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Es ist Dezember auf Rügen: Die junge Journalistin Vivian wird auf dem Campingplatz ›Oma Schulzes Paradies‹ tot aufgefunden. Sie wurde mit einem Messerstich mitten ins Herz getötet. Hauptkommissarin Gretchen Larssen ist von diesem Fall persönlich betroffen, denn der Campingplatz gehört ihrer Großmutter Edda Schulze. Bei den Ermittlungen fällt ein erster Verdacht auf Vivians Ex-Freund Lennard, der sie gestalkt und bedroht hat. Doch dann tauchen neue Indizien auf, und diese führen Gretchen und ihr Team zu der einflussreichen Familie Castorp. Vivian arbeitete an einer Biografie über deren Bernstein-Manufaktur und stieß auf ein schreckliches Verbrechen vor über zwanzig Jahren. Welches Geheimnis entdeckte Vivian? Währenddessen nimmt Gretchen an der Aktion zur Suche ihres verschwundenen Sohnes Niki teil und erhofft sich endlich neue Erkenntnisse. Doch dann kommt alles anders... Die neue Küstenkrimi-Reihe von B.C. Schiller ist nicht nur spannend, sondern besticht auch durch liebevoll gezeichnete Charaktere. Jeder Krimi ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Anmerkung
Über die Autoren B.C. Schiller
Bücher von B.C. Schiller
Bücher von B.C. Schiller
Bücher von B.C. Schiller
Bücher von B.C. Schiller
Bücher von B.C. Schiller
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Eine Woche später
Kapitel 43
Zwei Wochen später
Danksagung
Sämtliche Figuren und Ereignisse dieses Romans sind der Fantasie entsprungen. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist zufällig und von den Autoren nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Blue Velvet Management e.U. urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.
Copyright Blue Velvet Management e.U.,
A – 4020, Linz, Derfflingerstrasse 14, Dezember 2023, August 2025
Lektorat: Wolma Krefting, bueropia.de
Korrektorat: Manuela Tiller, textwerk-koeln.de
Covergestaltung: Buchcoverdesign.de, Chris Gilcher
Bildmaterial: Adobe Stock ID 74995760,ID 276838953
Wir haben uns erlaubt, einige Namen und Örtlichkeiten aus Spannungsgründen neu zu erfinden, anders zu benennen und auch zu verlegen. Sie als LeserInnen werden uns diese Freiheiten sicher nachsehen.
Barbara und Christian Schiller leben und arbeiten in Wien und auf Mallorca mit ihren beiden Ridgebacks Calisto & Emilio. Gemeinsam waren sie über 20 Jahren in der Marketing- und Werbebranche tätig und haben ein totales Faible für spannende Krimis und packende Thriller.
B.C. Schiller gehören zu den erfolgreichsten Spannungs-Autoren im deutschsprachigen Raum. Bisher haben sie mit ihren Krimis über 3.500.000 Leser begeistert.
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Aus der Gretchen-Larssen-Reihe bisher erschienen:
GRETCHEN LARSSEN UND DAS OSTSEEMÄDCHEN: der erste Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DAS DÜNENOPFER: der zweite Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DER OSTSEEZORN: der dritte Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DIE OSTSEESCHULD: der vierte Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DER KÜSTENMÖRDER: der fünfte Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DER OSTSEEMORD: der sechste Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DIE OSTSEETRÄNEN: der siebte Band mit Gretchen Larssen
GRETCHEN LARSSEN UND DAS OSTSEEHERZ: der achte Band mit Gretchen Larssen
MALLORCA-INSELKRIMI:
MÄDCHENSCHULD – ist der erste Band der neuen spannenden Mallorca-Inselkrimi-Reihe mit der Inspectora Ana Ortega und dem Europol-Ermittler Lars Brückner. Die Krimis sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
SCHÖNE TOTE – der zweite Band mit Ana Ortega und Lars Brückner.
FAMILIENBLUT – der dritte Band mit Ana Ortega und Lars Brückner.
NORDTOD - KÜSTENTHRILLER:
NORDTOD - DIE KOLIBRIMÄDCHEN: der erste spannende Cold-Case-Fall mit der schwedischen Ermittlerin Signe Nord.
NORDTOD – DAS ELCHBLUT: der zweite Cold-Case-Fall mit Signe Nord.
DUNKELSTEIG – Trilogie:
DUNKELSTEIG – RACHE: der erste Band mit Felicitas Laudon
DUNKELSTEIG – SCHULD –der zweite Band mit Felicitas Laudon
DUNKELSTEIG – BÖSE: der dritte und letzte Band mit Felicitas Laudon
Psychothriller:
DIE FOTOGRAFIN
DIE SCHWESTER
DIE EINSAME BRAUT
TONY-BRAUN-THRILLER:
TOTES SOMMERMÄDCHEN – der erste Tony-Braun–Thriller –
»Wie alles begann«
TÖTEN IST GANZ EINFACH – der zweite Tony-Braun-Thriller
FREUNDE MÜSSEN TÖTEN – der dritte Tony-Braun-Thriller
ALLE MÜSSEN STERBEN – der vierte Tony-Braun-Thriller
DER STILLE DUFT DES TODES – der fünfte Tony-Braun-Thriller
RATTENKINDER – der sechste Tony-Braun-Thriller
RABENSCHWESTER – der siebte Tony-Braun-Thriller
STILLER BEOBACHTER – der achte Tony-Braun-Thriller
STRANDMÄDCHENTOD – der neunte Tony-Braun-Thriller
STILLES GRABESKIND – der zehnte Tony-Braun-Thriller
Alle Tony-Braun-Thriller waren monatelang Bestseller in den Charts. Die Thriller sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Die TARGA-HENDRICKS-Thriller:
DER MOMENT, BEVOR DU STIRBST – der erste Fall mit Targa Hendricks
IMMER WENN DU TÖTEST – der zweite Fall mit Targa Hendricks
DUNKELTOT, WIE DEINE SEELE – der dritte Fall mit Targa Hendricks
Die DAVID-STEIN-Thriller:
DER HUNDEFLÜSTERER – David Steins erster Auftrag
SCHWARZER SKOPRION – David Steins zweiter Auftrag
ROTE WÜSTENBLUME – David Steins dritter Auftrag
RUSSISCHES MÄDCHEN – David Steins vierter Auftrag
FREMDE GELIEBTE – David Steins fünfter Auftrag
EISIGE GEDANKEN – David Steins sechster Auftrag
TODESFALTER – David Steins siebter Auftrag
LEVI-KANT-Krimi:
BÖSES GEHEIMNIS – der erste Cold Case
BÖSE TRÄNEN – der zweite Cold Case
BÖSES SCHWEIGEN – der dritte Cold Case
Tauchen Sie ein in die B.C. Schiller Krimi-Welt.
