HdW-B 016: Der Goldene - Erno Fischer - E-Book

HdW-B 016: Der Goldene E-Book

Erno Fischer

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Beschreibung

HdW-B 016: Der Goldene
- Erno Fischer: „Für die PSI-Rebellen war er die Offenbarung
- aber in seinem Herzen war er ein gewöhnlicher Mensch!“

In über einer Million Jahre: Viele tausend Welten sind von Menschen besiedelt. Überlichtschnelle Flüge sind verboten, weil es sich erwiesen hat, dass diese auf Dauer das energetische Gleichgewicht des Universums und somit das Raum-Zeit-Gefüge stören, was in manchen Bereichen des Universums in der Vergangenheit zu schrecklichen Katastrophen geführt hat. Der so genannte HERR DER WELTEN wacht unnachgiebig über dieses Verbot.
Das Verbot wurde nicht immer befolgt, weil es den HERRN DER WELTEN nicht schon immer gegeben hat. John Willard, der Diener des HERRN DER WELTEN, erfährt: Wenige Jahrhunderte in der Zukunft, von hier und heute aus betrachtet (und somit über eine Million Jahre in der Vergangenheit aus der Sicht von John Willard!), hatte der Mensch bereits einen Teil des Weltraums erobert. Überlichtschnelle Flüge wurden von hoch spezialisierten (und teilweise sogar regelrecht »gezüchteten«) so genannten PSI-Menschen durchgeführt. Man nannte sie in Anlehnung an einen Begriff aus der SF des zwanzigsten Jahrhunderts der so genannten christlichen Zeitrechnung Psychonauten. Als der Ultimate-Konzern die Psychonauten mittels technischem Überlichtantrieb zu ersetzen trachtete, hatte das unabsehbare Folgen, was die negativ betroffenen Fremdrassen auf die Menschen aufmerksam machte und zu einer tödlichen Bedrohung werden ließ.
Endlich sah auch Ultimate und mit dem Konzern das totalitäre Regime des menschlichen Imperiums ein, dass sie sämtliche Experimente in dieser Richtung einstellen mussten. Eine Friedensmission wurde gegründet, um die Völker des Universums zu besänftigen.
Das Raumschiff ESPERANTO (zu deutsch etwa: Der Hoffende) wurde mit der Friedensmission auf den Weg geschickt. PSY 9.11, von den Rebellen auch verehrend DER GOLDENE genannt, berichtet...
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Dieses Buch basiert auf der gleichnamigen Heftserie – Band 48 bis 50!
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Titelbild: Gerhard Börnsen
Coverhintergrund: Anistasus.
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HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie (Schwesterserie von Gaarson-Gate!), wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Erno Fischer

HdW-B 016: Der Goldene

Dieses Buch basiert auf der gleichnamigen Heftserie – Band 48 bis 50!

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

HERR DER WELTEN Buchausgabe 016:

Der Goldene

von Erno Fischer

 

„Für die PSI-Rebellen war er die Offenbarung

- aber in seinem Herzen war er ein gewöhnlicher Mensch!“

 

Dieses Buch basiert auf der gleichnamigen

Heftserie – Band 48 bis 50!

 

ISSN 1614-3302

Copyright 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332 48 11 50

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Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

 

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Gerhard Börnsen

 

Einführung

 

In über einer Million Jahre: Viele tausend Welten sind von Menschen besiedelt. Überlichtschnelle Flüge sind verboten, weil es sich erwiesen hat, dass diese auf Dauer das energetische Gleichgewicht des Universums und somit das Raum-Zeit-Gefüge stören, was in manchen Bereichen des Universums in der Vergangenheit zu schrecklichen Katastrophen geführt hat. Der so genannte HERR DER WELTEN wacht unnachgiebig über dieses Verbot.

