Gwion, der Zauberer - Susanne Christa Hüttenrauch - E-Book
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Gwion, der Zauberer E-Book

Susanne Christa Hüttenrauch

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Beschreibung

Gwion ist ein kleiner schmächtiger Junge, der von den Hexen Cerridwen, Heredwu und Zurudwu aus den Sieben Himmeln entführt wurde. Seine Mutter, die Schöpferin der Welten, schickt ihre Tochter Merit aus, um ihn zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Nur der Drak Gluswanz schafft es, Gwion auf dem Kesselplatz der Hexen zu finden, wo er einen Zaubertrank für Cerridwens hässliche Söhne rührt. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht. Wenn bloß nicht der Berggeist Goblan Gaa wäre, der die beiden in den Weiten der Sieben Himmel aufspürt und zurückbringt. Schließlich wollen die Hexen mit ihrem magischen Elixier die Sieben Himmel in die Dunkelheit stürzen. Gelingt es Gwion, den Plan der Hexen abzuwenden und wieder nach Hause zu finden?

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Seitenzahl: 226

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Impressum

Susanne Christa Hüttenrauch

Gwion der Zauberer

1. Teil, Der Fluch

ISBN 978-3-86394-346-2 (E-Book)

Titelbild: Ernst Franta, Bernd Schack (Foto).

© 2013 EDITION digital® Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Möge das Licht in dir erwachen und die Worte tief in dir das entfachen, was schon längst da ist, vor sich hinschlummert und darauf wartet, endlich von dir entdeckt zu werden.

Möge das Licht dich leiten, die Liebe es öffnen und dein Herz voller Freude erfüllt dem Leben entgegeneilen.

Möge in dir befreiender Friede herrschen.

Ab jetzt für immer in alle Richtungen der Zeit bis in alle Ewigkeit.

Euer Gwion

Statt eines Vorworts

Seit Anbeginn der Zeit herrschte in den Sieben Himmeln ein ständiger Krieg um die Territorien.

Düstere Wesen wie der Hexenclan de Guer mit seinen drei Schwestern Cerridwen, Heredwu und Zurudwu lebte im Reich der Menschen, tief verborgen auf einer Burg im finsteren Wald von Penllyn. Die Halbinsel war wie geschaffen für die bösen Zauberinnen, da sich hier nur Sterbliche aufhielten, die über keine Möglichkeiten der Magie verfügten. Somit hatten die Hexen leichtes Spiel, sie ihren dunklen Machenschaften zu unterwerfen. Dämonische Lorks, die wie Wachhunde den Befehlen Cerridwens gehorchten, sorgten zusätzlich für Angst und Schrecken auf der Burg. Sie verbreiteten einen übel riechenden Gestank und mit ihren dunklen Kutten waren sie kaum zu bemerken. Genauso wie die Shedims, die als Nebelfrauen durch die Lüfte jagten und dem Clan de Guer als Sturmgeister dienten.

Der Fürst der Finsternis, der Vater der ältesten Schwester Cerridwen, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Sieben Himmel zu zerstören. Also gebar Cerridwen durch einen Zauber in einer dunklen Nacht ihre beiden Söhne Morfan und Afagddu. Doch Cerridwen wurde mit zwei hässlichen Scheusalen verflucht. Seit diesem Tag war die große Schöpferin Ambika, die Herrscherin der Sieben Himmel, ihre ganz persönliche Erzfeindin und sie wollte sie um jeden Preis vernichten. Somit suchte sie immer wieder nach Verbündeten und fand in Annwyn, der verborgenen Anderswelt, den Fürsten Arawan, der ihr helfen wollte, die Macht der Großen Mutter Ambika zu stürzen.

Ambika dagegen, die von den Meistern des Lichts erschaffen wurde, stand für das Gute ein und kümmerte sich um alle Wesen in den Sieben Himmeln. Sie lebte die meiste Zeit in ihrem Schöpferhimmel mit ihren vielen Kindern. Von dort aus befehligte sie über alle Himmel und wurde durch den Kosmischen Rat unterstützt. Zwölf auserwählte Richter hüteten die himmlischen Gesetze auf großen Smaragdtafeln und tagten im Violetten Himmel stets bei Neumond. Ihre Aufgabe war es, über die Wesen zu richten, die sich nicht an die Kosmischen Gesetze hielten. Meist waren es die Dämonen der Finsternis, die sich unbefugt zwischen den Welten ganze Landstriche aneignen wollten. Jedoch die Wächter der Sieben Himmel sandten ihre Lichtarmee aus, um die Übeltäter sogleich einzufangen und in den Violetten Himmel zu bringen.

Die Götter des Wandels hatten die Aufsicht über diese Wesen, nachdem der Kosmische Rat über sie gerichtet hatte und ließ ihnen die Möglichkeit, ein Leben im Licht zu wählen oder wieder in ihre verborgende Anderswelt zu verschwinden.

