Hexenwald - Stefan S. Kassner - E-Book

Hexenwald E-Book

Stefan S. Kassner

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Mia liebt das Feuer. Durch diese Vorliebe und auch, dass sie mit einem Wesen im Feuer zu sprechen scheint, richten sich die Dorfgemeinschaft und sogar ihre eigenen Eltern gegen sie. Mia wird aus dem Dorf gejagt und Zeugin eines Hexenzirkels, der ein geheimnisvolles Wesen im Wald beschwört.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Table of Contents

Titelseite

Impressum

Widmung

Hexenwald

Der Autor

Stefan S. Kassner

Hexenwald

Düster-phantastische Novelle

Ashera Verlag

Impressum

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

Erste Auflage im Oktober 2025

Copyright © 2025 dieser Ausgabe by

Ashera Verlag

Hochwaldstr. 38

51580 Reichshof

[email protected]

www.ashera-verlag.net

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: iStock

Coverlayout: Atelier Bonzai

Innengrafik: pixabay

Szenentrenner: pixabay

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

Für Sheila

Wenn der erste Augenkontakt bereits vermittelt, sich darüber zu amüsieren, sich gemeinsam fremd zu fühlen, kann daraus nur Freundschaft entstehen.

„Aber du musst mich auch bezahlen, sagte die Hexe, und es ist nicht wenig, was ich verlange!“

Hans Christian Andersen, Die kleine Seejungfrau

Der auffrischende Wind wiegte raschelnd das Grün der Baumkronen, wie einen Ozean, der das Dorf von allen Seiten einschloss und jeden Moment zu überspülen drohte. Das Ächzen und Knacken war allgegenwärtig, grub sich in das Bewusstsein der Dorfbewohner, wie das Wurzelwerk der knorrigen Bäume in die Erde.

Der Wald war schon da gewesen und würde fortbestehen, das Dorf glich einem Wimpernschlag in dessen immerwährender Existenz. Er duldete das Örtchen, das nur aus wenigen Hütten bestand. Seine Bewohner, deren geduckte Haltung und ausweichender Blick, sobald sie den Wald betraten, sogar nur in seine Nähe kamen, offenbarte, dass sie sich dessen stets bewusst waren. Wenn die Nacht ihr schwarzes Tuch über das Dorf breitete, erwachte der Forst. Das Ächzen und Knacken wurde zu einem Raunen, das durch das Unterholz brandete, sich mit Lauten vermengte, deren Ursprung unbekannt war, den Bewohnern aber mit kalten Fingern über den Nacken strich. In seinem Herzen, einer Stelle, die niemals von Sonnenlicht erhellt wurde, hatte der Wald etwas geboren, lange, bevor die Menschen das Dorf errichteten. Es lauerte, schlich durch die Bäume, grollte. War zur gleichen Zeit überall und nirgends.

Mia hörte die Geräusche, nahm die Präsenz des Gehölzes mehr wahr, als jeder andere Dorfbewohner, und dennoch – sie ängstigten sie nicht. Vielmehr versetzten sie sie in Resonanz, als wäre sie ein Instrument, das ein Musiker zum Klingen brachte. Die Einwohner spürten das. Taxierten Mia aus Augenschlitzen, scheuten den Blickkontakt und wandten sich ab, um hinter ihrem Rücken zu tuscheln.

Sie war ein Mädchen, noch. Aber der Teufel konnte jede Gestalt annehmen. Konnte sich sogar mit Anmut und Schönheit schmücken, wenn es seinen dunklen Zwecken diente. Es war ein Gedanke, der zunächst nur über einzelnen Köpfen schwebte, irgendwann von Ohr zu Ohr getuschelt, zu einem kollektiven Glauben heranwuchs. Ein Scheiterhaufen aus trockenem Reisig, der auf den Funken wartete, der ihn entzünden würde.

Mia blieb nicht verborgen, wie man ihr begegnete. Jeder Rücken, der ihr zugewandt, jede Hand, die zum Mund geführt wurde, um dahinter tuschelnd dem Nebenmann etwas über sie zuzuflüstern, war ein Peitschenhieb auf die Seele des Mädchens. Selbst ihre Eltern wurden von dem Glauben, das Kind stünde in Kontakt mit einer düsteren Präsenz, infiziert. Die Angst, die stete Gefährtin des Dorfes, trieb mit jedem Gerücht, das sich um Mia und ihre Absonderlichkeit rankte, aus wie giftiger Efeu, und fand so weiteren Nährboden, auf dem die Saat des Misstrauens aufging.

Vielleicht war es die Sehnsucht nach Wärme, die ihr auf Grund der fehlenden menschlichen Kontakte versagt blieb, nur ihr kleiner Bruder Leo liebte Mia abgöttisch, die sie wieder und wieder zum Feuer trieb, stundenlang hineinstarren ließ. Die bizarren Formen, die die Flammen zeichneten, die Hitze, die es ausstrahlte, seine Fähigkeit, alles zu verzehren, das ihm anheimfiel, dies faszinierte das Mädchen. Nicht enden wollend konnte sie auf einem Schemel oder dem blanken Lehmboden der Hütte ihrer Eltern sitzen und in die Feuerzungen starren. Gudrun, Mias Mutter, die sich von Beginn an fragte, wie sie zu diesem Kind kam, mit dem rotglühenden Haar und der hellen Haut, die an Porzellan erinnerte, war sie selbst doch dunkelhaarig und von deutlich dunklerem Hautton, betrachtete wiederum ihre Tochter mit Argwohn, sah sie sie dort sitzen. Sie hatte sie geboren, war neun Monate das Gefäß gewesen, in dem diese Brut heranwuchs, aber spätestens nachdem sie die Nabelschnur durchtrennt hatte, war die Verbindung, hatte es die überhaupt gegeben, ebenfalls gekappt worden.

Das Feuer warf flackernde Schatten auf Mias rotes Haar, so dass es selbst einer lodernden Flamme glich. Die grünen Augen des Mädchens blickten in die Ferne der Welt, die sie umgab, entrückt.

„Hast du den Esel versorgt?“ Gudruns Stimme klang barsch, konnte die Abneigung, die sie ihrer Tochter gegenüber empfand, nicht verbergen.

---ENDE DER LESEPROBE---