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Engel kommen zur Erde und zeugen Riesen mit menschlichen Frauen. Ein schrecklicher Bericht über Ereignisse, derer man sich in den Erzählungen vieler alter Kulturen erinnert. Beinahe wäre das Buch Henoch auch in unsere Bibeln gelangt, wie es in der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche der Fall ist. Dadurch wurde der Text bis heute vollständig überliefert; die ältesten aramäischen Fragmente des Henoch-Buches fand man in den Höhlen von Qumran - sie sind somit so alt wie die ältesten Bibelfragmente. Die Juden zur Zeit Jesu kannten dieses Buch und nahmen es ernst. Der Herr Jesus und Seine Apostel zitierten daraus, bzw. spielten deutlich darauf an. Die frühe Kirche gebrauchte es. Uns ist es meist unbekannt. Es erscheint obskur. Warum haben die Alten es geschätzt und ernst genommen? Was können wir daraus für uns lernen? Wie erklärt Henoch den Zustand der Menschen oder den Ursprung der Dämonen? Hören wir ihm einfach zu ... (nach dem Text von Flemming und Raderbacher, Leipzig 1901)
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Seitenzahl: 188
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Vorwort
Einleitung: Segenswort Henochs (Kap 1-5)
Teil 1: Der Fall der Engel und Henochs Himmelsreisen (Kap 6-36)
Die Verschwörung der Wächter
Die große Verderbnis der Menschheit
Gottes Gerichtsankündigung und Rettungsplan
Henochs Entrückung und Sendung
Das Bittgesuch der Wächter
Gottes Gerichtsworte über die Wächter
Henochs Einblicke in verborgene Orte
Teil 2: Das Buch der prophetischen Warnungen und Mahnreden (Kap 37-71)
Die Weisheitsrede
Erste Mahnrede über Gerechtigkeit und Gericht
Zweite Mahnrede über die Gottesleugner
Dritte Mahnrede über die Gerechten und Auserwählten
Henochs Entrückung
Teil 3: Das Buch vom Umlauf der Himmelslichter (Kap 72-82)
Über die Sonne
Über den Mond
Über die Anzahl der Tage eines Jahres
Über die tausenden Sterne
Über die Winde
Über die vier Himmelsrichtungen
Weiteres über Sonne und Mond
Auf das Ende hin in den Tagen der Sünder
Verheißung und Lobpreis
Teil 4: Das Buch der Traumgesichte (Kap 83-90)
Der erste Traum: Die Erde ist untergegangen!
Henochs Fürbitte
Der zweite Traum: Die Tierapokalypse
Teil 5: Das Buch der Lehr- und Strafreden (Kap 91-105)
Mahnung für Henochs Nachkommen, gerecht zu leben
Der göttliche Zeitplan in Wochen
Liebe zur Gerechtigkeit
Weherufe für die Sünder
Hoffnung für die Gerechten
Weitere Wehrufe
Gottes Macht in der Schöpfung
Trost für die Gerechten
Anhang (Kap 106-108)
Noah, der sonderbare Sohn
Für die Gerechten in den letzten Tagen
„Von diesen hat aber auch Henoch, der siebte nach Adam, geweissagt, indem er sprach: Siehe, der Herr ist gekommen mit seinen heiligen Zehntausenden, um Gericht zu halten über alle und alle Gottlosen unter ihnen zu strafen wegen all ihrer gottlosen Taten, womit sie sich vergangen haben, und wegen all der harten Worte, die gottlose Sünder gegen ihn geredet haben.“ (Jud 1,14-15)
Dieses Zitat überrascht viele, denn wir finden in unseren Alten Testamenten keine Worte des vorsintflutlichen Patriarchen. Einzig sein herausragender Lebenswandel und sein erstaunliches Verschwinden von der Erde wird uns dort überliefert. Woher hat Judas diese Worte? Aus dem 1. Buch Henoch (Hen 1,9).