Trotz alledem gelang es den Hexen, den kleinen Gwion aus Ambikas Reich zu stehlen und ihn für ihre Zwecke zu benutzen.

Seine Mutter, die Schöpferin der Welten, schickte ihre Tochter Merit aus, um ihn zu suchen, jedoch ohne Erfolg.

Nur der Drak Gluswanz schaffte es, Gwion auf dem Kesselplatz der Hexen zu finden, wo er einen Zaubertrank für Cerridwens hässliche Söhne rühren musste. Gemeinsam gelang ihnen die Flucht.

Wenn bloß nicht der Berggeist Goblan Gaa gewesen wäre, der die beiden in den Weiten der Sieben Himmel aufspürte und zurückbrachte! Schließlich wollten die Hexen mit ihrem magischen Elixier die Sieben Himmel in die Dunkelheit stürzen.

Glückte es Gwion, den Plan der Hexen abzuwenden und wieder nach Hause zu finden?

Der dunkle Wald

Ein kleiner verängstigter Junge stand mutterseelenallein am lodernden Feuer. Sein schmächtiger Körper wurde von einem zerrissenen grauen Stoffmantel bedeckt, der wie ein großer Fetzen an ihm hing. Der untere Saum war durch die modrige Erde bereits tiefschwarz und seine nackten Füße lugten darunter ebenso dunkel hervor. Mit einer hölzernen Kelle bewaffnet, beugte sich der Knabe über den brodelnden Kupferkessel, der an einem Dreibein hing. Er rührte in diesem übel riechenden Gebräu herum. Das Holz war bereits sehr weit heruntergebrannt, er ging einen unbedachten Schritt, kam dabei mit den Füßen der glühenden Kohle etwas zu nah und schrie vor Schmerz auf. Über sein verdrecktes Gesicht liefen große Tränen, die seine Qualen erahnen ließen. Er wischte sich diese tapfer mit seinem schmutzigen Ärmel von der Wange. Dabei hinterließ er eine saubere Spur in seinem Gesicht, die zeigte, wie sonnengebräunt der Junge doch war. Also musste er sich selbst bei dieser herbstlichen Kühle öfter im Freien aufhalten. Seine zerzausten Locken, die wild von seinem Kopf abstanden und goldig schimmerten, bewiesen dies ebenfalls. Flink huschte er zu Boden und begutachtete seine verbrannten Zehen, die über und über mit unzähligen Blasen übersät waren. Jedoch träufelte er behutsam einige Tropfen auf die schmerzende Stelle und plötzlich welkte die entstandene Blase wie ein Blume ein und hinterließ heiles Fleisch. Der Junge erschrak und sprang abrupt auf, um mit seiner Kelle noch einige Tropfen aus dem Kessel zu bergen. Diesmal setzte er sich behutsam in die Hocke und kippte den Kelleninhalt zur Hälfte auf den einen und die restliche Menge auf den anderen Fuß. Verblüfft über das Verschwinden seiner Wunden lächelte er das erste Mal an diesem Tag und gab einige Zahnlücken preis, die sein kindliches Alter verrieten.

Plötzlich knackte es unweit des Kesselplatzes und der Knabe erhob sich langsam. Seine dunklen müden Augen starrten in die Abenddämmerung, ein Frösteln ließ ihn zusammenzucken. Kalter Wind kam auf und brachte Nebelschwaden mit sich, die bedrohlich herankrochen und die rings um das Feuer lauerten. Vor Schreck fiel ihm die hölzerne Kelle aus der Hand und krachte zu Boden. Schnell bückte er sich nach ihr, hob sie auf, wischte sie einmal an seinem grauen Mantel ab und steckte sie eilig wieder in den Kupferkessel.

Ein schaurig klingendes Geräusch drang an seine Ohren und er versuchte auszumachen, was für ein Tier so jämmerliche Laute von sich gab. „Es könnte ein Wolf gewesen sein oder eine abscheuliche Kreatur, die auf der nahen Burg wohnt“, dachte er. Deshalb drehte er unmerklich den Kopf und spähte mit ängstlichen Augen direkt auf die Anhöhe. Er sah einen schwarzen Vogel, der oben auf der Burgspitze saß, und ihn mit gelben Augen anstarrte. Sofort wendete er sich ab und blickte in die vor ihm zischende Suppe.

