Gute-Nacht-Geschichten vom Wassermann - Marie Sophia Seraphim - E-Book

Gute-Nacht-Geschichten vom Wassermann E-Book

Marie Sophia Seraphim

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Beschreibung

Spielst Du gerne mit deinen Freunden Fangen? Magst Du Wasserschlachten und rutschst in der Badewanne? Der Wassermann vom Teich unter der riesigen, alten Weide in der Nähe des Meeres, macht das alles jedenfalls sehr gerne. Wenn Du wissen möchtest, welche lustigen Abenteuer er erlebt, dann kannst Du Dir dieses Buch vorlesen lassen – oder selbst lesen. Mit 40 Zeichnungen.

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Seitenzahl: 99

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Für Georg

Inhaltsverzeichnis

Ein Wassermann, logisch!

Freunde

Schnitzeljagd

Endlich gefunden

Geheimnisvolle Welt

Ein Sofa aus Seegras

Jetzt kann’s losgehen

Die Badewannenrutsche

Nasse Strümpfe

Was kocht man für einen Wassermann?

Die Einladung

Proviant und schöne Geschenke

Jipiiiiiiieh!

Lydia

Im Zoo

Grüne Fransen

Grüße von den Freunden daheim

Heimweh

Abschied

Endlich wieder zu Hause

Ein Wassermann, logisch!

Weit weg von hier, in der Nähe eines großen Meeres, lag versteckt hinter dichtem Schilf ein wunderschöner Teich. Am Ufer dieses Teiches stand eine riesige, alte Weide. Das ist ein großer Baum mit langen, tief hängenden Ästen und vielen Blättern.

Im Sommer, wenn die Sonne heiß schien, warf sie ihren Schatten auf das Wasser und dann konnte man, wenn man ganz genau hinguckte, einen Wassermann entdecken, der auf einer ihrer Wurzeln saß und seine Beine ins Wasser baumeln ließ. Um sie zu kühlen. Klar.

Du wirst fragen, was das ist, ein Wassermann. Das ist einer, der im Wasser wohnt – und ab und zu ans Ufer kommt, um zu gucken, ob alles noch so ist, wie am Tag zuvor. Und um mit seinen Freunden Fangen zu spielen. Das tat er besonders gern.

Wenn ihn jemand nach seinem Alter gefragt hätte, hätte er geantwortet: „Dreiundvierzig!“

Aber nun musst Du wissen, dass das für einen Wassermann erst die Kindheit ist. Wassermänner werden in der Regel fast dreihundert Jahre alt. Manche sogar noch älter. Na, Du kannst Dir denken, dass dreiundvierzig in diesem Fall also noch ziemlich jung war. Und so spielte der Wassermann sehr gerne Fangen. Genau, wie du, oder?

Vor allem, weil er meistens Sieger war. Wie konnte das auch anders sein:

Seine Freunde waren eine Schildkröte, eine behäbige, mit dicken Beinchen, eine sehr alte, die schon viel erlebt hatte und die tolle Spiele kannte.

Und eine Kröte mit runzliger Haut und einem tiefen „Quak“, wenn sie etwas sagte. Ach, übrigens, sie hieß Lux. Kröte Lux, um genau zu sein. Ja richtig. Kröten schlafen normalerweise tagsüber und gehen nachts auf Insektenjagd. Deshalb war ja die Kröte Lux auch oft so müde und meistens konnte man mit ihr, wenn überhaupt, nur gegen Abend spielen. Aber manchmal, ja manchmal, da neckte der Wassermann sie so sehr, indem er Wasser nach ihr spritzte, dass sie schon am Nachmittag aufstand. Obwohl das eigentlich nicht sehr freundlich war, verzieh ihm die Kröte. Eben, weil sie Freunde waren.

Die Schildkröte nannten sie Kassiopeia. Sie wollte ihren richtigen Namen nicht verraten. Sie war ein bisschen eitel – als Schildkröte hat man da so seine Geheimnisse. Oder vielleicht hatte sie gar keinen Namen. Wer weiß. Jedenfalls hatten beide den Wassermann sehr gern. Schließlich gab es ihn nur einmal. Wie es Freunde eben nur einmal gibt. Die drei spielten fast jeden Tag miteinander und hatten viel Spaß.

Wie sie wieder einmal Fangen spielten – der Wassermann hatte eben die Schildkröte Kassiopeia am Schwanz erwischt, als sie ihm ins Wasser entkommen wollte, sie wackelte mit ihrem schweren Panzer am Ufer, das Vorderteil schon im Wasser, das Hinterteil noch an Land – da hörten sie ein Geräusch. Es kam aus dem Schilf!

Kassiopeia hob ihren Kopf, erblickte ein Ding aus Holz, blau war es und es kam aus dem Schilf direkt auf sie zu.

„Schnell!“, rief sie, „versteckt euch, das kenne ich, das ist ein Boot! Ich habe so eines schon einmal gesehen, vor vielen Jahren und da waren Menschen drin! Nichts wie weg!“

So schnell sie konnten waren die drei ins Wasser gesprungen und bis hinab auf den Grund des Teiches getaucht. Da das Wasser sehr klar war, hätte man sie von oben gut sehen können. Deshalb rüttelten sie den Schlamm vom Grund des Teiches auf. Das Wasser wurde braun und trüb. So konnte sie niemand entdecken.

