Heilkraft und Gefahren der Elektrizität - Robert O. Becker - E-Book

Heilkraft und Gefahren der Elektrizität E-Book

Robert O. Becker

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Beschreibung

Dr. med. Robert O. Becker, Experte für elektromagnetische Medizin, informiert in diesem aufrüttelnden Wissenschaftsreport umfaßend über Fluch und Segen der Beeinflußbarkeit des menschlichen Körpers durch elektrische Ströme und magnetische Felder. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

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Seitenzahl: 588

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Robert O. Becker

Heilkraft und Gefahren der Elektrizität

Die Chancen der Energiemedizin und die Gefahren des Elektrosmogs

Aus dem Amerikanischen von Roland Irmer

FISCHER Digital

Inhalt

Die Erstausgabe dieses Buches [...]VorwortErster Teil Lebensenergie: die geheime Triebkraft in der Medizin1. Die Geschichte des Lebens, der Energie und der MedizinSchulmedizin und EnergiemedizinDie Ursprünge der EnergiemedizinDie Medizin der «Primitiven»Die ersten medizinischen «Lehrbücher»Die Anfänge der abendländischen Medizin in GriechenlandDie Renaissance: die Anfänge der wissenschaftlichen MedizinDer Aufbruch der wissenschaftlichen RevolutionDer Triumph der Technik2. Die neue wissenschaftliche Revolution: der elektrische AspektDie Grundlagen von Wachstum und HeilungDas Geheimnis der RegenerationDie Entdeckung der AkupunkturDas fehlende Bindeglied: das interne elektrische Gleichstrom-SteuerungssystemUnkontrolliertes Wachstum: KrebsDer Mechanismus der KrebsentstehungRegeneration und KrebsKrebs und der übrige KörperDas morphogenetische Feld: Bauplan des WachstumsDie Entdeckung des dualen Nervensystems: analoge und digitale SteuerungDie Entdeckung des verborgenen Zell-Kommunikationssystems3. Die neue wissenschaftliche Revolution: der magnetische AspektMagnetfeld und BiologieDie Verbindung biologischer Zyklen mit dem Magnetfeld der ErdeDas «magnetische Organ»Der Magnetsinn der ZirbeldrüseDas duale Nervensystem nimmt feste Konturen anZweiter Teil Die elektromagnetische Medizin4. Wie das elektrische System des Körpers angeschaltet wird: Minimalenergie-TechnikenDie wissenschaftliche Grundlage der elektromagnetischen MedizinDas elektrische Steuerungssystem des MenschenHypnose und elektrisches SystemDie drei Arten von EnergiemedizinMinimalenergie-Techniken: die Mitwirkung des GeistesDie Steuerung des autonomen Nervensystems durch das BewußtseinDie Steuerung des Immunsystems durch das BewußtseinDie Arbeitsweise der Minimalenergie-TechnikenDer Glaube an die Behandlung und der Placebo-EffektDie Visualisierung in neuem LichtDen Heilern auf der Spur5. Wie man das elektrische System des Körpers unterstützt: Energieverstärkungs-TechnikenDie Homöopathie und das ÄhnlichkeitsgesetzDer Fall Benveniste: ein Skandal der ForschungNeues zur wissenschaftlichen Grundlegung der HomöopathieDie Homöopathie und die klassische PharmakologieTraditionelle und elektrische Akupunktur im WettstreitWeitere Energieverstärkungs-Techniken: Vitamine, Spurenelemente und körperliche Manipulation6. Wie man das elektrische System des Körpers ergänzt: Hochenergie-ÜbertragungstechnikenVorläufer der ElektromedizinDie Entstehung der modernen ElektrotherapieDie Behandlung mit der «Black Box»: Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)Die Elektrotherapie bei DrogenabhängigkeitDie Verwendung von elektrischem Strom bei der Heilung von KnochenbrüchenWie man das Knochenwachstum elektrisch anschalten kannKrebswachstum und elektrischer StromDie Wirkungsweise pulsierender elektromagnetischer Felder (PEMF)Elektrotherapie und Krebs: ein Blick in die GeschichteDie moderne Elektrotherapie gegen KrebsKrebstherapie durch magnetische FelderElektrochemische WachsstumsstimulationElektrochemische KrebstherapieMikrowellen und KrebsHochspannungstherapie gegen SchlangenbißDie biologischen Wirkungen der KernspintomographieWo stehen die Hochenergie-Techniken heute?Dritter Teil Elektromagnetische Umweltverschmutzung7. Das natürliche elektromagnetische FeldDas geomagnetische Feld der ErdeMagnetstürme und menschliches VerhaltenMagnetische Umpolungen und das ArtensterbenDas geomagnetische Feld und der Ursprung des LebensDas geomagnetische Feld und das Leben heute8. Künstliche elektromagnetische FelderDie abnorme elektromagnetische UmweltDie Frage der GesundheitsrisikenDie Geschichte der Mikrowellen-Felder und ihre biologischen WirkungenDie erste Sicherheitsnorm für WärmewirkungenDas getürkte Fünf-Millionen-Dollar-EperimentDie zweite Sicherheitsnorm für WärmewirkungenGenetische Wirkungen von MikrowellenGehirntumoren und MikrowellenVon Starkstromleitungen ausgehende Extremely-Low-Frequency (ELF)-StrahlungErste Untersuchungen über StarkstromleitungenDas Starkstromleitungsprojekt des Staates New YorkDer Zusammenhang zwischen Niederfrequenzfeldern und KrebsDer Zusammenhang von Niederfrequenz-Feldern und neurologischen FunktionenDie Antwort der Versorgungsbetriebe: die Battelle-StudieWeitere Berichte über entwicklungsbedingte StörungenDie genetischen Wirkungen der Netzfrequenz-FelderDas Spektrum zwischen Mikrowellen und ELFWir sind in GefahrDer Einfluß abnormer elektromagnetischer Felder9. Extrem niedrige Frequenzen (ELF) und die Frage des Zusammenhangs zwischen Geist und GehirnGeist, Bewußtsein und elektromagnetische FelderElektrische Gehirnstimulation und Verhalten – die Frage des freien WillensNiederfrequente Magnetfeldstimulation des Gehirns und VerhaltenNiederfrequente Strahlung und veränderte Bewußtseinszustände10. Die Verbindung zwischen inneren und äußeren Feldern: WirkungsmechanismenIonisierende Strahlung, nichtionisierende Strahlung und WärmeDie «Antennen»-Theorie und die WärmewirkungSonstige biologische Wirkungen der StrahlungDie Resonanztheorie tritt auf den PlanWie funktioniert die biologische Resonanz?Die magnetische Resonanz und das «Heiler-Phänomen»Die magnetische Resonanz und die außersinnliche WahrnehmungMagnetfeld und Zellteilung11. Die neuen SeuchenDas EM-Hypersensibilitäts-Syndrom: Überempfindlichkeit gegen elektromagnetische FelderDas chronische ErschöpfungssydromAIDSAutismusDas fragile-X-SyndromDer plötzliche Kindstod – Sudden Infant Death Syndrome (SIDS)Die Alzheimersche KrankheitDie Parkinsonsche KrankheitKrebsPsychische KrankheitenWie geht es jetzt weiter?12. Risiko und Nutzen – Was können Sie tun?Die Risiko/Nutzen-RelationDas Kriterium der Dosisleistung: Elektrorasierer und HeizdeckenDas UmgebungsfeldFernsehgerätePersonalcomputer und BildschirmterminalsLeuchtstoffröhrenElektrische UhrenHaartrocknerElektrische HeizöfenMikrowellenherdePrivatfunkWie Sie selbst Felder messen könnenTV und FM/AM-RadioMikrowellenDie langfristige Lösung des Problems der Radiofrequenzen und MikrowellenDie langfristige Lösung des Problems der StromversorgungDie Risiko/Nutzen-Analyse: Bürgerinitiativen gegen die IndustrieNachwortAnhangI. Die Geisterhand am Drücker: was das Militär mit dem elektromagnetischen Spektrum machtDie historische EntwicklungDas KomplottII. Wie ist die Lage heute?Das Ground-Wave Emergency Network (GWEN)Der Elektromagnetische Puls (EMP)Die neuen Killer-Felder: elektromagnetische WaffenGlossarQuellenangaben1. Die Geschichte des Lebens, der Energie und der Medizin2. Die neue wissenschaftliche Revolution: der elektrische Aspekt3. Die neue wissenschaftliche Revolution: der magnetische Aspekt4. Wie das elektrische System des Körpers angeschaltet wird: Minimalenergie-Techniken5. Wie man das elektrische System des Körpers unterstützt: Energieverstärkungs-Techniken6. Wie man das elektrische System des Körpers ergänzt: Hochenergie-Übertragungs-Techniken7. Das natürliche elektromagnetische Feld8. Künstliche elektromagnetische Felder9. Extrem niedrige Frequenzen (ELF) und der Zusammenhang zwischen Geist und Gehirn10. Die Verbindung zwischen inneren und äußeren Feldern: Wirkungsmechanismen11. Die neuen Seuchen12. Risiko und Nutzen: Was können Sie tun?AnhangPersonen- und Sachregister

Die Erstausgabe dieses Buches erschien unter dem Titel «Der Funke des Lebens».

Vorwort

Dieses Buch beschreibt das Zusammentreffen zweier gegensätzlicher Tendenzen: einerseits die sich schnell entwickelnde Elektromedizin, die die Geheimnisse des Heilens zu entschleiern verspricht, und parallel dazu die ständig anwachsende elektromagnetische Umweltverschmutzung, die eine ernstzunehmende Gefahr für unsere Gesundheit darstellt.