Der Ursprung dieses Buches liegt im Dunkel. Das ist aber nichts Außergewöhnliches bei Schriften aus dieser Zeit. Vollständig ist es uns nur in der Bibel der Äthiopischen Kirche erhalten geblieben, in der äthiopischen Sprache. Diese Fassung wurde im 5.-6. Jahrhundert aus einer griechischen Vorlage in Ägypten übersetzt. 1901, als Dr. Flemming und Dr. Radermacher im Auftrag der Kirchenväter-Kommission der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften den hier wiedergegebenen Text herausbrachten, galt der ursprünglich semitische Ausgangstext als verschollen. Die Funde der Schriftrollen von Qumran brachten jedoch mehrere Fragmente des Henoch-Buches in Aramäisch zum Vorschein. Diese werden auf das zweite bis dritte Jahrhundert vor Christus datiert. Damit sind diese Fragmente so alt wie die ältesten Handschriften der kanonischen Bibeltexte. Mehr kann man nicht mit Bestimmtheit sagen.
Was dem Buch Henoch Gewicht gibt, ist sein Gebrauch im Neuen Testament und den Texten der frühen Kirchenväter. Judas zitiert es autoritativ (s.o.), und unser Herr Jesus scheint es zu den Schriften zu zählen, als Er in der Diskussion über die Auferstehung den Sadduzäern entgegnete:
„Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt. Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel.“ (Mat 22,2930).
Christus beruft sich auf „die Schriften“ und verweist auf zwei Aussagen, die sich so nur im Buch Henoch finden: Dass Engel nicht zur Ehe bestimmt sind (Hen 15,4-7), und dass alle Menschen einst wie Engel Gottes werden (Hen 51,4), was sich auf die erweiterte himmlische Natur unseres Auferstehungsleibes bezieht (1.Kor 15,42-44). Offenbar zählt Er Henoch also zu den Schriften.
Es ist bemerkenswert, dass es zwischen dem pharisäischen Kanon, dem die Protestanten folgen, und den anerkannten Schriften des Alten Testaments in den diversen anderen Konfessionen zwar Übereinstimmung im Gesetz und den Propheten gibt, aber was den Umfang der Schriften betrifft (also Psalmen, Hiob, Sprüche, etc.), erhebliche Unterschiede bestehen. Die Pharisäer, und mit ihnen die Protestanten, meinen, dass es zwischen dem letzten Propheten Maleachi und Johannes dem Täufer keine Offenbarungen Gottes gegeben hätte. Sie sprechen von 400 Jahren des Schweigens. Dies haben weder die frühe Kirche, noch das griechischsprachige Judentum und offenbar auch die Essener so gesehen. Besonders die nordafrikanischen Gemeinden gaben Henoch durchaus kanonischen Status, aber auch viele andere frühe Kirchenväter beziehen sich darauf. Tertullian argumentiert um 200 n.Chr.:
„Ich weiß wohl, dass das Buch Henoch, welches den Engeln diese Rolle zuteilt, von manchen nicht angenommen wird, weil es keine Aufnahme in den jüdischen Kanon gefunden hat. Man hält es, wie ich vermute, nicht für möglich, dass dieses Buch, welches vor der Sündflut verfasst worden ist, bei dieser Heimsuchung des ganzen Erdkreises, wobei alles vernichtet wurde, unversehrt geblieben sein sollte. Wenn das der Grund dafür ist, so sollte man aber auch nicht vergessen, dass ein Urenkel Henochs die Sündflut überlebte, Noe, welcher jedenfalls von der Gunst, die sein Urahne bei Gott besaß, gehört haben musste, alle seine Lehren durch Familienbeziehungen und Erbüberlieferung kennen und sich deren erinnern musste; denn nichts empfahl Henoch seinem Sohne, dem Metusala, so angelegentlich, als den Nachkommen die Kenntnis davon zu überliefern.1 Somit war es ohne Zweifel möglich, dass Noe ihm in der Bestimmung, zu predigen, nachfolgte, schon deshalb, weil er so wie so nicht über den Ratschluss Gottes, seines Erhalters, und über den Ruhm seines eigenen Hauses geschwiegen haben würde. Wenn dies nicht so leicht anging, so dürfte auch folgende Erwägung zur stärkeren Beglaubigung jener Schrift dienen. Er hätte sie, wenn sie durch die Gewalt der Sündflut vernichtet worden wäre, im Geiste gerade so gut wieder herstellen können, wie nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier sämtliche Bücher der jüdischen Literatur anerkanntermaßen durch Esdras wieder erneuert wurden.2 Allein da Henoch in derselben Schrift auch vom Herrn gesprochen hat, so haben wir von dem, was für uns bestimmt ist, durchaus nichts zu verwerfen. Auch lesen wir, dass jede Schrift, die zur
