Heiß brennt die Leidenschaft - Jules Bennett - E-Book

Heiß brennt die Leidenschaft E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Ian Ford ist der Mann aus der Bar? Sara bekommt weiche Knie, als sie den Journalisten trifft, der sie für das Elite-Magazin interviewen soll. Mit ihm hatte sie vor Kurzem einen heißen One-Night-Stand. Nun heißt es, professionell zu bleiben! Doch als sie während eines plötzlichen Wintereinbruchs zusammen eingeschneit sind, wird das immer schwieriger. Mit dem Kaminfeuer flammt auch die Leidenschaft auf. Da kommt Sara ein schlimmer Verdacht: Verführt Ian sie womöglich nur, damit sie ihm für den Artikel ihre dunkelsten Geheimnisse anvertraut?

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Seitenzahl: 206

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2022 by Jules Bennett Originaltitel: „Snowed In Secrets“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA, Band 2292 06/2023 Übersetzung: Julia Königs

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751515634

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Hey, Merle.“

Sara Hawthorne begrüßte den Besitzer der Quiet Distil mit einer Umarmung, ehe sie lächelnd wieder zurücktrat. Sie stand nur wenigen Kunden von Angels’ Share so nah wie dem älteren Witwer. Schon seit dem ersten Tag war er ein treuer Kunde gewesen, sodass sie ihn eher als Freund betrachtete.

Als Sara und ihre beiden Schwestern, Delilah und Elise, vor Jahren eine eigene Destillerie gegründet hatten, war Merle Allen einer ihrer größten Unterstützer gewesen. Er hatte darauf bestanden, als einer der Ersten von ihrem zehnjährigen Bourbon kosten zu dürfen, sobald sie eins der Fässer öffneten. Und Sara besuchte gern alle paar Wochen seine Bourbon-Bar, um sich zu entspannen.

Und Entspannung hatte sie gerade bitter nötig. Die Feiertage standen kurz bevor, und ihr Leben war gerade wahrlich kein Zuckerschlecken. Da brauchte sie wirklich dringend ein paar Minuten für sich.

„Wie geht’s meiner Lieblingsdestillateurin?“, fragte Merle, die Hände auf den glänzenden Mahagonitresen gestützt.

„So nennst du meine Schwestern doch garantiert auch.“ Lachend lehnte sie sich ans Ende des Tresens.

Merle zuckte die Achseln. „Ihr seid einfach alle meine Lieblinge.“ Er lachte leise, und um seine blauen Augen herum bildeten sich Fältchen. Dann zeigte er auf einen der VIP-Lounge-Bereiche. „Warum setzt du dich nicht schon mal? Ich bring dir gleich einen Drink, der dich garantiert ablenken wird.“

Sara neigte den Kopf zur Seite. „Wie kommst du darauf, dass ich Ablenkung brauche?“

Lächelnd zuckte er die Achseln, ehe er hinter den Tresen trat. „Ich bin Barkeeper. Ich erkenne Liebeskummer, wenn ich ihn sehe. Los, nun setz dich endlich.“

Merle hatte sie durchschaut, also protestierte sie nicht weiter, sondern machte sich auf den Weg in ihre Lieblingslounge, ganz hinten in der Bar. Jeder der Bereiche war auf ganz eigene Art dekoriert, alle passend zum Thema Bourbon, und schuf eine Atmosphäre, die Menschen jeden Geschlechts ansprach.

Auf dem Weg nach hinten kam Sara an zwei Bereichen vorbei, in denen Pärchen und kleinere Gruppen saßen. Alle lachten und genossen ihre Drinks. Erneut verspürte Sara einen Stich, während sie weiter den Flur entlangging, dessen Lampen an alte Gaslaternen erinnerten.

Gleich auf den Schmerz folgte eine Welle der Schuldgefühle. Sie freute sich für ihre Schwestern, das tat sie wirklich. Sie hatten beide die Liebe ihres Lebens gefunden. Elise und Antonio waren gerade in den Flitterwochen auf den Fidschi-Inseln, während Delilah und ihr Ehemann Camden wieder zueinandergefunden hatten, nachdem sie schon kurz davor gewesen waren, sich scheiden zu lassen.