Sie warteten und beobachteten, wie sich das Ding, das die Menschen „Boot“ nennen, über sie hinwegbewegte.

Als es am Ufer angelangt war, direkt neben der großen alten Weide, hörte es auf, sich zu bewegen. Es wackelte noch ein wenig, dann lag es still.

Hätten die drei in das Boot gucken können, so hätten sie einen Jungen entdeckt, ungefähr zehn Jahre alt, mit kurzen blonden Haaren, lustigen braunen Augen, mit Sommersprossen auf der Nase, einem Ringel-T-Shirt und kurzen blauen Hosen.

Es war früher Nachmittag und der Junge war vom Paddeln müde geworden. Hier im Schatten der wunderbaren Weide wollte er eine Pause machen, bevor er die Gegend erkundete. Er war hier nie zuvor gewesen. Es war ein richtig geheimes Plätzchen, das er hier entdeckt hatte. Darüber freute er sich. Aber mit einem Mal wurde er so schläfrig, dass er seine Augen für einen kurzen Moment schloss und ehe er weiter darüber nachdenken konnte, welche Geheimnisse hier wohl warteten, war er eingeschlafen. Ja wirklich! Er war tatsächlich eingeschlafen.

Als sich die Schildkröte, der Wassermann und die Kröte Lux von ihrem Schrecken erholt hatten, wurde der kleine Wassermann neugierig. Und er tauchte vorsichtig nach oben.

„Nicht!“, blubberte Kassiopeia – aber es stiegen nur Luftblasen auf.

Denn sprechen kann man unter Wasser ja nicht. Sie sah nur noch die Füße mit den Schwimmhäuten zwischen den Zehen nach oben witschen. So sind die Wassermänner eben! Alles müssen sie erforschen! Und unvorsichtig sind sie noch dazu!

Der kleine Wassermann streckte neben dem Boot seinen Kopf aus dem Wasser. Weil er aber nur die Holzplanken sah, kletterte er an der Bootswand hoch und lugte über den Rand. Sein grüner Haarschopf schimmerte im weichen Nachmittagslicht. Er hatte lustige Glubschaugen und für seinen kleinen Körper eine beachtlich große Nase und einen ebensolchen Mund. Und natürlich die Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen.

Er sah den Jungen schlafen und wollte noch näher heran, um besser sehen zu können. Also zog er sich immer weiter hoch und noch ein Stückchen weiter und plumps!, verlor er das Gleichgewicht und fiel mit einem kräftigen Gepolter in das Boot hinein.

Es schaukelte hin und her, während der kleine Wassermann versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.

In diesem Augenblick schreckte der Junge aus dem Schlaf hoch und schlug die Augen auf. Er sah ein Wesen, das er noch nie zuvor gesehen hatte.

Ach Du meine Güte, was war denn das?

Klein, nur etwa halb so groß wie er und grün, mit einem wirren Haarschopf auf dem Kopf und Glubschaugen!

Der Wassermann sah dem Jungen ins Gesicht, ebenfalls starr vor Schreck.

Sie blickten sich eine kurze Weile an und dann begannen beide gleichzeitig zu schreien:

„Aaaaaaaaaaah!“, und jeder hüpfte aus dem Boot.

Der Wassermann machte einen großen Satz ins Wasser und der Junge rettete sich mit einem Sprung an Land. Der eine tauchte, der andere rannte, als ginge es um sein Leben. Na, das kann man schon verstehen, wenn man jemanden sieht, der so wunderlich aussieht, dass man sich’s kaum vorstellen kann.

Was dann geschah, als beide sich von dem Schreck erholt hatten, das erzählt die nächste Geschichte. Und zwar ganz genau.

Freunde

Es dauerte eine kleine Weile, bis beide außer Puste waren und sich in ein Versteck retten konnten.

Dort warteten sie kurze Zeit und was dann geschah, kann man sich denken. Vor allem, wenn man weiß, wie neugierig kleine Wassermänner sind:

Der Wassermann wagte einen vorsichtigen Blick aus dem Teich und der Junge einen vorsichtigen Blick aus seinem Versteck im Gebüsch. Sie schlichen ganz behutsam, jeder in die Richtung, in der das Boot lag. Und dann entdeckten sie sich wieder. Diesmal aus sicherer Entfernung.

Der Wassermann dachte: „Sieht gar nicht so schlimm aus, der Mensch“, und der Junge dachte: „Was auch immer das ist, sieht gar nicht so schlimm aus.“

Sie gingen aufeinander zu. Immer noch ganz langsam und vorsichtig.