Erbauung dienlich ist, von Gott eingegeben werde. Die Juden können zu deren Verwerfung denselben Grund gehabt haben, wie zur Verwerfung alles übrigen, was von Christus handelt. Und es ist fürwahr auch kein Wunder, wenn sie einige Schriften, die von ihm redeten, nicht angenommen haben, da sie ja ihn selbst, der in eigener Person zu ihnen redete, nicht anerkannten. Dazu kommt ferner, dass Henoch bei dem Apostel Judas ein Zeugnis für sich aufzuweisen hat.“
Der Anspruch des Henochbuchs ist tatsächlich, dass es von Henoch selbst vor der Flut verfasst worden ist. In seinen prophetischen Perspektiven erstreckt es sich bis zum Weltgericht und der Wiederherstellung aller Dinge. Es überrascht daher nicht, dass es gerade im Buch der Offenbarung mehrere Aussagen gibt, die unmittelbar mit dem Buch Henoch zusammenhängen und darauf zurückzuführen sind. Wenn man darauf aufmerksam geworden ist, findet man im Neuen Testament dutzende Bezüge zu dieser Schrift, und weit über hundert im Alten Testament. Besondere Nähe zu Henoch weist das Buch Daniel auf.
Was das Buch für viele besonders interessant macht, ist der Bericht über die „Wächter“, die gefallenen Engel, die sich mit Frauen vermischten und Riesen zeugten. Die „Nephilim“ faszinieren, doch darüber hinaus erklärt Henochs Bericht vieles über den zutiefst verdorbenen Zustand der Menschheit und damit über den Grund für die Sintflut. Andere Passagen des Buches mögen verwirrend oder schwer zu verstehen sein, etwa Henochs Darlegungen über die Gesetzmäßigkeiten der Sterne, oder sein Bericht über verschiedene Orte der unsichtbaren Welt und der Abteilungen des Totenreichs. Sein Hauptaugenmerk liegt aber auf einem vor Gott gerechten Leben, dem Messias und dem Gericht. Allein deshalb ist es eine wertvolle Erbauungsschrift, die wir nicht missen sollten.
Ist das Buch Henoch inspiriert und kanonisch? Die Abgrenzung des Kanons war stets eine Entscheidung der Kirchen, und diese haben sich überwiegend dagegen ausgesprochen. Das Neue Testament und der Herr selbst scheinen es nichtsdestotrotz als zuverlässig und zumindest in den Grundaussagen inspiriert angesehen zu haben. Mehr ist dazu nicht zu sagen, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Ich selbst kann es nur wärmstens empfehlen, weshalb ich den Text hier nun neu zur Verfügung stelle.
Ich folge der „kritischen Ausgabe“ von Dr. Joh. Flemming und Dr. L. Radermacher, die 1901 bei J. C. Hinrichs‘sche Buchhandlung, Leipzig, erschienen ist. Die beiden Wissenschaftler haben dabei mehrere äthiopische, griechische und auch lateinische Manuskripte zurate gezogen und eine plausible deutsche Übersetzung angefertigt. Die aramäischen Fragmente aus Qumran lagen ihnen damals begreiflicherweise nicht vor. Den kritischen Apparat und die Fußnoten habe ich weggelassen, die meisten angeführten Parallelstellen zum Alten Testament habe ich übernommen (die Psalmenzählung habe ich gemäß der LXX angepasst, welche die Bibel der frühen Christen war). Hinzugefügt habe ich zahlreiche Bezüge zum Neuen Testament und ein paar erklärende Fußnoten. Dennoch habe ich mich weitestgehend zurückgehalten, das Buch zu kommentieren, um dies dem Leser zu überlassen. Es muss nicht alles verstanden werden. Die Hauptaussagen sind klar und wollen uns zu einem heiligen Leben im Blick auf den Messias, unseren Herrn Jesus Christus, anspornen. Ihm sei deshalb auch alle Ehre, wie es im Anfang war, so auch jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
Alexander Basnar, Krumau im Februar 2024
1 Es sei darauf hingewiesen, dass der Assyrerkönig Assurbanipal sich dessen rühmte, Schriftsteine aus der Zeit vor der Sintflut in seiner Bibliothek zu haben, wenngleich sie für ihn gänzlich unverständlich waren.