Der Schmerz, mit dem Sara nun schon allzu lang lebte, drohte sie in ein grünäugiges Ungeheuer zu verwandeln. Dabei gab es überhaupt keinen Grund, eifersüchtig oder aufgebracht zu sein. Das entsprach überhaupt nicht ihrem Naturell. Sie wusste, ihre Zeit würde kommen. Irgendwann würde sie selbst die große Liebe finden, da war sie absolut sicher. Und am Ende wäre ihr Ritter in glänzender Rüstung all das Warten wert – zumindest hoffte sie das. Sie musste zwar nicht gerettet werden, aber sie hätte durchaus gern jemanden zum Anlehnen.

Sie wollte mit jemandem im Auto Händchen halten, nach einem langen Tag auf der Couch kuscheln, sich über alles und nichts unterhalten. Sie wollte Küsse auf die Stirn und hier und da ein „Ich liebe dich“ per Textnachricht, einfach so aus heiterem Himmel.

Sara schob die alten Eichentüren auf. Sicher wäre ihre Lieblingslounge ebenso voll wie die anderen. Doch als sie hineinschaute, saß bloß ein einzelnes Pärchen auf einem der weißen Ledersofas. Sie bekäme also doch die ersehnte Ruhe.

Perfekt. Sie wollte einfach ihre Gedanken ordnen und sich eine kleine Pause gönnen. Die letzten Wochen über hatte im Schloss das reinste Chaos geherrscht, alle waren im hellen Aufruhr gewesen, weil Elises und Antonios Hochzeit vorbereitet werden wollte. Am Ende hatte sich der Aufwand jedoch gelohnt, und Sara war sehr zufrieden mit dem Ergebnis gewesen.

Angels’ Share war nun offiziell als Veranstaltungsort eröffnet – ein weiterer Meilenstein. In letzter Zeit beschritten sie ganz neue Wege, und jeder davon führte zum Erfolg.

Vor zwölf Jahren hatten sie in einem verlassenen alten Schloss inmitten der Hügel von Kentucky ihre Destillerie eröffnet. Sie und ihre Schwestern hatten das Schloss von Anfang an geliebt, und ein historischer Ort wie dieser war das perfekte Alleinstellungsmerkmal. Vor allem da sie die einzige von Frauen betriebene Destillerie des ganzen Landes führten. Da war jeder Vorteil gegenüber der Konkurrenz nur willkommen.

Sara durchquerte die Lounge – und prompt stockte ihr der Atem, und ihre Knie wurden weich. Eine solche Welle der Lust hatte sie noch nie zuvor verspürt. Aber der Mann auf dem Sofa raubte ihr glatt den Atem. Sie hatte ihn zunächst gar nicht bemerkt, auch wenn ihr schleierhaft war, wie das hatte passieren können. Er war ungeheuer attraktiv: dunkles Haar, dunkler Bart, schwarze Anzughose, ein gestärktes weißes Hemd mit einer schwarzen Weste darüber. Er sah aus, als käme er direkt von einer Dreißigerjahre-Party. Selbstsichere und elegante Männer waren wirklich eine Klasse für sich.

Blinzelnd wandte sie den Blick ab. Hoffentlich hatte der Typ nicht gemerkt, dass sie ihn anstarrte. Sie war zwar sicher nicht die Erste, aber das wäre trotzdem schrecklich peinlich. Und ein Mann mit dem Aussehen wäre sicher nicht allein hier. Seine Begleitung war vermutlich bloß kurz auf Toilette. Damit blieben für Sara nur die Sitzplätze in der Nähe der Tür frei.

„Dachte ich mir, dass ich dich hier finde.“

Sie drehte sich zu Merle um. Er stand mit einer kleinen Platte mit verschiedenen Käsesorten, Früchten und Nüssen darauf hinter ihr. In der anderen Hand hielt er ein Tablett mit vier Gläsern. Er wusste offenbar nur zu gut, dass sie sich die anderen Lounges noch nie auch nur angesehen hatte. Nun streckte sie die Hände aus, ein Lächeln auf den Lippen.

„Nein, Ma’am.“ Er schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. „Zeig mir, wo du sitzen möchtest, dann bringe ich es für dich hin.“

Sie sah sich um, und prompt landete ihr Blick wieder auf dem heißen Fremden in der Ecke. Grinsend fing er ihren Blick auf, und sie verspürte ein Ziehen im Unterleib. Grundgütiger! Lust war das eine, aber dieses Verlangen fiel in eine ganz andere Kategorie. Er hielt ihren Blick fest, umgarnte sie mit nichts als einem Grinsen. Anscheinend war er doch allein hier. Wie war das möglich? Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, stand er auf, und Sara straffte die Schultern, bemüht, ihre Nervosität zu ignorieren.