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Vor über einem Jahr verschwand ein kleiner Junge aus ihrem Leben und seitdem war alles anders geworden. Diese düsteren Gedanken schwirrten durch den Kopf der jungen Frau, die mit geschlossenen Augen auf dem Oberdeck der Fähre von Binz nach Peenemünde stand. Ihre dunkelblonden Haare flatterten im Wind und gegen die Kälte klappte sie den Kragen ihrer gefütterten Jeansjacke hoch. Die Frau wirkte angespannt und der traurige Zug um ihren Mund verstärkte diesen Eindruck noch.
Mit einem Seufzer drehte sich Gretchen Larssen um und kehrte in den Restaurantbereich der Fähre zurück. Seit mehr als einem Jahr war sie Hauptkommissarin der Kriminalpolizei von Rügen, doch an diesem Morgen war sie in privater Mission unterwegs.
Sie setzte sich an einen leeren Tisch, scrollte durch die Fotos auf ihrem Handy und stoppte bei einer Aufnahme. Das Bild zeigte einen blonden Jungen, der verschmitzt in die Kamera lächelte. Es war Gretchens Sohn Niki und sie hatte das Foto am Tag der Katastrophe aufgenommen. Damals hatte sie den Entschluss gefasst, sich von ihrem kontrollsüchtigen Mann John zu trennen, um mit ihrer Jugendliebe Finn und ihrem Sohn ein neues Leben auf der Insel Rügen zu beginnen. An diesem Tag war ihre Welt voller Licht und Hoffnung gewesen, doch wenige Stunden später gab es nur noch Dunkelheit und Schmerz in ihrem Leben. John war mit Niki unterwegs ins Dinoland gewesen und hatte einen tödlichen Verkehrsunfall erlitten. Ihr Sohn war seit dem Unfall wie vom Erdboden verschwunden und noch immer gab es keinen Anhaltspunkt, was damals mit Niki geschehen war. Seit jener Zeit suchte Gretchen verzweifelt nach ihrem Sohn und war Hunderten von Hinweisen nachgegangen. Sie war zu ihrer Großmutter Edda ins Kapitänshaus gezogen und hatte sich im Dachgeschoss ein privates Büro eingerichtet. Auf einer riesigen Wandtafel steckten unzählige Fotos, und eine große Karte von Rügen war mit Dutzenden bunter Stecknadeln gespickt. In den Regalen stapelten sich Protokolle, Zeitungsausschnitte und sonstige Unterlagen, die auch nur im Entferntesten mit verschwundenen oder vermissten Kindern zu tun hatten. Auf dem überfüllten Schreibtisch türmten sich Papiere mit abgetippten Zeugenaussagen. Ganz oben lag die Abschrift eines Gesprächs mit Lotti, einer alten Strandräumerin, die als Augenzeugin des Autounfalls damals die Polizei gerufen hatte, aber gleich darauf verschwunden war. Auch Gretchens Computer war rund um den Bildschirm mit Post-its zugepflastert, und diese ganze Informationsflut diente nur dem einen Ziel, endlich eine Spur ihres verschwundenen Sohns zu finden.
Gretchen hatte ihre polizeilichen Kontakte genutzt und jeden Hinweis akribisch überprüft. Nächtelang war sie jeder noch so unbedeutenden Kleinigkeit nachgegangen und hatte ihre Erkenntnisse in Dutzenden von Ordnern archiviert. Mit alten Fischern war sie hinaus auf die Ostsee gefahren, um sich direkt vor Ort die Strömungsverhältnisse erklären zu lassen. Sie hatte mit Meteorologen gesprochen, die ihr die genauen Windverhältnisse an jenem ominösen Tag exakt erläutert hatten. Doch nach wie vor fand sich nicht der geringste Anhaltspunkt.
›Vielleicht gibt es doch noch einen Hoffnungsschimmer‹, dachte sie und drückte eine abgenudelte Stoffrobbe fest an ihre Brust. In ihrem Herzen hatte Niki einen fixen Platz, aber das Kuscheltier Felix war die einzige reale Verbindung. Als in der Ferne der Hafen von Peenemünde auf Usedom auftauchte, straffte Gretchen die Schultern. Sie wurde ruhig und verwandelte sich von der traurigen Mutter in die toughe Polizistin, die eine frische Spur verfolgte.
Ihr früherer Kollege Tom Malek aus Berlin hatte ihr den Tipp gegeben, dass ein polnischer Kinderhändler namens Alex Kowalski zum fraglichen Zeitpunkt am Unfallort vorbeigefahren war. Dessen Handy war damals überwacht worden und deswegen gab es diese Vermutung. ›Vielleicht hat dieser Kowalski meinen Sohn geschnappt?‹ Tom hatte ihr vor einiger Zeit mitgeteilt, dass deutsche Undercover-Agenten als kinderloses Ehepaar getarnt mit Kowalski in Kontakt getreten waren, um illegal ein Kind zu kaufen. Und gestern Nacht hatte Gretchen erfahren, dass heute die geplante Übergabe stattfinden sollte.
Langsam schipperte die Fähre in den Hafen mit dem großen Leuchtturm, dem Wahrzeichen von Peenemünde. Am Anleger parkte bereits ein dunkler Transporter, an dem ein Mann in einer abgewetzten Lederjacke lehnte. Das war Tom Malek.
»Hallo, Tom«, begrüßte Gretchen ihren Ex-Kollegen schon von Weitem, als sie hastig über den Pier ging. »Wann startet ihr?«
»Wir müssen uns beeilen. Die Aktion beginnt, sobald das Ehepaar mit der Fähre in Swinemünde eingetroffen ist.«
»Wird Alex Kowalski das Kind selbst übergeben?«, fragte Gretchen und spürte dabei einen Kloß im Hals. ›Was musste dieser Kowalski bloß für ein Mensch sein, dass er kleine Kinder wie Waren verkaufte?‹
»Ja. Kowalski wickelt den Deal diesmal persönlich ab«, antwortete Tom kurz angebunden und öffnete die Tür des Transporters. »Steig ein.«
Schweigend fuhren sie von Peenemünde an der Ostseeküste entlang, bis sie die polnische Grenze bei Swinemünde passierten. Gretchen warf einen Blick aus dem Beifahrerfenster. Der bleierne Herbsthimmel hatte sich gelichtet, zaghaft zeigte sich die Sonne und schickte ihre Strahlen auf die funkelnde See. ›Ist das ein gutes Omen?‹ Plötzlich glaubte Gretchen weit draußen einen Delfin aus dem Wasser springen zu sehen.
»Tom, siehst du diesen Delfin?«, rief sie aufgeregt und wies aus dem Fenster.