Das Buch legt dar, daß viele der heute gebräuchlichen Heilverfahren aus einer gemeinsamen unsichtbaren Quelle schöpfen: den körpereigenen elektrischen Systemen. Während diese Entdeckung langsam ans Licht kommt, wird jedoch auch offenbar, daß dieselben körperlichen Grundschichten gleichzeitig schädlichen Einflüssen aus weitverbreiteten technischen Einrichtungen ausgesetzt sind. Den positiven Wirkungen elektromagnetischer Heilverfahren wie Akupunktur, Hypnose, Homöopathie, Visualisierung, Geistheilung und Elektrotherapie stehen die Gefahren der elektromagnetischen Verschmutzung durch technische Einrichtungen wie Starkstromleitungen, Radar, Mikrowellen, Satelliten, Amateurfunkgeräte und sogar elektrische Haushaltsgeräte gegenüber.

Die Wurzeln dieser Entwicklung liegen in der Geschichte der Medizin. Die doppelte wissenschaftliche und technische Ausbeute des Zweiten Weltkriegs, die Atombombe und das Penicillin, versprachen eine neue Welt zu schaffen, in der die ständige Fortentwicklung der Wissenschaft uns zu souveränen Herren über die Umwelt machen, uns kostenlose Energie für Heim und Auto liefern und uns von Krankheiten befreien würden. So wurde die wissenschaftliche Forschung weitgehend zu einem Anliegen des Staates, der einige wenige Forschungsinstitute mit reichen Geldmitteln ausstattete. In den letzten vierzig Jahren ist so die Welt, in der wir leben, durch die Vorstellungen von «Großforschung» und «Großtechnologie» bestimmt worden. Anfangs sah es so aus, als erfüllten sich die Versprechungen: unmittelbare Erfolge stellten sich ein, und wir sahen mit Befriedigung einem dauerhaften Fortschritt entgegen.

Inzwischen hat sich die Lage jedoch dramatisch verändert. Wir müssen uns eingestehen, daß das Ökosystem unserer Erde zusammenbricht, daß die Energie alles andere als kostenlos zu haben ist und wir auf dem Gebiet der Medizin seit 1950 wenig oder gar nicht vorangekommen sind. Die großen Epidemien der Vergangenheit haben wir besiegt, aber an ihre Stelle treten neue Geißeln mit einem ebenso großen Vernichtungspotential. Wie konnte es dazu kommen? Was haben wir falsch gemacht, und was können wir heute daran ändern? Der wissenschaftliche Aufbruch, der uns in den fünfziger Jahren so erregte und von dem wir uns soviel versprochen haben, hat sich zu einem festgefahrenen Wissenschaftsbetrieb entwickelt, der offensichtlich unfähig ist, die Probleme von heute zu lösen und als einziges Rezept immer mehr Technologie der alten Art anbietet. Das Problem liegt nicht in der Wissenschaft als solcher, sondern darin, daß Wissenschaft von Menschen gemacht wird. Und Wissenschaftler sind beileibe nicht immer reine Wahrheitssucher, die sich nur von der Logik leiten lassen, sondern unterliegen als Menschen den gleichen Gefühlen wie alle anderen.

Im Geschäft des Karrierewissenschaftlers unserer Tage bemißt sich der Erfolg nach der Anzahl seiner wissenschaftlichen Publikationen. Wer mehr publiziert, hat mehr Ansehen, bekommt mehr Forschungsgelder, größere Laboratorien und mehr Sitze in entscheidenden Gremien. Da es nun leider viel leichter ist, einen Artikel zu publizieren, der sich nicht gegen die herrschende Lehrmeinung richtet, sind nur wenige Karrierewissenschaftler bereit, sich mit Fragestellungen zu beschäftigen, die die etablierten Ansichten in Zweifel ziehen. Statt dessen grübeln sie lieber weiter über die wenigen Fragen nach, die die Entdeckungen von gestern noch offengelassen haben. Das alles führt zur Stagnation, und es sieht so aus, als bestünde wissenschaftlicher Fortschritt darin, in mühevoller Kleinarbeit einzelne unbedeutende Lücken in einem bereits bestehenden fest gegründeten Wissensgebäude aufzufüllen. Ihre wichtigste Eigenschaft hat die Wissenschaft heute weitgehend eingebüßt: den Abenteuergeist.

Thomas Kuhn hat sehr schön gezeigt, daß es in der Geschichte der Wissenschaft immer wieder Zeiten des Umsturzes gegeben hat, in denen das System der aus der Vergangenheit überlieferten Überzeugungen durch ein neues Paradigma ersetzt wird, also eine neue Ansicht darüber, wie die Dinge zusammenhängen. Dieser Wechsel kommt dadurch zustande, daß das etablierte Paradigma langsam immer weniger fähig ist, seine Versprechungen einzulösen, während das neue die Wirklichkeit besser erklären kann. Wie bei allen Revolutionen, so setzen auch hier die Anhänger des etablierten Paradigmas den neuen Gedanken erbitterten Widerstand entgegen.

Das Paradigma, das 1950 galt, gründete sich auf das chemisch-mechanistische Bild vom Leben. Nach dieser Ansicht sind alle Lebewesen chemisch-mechanische Maschinen, deren Fähigkeiten sich auf die Funktionen beschränken, die dieses Modell zuläßt; Eigenschaften, die nicht ins Schema passen, wie Autonomie oder Selbstheilungskraft, haben darin keinen Platz. Diese Ansicht wurde solange verstärkt, bis sie zu einem Dogma geworden war, dessen Verfechter für sich in Anspruch nahmen, vom Leben alles zu wissen, was man darüber wissen kann. Dieses Paradigma herrschte nicht nur in der Gesellschaft; es bestimmte auch die Medizin und beschränkte so die zugelassenen Behandlungsmethoden und unser Verständnis von der Selbstheilungsfähigkeit des menschlichen Körpers.

Es stellte sich jedoch heraus, daß wir für jeden technischen Fortschritt, den sich die Medizin zunutze machte, einen immer höheren Preis an unerwarteten Nebenwirkungen zu zahlen hatten. So zeigte es sich zum Beispiel, daß die meisten technologisch orientierten Krebstherapien ihrerseits karzinogene (krebserzeugende) Wirkung hatten, und da solche unerwarteten Nebenwirkungen wieder nach technologischen Gegenmaßnahmen verlangten, stecken wir jetzt in einer Spirale, in der sich ohne Ende eine apparative Behandlungsmethode auf die andere türmt, der Patient aber nicht geheilt wird. Das chemisch-mechanistische Paradigma ist gescheitert, und in der Medizin hat eine Revolution eingesetzt. Heute bringt die wachsende Unzufriedenheit mit der mechanistischen Anschauung und den von ihr diktierten Behandlungsmethoden viele Ärzte dazu, sich wieder auf jene therapeutischen Techniken zu besinnen und sie auch anzuwenden, die von der Schulmedizin bisher als «unwissenschaftlich» abgelehnt wurden. Als Beispiel seien nur Ernährung, Heilkräuter, Meditation und Akupunktur genannt. Dieser radikale Wechsel in der medizinischen Praxis ist tief verwurzelt in alten Vorstellungen von Leben, Energie und Medizin und bringt es mit sich, daß die immanente Selbstheilungskraft des Lebendigen wieder positiv eingeschätzt wird.

Gleichzeitig hat die Integration von Physik und Biologie zu einer neuen wissenschaftlichen Revolution geführt, die überraschend komplexe Strukturen und früher unvorstellbare Fähigkeiten in lebenden Systemen offenbart hat. Es zeigt sich nun, daß die Chemie des Lebens auf den grundlegenden Kräften der Elektrizität und des Magnetismus beruht. Unser Körper und unser Gehirn erzeugen in und um uns elektromagnetische Felder. Ich habe darüber zum ersten Mal in meinem Buch The Body Electric (1985) berichtet. Seitdem schreitet die Forschung auf der ganzen Welt immer schneller voran, und wir hören von noch bedeutenderen Entdeckungen. Diese neue Sichtweise erweitert nicht nur unser Verständnis vom Umfang unserer biologischen Fähigkeiten, sie setzt das Lebendige auch mit den elektrischen und magnetischen Kräften in Beziehung, die in unserer globalen Umwelt wirken. Wir leben schließlich im natürlichen Magnetfeld der Erde und haben ein riesiges weltweites Netz von künstlichen Magnetfeldern geschaffen, ja, man kann das Leben heute sogar definieren als Felder in Feldern in Feldern.

Diese revolutionären Veränderungen in der Wissenschaft und der Medizin haben sich parallel, aber unabhängig voneinander entwickelt. Wenn sie verknüpft werden, ergibt sich aus ihrer Synthese ein völlig neues Paradigma. Uralte Vorstellungen vom Leben und seinen Beziehungen zu den Kräften des Universums erweisen sich in vielfacher Hinsicht als richtig. Der Geist kann den Körper beeinflussen, und der Körper verfügt über ein angeborenes Selbstheilungssystem. Endlich entdecken wir, daß die Ergebnisse alternativer Heilmethoden – Akupunktur, Hypnose, Geistheilung und Elektromedizin – auf einem gemeinsamen, unserer Erkenntnis zugänglichen Wirkungsmechanismus beruhen.

Das sich abzeichnende neue Paradigma wird die medizinische Praxis der Zukunft entscheidend verändern und wirkungsvollere und sicherere Behandlungsmethoden hervorbringen. Es wird aber auch erschreckende Verschiebungen in den Krankheitsmustern aufdecken, wobei neue Krankheiten auftauchen werden, die dadurch entstehen, daß wir die elektromagnetische Energie uneingeschränkt für die Kommunikation und als Kraftquelle verwenden. Die Wiedereinführung der Elektrizität und des Magnetismus in die Wissenschaft vom Leben und die Medizin wird die Art, wie wir uns selbst und unsere Beziehungen zur globalen Umwelt sehen, für immer verändern.

Das Phänomen des Lebens wird von denselben Kräften gesteuert, die auch das Universum gestaltet haben. Von Anbeginn hängt das Leben vom natürlichen elektromagnetischen Umfeld der Erde ab. Heute versinkt dieses natürliche Umfeld unter einem Schwall von elektromagnetischen Feldern, die es früher nie gegeben hat. In meinem letzten Buch habe ich die Geschichte des elektrischen Körpers des Menschen erzählt. Hier nun werde ich zeigen, wie sowohl der elektrische Körper des Menschen als auch der elektrische Körper der Erde durch diesen Wandel geschädigt worden ist; dann werde ich erklären, welche Schritte wir unternehmen müssen, um das schnell herannahende Verderben abzuwenden.