Eine leise Melodie wehte nun aus der Ferne zu ihm herüber, als diese jedoch lauter wurde, fing der Knabe leise an zu wimmern. Dabei kullerten ihm erneut große Tränen über sein Gesicht und fielen in den Kupferkessel. Das Gebräu fing daraufhin kräftig an zu brodeln und der Junge stöhnte sorgenvoll auf. „Oh nein, wenn die Hexe dies bemerkt!“

Allerdings beruhigte sich der Inhalt des Kessels schnell wieder und er ebenfalls. Die Nacht legte sich jetzt pechschwarz auf ihn und nur das prasselnde Feuer verriet seinen Platz, allein, zurückgelassen, im finsteren Wald von Penllyn.

Müde kniete er sich neben dem Feuer hin und fühlte etwas Bedrohliches, das sich leise anschlich. In diesem Moment zeigte sich der Mond und sein Licht erhellte die schwarze Nacht. Ein lautes Rascheln kam aus dem angrenzenden Gebüsch und der Knabe rief mutig: „Zeig dich mir!“

Das Geräusch verstummte sofort und der Kleine kauerte sich nun auf den feuchten Erdboden. Er zog sich eine alte, verdreckte Decke über seine nackten Füße und wartete. Alles blieb still. So sitzend, malte er ein paar Zeichen in die dunkle Erde, viele Kreise mit Zacken und den Umriss eines Menschen. Dabei summte er leise vor sich hin und sein Unbehagen wich einem sanften Lächeln.

Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, traf ihn etwas am Kopf und er stürzte benommen zu Boden.

„Was sehen meine scharfsichtigen Augen? An die Arbeit, troll dich!“, brüllte eine hinkende Alte, die mit einem hellen Gewand bekleidet war. Sie kam aus dem Nichts, und stampfte erbost auf den am Boden liegenden Knaben zu. Ihre runzligen Finger tasteten nach dem Geworfenen und eilig steckte sie es wieder in ihren Umhang. Dabei stieß sie ihn unsanft mit dem Fuß: „Troll dich, du Faulpelz!“

Seine Benommenheit verflog, wogegen sich seine Augen voller Furcht weiteten.

„Krötenfuß und Schneckenschleim, wann wirst du endlich fertig sein?“, donnerte sie den zitternden Kleinen an. Hastig sprang er auf, griff rasch nach seiner Kelle, stellte sich wieder vor dem großen Kupferkessel auf und rührte emsig darin herum. „Wie oft soll ich es dir noch sagen, du sollst es mit Bedacht tun! Rühre zehnmal linksherum und zehnmal rechtsherum!“

Der Junge sah schon völlig erschöpft aus, trotzdem tat er wie ihm geheißen. Im Kessel sprudelte und zischte es vor sich hin, und ein leichter grauer Dampf stieg aus ihm auf. „Oh nein! Du hast das Elixier verunreinigt!“, schimpfte sie barsch und riss an seinem dünnenArm. „Nein, nein, es war nur eine einzige Träne“, versuchte der Junge sich zu retten. „Eine winzige nur …“

Die boshafte Alte schüttelte ihn vor lauter Zorn. „Du Nichtsnutz! Taugenichts! Was soll ich nur mit dir machen?“

Der Junge duckte sich, um die Schläge der Alten abzuwehren und fing leise an zu weinen. Da näherte sich langsam eine dunkle Gestalt dem Feuer: „Na, Mutter, hat Gwion dich wieder zum Narren gehalten?“

Die Alte drehte so rasch den Kopf, dass dabei ihre zotteligen, weißen Haare umherflogen. Sie erblickte ihren Sohn Morfan, der aus Richtung Burg kam und sich lachend zu ihnen gesellte. „Dieser Taugenichts, die Kraft der Magie ist dahin!“, keifte sie erneut, mehr zu sich selbst, als zu ihrem Sohn gewandt, ließ den Knaben los und stapfte wütend ums Feuer herum. Ihr Sohn beäugte sie weiterhin belustigt und meinte: „Vielleicht solltest du dieses Feuer in der Burg schüren, damit du ihn besser im Auge behältst?“

„In der Burg?“, blaffte sie. „Damit wir noch alle in Flammen aufgehen? Nein, dieser Kessel darf nur auf sumpfiger Erde und unter freiem Himmel entzündet werden. Sonst ist alle Mühe dahin!“, erwiderte sie wütend. „Das solltest du wohl wissen, Morfan! Schließlich tue ich das alles nur für euch!“

„Für uns? Wen meinst du mit uns? Mich und meinen Bruder, die hässliche Krähe?“, polterte ihr Sohn Morfan zurück und drehte sich dem Mond zu, der sein schauriges Narbengesicht zeigte.