»Du täuschst dich, Gretchen, ich kann nichts erkennen.« Tom tippte auf das Stofftier, das Gretchen noch immer im Arm hielt. »Gehört das Niki?«
»Ja, das ist Felix, sein Kuscheltier«, erwiderte sie und drückte die Robbe noch fester an sich. »Niki ist nie ohne Felix aus dem Haus gegangen. Ich habe ihn extra mitgenommen, damit er mir positive Vibrations bringt.«
»Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, Gretchen«, meinte Tom und warf ihr einen prüfenden Seitenblick zu. »Es kann durchaus sein, dass du bei dem heutigen Einsatz gar nichts erfährst.«
»Ich weiß«, erwiderte Gretchen. »Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.«
Die Fähre aus Ueckermünde lag bereits im Hafen von Swinemünde, als Tom den Transporter hinter einem unauffälligen Wohnmobil parkte.
»Da sind wir«, sagte Tom, als sie ausstiegen. »Du hältst dich wie vereinbart im Hintergrund. Vergiss nicht, ich nehme das auf meine Kappe.«
»Du kannst dich auf mich verlassen«, antwortete Gretchen.
Tom klopfte dreimal an die Tür des Wohnmobils, die sofort von einer blonden Frau in Uniform geöffnet wurde.
»Das ist Hauptkommissarin Larssen aus Rügen. Sie ermittelt im Fall eines verschwundenen deutschen Kindes«, stellte Tom Gretchen vor.
In dem Wohnmobil befanden sich zwei weitere polnische Beamte, die gespannt auf eine Monitorwand blickten. Auf einem der Bildschirme war gerade ein gut gekleidetes Paar zu sehen, das über den Fähranleger spazierte und nervös umherblickte.
»Das sind die deutschen Undercover-Agenten«, erklärte Tom. Plötzlich zog der Mann sein Handy aus dem Mantel und schaute auf das Display. Im selben Moment wurde die SMS auch auf einen Monitor im Wohnmobil übertragen.
»Wir haben die Adresse. Es geht los.« Tom nahm ein Funkgerät aus seiner Lederjacke und informierte das internationale Einsatzkommando, das aus deutschen und polnischen Polizisten bestand.
Auf dem Bildschirm sah Gretchen das Paar zu ihrem Wagen eilen und losfahren. Auch das Wohnmobil startete, setzte sich langsam in Bewegung und ließ die hübsche Altstadt von Swinemünde hinter sich. Sie fuhren an gesichtslosen Plattenbauten entlang, bis sie schließlich zu einem Industriegelände gelangten.
»Hier bleiben wir stehen«, sagte Tom und der Fahrer parkte das Wohnmobil am Straßenrand.
Auf dem Monitor wurde der Wagen mit dem deutschen Ehepaar immer kleiner. Gretchen knackte nervös mit den Fingern, wäre am liebsten ausgestiegen und hätte selbst gerne die Verfolgung aufgenommen, aber sie hatte Tom versprochen, Ruhe zu bewahren.
»Du brauchst nicht nervös zu sein, denn du kannst die Operation von hier aus beobachten«, sagte Tom und wies auf die Monitore.
»Danke.« Gretchen nahm vor dem Bildschirm Platz und setzte sich Kopfhörer auf. Das deutsche Paar fuhr an leer stehenden Industriehallen vorbei und blieb dann vor einer aufgelassenen Tagesheimstätte für Kinder stehen.
»Zynischer geht’s wohl nicht«, brummte die polnische Kollegin auf Deutsch, als sie das verlassene Gebäude mit den lachenden Kindergesichtern sah, die auf die Fassade gemalt waren.
»Die perfekte Tarnung«, meinte Tom und drehte sich um, als einmal kurz an die Tür des Wohnmobils geklopft wurde. »Okay, ich komme«, erwiderte er und verschwand. Quälend lange Minuten tat sich nichts. Die beiden Undercover-Polizisten warteten angespannt vor dem Haus, als plötzlich ein unauffälliger Lieferwagen neben dem Gebäude anhielt. Zwei Männer stiegen aus, und als die polnische Polizistin die Szene heranzoomte, erkannte Gretchen Kowalski, den ihr Tom auf einem Foto gezeigt hatte.
»Kowalski, und wer ist der Typ bei ihm?«, fragte Gretchen.
»Wahrscheinlich sein Bodyguard«, mutmaßte die polnische Kollegin.
Die Perspektive wechselte und Gretchen betrachtete die Szenerie jetzt aus dem Blickwinkel der Undercover-Agenten. Sie betraten einen dunklen Gang. Hastig schritten Kowalski und sein Bodyguard weiter, gefolgt von dem deutschen Ehepaar. Am Ende des Korridors gelangten sie in einen Raum, der früher die Küche gewesen war. Außer einem altertümlichen Herd befand sich nur ein breiter kompakter Einbauschrank ohne Türen in dem Zimmer. Kowalski drückte auf ein Regalbrett und langsam schob sich der Schrank zur Seite, bis dahinter ein Eingang sichtbar wurde.
»Hier versteckt er also die Kinder«, sagte die polnische Polizistin und zoomte auf den Eingang. Auch Gretchen beugte sich vor, ihr Pulsschlag beschleunigte sich und ihre Anspannung wuchs. Plötzlich flammte Licht auf und der geheime Raum erstrahlte in grellem Neon. Es war ein fensterloses Zimmer. An der Wand hing ein Klimagerät und hinter einem Paravent gab es eine Dusche. Auf dem Boden lagen Matratzen und Schlafsäcke. Der Betonboden war übersät mit leeren Sandwichschachteln und zusammengedrückten Tetra Paks für Fruchtsäfte.
Auf den Matratzen kauerten zwei Jungen, die nicht älter als sieben Jahre alt waren. Sie trugen Anoraks und hielten sich an den Händen. Als die Polizistin auf die Gesichter zoomte, sah Gretchen ein scheues Lächeln, doch die Augen der Jungen waren angstgeweitet.
»Hier ist euer Geschenk«, hörte Gretchen mit einem Mal Kowalskis Stimme auf Englisch über ihre Kopfhörer. »Beide sind ärztlich untersucht, verfügen über die nötigen Dokumente und können übergeben werden.«
Kowalski nannte die Summe und der Undercover-Agent nickte zustimmend. Währenddessen kniete sich die deutsche Ermittlerin zu den Jungen und drückte sie fest an sich. Unauffällig schob sie dann die Kinder zur Seite, während ihr Mann mit Kowalski verhandelte. Plötzlich horchte Kowalskis Bodyguard auf, und genau in diesem Moment flog eine Nebelgranate in den Raum. Innerhalb weniger Sekunden breitete sich dichter Rauch in dem Zimmer aus.
»Cholera jasna!«, rief Kowalski so laut, dass Gretchen die Ohren dröhnten. »Verdammte Scheiße!«
Nur schemenhaft sah sie, wie Kowalski eine Waffe zog und auf die deutsche Ermittlerin zielte. Doch in diesem Augenblick tauchte ein Polizist mit Helm und Gasmaske auf und hielt Kowalski die Mündung seines Schnellfeuergewehrs an den Kopf. Langsam ließ Kowalski seine Waffe sinken und streckte die Hände in die Luft.