Der Erste Teil, «Lebensenergie; die geheime Triebkraft in der Medizin», beschäftigt sich mit der Geschichte der Lebensenergie in der Medizin, mit den Ursprüngen dieser Art von Medizin in den alten Kulturen und damit, wie sie im Lauf der Entwicklung der wissenschaftlichen und technisch orientierten Medizin allmählich verlorenging. Dann erzähle ich die Geschichte der Entdeckung von Elektrizität und Magnetismus im menschlichen Körper, aufgrund derer ich den Begriff eines in uns angelegten «dualen Nervensystems» für ein angeborenes, unsichtbares Heilungssystem in uns vorgeschlagen habe.

Im Zweiten Teil, «Die Elektromagnetische Medizin», erkläre ich, inwiefern diese Entdeckungen die wissenschaftliche Grundlage für heute und früher gebräuchliche alternative Techniken bilden.

Im Dritten Teil, «Elektromagnetische Umweltverschmutzung», bringe ich schließlich das uns umgebende natürliche Magnetfeld der Erde mit unseren inneren elektrischen und magnetischen Systemen in Verbindung. Ich beschreibe das Anwachsen der künstlichen elektromagnetischen Umwelt, die aus die ganze Welt kreuz und quer umspannenden Radio- und Fernsehsignalen, Mikrowellen-Übertragungen, Hochspannungsleitungen, Radar und sonstiger elektromagnetischer Strahlung besteht. Es ist durch viele Untersuchungen belegt, daß diese Strahlung, die man früher für unschädlich hielt, für unsere Gesundheit äußerst gefährlich sein kann. Sie ist nämlich mit dem vermehrten Auftreten bestimmter Krebsarten, Geburtsschäden, Lernschwächen und Stimmungsschwankungen verbunden. Ich bin überzeugt, daß wir diese unsichtbare, hochgefährliche Strahlung mit vielen von den neuen Krankheiten in Verbindung bringen können, die in letzter Zeit aufgetreten sind. Im elften Kapitel beschäftige ich mich mit AIDS, dem chronischen Müdigkeitssyndrom, der Alzheimerschen Krankheit, Autismus, Krebs und dem plötzlichen Kindstodsyndrom im Licht dieser neuen Entdeckungen.

Das letzte Kapitel sagt Ihnen, was Sie zu Hause und im Büro tun können, um die Gefahr der elektromagnetischen Umweltverschmutzung zu vermindern. Ich erörtere das Für und Wider von Personalcomputern, Leuchtstofflampen, Mikrowellenherden, Amateursendern sowie elektrischen Uhren, Heizdecken, Fönen und Heizöfen.

Ich meine, daß diese neuen wissenschaftlichen Gedanken nicht den Priestern der Wissenschaft vorbehalten bleiben, sondern der Allgemeinheit in verständlicher Form zugänglich gemacht werden sollten. Bald werden viele wichtige politische Entscheidungen zu treffen sein, und sie sollten von einer gutinformierten Öffentlichkeit und nicht von Politikern, Bürokraten oder dogmengläubigen Wissenschaftlern getroffen werden.

Wenn man an unsere Selbstheilungsfähigkeit denkt, sind diese Erkenntnisse sehr vielversprechend; andererseits dürfen wir die in ihnen enthaltene ernste Warnung nicht überhören. Viele ökologische Risiken sind inzwischen bekannt, und die darüber veröffentlichten Informationen haben eine weltweite Umweltbewegung in Gang gesetzt. Ich bin davon überzeugt, daß wir einer neuen unsichtbaren Krise gegenüberstehen, einer Krise, die nach der konzertierten Aktion einer gutinformierten Öffentlichkeit verlangt.

Erster Teil Lebensenergie: die geheime Triebkraft in der Medizin

1. Die Geschichte des Lebens, der Energie und der Medizin

Seit den Tagen der Offenbarung sind tatsächlich immer wieder die gleichen vier verhängnisvollen Fehler begangen worden: die Unterwerfung unter falsche und unwürdige Autorität; die Unterwerfung unter gewohnheitsmäßige Überzeugungen; die Unterwerfung unter die Vorurteile des Pöbels; und schließlich – das ist das schlimmste – das Verbergen der Unwissenheit unter einer Maske nichtvorhandenen Wissens, und das alles nur aus Stolz.

ROGER BACON

Schulmedizin und Energiemedizin

Marthas Geschichte

In der Eile konnte ich nichts Besseres finden, also setzten wir uns in eine ruhige Ecke des Labors. Sie hatte vor ein paar Minuten angerufen und wollte mich so bald wie möglich sprechen. Ich merkte an ihrer Stimme, daß es dringend war, und so schlug ich ihr vor, sofort vorbeizukommen.

Sie sagte: «Ich möchte betonen, daß ich zweiundzwanzig bin und meine eigenen Entscheidungen treffen kann. Dr. X vom Klinikum hat mir gesagt, daß ich Leukämie habe, und zwar eine, die sich schwer behandeln läßt, und meine einzige Chance bestünde darin, eins von den neuen Versuchsmedikamenten zu nehmen. Es könnte sein, daß es wirkt, dann fallen mir alle Haare aus und schlecht wird mir auch davon. Dr. Becker, sagen Sie mir, was Sie an meiner Stelle tun würden.»

Ich mußte erst überlegen, also antwortete ich nicht sofort, sondern vergewisserte mich erst einmal durch Fragen, daß die Diagnose gesichert war. Sie beschrieb, was sie alles mit ihr gemacht hatten, und zeigte mir das Ergebnis ihrer letzten Knochenmarksuntersuchung. Sie sagte, die Knochenmarksbiopsien seien ihr besonders unangenehm, weil sie so weh täten.

Dann erzählte sie, sie hätte erlebt, wie ihre Mutter unter entsetzlichen Umständen an der Chemotherapie gegen Unterleibskrebs gestorben sei, und sie meinte, die Behandlung sei nicht nur völlig nutzlos gewesen, sondern hätte ihrer Mutter auch noch ihre letzten Tage vergällt. «Eine solche Behandlung lasse ich mir nicht gefallen», sagte sie entschieden.

«Ich komme zu Ihnen, weil ich gehört habe, daß Sie anders sind als die anderen Ärzte und mir vielleicht zu einer anderen Art von Behandlung verhelfen könnten.»

Ich versicherte ihr, daß ich den Fall ihrer Mutter genauso beurteilte wie sie. «Aber ich weiß nicht, was ich bei Ihnen tun kann. Sie sind anscheinend schon entschlossen, die Behandlung, die man Ihnen empfiehlt, abzulehnen. Was soll ich da machen können?»

Sie war eine mutige, temperamentvolle Frau, und jetzt wurde sie wütend. «Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich dachte, Sie könnten mir einen Rat geben, was ich selbst tun kann, oder Sie würden mich wenigstens zu jemandem schicken, der mich irgendwie anders behandelt. Aber Sie sind auch nicht besser als die anderen. Ich glaube, das war einfach Zeitverschwendung.» Sie wollte gehen, aber ich forderte sie auf, sich wieder hinzusetzen.

Ich erzählte ihr, daß ich bei einer Konferenz in einer anderen Stadt vor einigen Monaten einen angesehenen Arzt kennengelernt hatte, der den Mut hatte, Krebspatienten mit Diät, Visualisierung und Biofeedback zu behandeln und dabei in einigen Fällen sehr interessante Ergebnisse erzielt hatte. «Ich stimme völlig mit Ihrer Entscheidung überein», sagte ich, «und ich kann Sie zu diesem Arzt schicken. Aber ich kann Ihnen keine Versprechungen machen, und ich kann Ihnen nicht garantieren, daß es klappt. Aber, ehrlich gesagt, ich an Ihrer Stelle würde es versuchen.»

Sie sagte, sie würde es probieren, und ich rief den besagten Arzt an. Beim Abschied versprach sie, mich auf dem laufenden zu halten. Einen Monat später kam eine Postkarte: «Es geht mir wunderbar. Schade, daß Sie nicht dabeisein können!» Dann hörte ich fast ein Jahr lang nichts mehr von ihr. Eines Tages tauchte sie plötzlich im Labor auf und verkündete: «Ich bin wieder gesund.»

Sie erzählte von ihrer Behandlung und von den Fortschritten, die sie gemacht hatte, bis ihre letzten drei Knochenmarksuntersuchungen völlig normale Werte hatten. Sie hatte mit dem Besuch bei mir gewartet, bis ihr Arzt und sie selbst sich ihrer Sache ganz sicher waren. Dann sagte sie: «Da ist noch etwas. Ich war eben bei Dr. X in der Praxis. Ich habe ihm erzählt, was ich gemacht habe, und daß ich wieder gesund bin. Ich habe ihm sogar angeboten, sich das Knochenmark noch mal anzusehen, um sich selbst zu überzeugen. Aber er hat nur gesagt: ‹Machen Sie bloß, daß Sie rauskommen!› und hat sich geweigert, mich überhaupt anzuhören.»

Zwei Jahre später schickte sie mir noch einmal eine Postkarte. Darauf stand nur: «Immer noch O.K. Danke.»

Jerrys Geschichte

Meine inoffiziellen Patienten waren zumeist Krankenhausangestellte oder deren Familienmitglieder, und sie entschuldigten sich zumeist, daß sie «meine Zeit in Anspruch nähmen». Eines Tages sprach mich in der Mittagspause ein Elektriker an, der an den Kabeln im Laboratorium zu tun hatte. «Sagen Sie mal, Herr Doktor», sagte er und kam gleich zur Sache. «Mein Sohn ist in letzter Zeit in ziemlichen Schwierigkeiten. Er scheint manchmal einfach das Gleichgewicht zu verlieren. Wie kommt das wohl?» Durch ein paar Fragen bekam ich heraus, daß der Junge, der erst sieben war, auch unter Schwindel, Kopfschmerzen und Sehstörungen litt, und daß sein Zustand sich rapide verschlechterte. Der Hausarzt meinte, es könnte eine Mittelohrentzündung vorliegen und hatte das Kind entsprechend behandelt. Aber es war nicht besser geworden.

