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Auf der Reise zu der Kräuterhexe Blixa gerät die junge Hexe Felixia in einen Sturm und macht eine Bruchlandung im Gemüsebeet des Bauern Cornelius. Sie mögen sich vom ersten Augenblick an und werden Freunde. Es ist aber verboten für Hexen mit Menschen befreundet zu sein und als der alte Hexenmeister Griffius davon erfährt müssen die Beiden fliehen. Sie lernen fremde Länder und deren Bewohner kennen und hören unterwegs die traurige Geschichte über Aline, die Prinzessin des Veilchenblütenlandes, die gewaltsam von den Schatten, die der Dunkle Herrscher Tirabis aus den Tiefen der Erde heraufbeschworen hat, entführt wurde. Das Hexlein und Cornelius beschließen, sich auf den Weg zu machen, Prinzessin Aline zu befreien und erleben dabei so einige Abenteuer.
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Seitenzahl: 98
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Cornelius saß gerade in seinem Schlafzimmer gemütlich in einem Sessel und las ein aufregendes Buch über Ritter, Drachen und Elfen, als er am klaren Sternenhimmel ein seltsames Leuchten bemerkte, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Sogleich rannte er zum Fenster, um sich dieses ungewöhnliche Schauspiel genauer zu betrachten. Doch was er erblickte, ließ ihn glauben, er träume nur. Er sah ein Mädchen auf einem Besen, das dem Haus, in dem er lebte, bedrohlich schnell nahe kam. Das Mädchen schien die Kontrolle über den Besen verloren zu haben. Sie wurde vom Sturm hin und her geschleudert und für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Da geriet der Besen völlig außer Kontrolle, wirbelte herum und stürzte samt der Unbekannten ins Blumenbeet. Cornelius beobachtete, wie sich das Mädchen langsam wieder erhob, sich die Erde von den Sachen klopfte und wild auf ihren Besen schimpfte. Cornelius rannte rasch aus dem Zimmer, die Treppen hinunter, hinaus in den Garten.
Nachdem er eine Weile stillschweigend dabei zugesehen hatte, wie das Mädchen den Besen beschimpfte, fragte er laut: „Wer bist du?“, woraufhin sich die Fremde erschrocken zu ihm umdrehte. Sie schaute ihn direkt an und musterte Cornelius.
„Ich? Ich bin Felixia.“, meinte sie schnippisch.
„Willst du mit mir ins Haus kommen? Dann koche ich uns einen Tee und du kannst dich ein wenig aufwärmen und mir in Ruhe erzählen, wer du bist und woher du kommst!“, bot Cornelius an.
„Eigentlich habe ich dafür keine Zeit!“, wies das Mädchen das Angebot barsch zurück.
„Oh, komm doch rein und ruhe dich ein wenig aus, bitte!“, drängelte Cornelius, denn ihm gefiel der unerwartete Gast.
So gingen sie ins Haus und Cornelius setzte Wasser für den Tee auf. Felixia allerdings stand schüchtern an der Wand und schaute sich verlegen um.
„Setz dich doch und mach es dir bequem, ich komme gleich.“, forderte Cornelius die nächtliche Besucherin auf und Felixia ließ sich daraufhin auf einem bequemen Stuhl nieder. Kurz darauf gesellte sich Cornelius mit einer Kanne dampfenden Tees und zwei Tassen zu ihr.
„Du hattest es ganz schön eilig nicht wahr? Was hattest du denn so Wichtiges zu erledigen?“, fragte Cornelius neugierig.
Schüchtern blickte Felixia von ihrer Tasse Tee auf und antwortete zaghaft: „Meine Cousin Frieder ist sehr krank. Er hat am ganzen Körper riesige Pusteln, die grünen Schleim ausspucken und deshalb muss ich zu meiner Oma Blixa, der Gelehrtesten aller Kräuterhexen fliegen, um ein Heilmittel für ihn zu besorgen. Aber bist du denn nicht verwundert über das, was du gesehen hast? Findest du mich nicht seltsam?“
„Ja, im ersten Moment dachte ich, ich würde mit offenen Augen träumen, aber dann habe ich einfach geglaubt, was ich sah. Außerdem habe ich schon immer gewusst, dass es noch Anderes außer Menschen, Tieren und Pflanzen auf dieser Welt gibt!“, sagte Cornelius und strahlte, als er Felixia anschaute. Er spürte die Erleichterung, die sich bei Felixia einstellte und in diesem Moment schauten sie sich tief in die Augen. Schöne Augen waren es in die Cornelius blickte, von einem so satten Grün wie das Gras in seinem Garten.
„Oh, weh, das mit deinem Cousin klingt ja wirklich sehr ernst – und jetzt halte ich dich noch auf!“, bemerkte Cornelius.
„Es ist nicht so schlimm, dass er sterben könnte, aber ich war schon so lange nicht mehr bei meinem Ömchen und deshalb brauche ich sowieso länger als ich dachte. Außerdem tut mir der Tee gut und wird mir Kraft geben für die weitere Reise. Weißt du, was viel schlimmer ist?“, fragte Felixia ihren neuen Bekannten. „Nein, was denn?“, wollte dieser nun wissen.
