Hannes Geschichten - Gute Nacht Marie - - Emil Heinrichs - E-Book

Hannes Geschichten - Gute Nacht Marie - E-Book

Emil Heinrichs

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Beschreibung

Als ich begann Marie die Geschichten von Hannes zu erzählen, war sie sechs und kam gerade in die Schule. Sie war und ist ganz heiß darauf, zu erfahren, welche mal lustigen, mal spannenden, mal etwas peinlichen Geschichten Hannes in seinem Leben erlebt hatte. Alle Geschichten enden so, dass Marie danach gut einschlafen kann. Neulich hörte ich, wie eine liebe Freundin von Marie, die häufig bei ihr übernachtet, sagte: "Das Tolle an den Hannes Geschichten ist ja, dass man auch immer etwas lernt. Hihi." Mittlerweile gibt es knapp 400 der Hannes Geschichten, 50 zum Selberlesen oder zum Vorlesen hier im Buch und mir fallen immer mehr wieder ein...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Emil Heinrichs ist Jahrgang 1974. Nach geisteswissenschaftlichem Studium lebt und arbeitet er heute als freier Autor im Rheinland.

Vorwort

Liebe Marie,

in diesem Buch findest Du viele der „Gute-Nacht-Geschichten“, die ich Dir damals vor dem Einschlafen erzählt habe. Damals hast Du es geahnt um wen es dabei ging, gewusst hast Du es nicht. Es ging um Hannes und es ging um Dich und um mich.

Die Geschichten sind von zwei Grundgedanken getriggert:

Zum einen bin ich Sohn, heute bin ich auch Vater, Dein Vater. Der Tod meines Vaters, Deines Opas liegt nun fast 15 Jahre zurück. Meine Erinnerungen an ihn und die gemeinsame Zeit verblassen. Dichtung und Wahrheit verschwimmen. Das Gedächtnis ist gnädig. Was bleibt, das ist das gute Gefühl, das unendliche Vertrauen. Und ich realisiere mehr und mehr, wie wenig ich eigentlich von ihm weiß. Was ihn bewegt hat, was ihn antrieb, was ihn nachdenklich gestimmt hat und was ihn zum Schmunzeln und Lachen gebracht und was ihn glücklich gemacht hat. Noch weniger weiß ich von dem, was er wirklich erlebt hat. In seinen 45 Jahren vor mir sind viele Dinge geschehen, von denen er mir und uns Geschwistern gar nicht viel erzählen konnte, erzählen wollte. Ich weiß gar nicht, welche Haltung und Einstellung er zu manchen Dingen wohl hatte. Spekulationen beginnen: „Wahrscheinlich hätte Papa jetzt gesagt…“

Und dabei geht es einerseits um die Achtung, die Ehrung und Anerkennung meines verstorbenen Vaters, um sein Andenken. Und andererseits geht es um meine Wurzeln, meine Herkunft und Zugehörigkeit zu dieser Welt. Schließlich bin ich ja nicht ohne Bezüge in dieser Welt. Und viele von den Bezügen kannte mein Vater, kennen meine Eltern. Viele von diesen Bezügen in meinem Leben haben auch gerade sie hergestellt.

Der zweite Grundgedanke ist, dass ich, bedingt durch die Trennung von deiner Mutter, viel weniger Zeit mit Dir verbringen kann, als ich das gerne möchte. Mir stellt sich oft die Frage: Was gebe ich Dir eigentlich mit auf Deinen Lebensweg? Unbestritten ist, dass es viel ist und viel mehr als das was ich Dir bewusst gebe und sage. Nämlich viel mehr ist es das was ich Dir vorlebe, wie ich die Dinge tue, wie ich bin, was ich lebe – natürlich. Ein zweiter Teil der Antwort ist: Ich möchte Dir mein wunderbares Gefühl des Aufgehobenseins in dieser Welt mitgeben. Mindestens Zweierlei schafft mir dieses Gefühl des Aufgehobenseins in dieser Welt: Es sind die Wurzeln, das Wissen darum, woher ich komme. Es ist das Gefühl wohin ich gehöre. Diese Wurzeln schaffen Realität, Halt, Wahrheit für mich. Diese Wurzeln nähren mich.