„Ich verbiete es dir, so über Afagddu zu sprechen! Es steht dir nicht zu! Er ist dein Bruder und auch du bist von diesem Fluch befallen. Ihr wurdet geboren, um mich im Kampf gegen die Große Mutter zu unterstützen. Es ist unser aller Bestimmung! Ihr seid von meinem Blut und für Höheres bestimmt“, antwortete Morfans Mutter energisch. Er knurrte daraufhin laut wie ein wildes Tier und brüllte: „Die große Zauberin Cerridwen konnte trotz ihrer Magie nur solche Missgeburten wie uns gebären und spricht von Bestimmung?“

„Ja, so ist es!“, entgegnete sie knapp. Allerdings gab sich Morfan damit nicht zufrieden: „Was ist es denn, wozu wir bestimmt sind? Um verborgen unser Dasein zu fristen, mit dem Aussehen eines wilden Tieres?“

„Morfan, beruhige dich! Es wird die Zeit der Vergeltung kommen. Alles wird sich für uns in einer einzigen Nacht wenden! Ihr werdet schön, und ich werde die mächtigste Zauberin in den Sieben Himmeln sein“, ersehnte Cerridwen.

„Wann glaubst du, wird das sein? Ich denke, ich werde wohl niemals auch nur einen Fuß aus diesem verborgen Wald setzen … Penllyn wird mein Grab sein …“

„Schweig! Ich bin es überdrüssig, mich mit dir immer und immer wieder darüber zu streiten! Du weißt, dass es Ambika war, die euch das angetan hat“, entgegnete Cerridwen zornig. Der kleine Gwion belauschte die beiden, und ein stechender Schmerz in seiner Brust ließ ihn für einen Moment zusammenzucken. Immer und immer wieder schoss es dem Knaben blitzartig durch den Kopf: „Die Alte ist mir schon irgendwo begegnet … bloß wo?“

Er beäugte sie und ihren Sohn eindringlich. Ihr Gesicht zeigte tief liegende fahle Augen, die bei jeder Erzählung pechschwarz aufblitzten. Dabei weitete sich ihr Mund und zeigte verfaulte Zahnstummel, die einen übel riechenden Gestank verbreiteten. Ihre Zunge wirkte bläulich und Gwion kam es so vor, als wenn aus ihrem Rachen dunkle Motten bei jedem Wortfetzen entfleuchteten. Er versuchte sich krampfhaft zu erinnern, wo sie ihm vorher schon einmal begegnet war.

Wie aus dem Nichts wirbelte Cerridwen leichtfüßig herum, riss ihre runzeligen Finger pfeilschnell in Gwions Richtung und ließ ihn durch ihre magische Hand sofort erstarren. Gwion verspürte sogleich eine klirrende Kälte, die sich von Kopf bis Fuß schleichend ausbreitete. Seine Glieder schmerzten so fürchterlich, und er versuchte dagegen anzukämpfen. In seinem Kopf trommelten Gedanken der Flucht gnadenlos auf ihn ein. Bewegungslos dämmerte es ihm, dass die Alte ihn mit einem Bann belegt hatte.

Cerridwen vernahm seine gedachten Worte, beobachtete sein Leiden unerbittlich und lachte erbost über ihren gelungenen Zauber.

„Morfan, lass uns schnell in die Burg eilen, wir haben Zuhörer in dieser Nacht“, befahl sie ihrem Sohn streng. Morfan zuckte erschrocken zusammen, als er Gwion erblickte und machte sich schleunigst auf. Er lief mühelos die steile, wild bewachsene Anhöhe zur alten Burgruine hinauf. Schaute sich, oben angekommen, noch ein letztes Mal um und sah seine Mutter über den kleinen Knaben gebeugt, die gerade mit einem hölzernen Stab einen goldenen Käfig um seinen schmächtigen Leib zauberte.

„Ach Mutter, diese Zeremonie tagein, tagaus, als wenn der Junge in der Lage wäre zu fliehen. Er weiß doch noch nicht einmal, wer er überhaupt ist!“, rief Morfan barsch.

„Morfan! Schweig still!“, brüllte Cerridwen erbost zurück. Hastig wandte er sich zum unterirdischen Eingang und verschwand tief unter der Erde. Er wollte seiner übel gelaunten Mutter endlich entkommen, zumindest für den Moment, bis sie Gwions Gefängnis um ihn herum errichtet hatte. Und das hatte sie!

Cerridwen nahm ihren Zauberstab herunter und flüsterte Gwion zu: „Es ist vollbracht. Ein neuer Tag bricht in Kürze an, bis dahin darfst du dich ein wenig ausruhen!“

Dies ließ sich Gwion nicht zweimal sagen. Er zog seine fleckige Decke fest um seine Knöchel und setzte seine Kapuze auf oder das, was noch von ihr übrig war. Dann rollte er sich wie eine Katze zusammen und verweilte so auf der feuchten Erde.

