Hannes und Begel - J. R. Krausser - E-Book

Hannes und Begel E-Book

J. R. Krausser

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Beschreibung

Der Grundschüler Hannes erfährt, dass er wegen des Umzugs der Familie seinen geliebten Hund Begel nicht behalten kann. Er trifft den Entschluss von zu Hause auszureißen. Er ist sich sicher, mit Begel in der Wildnis überleben zu können. Vor allem deswegen, weil Hannes alles dafür Wichtige in seinem Abenteuerbuch nachlesen kann. Doch es geschieht alles anders, als er es erwartet hatte oder aus irgendeiner Geschichte kennt. Eine spannende und berührende Abenteuergeschichte um Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Ängste und Selbstvertrauen. Zum Vorlesen und Selberlesen.

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Seitenzahl: 59

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Inhalt

Traurige Nachricht

Folgenreicher Entschluss

Ausgerissen

Abenteuerlich

Das ist die Idee

Begegnung

Von Wildschweinen und Kannibalen

Orientierung verloren

Richtig gesehen

Nahe dran

Jeder Zufall kann helfen

Rita und Greta

Kluger Abschluss

Für Corinna

Traurige Nachricht

Es war schon spät am Abend. Der kleine Hund Begel schlummerte in seinem Körbchen. Vermutlich träumte er sich gerade in einen Berg von Leckerlis, als er ein leises Geräusch vernahm. Wurde da nicht vorsichtig eine Tür geöffnet?

Er hob seine Nase und nahm den Geruch von seinem Herrchen Hannes wahr, der hier in einem Haus auf dem Land mit seiner Familie wohnte. Nanu, wo wollte Hannes denn so spät am Abend noch hin? Wollte er Begel noch ein Leckerli bringen?

Nun es war so: An diesem Abend hatte Hannes nicht einschlafen können. Seine Gedanken an den Umzug in eine fremde Stadt ließen ihm keine Ruhe. Noch sind Ferien, aber wie wird es an der anderen Schule sein? So vieles ging ihm im Kopf herum. Hannes war deshalb zu seiner Zimmertür gegangen und hatte sie leise geöffnet.

Nanu, sind Mama und Papa so spät noch wach? Das war wirklich ungewöhnlich, denn sein Papa stand immer sehr früh auf. Durch die Milchglasscheibe der Wohnzimmertür konnte er die schattenhaften Umrisse seiner Eltern wahrnehmen.

Er hörte die beiden miteinander reden, verstand jedoch kein Wort. Deshalb schlich er sich näher und lauschte.

„Nein Robin – den Hund dürfen wir nicht mitnehmen“, sagte seine Mutter gerade. „Im Mietvertrag der neuen Wohnung steht eindeutig, dass keine Haustiere geduldet werden.“

„Oh je Barbara – das habe ich wohl überlesen. Ich wollte keinesfalls, dass Hannes den Hund durch den Umzug verliert“, entgegnete Hannes Vater. „Wir haben ihm doch erst vor einem Jahr seinen großen Wunsch erfüllt. Der kleine Begel ist ihm so richtig ans Herz gewachsen.“

Hannes traten Tränen in die Augen. Er sank zusammen.

„Wie könnt ihr mir das antun!“, rief er schluchzend. Sein Vater, der das hörte, öffnete die Wohnzimmertür. „Was machst du so spät hier? Hast du uns etwa belauscht?“, fragte er verärgert.

Er hätte seinem Sohn die Umstände gerne behutsamer erklärt.

„Ich wollte, äh mir eben ein Glas Wasser holen und ... und ... und dann habe ich gehört, dass ihr mir Begel wegnehmen wollt!“, stotterte Hannes.

Dabei wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Aber nun hör mal“, versuchte seine Mutter ihn zu beschwichtigen, „es geht nicht darum, ihn dir wegzunehmen. Wir müssen umziehen wegen Papas neuer Arbeitsstelle, bekommen aber in der Stadt keine andere Wohnung. Wir werden den Hund gewiss nur jemandem geben, der wirklich gut zu ihm ist, Ehrenwort!“ Der kleine Begel hörte, dass sein Herrchen fürchterlich weinte. Mitfühlend tapste er durch die Diele und legte sich auf die Fußmatte.

Follgenreicher Entschluss

Mitten in dieser Nacht knipste jemand das Licht im Flur an.

Die Küchentür wurde geöffnet. Begel sprang auf und lief hin.

Sein Herrchen öffnete gerade die Küchenschränke. Er nahm Schokolade, Bonbons, andere Sachen zum Essen sowie Hundekekse heraus. Begel kannte den Geschmack von diesen Keksen, aber er mochte viel lieber Wurst. Ja, die schmeckte ihm um vieles besser.