Ich dachte sofort an einen Gehirntumor und sagte: «Also passen Sie mal auf, das kann etwas sehr Ernstes sein, vielleicht sogar irgendwas im Gehirn. Sie sollten mit ihm so bald wie möglich zu einem guten Neurologen oder Neurochirurgen gehen.»

Nach ein paar Tagen kam der Elektriker ins Labor und sagte: «Herr Doktor, Sie hatten recht. Wir waren mit Jerry bei Dr. Y im Klinikum. Er hat ein paar Tests machen lassen und gesagt, es könnte ein Gehirntumor sein.» Ich rief den Doktor an und erfuhr, daß man durch eine Computertomographie einen raumfordernden Prozeß im hinteren Teil des Gehirns entdeckt hatte und daß für den nächsten Tag eine Operation zur Diagnosesicherung angesetzt worden war. Ich sagte dem Vater, ich sei der Ansicht, es werde das Menschenmögliche getan, und die meisten von diesen Tumoren stellten sich als gutartig heraus.

Am nächsten Nachmittag kam der Vater, grinste und sagte: «Sie hatten schon wieder recht. Dr. Y hat gesagt, der Tumor sieht gutartig aus. Er hat ihn fast ganz herausgenommen und glaubt, daß Jerry wieder gesund wird.» Ich sagte, das seien ja wirklich gute Nachrichten. Aber ich fühlte mich doch ein wenig mulmig bei der Sache. Ich sagte dem Vater: «Sagen Sie mir unbedingt, was der Pathologe gesagt hat.» Nach vier Tagen kam er wieder und berichtete, der Pathologe hätte ebenfalls einen gutartigen Tumor festgestellt. Ich seufzte erleichtert und sagte dem Vater, darüber sei ich ebenso froh wie er. Jerry blieb noch zur Wiederherstellung im Krankenhaus, und alles schien in Ordnung zu sein.

Eines Tages, etwa eine Woche später, wartete der Elektriker morgens schon an der Tür zum Labor auf mich. «Gestern abend war meine Frau im Krankenhaus, um Jerry seine Kleider zu bringen, weil er heute morgen nach Hause sollte», sagte er. Er wirkte verstört. «Einer von den Assistenten kam herein und sagte ihr, Jerry hätte einen Gehirntumor, und sie müßten heute morgen mit der Strahlentherapie anfangen.» Seine Augen waren feucht. «Verdammt, Herr Doktor, warum haben sie uns das nicht gleich gesagt? Meine Frau hat sich furchtbar aufgeregt, und sie mußten mich zu Hause anrufen, damit ich ins Krankenhaus komme. Wir wissen nicht, was wir machen sollen. Ich habe Patienten mit Gehirntumor nach der Strahlentherapie gesehen, und ich will nicht, daß Jerry so etwas durchmachen muß. Als wir gesagt haben, wir wollten es uns noch überlegen, haben sie uns zum Sozialdienst geschickt, und da haben sie gesagt, wenn wir nicht die Einverständniserklärung unterschrieben, würden sie uns Jerry wegnehmen!» Ich versicherte ihm, daß er die Erklärung nicht zu unterschreiben brauche, und forderte ihn auf, mit seiner Frau zu einem Gespräch zu kommen.

Ich zog einen Freund von der pathologischen Abteilung des Klinikums hinzu, der mir die Diagnose gab und sagte, sie hätten die Objektträger zur Begutachtung zum Pathologischen Institut der Armee geschickt, wo Experten den Tumor einstimmig als bösartig diagnostiziert hätten. Mein Freund hatte keine Erklärung dafür, wie die Diagnose im Klinikum hatte fehlgehen können. Ich rief einen Freund an, der Neurochirurg an der Mayo-Klinik war, und erklärte ihm die Lage. Er sagte, bei dieser Art von Tumor könne man überhaupt nichts machen. Die Strahlenbehandlung könne das Wachstum eine Zeitlang aufhalten, aber dafür müsse man Übelkeit, Schmerzen und andere Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Es gebe keine Chemotherapie, die irgendwas nützen könne, und deshalb solle man auch keine verordnen. Der Junge werde sterben; wenn Jerry sein Sohn wäre, würde er dafür sorgen, daß er sich wohl fühle, und ihm helfen, die letzten ihm noch verbleibenden Monate zu genießen. Ich fragte ihn, was er von alternativen Methoden wie Diät und Visualisierung halte. Er sagte, er halte sie für Humbug, war aber auch der Ansicht, daß sie nichts schaden könnten. Sein Haupteinwand war, daß sie den Eltern «falsche Hoffnungen» machen könnten und es für sie dann schwerer wäre, sich in das Unvermeidbare zu fügen.

Als ich wieder mit dem Elektriker und seiner Frau sprach, berichtete ich ihnen, was der Neurochirurg gesagt hatte. Ich sagte, sie hätten das Recht, jede Behandlung abzulehnen, und wenn sie sich dazu entschließen sollten, würde ich ihnen helfen. Ich beschrieb ihnen auch die alternativen Behandlungsmethoden und fügte hinzu: «Sie sind zwar nicht offiziell anerkannt, aber sie sind unschädlich, und manchmal helfen sie. Wenn Jerry mein Sohn wäre, würde ich es versuchen. Wenn Sie wollen, setze ich mich mit ein paar Ärzten in Verbindung, die dafür in Frage kommen.»

Der Vater war dazu bereit, aber seine Frau lehnte den Gedanken glatt ab, so daß ich mich nicht weiter darum kümmerte. Sie unterschrieben die Einverständniserklärung für die Strahlentherapie, und der Vater hielt mich über Jerry auf dem laufenden. Der Junge absolvierte die Bestrahlungen und überwand am Ende auch die Übelkeit. Aber er hatte stark abgenommen und war ziemlich geschwächt. Ein paar Wochen später fingen die Kopfschmerzen wieder an, und ein Computertomogramm zeigte, daß der Tumor weiter wuchs. Die Ärzte empfahlen Chemotherapie mit einem neuen Medikament, das noch in der Testphase war, das nach ihren Aussagen «vielleicht etwas brächte». Jerry müßte in ein fast zweihundert Kilometer entferntes Krankenhaus, aber das sei seine «letzte Chance», sagten die Ärzte.

Jerry und seine Mutter fuhren los, und der Vater besuchte Jerry an den Wochenenden. Jeden Montag berichtete er mir, wie es Jerry ging. Die Chemotherapie war schlimm, und Jerry ging es sehr schlecht. Die Haare waren ausgefallen, er hatte weiter abgenommen, konnte nicht essen und mußte intravenös ernährt werden. Jedesmal, wenn er die Medikamente nehmen mußte, schrie er.

Der Elektriker sagte: «Herr Doktor, es zerreißt mir das Herz. Er will nur noch, daß sie mit den Spritzen aufhören; und er will keine Medikamente mehr einnehmen, von denen ihm schlecht wird. Er will nur nach Hause.» Ich konnte dem Vater nichts anbieten außer meinem Mitgefühl.

Dann, eines Sonntags, rief er mich an: «Wir haben Jerry gerade nach Hause gebracht. Können wir mit ihm vorbeikommen?» Sie kamen mit dem Auto. Jerry saß auf dem Rücksitz, auf Kissen gestützt. Er war ein sehr kranker kleiner Junge, der nur noch aus Haut und Knochen bestand; er atmete mit Mühe und konnte sich wegen der Schmerzen nicht bewegen. Ich ging mit den Eltern ein paar Schritte vom Auto weg, und seine Mutter sagte: «Ich habe jeden Tag gesehen, wie die Schwestern ihm seine Pillen gegeben haben, und ich nahm immer an, die machen das schon richtig. Aber gestern haben sie ein leeres Fläschchen auf dem Nachttisch stehenlassen, und als ich es mir angeschaut habe, habe ich festgestellt, daß sie ihm die ganze Zeit doppelt soviel gegeben haben wie verschrieben war. Ich habe es sofort dem Arzt gesagt. Zuerst hat er behauptet, sie hätten Jerry die doppelte Dosis gegeben, weil sein Krebs so schlimm ist. Aber schließlich hat er zugegeben, daß sie sich vertan haben. Und dann hat er gesagt: ‹Es ist völlig egal. Der Junge stirbt sowieso.›» Die Mutter nahm Jerry sofort gegen ärztlichen Rat aus dem Krankenhaus und brachte ihn nach Hause.

Sie sagte: «Ich weiß nicht, vielleicht hatten Sie doch recht, und wir hätten auf Sie hören sollen. Jetzt können Sie wohl nichts mehr für ihn tun?» Ich mußte zugeben, daß ich ihm jetzt nicht mehr helfen konnte, da sein Immunsystem und seine anderen Abwehrmechanismen durch die Bestrahlungen und die Chemotherapie zerstört waren. Ich vergewisserte mich noch, daß die Ärzte ihm auch ein wirksames Schmerzmittel verschrieben hatten, und wir gingen zum Auto zurück. Sehr sanft und liebevoll schüttelte ich Jerry die Hand. Ich sagte nichts. Er blickte zu mir auf. Er wußte alles. Zwei Wochen später ist Jerry gestorben.

 

In Wirklichkeit sind diese beiden Fallbeispiele aus meinen Erfahrungen mit vielen verschiedenen Menschen zusammengestellt. Aber alles, was ich hier geschildert habe, habe ich irgendwann im Lauf meiner dreißigjährigen Erfahrung erlebt.

