12:30 Uhr

Das Piepsen der sich öffnenden Tür riss Noah aus seiner Starre. Zwei muskelbepackte Männer traten ein. Erstaunt sah Noah die beiden an, sein Gehirn langsam nach all dem, was geschehen war. Halluzinierte er?

Beide blickten ihn an. Der Mann im blauen T-Shirt, der stämmigere, kam zuerst auf Noah zu. Der andere folgte ihm jedoch auf dem Fuße.

»Jetzt kann der Spaß beginnen«, sagte er mit einem beunruhigenden Lächeln auf den Lippen. Noah, der immer noch an den Stuhl gefesselt war, musterte die Männer wachsam. »Was habt ihr vor?«, wollte er empört wissen, als sie sich an seinen Fesseln zu schaffen machten. Die Seile hatten sich in sein Fleisch gegraben und als sie diese nun lösten, brach der Schorf und der Schmerz flammte erneut auf. Die Taubheit hatte er doch tatsächlich bevorzugt.

Noah begriff nicht sofort, was die Männer mit ihm vorhatten, doch als sie ihn aus der Tür schoben, dämmerte es ihm. Alec Simons musste den Befehl gegeben haben, ihn irgendwo anders unterzubringen. Doch wozu? Hätten sie ihn töten wollen, hätten sie das an Ort und Stelle erledigen können. Dass sie ihn wegschafften, konnte nur eines bedeuten. Sie wollten ihn foltern.

Noah schluckte schwer. Das konnte er nicht zulassen. Jetzt war die einzige Chance, zu entkommen. Die Männer steuerten mit ihm bereits die nächste schwarze Tür an, die sich gegenüber seines alten Gefängnisses befand. Schnaufend blieb Noah stehen. Der Griff des Mannes wurde fester. Der andere, der nebenherlief, blieb ebenfalls stehen und glotzte ihn aus großen Augen an. »Junge, lauf gefälligst weiter. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«

Doch Noah dachte nicht daran. Noch einmal atmete er tief ein und riss sich dann kraftvoll los. Er mochte geschwächt sein, doch er war immer noch ein Auftragskiller. Und hier stand immerhin sein eigenes Leben auf dem Spiel. Die beiden brauchten nicht lange, um zu reagieren. Auch sie hatten Übung in ihrem Handwerk. Geschickt wichen sie Noahs ersten Schlägen aus. Dieser hatte sich nun endgültig aus dem Griff befreit und versuchte, seine Erschöpfung nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Das Adrenalin, das durch seine Adern pumpte, half dabei.

Er versuchte während des Schlagabtauschs auf das jeweilige Brustbein zu zielen. So würden sie in Atemnot geraten und ein zweiter Treffer würde leicht zu landen sein. Aber die beiden waren nicht dumm. Zwar gelang es Noah mit äußerster Anstrengung einen von ihnen auszuschalten, doch er kassierte dafür einen harten Kinnhaken. Der Mann im blauen T-Shirt schaffte es, ihn zu überrumpeln und warf Noah auf den Boden. Zappelnd wand er sich, doch der stahlharte Griff hielt ihn auf dem kalten Grund. Erst die Hände des Mannes zogen ihn wieder auf die Beine. Er schubste ihn zu der schwarzen Tür.

Doch bevor der diese per Fingerabdruck öffnen konnte, boxte Noah ihm seinen Ellbogen in den Bauch und brachte ihn zum Taumeln. Darauf rammte Noah dem Mann sein Bein in den Rücken, was ihn auf die Knie zwang. Ein letzter Schlag ins Gesicht brachte ihn zu Boden.

Beide seine Gegner waren unbewaffnet gewesen. Vorher ein Vorteil, doch nun hatte er keine Möglichkeit, sich den Weg nach draußen freizukämpfen. Er musste sich vorsichtig bewegen, denn in seinem Zustand wollte er sich nicht auf seine Fäuste verlassen müssen. Bereits nach diesem Kampf wäre er am liebsten auf der Stelle zusammengebrochen. Sein Auge pochte und seine Zunge war taub, nachdem er sich den Kinnhaken eingefangen hatte. Green, das war es, was er brauchte.