Das Verbot wurde nicht immer befolgt, weil es den HERRN DER WELTEN nicht schon immer gegeben hat. John Willard, der Diener des HERRN DER WELTEN, erfährt: Wenige Jahrhunderte in der Zukunft, von hier und heute aus betrachtet (und somit über eine Million Jahre in der Vergangenheit aus der Sicht von John Willard!), hatte der Mensch bereits einen Teil des Weltraums erobert. Überlichtschnelle Flüge wurden von hoch spezialisierten (und teilweise sogar regelrecht »gezüchteten«) so genannten PSI-Menschen durchgeführt. Man nannte sie in Anlehnung an einen Begriff aus der SF des zwanzigsten Jahrhunderts der so genannten christlichen Zeitrechnung Psychonauten. Als der Ultimate-Konzern die Psychonauten mittels technischem Überlichtantrieb zu ersetzen trachtete, hatte das unabsehbare Folgen, was die negativ betroffenen Fremdrassen auf die Menschen aufmerksam machte und zu einer tödlichen Bedrohung werden ließ.

Endlich sah auch Ultimate und mit dem Konzern das totalitäre Regime des menschlichen Imperiums ein, dass sie sämtliche Experimente in dieser Richtung einstellen mussten. Eine Friedensmission wurde gegründet, um die Völker des Universums zu besänftigen.

Das Raumschiff ESPERANTO (zu deutsch etwa: Der Hoffende) wurde mit der Friedensmission auf den Weg geschickt. PSY 9.11, von den Rebellen auch verehrend DER GOLDENE genannt, berichtet...

 

1

Es war nur ein Traum, aber in diesem Traum starb die ESPERANTO! Ich sah das Raumschiff mit der zweihundertdreißig Meter durchmessenden Zentralkugel, die eher wie eine Raumstation wirkte, von der ein wahres Gewirr von Hohlstreben mit »Nebenkugeln« aus gingen, die nichts anderes waren als angeflanschte Container mit diversen Ausrüstungsgegenständen und Vorräten. Ich - sah das alles sterben, in einem einzigen Augenblick, der sich zu einer unerträglichen Ewigkeit dehnte.

Die Riesenfaust kam aus dem All. Sie bestand aus reinstem, loderndem Feuer. Um den Ringfinger wand sich schlangengleich ein fantastisch geformter Ring aus erstarrtem Blut.

Die Riesenfaust wollte die ESPERANTO zerschmettern.

»Warum?«, schrie ich in die Leere des Vakuums, wo es nicht einmal ein Echo gab.

»Warum?«, wiederholte ich - und die quälenden Sekunden vor der Vernichtung verrannen, als die Riesenfaust heran war und die ESPERANTO an der Zentralkugel traf. Die Container lösten sich prompt und wirbelten davon. Die Hohlstreben, mit denen sie verbunden gewesen waren, brachen entzwei. Die Zentralkugel zersplitterte in tausend Stücke. Ich sah die zerplatzenden Körper der Gefährten, als das Vakuum sie der Wärme und Geborgenheit der Zentralkugel entriss. Und ich sah mich selber. Ich war der einzige, der nicht sterben konnte.

Auch als die Riesenfaust sich öffnete, um die davon wirbelnden Trümmer einzufangen, damit sie in ihrer Energie zerstrahlten, starb ich nicht. Die energetische Riesenfaust schob mich sacht beiseite, damit mir nichts passierte, fegte das All von den Trümmern frei und öffnete sich abermals.

Da war nicht die Handinnenfläche, die ich erwartet hatte, sondern ein gigantischer Kopf. Das Gesicht blickte ernst. Ich kannte dieses Gesicht und würde es niemals in meinem Leben vergessen: Derryl Reed, der Präsident der Erde und... mein Erzfeind!

Jetzt lachte er mich aus: »Du Narr! PSY 9.11, das künstlich geschaffene Monster, der Obernarr! Du hast mir vertraut - mir und meinem besten Mann. Jetzt hast du es. Es ist deine Schuld, dass es die ESPERANTO nicht mehr gibt. Wie willst du das vor den Psychonauten-Rebellen verantworten, wenn du als einziger Überlebender zurückkehrst?«

Er riss den Mund weit auf und lachte grässlich. Dabei hatte ich den Eindruck, er wollte mich im nächsten Augenblick verschlingen...