Dunkle Wolken zogen auf und verdeckten den Mond fast vollständig. Die Nacht zeigte sich nun von ihrer ganzen Schwärze, die Gwion jedes Mal das Herz zum Stehen brachte. Müde räkelte er auf seiner schmutzigen Decke und dachte daran, wieder einen Tag unter der Zauberin überlebt zu haben. Seine Gedanken kreisten unbarmherzig um sein Zuhause, und er kam nicht zur Ruhe. Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen, die sich allabendlich zeigten, vertrieben seinen Schlaf. Immer und immer wieder sah er dieses eine Bild vor sich, wie Cerridwen ihn mit einem säuerlich schmeckenden Tuch vor dem Gesicht aus seinen Gemächern verschleppte. Ein tiefer Seufzer verscheuchte die schmerzhafte Erfahrung und er kramte unbeholfen unter seinem Mantel ein ledernes Beutelchen hervor, von dem die Zauberin nichts wusste, und zog daraus einen hölzernen Stock, auf dem einige Striche eingeritzt waren. Flink nahm er sich einen spitzen Stein, der neben ihm auf der Erde lag und ritzte einen weiteren Strich hinein. Er fühlte mit seiner linken Hand die gleichmäßigen Einritzungen und begann mit seinem rechten Zeigefinger zu zählen.

„Zwölf Monde bin ich bereits hier“, murmelte er leise vor sich hin, „und mein neunter Geburtstag ist heute.“ Voller Heimweh schaute er Hilfe suchend zum schwarzen Nachthimmel, als er eine Sternschnuppe erblickte.

„Mutter …“, entfuhr es ihm kläglich.

„Dies ist bestimmt eine Botschaft meiner Mutter! Ach, ob ich sie jemals wieder sehen werde, und ob sie nach mir sucht? Wer mag mich wohl hier an diesem finsteren Ort finden?“

Unzählige Fragen, die der kleine Knabe schon fast vergessen hatte, keimten wieder in ihm auf. Seine wochenlange Betrübtheit wich dem festen Entschluss herauszufinden, wo er sich befand und vor allem, wer diese Alte mit ihren abstoßend aussehenden Söhnen war. Hoffnungsvoll schloss er seine müden Augen und schlief augenblicklich ein.

Summend erreichte Cerridwen die Burg. Ihr langes helles Gewand, das bis auf den Boden reichte, hatte nach einem langen Tag in den Wäldern einen dunklen Saum. Ihre ledernen Sandalen waren von der dunklen Erde völlig verdreckt und ihre schmalen Füße ebenso. Ihre weißen langen Haare flogen im Wind und waren völlig zerzaust. Unbekümmert über ihre äußere Erscheinung stand sie nun oben auf dem Burghof und schaute nach unten, in den zugewachsenen Sumpf. Ein schwaches Glimmen des Holzes, das unter dem Kessel noch langsam vor sich hin brannte, zeigte den dort liegenden Knaben, der friedlich schlief. Cerridwen betrachtete ihn von hier oben. Gleichwohl die abendliche frische Luft und die pechschwarzen Nächte sie an längst vergangene Tage erinnerten, als sie und ihresgleichen noch oberhalb der Festung lebten. Cerridwen vermisste das geschäftliche Treiben der Mägde und das erhabene Feuer auf dem Burginnenhof, das täglich geschürt wurde, damit die Dämonen, die sie aussandte, nach Erfüllung ihres Auftrages den Weg zurück fanden. Diese finsteren Wesen sollten lichtvolle Geschöpfe in dunkle Gestalten verwandeln. Cerridwens Boshaftigkeiten verfehlten dabei niemals ihr Ziel, denn sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Gute erbarmungslos zu jagen und zu vernichten. Oft spazierte sie triumphierend auf der Festungsmauer herum, die sich wie ein Ring um die Burg legte. Sie wartete ab in der Hoffnung, bald genug dunkle Mächte um sich geschart zu haben, um ihrer größten Feindin zu begegnen und sie zu vernichten. Die Schöpferin Ambika, die Herrin über die Sieben Himmel, die von allen nur „Große Mutter“ genannt wurde.

Cerridwen trachtete nach Ambikas Magie, die alles in den Sieben Himmeln erschuf. Sie wollte um jeden Preis über diese herrschen und jedes Wesen zum Untertanen machen. Um sich einen klaren Vorteil in diesem Kampf zu verschaffen, brauchte sie Verbündete eigenen Blutes. Also gebar sie ihre beiden Söhne in einer nebligen Neumondnacht. Die Geburt wurde mit hoher Zauberkunst vollzogen, bei der jedoch ein schwerer Fehler unterlief. Selbst die Hüter des Rituals erschraken beim Antlitz von Cerridwens Söhnen und hüllten das Land mit einer dicken Schneedecke ein, die von klirrender Kälte begleitet wurde. Dies war der Moment, als der letzte Funken Gutes in Cerridwen gefror. Der Anblick ihrer Söhne schürte den Hass ins Unermessliche und sie forderte den Untergang der Herrschaft Ambikas über die Sieben Himmel.