2 Er bezieht sich auf das 4. Buch Esdras, eine spätjüdische Schrift (um 100 n.Chr.), mit der die Pharisäer dieses 400-jährige Schweigen zu begründen suchten. Dieses wurde interessanterweise auch von vielen Christen ernst genommen, ohne die „zwischentestamentlichen“ Schriften zu verwerfen.
1
1 Segenswort Henochs, wie er die Auserwählten und Gerechten segnete, die am Tage der Trübsal vorhanden sein werden, der bestimmt ist, alle Bösen und Gottlosen zu entfernen. (Deut 33,1)
2 Und Henoch hob nun an seinen Spruch und sprach, ein gerechter Mann, dem die Augen von Gott geöffnet waren, dass er das Gesicht des Heiligen in den Himmeln sah, welches mir die Engel zeigten; und von ihnen hörte ich alles und verstand, was ich sah, doch nicht für dieses Geschlecht, sondern für das künftige, ferne. (Num 24, 3.4.15)
3 Von den Auserwählten sprach ich und über sie hob ich an den Spruch: »Der Heilige und Große wird aus seiner Wohnung hervorgehen, (Micha 1,3; Jes 26,21 MT)
4 und der Gott der Welt wird von da auf den Berg Sinai treten und inmitten seiner Heerschaaren erscheinen und in der Stärke seiner Macht vom Himmel sich zeigen. (Deut 33,2; Ps 67,18)
5 Und alle werden sich fürchten, und die Wächter werden beben, und Furcht und gewaltiges Zittern wird sie ergreifen bis an die Enden der Erde. (Dan 4,10.14.20)
6 Und die hochragenden Berge werden erschüttert werden, und die hohen Hügel werden niedrig werden und werden schmelzen wie Wachs vor der Flamme. (Ri 5,5; Ps 96,5; Micha 1,4, Nah 1,5; Hab3,6; Js 2,14; 40,4.64; 2.Petr 3,10)
7 Und die Erde wird bersten und alles was auf der Erde ist wird umkommen, und ein Gericht wird über alle stattfinden und über alle Gerechten. (Jdt 16,15)
8 Den Gerechten aber wird er Frieden schaffen und die Auserwählten behüten, und Gnade wird über ihnen walten, und sie werden alle Gott angehören; es wird ihnen wohl gehen, und sie werden gesegnet sein, und das Licht Gottes wird ihnen leuchten.
9 Und siehe! er ist gekommen mit zehntausend Heiligen, Gericht zu halten über sie, und er wird die Gottlosen verderben und wird alles Fleisch zurechtweisen um alles das, was die Sünder und Gottlosen gegen ihn getan und begangen haben. (Jer 25,31; Dan 7,10; Jud 1,14-15)
2
1 Beobachtet alle Dinge am Himmel, wie die Lichter am Himmel ihre Bahnen nicht ändern, wie alle aufgehen und untergehen, alle genau zu ihrer Zeit, ohne ihre Ordnung zu überschreiten! (Sir 16,16-281, PsSal 18,11-14)
2 Sehet die Erde an und merket auf die Dinge, die auf ihr geschehen vom Anfang bis zum Ende, wie kein Werk Gottes in seinem Erscheinen der Veränderung unterworfen ist!
3 Betrachtet den Sommer und Winter, wie die ganze Erde voll Wasser ist, und Gewölk, Tau und Regen über ihr lagern!
3
1 Beobachtet und sehet alle Bäume, wie sie dürr und all ihrer Blätter beraubt erscheinen, außer vierzehn Bäumen, die ihr Laub nicht verlieren, (sondern) beim alten verharren bis das neue kommt, zwei bis drei Jahre lang.
