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Die Pandemie war auch eine Zäsur im Leben der Autorin. Sie erzählt Begebenheiten, die sie selbst erfahren hat. Diese ergänzt sie mit Fantasiegeschichten für jedes Alter
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Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Es ist nur ein Troll
Perlentränen
Ein Seidenschal
Die Stimme
Die Mutter und der Löwe
Ein Schutzengel
Der schwarze Rocky
Die fleißige Biene Emma
Die kleine Ziege Lisa
Der kleine grüne Kasper Jo
Skarabäus - heiliger Pillendreher - Mistkäfer
Der Rosenkranz
Chris und der rote Stein
Das Forsthaus
Ein Gast beim Osterbrunch
Ein Telefonanruf
Otti, der Frosch
Hund Katze Maus
Zwei sehr kleine Mädchen
Der verlorene Sohn
Syri
Ein Bild
Das fremde Kind
Der Seidenteppich
Glaube und Zufriedenheit
Dieses Buch widme ichmeinem Mann Christianund meinen beiden TöchternRuth und Melanie.
Meinem Schwiegersohn Tomdanke ich für die verlagsgerechteAufbereitung der Geschichten.
Vorwort
Die bleierne Zeit
Anfang des Jahres 2020 kam vom Osten ein Virus, das Corona genannt wurde. Es verbreitete sich in Windeseile fast über alle Länder der Erde. Zu Beginn der Pandemie waren zuerst ältere Menschen betroffen. Zahlreiche Patienten starben. Die Regierungen schienen machtlos zu sein. Im Laufe der Zeit wurden alle Freizeitangebote verboten, weil sich dabei viele Menschen auf engem Raum trafen und das Virus auf andere übertragen könnten. Auch Schulen und Kindertagesstätten wurden geschlossen. Konzertsäle, Theater und Gaststätten mussten schließen. Die Schulkinder wurden von den Lehrerinnen und Lehrern über Mobiltelefone und Computer unterrichtet. Die Personenbeförderung mit Bussen, Bahnen und Flugzeugen wurde teilweise eingestellt. Passagiere mussten immer Mund und Nase mit Gesichtsmasken bedecken, weil die Viren eingeatmet werden könnten. Besonders hart waren die Ärzte und Pflegekräfte in den Krankenhäusern betroffen, aber auch die Chefs und Mitarbeiter in Hotels und Gaststätten sowie die Künstler in Theatern, Konzertsälen und bei sonstigen kulturellen Veranstaltungen. Im Sommer des Jahres 2020 wurde es etwas besser, aber bei Herbstbeginn rollte eine zweite Coronawelle auf die Menschen zu. Von nun an musste man vor allem in den Städten auch im Freien eine Gesichtsmaske tragen. Es durften sich nicht mehr als fünf Personen treffen. Das Leben der sonst so freiheitsliebenden Menschen musste erheblich eingeschränkt werden. Die Sorge um die Zukunft lag wie Blei auf ihnen.
Für mich war dieser Einschnitt in meinem Leben der Grund, diese Gut e-Nacht-Geschichten zu schreiben, und meine Enkelkinder konnten beim Malen der Bilder ihrer Fantasie freien Lauf lassen.
Christine Hübner
Es ist nur ein Troll
Die kleine sechsjährige Lisa wohnt mit Mama und Papa in einer Großstadt in Deutschland. Ihr Vater ist ein Brückenbauer, ihre Mutter ist Ärztin in einer Kinderklinik. Beide Eltern lieben Lisa sehr, aber sie haben wenig Zeit, sich um ihr Kind zu kümmern, weil sie viel arbeiten müssen. Lisa bekommt jedes Jahr ein neues Au-pair-girl. Das sind junge Mädchen aus verschiedenen Ländern, die bei Abwesenheit der Eltern auf Kinder aufpassen, sich mit ihnen beschäftigen und dabei die deutsche Sprache erlernen wollen. Meist kommt Lisa mit diesen Kindermädchen gut aus.
Wieder einmal ist ein Jahr vergangen, und Lisas Eltern machen sich Gedanken, wie es im nächsten Jahr weitergehen soll. Lisa ist im September geboren. Sie könnte schon in die Schule kommen, oder noch ein Jahr im Kindergarten bleiben. Eines Tages, als der Vater von der Arbeit nach Hause kam und Mutter und Lisa da waren, sagte er zu beiden: „Ich habe für ein Jahr eine neue Stelle angeboten bekommen. Die ist aber in Island. Wenn ihr mit mir kommt, würde ich diese Arbeit annehmen.” Die Mutter schaute erschrocken auf und sagte: „Was sollen wir in Island? Da wird es nur im Sommer hell, und im Winter ist es stockdunkel.” Der Vater erwiderte, diese Insel habe ihn schon immer interessiert. Er fragte Lisa, was sie darüber denke. Sie antwortete: „Ich weiß nicht.”
Die Eltern diskutierten eine Woche lang über das Angebot, nach Island zu gehen, aber der Vater machte es der Mutter schmackhaft, indem er ihr sagte, es gäbe die Möglichkeit, für ein Jahr im Krankenhaus zu arbeiten. Nach langem Hin und Her entschlossen sich die Eltern, das Angebot anzunehmen.
Als der Sommer zu Ende ging, zog die Familie auf die weit im Norden liegende Insel Island. Sie bezog am Rande der Stadt ein kleines Häuschen mit Garten. Vater ging gleich arbeiten. Die Mutter hatte noch vier Wochen Zeit zum Einleben mit Tochter Lisa. Sie wohnten in einem gemütlichen Häuschen mit großen Fenstern und hellen Möbeln. Der Garten war etwas verwildert, mit viel Gestrüpp und Farnen. An den Nachmittagen wurde es schon früh dunkel. Daran musste Lisa sich gewöhnen.