Trotz des misslungenen Hexenspruchs waren sie nun da: Morfan und Afagddu. Ihre Gesichter glichen denen entstellter Tiere, ihre Leiber waren behaart und mit dichtem dunklem Fell bedeckt. Schützend verbarg Cerridwen sie sofort nach der Geburt in den unterirdischen Gemächern der Burganlage. Nur ihre kindlichen Schreie, die wie Krähengekrächze klangen, hallten durch die Nacht. Jedem Sterblichen, der dies hörte, lief ein kalter Schauer über den Leib. Cerridwen musste unverzüglich handeln und entließ die Knechte und Mägde, die auf der Burg bis dahin lebten und sandte sie in die umliegenden Dörfer. Dort verrichteten sie alles, was Cerridwen und ihre Söhne benötigten. Sie hackten Holz, webten Gewänder, schmiedeten und erledigten alle anfallenden Arbeiten, die sie bereits früher auf der Burg vollbrachten. Cerridwen kam dann am Tage mit ihrem Ochsenkarren und holte sich die Dinge, die sie brauchten. So blieben ihre Söhne unentdeckt vor neugierigen Blicken und wuchsen im tiefen Kellergewölbe zu noch finstereren Gestalten heran. Die Leute in der Gegend kannten diesen grässlichen Ort mit all seinen dunklen und bösartigen Geschöpfen und mieden ihn, um ihrer selbst willen. Denn von der Zauberin Cerridwen erzählten sie nichts Gutes. Sie nannten Sie eine „böse Hexe“ und ihre Söhne „die Krähen der Finsternis“.

Plötzlich trat ein buckliger Kerl aus dem Inneren der Burg hervor und störte Cerridwen, die noch ganz in Gedanken versunken war. „Mutter kommt, es ist angerichtet!“

Sie murmelte nur: „Ja, ja …“, zückte ihren Zauberstab und etwas Dunkles legte sich wie ein Teppich allabendlich auf die Burg, dabei juchzte sie entzückt: „Von Helligkeit ganz unberührt, getarnt in dichtem Nebel, versinke in die Schattenwelt zum Schutze vor den Neentel. Die Nacht erscheint geschwind, mit all meinen Getreuen, lauschet meinem dunklen Ruf nach Seelen. Holet sie geschwind und störet ihren guten Glauben. Ach, wie ich mich verzehre, nach süßem, leckerem Sein. Stärkt für mich die dunkle Kraft und findet wieder heim!“

Nachdem sie diese Worte ausgesprochen hatte, stiegen dichte Nebelschwaden auf und die Burg verschwand fast vollständig. Nur die Spitze des Burgturms ragte heraus, jedoch das dichte Blattwerk einer Efeuranke tarnte die Ruine in der urigen Landschaft. Selbst den wild bewachsenen Abhang krochen die Nebel hinab und eilten in Richtung Gwion, der schlafend in seinem Käfig zusammengerollt lag. Cerridwens Kreischen erfüllte die Nacht und die Geschöpfe erwachten zu schattenhaften Gestalten, die vor lauter Dunkelheit überhaupt nicht zu erkennen waren. Nur ihr Rascheln und der säuerliche Gestank verrieten ihre Anwesenheit.

Cerridwen gluckste vor sich hin und schritt die Stufen zum Kellergewölbe hinab. Eine Fackel, die den Eingang erhellte, hing in greifbarer Nähe und gab Einsicht auf das anfängliche Gängelabyrinth. Ein modriger Gestank nach faulen und verdorbenen Essensresten hing in der Luft. „Hm, heute Nacht werde ich mich an jungen Seelen laben“, jubelte Cerridwen leise und lief eilig durch die schlecht beleuchteten Gänge der unterirdischen Burg. Unzählige Male zog sie ihren Kopf ein und drückte sich an engen Steinen vorbei, um nur noch tiefer in die Burg zu gelangen. Diese Wege konnte kein ungebetener Gast bezwingen und somit waren sie hier unten sicher. Nach einigen Abzweigungen erreichte Cerridwen ihre unterirdischen Gemächer. Die Gewölbekammer glich einem dunklen Kellerverlies. Die Wände waren bräunlich gefärbt und überall hingen riesige Spinnweben herab. Dies schien Cerridwen überhaupt nicht zu stören, denn sie duckte sich unter ihnen hinweg und schlich direkt auf einen riesigen Thron aus purem Gold zu. Müde nahm sie auf ihm Platz und klaubte von einem kleinen hölzernen Tisch, der neben ihr stand, einen verzierten Holzstock. Bedächtig rollte sie ihn zwischen ihren Fingern, hauchte ihn vorsichtig an und eine zusätzliche Einkerbung wurde sogleich sichtbar. „Herzlichen Glückwunsch, Junge! Du bist bereits zwölf Monde hier“, krächzte sie gehässig und warf das Stöckchen wieder auf den hölzernen Tisch.