„Schlimmer ist, dass du, ein Mensch, mich gesehen hast. Nie darf irgendjemand davon erfahren!“, sagte Felixia eindringlich.
„Aber was ist denn daran so schlimm?“, interessierte sich Cornelius.
„Ich bin eine Hexe – eine Hexe in der Ausbildung!“, beantwortete Felixia Cornelius Frage. Cornelius war keineswegs erstaunt zu hören, dass Felixia eine Hexe war, im Gegenteil, er hätte nichts anderes erwartet. Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß und fand sie atemberaubend schön. Feuerrote schulterlange Haare umrahmten ihr Gesicht und ihre Lippen waren so rot und voll wie die Kirschen am Baum in seinem Garten. Nur die Nase der Hexe war ein klein wenig zu lang, doch das hatten die Nasen von Hexen wohl so an sich. Felixia trug ein schwarzes Gewand, von roten Fäden durchwirkt, welches die Blässe ihrer zarten Haut noch betonte. Cornelius hatte den Eindruck, dass die Hexe nicht wusste, wie schön sie war und das machte sie noch umwerfender. „Du warst es, der mich und meinen Besen völlig aus der Bahn geworfen hat, nicht nur der Sturm!“, schimpfte die Hexe mit feurigem Blick.
„Ich?“, reagierte Cornelius erstaunt, „was habe ich denn getan? Ich stand doch einfach nur am Fenster!“
„Es waren deine Augen. Dein Blick hat mich berührt und dann konnte ich den Besen nicht mehr unter meine Kontrolle bekommen.“, erklärte Felixia nun etwas ruhiger, doch mit niedergeschlagenen Lidern.
Bevor Cornelius etwas sagen konnte, fügte sie rasch hinzu: „Nun muss ich mich aber wieder auf den Weg machen und das Heilmittel besorgen! Ich danke dir für den wärmenden Tee!“
Glücklich und traurig zugleich sagte Cornelius: „Schade, dass du schon gehen musst. Es wäre schön, dich bald wieder zu sehen!“
„Ja, das würde ich auch gern, aber ich kann es dir nicht versprechen, ich kann es nur versuchen! Du aber musst mir schwören, dass du niemandem von unserer Begegnung erzählst!“, forderte die Hexe von Cornelius.
„Ich verspreche es dir, wenn ich weiß, dass wir uns auf jeden Fall wieder sehen werden!“
„Wir werden uns wieder sehen!“, antwortete Felixia, schaute Cornelius noch einmal an, öffnete die Tür, schwang sich auf ihren Besen und flog davon.
Cornelius schaute ihr nach bis er nichts weiter am Himmel erkennen konnte als die zahlreichen leuchtenden Sterne und den Mond, der sein kühles Licht über die Landschaft legte.
Wieder allein in seinem Haus war es Cornelius kaum möglich zu glauben, was er eben erlebt hatte. Doch er wusste in seinem Herzen, dass es Wirklichkeit und nicht nur ein Traum gewesen war. Gemeinsam mit einer Hexe hatte er Tee getrunken und er fand diese Hexe wunderschön und wünschte sich schon in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als Felixia bald wieder bei sich begrüßen zu dürfen.
Die Tage vergingen langsam wie nie. Cornelius bestellte seine Felder, kochte Obst ein und bereitete Marmelade zu, um sich im bevorstehenden Winter gut versorgen zu können. Er melkte die Kühe und Ziegen, stellte Butter und Käse her und holte jeden Tag die Eier aus dem Hühnerstall. Er hatte viel zu tun, doch jeder Tag der verging machte ihn trauriger und ließ die Hoffnung schmelzen, der Hexe jemals wieder zu begegnen.
Allabendlich kochte er Tee und stellte zwei Gläser auf den Tisch. Dann nahm Cornelius in seinem Sessel, den er ans Fenster geschoben hatte Platz, mit einem Buch in der Hand, doch ständig schweifte sein Blick aus dem Fenster und er saß dort solange bis er vom Schlaf übermannt wurde.
Eines Nachts, er war wieder nach langem Warten im Sessel eingeschlafen, klopfte es ans Fenster. Cornelius dachte, er würde träumen, doch dann wurde das Klopfen lauter, so dass Cornelius plötzlich hellwach im Bett saß, dann aufsprang und zum Fenster stürmte, um seinen lang ersehnten Gast hineinzulassen. Die beiden umarmten sich freudig, kaum das Felixia im Zimmer war und Cornelius ließ seinen Gefühlen freien Lauf: „Endlich, endlich bist du da!“, freute er sich und daraufhin drückte Felixia Cornelius an ihr Herz und strich ihm sanft übers Haar. Nach einer kleinen Ewigkeit lösten sie sich aus ihrer Umarmung und Cornelius ging in die Küche, um Tee und etwas zu Essen zu holen. Als er wieder nach oben kam, blieb er verwundert in der Tür stehen, denn das Fenster stand offen und die Hexe war verschwunden.