»Endlich haben wir dieses Schwein zur Strecke gebracht«, meinte die polnische Kollegin voller Genugtuung zu Gretchen und klatschte mit ihr ab.
»Der Einsatz war ein voller Erfolg, wir haben Kowalski auf frischer Tat erwischt und können ihn endlich verhaften.« Kurz darauf stand Tom neben dem Wohnmobil und rauchte eine Zigarette. Er trug noch immer die kugelsichere Weste und winkte Gretchen zu sich.
»Kowalski befindet sich dort im Transporter«, flüsterte Tom ihr zu. »Du hast fünf Minuten, um ihn nach Niki zu befragen.«
»Danke«, sagte Gretchen und spürte den Schlag ihres Herzens wie einen Trommelwirbel. Sie band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, öffnete die Schiebetür des Transporters und stieg ein.
Alex Kowalski saß mit gefesselten Händen an einem Tisch und wurde von zwei Männern in polnischen Uniformen bewacht. Er war schlank, wirkte aber durchtrainierter, als Gretchen ihn auf dem Monitor eingeschätzt hatte. Mit seinen dunklen Augen und dem gefährlichen Blick sah er aus wie ein Raubtier, das in der Falle saß, aber noch nicht aufgegeben hatte.
»Vor mehr als einem Jahr sind Sie mit Ihrem Wagen auf Rügen am Klabautereck vorbeigefahren, wo sich gerade ein Unfall ereignet hatte«, sagte Gretchen, nachdem sie sich ausgewiesen hatte.
»Oh, das ist aber schon sehr lange her«, meinte Kowalski in perfektem Deutsch und musterte Gretchen ungeniert von oben bis unten. »Das muss eine Verwechslung sein.«
»Ihr Handy war damals in eine Funkzelle am Unfallort eingeloggt«, widersprach Gretchen.
»Was bekomme ich, wenn ich mich daran erinnere?«, fragte Kowalski mit lauerndem Gesichtsausdruck und schnippte ein imaginäres Staubkorn von seiner Designer-Bomberjacke.
»Eine präzise Aussage kann sich vor Gericht positiv für Sie auswirken«, log Gretchen, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein.« Kowalski hob die Augenbrauen. »Ich erinnere mich allerdings nur daran, dass das Auto völlig zerstört an dem Baum klebte. Mein Gott, dachte ich, der Fahrer wird wohl erst im Jenseits wieder aus der Karre aussteigen. Natürlich habe ich kurz gestoppt und einen Blick ins Innere riskiert. Aber dem Mann war nicht mehr zu helfen, das habe ich auf den ersten Blick erkannt. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«
»Außer dem Fahrer haben Sie niemanden gesehen, auch keinen kleinen Jungen?«
»Nein, sonst war niemand im Wagen.«
»Wieso haben Sie keinen Krankenwagen gerufen?«, fragte Gretchen.
»Ich wollte nicht unbedingt mit der deutschen Polizei zu tun haben. Das verstehen Sie doch sicher?« Kowalski lehnte sich zurück und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Resopal-Tischplatte. »Wieso interessiert sich die deutsche Polizei für diesen Unfall?«
»Ich ermittle im Fall eines verschwundenen Kindes, das sich in jenem Auto befand«, antwortete Gretchen knapp und legte Nikis Foto auf den Tisch. »Kennen Sie diesen Jungen? Er saß in dem Fahrzeug und ist seither verschwunden.«
»Nie gesehen. Wie bereits erwähnt, habe ich außer dem toten Fahrer niemanden entdeckt.« Kowalski schob die Aufnahme zu Gretchen zurück. »Sie suchen nach über einem Jahr immer noch nach dem Kleinen?« Kowalskis Gesicht verzerrte sich zu einer verschlagenen Fratze. »Ist das vielleicht etwas Persönliches?«
»Nein, ist es nicht«, antwortete Gretchen kühl. »Die deutsche Polizei arbeitet eben gründlich.«
»Tut mir leid, Frau Kommissarin. Aber ein Kind habe ich nicht gesehen.« Wieder musterte Kowalski Gretchen mit einem maliziösen Lächeln. »Sie können sicher sein, wenn mir dieser süße Junge dort über den Weg gelaufen wäre, dann hätte ich ihn ganz bestimmt mitgenommen. Der Markt für hübsche Jungs ist groß, das können Sie mir glauben. Eine echte Zuckerschnute.«
Kowalskis Worte hallten in Gretchens Schädel nach und sie hatte das Gefühl, als würde in ihrem Kopf ein Schalter umgelegt.
»Hören Sie sofort mit diesen dreckigen Bemerkungen auf«, fauchte sie und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Noch ein Wort und ich …« Den Rest des Satzes ließ Gretchen in der Luft hängen, als sie aufsprang, sich umdrehte und die Tür des Transporters aufstieß. Sie zitterte am ganzen Körper und stieg aus dem Lieferwagen, dabei hörte sie noch, wie ihr Kowalski höhnisch hinterherrief. »Das ist dein Junge, stimmt’s? Dachte ich mir sofort, weil er dir ähnlich sieht. Genauso hübsch wie die Mama. Also doch etwas Persönliches?«
Schwer atmend blieb Gretchen neben dem Transporter stehen, kämpfte mit den Tränen. Eine polnische Kollegin hielt ihr mitfühlend einen Flachmann hin, und Gretchen nahm einen großen Schluck. Das Zeug brannte in ihrer Kehle, verbrannte die Wut und die Ohnmacht, und sie hatte sich wieder im Griff.
»Es tut mir leid«, sagte Tom betreten. »Aber ich habe dich vorher ausdrücklich gewarnt, dir keine falschen Hoffnungen zu machen.«
»Ich weiß. Meine Erwartungshaltung lief auch gegen null. Aber irgendwie habe ich doch noch an ein Wunder geglaubt«, antwortete Gretchen mit rauer Stimme. »Trotzdem danke, dass du mir diese Chance gegeben hast.«
»Soll ich dich nach Peenemünde zurückfahren?«, fragte Tom.
»Nein, ich nehme ein Taxi«, antwortete sie niedergeschlagen. Sie setzte sich in den Fond des Wagens und rekapitulierte noch einmal Kowalskis Antworten auf ihre Fragen. Der Kinderhändler hatte ihren toten Ehemann, aber kein Kind an der Unfallstelle gesehen. ›Was bedeutet das? War Niki unter Schock aus dem Unfallwagen geklettert und zur Ostsee gelaufen? Hatte er im Wasser seinen Delfin gesucht?‹ Gretchen wusste es nicht und war auch zu erschöpft, um noch länger darüber nachzudenken.