Diese beiden Geschichten veranschaulichen die Spaltung der heutigen Medizin in zwei scheinbar unvereinbare Grundlehren, die «Schulmedizin» und die «Energiemedizin». Die Anhänger der Schulmedizin, also der Medizin, die an den medizinischen Fakultäten gelehrt und von den staatlichen Organen, den Ärzteverbänden und Krankenversicherungen gefördert wird, sind vollkommen überzeugt davon, daß der Körper nur eine Maschine ist, die sich nicht selbst heilen kann, und daß starke Medikamente und mechanisch-technische Verfahren die einzigen angemessenen Therapieformen sind. Die Anhänger der «Energiemedizin» dagegen glauben, daß der Körper mehr ist als eine Maschine, daß er nicht nur zur Selbstheilung fähig ist, sondern darüber hinaus noch andere Kräfte hat, die weit über den von der etablierten Wissenschaft anerkannten Bereich hinausgehen. Für sie ist eine angemessene Therapie eine, die die körpereigenen Energiesysteme anregt oder ihnen von außen Energie zuführt.

Energiemedizin ist eigentlich ein Oberbegriff für viele alte und einige neue medizinische Verfahren. Der Begriff stammt aus der alternativen oder ganzheitlichen Medizin, die zwar viele verschiedene therapeutische Richtungen umfaßt, sie aber als voneinander getrennte Gebiete ansieht, die auf verschiedenen Wirkungsmechanismen beruhen. Der Gedanke einer eine gemeinsame Basis für all diese Disziplinen voraussetzenden Energiemedizin ist erst kürzlich entstanden, und zwar aufgrund von neuen Entdeckungen in der Biologie, die an der rein mechanistischen Vorstellung vom Leben erheblichen Zweifel aufkommen lassen und für die Wiedereinführung des Gedankens einer eigenen Körperenergie zu sprechen scheinen. Diese Entdeckungen beweisen nicht, daß es eine geheimnisvolle, unerkennbare Lebenskraft gibt, ja sie liefern nicht einmal einen Hinweis darauf und sind in diesem Sinne auch nicht «vitalistisch». Sie zeigen aber, daß lebende Organismen auf der niedrigsten Ebene elektrische und magnetische Kräfte enthalten. Diese Entdeckung bildet die Grundlage für eine neue wissenschaftliche Revolution und ist dabei, unsere Vorstellungen von der Arbeitsweise des Lebendigen schnell und gründlich zu verändern.

Diejenigen, die die verschiedenen Disziplinen alternativer Medizin praktizieren, zum Beispiel Akupunkteure, Homöopathen und Elektrotherapeuten, haben diese neueste wissenschaftliche Revolution freudig begrüßt und – oft voreilig – für sich vereinnahmt, indem sie behaupteten, bei diesen energetischen Systemen handle es sich um die nämlichen, auf die auch ihre jeweilige Technik zugreife, während dieser Zugriff den anderen alternativen Heilmethoden verwehrt bleibe. Erst in jüngster Zeit ist der Gedanke aufgekommen, daß das eine Prinzip auf alle alternativen Heilmethoden anwendbar sein könnte. Daraus entstand der Begriff der Energiemedizin.

Gleichzeitig mit dieser Umwälzung im wissenschaftlichen Denken spielte sich aber auch eine Revolution der medizinischen Praxis ab. Die Patienten waren mit der Schulmedizin immer weniger zufrieden. Die Versprechungen der Technologie, die sich in Begriffen wie «der Kampf gegen den Krebs» niederschlugen, blieben unerfüllt. Dieser Kampf schien sich eher in einen Zermürbungskrieg verwandelt zu haben, bei dem die Patienten die Opfer waren, die auch noch für die steigenden Kosten aufzukommen hatten. Es wurde gefährlich, sich in ein Krankenhaus zu begeben, und oft kam es vor, daß ein Patient mit einer leichten Beschwerde hinein-, aber mit dauerhaften schweren Schäden herauskam, weil bei der Behandlung eine Komplikation die andere abgelöst hatte. Statt des alten Satzes «Das weiß schließlich der Doktor am besten» sagte man jetzt «Die Ärzte haben meistens unrecht» oder sogar «Wenn Sie noch kränker werden wollen als Sie ohnehin schon sind, dann müssen Sie zum Arzt gehen».

Die Patienten begannen, die verschiedenen Methoden der Energiemedizin für sich zu entdecken. Denn offenbar hatten diese drei außergewöhnliche Vorzüge zu bieten. Erstens waren sie frei von Nebenwirkungen; zweitens schienen sie oft durchaus etwas zu nützen; und drittens waren sie viel billiger als die Methoden der Schulmedizin. Infolgedessen hat die Anzahl der Patienten, die sich mit diesen unorthodoxen und nicht anerkannten Techniken behandeln lassen, im letzten Jahrzehnt spürbar zugenommen.

Die Revolution der Biologie und der Medizin ist also teils durch die Unzufriedenheit der Verbraucher mit der Schulmedizin und ihren immer unpersönlicher werdenden technischen Spitzfindigkeiten, hohen Kosten und ihrer Nutzlosigkeit zustande gekommen, und teils durch die neuen wissenschaftlichen Ergebnissen, die die mechanistische Anschauung vom Leben in Frage gestellt haben. Diese Revolution wirft viele Fragen auf. Ist die Energiemedizin wissenschaftlich ernst zu nehmen, oder haben wir es lediglich mit einer neuen Form von Quacksalberei zu tun? Liegt der Schlüssel zu den Geheimnissen ihrer Anwendung in einer der zahlreichen Techniken, und wenn, dann in welcher? Gibt es wirklich Körperenergien, die die Heilung beeinflussen? Und die wichtigste Frage ist schließlich die: Wird die Energiemedizin überleben und die Schulmedizin beherrschen? Wird sie zu einem Teil der Schulmedizin werden? Oder wird sie ebenso spurlos verschwinden wie viele andere Modetorheiten?

Ehe wir uns an den Versuch wagen, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, müssen wir noch mehr über die Energiemedizin selbst wissen, über ihre Ursprünge und die Grundbegriffe, auf denen sie aufbaut. In diesem Kapitel wollen wir auf die Anfänge der Wissenschaft und der Medizin zurückschauen, auf eine Zeit also, als beide noch nicht voneinander getrennt waren. Dabei werden wir sehen, daß der Weg in die Gegenwart nicht immer über den geradlinigen Pfad allmählicher Aufklärung, sondern oft über eine Straße mit vielen in Sackgassen endenden Abzweigungen führte. Viele neue Ideen sind nur entstanden und zur Blüte gekommen, um selbst zum Dogma zu werden, das zur Verteidigung gegen immer neue Ideen herhalten mußte. Im Rückblick können wir sehen, daß sich ein großer Kreis geschlossen hat, auf dem wir schließlich zu einigen der Vorstellungen zurückgekehrt sind, die ganz am Anfang der Wissenschaft und der Medizin standen.

Die Ursprünge der Energiemedizin

Die medizinische Philosophie spiegelt die in der Gesellschaft vorherrschenden Ansichten zu grundlegenden philosophischen Fragen wider. Was ist das Leben? Wer bin ich? In welcher Beziehung steht das Leben zur toten Materie?

Wir Heutigen blicken gerne mit gönnerhafter Belustigung auf den Medizinmann mit seiner Klapper herab und denken, als Nutznießer großer Fortschritte in Wissenschaft und Technik seien wir ihm überlegen. Aber sind wir wirklich soviel besser dran? Die moderne Evolutionslehre glaubt, wir seien lediglich das statistische Zufallsprodukt aus dem Zusammentreffen der richtigen Chemikalien unter den richtigen Bedingungen. Nach dieser Ansicht hat blinder evolutionärer Zufall zur Entwicklung des Menschen geführt, und wir sind das, was auch unsere Vorfahren waren – chemische Maschinen. Aber wenn wir wirklich Maschinen sind, dann sind unsere Ärzte es auch, und die moderne Medizin wäre dann nicht mehr als das Reparieren von Maschinen durch Maschinen. Ich weiß nicht, ob dieses Szenario soviel besser ist als das von dem Medizinmann mit seiner Klapper.

Die Muster der Krankheiten, unter denen die Menschheit gelitten hat, haben zweifellos im Laufe der Zeit eine Reihe von verschiedenen Stadien durchgemacht. Während wir früher den epidemieartig auftretenden Infektionskrankheiten fast hilflos ausgeliefert waren, haben wir diese Krankheiten heute durch öffentliche Vorsorgemaßnahmen und entsprechende Medikamente nahezu vollständig bezwungen. Es sieht allerdings so aus, als hätten wir nur eine Art von Problemen gegen eine andere eingetauscht.

Wir leben zwar länger, sind aber mit der Lebensqualität unzufrieden und haben im Lauf unseres Lebens immer häufiger mit anderen Problemen zu tun. Die Häufigkeit von Krebs, degenerativen Erkrankungen und Geburtsschäden wächst, und neue Krankheiten wie AIDS sind entstanden. Wir befinden uns augenscheinlich am Rand einer Katastrophe, die Anzahl der Kranken steigt rapide, und das überlastete Gesundheitssystem ist außerstande zu helfen oder zu heilen. Wichtige neue Fragen stellen das Gespinst von Dogmen, das die Wissenschaften vom Leben seit der wissenschaftlichen Revolution der Renaissance gewebt hat, in Frage. Jetzt zeigt sich, daß dieses Gewand, das einst «aus einem Stück und ohne Naht» zu sein schien, unvollständig mit vielen falschen Stichen genäht ist und falsche Deutungen zuläßt.

Die Medizin der «Primitiven»

Ehe die Geschichtsschreibung begann, lebten unsere Vorfahren lange Zeit in einer Welt voller mysteriöser Mächte, die ihr Leben bestimmten – da war der Kreislauf der Sonne und der Jahreszeiten, da waren Feuer und Blitz, Wind, Dürre und Sturm. Auch ihr eigener Leib war voll von unbekannten Energien und schlummernden Kräften – Leben und Tod, Krankheit und Heilung. Alter und Geburt. Die Neugier der mit dem Segen – oder Fluch – einer suchenden Intelligenz begabten Menschheit drängt stets mit überwältigender Gewalt danach, den Platz des Menschen in der «Ordnung der Dinge» zu verstehen. Die Überzeugungen, die aus dieser Suche erwuchsen, bildeten ursprünglich ein einheitliches System, welches das umfaßte, was wir heute Religion, Philosophie und Medizin nennen.