2

Mit einem Schrei auf den Lippen erwachte ich. Es dauerte Sekunden, bis ich mich in meiner Umgebung zurecht gefunden hatte.

Ich lag auf meiner Koje. Nichts war passiert. Im Schiff war geschäftiges Summen. Ich hatte mich nur kurz hingelegt, um zu schlafen. Obwohl ich nicht wirklich Schlaf benötigte. Ich erzwang ihn mir, wenn ich darin Entspannung finden wollte und diesmal hatte ich ihn zusätzlich deshalb gewählt, weil ich die ewigen Streitigkeiten zwischen den selbstherrlichen Super-Psychonauten ESPER 98 und NENIA 46 einerseits und den Psychonauten-Rebellen andererseits nicht mehr ertragen konnte. Auch meine Geduld fand irgendwann ein Ende. Mehr als einmal hatte ich es bereut, mit an Bord gegangen zu sein, aber mir war keine andere Wahl geblieben. Die ESPERANTO war ein modernes Raumschiff und für die Expedition besser geeignet als ein anderes Schiff. An Bord befand sich eine Delegation mit Vertretern von quasi allen relevanten Gruppen der Erde und ihres Machtbereiches.

Derryl Reed, der mächtigste und wohl auch der rücksichtslosestes Mensch innerhalb des irdischen Machtbereiches hatte Frieden angeboten, allen Rebellen gegen ihn und sein unmenschliches Regime das Ende aller Verfolgung versprochen und außerdem nicht nur das Schiff, sondern auch all seine politischen Kapazitäten zur Verfügung gestellt - um eine Verhandlung mit den insgesamt in ihrer Einigkeit überlegenen Fremdrassen des Universums in Angriff zu nehmen. Nicht ein Akt von Menschlichkeit also seinerseits, sondern lediglich eine Taktik, um Schlimmeres zu verhindern, wie ich mir vollkommen bewusst war: Es ging um nichts Geringeres als um die Zukunft der gesamten Menschheit. Mehr noch: Um ihren Fortbestand! Denn wenn die Fremdrassen endgültig von uns die Nase voll hatten und nicht rechtzeitig gütig gestimmt werden konnten, wurde die Gefahr zur Tatsache, dass sie die ihrer Ansicht nach »Plage des Universums« mit Namen »menschliche Rasse« ausrotteten! Nicht mehr, aber auch nicht weniger stand auf dem Spiel!

Sollte ich mich denn verkriechen und auf die persönliche Teilnahme an einem so wichtigen Friedensunternehmen verzichten?

Wir trauten dem mit an Bord befindlichen »persönlichen Stellvertreter des Präsidenten in allen Verhandlungsfragen«, wie er sich hochtrabend nannte, nicht: Palocchi. Obwohl wir das gesamte Schiff durchsucht hatten, um nach irgendwelchen Teufeleien Ausschau zu halten, war uns dieser Abgesandte und angeblich so »hoch kompetente persönliche Stellvertreter« Derryl Reeds höchst suspekt. Deshalb hatte ich den Psychonauten-Rebellen Heinz Stahlforce dazu bestimmt, Palocchi im Auge zu behalten. Er erschien mir der geeignete Mann für eine solche Aufgabe zu sein. Er würde schon dafür sorgen, dass Palocchi keinen Alleingang versuchte.

Kopfschüttelnd setzte ich mich auf den Rand der Koje. Die goldene Aura, die schier undurchdringlich meinen gesamten Körper bedeckte, knisterte dabei leise, wie elektrische Entladungen. Ihr verdankte ich meinen Spitznamen DER GOLDENE - und auch den Umstand, dass ich zu einer wesentlichen Kultfigur innerhalb der Rebellenbewegung der Psychonauten geworden war. Niemand bedauerte das mehr als ich, der ich lieber ein normales Leben geführt hätte.