Und es ist die gespürte, die erlebte Nähe und Zugehörigkeit zu Menschen, die mich stark macht. Diese Zugehörigkeit ist eng verknüpft mit dem Wissen, dass ich wachsen und mich entwickeln darf in meinem sicheren Umfeld. Und damit verbunden das tiefe Gefühl, dass ich O.K. bin, wie ich bin, als Kind meiner Eltern und genauso als Erwachsener und Dein Papa. Meine tiefe Zufriedenheit mit mir und meinem Leben möchte ich Dir ermöglichen auch zu fühlen, zu erleben und zu erfahren.

Ich glaube, dass die „Hannes Geschichten“ unsere Bindung gestärkt und gefestigt haben. Jeden Abend wenn ich Dich in Bett gebracht habe, habe ich gefragt: „Was ist heute dran? Sandmännchen oder Logo gucken oder Hannes Geschichte hören?“. Und wirklich ausnahmslos hast Du jedes Mal gesagt: „Hannes Geschichte! Welche gibt‘s denn heute?“. Neben vielen anderen Dingen haben sie Dich fit gemacht für das Leben. Denn wer auf festem Grund steht, kann gut einen Absprung wagen, der gelingen wird. Ansonsten droht dieser Sprung eher einem „aus-dem-Nest-fallen“ zu gleichen.

Und so ist jede „Hannes Geschichte“ ein Stück aus meinem Leben und damit auch aus Deinem Leben. Aus dem Leben deiner Familie und damit ein Stück der Wurzeln, die Dir ermöglichen über Dich hinaus zu wachsen.

Alle Geschichten sind autobiographisch erzählt. Alle Geschichten und Details sind wahr, zumindest in meinen Erinnerungen, andere mögen sich anders erinnern.

Dein Papa

Hannes Geschichten - Gute Nacht Marie

Das blaue Buch (1)

Taschen tragen für Kekse

Einschulung bei Kunigunde

Ein Tunnel für die Schwester

Die Brückensprengung

Mit dem Kopf durch die Tür

Das mit der Kellertür war ganz anders…

Feuerzangenbowle und Osterfeuer

Die Wannenwurst

Handbremse

Tauchen in der Oker

Papas lange Beine

Theaterkarriere

Mit Schlitten den Kaninchenwinkel runter

Bei den Tanten

Kulinarisches mit Mariechen

Weihnachtsbaum am schmutzigen Löffel

Nagellack

Das Furzkissen

Konfirmation der Schwester

Kaiser- König-Schweinemajor

Kinderarbeit in den Ferien

Mausefallen

Männer, die Männer lieben

Gedichte schreiben

Tanzen lernen

Träume auf dem Butterkuchenpapier

Der erste Rausch

Der Taubenschiss

Tanzen im Kater

Losing my religion

Schellackplatten aus London

Frische Fische

Hochmut zu Beginn der Lehrzeit

Prospekte verteilen

Der Männerkochkurs

Die Studienplatzwahl

Nagelkloppen im Haithabu

Bilderklau im Schloß

Der erste Hiwi-Job

Elke in der Disco

Die Zehn

Nutellakontest

Nackt putzen

Hannes und Marion vor der Orangerie

Wohnung am See

Guggenmusik

Die Yuppi WG

Die Kokosnuss zu Silvester

Das Running Dinner

Die Auswanderertruhe

1. Taschen tragen für Kekse

Hannes wohnte mit seinen Eltern, Vater und Mutter, und seinen beiden Geschwistern in einem Haus an einem Berg. Die Vermieterin, Kunigunde, war eine ältere Dame, die gegenüber im Haus am gleichen Weg, in der gleichen Straße, nur ein bisschen weiter hoch am Berg wohnte. Für Hannes war es eine alte Frau. Sie hatte schon weiße Haare. Hannes mochte sie. Obwohl Kunigunde ganz anders war als viele andere Menschen. Sie war Ärztin in einem Krankenhaus. Und irgendwie war sie eine echte Dame, die auch die Nase ein bisschen höher trug, sehr auf Anstand und die Einhaltung der Etikette achtete. Und das war ihr irgendwie auch wichtig.