„Wie wäre es dort drüben?“, fragte sie Merle und zeigte auf das Sofa, das der Fremde auserwählt hatte.

„Oh, kennst du ihn etwa?“

Nein, aber das wird sich gleich ändern.

Der faszinierende Fremde kam zu ihnen und wandte sich an Merle. „Könnte ich noch ein Glas von Angels’ Shares Zehnjährigem bekommen?“

Wow, er hatte offenbar Geschmack, und seine tiefe Stimme war weich wie ein guter Whiskey. Als hätte es noch mehr gebraucht, um ihn noch anziehender zu machen.

„Aber natürlich, Sir.“

„Ich nehme das“, sagte Sara und griff nach der Charcuterie-Platte. „Danke, Merle.“

„Sag Bescheid, falls du noch etwas brauchst.“ Mit einem Nicken wandte Merle sich ab, um nach dem Pärchen am anderen Ende der Lounge zu sehen.

Sara schenkte dem Fremden ein Lächeln. „Hätten Sie Lust, sich die Platte mit mir zu teilen?“

Überrascht zog er die Augenbrauen hoch, ehe er mit den Schultern zuckte. „Wieso nicht, das sieht echt lecker aus.“

„Merle ist wirklich ein Schatz“, sagte sie. „Er sorgt immer dafür, dass ich etwas esse, wenn ich herkomme.“

Der Fremde wandte sich ab und ging zurück zu dem Sofa, auf dem er gesessen hatte. Sobald die Platte und die Drinks auf dem Tisch standen, nahm er sein Handy von den Polstern und steckte es ein. „Setzen Sie sich doch. Ich nehme an, Sie kennen den Besitzer gut?“

Sara nahm Platz, ließ dabei allerdings ein wenig Abstand zwischen sich und dem Mann. So sexy er auch sein mochte, war er doch immer noch ein Fremder. Und sosehr sie auch endlich ihr Happy End finden wollte, würde sie das wohl kaum in einer Bar tun. „Kann man so sagen“, erwiderte sie und streckte ihm die Hand hin. „Ich bin Jane.“

In letzter Sekunde entschied sie, ihm lieber ihren Zweitnamen zu nennen. Falls er sich als unsympathisch herausstellen sollte, wäre es besser, wenn er nicht ihre wahre Identität kannte.

Lächelnd ergriff er ihre Hand und strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken. Dabei sah er ihr tief in die Augen. „Nennen Sie mich Parker.“

Sara löste den Griff, ehe sie sich völlig in dieser tiefen Stimme, den dunklen Augen, diesem festen Händedruck verlor. Ob der Mann so einflussreich war, wie er wirkte? Was er wohl beruflich machte? Er war offenbar auf Reisen und schick herausgeputzt. War er Immobilienmakler? Architekt? Definitiv ein Geschäftsmann, nur welcher Art?

Sie neigte den Kopf zur Seite und kniff leicht die Augen zusammen. „Das ist nicht Ihr echter Name.“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“

Der mysteriöse Fremde wollte also anonym bleiben. Das brachte Sara zum Lächeln. So seltsam dieses Treffen auch war, gefiel es ihr doch ungemein. Das war alles so sexy. Aber sie würde trotzdem auf der Hut sein.

Eine Kellnerin trat ein, Parkers Drink auf einem Tablett balancierend. Sara lehnte sich zurück und entspannte sich allmählich. Sie musste sich keine Sorgen machen. Sie befanden sich hier an einem öffentlichen Ort und gönnten sich bloß ein wenig Spaß. Das konnte sie ruhig genießen.

„Sir.“ Die Kellnerin stellte den Drink auf den Tisch und trat dann zurück. „Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen?“

Sara schüttelte den Kopf, den Blick immer noch auf Parker gerichtet.

„Wir haben alles, danke“, antwortete Parker, ohne aufzusehen.

