Hammer + Veilchen Nr. 10 -  - E-Book

Hammer + Veilchen Nr. 10 E-Book

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Beschreibung

Nr. 10 der Flugschriften - www.Hammer-und-Veilchen.de

Das E-Book Hammer + Veilchen Nr. 10 wird angeboten von Emig, Günther und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Gegenwartsliteratur, Literaturzeitschrift, Kurzprosa

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 40

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Inhaltsverzeichnis
Hammer + Veilchen
Martin Jürgens
Hans und Grietje im April
»an Rottenburg vorbei« Fundstück
Cornelia Manikowsky
Stadt in den Bergen
Jörn Birkholz
Eschenbach
Marcus Jensen
Besoffen
Slata Kozakova
Vor einer Reise schlafe ich immer schlecht
Wir sind in Spanien
Manfred Ach
Abgeschlossenes Verfahren
Elefantentraum
Die grossen Zehn
Der Vollstrecker
Bonifatius
Gevatter Tod
Knochenbrecher
Matthias Engels
Kafka zu Haus
Die Autoren
Impressum

Inhaltsverzeichnis

Hammer + Veilchen

Martin Jürgens

Hans und Grietje im April

»an Rottenburg vorbei« Fundstück

Cornelia Manikowsky

Stadt in den Bergen

Jörn Birkholz

Eschenbach

Marcus Jensen

Besoffen

Slata Kozakova

Vor einer Reise schlafe ich immer schlecht

Wir sind in Spanien

Manfred Ach

Abgeschlossenes Verfahren

Elefantentraum

Die grossen Zehn

Der Vollstrecker

Bonifatius

Gevatter Tod

Knochenbrecher

Matthias Engels

Kafka zu Haus

Die Autoren

Impressum

Orientierungsmarken

Inhaltsverzeichnis

Cover

Hammer + Veilchen

Flugschriften für neue Kurzprosa

Herausgegeben von Günther Emig und Peter Engel

Ausgabe 10 · 2016

Mit Beiträgen von Martin Jürgens · Cornelia Manikowsky · Jörn Birkholz · Marcus Jensen · Slata Kozakova · Manfred Ach · Matthias Engels

Martin Jürgens

Hans und Grietje im April

Also mit dem Wetter hätten sie richtig Glück gehabt: Es sei einer der seltenen sanften Apriltage gewesen, ohne Wind und jagende Wolken und ohne den raschen Wechsel von Sonne und kaltem Regen. Stattdessen dies graue, unmerkliche Licht, ›wie eingesickert‹, ja ›wie eingesickert‹ über den Grachten bis in die noch kahlen Linden vor den Giebelhäusern. Und dies Licht, sagte er und blickte irgendwohin, von links durch die kleinen bleigefaßten Scheiben, wie immer von links in alle seine Innenräume, auf diese junge Magd, ihr gelbes Wams mit den brüchigen, immer wieder ausgebesserten Nähten, auf das verschattete Blau der Schürze über dem langen dunkelroten Rock und daneben das fahle Blau der Tischdecke und das wieder andere, hellere Blau des Tuches unter dem Brotkorb. Alles vernutzt und mit den Spuren langen Gebrauchs – so auch die hintere Wand mit ihren Löchern, Kratzern und den grauen Verfärbungen und die Leiste mit den beschädigten Delfter Fliesen rechts unten. Und ihr Gesicht, müde, ergeben und ganz aufmerksam unter der weißgrauen Haube, die Augen nicht zu sehen, ganz auf das gerichtet, was ihre Hände tun, auf das vorsichtige Ausgießen der Milch.

Sie wären ganz, er könne das nicht anders sagen, ergriffen gewesen. Ohne zu wissen warum. Sie hätten davor gestanden, sicher eine halbe Stunde, in einem der kleineren Räume links von der Folge der riesigen Gildenbilder mit der »Nachtwache« an ihrem Ende, und sie seien nicht dahinter gekommen. Hätten davor gestanden und seien nicht dahinter gekommen. Diese Formulierung (er wisse gar nicht: sei das nun von ihr oder von ihm oder hätten sie es irgendwo gelesen) habe ihnen so gefallen, daß sie auf dem Rückweg in die Innenstadt immer wieder darauf zurückgekommen seien, fast übermütig. Und sie wären immer wieder stehengeblieben, hätten die Postkarte mit dem »Melkmeisje« aus dem Museumsshop am Ausgang angesehen und hätten sich auf den Glanz der Gerätschaften an der Wand und auf die leuchtende Konsistenz des Brotes auf dem Tisch aufmerksam gemacht, auf dies Gestöber der Glanzpunkte und hätten – fast im selben Augenblick – die kleine zerbrochene Fensterscheibe am linken Bildrand entdeckt und dann sei ihnen schließlich nach und nach klar geworden, daß alles im Bild reglos und lautlos sei, bis auf eines: die rinnende Milch zwischen Krug und Topf.

Sie seien dann noch im »Hans en Grietje« gewesen, also um genau zu sein nicht im, sondern vor dem »Hans en Grietje«, rechts vom Eingang, an einem der runden Aluminiumtischchen zwischen dem Eckhaus mit den rotweißen Markisen und dem Geländer der Gracht. Ob es ihr draußen nicht zu kühl sei, habe er gefragt. »Wieso denn zu kühl?« habe sie zurückgefragt und habe sich gesetzt; es sei überhaupt nicht kühl, kein bißchen. »Ich meine nur, weil sonst...«

»Weil sonst was?«

»›Egal‹, habe er gesagt, »was willst du haben?«

»Nkopjekoffiemetappelgebakenslagroom«, habe sie rasch wie in einem einzigen Wort geantwortet. Er habe nachfragen müssen, und sie habe es langsam und überdeutlich wiederholt.

***

Dann sei alles recht schnell gegangen, nur wenige Minuten: Die meisten Tische in der Gaststube lagen im Halbdunkel; an einem saß diese junge Kellnerin und rauchte. Aus einem Kofferradio auf dem Fensterbrett kam holländische Schlagermusik: »Er is niemand zoals jij«. Der Wirt hinter dem Tresen polierte die Weingläser, hielt sie hoch gegen das trübe Licht, polierte wieder und stellte sie weg.