Normal? Die goldene Aura verhinderte das nachhaltig: Ich durfte sie niemals unterdrücken, denn wenn ich das wagte, wurden die höllischen PSI-Energien frei, die meinen Körper beherrschten - mehr als ich umgekehrt sie jemals hätte beherrschen können! Insofern war das eine Schutzaura für meine Umgebung und letztlich auch... für mich selbst und meinen Körper.

Körper? Ich hasste dieses Wort, weil ich nicht sicher war, ob ich in diesem Zustand überhaupt noch einen besaß. Vielleicht war alles unter der Aura nur eine Art Energiemanifestation? Ich aß und trank wie jeder »normale« Mensch, aber wenn ich das nicht tat, machte das nicht den geringsten Unterschied. Genauso sah es mit dem Schlaf aus: Ob ich nun schief oder nicht: Ich kannte keinerlei Müdigkeit! Welcher Beweis könnte erdrückender sein für meine Annahme, überhaupt keinen richtigen Körper mehr zu besitzen?

Trotz allem war es Wahnsinn, eine solche Fahrt zu unternehmen, zumal die beiden Supertreiber ESPER 98 und NENIA 46 die Expedition im Sinne von Derryl Reed leiteten - sozusagen als die Exekutive, neben der »Legislative« in Gestalt von Palocchi. Kein Wunder, dass dies den permanenten Unmut der Psychonauten-Rebellen erregte. Die beiden wechselten sich ab und somit war ununterbrochen einer von ihnen im Einsatz. Dabei bekleideten sie die Funktion von so genannten Medien, die man innerhalb einer Seance oder eines PSI-Kollektives während des Einsatzes auch Koordinatoren nannte. Es waren genügend Psychonauten an Bord. Die Dienst habenden Seancenmitglieder mussten für einen Raumsprung mit ihren vereinten PSI-Kräften den Steuerimpulsen des jeweils zuständigen Super-Psy­cho­nauten folgen und das Schiff entsprechend dirigieren. Zwischen den Raum­sprüngen bewegte sich das Schiff auf konventionelle Weise, also ohne PSI-Einsatz, der nur für die Raumsprünge erforderlich war und auch nur in diesem Zusammenhang funktionierte. Das war die übliche Art, sonst unerreichbare Ziele im Weltall zu erreichen und ersetzte den neuen Überlichtantrieb, der von Derryl Reed propagiert wurde und auf Grund seiner Nebenwirkungen im Laufe der Zeit zu einer universalen Katastrophe führen könnte. Genau das hatte ja die Fremdrassen auf den Plan gerufen. Genau deshalb waren sie uns so feindlich gesonnen. Der Druck war so groß geworden, dass nichts anderes mehr übrig geblieben war, als eine solche Friedensmission zu unternehmen: Todfeinde machten gemeinsam diese Reise, um den Fremdrassen den guten Willen der Menschheit damit zu postulieren! Angeblich! Denn die Psychonauten-Rebellen hatten an den lauteren Absichten von Palocchi und den Super-Psychonauten ihre herben Zweifel. Berechtigt?

Jedenfalls eines war sicher: Nur die Super-Psychonauten waren in der Lage, die PSI-Spur des Zyzschniyers Soschnyz-Baschraz-Som zu verfolgen.

Soschnyz-Baschraz-Som, der Grüne von Zyzschniy, einer für Menschen bislang völlig unbekannten Welt, war in den Machtbereich der Menschen eingedrungen, um mehr über uns zu erfahren. Er hatte es als Abgeordneter der Vereinigung aller Fremdrassen getan und es war ihm teilweise von Menschen übel mitgespielt worden. Zwar war er trotz allem persönlich auf der Seite der Menschheit, allein schon auf Grund seiner positiven Kontakte zu den Rebellen, aber sein Wort allein würde niemals genügen, die Fremdrassen zu besänftigen. Das war nach seinem Weggang sogar Derryl Reed klar geworden, wie es schien. Wenngleich dieser Sinneswandel für die Rebellen sehr überraschend gekommen war. Doch alle Verfolgung war in der Tat ausgesetzt und inhaftierte Rebellen als Zeichen guten Willens frei gelassen worden. Das hatte die Rebellenbewegung besänftigt - und so war diese gemeinsame Friedensmission überhaupt erst möglich geworden.