Als sie wieder allein waren, griff Sara nach einer der Kostproben, die Merle ihr gebracht hatte. Er gab ihr immer unterschiedliche Bourbons und Whiskeys zum Probieren. So erfolgreich Angels’ Share auch war, durften sie doch nicht die Konkurrenz aus den Augen lassen. Da war es nur sinnvoll, sich einen Überblick über deren Produkte zu verschaffen und sie mit denen von Angels’ Share zu vergleichen.

„Also, worüber wollen wir uns unterhalten? Über unsere Berufe? Unsere Lieblingsfarben?“ Sie schwenkte ihr Glas.

Parker lachte. „Ich wüsste lieber, warum Sie allein hier sind und allem Anschein nach einen ganzen Berg Probleme mit sich herumschleppen.“

Wie hatte sie wohl ausgesehen, als sie hereingekommen war, dass selbst einem Fremden das aufgefallen war? Merles Kommentar diesbezüglich hatte sie nicht weiter verwundert. Sie war hier Stammkundin, und dementsprechend kannte er sie gut. Aber dieser Kerl? Vielleicht war er doch kein Geschäftsmann. Vielleicht war er Arzt oder Therapeut.

Na toll. Wenn er versuchen sollte, weiter nachzubohren, würde das garantiert die Stimmung vermiesen. „Sehe ich so traurig aus?“, fragte sie und setzte dabei ihr verführerischstes Lächeln auf, in der Hoffnung, ablenken zu können.

„Sie sehen aus, als wollten Sie es nicht sein“, konterte er.

So viel dazu, das Thema zu wechseln. „Wir haben doch alle unsere Geheimnisse. Und ich würde meine gern für mich behalten.“

Parker nickte und sah in sein Glas. Er schwenkte es leicht, und sie nutzte die Gelegenheit, ihn genauer zu mustern. Sein dunkles Haar war zerzaust, seine Augen hinter dichten Wimpern versteckt. Wie schaffte er es bloß, so sexy und mysteriös zu wirken?

Sie war froh, sich zu ihm gesetzt zu haben. Der Gedanke, den Abend allein zu verbringen, hatte ihr nicht sonderlich gefallen, aber sie hatte auch nicht zu Hause bleiben wollen. Diese zufällige Begegnung machte ihren Tag gleich viel besser.

„Mögen Sie Bourbon?“, fragte er nun und sah wieder zu ihr auf.

„Ich liebe Bourbon“, erwiderte sie. „Dieser rauchige Nachgeschmack, das Aroma der Eichenfässer, die Art, wie er einen von innen wärmt.“

„Sie scheinen sich ja gut auszukennen.“ Er lächelte schief. „Also, was machen Sie so?“

Sara hob ihr Glas. „Ich trinke Bourbon. Und Sie?“

„Ich sitze in Bars und warte ab, ob mir dort eine heiße Frau über den Weg läuft.“

„Und, funktioniert das?“

Parker zuckte die Achseln. „Das kann ich Ihnen in ein paar Stunden sagen.“

Wow, welch ein Charmeur! Vielleicht fand sie ihn deswegen so faszinierend. Attraktiv, mysteriös und offenbar an ihr interessiert. Ein kleiner Flirt würde ihr sicher guttun. Sie hatte schon seit ein paar Monaten kein Date mehr gehabt. Nicht, dass das hier ein Date war, aber es war doch nahe genug dran.

Ein wenig Geplänkel, ein paar Drinks. Was sollte da schon schiefgehen? Und es war genau das, was Sara brauchte. Ihre Schwestern verbrachten all ihre Zeit mit ihren Partnern und hatten kaum noch Zeit für sie. Sie würde sich also selbst beschäftigen und ein paar eigene Traditionen schaffen müssen.

„Tatsächlich bin ich als Eventplanerin tätig“, erklärte sie so vage wie möglich. „Ich sorge dafür, dass meine Kunden die Zeit ihres Lebens haben, und dann werde ich dafür bezahlt.“

„Klingt, als würde Ihnen das Riesenspaß machen.“

„Ja, das tut es“, stimmte sie zu. „Und meine Lieblingsfarbe ist Weiß, falls Sie das auch gern wissen möchten.“

Parker runzelte die Stirn. „Weiß? Das habe ich ja noch nie gehört.“

„Sie haben halt noch nie jemanden wie mich getroffen.“ Sie nippte an ihrem Bourbon und schenkte ihm ein Lächeln. „Weiß wird vollkommen unterschätzt. Es ist die Farbe von allem, was ich liebe. Die meisten Kohlenhydrate sind weiß, das Hochzeitskleid, das ich im Kopf habe, ist weiß, und die Wolken in meinen Tagträumen sind es auch.“