„Gwion, Gwion, was du vor mir verborgen hältst, ist für mich jederzeit sichtbar. Egal, was soll dein kleines Holz schon ausrichten, außer dir aufzuzeigen, dass du schon eine ganze Weile bei mir bist“, lachte sie nun laut. Gedämpftes Licht ging von zwei eisernen Leuchtern aus, die in der angrenzenden Kammer standen. Sie gaben den Blick auf einen schaurigen Wandteppich frei, der über Cerridwens Bett hing. Darauf war die Burg zu sehen, die von fliegenden Wesen behütet wurde und Cerridwen, die auf dem Burgturm mit weit ausgebreiteten Armen stand und grelle Blitze aus ihren Handflächen schoss. Sie zielte auf etwas, was direkt über ihr am Himmel vorbeiflog. Bei näherer Betrachtung wirkte dieses ganze Abbild so, als ob es lebendig wäre. Die dunklen Farben lösten sich und Schattenwesen schienen sich zu verselbstständigen. Sie eilten Cerridwen zur Hilfe und stürzten sich auf das fliegende Gefährt. Die Geräusche einer Schlacht waren zu hören, nur Cerridwen nahm dieses überhaupt nicht wahr. Sie gähnte aus voller Kehle und wieder flatterten unzählige kleine schwarze Motten aus ihrem Mund. Etwas unbeholfen fächelte sie sie weg, bis sie genug von ihnen hatte und mit einem einzigen Wort alle verpuffen ließ. „Ich hoffe, heute gibt es etwas Anständiges zu essen, diese Motten machen mich noch ganz verrückt!“, blaffte sie zornig. Hungrig erhob sie sich, schlenderte in die hintere Kammer, dort wo ihr Bett stand und machte sich an einer prächtigen Holztruhe zu schaffen. Aus ihr quollen zahlreiche Tücher und Kleider hervor. Mit einem Ruck öffnete sich die Truhe. Cerridwen warf ihr weißes Gewand, das sie eben noch getragen hatte, achtlos auf den Boden, der über und über mit bunten Teppichen ausgelegt war. Sie wühlte wie wild in der prächtigen Holztruhe herum und fand schließlich ein schlichtes Kleid, das ihrem vom Tag glich.

„Da haben wir es ja“, murmelte sie und streifte es sich flink über. Nun schritt sie eilig auf den imposanten Spiegel zu, in dem das gegenüberliegende Bett zu sehen war. „Hübsch, hübsch!“, säuselte sie ihrem eigenen Spiegelbild zu und straffte ihre Schultern. „Was fehlt, was fehlt noch?“, und schon kramte sie in mehreren goldenen Schalen gedankenlos herum, die überall achtlos herumstanden. Genauso wie steinerne Krüge und mehrere Gefäße mit nicht erkennbarem Inhalt, die sich in ihrer Schlafkammer befanden. Manche waren auf kleine Tischchen abgestellt, andere wiederum einfach inmitten des Raumes platziert. Dieses Durcheinander wurde durch herunterhängende trockene Zweige noch verstärkt und ein Durchkommen schien fast unmöglich. Cerridwen fand endlich, was sie suchte und legte sich eine metallische Kette um, die den schrecklichen Wesen auf dem Wandteppich glich. Zufrieden blickte sie noch ein letztes Mal in den Spiegel und schritt aus ihrem Schlafgemach in Richtung vorderer Gewölbekammer. Hier hob sie ihren schwarzen Wollmantel auf, der achtlos auf dem roten fleckigen Teppich lag und warf sich ihn über. Ihr jetziges Erscheinungsbild zeigte ihre wahre Natur, düster und gespenstisch. Mit einem schnellen Blick auf den scheußlichen Wandteppich schrie sie: „Ambika, deine Zeit ist abgelaufen! Ich werde deine Macht an mich reißen! Das ist nah! Ich fühle es!“

Cerridwens Worte hallten bedrohlich in der unterirdischen Burg. Kaltschnäuzig steuerte sie nun auf ihren goldenen Thron zu und ließ sich geräuschvoll darauf nieder. Sie streifte ihre ledernen Sandalen ab, feuerte sie achtlos durch die Kammer, die mit lautem Gepolter in einer der Ecken landeten und holte ihre noch mehr verdreckten Stiefel unterm Thron hervor. Sie zog ungeachtet dessen, wie schmutzig ihre Füße waren, diese schleunigst an. Ihr Hunger war riesig, und somit klatschte sie in ihre Hände und verschwand mit samt ihrem imposanten Thron. Nur die bläulich flimmernde Luft verriet, was eben noch sichtbar war. Es krachte ohrenbetäubend, und Cerridwen thronte ganz plötzlich lächelnd im angrenzenden Saal.

