15,99 €
Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,7, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Veranstaltung: Literatur und Recht , Sprache: Deutsch, Abstract: Lange wurde die Todesstrafe für Kindsmörderinnen nicht hinterfragt. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fing man an darüber nachzudenken, ob neben der eigentlichen Tat, auch die Umstände eines Kindmords bei der Bestrafung berücksichtigt werden sollten. Vor allem Rechtsdenker und Philosophen der Aufklärung stellten sich Fragen wie: Gibt es äußere Faktoren, die eine Frau zu einem Mord am eigenen Kind treiben können? Inwieweit könnte man Kindsmorde verhindern? Könnte man durch eine mildere Strafe mehr erreichen, als durch reine Abschreckung? Sichert die Gesetzeslage Frauen in ehelosen Verhältnissen in irgendeiner Form ab? Es wurde ebenso diskutiert, ob Kindsmord mit Verwandtenmord überhaupt gleichzusetzen sei oder, ob nicht das Ehrenrettungsmotiv beim Kindsmord eine viel größere Rolle spiele? Nicht nur Rechtsdenker und Philosophen nahmen sich diesen Überlegungen an. Auch Dichter und Schriftsteller des späten 18. Jahrhunderts setzten sich mit der Kindsmordproblematik auseinander. Es wurden sogar Preisfragen zur Vorbeugung von Kindsmorddelikten gestellt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2009
Page 1
Page 3
Einleitung
Lange wurde die Todesstrafe für Kindsmörderinnen nicht hinterfragt. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fing man an darüber nachzudenken, ob neben der eigentlichen Tat, auch die Umstände eines Kindmords bei der Bestrafung berücksichtigt werden sollten. Vor allem Rechtsdenker und Philosophen der Aufklärung stellten sich Fragen wie: Gibt es äußere Faktoren, die eine Frau zu einem Mord am eigenen Kind treiben können? Inwieweit könnte man Kindsmorde verhindern? Könnte man durch eine mildere Strafe mehr erreichen, als durch reine Abschreckung? Sichert die Gesetzeslage Frauen in ehelosen Verhältnissen in irgendeiner Form ab?
Es wurde ebenso diskutiert, ob Kindsmord mit Verwandtenmord überhaupt gleichzusetzen sei oder, ob nicht das Ehrenrettungsmotiv beim Kindsmord eine viel größere Rolle spiele?1Nicht nur Rechtsdenker und Philosophen nahmen sich diesen Überlegungen an. Auch Dichter und Schriftsteller des späten 18. Jahrhunderts setzten sich mit der Kindsmordproblematik auseinander. Es wurden sogar Preisfragen zur Vorbeugung von Kindsmorddelikten gestellt.2
In WagnersDie Kindermörderinwird mit der Thematik auf ganz eigene Weise verfahren. Anklage und Urteil werden am Ende des Stückes ausgespart, als Schauplatz hat Wagner den Grenzort Straßburg gewählt, anstatt eines bürgerlichen Trauerspiels trägt sein Stück die Bezeichnung Trauerspiel, und beläuft sich auf unübliche sechs statt fünf Akte. Dabei ist es nicht nur der Rahmen des Stückes, welcher mit Richtlinien in der Aufführungstradition bricht. Die Täterin kommt unüblicherweise aus gutem Hause und ist sehr gebildet. Ähnliche Umstände findet man in der zeitgenössischen Literatur nur noch bei Goethes Gretchen. Ebenso entsprechen auch die restlichen Charaktere nicht den üblichen Klischees.
Welche Funktion übernimmtDie Kindermörderindemnach in der Diskussion um Recht und Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Umgang mit Kindsmörderinnen? Wozu der offene
1Wächterhäuser, Wilhelm: S. 72 ff.
2Weber, Beat: S. 16: Die Preisfrage lautete: „Welche sind die besten ausführbaren Mittel, dem Kindsmord Einhalt zu thun? Eine Preisfrage von 100 Dukaten“. Über 400 Antworten wurden eingesandt.