Sie fuhr einen großen weißen Mercedes mit nur zwei Türen. Und als Hannes lesen konnte, fragte er sich, warum auf diesem alten Auto hinten in silbernen Buchstaben „Automatik“ stand. Denn er dachte Automatik bedeutet Fortschritt und modern, dabei ist es nur ein Teil der Technik im Auto.

Immer wenn Kunigunde den Berg heraufgefahren kam und Hannes das sah, und wenn er aus der Schule zurück war, dann flitzte er zu ihr auf den Garagenhof über die Straße. Meistens war er schneller bei ihr als sie den Wagen in die Garage gefahren hatte. Dann fragte er sie, ob er ihr die Tasche nach oben tragen dürfe.

Meistens willigte Kunigunde lächelnd ein und gab ihm Taschen, die er tragen konnte. Dann flitzte er durch das kleine Gartentor, ein paar Stufen rauf, einen langen geschwungenen Plattenweg bis zum Haus, bis zur Glastür. Dort wartete er wieder auf Kunigunde. Als sie aufgeschlossen hatte, peste er die geschwungene Freitreppe aus hell glänzendem Stein rauf. Das Haus war hell und im Stil der Fünfzigerjahre gebaut. Hannes wusste genau wo die Taschen hin mussten und flitzte durch den Empfangsbereich, in dem ein riesig erscheinender alter Eichenschrank stand, direkt in die Küche. Da stellte er die Taschen auf die Arbeitsplatte. Kunigunde mochte die Arbeit im Haus anscheinend nicht so gerne und so war die Küche immer so aufgeräumt als sei sie noch nie benutzt worden.

Hinter der Küchentüre gab es einen Schrank. In dem Schrank stand ein kleiner silberner Teller mit einer Decke, die umhäkelt war. Und auf dem Teller lag der Lohn für Hannes und für seine Arbeit, dass er die Tasche nach oben getragen hatte: Kekse! Am liebsten mochte er die mit dem kleinen trockenen Marmeladenklecks in der Mitte. Und dann die knusprigen Röllchen. Nicht so lecker fand er die Waffeln und schon gar nicht die, die mit Schokolade überzogen waren. Und für einen echten Lohn nach getaner Arbeit waren alle Kekse sehr lecker. Eigentlich durfte er immer einen oder zwei Kekse nehmen. Und wenn er viel schneller war als Kunigunde, dann stopfte er sich schon mal zwei in den Mund und kaute sie schnell und schluckte sie schnell runter, damit er dann zwei in der Hand hatte wenn Kunigunde auch in die Küche kam. Natürlich war Hannes in dem Glauben, dass Kunigunde das nicht merken würde...

Kunigunde wusste genau, dass Hannes ein paar Kekse mehr nahm. Und es war ganz o.k. für sie. Sie mochte Hannes sehr. Irgendwie mochten die beiden sich sehr. Manchmal durfte er dann noch ein bisschen da bleiben. Dann ging Kunigunde mit ihm in den Garten, schnitt ein paar Blumen oder machte mit Hannes zusammen den Kamin sauber. Sie hatte einen Kamin im Haus und einen auf dem Balkon.

Dann musste Hannes auch schnell wieder nach Hause. Denn seiner Mutter war es nicht so recht, dass er bei Kunigunde war. Sie wollte nicht dass Hannes Kunigunde auf die Nerven gehen würde. Denn das wusste man bei Kunigunde nie so genau. Sie war nicht wirklich gerade heraus. Halt eine vornehme Dame.

2. Einschulung bei Kunigunde

Eigentlich hieß Kunigunde gar nicht Kunigunde. Sie war Lungenfachärztin. Und in dem Alter, in dem sie war, gab es selten Frauen die spezialisierte Ärzte waren. Sie kam aus gutem Hause und irgendwie ließ sie das auch alle Menschen wissen. Hannes war das damals noch sehr egal.

Kunigunde und ihr Mann hatten keine Kinder. Ihr Mann war irgendwie sehr früh gestorben. Hannes hatte ihn zwar noch kennengelernt und doch keine wirkliche Erinnerung mehr an ihn. Er war halt ein alter Mann. Kunigunde muss sehr traurig gewesen sein. Und so machte sie der Familie von Hannes seinem Vater, seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern immer wieder das Angebot vorbei zu kommen.