Beim Fähranleger in Peenemünde bestellte sich Gretchen bei einem hippen Barista einen Espresso und wartete mit hängendem Kopf auf die Fähre zurück nach Binz. Als das Fährschiff eintraf, stieg sie langsam hinauf aufs Oberdeck, starrte hinaus auf die weite Ostsee, die sich in der Ferne mit dem Horizont vereinte. Ein eisiger Wind blies, doch Gretchen spürte diese Kälte nicht. Immer wieder musste sie schlucken und sich die Tränen verkneifen. Die Aktion auf Usedom hatte wieder alles aufgewühlt. Mit tränenverschleierten Augen blickte sie auf das Wasser und sah plötzlich Niki auf seinem geliebten Delfin jauchzend aus dem Meer springen.
»Mama, mach dir keine Sorgen mehr um mich. Ich bin in die See gelaufen und habe meinen Delfin gesucht. Sieh mal, jetzt habe ich ihn gefunden.«
»Wie schön, Niki«, flüsterte Gretchen. »Ich wünsche mir so sehr, dass du glücklich bist, egal wo.« Es war nur ein weiterer Versuch gewesen, etwas über Nikis Verschwinden herauszufinden, und wieder war es vergebens gewesen.
Am Pier von Binz parkte ein Pick-up, als die Fähre in den Hafen einfuhr. Ein attraktiver Mann mit Dreitagebart stand dort und winkte. Gretchens Herz machte einen Satz, als sie ihren Freund Finn erkannte. Sie sehnte sich danach, von ihm in den Arm genommen und getröstet zu werden.
»Wie war’s?«, fragte Finn vorsichtig, als Gretchen die Fähre verlassen hatte.
»Fehlanzeige. Irgendwie muss ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass es Niki gut geht, dort, wo er jetzt ist.«
Finn schwieg, breitete stattdessen die Arme aus, umfasste Gretchens Taille und drückte sie fest an sich. Als sie ihren Kopf an Finns Schulter lehnte, fühlte sie sich sicher und geborgen. ›Finn ist das Licht, das mich durch die dunkle Nacht führt‹, dachte sie und ließ ihren Tränen endlich freien Lauf.
Das blaue Neonlicht des ›Polizei‹-Schriftzugs an der Gebäudefassade strahlte am trüben Nachmittag über den Parkplatz, als Konstantin Kampe seinen Mercedes vor dem Polizeihauptrevier in Bergen abstellte. Nachdem er ausgestiegen war, blieb er kurz stehen und betrachtete stolz das mehrstöckige Bauwerk mit dem gläsernen Treppenhaus und dem riesigen ›Polizei‹-Logo an der Stirnseite. ›Es ist mein Verdienst, dass wir in diesem modernen Gebäude arbeiten‹, dachte er, denn als Polizeidirektor von Rügen hatte er sich vehement für den Neubau eingesetzt.
Als Kampe am Empfang vorbei nach oben in sein Büro ging, spukten noch immer die mahnenden Worte des Golfclub-Managers, mit dem er zu Mittag gegessen hatte, in seinem Kopf herum: »Wir haben drei Enkelkinder, die ständig bei uns sind. Das Golfspielen kann ich mir abschminken. Keine ruhige Minute mehr. Meine Tochter liefert sie am Wochenende einfach ab: ›Die Jungs haben so Sehnsucht nach ihrem Opa. Tschüss, Papa!‹ Und weg ist sie.«
›Wird es mir bald genauso ergehen?‹ Seine Tochter Alice stand kurz vor der Geburt ihres ersten Kindes und lebte jetzt schon einige Monate bei ihm. Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt und es sah nicht danach aus, als würden sich die Wogen wieder glätten. Obwohl Kampe es sich nicht eingestehen wollte, hatte er insgeheim Angst vor seiner neuen Rolle als Großvater. ›Was, wenn mir das alles einfach zu viel wird?‹ Doch dann fielen ihm plötzlich wieder Lilas Worte ein: »Lass es einfach laufen, Konni.« Lila war Kampes Nachbarin, die er beim Einzug in sein kleines Miethäuschen kennengelernt hatte. Sie war eine etwas verrückte Künstlerin und kleidete sich gerne in Lila. Mit ihrer direkten Art war sie das genaue Gegenteil von Kampes steifer Hamburger Attitüde, aber irgendwie fühlte er sich zu ihr hingezogen.
Kampe öffnete die Tür zu seinem Büro und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er machte seinen CD-Player an, und die sanften Klänge der ›Gnossiennes‹ von Eric Satie beruhigten ihn. »Polizeidirektor auf Rügen ist doch auch ganz schön«, murmelte er halblaut sein tägliches Mantra. Kampe hatte sich vor etlichen Jahren der Liebe wegen von Hamburg nach Rügen versetzen lassen, da seine Frau die Ruhe auf der Insel liebte. Doch nach kurzer Zeit war es ihr zu langweilig geworden. Sie hatte die Scheidung eingereicht und war mit den beiden Töchtern Alice und Alina wieder zurück in die Großstadt gezogen. Seit jener Zeit bewarb sich Kampe ständig auf frei werdende Positionen in Hamburg, bisher jedoch ohne Erfolg. Kampe bückte sich und zog einen weichen Lappen aus der untersten Schublade seines Schreibtisches. Damit polierte er seine Maßschuhe, bis sie glänzten. Die eleganten Schuhe und seine Anzüge verbreiteten Großstadtflair, das er auch auf Rügen nicht missen wollte. Zur Abrundung trug er diesmal den blauen Kaschmirschal aus einer örtlichen Boutique, denn die Tage waren jetzt schon ziemlich kalt.
»Chef, es gab schon wieder einen Tankstellenüberfall«, riss ihn Kommissar Henry Bülow, der ohne zu klopfen eintrat, aus seinen Gedanken. Obwohl draußen bereits die ersten Herbststürme eingesetzt hatten, trug Henry zu seinen Jeans nur einen engen Rollkragenpullover, der seinen muskulösen Oberkörper perfekt zur Geltung brachte.
»War es wieder derselbe Täter?«, fragte Kampe und stand auf. »Gehen wir in Ihr Büro, Henry. Ist Gretchen bereits von ihrer privaten Mission zurück?«
»Bis jetzt noch nicht«, antwortete Henry.
»Hoffentlich war Gretchens Abstecher nach Usedom erfolgreich«, meinte Kampe.
»Tja, das wünschen wir ihr alle.« Henry öffnete die Tür zu dem großen Büro, in dem er mit Gretchen arbeitete. Auf einer Pinnwand waren Ausdrucke der Überwachungskameras zu sehen, die von den Überfällen gemacht worden waren. Der Räuber war nur sehr undeutlich zu erkennen, denn er trug ein Baseballcap tief ins Gesicht gezogen. In den letzten Wochen waren bereits zwei Tankstellen überfallen worden und beide Male hatte der Täter einen computergeschriebenen Zettel vorgelegt. ›Ich brauche nur etwas Geld, möchte Sie nicht verletzen!‹ Auch diese Notiz hing an dem Board. Henry wollte gerade mit seinen Ausführungen beginnen, als die Tür aufging und Gretchen eintrat.