Vieles aus diesem frühen Glaubenssystem war gemeinsamer Besitz von weit über die Erde verstreuten Völkerschaften. Für sie gab es vor allem zwei Wirklichkeitssphären – die Welt, die sie um sich herum sahen, und die unsichtbare Geisterwelt, in der die Kräfte wohnten, die die Welt der Natur und der Menschen mit Energie versorgten. Das Leben war ein Teil des Netzwerks des Universums, in dem alles durch Geist oder Energie miteinander verwoben und aufeinander bezogen war. Die Erde war die lebenserhaltende Mutter, und ein höchstes Wesen hatte alle Dinge erschaffen. Alles Leben war mit einer besonderen Energie begabt, einer «Lebenskraft», die es vitalisierte.

Diese Lebensenergie war eins mit den großen universalen Kräften der zweiten Wirklichkeitssphäre. Krankheit entstand, wenn Kräfte aus der anderen Welt auf den Patienten einwirkten, und der Tod war der Übergang der Lebensenergie aus dem Körper in die Geisterwelt. Hochwasser, Erdbeben, Dürre, Hungersnot, Krankheit, Tod und Geburt führte man auf das direkte Eingreifen der Geister zurück, die auf diese Art zum Ausdruck brachten, ob sie mit den Handlungen der Menschen zufrieden waren oder nicht. So waren die Menschen nicht nur den natürlichen Kräften ihrer Umwelt, sondern auch den geheimnisvolleren Kräften jener anderen Wirklichkeit ausgeliefert. Der Lebenskraft schrieb man oft eine dualistische Natur zu, und wenn das Gleichgewicht der polaren Lebensenergie unter dem Einfluß äußerer Kräfte gestört wurde, kam es zur Krankheit.

Diese inneren und äußeren Energien bildeten zusammen eine eigene Wirklichkeitssphäre, mit der der Schamane in Kontakt trat, indem er sich durch Träume, intensive körperliche oder geistige Anspannung, Meditation, Geisterbeschwörung oder psychotrope Drogen in einen veränderten Bewußtseinszustand versetzte. Sobald er die Verbindung mit der anderen Wirklichkeit aufgenommen hatte, konnte er eine Diagnose stellen und seinen Patienten behandeln, indem er entweder auf die äußeren Kräfte der Geisterwelt oder auf die inneren Kräfte im ebenso geheimnisvollen Körper des Patienten einwirkte. Die Heilung wurde bewirkt, indem die dualistischen Kräfte im Patienten dadurch wieder ins Gleichgewicht gebracht wurden, daß Kräfte aus der Geisterwelt oder die Lebenskraft des Heilers selbst auf den Patienten übertragen wurden.

In dem Maß, in dem sich die menschlichen Gesellschaften weiterentwickelten und mehr Zeit hatten, ihre Umwelt genauer zu untersuchen, entfalteten sich auch diese Vorstellungen. Dabei entdeckte man bestimmte Naturkräfte, die sich – obwohl sie ebenso geheimnisvoll waren wie die Kräfte der Götter und Geister – durch den Schamanen steuern ließen. Und da alle Lebewesen diese Lebenskraft oder diesen Geist besaßen, konnten auch scheinbar unbedeutende Kräuter auf dem Weg über ihre spezifischen «Geisterkräfte» auf den menschlichen Körper einwirken. Über die Jahrtausende entstand aus diesem Gedanken eine primitive, aber umfangreiche Pharmakopöe («Arzneibuch»).

Man dürfte mit der Vermutung nicht fehlgehen, daß auch die Fortbewegungsfähigkeit der Tiere und Menschen als eine Wirkung der Lebenskraft angesehen wurde. Zur Entdeckung des Magneteisensteins, eines in der Natur vorkommenden, aus dem natürlichen magnetischen Erz Magnetit bestehenden Magneten, kam es bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Als man herausfand, daß sich Magneteisensteine von selbst bewegten, schrieb man ihnen eine besonders mächtige Lebenskraft zu und glaubte, diese mystische Kraft sei fähig, die menschliche Lebenskraft zu beeinflussen. Die statische Elektrizität, die ebenfalls eine «Bewegungskraft» hervorbringt und leicht erzeugt werden kann, indem man Bernstein an Fell reibt, muß für die Menschen ebenso geheimnisvoll wie der Magneteisenstein gewesen sein.

Diese Entdeckungen, die in vielen Gesellschaften lange vor dem Beginn der Geschichtsschreibung gemacht wurden, zählen zu den bedeutungsvollsten Ereignissen der prähistorischen Zeit. Sie markieren den Anfang der Erforschung der Welt und das erste Aufdämmern der Wissenschaft. Das Wissen vom Wirken der Kräuter führte letztlich zur Chemie, und der Magneteisenstein und die statische Elektrizität waren die Grundlage für die Entwicklung der modernen Physik. Diese Entdeckungen waren der Schlüssel zum Anfang der wissenschaftlichen Medizin und der Wissenschaft vom Leben.

Die ersten medizinischen «Lehrbücher»

Mit dem Beginn der Geschichtsschreibung hatte sich die Medizin zweifellos bereits zu einem komplexen System von Überzeugungen rund um die zentralen Vorstellungen der Lebenskraft und der Körperenergien entwickelt. Zur Beeinflussung dieser Energien bei der Behandlung setzte man Magie, Kräuter und die natürlichen Kräfte des Magnetismus und der Elektrizität ein. Soweit wir sehen, war die sogenannte «primitive» Medizin ein voll entwickeltes und ausgereiftes System, das man buchstäblich als eine Art Energiemedizin bezeichnen könnte. Ihr Vermächtnis besteht aus einer Reihe von Vorstellungen und Techniken, die auf dem Glauben an die Existenz einer «Lebenskraft» beruhten, die man mit verschiedenen Mitteln beeinflussen konnte. Diese Vorstellungen und Techniken gingen auch in die ersten schriftlichen medizinischen Texte ein.

Das älteste uns heute bekannte medizinische Dokument ist das dem Huang Di zugeschriebene «Buch des Gelben Kaisers über Innere Medizin» (vermutlich um 2000 vor Christus). Es führt den Begriff des Qi ein, einer Körperenergie, deren Wirken auf dem Ausgleich zwischen zwei gegensätzlichen Kräften des Körpers, Yin und Yang beruht. Krankheit tritt nach dieser Ansicht auf, wenn das Gleichgewicht dieser Kräfte gestört ist, und das Buch beschreibt zwei spezielle Techniken zur Wiederherstellung des Gleichgewichts – Akupunktur und Moxibustion.

Bei der Akupunktur wurden sehr feine Nadeln in bestimmte Energiepunkte auf genau definierten Linien der «Meridianen» eingestochen, denen der Energiefluß im Körper folgt. Zur Praxis der Akupunktur gehörte auch das Auflegen von Magneteisensteinen auf diese Energiepunkte, was aber offensichtlich als weniger wirksam als das Einstechen von Nadeln betrachtet wurde. Die andere Technik, die Moxibustion, bestand darin, daß man kleine Mengen von «Moxa» (einem kleinen Kegel aus getrocknetem Beifuß) entweder auf den Akupunkturpunkten oder über der Stelle der schmerzhaften Reizung verbrannte.

Man nahm an, daß durch beide Techniken ein inneres Energiesystem durch Zuführung einer äußeren Energie beeinflußt wurde. Diese trat bei der Akupunktur als elektrische, beim Magneteisenstein als magnetische und bei der Moxibustion als Wärmeenergie auf. Daran, daß diese Behandlungstechniken mindestens einige tausend Jahre älter sein müssen als der Text des Gelben Kaisers, kann man ermessen, zu welcher Differenzierung das Denken dieser Menschen auch ohne die Kenntnis der Schrift fähig war.

Eine ägyptische Abhandlung, der Kahun Papyrus, entstand etwa um das Jahr 2000 vor Christus. Sie berichtet von der Anwendung bestimmter Kräutermedizinen in Verbindung mit Gebeten, die die Fürsprache der Götter erflehten. Wir wissen aus anderen Quellen – der Kahun Papyrus erwähnt es nicht ausdrücktlich –, daß die Ägypter sich auch die Eigenschaften des Magneteisensteins für die Therapie zunutze machten. So wird zum Beispiel von vielen angenommen, Kleopatra habe einen Magneteisenstein auf der Stirn getragen, um nicht zu altern.

Auch die alten religiösen Schriften der Hindus, die Veden, sind um das Jahr 2000 vor Christus entstanden. In ihnen wird die Behandlung vieler Krankheiten mit Shiktavati oder Ashmana erwähnt, was man mit «Werkzeuge aus Stein» wiedergeben kann, hinter denen sich wohl der Magneteisenstein verbergen könnte. Schließlich ist allgemein bekannt, daß tibetische Mönche Stabmagneten in einer ganz spezifischen Weise einsetzten, um Novizen bei ihren Übungen geistig zu beeinflussen. Man darf wohl vermuten, daß diese Praxis auf einer viel älteren Technik beruht, bei der Magneteisensteine verwendet wurden.

Es ist jedenfalls sicher, daß mehrere östliche Kulturen zu der Zeit, als die Geschichtsschreibung begann, eine Art Energiemedizin praktizierten, bei der die Ärzte die Kräfte der Elektrizität und des Magnetismus benutzten, um die inneren Energiesysteme des Körpers zu beeinflussen.