Lachend schüttelte Parker den Kopf. Der Klang ließ sie erschauern. Sie musste sich wirklich zusammenreißen. Ein wenig harmloses Geplänkel war eine Sache, aber wenn sie Schmetterlinge im Bauch bekam … Sie kannte ihn gerade mal zwanzig Minuten. Und nur weil er modisch gekleidet war und diese dunkle Ausstrahlung besaß, hieß das noch lange nicht, dass dieses Treffen zu irgendetwas führen würde – auch wenn sie nur zu gern wüsste, wie lange er in der Stadt wäre.

Sara spürte einfach, dass da draußen ihr Seelenverwandter auf sie wartete. Und sie würde ihn zweifellos gleich erkennen, wenn sie ihn traf, und sich Hals über Kopf verlieben. All diese Klischees warteten nur darauf, Realität zu werden, und sie war mehr als bereit dafür. Doch bis es so weit war, würde sie Treffen wie dieses genießen.

„Das ist eine interessante Begründung“, meinte er. „Dann nehme ich an, Sie organisieren vorrangig Hochzeiten?“

„Tatsächlich habe ich gerade erst eine Hochzeit hinter mir.“

Elise war eine wunderschöne Braut gewesen, und auch wenn Sara eigentlich keine Hochzeitsplanerin war, hatte sie diese Rolle doch sehr ernst genommen. Sie hatte hart gearbeitet, um Elises großen Tag so unvergesslich wie möglich zu gestalten. Und dank ihrer Planung war alles reibungslos gelaufen. Jetzt konnten sie und ihre Schwestern beginnen, weitere Hochzeiten und Events bei sich im Schloss zu veranstalten. Das war nur ein weiterer Punkt, der Angels’ Share von anderen Destillerien unterschied. Wer träumte schließlich nicht davon, in einem alten Schloss zu heiraten? Vielleicht würde sie das eines Tages auch …

„Und doch sind Sie selbst Single.“

Sie sah Parker an. „Woher wissen Sie, dass ich nicht verheiratet bin?“

Er zeigte auf ihre Hände. „Sie tragen zwar Schmuck, aber keinen entsprechenden Ring. Und Sie scheinen nicht der Typ zu sein, der allein eine Bourbon-Bar besucht, um sich mit Fremden zu unterhalten, während Ihr Ehemann zu Hause rumsitzt.“

„Vielleicht habe ich das bei der Liste meiner Hobbys einfach noch nicht erwähnt.“

Parker lachte erneut. „Touché.“

„Tatsächlich schätze ich die Ehe“, sagte sie. „Ich bin zwar nicht verheiratet, aber wenn es so weit ist, hoffe ich, weiterhin Orte wie diesen zu besuchen. Zusammen mit meinem Ehemann.“

„Wer auch immer es wird, ist ein echter Glückspilz.“

Sara stellte ihr leeres Glas auf die dafür vorgesehene Kerbe des Tabletts und nahm sich das nächste. „Wenn er denn existiert …“, murmelte sie.

Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück und beäugte Parker, dieses Mal, ohne sich darum zu kümmern, ob er es bemerkte. Ein Mann wie er wollte bewundert werden. Sein Aussehen war ihm offenbar sehr wichtig, und ihm war garantiert allzu bewusst, wie sexy er war.

„Haben Sie den Blick vorher geübt?“, fragte er.

„Welchen Blick genau?“

Parker legte den Arm auf die Sofalehne und beugte sich zu ihr vor. „Das verführerische Starren.“

„Tue ich das denn?“, fragte sie.

„Oh, ich glaube, das wissen Sie genau“, gab er zurück und beugte sich noch weiter zu ihr vor. „Die Frage ist bloß: Wie würden Sie reagieren, sollte ich dieses Angebot annehmen?“

2. KAPITEL

Was, zur Hölle, machte er hier? Er hatte keine Zeit für derartige Freizeitbeschäftigungen. Er schuldete seinem Redakteur einen Gefallen, und sobald das erledigt wäre, würde er endlich anfangen, sein Buch zu schreiben. Im Laufe der Jahre hatte er gespart und ein paar kluge Investitionen getätigt, damit er irgendwann zu Hause bleiben und sich den Traum eines eigenen Buchs erfüllen konnte. Dieses erste Buch würde dann hoffentlich zu weiteren führen, sodass er eine ganz neue Karriere beginnen konnte.