Aber wie den Kontakt zu den Fremdrassen überhaupt finden?

Soschnyz-Baschraz-Som, von seinen menschlichen Freunden kurz »Sosch« genannt, hatte seine Rückkehr in seine Heimat in der Annahme durchgeführt, keine messbaren Spuren zu hinterlassen. Es gefiel mir nicht, dass wir Soschnyz-Baschraz-Som, den Freund der Menschheit, praktisch herein legten, indem wir ihn mittels der Super-Psychonauten verfolgten, um so die Koordinaten seines Planeten zu erfahren. Mir gefiel so manches nicht, was mit der Reise der ESPERANTO zusammen hing, aber ich beugte mich der Notwendigkeit. Denn in der Tat: Wie sollten wir sonst Kontakt mit den Völkern der Galaxis aufnehmen, wenn wir nicht wussten, wo wir ihre Heimatwelten finden konnten? Es hatte keinen Sinn, alle Sonnen nach intelligentem Leben abzuklappern. Das war keine Stadtrundfahrt, sondern ein Flug durch die Unendlichkeit des Alls. Allein unsere Galaxis war eine Zusammenballung von rund zweihundert Milliarden Sonnen. Wir wären mindestens zweihundert Jahre unterwegs gewesen, um überhaupt auch nur ein einziges Mal ein zuständiges Volk zu finden, das uns hätte weiter helfen können.

So waren wir schließlich unterwegs nach Zyzschniy, der Heimatwelt von Sosch. Wenn dieses Volk nicht zuständig war - welches sonst?

Ich stand auf und schritt zur Tür, als der Lautsprecher der Innerkomanlage knackte.

»PSY 9.11«, flüsterte eine Stimme. Ich blieb unwillkürlich stehen. Es war die Stimme von Heinz Stahlforce. Er sprach im Verschwörerton weiter, als ich mich meldete: »Jemand hat Palocchi am Kragen gepackt und schüttelt den Guten gründlich durch.«

»Wer?«, rief ich erschrocken.

»Ein Bild für die Götter. Das solltest du dir ansehen.«

»Wer?«, brüllte ich mit aufkeimender Wut. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

»Liza, die kleine Hexe: Herr je, das hätte ich der Kleinen nicht zugetraut. Sie springt mit Palocchi um wie mit einem dummen Jungen.«

»Herrgott, Sakrament und dreimal...?«

»Klatsch! Die hat Palocchi sitzen - mitten im Gesicht. Die nimmt ihm keiner mehr ab. Hätte auch seinen Mund halten sollen. Eine Liza reizt man nicht so. Und jetzt stößt sie ihn von sich wie etwas, was ihr lästig geworden ist.«

»Und Palocchi?«

»Hat ein hochrotes Gesicht mit einer deutlich abgezeichneten Hand auf der linken Backe. Aber er sagt nichts mehr. Jetzt wirft er einen vernichtenden Blick in Richtung NENIA 46. Die grinst dreist. Schließlich ist sie die Verursacherin des Streites. Sie hat Liza zur Weißglut gereizt und Palocchi hat Liza verwehrt, sich wenigstens mündlich zur Wehr zu setzen. Deshalb hat er büßen müssen. Jetzt verlässt er die zentrale Plattform. Geht wahrscheinlich zu seiner Kabine, der Gute. Und ich ihm nach. - Ende!«

Ich blieb kopfschüttelnd stehen. Dieser Stahlforce konnte manchmal schon einen seltsamen Humor entwickeln.

Ich verzichtete darauf, die Bildverbindung einzuschalten. Die Berichterstattung von Stahlforce genügte mir. Es war besser, wenn ich offiziell von diesem neuerlichen Vorfall nichts wusste. Dann brauchte ich mich auch nicht darum zu kümmern. Trotzdem würde ich mir Liza gelegentlich vorknöpfen. Palocchi war ein wichtiger Mann. Wir sollten ihn beobachten, aber nicht schlagen.