Die Anfänge der abendländischen Medizin in Griechenland

Die Anfänge der westlichen Medizin werden für gewöhnlich um das Jahr 500 vor Christus im alten Griechenland mit den Schriften des Hippokrates angesetzt. Es gab allerdings schon damals so etwas wie «Technologietransfer», und die medizinischen Vorstellungen der Chinesen, der Inder und Tibeter sowie der Völker des Mittelmeerraumes hatten bereits Eingang in die griechische Kultur gefunden. Etwa 150 Jahre vor Hippokrates legte Thales von Milet – den viele als den Vater der europäischen Philosophie betrachten – den Grundstein für die moderne Physik und Biologie. Er «entdeckte» den Magneteisenstein und die statische Elektrizität (am Bernstein, der im Griechischen elektron heißt). Nach der von ihm aufgestellten Theorie sind Lebewesen von einem Vitalgeist beseelt, der auch dem Magneteisenstein und dem Bernstein innewohnt. Thales sagte: «Der Magnet hat eine Seele, denn er zieht das Eisen an» und «Alle Dinge stecken voller Götter».

Thales hatte diese Vorstellungen, die in der Antike allgemein verbreitet waren, vermutlich während seiner Studien in Ägypten kennengelernt. Sein bedeutendster Beitrag zur Medizin war jedoch der philosophische Gedanke, daß es für alles eine direkte Ursache gibt und daß der Mensch diese mit Hilfe von Verstand, Logik und Beobachtung entdecken kann. Dieser wichtige Gedanke läßt sich anhand des Unterschiedes zwischen einem Geisterbeschwörer und einem Philosophen erläutern: Der eine seziert ein Tier, um die Absicht der Götter zu erfahren, der andere, um seine Anatomie zu studieren und ihrer Wirkungsweise auf die Spur zu kommen. Thales von Milet tat den ersten Schritt von der Mythologie zu den zaghaften Anfängen der Wissenschaft.

Hippokrates nahm viele von Thales’ Gedanken in seine Philosophie der Medizin auf, seine eigenen Beiträge waren aber weit mehr als eine bloße Kodifizierung schon vorhandener Ideen. Mit seinem reichhaltigen literarischen Werk drückte Hippokrates der weiteren Entwicklung der Medizin seinen unauslöschlichen Stempel auf. Heute ist man im Begriff, den hippokratischen Eid durch etwas weniger «Altmodisches» zu ersetzen, aber im Jahr 1948, als ich mein medizinisches Examen machte, war ich stolz darauf, ihn ablegen zu dürfen.

Hippokrates war in vieler Hinsicht sicher ein «idealer» Arzt von der Art, wie wir uns auch heute noch unseren Hausarzt wünschen. Er war weder überheblich noch in seinen Ansichten festgefahren. Von allen Ansprüchen, die ihm zugeschrieben werden, ist mir dieser am liebsten: «Das Leben ist kurz, und die Kunst ist lang, die Gelegenheit flüchtig, die Erfahrung trügerisch und das Urteil schwer.» Mit «Kunst» ist hier die Medizin gemeint. Hätten doch die heutigen Ärzte, die sich oft ihrer Sache so sicher sind, etwas von der Bescheidenheit des Hippokrates!

Hippokrates erkannte auch, daß Krankheit nicht auf einer monokausalen Beziehung zwischen einer von außen einwirkenden Ursache und einer einfachen Maschine beruht, sondern daß jede Krankheit das komplexe Ergebnis aus der Ursache und der Reaktion des Körpers ist: «Krankheit ist keine selbständige Wesenheit, sondern der sich ständig verändernde Zustand, in dem sich der Körper des Patienten befindet, ein Kampf zwischen der Eigendynamik der Krankheit und der natürlichen Selbstheilungstendenz des Körpers.» Diese weisen Worte sind leider in der modernen Medizin weitgehend in Vergessenheit geraten.

Hippokrates glaubte, das «Leben» sei einem «Vitalgeist» zuzuschreiben, der durch vier Körpersäfte wirkt: Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Krankheit entsteht nach dieser Ansicht, wenn das Gleichgewicht zwischen den Säften gestört ist – eine Vorstellung, die der chinesischen vom Qi oder der Lebenskraft, die durch das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wirkt, sehr nahekommt. Er benutzte für seine Heilbehandlungen viele natürliche Kräuter, deren Eigenschaften aus der medizinischen Überlieferung bekannt waren.

In einem Abschnitt, dessen Bedeutung meist nicht richtig erfaßt worden ist, sagt Hippokrates: «Die Krankheiten, die keine Arznei heilt, heilt das Eisen; die das Eisen nicht heilen kann, heilt das Feuer; und die das Feuer nicht heilen kann, müssen als gänzlich unheilbar angesehen werden.» Offensichtlich versuchte Hippokrates es zunächst mit pflanzlichen Heilmitteln; wenn diese nicht wirkten, griff er zum Eisen und zuletzt zum Feuer. «Eisen» wird meist als «Skalpell» übersetzt, während «Feuer» keine befriedigende Übersetzung gefunden hat. Da man aber wußte, daß der natürliche Magneteisenstein Roheisen anzog und ihm seine magnetischen Eigenschaften mitteilte, hat Hippokrates vielleicht das alte Verfahren verwendet, Magneten zu therapeutischen Zwecken einzusetzen. Wenn dem so ist, kann man «Feuer» als die ebenso alte Technik der Moxibustion verstehen. Im Licht dieser Geschichte zeigt sich, daß der alte rote Faden eines Vitalgeists, der sich durch ausgeglichenen Energiefluß ausdrückt und durch die Anwendung natürlicher Kräfte beeinflußt werden kann, sich auch durch Hippokrates’ Schriften zieht.

Eine von Hippokrates’ Leistungen war der Gedanke der «medizinischen Akademie», wo zukünftige Ärzte ihre Kunst erlernen konnten. Er gründete viele solche Schulen – die Aesculapiae –, die sich über den ganzen östlichen Mittelmeerraum verteilten. Zweihundert Jahre nach dem Tod des Hippokrates brachte die Aesculapia von Alexandria in Ägypten einen bemerkenswerten Arzt und Wissenschaftler hervor, Erasistratos, der wahrscheinlich als erster eine wissenschaftliche Sektion des menschlichen Körpers durchführte. Er ließ die hippokratische Theorie der Säfte fallen und brachte die Krankheit mit den bei der Sektion gefundenen Fehlbildungen innerer Organe in Verbindung.

Erasistratos unterschied richtig zwischen motorischen und sensorischen Nerven und entdeckte ihren Ursprung im Gehirn, das nach seiner Auffassung der Sitz von Geist und Seele ist (und nicht, wie Hippokrates vorgeschlagen hatte, das Herz). Er beschrieb auch die Funktion des Herzens als einer Pumpe für das Blut. Während er die «Mechanismen» des Körpers darstellte, war er doch ein Vitalist, der glaubte, die Lebenskraft sei ein feiner Dampf, den er Pneuma nannte. In vieler Hinsicht war Erasistratos seiner Zeit weit voraus. Wenn seine Ideen, die im wesentlichen richtig waren, Anerkennung gefunden hätten, wäre das medizinische und biologische Wissen viel schneller vorangekommen. Leider hatten seine Beobachtungen und Gedanken nur wenige Jahrhunderte lang Bestand, um dann von einem Absolventen der medizinischen Akademie in Pergamon hinweggefegt zu werden, dessen Name noch heute wohlbekannt ist – Galen.

Galen war in fast allem das genaue Gegenteil von Hippokrates – er war seiner selbst und seiner Überzeugungen absolut sicher, arrogant, egozentrisch und einer Unwahrheit nicht abgeneigt, wenn sie nur seinen Zwecken diente. Er war klug genug, den großen Hippokrates nicht direkt anzugreifen, und unterstützte seine Theorie der vier «Säfte», fügte aber viel Material hinzu, das er durch eigene Beobachtung und Experimente gewonnen hatte. Am bedeutungsvollsten war der von ihm eingebrachte reizvolle Gedanke, es gebe für jede Krankheit nur eine Ursache und nur eine Behandlung, welcher von den Ärzten begierig aufgenommen wurde. Denn damals wie heute trachteten die Ärzte danach, als unfehlbare Autoritäten zu gelten. Galen war ein fruchtbarer Autor und veröffentlichte im Lauf seines Lebens ein vollständiges «System der Medizin», das Anatomie, Physiologie und Therapeutik umfaßte und zum Standardlehrbuch wurde, das die Medizin mit seiner überwältigenden Autorität für die nächsten 1500 Jahre dogmatisch beherrschte.

Leider hat Galen sich geirrt. Seine anatomischen Vorstellungen waren falsch, und was er über die Physiologie lehrte, beruhte auf gefälschten Experimenten. Zu seiner Zeit wurden seine Ideen von jenen Ärzten angefochten, die der Lehre des Erasistratos folgten. Galen reagierte darauf so, daß man nur von einer absichtlichen Entstellungs- und Verunglimpfungskampagne sprechen kann. Er «wiederholte» die Experimente des Erasistratos und befand sie für «fehlerhaft». In Wirklichkeit traf das Gegenteil zu, denn Erasistratos war ein sorgfältiger Experimentator und Beobachter. Galens fragwürdige wissenschaftliche Integrität wurde jedoch nie angezweifelt, und niemand machte sich die Mühe, seine Experimente zu wiederholen. Während praktisch alle Schriften des Erasistratos der Vernichtung anheimfielen, sind die Werke Galens erhalten geblieben.

Galens Erfolg beruht darauf, daß er ein mit Pseudowissenschaft durchsetztes umfassendes System der Medizin aufstellte, das für die Krankheiten und ihre Behandlung eindeutige Lösungen lieferte. Sein System war zwar weitgehend falsch, aber da es den Stempel der Autorität trug, schob es für die nächsten 1500 Jahre allem vorurteilsfreien Experimentieren und Fragen einen Riegel vor. Galens falsches Dogma verschüttete die frühen Bemühungen des Erasistratos um logische Beobachtung und den Humanismus der «Kunst» des Hippokrates. Damit waren die Weichen zum ersten Mal falsch gestellt. Die westliche Welt betrat das, was Historiker aus guten Gründen das finstere Mittelalter genannt haben, in dem Medizin und Wissenschaft sich vollkommen auf eine unhinterfragte Autorität stützten und von irrtümlichen Vorstellungen über die Wirkungsweise des Körpers durchzogen waren.