4
1 Und beobachtet wiederum die Tage des Sommers, wie die Sonne im Anfang derselben über der Erde steht, und ihr sucht dann einen kühlen Ort und Schatten vor der Sonnenhitze, und die Erde ist brennend heiß infolge der Glut, sodass ihr weder auf den Boden noch auf Felsgestein zu treten vermögt wegen ihrer Hitze.
5
1 Beobachtet, wie die Bäume sich mit dem Grün der Blätter bedecken und Frucht tragen, und merket auf alles und erkennet, wie dieses alles für euch gemacht hat, der da ewig lebt;
2 und wie seine Werke vor ihm jedes Jahr geschehen, und alle seine Werke ihm dienen und sich nicht ändern, sondern wie Gott es bestimmt hat, so geschieht alles.
3 Sehet, wie die Meere und Flüsse zusammen ihr Werk vollbringen.
4 Ihr aber habt nicht ausgeharrt und das Gebot des Herrn nicht erfüllt, sondern übertreten und mit stolzen und trotzigen Worten aus dem Munde eurer Unreinheit seine Majestät geschmäht. Ihr Hartherzigen, ihr werdet keinen Frieden haben! (Ps 11,4; Dan 7,8.10.20)
5 Und darum werdet ihr eure Tage verfluchen und der Jahre eures Lebens verlustig gehen, und die Jahre eures Verderbens werden sich mehren in Kraft eines ewigen Fluches, und ihr werdet keine Gnade finden. (Jes 48,21; 57,22)
6 Und in jenen Tagen werdet ihr euren Namen hergeben zu einem ewigen Fluche für alle Gerechten, und sie werden euch Sünder immer verfluchen und bei euch Sündern schwören.
7 Und den Auserwählten wird Licht und Freude und Friede zuteilwerden, und sie werden das Land ererben, euch jedoch, ihr Gottlosen, wird der Fluch treffen. (Ps 36,11; Mat 5,5)
8 Und dann wird den Auserwählten Weisheit verliehen werden, und sie alle werden leben und nicht mehr sündigen, weder aus Lässigkeit noch aus Übermut, sondern es werden demütig sein, die da Weisheit besitzen. (Num 15,29-30)
9 Sie werden nicht wieder sündigen noch Strafe zu leiden haben ihr ganzes Leben lang und werden nicht sterben durch Plagen und Zorngericht, sondern die Zahl ihrer Lebenstage vollenden, und ihr Leben wird zu (hohem) Alter kommen in Frieden, und der Jahre ihrer Freude werden viele sein in ewiger Wonne und Frieden, alle Tage ihres Lebens.« (Jes 35,10; 51,11; 65,20)
6
1 Und als die Menschenkinder zahlreich geworden waren, da wurden ihnen in jenen Tagen schöne und liebliche Töchter geboren. (Gen 6,1-4)
2 Und es sahen sie die Engel, die Söhne der Himmel, und sie begehrten ihrer und sprachen untereinander: »Wohlan, wir wollen uns Weiber auswählen aus den Menschenkindern und uns Kinder erzeugen!«
3 Da sprach zu ihnen Semjaza, der ihr Oberster war: »Ich fürchte, ihr dürftet vielleicht keinen Gefallen daran finden, dass diese Tat ausgeführt werde, und ich werde allein für eine große Sünde büßen müssen«.
4 Sie aber antworteten ihm alle: »Wir wollen alle einen Eid schwören und alle einander durch Verwünschung verpflichten, diesen Plan nicht aufzugeben, vielmehr diesen Plan zur Tat werden zu lassen«.
5 Da schwuren sie alle zusammen und verpflichteten einander dazu durch Verwünschungen.
6 Und es waren im ganzen zweihundert, die in den Tagen Jareds auf den Gipfel des Berges Hermon herabstiegen, und sie nannten ihn den Berg Hermon, weil sie auf ihm geschworen und einander durch Verwünschung verpflichtet hatten. (Gen 5,18-20)
7 Und das sind die Namen ihrer Obersten: Semjaza, ihr Oberster, Arakib, Aramiel, Kokabiel, Tamiel, Ramiel, Daniel, Ezegiel, Baraqiel, Asael, Armaros, Batariel, Ananiel, Zaqile, Sampsiel, Satariel, Turiel, Jomiel, Araziel.