»Wie war’s auf Usedom?«, fragte Henry neugierig und strich sich mit der Hand über seine kurz geschorenen Haare.
»Dieser Alex Kowalski hat keinen Jungen beim Unfall meines Mannes gesehen.« In aller Kürze berichtete Gretchen von dem Einsatz im polnischen Swinemünde und ihrem Gespräch mit Kowalski.
»Oh, das tut mir aber leid«, meinte Kampe, der schweigend zugehört hatte. Unauffällig musterte er seine Hauptkommissarin.
Gretchen wirkte etwas in sich gekehrt und nicht so positiv wie sonst. Vor mehr als einem Jahr hatte ihre Zusammenarbeit begonnen, und Kampe war zu Beginn etwas skeptisch wegen dieser ehrgeizigen jungen Frau mit der verletzlichen Seele gewesen. Natürlich wusste er über Gretchens Drama Bescheid, und insgeheim hatte er fest die Daumen gedrückt, dass sie endlich einen Hinweis auf das Schicksal ihres Sohnes erhalten würde. ›Muss ich mir jetzt Sorgen um Gretchen machen?‹
»Puh, es ist draußen ziemlich kalt.« Gretchen rieb sich die Handflächen und knöpfte ihre wattierte Jeansjacke zu.
»Soll ich dir einen Tee machen?«, fragte Henry fürsorglich und verschwand, ohne Gretchens Antwort abzuwarten.
›Ob Henry vielleicht sogar verliebt in sie ist?‹, dachte Kampe. Er wusste eigentlich gar nicht, ob sein jüngerer Kollege in einer Beziehung war. Nur nicht zu tief in das Privatleben der Mitarbeiter eintauchen, war seine Devise.
»Da wäre einmal ein grüner Tee, der regt das Denken an, und natürlich zur Stärkung ein Espresso Doppio.« Schwungvoll stellte Henry die beiden Pappbecher auf den Schreibtisch.
»Henry, du bist ein Schatz!« Gretchen lächelte matt, nippte an dem Teebecher und drehte sich zur Pinnwand. »Gibt’s bei diesem Fall schon etwas Neues?«, fragte sie dann hastig und wies auf die Fotos. Kampe konnte gut verstehen, dass Gretchen nicht mehr über die Suche nach ihrem Sohn reden wollte, sondern sich sofort wieder in die alltägliche Polizeiarbeit stürzte.
»Allerdings. In Ihrer Abwesenheit hat sich ein neuer Überfall ereignet«, antwortete Kampe und zupfte die Fransen seines Schals zurecht. »Aber vielleicht hat Henry Sie bereits übers Handy informiert?«
»Ich wollte Gretchen damit nicht behelligen«, erwiderte Henry. »Und jetzt sind Sie mir zuvorgekommen, Chef.«
»Immer einen Schritt voraus zu sein, zeichnet eben eine Führungspersönlichkeit aus«, meinte Kampe zufrieden.
»Deswegen haben Sie sich auch jetzt schon als Winterschäfchen verkleidet, obwohl wir noch im Herbst sind«, meinte Henry grinsend und deutete auf Kampes warmen Schal.
»Man muss sich eben rechtzeitig auf die Witterungsverhältnisse einstellen. Außerdem unterstütze ich mit diesem schmückenden Accessoire die örtliche Bekleidungsindustrie«, entgegnete Kampe und ging nicht weiter auf Henrys Bemerkung ein. »Es ist jedes Mal der gleiche Modus Operandi. Der Täter verlangt nur tausend Euro und verschwindet wieder.«
»Seltsam«, murmelte Gretchen. »Wie viel hatte der letzte Tankwart in der Kasse?«
»An die zweitausend Euro.« Henry blätterte in den Unterlagen, die auf seinem Schreibtisch lagen. »Und bei dem ersten Überfall waren über viertausend Euro in der Kasse.«
»Das sieht mir nicht nach einem Profi aus«, überlegte Gretchen. »Eher nach einem Verzweiflungstäter.« Dann warf sie einen raschen Blick auf die Uhr an der Wand. »Oh verflixt, jetzt habe ich die Zeit übersehen. Ich habe Edda versprochen, mit ihr die Wohnwagen winterfest zu machen. Tut mir leid, ich muss los.«
»Grüßen Sie Edda von mir«, erwiderte Kampe. Er mochte Gretchens Großmutter, die als Kapitänswitwe ganz allein den Campingplatz ›Oma Schulzes Paradies‹ führte.
»Übrigens, wie geht es Alice?«, fragte Gretchen ihren Chef, als sie zur Tür ging.
»Alice kann jeden Moment ihr Kind bekommen«, antwortete Kampe so ruhig wie möglich, obwohl er innerlich sehr nervös war. »Wir sind auf alles vorbereitet.«
»Dann sind Sie ja bald Großvater«, ließ sich Henry mit einem verschmitzten Lächeln vernehmen. »Opa Kampe klingt doch wirklich nett.«
»Unterstehen Sie sich, mich so zu nennen!« Kampe hob drohend den Zeigefinger und verließ ebenfalls das Büro.
»Opa Kampe«, murmelte er auf dem Korridor. »Wenn schon, dann Opa Konni.« Aber irgendwie gefiel ihm plötzlich die Vorstellung, Großvater zu werden.
Die Wolken hingen tief, als Gretchen auf der Küstenstraße von Bergen nach Binz fuhr. Im späten Nachmittagslicht funkelte die Ostsee bleiern und die Wellenkronen, die der stürmische Wind ans Ufer trieb, glitzerten wie silbernes Geschmeide. Aus einer eiernden Kassette ertönten die melancholischen Songs der italienischen Sängerin Alice, die perfekt zu diesem Herbstnachmittag passten. Nach einer kurzen Fahrt tauchte bereits das weiß getünchte Kapitänshaus von Gretchens Großmutter Edda auf. Mit seinem alten Reetdach schmiegte es sich in die schützenden Dünen, denn Eddas verstorbener Mann Holger hatte das Haus so angelegt, dass Stürme nur die Luvseite mit den verstärkten Dachstreben erreichten.
Gretchen war noch ein Kind gewesen, als ihre Eltern bei einem Fährunglück ums Leben kamen, und seither war dies ihr Zuhause.
In keinem der Räume brannte Licht, als Gretchen eintrat. Eddas Haustiere, der dicke Kater Kapitän und der eitle Dackel Otto, standen in der altmodischen Küche und blickten Gretchen vorwurfsvoll an.