Und als Hannes Bruder und dann auch Hannes in die Schule kamen, feierten sie die Einschulung bei Kunigunde. Das war ein besonderer Tag für Hannes. Er erinnert sich auch heute noch gut daran, wie er an der Schule durch ein Tor der alten Stadtmauer, weiter über einen Sandplatz direkt zur Schule schlappte. Seine Schule war die Jacobitorschule. Der erste Schultag war ganz kurz - nach einer Stunde konnten die Schüler schon wieder gehen. Dann fuhren sie alle gemeinsam auf den Berg und Kunigunde wartete schon auf sie.

Sie hatte ein paar Schnittchen vorbereitet und eine Flasche Sekt kalt gelegt. Schnittchen, das waren in diesem Fall so kleine Brote, auf denen Ei oder Wurst oder Käse mit einer Weintraube oder einer Olive mit einem Spieß festgepiekst waren. Dazu gab es dann noch kleine Tomaten, Cracker mit Frischkäse und saure Gurken. Für die Kinder gab es Orangensaft zu trinken. Als Hannes eingeschult wurde, war es ein warmer Tag im Spätsommer. Die Sonne war warm.

Und nachdem die Familie angekommen war, sind alle nach oben in den Garten gegangen. Dort gab es einen Tisch der früher der Mühlstein war. Also ein dicker, runder Stein mit Loch in der Mitte, einer von zweien, der in einer Mühle das Getreide zermahlen hat. Neben dem Tisch stand eine Birke und die ließ ihre Blätter so hängen, dass der Tisch ein bisschen im Schatten war. Im Rest des Gartens war Sonne.

In das Loch in der Mitte des Mühlsteins passte genau die Schultüte, die Zuckertüte hinein. Hannes durfte seine Zuckertüte dort rein stecken und dann haben alle etwas zu trinken bekommen. Der Mutter von Hannes war es wichtig, dass sich die Kinder gut benehmen. Also war nichts mit wild rum toben. Alle tranken anständig, das was sie zu trinken bekamen und aßen artig die Häppchen.

Hannes wurde es irgendwann zu langweilig. Er wusste ganz genau wenn er Papa oder Mutti fragen würde, dass sie es nicht erlauben würden: also fragte er Kunigunde ob er in den Pool rein dürfe. Schließlich war es so warm. Kunigunde hatte ein kleines Schwimmbecken im Garten stehen. Und natürlich konnte Kunigunde dem lächelnden Hannes diesen Wunsch nicht abschlagen und Hannes durfte zur Abkühlung in das Schwimmbecken. Er konnte noch nicht so richtig gut schwimmen, das war aber egal, weil ihm das Wasser nur bis kurz unter das Kinn ging. Hannes war glücklich über den gelungenen Tag und froh, dass er jetzt endlich ein Schulkind war.

3. Ein Tunnel für die Schwester

Hannes wohnte mit seinem Vater und seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern in einer kleinen Stadt. Ihr Haus lag direkt auf dem Berg. Von dem Berg aus konnte man über das Tal hinweg gucken auf die andere Seite. Hannes mochte es, liebte es auf dem Balkon zu stehen und auf die andere Seite des Tals zu schauen. Die Vermieter, Kunigunde und ihr Mann liebten die Sonne und so hatten sie das Haus Richtung Süd/Westen hingestellt, so dass der lange Balkon fast den ganzen Tag in der Sonne war.

Der Papa von Hannes arbeitete in einem Amt, das dafür zuständig waren, dass neue Straßen geplant und gebaut wurden. Das war nötig, weil entweder noch gar keine Straßen da waren oder die alten Straßen viel zu kurvig und zu schlecht geworden waren. Manchmal mussten sie auch neue Straßen bauen, weil die alten Straßen von zu vielen Autos benutzt wurden und direkt durch die Orte und an den Häusern der Menschen vorbei gingen. Dann baute der Papa von Hannes neue Straßen, die über die Felder gingen und damit die Menschen nicht mehr die Autos vor ihrer Tür ertragen mussten.