8 Das sind ihre Dekarchen.3
7
1 Diese und die übrigen alle mit ihnen und sie nahmen sich Weiber, und ein jeder wählte sich eine aus, und sie fingen an zu ihnen hineinzugehen, und sie vermischten sich mit ihnen und lehrten sie Zaubermittel und Beschwörungen und zeigten ihnen das Schneiden der Wurzeln und Hölzer.
2 Und jene wurden schwanger und gebaren mächtige Riesen, deren Länge 3000 Ellen war, (Gen 6,4)
3 welche allen Erwerb der Menschen verzehrten, bis die Menschen sie nicht mehr zu ernähren vermochten.
4 Da wandten sich die Riesen gegen sie selbst, um die Menschen zu fressen.
5 Und sie fingen an sich an den Vögeln und an den Tieren, an dem, was da kriecht und an den Fischen zu versündigen, ja sie fraßen untereinander ihr eigenes Fleisch und tranken das Blut davon.
6 Da klagte die Erde über die Gewalttätigen.
8
1 Und Azazel lehrte die Menschen Schwerter und Messer, Schilde und Brustpanzer verfertigen, und er zeigte ihnen die Metalle und ihre Bearbeitung, und Armspangen und Schmucksachen, und die Kunst die Augen zu schwärzen und die Verschönerung der Augenbrauen, und das allerkostbarste und auserlesenste Gestein und allerlei Farbtinkturen und die Tauschmittel der Welt.
2 Und es herrschte eine große und allgemeine Gottlosigkeit, und sie hurten und gingen in der Irre und waren verderbt auf allen ihren Wegen. (Gen 6,5.11-13)
3 Amiziras unterrichtete die Beschwörer und Wurzelschneider, Armaros lehrte die Lösung der Beschwörungen, Baraqiel unterrichtete die Sternseher, Kokabiel lehrte die Zeichen, Tamiel lehrte die Sterndeutung und Asdariel den Lauf des Mondes.
4 Und bei ihrer Vernichtung schrien die Menschen, und ihre Stimme drang zum Himmel.
9
1 Da blickten Michael, Uriel, Rafael und Gabriel vom Himmel herab und sahen das viele Blut, das auf der Erde vergossen wurde, und all das Unrecht, das auf der Erde geschah.
2 Und sie sprachen untereinander: »Horch! die Stimme des Wehgeschreis der Menschen! Verödet schreit die Erde, dass es dringt bis zu den Pforten des Himmels.
3 Und jetzt klagen vor euch, den Heiligen des Himmels, die Seelen der Menschen, indem sie sprechen: Bringet für uns die Rechtssache an den Höchsten.
4 Und sie sprachen zum Herrn der Könige: »Du bist der Herr der Herren, der Gott der Götter, der König der Könige, und der Thron deiner Herrlichkeit besteht durch alle Geschlechter der Welt, und dein Name ist heilig gepriesen und hochgelobt in alle Ewigkeit, gepriesen und hochgelobt bist du.«
5 Du hast alles geschaffen, und die Herrschaft über alles steht bei dir, alles ist vor dir enthüllt und offenbar, du siehst alles, und es gibt nichts, das sich vor dir verbergen könnte.
6 Du hast gesehen, was Azazel getan hat, wie er alle Ungerechtigkeit auf Erden lehrte und die Geheimnisse der Urzeit, die im Himmel bereitet werden, offenbarte;
7 wie den Menschen Kunde brachte Semjaza, dem du die Vollmacht gegeben hast, über seine Genossen zu herrschen.
8 Und sie sind hingegangen zu den Töchtern der Menschen auf Erden, haben bei ihnen geruht, haben sich mit jenen Weibern verunreinigt und ihnen alle Sünden offenbart.
9 Und die Weiber haben Riesen geboren, durch die die ganze Erde voll Blut und Gewalttätigkeit geworden ist.
10 Und nun siehe, die Seelen der Gestorbenen schreien und klagen, dass es bis zu den Pforten des Himmels dringt, und ihr Seufzen ist aufgestiegen und vermag nicht zu entweichen vor dem Angesicht der Gewalttätigkeit, die auf Erden geschieht.