Plötzlich blieb der Junge stehen und fragte: “Wer bist du?“

Der Wassermann antwortete etwas gekränkt: “Sieht man doch. Ich bin ein Wassermann!“

„Ein Wassermann?“, erwiderte der Junge ungläubig. „Was ist denn das?“

„Na eben ein Wassermann“, gab der kleine Wassermann etwas verärgert zurück, „ich lebe im Wasser und schwimme. Ich esse Seegras und Algen und sonne mich gelegentlich. Und ich schlafe und tauche. Und spiele mit meinen Freunden. Ist doch logisch, oder? Und wer bist du?“

„Ich bin Tim“, antwortete der Junge. „Ich wohne auf der anderen Seite des Ufers. Ich esse Gemüse und Fleisch und solche Sachen und ich habe ein Kinderzimmer und schlafe in meinem Bett. Ist doch normal!“

„Aha!“, entgegnete der Wassermann. „Das ist ja interessant.“

Und er wollte mehr wissen: ob er auch unter so einem großen Baum wohne, wie das Zimmer aussehe und so weiter.

Auch Tim hatte mittlerweile die Angst verloren und ohne es zu bemerken, standen sie plötzlich dicht beieinander und unterhielten sich über alles Mögliche von den Menschen und von Wassermännern. Sie plauderten fast eine ganze Stunde und vergaßen die Zeit. Ab und zu glitt der Wassermann kurz in den Teich. Um seine Haut zu befeuchten und um einen Schluck zu trinken.

Kassiopeia und die Kröte Lux waren mittlerweile wieder aufgetaucht, weil sie sich Sorgen um ihren Freund machten. In einiger Entfernung hatten sie sich ein Versteck gesucht und konnten das Gespräch der beiden verfolgen.

Sie waren zwar noch immer skeptisch und wagten sich nicht aus ihrem Versteck. Aber wenigstens brauchten sie sich nicht mehr so große Sorgen zu machen, denn dieser Menschenjunge war wohl allem Anschein nach doch nicht so gefährlich, wie vermutet. Nachdem Tim und der kleine Wassermann es sich im Boot gemütlich gemacht hatten, kamen sie auf ihre Freunde zu sprechen. Da fielen dem kleinen Wassermann plötzlich wieder Kassiopeia und die Kröte Lux ein. Er hatte sie völlig vergessen!

„Komm!“, sagte er zu Tim. „Ich stelle dich meinen Freunden vor. Sie müssen hier irgendwo sein. Ich suche sie.“

Und er rief laut nach den beiden.

Da nahm Kassiopeia ihren ganzen Mut zusammen und streckte etwas zaghaft als erste ihren Kopf aus dem Gebüsch.

Der Wassermann rief: „Da bist du ja. Hallo. Wo ist die Kröte Lux? Ich habe Tim kennen gelernt. Komm raus!“ Und er plapperte voller Begeisterung und erzählte und erzählte, so dass Kassiopeia sich die Mühe sparte, etwas zu erwidern. Tim kam näher und begrüßte die Schildkröte freundlich.

Da war das Eis gebrochen. Auch die Kröte Lux fasste sich ein Herz und hüpfte behäbig aus ihrem Versteck. Der kleine Wassermann begrüßte sie und machte die drei miteinander bekannt.

Sicher hast Du schon erraten, wie es weitergeht: Sie erzählten und unterhielten sich den ganzen Nachmittag lang.

Als Tim auf die Uhr sah und feststellte, dass er bald heimgehen musste, waren sich alle vier einig: Einen so schönen Nachmittag hatten sie schon lange nicht mehr erlebt.

„Bitte komm morgen wieder“, bat der kleine Wassermann, als Tim seine Leine von den Wurzeln der Weide losmachte und sein Boot auf das Wasser schob.

“Das geht nicht, denn morgen ist Schule – aber nächsten Sonntag, da komme ich wieder. Ganz bestimmt“, entgegnete Tim, der nun eine ganze lange Woche würde warten müssen, bis er seine neuen Freunde wieder sah.

Der Wassermann, Kassiopeia und die Kröte Lux stellten sich an das Ufer und winkten Tim noch lange nach. So lange, bis sie von dem kleinen Boot und seinem Kapitän mit den kurzen blonden Haaren nichts mehr sahen.

Sie freuten sich schon auf seinen nächsten Besuch. Tim hatte ihnen nämlich von einem Spiel berichtet, das er manchmal mit seinen Freunden daheim spielte. Und es hörte sich sehr spannend an.

Aber davon berichtet die Geschichte im nächsten Kapitel.

Schnitzeljagd

„Ooooooch“, stöhnte der kleine Wassermann gelangweilt, „das dauert ja ewig.“

Er konnte es kaum bis zur Ankunft Tims aushalten.

„Du wartest eben erst ein paar Minuten. Du musst dich schon noch ein Weilchen gedulden, Tim wollte doch am frühen Nachmittag kommen. Und jetzt haben wir Mittagszeit. Komm, spielen wir noch ein bisschen, es ist noch genug Zeit!“ Das war Kassiopeia, die eben vorbeigekommen war, aber der Wassermann hatte keine rechte Lust.

Ist doch klar! Er wollte lieber sitzen bleiben, wo er war, am Fuß der alten Weide, damit er auf keinen Fall Tim verpasste.