Hannes Papa und das Amt, sie mussten eine neue Straße bauen, die nicht mehr über den Berg sondern durch den Berg gehen sollte. Und zwarunter dem Berg auf dem Hannes wohnte. Verrückt!

Ja, geht denn das? Na klar geht das. Nämlich in dem die Autos durch einen Tunnel fahren. Ein Tunnel ist ganz schön schwierig zu bauen. Das ist wie im Sandkasten: Zuerst muss man gucken wo genau die Straße lang gehen soll. Und dann muss man prüfen, ob die Erde und die Steine in die man den Tunnel buddeln möchte stabil genug sind. Und ob das oben drüber nicht vielleicht zu schwer ist und der Tunnel dann einkrachen könnte. Das haben Hannes Papa und seine Kollegen gemacht und begonnen zu buddeln. Für Hannes waren die Maschinen riesengroß und es dauerte ein paar Monate, vielleicht auch ein paar Jahre bis der Tunnel fertig gebuddelt war. Viel Schlamm und Steine, Sand und Dreck wurde mit großen LKWs rausgefahren.

Und am Sonntag, wenn die Arbeiter nicht da waren, dann ging Hannes Papa mit Hannes und seinen Geschwistern immer mal wieder auf die Baustelle. Das durften sie, denn schließlich war Hannes Papa einer von denen die das gebaut haben. Und Hannes Papa wusste genau worauf er aufpassen musste. Hannes ging mit seinen kurzen Beinen und seinen Gummistiefeln an den Füßen immer bis direkt in den Dreck, in die fiese Matschepampe. Einmal blieb er dann auch prompt in der fiesen Matschepampe stecken. Hannes war sehr erschrocken und rief sofort seinen Papa zur Hilfe. Hannes Papa war riesengroß und zog Hannes an den Armen wieder aus dem Schlamm heraus. Dann stellte er ihn aufs trockene. Das piekste Hannes an den Füßen und dann merkten sie, dass die Gummistiefel weg waren. Hannes stand mit nackten Füßen auf dem festen Boden. Und ein Paar herrenlose Gummistiefel standen im Matsch. Beide mussten sehr lachen und Hannes Papa zog die Gummistiefel auch noch aus dem Matsch.

Dieser Tunnel, der da gegraben wurde, brauchte natürlich auch einen Namen. Und so war der Tunnel während der Bauzeit der „Marie Marianne Tunnel“. Das stand sogar auf einem Schild. Und das war genau der zweite und dritte Name von Hannes großer Schwester, die hieß nämlich wie ihre Paten Marie und Marianne. Als der Tunnel fertig war und für die Autos freigegeben war, hieß er Mehlbergtunnel. Das war zwar nicht mehr so lustig und besser zu verstehen.

4. Die Brückensprengung

Hannes Papa arbeitete ja in diesem Amt, das dafür zuständig war neue Straßen zu bauen. Auch alte Straßen größer zu machen oder neue Decken auf die Straßen zu bringen, also die Straßen zu renovieren und so Sachen haben die gemacht.

Und wenn man die Straßen renoviert oder breiter macht oder einen neuen Weg für die Straße findet, dann muss man natürlich auch viele Sachen drum herum anders bauen. Zum Beispiel müssen die Brücken breiter gebaut werden, manchmal müssen sie auch höher gebaut werden. Manchmal müssen Bäume gefällt werden. Hannes Papa erzählte davon, dass einmal für eine neue Straße sogar ein Friedhof verlegt werden musste. Auf dem Friedhof da liegen ja die Körper der Menschen, die gestorben sind.

Dann werden die Körper der Menschen wieder ausgegraben, man sagt dazu exhumieren, und dann werden sie an einer anderen Stelle wieder eingegraben und neu beerdigt. Da ist dann auch ein Pastor, der den Menschen ihre letzte Ruhe wieder gibt. Hannes fand das komisch. Und irgendwie schien es nötig zu sein. Er dachte sich, dass die Menschen, die gestorben sind und deren Körper aus der Erde ausgegraben wurden, das denen das wahrscheinlich egal ist. Tot sind sie und meistens sind es ja auch nur noch die Knochen der Menschen. Die Seelen der Menschen, so dachte Hannes sind in den Herzen von den Menschen, die sie lieben oder geliebt haben.