Ian wollte höchstens zwei Wochen in Benton Springs, Kentucky, verbringen. Er würde seine Interviews führen und all die Nachforschungen betreiben, die für diesen Artikel notwendig waren, und dann könnte er noch vor Jahreswechsel in aller Ruhe den Beitrag schreiben und einreichen. Der perfekte Plan für das perfekte Ende seiner glanzvollen Karriere beim Elite-Magazin.

„Wer sagt denn, dass ich Ihnen irgendetwas anbiete?“

Janes Frage holte ihn in die Gegenwart zurück, und Ian musste lachen. „Vielleicht nicht mit Worten, aber ihr Starren ist eine unmissverständliche Einladung.“

Sie hob eine schmale Schulter, und das seidige schwarze Haar fiel ihr über den Rücken. Ian presste die Fingerspitzen zusammen. Er durfte nicht einfach danach greifen, um zu prüfen, ob es so weich war, wie es aussah. Er war nun schon viel zu lange allein – und die Sirene vor ihm fesselte seine Aufmerksamkeit wie schon lang niemand mehr.

„Ich habe den Blick im Auto geübt, bevor ich reingekommen bin.“

Sie lächelte ihn weiter sinnlich an, eine Augenbraue gehoben. Meinte sie das ernst, oder machte sie einen Scherz?

So oder so war Ian völlig hin und weg. Verdammt. Er war nicht angereist, um sich gleich am ersten Tag von einer heißen Frau verführen zu lassen. Aber er konnte sie unmöglich ignorieren. Sie weckte ein Verlangen in ihm, das er schon länger nicht verspürt hatte.

Nun neigte sie den Kopf zur Seite, während sie offenbar auf eine Antwort von ihm wartete. Ihr seidiges Haar streifte seine Hand, und diesmal gab er der Versuchung nach. Er ließ sich die dunklen Strähnen durch die Finger gleiten, und ja, sie waren wirklich so weich, wie sie aussahen. Vielleicht würde dieser Ausflug nach Kentucky im tiefsten Winter ja doch schöner als erwartet.

„Wie lange sind Sie in der Stadt?“

Die Frage warf ihn ein wenig aus der Bahn. „Nicht lang. Ich schätze, Sie wohnen hier?“

„Das ist einfach der schönste Ort der Welt, besonders zur Weihnachtszeit.“

Er rückte noch näher, während er weiter mit ihrem Haar spielte. In seinem Kopf gingen Dutzende Alarmglocken los, doch er ignorierte sie. Er wollte mehr von Jane, auch wenn er noch nicht ganz sicher war, was, und nicht bereit war, seine Anonymität aufzugeben – für niemanden. „Sind Sie denn viel gereist?“

Jane lächelte, und erneut traf ihn das Verlangen wie eine Welle. War ihr bewusst, welchen Effekt sie auf Männer hatte? Nutzte sie diese Macht absichtlich aus? Oder war sie vollkommen unwissend und unschuldig? Nein, so, wie sie aussah, konnte sie einfach nicht unschuldig sein.

„Nein, nicht wirklich, aber genug, um zu wissen, dass ich hierhergehöre.“

„Sie scheinen genau zu wissen, was Sie wollen.“

Jane senkte den Blick auf seinen Mund, ehe sie ihm erneut in die Augen sah. Wortlos griff sie nach seinem Glas auf dem Tisch.

„Ja. Ich wusste schon immer, was ich will“, sagte sie und schwenkte das Glas leicht im Kreis.

Und damit meinte sie nicht seinen Drink, wenn er ihren Blick richtig deutete. Eine so selbstbewusste und zielstrebige Frau war unheimlich sexy. Sie spielte nicht die Schüchterne, klimperte nicht kichernd mit den Wimpern. Das hatte einen unglaublichen Charme. Und auch wenn er eigentlich gerade zufrieden mit seinem Singledasein war, war Jane so faszinierend und mysteriös, dass er sie nicht abweisen konnte.

Manche Frauen forderten einen geradezu dazu auf, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Doch Jane tat es auf sehr subtile Weise. Das war eine nette Abwechslung.