Obwohl ich nicht umhin kam, Palocchi den Hieb zu gönnen.

Ich hatte eigentlich meine Kabine verlassen wollen, überlegte es mir jedoch anders und setzte mich wieder auf die Liege. Ich hatte keine Lust, die nachfolgenden Streitereien auf der Zentralebene mitzuerleben.

3

Ich hatte nicht lange Zeit, mich der Muße »innerer Betrachtungen« hinzugeben und mich in Gedanken erfreulicheren Dingen zuzuwenden, denn die Rufanlage an der Tür klang auf.

Wer wollte zu mir?

Ich stand auf und ging hinüber, um selber zu öffnen.

Palocchi stand im Gang. Sein Gesicht zeigte einen ernsten Ausdruck - und die deutlichen Zeichen einer Ohrfeige.

Ich nickte ihm zu und trat beiseite. Wortlos kam er herein. Erst als ich die Tür geschlossen hatte und er überzeugt war, dass sich außer mir niemand sonst im Raum befand, begann er zu sprechen: »Liza - hat mich geschlagen, PSY 9.11. Ich bin allerdings nicht hier, um mich darüber zu beschweren. Das wäre kindisch. Ganz im Gegenteil, PSY 9.11: Es ist an der Zeit, dass wir uns zusammensetzen und Pläne schmieden, wie wir die ständigen Auseinandersetzungen in Zukunft verhindern können. Es gärt unter den Psychonauten-Rebellen. Die Ohrfeige von Liza war nur die Spitze eines Eisberges - und die Haltung der Psychonauten-Rebellen gegenüber den Super-Psychonauten und auch gegenüber mir wird immer eisiger.«

Ich nickte ihm abermals zu und bot ihm einen Platz an. Die Kabine war gut eingerichtet. Richtig wohnlich, mit vertrauten Möbeln und so.

Palocchi nickte dankbar.

Ich hasste ihn, lächelte jedoch freundlich und versicherte: »Es ist gut, dass Sie den Weg zu mir gefunden haben, Palocchi. Es ist im Interesse von uns allen, wenn diese Expedition erfolgreich durchgeführt wird. Die Streitigkeiten nutzen keinem etwas. Aber Dreh- und Angelpunkt sind die beiden Super-Psychonauten. Das beleidigende, herablassende Verhalten der Klone sorgt immer wieder für neuen Zündstoff.«

Palocchi verschränkte die Arme vor der Brust und legte die Beine übereinander. In dieser Pose wirkte er völlig harmlos. Ich konnte es nicht glauben.

»Wo Sie es ansprechen... Äh, es ist mir jetzt sehr unangenehm, so deutlich zu werden, aber die Umstände...«

»Worum geht es?«, unterbrach ich ihn ein wenig harscher als beabsichtigt.

»Die beiden wurden durch die Experimente zu solchen Super-Psychonauten. Experimente an begabten PSI-Menschen, die dabei zugrunde gingen. Man hat sie geklont, um widerstandfähigere Exemplare zu erhalten. So entstanden diese Super-PSI-Klone im Verlauf einiger Klon-Generationen. Hat jemand eine Vorstellung, wie sich das auf deren Psyche auswirkte? ESPER 98, das bedeutet im Klartext: Er ist das achtundneunzigste Exemplar nach dem Original, wobei das Menschenoriginal einfach die Bezeichnung ESPER erhalten hat. Sein wahrer Name ging sozusagen verloren. Ja, wirklich, hat jemand eine Ahnung, was es bedeutet? Ist es denn zuviel verlangt von den Rebellen, wenn sie da... äh, gewissermaßen ein wenig Rücksicht nehmen?«

»Rücksicht?«, echote ich ungläubig.