„Ich werde ausreißen – hab ich beschlossen“, flüsterte Hannes, als er seinen Hund sah, „und du Begel, kommst natürlich mit. Dich wird mir hier keiner wegnehmen!“

Der kleine Hund wedelte freudig mit dem Schwanz, als sein Herrchen alle Lebensmittel, die er zusammengesucht hatte, in einen Rucksack packte und dann tatsächlich den Kühlschrank öffnete.

„Hier, schon mal eine Stärkung vorab.“ Hannes gab ihm ein wahrhaft großes Stück Wurst. Selbstverständlich verstaute er eine weitere in der Seitentasche des Rucksacks.

Jetzt muss ich noch die Taschenlampe einpacken. Außerdem brauchen wir den Schlafsack aus der Kiste, in der auch der Zeltboden verstaut ist“, murmelte Hannes vor sich hin. Er überlegte, wo er diese zuletzt gesehen hatte. Ach du Schreck – die ist bestimmt in der Garage und Papa hat gestern das Tor zugemacht, fiel ihm ein. Begel schnupperte derweil am vollgepackten Rucksack. Der roch so herrlich nach der leckeren Wurst.

Vielleicht, so dachte sich der kleine Hund, bekomme ich ja noch so ein Stück. Oder aber ich nehme mir selbst noch etwas? Er schnupperte, wo die Wurst versteckt war. Dabei fiel alles um. Ein paar Sachen purzelten hinaus: Ein großes Buch, Brote, Schokolade, ...

„Begel, bitte pass auf, dass du Mama und Papa nicht aufweckst, sonst sind wir beide verloren“, flüsterte Hannes erschrocken. Begel schaute schuldbewusst drein. Der Junge packte alles wieder ein, schulterte den Rucksack, knipste das Licht aus und öffnete geräuschlos die Terrassentür.

Draußen schlich er an der Sitzgruppe vorbei zur Garage. Die Straßenlampen beleuchteten die Stelle hier nur schwach. Vorsichtig, um Lärm zu vermeiden, versuchte er das Tor aufzuriegeln. Der Griff ließ sich jedoch nicht bewegen. Papa wird doch nicht abgeschlossen haben?

Hannes stellte seinen Rucksack neben sich und probierte es weiter. Unter großer Anstrengung gelang es ihm, nach bangen Minuten das Tor zu öffnen. Mit einem heftigen Ruck sprang es einen Spalt breit auf. „Geschafft.“

Doch als er das Tor weiter nach oben hob, ertönte ein scheußliches Quietschen. Sofort hielt er inne.

Oh nein!, fuhr es Hannes durch den Kopf, jetzt ist alles aus. Das schreckliche Geräusch hatte doch mit Sicherheit jeder Nachbar gehört. Ganz bestimmt waren jetzt auch Mama und Papa wach.

Hannes stand wie angewurzelt da. Er hielt sich die Ohren zu. Zitternd wartete er auf das Donnerwetter, das gleich von seinen Eltern kommen würde. Musste er Begel nun für immer abgeben? Ängstlich lauschte er in die Nacht. Glücklicherweise verharrte auch das Garagentor in der Stellung.

Mit einem Mal fiel an der Straße eine Tonne mit lautem Getöse um. Kurz darauf rief jemand aus einem Fenster des Nachbarhauses laut: „Verschwindet endlich, ihr Waschbären oder Katzen oder was immer ihr seid!“ Dann fiel noch eine Tonne um und eine Katze kreischte ganz fürchterlich.

Hannes wartete ein Zeit lang, wobei er sich angespannt umsah. Alles blieb ruhig, kein Licht zeigte sich in den Fenstern. Nur ein Auto fuhr auf der Straße vorbei.

Er fasste neuen Mut, kroch unter dem Tor in die Garage und tastete im Dunkeln nach der Kiste. Er griff einen Zeltboden sowie den Schlafsack heraus. Beides klemmte er unter den Arm.

Ausgerissen

Begel wartete geduldig vor der Garage auf Hannes Rückkehr. Nachdem er wieder zu sehen war, lief der kleine Hund zum Rucksack und stupste mit seiner Nase dagegen. Hannes aber schnappte sofort danach, rannte wie der Wind durch den finsteren Garten und kletterte über den Zaun. Dahinter erstreckte sich eine weitläufige Wiese. Sein Hund folgte ihm mit einem großen Sprung und rannte mit wehenden Ohren weiter.

„Warte Begel, lass mich zuerst den Zeltboden und den Schlafsack am Rucksack festbinden. Dann wandern wir zu unserer Waldhütte“, flüsterte Hannes etwas außer Atem.

Der Mond lugte gerade wieder hinter einer großen Wolke hervor. Sein Licht strahlte nun hell auf die Wiese bis zu dem dahinterliegenden Wald.

Hannes zurrte Schlafsack sowie Zeltboden am Rucksack fest. Bevor er aus der Hocke aufstand, kraulte er Begel liebevoll hinter den Ohren.