»Hat Edda schon wieder nicht daran gedacht, euch zu füttern?«, fragte Gretchen und schaltete das Licht ein. Ihre Großmutter hatte eine leichte Altersdemenz und vergaß von Zeit zu Zeit bestimmte Dinge. »Oma, ich bin wieder zurück!«, rief sie, doch Edda antwortete nicht. Gretchen spürte ein Ziehen im Magen. Schon einige Male war Edda in ihrem Lesesessel eingeschlafen. Aber das war noch nie am Nachmittag geschehen und das beunruhigte Gretchen. Nachdem sie erfolglos alle Räume durchsucht hatte, eilte sie über den schmalen Holzpfad zu dem kleinen Campingplatz.
Eddas Mann, Holger, der Kapitän, hatte während eines Sturms
drei Fischerboote mit zwanzig Mann Besatzung vor dem Untergang gerettet und war auf der Insel als Held gefeiert worden. Zum Dank hatte man ihm das Grundstück bei Binz überlassen, auf dem Edda dann nach dem Tod ihres Mannes den kleinen Campingplatz eröffnet hatte, der in der Nebensaison hauptsächlich von älteren Dauercampern frequentiert wurde. Gretchen hatte allerdings schon länger die Vermutung, dass ihre Großmutter viel zu wenig Miete verlangte.
Die Lichterketten, die im Sommer mit ihren bunten Lampen eine fröhliche Atmosphäre verströmten, waren nicht eingeschaltet und klirrten im Wind. Viele der bunten Motive auf den Wohnwagen waren in der Dämmerung nur noch undeutlich zu erkennen. Ein Schildermaler aus Rügen hatte jede Wagentür mit einem Symbol versehen. So gab es Delfine, Möwen, Krabben, und sogar ein Wal war zu finden.
Plötzlich hörte Gretchen ein eigenartiges Geräusch. Es kam aus einem der letzten Campingwagen, die nahe am Waldrand standen. Eine Tür knallte, gefolgt von einem dumpfen Poltern.
»Oma, bist du da?«, rief Gretchen in das Zwielicht hinein und eilte nach hinten. Doch ehe sie den Wagen erreicht hatte, hörte sie einen lauten Schrei.
Automatisch griff Gretchen an ihre Hüfte und vergewisserte sich, dass ihre Waffe im Holster steckte. Plötzlich taumelte eine Gestalt mit weißen Haaren um die Ecke des letzten Caravans. Es war Gretchens Großmutter Edda.
»Beeil dich, Gretchen!«, rief Edda aufgeregt. »Jemand ist in Vivians Wohnwagen eingebrochen. Ich habe die Person überrascht und sie ist in den Wald geflohen. Fast hätte ich den Einbrecher erwischt.« Edda zeigte hektisch auf die hohen Buchen, die bedrohliche Schatten über den Campingplatz warfen.
Gretchen zögerte keinen Augenblick. Geschickt sprang sie über den niedrigen Holzzaun, zog eine Taschenlampe aus ihrer Jeansjacke und nahm die Verfolgung auf. Auf dem schmalen Pfad sah sie weit vorne einen Schatten davonlaufen und sie verdoppelte ihr Tempo. Der Waldweg war halb von Gestrüpp überwuchert, feucht und glitschig. Starker Wind hatte morsche Äste abgerissen und die Jagd wurde für Gretchen immer mehr zu einem Hindernislauf. Noch befand sich die schattenhafte Gestalt im Lichtkegel der Lampe. Gretchen hechtete über umgestürzte Baumstämme, stieß mit den Armen die hohen Farne zur Seite. Der Wind wehte ihr mit aller Macht ins Gesicht, erschwerte das Vorwärtskommen, doch sie wollte auf keinen Fall aufgeben. Jetzt hatte die Person das Ende des Waldes erreicht, wo die Straße nach Prora vorbeiführte. Gretchen mobilisierte all ihre Kräfte und flog förmlich über den Weg. Die Gestalt sprang in einen roten Wagen und startete den Motor. Das Fahrzeug machte einen Satz zurück, touchierte einen Holzpfosten mit der hinteren Stoßstange. Ein Rücklicht splitterte, der Motor heulte auf, doch jetzt hatte auch Gretchen den Waldrand erreicht. All ihre Sinne waren auf den Wagen konzentriert. Sie schlug einen Haken, um ihm auf der Straße den Weg abzuschneiden, doch auf dem nassen Laub, das den Boden bedeckte, fand sie keinen Halt. Gretchen schlitterte über den Weg, versuchte noch mit den Armen die Balance zu halten. Kies spritzte hoch, als der Wagen mit Vollgas losfuhr. Im selben Augenblick verlor Gretchen endgültig das Gleichgewicht, schlug mit der Schulter auf dem Boden auf. Das dichte Laub dämpfte ihren Sturz, geschickt rollte sie sich ab und sprang wieder auf die Beine. In der Ferne sah sie noch das kaputte Rücklicht höhnisch aufblinken, dann verschwand das Fahrzeug.
»Verflixt!« Gretchen stützte sich mit den Händen an den Oberschenkeln ab und schnappte nach Luft. Sie eilte zu der Stelle, wo der Wagen den Pfosten gestreift hatte. Auf dem Boden lagen einige Bruchstücke des Rücklichts. Gretchen zog eine Plastiktüte aus der Tasche und sammelte die Teile ein. Dann machte sie sich im Laufschritt auf den Rückweg zum Campingplatz.
»Der Einbrecher ist mir leider durch die Lappen gegangen. Aber damit werden wir ihn bald finden.« Sie hielt das Tütchen mit den Splittern des Reflektors in die Höhe.
»Schade, dass du ihn nicht erwischt hast.« Edda stand am Waldrand und hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt. Der Wind zerzauste ihr weißes Haar und hinter der runden Brille blitzten ihre grauen Augen kampflustig.
Zielstrebig ging Gretchen mit Edda zum Wohnwagen zurück, dessen kleine Terrasse aus Holz nach hinten zum Wald hinausging. Der Herbstwind heulte und die kahlen Äste der hohen Buchen ächzten und knackten, als würde sie der kühle Luftstrom schmerzen.
Auf der Terrasse befanden sich zwei Korbstühle und ein kleiner runder Tisch. In einem der Stühle saß eine Frau mit dem Rücken zu Gretchen. Ihre brünetten Haare waren nachlässig zu einem Zopf geflochten. Sie bewegte sich nicht, sondern schien zu schlafen.
»Vivian, wach auf!« Edda trat nach vorne und wollte der Frau auf die Schulter klopfen, doch Gretchen hielt sie plötzlich zurück.
»Bleib stehen, Oma. Etwas stimmt hier nicht.« Gretchen kannte dieses Gefühl. Schlagartig veränderte sich die Atmosphäre und sie ahnte bereits, was sie erwarten würde. Gretchen beugte sich über die Frau und fühlte zur Sicherheit ihren Puls. Doch wie vermutet, war kein Leben mehr in Vivians Körper.