11 Und du weißt alles, ehe es geschieht, du weißt dies und lässt sie gewähren und sagst uns nicht einmal, und was wir mit ihnen um deswillen tun sollen.«
10
1 Da sprach der Höchste, der Große und Heilige ließ sich vernehmen und entsandte den Asarjaljor zum Sohne Lamechs:
2 »Geh zu Noah und sage ihm in meinem Namen: Verbirg dich! und offenbare ihm das bevorstehende Ende, denn die ganze Erde wird untergehen und eine Wasserflut wird über die ganze Erde kommen, und es wird untergehen, was auf ihr ist.
3 Und nun belehre ihn, dass er entkomme, und sein Same erhalten bleibe für alle Geschlechter.«
4 Und weiter sprach der Herr zu Rafael gewendet: »Binde den Azazel an Händen und Füßen und wirf ihn in die Finsternis und öffne die Wüste, die in Dudael ist, und wirf ihn hinein.4
5 Und häufe auf ihn raue und spitze Steine und bedecke ihn mit Finsternis, und er soll ewig dort hausen, und bedecke sein Gesicht, dass er das Licht nicht sehe.
6 Und am großen Tage des Gerichtes soll er in die feurige Lohe geworfen werden. (Mat 25,41; Offb 19,20; 20,10.14-15)
7 Und heile die Erde, die die Engel verderbt haben, und zeige an die Heilung der Erde, auf dass sie die Wunde heilen, und nicht alle Menschenkinder umkommen durch das Geheimnis alles dessen, was die Wächter verkündet und ihre Söhne gelehrt haben. (Offb 11,18)
5 Und die ganze Erde ist verderbt worden durch die Lehre der Werke Azazels, und ihm schreibe alle Sünde zu.«
9 Und zu Gabriel sprach der Herr: »Zieh gegen die Bastarde und die Verworfenen und gegen die Hurenkinder und vertilge die Hurenkinder und die Söhne der Wächter unter den Menschen, führe sie heraus und hetze sie aufeinander, dass sie selbst sich im Kampfe vernichten, denn langes Leben ist ihnen nicht bestimmt.
10 Und von allem, worum sie dich bitten werden, und es soll ihren Vätern nichts gewährt werden für sie, dass sie etwa hoffen dürften, ein ewiges Leben zu führen, und dass jeder von ihnen fünfhundert Jahre leben werde«
11 Und zu Michael sprach der Herr: »Geh, binde den Semjaza und die andern, die sich mit den Weibern verbunden haben, um mit ihnen zu verderben in all ihrer Unreinigkeit.
12 Und wenn all ihre Söhne sich gegenseitig erschlagen, und sie den Untergang ihrer Lieblinge gesehen haben werden, so binde sie für siebzig Geschlechter unter die Hügel der Erde bis auf den Tag ihres Gerichts und ihrer Vollendung, bis das Gericht für alle Ewigkeit vollzogen werden wird,
13 Und dann wird man sie abführen in den feurigen Abgrund, in der Qual und im Gefängnis werden sie auf ewig eingeschlossen sein.
14 Und wenn jemand verurteilt und vernichtet werden wird, so wird er von nun an mit ihnen zusammen gefesselt sein bis an das Ende aller Geschlechter.
15 Und vernichte alle wollüstigen Seelen und die Söhne der Wächter, denn sie haben die Menschen misshandelt.
16 Vertilge alle Gewalttat vom Antlitz der Erde, und jedes Werk der Bosheit soll ein Ende nehmen, und die Pflanze der Gerechtigkeit und Wahrheit soll erscheinen, und sie wird zum Segen gereichen; Werke der Gerechtigkeit und Wahrheit werden mit Freuden auf ewig gepflanzt werden.
17 Und nun werden alle Gerechten entkommen und werden am Leben bleiben, bis sie tausend Kinder gezeugt haben werden, und alle Tage ihrer Jugend und ihres Alters werden sie in Frieden verbringen.
18 Und in jenen Tagen wird die ganze Erde in Gerechtigkeit bebaut werden und wird ganz mit Bäumen bepflanzt und voll Segen sein.