»Ja, richtig verstanden - und wer sollte denn mehr Verständnis für die Lage der beiden haben als ausgerechnet... Sie?«

»Ah, ich verstehe: PSY 9.11, ebenfalls das Opfer unmenschlicher Experimente in den Labors von Ultimate, hat vollstes Verständnis für die Lage anderer Opfer aus den selben Labors. Wissen Sie eigentlich, was der Zusatz 9.11 bedeutet?«

»Äh, nein, ehrlich gesagt...«

»Sehen Sie, NENIA 46 ist die sechundvierzigste Klon-Generation innerhalb der Experimentierreihe mit der Codebezeichnung NENIA. Sie entstand später als die Reihe ESPER, deshalb waren zu dieser Zeit nur etwa die Hälfte der Generationen nötig, um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Alle als »nicht gelungen« apostrophierten Klone wurden einfach ausgelöscht. Nennt man das nicht... Mord? Aber zurück zu mir: PSY 9.11 bedeutet, dass ich erst die neunte Klon-Generation bin. Der Zusatz nach dem Punkt, nämlich die Elf, bedeutet hingegen, dass man genau elf umfassende Experimente durchführte, die Verbesserung bringen sollten, weil das Ergebnis höchst unbefriedigend erschien. Allerdings wurde es von Experiment zu Experiment eher schlimmer. Am Ende... war das dabei herausgekommen, was Sie hier vor sich sehen. Dies alles geschah vor den Experimentierreihen ESPER und NENIA. Weil es so gründlich misslang, wie Sie deutlich sehen können, nahm man in späteren Experimenten eben Abstand von so genannten Nachbesserungen und schuf lieber einen neuen Klon mit neuen Fähigkeiten, um den alten Klon hernach weg zu werfen wie am Fließband entstandener Schrott. Und raten Sie jetzt mal, wieso ich überhaupt noch existiere! Ich meine: Wieso hat man mich nicht auch einfach zum Müll geworfen?«

Er wand sich wie einen Wurm, aber ich nahm ihm das nicht ab. Er hatte diesen Vortag von mir bewusst provoziert. Davon war ich jetzt überzeugt und ich bereute bereits jedes einzelne Wort, obwohl es mir gelungen war, den Vortrag erstaunlich ruhig durchzustehen - zumindest nach außen hin.

Jetzt glaubte er mich in der Argumentationsfalle. Das war genau der Grund seines Hier seins.

»Ich glaube, Sie haben überlebt, weil man Sie nicht so ohne Weiteres mehr vernichten konnte. Es gelang Ihnen sogar... die Flucht!«

Genau das war die Falle: Jetzt würde kommen, dass man solche Dinge für alle Zeiten unterbinden sollte. Sie seien wahrlich unmenschlich. Aber genau deshalb dürfe man niemals die Opfer wie Täter behandeln und so weiter und sofort...

Ich grinste. Jedenfalls erzeugte ich den Reflex, auf diese Weise mein Gesicht zu verziehen. Falls ich überhaupt noch so etwas wie ein Gesicht hatte: Längst war es nur noch eine golden spiegelnde Fläche, in der die Augen ohne Pupillen waren, wie bei einer alten, römischen Statue, die man statt aus Stein diesmal aus Gold gefertigt hatte. Ich war eine wandelnde Unmöglichkeit - nicht nur für jeden, der mich sah, sondern vor allem... für mich selber!

Doch ich grinste - und der verhasste Palocchi, der für mich genau das Regime verkörperte, unter dem dies alles geschehen war - und noch viel mehr! -, schien das Grinsen als solches sogar zu erkennen. Er zog unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern und wich meinen blicklosen Augen aus. Er erkannte in diesem Moment deutlich, dass seine Finte misslungen war. Doch er gab nicht so bald auf, sondern trat sozusagen die Flucht nach vorn an, indem er schnell sagte, auch auf meine Reaktion ansprechend: »Es gibt noch einen Zündstoff, PSY 9.11: Ihre offene Feindschaft zu mir!«

Meine Stirnaura knisterte leise, als die Andeutung eines Stirnrunzelns entstand. Es war ein großer Vorteil, dass man dank der goldenen Aura kein normales Gesicht sehen konnte - manchmal jedenfalls. Ein normales Gesicht hätte in dieser Situation gewiss nicht geistreich ausgesehen.