Nein, er konnte jetzt unmöglich gehen. Er würde genauso lange bleiben wie sie, notfalls bis Ladenschluss. Das war eigentlich gar keine schlechte Idee.

Als die Bourbon-Gläser und die Charcuterie-Platte leer waren, blieb Ian dicht neben ihr sitzen und hörte ihr zu, während sie von ihren Lieblingsplätzen in Benton Springs erzählte. Sie hatten alle etwas mit Bourbon zu tun, was keine große Überraschung war. In diesen Gefilden nahm man das Thema Spirituosen äußerst ernst. Selbst die Menschen, die nichts tranken, genossen doch die entspannte Atmosphäre in den Bars und Restaurants, die in den Hügeln Kentuckys verstreut und von ihrer Geschichte geprägt waren. Beinah wünschte er, er hätte einen längeren Aufenthalt hier geplant. Aber zwei Wochen waren mehr als genug – besonders da es jeden Moment schneien konnte.

Es hatte seine Gründe, dass er hinunter nach Miami gezogen war. Die Winter im Norden hatten sein Leben zerstört, und er hatte sich geschworen, nie wieder zurückzukehren. Und doch war er nun hier, um einem alten Freund einen Gefallen zu tun. Aber anschließend würde er sich nie wieder auf vereiste Straßen wagen.

Kurz strich Ian sich über die Narbe, die sich unter den Stoppeln an seinem Kiefer verbarg. Die zerfurchte Haut dort diente als Erinnerung, wo er herkam … und was er verloren hatte.

Plötzlich ertönte ein Klingeln, und Jane kramte in ihrer Tasche nach ihrem Handy. Die Ablenkung kam ihm nur gelegen. So hing er immerhin nicht weiter trüben Gedanken nach.

„Entschuldigung“, sagte sie. „Man weiß ja nie, ob es ein Notfall ist.“

Ian beobachtete, wie sie mit schlanken Fingern auf das Display tippte und lächelte, als sie die Nachricht las. Leise seufzend steckte sie das Handy wieder weg und wandte sich ihm zu.

„Entschuldigung noch mal. Mir war nicht bewusst, dass es schon so spät ist.“ Sie sah sich in der Lounge um und lachte. „Mittlerweile sind wir ja sogar allein. Ich habe gar nicht bemerkt, wie das andere Pärchen gegangen ist.“

Das hatte er auch nicht, weil er zu abgelenkt gewesen war. Keine Sekunde lang hatte er an die Arbeit gedacht oder sich Sorgen wegen der vereisten Straßen gemacht. Zwanzig Jahre lang war er nicht mehr im kalten Norden gewesen.

„Ich glaube, die Bar schließt bald“, sagte Jane. „Und sosehr ich Ihre Gesellschaft auch genieße, sollte ich mich wohl langsam auf den Weg machen.“

Sie stand auf und warf sich das Haar über die Schulter, ehe sie nach ihrer Tasche griff. Dann sah sie ihn wieder an, und er erkannte, dass er noch nicht bereit war, sich von ihr zu verabschieden.

„Dieser Abend war wirklich eine nette Überraschung“, sagte sie.

Ian erhob sich, sodass er dicht neben ihr stand, die Lücke zwischen ihnen winzig klein. Jane riss die Augen auf, machte aber keine Anstalten zurückzuweichen. Nein, stattdessen sah sie lächelnd zu ihm auf.

Und wieder streckte er die Hand nach ihr aus. Diesmal strich er ihr mit der Fingerspitze über die Wange und schob ihr das Haar hinters Ohr, ehe er sie erneut streichelte. Sie wandte nicht den Blick ab, blinzelte nicht einmal. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit.

„Ich mag eigentlich keine Überraschungen“, murmelte er. „Aber eventuell sollte ich meine Einstellung dazu noch mal überdenken.“

„Wirklich nicht? Ich liebe Überraschungen“, stieß sie leicht atemlos hervor.

„Ich will nicht, dass dieser Abend schon endet.“

Den Gedanken hatte er eigentlich nicht aussprechen wollen, doch die Worte waren ihm einfach herausgerutscht, was er nicht bereute. Er bereute nie etwas. Stattdessen wartete er einfach ab.

„Wer sagt denn, dass er schon vorbei ist?“, fragte sie.