»Was ist mit Vivian? Ist sie ohnmächtig geworden? Vielleicht hat der Täter sie bewusstlos geschlagen?«, mutmaßte Edda.
»Oma, lass es gut sein. Das ist jetzt mein Job«, sagte Gretchen bestimmt. »Bitte geh sofort nach Hause.«
»Aber ich bin doch eine wichtige Zeugin«, widersprach Edda. Sie straffte die Schultern und rückte ihre Brille zurecht.
»Wieso bist du überhaupt zu dem Wohnwagen gegangen, Oma?«, fragte Gretchen. Sie versuchte sich an die wenigen Gäste zu erinnern, die zu dieser Jahreszeit noch auf dem Campingplatz wohnten. Außer den Dauermietern wie Oscar und Jule gab es nur noch ein betagtes Ehepaar, das Vögel beobachtete, und eine jüngere Frau aus Hamburg, die sie aber nur einmal gesehen hatte. Das musste diese Vivian gewesen sein.
»Ich bin gerade aus der Stadt vom Einkaufen zurückgekommen und wollte Vivian bloß fragen, wie lange sie den Wohnwagen noch mieten möchte. Wir müssen ja bald alles winterfest machen. Da habe ich ein Rumoren aus ihrem Wagen gehört, und als ich ihren Namen gerufen habe, wurde die Tür aufgerissen und eine Gestalt stürzte heraus. Den Rest kennst du ja bereits. Ich hätte den Einbrecher gerne erwischt, aber für eine Verfolgungsjagd bin ich schon ein bisschen zu alt.« Edda räusperte sich und schien plötzlich zu frösteln, weshalb sie ihre wattierte Jacke bis oben hin zuknöpfte.
»Du hast vollkommen richtig gehandelt.« Gretchen schlang ihre Arme um Edda, streichelte sanft ihren Rücken und schob sie zurück.
»Was ist denn mit Vivian passiert?«, fragte Edda argwöhnisch. Sie deutete auf die Frau im Stuhl und löste sich aus Gretchens Umarmung.
»Geh bitte ins Haus!«, befahl Gretchen schärfer als gewollt, doch diesmal gehorchte Edda widerspruchslos.
»Vielleicht hast du ja recht«, seufzte Edda. »Du wirst schon wissen, was zu tun ist. Wenn du meine Hilfe brauchst, ich bin in der Küche«, sagte sie geschäftig und verschwand zwischen den Wohnwagen.
Gretchen trat vorsichtig auf die Terrasse und blieb vor der leblosen Vivian stehen. Die junge Frau hatte den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war wachsbleich und der Mund verzerrt, was im ersten Moment wie ein mitleidiges Grinsen wirkte. Doch Gretchen kannte diesen Ausdruck, hatte ihn schon bei vielen Toten gesehen. Es war kein Lächeln. Es war ein stummer Schrei, wenn die schreckliche Gewissheit, dass ihr Leben plötzlich und unwiderruflich zu Ende sein würde, in das Bewusstsein der Opfer drang.
Die Frau trug Converse Sneaker und ausgebleichte Jeans. Ihr grüner Parka stand vorne offen und der helle Pullover darunter war über der Brust dunkel verschmiert. Gretchen trat einen Schritt näher und der wohlbekannte Geruch nach Angst und Tod wehte ihr entgegen.
»Wir haben es also eindeutig mit Mord zu tun«, murmelte Gretchen. Hastig fingerte sie ihr Handy aus der Jackentasche und wählte Henrys Nummer.
»Hast du Sehnsucht nach mir?«, hörte sie die aufgekratzte Stimme ihres jüngeren Kollegen. »Ich bin gerade dabei, die Fotos der Überwachungskameras in der Tankstelle zu analysieren. Willst du mir dabei helfen?«
»Dieser Fall ist jetzt im Moment nicht so wichtig«, erwiderte Gretchen ernst. »Wir haben andere Prioritäten. Ich brauche dich sofort hier und die Spurensicherung ebenfalls.«
»Was ist geschehen?«, fragte Henry überrascht.
»Es gibt eine Leiche.«
»Was ist genau passiert?«
»Erzähle ich dir, wenn du hier bist. Und sag auch unserer Gerichtsmedizinerin Bescheid.«
»Okay, wird gemacht. Wir brauchen also das große Besteck. Ich informiere die Einsatzleitung«, erwiderte Henry eifrig.
»Und natürlich auch unseren Chef«, fügte Gretchen an.
»Geht klar«, erwiderte Henry. »Schickst du mir noch die Koordinaten für deinen Standort?«
»Das ist nicht nötig. Du kennst den Tatort.«
»Wie? Los, sag schon«, forderte Henry sie auf.
»Oma Schulzes Paradies«, antwortete Gretchen knapp.
»Ach verdammt. Es ist doch nichts mit deiner Oma passiert?«, fragte Henry beklommen.
»Nein, ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Aber eine Mieterin wurde ermordet.«
Blut vermischte sich mit dem Wasser, das aus den Düsen spritzte und in den Abfluss tropfte. Ein Fisch nach dem anderen trieb über das Förderband, an dem ein Dutzend Frauen standen und mit ihren Werkzeugen routiniert die Köpfe abtrennten. Es war ein endloser Strom an silbrig zuckenden Leibern, die Kiste um Kiste von den Fischern auf die Förderbänder gekippt wurden. Das Scheppern der Behälter hallte von den Wellblechwänden der Halle wider, verschmolz mit dem Quietschen der Förderbänder. Auf dem gefliesten Boden bildeten sich wässrige Blutlachen, und die toten Fischaugen starrten aus den Abfalltonnen ins Leere.
»Mensch, wo warst du so lange? Noch mal übernehme ich deine Arbeit nicht.«
»Danke, du bist ein Schatz.« Unauffällig steckte Lucy Bautz der Frau fünfzig Euro in deren Kitteltasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Na, ist Arne jetzt endlich wieder zu dir zurückgekommen?« Fragend schaute Frauke, eine rundliche Frau, zu Lucy, die mit zusammengepressten Lippen gerade ihr Messer zwischen die Kiemen eines Fisches rammte.
»Was redest du da?«, antwortete Lucy schnippisch. »Er war nie weg.«
»Ha, letzte Woche hat das aber noch ganz anders geklungen«, erwiderte ihre Kollegin mit einem scheelen Seitenblick. »Gab’s da nicht diese Frau?«
»Da musst du dich verhört haben. Arne und ich lieben uns. Wir sind eine glückliche Familie.« Lucy umfasste den Griff des Messers so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. ›Hör bloß auf mit deiner ewigen Fragerei, sonst …‹, dachte sie genervt.