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Flüchtige Bekanntschaften sind etwas Seltsames und Sonderbares. Sie können, ohne dass wir es merken, ein Fragment unserer eigenen Geschichte werden. Jene Bekanntschaft zeigte einem Mann aus London, dass sich hinter trostlosen Augen eine wundervolle Geschichte, ein handgeschriebener Brief, ein erhofftes Lebewohl und wertvolle Erinnerungen verstecken können.
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Seitenzahl: 53
Veröffentlichungsjahr: 2023
Furkan Yildiz
Havannas Flüchtige Bekanntschaft
Für Ela und Selim
Furkan Yildiz
Havannas Flüchtige Bekanntschaft
Vom Zigarrenrauch zur Erkenntnis
© 2023 Furkan Yildiz
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
ISBN Softcover: 978-3-384-03232-4
ISBN E-Book: 978-3-384-03233-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
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EINS
Es war ein wundervoller Abend, ein solcher Abend, wie er nur in Havanna zu solcher Perfektion gelangen konnte. Unter dem hell changierenden Sternenzelt stieg, dampfend und sedativ wirkend, der Zigarrenrauch durch die blauvioletten Blütenrispen des Blauglockenbaums ästhetisch den Nachthimmel empor. Ein malerischer Anblick, dessen pittoreske Wirkung einem Auge besonders entgegenkam. Die Augen, enthusiastisch und vor Begeisterung glühend, die solch ein namenlos rührendes Oeuvre perzipierten, waren Augen eines jungen und lebhaften Mannes aus London; sein Name war Brooks. Er reiste in die Ferne, wagte sich das Fremde kennenzulernen und in Havanna, während der Flucht vor der Umtriebigkeit Londons, stellte er erstmalig konsterniert etwas fest, etwas, das eigentlich keine Feststellung, sondern eine beständige Selbstverständlichkeit sein sollte. Im Verlauf seiner Reise standen sich das Fremde, das Unvertraute und Brooks wie zwei gegensätzliche Kolonnen gegenüber, zwischen denen keine Intervention möglich war. An diesem Abend triumphierte jedoch dieses sonderbare Unvertraute, versprach früher oder später die Flucht in eine phantastische, sonderbare Gefühle und bewegte Herzen hervorbringende, heitere, in Nebelschwaden endende, grenzenlose Welt.
Es war ein wunderbarer, ein berauschender Abend, an dem beglückende Düfte wehten, grell scheinende Sterne am Himmel tobten und etwas Geheimnisumwittertes zum Vorschein kam. Unter dem hell flimmernden Abendstern kam ein sonderbarer Geruch, ein verströmender Wohlgeruch zum Vorschein. Es war ein Duft von warmer Stille, verbale Töne von Lorbeer und Lavendel beinhaltend, eine Melange von Eichenholz und waldigem Zedernholz hervorzaubernd, der über der Stadt schwebte; es war ein Strauß voller Düfte. An jenem Abend sah Brooks einen vornehmen, älteren Mann, der einen weißen, wohl gepflegten Rauschebart trug, mit einem abgetragenen, weißen Hemd bekleidet war, sinnlich seine Zigarren rauchte und in Brooks eine Gemütsbewegung hervorbrachte, die ihm selbst noch unbekannt war. Es war ein solcher Mann, für den man sich auf den ersten Blick, schlagartig, bevor man überhaupt ein Wort zu hören bekam, begeistert interessiert hatte. Brooks war anfangs nicht in der Lage, zu verstehen, was ihn an diesem Anblick frappierte, doch in jener Nacht entschloss sich ein junger Mann aus London erstmals diese Ungewissheit zu durchleuchten. Er ging mit gewagten und langsamen Schritten auf den älteren Herrn zu und sah, aus der Nähe betrachtet, einen Mann, der in sein eigenes Ich vergraben war und sich von der Nacht abgrenzte.
Es waren nur einzelne Schritte, gewisse Augenblicke, eine Annäherung, die diese wundervolle Besonderheit des älteren Herrn definierten. Was ihn dermaßen begeisterte und seine Neugier beflügelte, war diese unbekannte Behaglichkeit und Ruhe, die dieser ältere Herr ausstrahlte. Eine Haltung, mit der Brooks aus dem rastlosen und überstürzten Leben Londons nie in Berührung kam. Noch während er über die neuartige Empfindung sinnierte, schauten sie sich für einen flüchtigen Augenblick an; heitere, neugierige Augen trafen auf betrübte, leere Augen. Der gleißend helle Mond spiegelte sich blendend in den leeren Augen des älteren Herrn. Es waren beinahe bis zu zehn Minuten vergangen, als der alte Herr ihn nach einer langen und für Brooks ewig anhaltenden, leicht gewollten Ignoranz bemerkte, gähnte, seine Arme dehnte und Brooks schließlich einen Hauch seiner Aufmerksamkeit schenkte. Der junge Mann aus London bemerkte dies und suchte abrupt das Gespräch auf, da der ältere Herr ehrlich und eindeutig zu erkennen gab, dass er an einem Gespräch nicht besonders interessiert war. Brooks, rastlos und voller Unruhe, verdeutlichte dem Herrn, dass er eine Haltung besitze, die er zuvor nie erlebt habe, und wissen wolle, wie man eine solch behagliche Fassung zum Vorschein bringe. Sein Gegenüber zog erneut an der Zigarre und nachdem er den Rauch kunstvoll dem Nachthimmel entgegen geraucht hatte, schaute er Brooks in die Augen, der wie ein kleines, süßes Kind, das sehnsüchtig auf eine Antwort wartete, neben dem Opa stand. Wortlos sah er den älteren Herrn an, weiterhin mit derselben Begeisterung, begleitet von der Entdeckung, die sein Gemüt frappierte.
>> Semper Fidelis <<, begann der ältere Herr mit sanfter Stimme nach einer andächtigen Stille.
>> Treue gegenüber den Mitmenschen? <<, fragte Brooks mit glühenden Augen.
Der ältere Herr antwortete vorerst nicht, sondern zog sinnlich an seiner Zigarre und ließ den Rauch in den Nachthimmel Havannas steigen. Brooks stellte erneut die Frage.
>> Nein, das meint Semper Fidelis nicht. Treue sollte eine Tugend sein, eine Tugend, die unsere Mitmenschen erfahren <<, sagte der ältere Herr plötzlich, indem er nichts in seiner Umgebung beäugte.
In dem Rausch seines Genusses gefangen, ruhig und langsam rauchend, bat der ältere Herr Brooks, sich doch neben ihm zu setzen. Die Zigarre war zu diesem Zeitpunkt bis zur Hälfte geraucht.