Ihre Söhne Morfan und Afagddu, die bereits am steinernen Tisch saßen, blickten ermüdet auf: „Mutter, du und immer deine ewig langweiligen Auftritte!“

„Langweilig? Mein Sohn, du meinst wohl magisch!“, entgegnete Cerridwen bestimmt.

„Von mir aus auch magisch, wenn es dir damit besser geht!“, sprach Morfan eintönig.

„Dieser Thron ist ein uraltes Geschenk meines Meisters! Er hat so viel Magie in sich, wie ihr beide wohl niemals haben werdet, wenn ihr weiter so unwillig seid zu lernen!“, schimpfte sie nun erbost.

Morfan, der Jüngere von beiden, lachte auf: „Ha, dass ich nicht lache! Magie hat uns zu solchen Wesen gemacht!“

„Morfan, du wirst es wohl nie verstehen! Deine Zunge ist schneller als dein törichter Geist! Sprich im Beisein von Gwion niemals mehr über unsere Pläne!“, schalt sie ihn wütend.

„Ach, du meinst, dass der Trottel noch nicht einmal weiß, wer er ist? Ein Niemand ist er! Und was soll’s, er kommt hier sowieso nicht weg! Dafür wirst du bestimmt schon sorgen! Oder, Mutter?“, stritt sich Morfan mutig weiter.

„Es ist genug! Was gibt es zu essen? Ich bin hungrig!“, wandte sich Cerridwen Afagddu zu. Ihr älterer Sohn grunzte vor sich hin, und schob ihr den Teller mit Wildschweinbraten herüber. Er selbst verzehrte bereits hungrig eine saftige Keule von Morfans erlegtem Wild.

„Wartet auf mich, Tischmanieren sind euch wohl immer noch völlig fremd“, beschwerte sie sich lautstark. Immerhin zog sie gierig ihren Teller an sich, nahm sich dann einen Becher und füllte ihn mit frischem Quellwasser. Nachdem sie getrunken hatte, verspürte sie plötzlich keinen Appetit mehr. Ihre Gedanken kreisten um Gwion und die Verunreinigung des Kesselinhaltes, die sie nun um Monde zurückwarf. Ihr Zaubertrank ließ auf sich warten und sie musste weiterhin das Antlitz ihrer Söhne ertragen. Ihre mütterliche Zuneigung wurde auf eine harte Probe gestellt und ihr Ziel war heute wieder in weite Ferne gerückt. Sie wollte ihre Söhne sehen, wie sie zu schönen und starken Männern heranwuchsen. Wogegen das Bild, das sich ihr täglich bot, ihr ihre eigene Unfähigkeit schmerzlich bewusst machte.

„Da muss ich mir einen Knaben reinen Blutes aus den Sieben Himmeln stehlen, um endlich meinen Zauber zu vollbringen! Was für eine Schmach!“, entfuhr es ihr laut. Afagddu und Morfan schauten verächtlich zu ihr herüber und lachten voller Hohn.

„Na, Mutter, du gibst auch nicht auf, uns in schöne Jünglinge verwandeln zu wollen!“, grinste der Ältere von beiden.

Cerridwen gluckste: „Wartet nur ab! Es ist bald soweit! Der Zauber wird gelingen, und dann werden wir sehen, wer von euch noch lacht!“

Morfan schob sich ein riesiges Stück Wildschweinkeule zwischen seinen Stoßzähnen direkt in den Mund und schmatzte genüsslich vor sich hin. „Mir ist es gleich, ob groß und schön oder klein und hässlich. Ich lebe genauso, wie ich es will. Jagen und auf Beutezug in die Wälder gehen, das bereitet mir große Freude. Ich weiß nicht, wieso du das nicht begreifen willst, Mutter!“

„Weil wir endlich die Macht erlangen sollen, die uns zusteht!“, meinte Cerridwen verdrießlich. Nun nahm sie sich doch ein Stück vom Wildschwein und kaute lustlos darauf herum.

„Wildschwein, immer nur Wildschwein! Du großer Jäger! Kannst du mal etwas anderes erbeuten?“

„Was darf es denn sein, große Zauberin?“, fragte Morfan keck.

„Ach, Morfan, es reicht doch auch einmal ein Fasan oder eine Gans“, ertönte Cerridwen übellaunig.

„Wird gemacht, Mutter, und was darf ich dazu reichen? Pilze, Esskastanien? Was beliebt der holden Maid!“

Cerridwen warf ihren Wildschweinknochen in Richtung Morfan und schrie: „Machst du dich etwa über mich lustig? Es ist genug! Geh lieber und sammle die Knochen für Gwion ein. Schließlich hat er morgen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang am Kessel zu stehen und zu rühren!“