Palocchi fuhr fort: »Wir wollen uns nichts vormachen, PSY 9.11. Sie hassen mich und auch ich begegne Ihnen keineswegs mit freundschaftlichen Gefühlen. Trotzdem sollten wir das Kriegsbeil begraben. Es sieht so aus, als würde das Unternehmen unter keinem guten Stern stehen, zumal wir unser Ziel längst hätten erreicht haben müssen - nach den vielen Sprüngen, die wir zurücklegten wie in einem wahren Labyrinth zwischen den Sternen. - Ich will Ihnen einen Vorschlag machen.«

Ich sagte kein Wort, sondern wartete nur ab. Was hätte ich sagen sollen? Seine Worte bestätigen? Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen - ausnahmsweise und diesmal gerade heraus und ohne eine neue Finte auszuprobieren, wie ich annahm. Da erübrigte sich jeglicher Kommentar.

»Sehen Sie, PSY 9.11, Sie haben einen großen Namen bei den Psychonauten-Rebellen. Wenn Sie etwas sagen, dann gilt das etwas. Auch bei Liza.« Unwillkürlich betastete er die Wange. Sie schien immer noch von der Ohrfeige Lizas zu brennen. »Ich weiß, dass Sie von mir erwarten, ich solle mich um die Super-Psychonauten kümmern. Aber was soll ich denn machen? Sie fühlen sich als die eigentlichen Menschen und halten uns allesamt für Tiere. Das ist ihre Art, den psychischen Druck auszuhalten, den ihre Entstehungsgeschichte auf sie ausübt. Nur weil Derryl Reed sie in der Hand hat und über ihr Leben und ihren Tod entscheiden kann, bleiben sie einigermaßen friedlich. Bitte, PSY 9.11, reden Sie mit Ihren Psychonauten-Rebellen. Ich erwarte keine Wunder, sondern nur ein wenig Verständnis für die Situation. Die Rebellen sollten sozusagen über der Sache stehen und sich von den beiden Super-Psychonauten nicht länger provozieren lassen. Ich...«

Ein Signal erreichte mich. Es ging von der Zentralebene aus. Ich sprang zum Kommunikator und hieb auf die Antworttaste. Der große Bildschirm flammte auf.

Da hatten wir es schon: Palocchis schlimmste Befürchtungen, die ich insgeheim mit ihm teilte, trafen zu.

Es sah so aus, als würde es in der Zentralkuppel zu einem Kampf auf Leben und Tod kommen.

4

Liza, die kleine Hexe, hatte als Koordinatorin das Kommando über eine der Seancen-Gruppen - und gemeinsam mit dieser die Initiative ergriffen!

Kurz tauchte ein Gesicht auf, ernst dreinblickend: Pago Garcia. Er hatte mich alarmiert, damit ich über die Geschehnisse in der Zentralkuppel informiert wurde.

»Liza!«, brüllte ich. Die kleine Hexe musste mich hören, aber sie reagierte überhaupt nicht. Sie stand mitten im Computerring. Nur wenige Schritte von ihr entfernt stand NENIA 46, die Super-Psychonautin - lässig, herausfordernd. Aus ihren Augen schienen Blitze zu züngeln. Sie war längst kein Mensch mehr, sondern eine Bestie, die sich jedoch über alle Menschen erhaben fühlte.

Die Situation war eindeutig - für Pago Garcia, der auf jeglichen Kommentar verzichtete, für Palocchi, der neben mich trat und mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm starrte und für mich. Aber anscheinend nicht für NENIA 46. Oder verstellte sie sich nur, weil sie sich sogar der Seance überlegen fühlte, die sich ihr angeschlossen hatte?

Liza lachte nervös.

Nein, sie war nicht wirklich nervös, sondern spielte es nur. In Wirklichkeit brodelte in Liza ein Vulkan. Ich würde sie nicht stoppen können. Es sei denn, ich würde mich persönlich in der Zentralebene befinden. Doch bis ich dort war, konnte das Unglück bereits geschehen sein.

Deshalb blieb ich in der Kabine und beobachtete alles über die Bildverbindung.