Enttäuscht und sich fragend, ob er dies nur geträumt hatte, trank Cornelius den Tee und legte sich dann zu Bett. Am nächsten Abend, der junge Mann wollte gerade in seinem Buch weiterschmökern, klopfte es wieder ans Fenster. Rasch öffnete er es und fragte die Hexe, als sie ins Zimmer flog: „Warum bist du gestern einfach verschwunden? Es war doch nicht nur ein Traum gewesen, oder?“
Felixia schaute ihn um Entschuldigung bittend an und erklärte: „Ich hatte es plötzlich mit der Angst bekommen und bin einfach abgehauen. Sei mir nicht böse, bitte.“ Cornelius nahm die junge Hexe in seine Arme.
„ Wovor hattest du denn Angst?“, wunderte sich Cornelius. Die Hexe küsste ihn, anstatt zu antworten, auf die Wange und lächelte ihn an. Cornelius lächelte zurück und fragte:
„Wie geht es denn deinem Cousin, hat er sich wieder erholt?“
„Ja, ihm geht es wieder fantastisch. Nachdem er das Heilmittel eingenommen hatte, husteten und spuckten die Pusteln den letzten Schleim aus und Frieder sprang mopsfidel durch unsere von Zauberkerzen erhellte Höhle und war wieder ganz der alte freche Junge.“, antwortete die Hexe.
„Das ist ja eine gute Nachricht. Mich würde aber mal interessieren, warum du immer nur des Nächtens unterwegs bist.“
„Nun ja, da ich eine Hexe in der Ausbildung bin, darf ich mich nur in einem bestimmten Umkreis bewegen. Nur bei Notfällen darf ich die Grenzen unseres Landes überschreiten. Und in der Nacht sieht halt niemand, wohin ich fliege“, klärte Felixia Cornelius auf. „Das heißt, du bist heimlich hier? Du dürftest jetzt gar nicht bei mir sein, weil du noch in der Ausbildung bist?“, fragte der junge Mann verwundert. Felixia nickte.
„Oh.“, reagierte Cornelius, überlegte dann einen Moment bevor er fröhlich ausrief: „Dann komme eben ich dich besuchen!“
„Nein, dass darfst du niemals!“, empörte sich Felixia und setzte dann sanfter fort: “Erstens würdest du dir die Füße wund laufen und zweitens darf niemand etwas erfahren von uns und drittens würdest du das Reich der Hexen und Zauberer nicht finden!“
„Aber warum darf niemand etwas von uns erfahren?“, fragte Cornelius traurig.
„So genau weiß ich das auch nicht. Ich weiß nur, dass man mir von klein auf gesagt hat, dass ich niemals Kontakt zu einem Menschen haben darf!“, antwortete die Hexe.
„Und was passiert, wenn jemand herausfindet, dass du dich mit mir triffst?“, bohrte Cornelius weiter.
„Dann werde ich mit der schlimmsten Strafe bedacht, die eine Hexe treffen kann.“
„Und die wäre?“
„Man würde mir nicht nur den Besen wegnehmen sondern alle meine Fähigkeiten. Ich wäre keine Hexe mehr.“, sagte Felixia mit belegter Stimme.
Cornelius hatte einen Kloß im Hals als er sagte: „Dann wäre es wirklich besser für dich, wenn du nicht mehr zu mir kommst!“
„Das möchte ich aber nicht. Weißt du, ich verstehe einfach nicht, was unser Volk gegen die Menschen hat. Ich würde gerne wissen, woher der Hass gegen euch kommt.“, überlegte Felixia.
„Vielleicht ist es ja kein Hass. Vielleicht denkt dein Volk, dass die Menschen nicht mit euren Fähigkeiten umgehen können. Tatsächlich werden Menschen schnell neidisch und Magie würde ihnen sicherlich Angst machen!“, äußerte Cornelius.
„Wenn du das meinst, wäre es wirklich besser, wenn nicht zu viele Menschen von unserer Existenz erfahren.“, gab Felixia zu und fügte danach an: „Nun lass uns aber von erfreulicheren Dingen sprechen. Die wenige Zeit, die wir haben, sollten wir genießen.“
Sie umarmten sich innig bis der Moment kam, Abschied zu nehmen.
So vergingen Wochen und sogar Monate in aller Stille und Heimlichkeit. Die Vertrautheit zwischen Cornelius und Felixia wuchs, sie besprachen alles miteinander und die Abschiede in den frühen Morgenstunden fielen zunehmend schwerer.
Dann, es war wieder einer jener Abende, als sie glücklich beieinander saßen, klopfte es plötzlich stürmisch ans Fenster. Erschrocken sahen beide zum Fenster, doch dann rief Felixia: „Schnell, öffne das Fenster, das ist Lupo, mein bester Freund!“
Cornelius beeilte sich und dann kam ein hagerer kleiner Mann mit wilder Mähne ins Zimmer geflogen.
„Lupo!“, rief Felixia verwundert, „Was machst du hier? Bist du mir etwa gefolgt?“