Die Renaissance: die Anfänge der wissenschaftlichen Medizin

Daß die westliche Welt aus dem finsteren Mittelalter wieder emportauchte, lag hauptsächlich daran, daß die Menschen anfingen, die Autorität in die Schranken zu fordern. Der erste, der das auf dem Gebiet von Medizin und Wissenschaft tat, war ein Mann, in dem sich Humanismus, Mystik und frühwissenschaftliche Logik mit einer höchst schroffen Persönlichkeit zu einer eigentümlichen Mischung verbanden: Paracelsus. Er lieferte das Modell für die Legende von Dr. Faustus, der seine Seele dem Teufel verschrieb und als Gegenwert Wissen erhielt. Paracelsus respektierte keinerlei Autorität. Mit vierzehn Jahren ging er von zu Hause weg, um Europa und Asien zu durchstreifen; er studierte an vielen Universitäten, legte aber vermutlich nie ein Examen ab. Was er von einem organisierten Studium hielt, läßt sich am besten an folgender Aussage ablesen: «Die hohen Schulen lehren nicht alles, daher muß der Medikus auch zu Zeiten zu alten Weibern, Zigeinern, Schwarzkünstlern, Landfahrern, alten Bauersleuten und dergleichen mehr unachtsamen Leuten in die Schul gehen und von ihnen lernen, denn diese haben mehr Wissen von solchen Dingen denn alle hohen Schulen.»[1]

Paracelsus verabscheute Galen, den er durch und durch für einen Schwindler hielt. Einmal verbrannte er «unter dem Jubel der sich um das Feuer drängenden Medizinstudenten» der Universität Galens Schriften. Er betonte, daß der Körper sich selbst heilen könne, während die Medizin des Galen bestenfalls dazu führe, daß der Heilungsprozeß aufgehalten werde oder es zu fatalen Komplikationen komme. Paracelsus zeigte, daß die Syphilis mit Quecksilber geheilt werden kann und nahm damit die Entdeckung der modernen Antibiotika vorweg. Er gab eine korrekte Beschreibung des Schilddrüsenkropfs und schuf mit seiner Behauptung, man könne Krankheiten mit winzigen Dosen von «Ähnlichem» heilen – also von Chemikalien, die die gleichen Symptome hervorriefen – die Grundlage für die Homöopathie.

Paracelsus war der erste, der in einer medizinischen Studie die Umweltbedingungen berücksichtigte: Statt die Staublunge bei Bergleuten als eine Bestrafung durch die Berggeister anzusehen, führte er sie ganz richtig auf das Einatmen schadstoffhaltiger Luft im Bergwerk zurück. Seine Versuche mit Kräuterarzneien und seine alchemistischen Untersuchungen schufen die Voraussetzungen für das künftige Wachstum der Chemie. Und er benutzte zur Behandlung oft den Magneteisenstein.

Paracelsus war ein ungewöhnlicher Mann, der es sich sogar leisten konnte, die Angriffe der etablierten Medizin und Wissenschaft mit einer Handbewegung abzutun. Er war weithin berühmt, und die Säle, wo er seine Vorlesungen hielt – zu denen alle Bürger eingeladen waren – quollen über. Seine Schriften übten einen beträchtlichen Einfluß aus, allen voran sein Hauptwerk, Die große Wundarznei. Trotzdem blieb er zeit seines Lebens praktisch mittellos.

Auch wenn viele von Paracelsus’ Überzeugungen und Gedanken dunkel und unverständlich sind und von manchen heutigen Kritikern als ausgesprochen verrückt angesehen werden, läßt sich doch nicht übersehen, daß er mit seinem tiefen Einblick in die Natur der Krankheit und der Physiologie absolutes Neuland betreten hat. Aus welchen geheimen Quellen schöpfte Paracelsus seine neuen, revolutionierenden Einsichten? Besaß er die natürliche Gabe der außersinnlichen Wahrnehmung, so daß er allein aufgrund seiner Intuition die erstaunlichsten Quantensprünge in der Erkenntnis vollziehen konnte?

Eine seiner frappierendsten Aussagen ist diese:

Denken heißt, auf der Ebene der Gedanken zu handeln, und wenn der Gedanke intensiv genug ist, kann er eine Wirkung auf der physischen Ebene ausüben. Es ist ein großes Glück, daß nur wenige Menschen die Fähigkeit haben, eine Wirkung auf der physischen Ebene zu erzielen, denn nur wenige Menschen haben niemals böse Gedanken.

Mit dieser Auffassung, daß Gedanken physische Realität haben und, wenn sie nur «intensiv genug» sind, auf die «physische Ebene» einwirken können, weist Paracelsus offensichtlich auf etwas hin, das mit den modernen Vorstellungen von außersinnlicher Wahrnehmung, Psychokinese und Parapsychologie in Verbindung gebracht werden kann. Selbst wenn das nicht ausdrücklich ausgesprochen wird, kann man diese Stelle auch so interpretieren, daß Paracelsus dem Gedanken – oder der inneren Überzeugung – Heilkraft zuschrieb.

Paracelsus war Vitalist. Er glaubte fest an eine Lebenskraft, die er archaeus nannte, und die durch die geheimnisvolle Einwirkung des Magneten beeinflußt werden konnte. Dieser Mystizismus führt bei ihm zu einer bemerkenswerten Vorwegnahme künftiger biologischer Erkenntnisse. Er schrieb:

Die Fähigkeit zu sehen kommt nicht vom Auge, die Fähigkeit zu hören nicht vom Ohr und die Fähigkeit zu fühlen nicht von den Nerven; sondern es ist der Geist des Menschen, der durch das Auge sieht, mit dem Ohr hört und vermittels der Nerven fühlt. Weisheit, Verstand und Denken sind nicht ins Gehirn eingeschlossen, sondern gehören zu dem unsichtbaren, allgegenwärtigen Geist, der durch das Herz fühlt und mit dem Gehirn denkt.

Die Ähnlichkeit zwischen dieser Auffassung und der modernen Auffassung von der Dualität von Verstand und Gehirn springt ins Auge.

Paracelsus ging sogar noch weiter. Er betrachtete den Körper als einen einheitlichen Organismus, der sich aus vielen Teilen zusammensetzt. Jeder Teil steht mit den anderen in Wechselwirkung und ist mit dem Ganzen untrennbar verbunden, das größer ist als die Summe seiner Teile: «Selbst der Ignorant weiß, daß der Mensch ein Herz und eine Lunge, ein Gehirn und einen Magen hat; aber er meint, jedes dieser Organe sei ein eigenes, unabhängiges Ding, das mit den anderen nichts zu tun hat.» Mehrere hundert Jahre, bevor der Reduktionismus aufkam, sah Paracelsus schon die Schwäche der reduktionistischen Philosophie und stempelte damit ihre zukünftigen Anhänger zu «Ignoranten».

Paracelsus errichtete sein medizinisches System auf der Grundlage des Vermächtnisses, das aus vorgeschichtlicher Zeit auf dem Weg über die Griechen überliefert worden war, und das die Vorstellung von der Lebenskraft, die Kräuterheilkunde und die therapeutische Verwendung natürlicher Kräfte umfaßte. Wie schon Erasistratos, wirkte auch er nachhaltig auf den Lauf der Geschichte ein. Was er mit seiner visionären Kraft geschaffen und der Nachwelt vererbt hat, hat zu all dem geführt, was wir heute Wissenschaft nennen.

Paracelsus schrieb mit bemerkenswertem Weitblick: «Der menschliche Körper ist durch das Sonnenlicht verstofflichter Dunst, gemischt mit dem Leben der Sterne.» Heute glauben die Ärzte, daß die Elemente des menschlichen Körpers ursprünglich in Supernovae, den großen thermonuklearen Explosionen der Sterne, gebildet wurden.

Paracelsus starb im Alter von achtundvierzig Jahren unter mysteriösen Umständen. Er vermachte seine wenigen Habseligkeiten den Armen, und was er noch an Manuskripten hatte, einem einfachen Barbier und Wundarzt.

Der Aufbruch der wissenschaftlichen Revolution

Zwei Jahre nach dem Tod des Paracelsus veröffentlichte der Feldscher Andreas Vesalius den ersten wirklich exakten anatomischen Text unter dem Titel De humani corporis fabrica (Vom Bau des menschlichen Körpers). Dieses Werk zerstörte endgültig und vollständig das Dogma von der Unfehlbarkeit des Galen. Das Zeitalter der Wissenschaft und der Vernunft war angebrochen, und man begann die Wissenschaft vom Leben (Biologie) und die Wissenschaft von der nichtbelebten Materie (Physik) zu entwickeln. Die geheimnisvollen Naturkräfte der Elektrizität und des Magnetismus wurden langsam dem Verstehen zugänglich.

Einige große Wissenschaftler lieferten die Grundbegriffe und legten das Fundament, auf dem die Wissenschaft ihre weiteren Gebäude errichtete. Der erste war William Gilbert, Leibarzt der Königin Elisabeth I. und der erste echte Wissenschaftler, der sich nicht nur für Medizin, sondern auch für die Kräfte der Elektrizität und des Magnetismus interessierte. Sein 1600 veröffentlichtes Werk De magnete (Vom Magneten) stellte Elektrizität und Magnetismus klar als eigenständige Kräfte dar, wies die Gesetze nach, nach denen sie wirken und beschrieb die Erde als einen großen Magneten. Vorbei waren die Zeiten, da man geheimnisvolle Strahlen vom Polarstern dafür verantwortlich machte, daß die Kompaßnadel nach Norden zeigt.

Gilberts wichtigster Beitrag – ganz in der Tradition von Hippokrates, Erasistratos und Paracelsus – war sein Plädoyer für «verläßliche Experimente und bewiesene Argumente» anstelle der «vermutenden Schätzung und Meinung des gewöhnlichen Philosophieprofessors». Francis Bacon hat dieses Plädoyer später in seinem Werk The Scientific Method (Die wissenschaftliche Methode) ausgeweitet und in Regeln gefaßt.

Im 17