In der Nähe des Hauses wohnte eine Isländerin. Sie hatte ihren Mann durch einen Unfall verloren. Ihre zwei erwachsenen Kinder studierten im Ausland. Diese Frau wollte sich um Lisa kümmern, wenn die Mutter wieder arbeiten musste. Die Nachbarin sprach gut deutsch und hatte sich gleich mit Lisa verstanden. Sie mochten einander. Früh, wenn Lisas Mutter ins Krankenhaus ging, kam sie, um auf Lisa aufzupassen. Sie erzählte dem Kind viel über die Insel, die Landschaft und die Pflanzenwelt. Lisa erfuhr von ihr, dass es auf Island viele Trolle gibt. „Trolle, was ist das?” fragte Lisa. „Das sind kleine Wesen, die es nur auf Island gibt. Sie zeigen sich nur Kindern und Menschen, die auf Island geboren sind. Sie begleiten die Isländer ein Leben lang. Meist sind es sehr gute Freunde.” „Ich will auch einen Troll haben”, sagte Lisa. „Das wird wohl nicht möglich sein”, erwiderte Frau Haver - so war ihr Name. „Du bist keine Isländerin.” Die Tage vergingen, und Lisa und Frau Haver kamen gut miteinander aus.
Es war ein Montag. Lisa ging durch den Garten, als sie plötzlich an einem Farn ein eigenartiges kleines Wesen sah. Beide sahen sich verwundert an, ohne etwas zu sagen. Plötzlich war das kleine Wesen wieder verschwunden. Lisa ging etwas verstört ins Haus zurück. „Was ist los?” fragte Frau Haver. Aber Lisa antwortete nicht. So ging es jetzt jeden Tag. Wenn Lisa im Garten war, erschien das kleine Wesen, und sie schauten einander an. Lisa wollte nun jeden Tag in den Garten gehen.
Nach einiger Zeit fragte Frau Haver: „Lisa, was gefällt dir so an eurem Garten, dass du jeden Tag dahin willst?” Lisa hatte großes Vertrauen zu ihrer Kinderfrau und erzählte ihr, was sie im Garten gesehen hat. Frau Haver sagte dazu: „Das ist nur ein Troll. Aber Lisa, du bist keine Isländerin, obwohl du vom Aussehen her eine sein könntest: Blondes Haar, blaue Augen, da hat der Troll dich für ein isländisches Mädchen gehalten. Morgen, wenn du ihn im Garten siehst, sagst du: „Du bist ein Troll. Wie heißt du? Ich bin Lisa.”
Am nächsten Tag ging Lisa wieder in den Garten. Sie sah den Troll und sagte das, was Frau Haver ihr aufgetragen hatte. Urplötzlich sprang der kleine Troll auf Lisas Schulter und murmelte ihr ins Ohr: „Ich mag dich und möchte dein Freund sein.” Lisa war sehr erschrocken, hatte aber doch keine Angst vor dem Troll. Vorsichtig nahm sie ihn in die Hand und sagte: „Ich bin leider keine Isländerin.” Der Troll erwiderte: „Das macht doch nichts. Du wohnst hier, also bist du für mich eine.” Troll und Lisa wurden Freunde. Diesen Troll konnte aber nur Lisa sehen. Für alle anderen war er unsichtbar. Lisa fühlte sich nicht mehr einsam, sie hatte für jeden Tag einen Begleiter. Sie wurde durch ihren Freund fröhlich und heiter. Von diesem Geheimnis wusste nur Frau Haver, aber nicht ihre Eltern.
Der Winter war lang und dunkel auf Island, aber Lisa und Troll war es nie langweilig. Sie hatten immer etwas zu tun und zu erzählen. So wurde ihre Freundschaft immer fester. Nur Frau Haver machte sich ernste Gedanken, wie das weitergehen sollte, wenn Lisa mit den Eltern nach Hause fahren würde. Trolle verlassen die Insel nie. Kann ich nicht
Die Zeit verging. Lisas Eltern dachten daran, wieder nach Deutschland zu gehen. Frau Haver sagte zu Lisa: „Du musst du deinem Freund sagen, dass du wieder nach Deutschland gehst.” Lisa erwiderte: „Das kann ich nicht.” Aber Frau Haver sagte: „Das musst du, denn wenn ein Troll von seinem Begleiter verlassen wird, muss er sterben!” - „Nein,” sagte Lisa, „das darf nicht sein!” Am nächsten Tag erklärte es Lisa ihrem Freund. Der wurde schneeweiß und weinte bitterlich. Nun sagte Lisa es auch ihren Eltern. Die meinten: „Es ist doch nur ein Troll.”
Der Troll erzählte es seinen Kameraden. Die meinten: „Das hast du nun davon, dass du dir ein fremdes Mädchen ausgesucht hast.”
Der kleine Troll ging zu einem vertrauten uralten Troll, der alle Geschichten und Erlebnisse von Trollen aufgeschrieben hatte. Er meinte dazu: „Es gibt noch eine Lösung. Wenn Lisa dir versprechen kann, dass sie einmal im Jahr nach Island kommt, dann wäre er gerettet.” Der alte Troll gab dem kleinen Troll zwei Ringe mit blauen Steinen, die sollten ihn mit Lisa verbinden. Aber Lisa und der kleine Troll sollten den Ring jeden Tag ein paarmal am Finger drehen.
Lisa konnte ihre Eltern überzeugen, dass sie einmal im Jahr nach Island fliegen durfte.
Die Jahre vergingen. Lisa reiste jedes Jahr nach Island. Heute lebt sie auf Island als Ärztin.
Perlentränen