Hollywood Hills - Kameras aus und Action! (5-teilige Serie) - Jules Bennett - E-Book

Hollywood Hills - Kameras aus und Action! (5-teilige Serie) E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Wenn die Kameras nicht mehr laufen, beginnt die Action! Fünf leidenschaftliche Geschichte aus der Traumfabrik Hollywood.

DER MILLIARDÄR, DER MICH VERFÜHRTE

Hüte dich vor ihm - Bronson ist ein echter Playboy! Als Mia ihren Job in der Traumfabrik Hollywood antritt, schlägt sie alle Warnungen in den Wind. Sie glaubt sich in einem Liebesfilm: Bronson Dane, berühmter Produzent und Sohn ihrer Chefin, ist umwerfend. Ein Inferno der Lust jagt durch ihren Körper, als er sie das erste Mal küsst. Einen solchen Mann hat sie ihr Leben lang gesucht! Doch sie darf nicht den Fehler begehen, von einer Zukunft in den Armen des Millionärs zu träumen. Denn Mia kennt ein düsteres Geheimnis, das Bronsons Leben mit einem Streich zerstören könnte …

ERFÜLLE MEINEN TRAUM VON LIEBE

Zerzauste Haare, unordentliches Hemd und verzweifelter Blick: So hat Charlotte ihren Ehemann noch nie gesehen! In seinen Armen hält er ein Baby und fleht sie an, ihm zu helfen. Dabei hatte sie ihn verlassen, weil er ihre Träume von einer Familie nicht geteilt hat. Anthony war die Karriere wichtiger als ihr Glück! Nun soll sie drei Monate zu ihm nach Hause kommen, bis er die Vormundschaft für die Tochter seiner verstorbenen Schwester bekommt. Zögernd stimmt Charlotte zu - aber nur wegen des süßen Kindes! Dann macht sie eine Entdeckung, die ihre ganze Zukunft in Frage stellt …

MÄRCHENHOCHZEIT AM MITTELMEER

Jedes Mädchen träumt davon, einmal Prinzessin zu sein. Doch als Victoria ihren besten Freund Prinz Stefan in seinem Palast am Mittelmeer heiratet, ist ihr schwer ums Herz. Denn während sie ihn heimlich liebt, braucht er nur eine Ehefrau, um an die Krone zu kommen …

ROTE LIPPEN MUSS MAN KÜSSEN

Dieser Mund ist zum Küssen da - und dieser Körper … Schluss jetzt! ruft sich Noah Foster zur Ordnung. Er muss aufhören, daran zu denken, wie Callie ihre vollen Lippen auf seine presst, ihren nackten Körper an seinen drängt. Schließlich hat er geschworen, sich nie wieder mit einer Frau einzulassen. Außerdem arbeitet Callie für ihn - Grund genug, auf Distanz zu bleiben! Doch dann wird Callie bei einem Autounfall verletzt, und Noah ist der Einzige, der ihr helfen kann. Aber dafür muss er ihr nahekommen. Zu nah, um noch länger zu leugnen, wie sinnlich es zwischen ihnen knistert …

ICH KANN DICH EINFACH NICHT VERGESSEN

Raine, seine Raine, mit einem Baby? Max kann es nicht fassen. Seit sie ihm vor Jahren den Laufpass gegeben hat, hat er doch alles versucht, um sie zu vergessen. Warum bringt ihn also der Gedanke, dass sie sich einem anderen Mann hingegeben hat, so auf die Palme?

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Jules Bennett

Hollywood Hills - Kameras aus und Action! (5-teilige Serie)

Jules Bennett

Der Milliardär, der mich verführte

IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: 040/60 09 09-361 Fax: 040/60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Christel BorgesGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2012 by Jules Bennett Originaltitel: „Caught In The Spotlight“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 1753 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Charlotte Gatow

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 02/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-95446-432-6

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag: BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE

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1. KAPITEL

Als die persönliche Assistentin seiner Mutter tropfnass seinen Namen rief, versuchte Bronson Dane gar nicht erst wegzusehen.

Diese Frau wusste offenbar genau, wie man die Aufmerksamkeit eines Mannes erregte: Sie trug nichts als ein weißes Handtuch.

„Mr Dane“, wiederholte sie, während sie das Tuch mit beiden Händen über ihren Brüsten zusammenhielt. Sie kam aus dem Bad, hielt jedoch inne, als sie ihn am Schreibtisch seiner Mutter stehen sah.

„Formalitäten sind wahrscheinlich überflüssig, solange Sie nur Wassertropfen und ein Handtuch tragen. Nennen Sie mich Bronson.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und dankte Gott, dass er kein Jackett übergezogen hatte. Die Temperatur im Zimmer war gerade um mindestens zehn Grad gestiegen. „Wo ist meine Mutter, und warum duschen Sie in ihrem Badezimmer?“

Ihre Augen, die fast ebenso schwarz waren wie ihr Haar, funkelten. „Olivia ist nicht da. Ich gehe oft ins Fitnessstudio, und sie hat mir erlaubt, ihr Badezimmer zu benutzen. So spare ich mir den Weg ins Gästehaus, wenn ich hier zu tun habe.“

Bronson murmelte irgendetwas über die Naivität seiner Mutter. Schlimm genug, dass sie Mia Spinelli auf dem Grundstück der Danes wohnen ließ. Jetzt hatte sie ihrer Assistentin, die seit einem halben Jahr für sie arbeitete, auch noch erlaubt, im Haus ein und aus zu gehen. Hatte seine Mutter denn nichts gelernt? Wann würde sie endlich begreifen, dass sie nicht jedem trauen konnte, nur weil er unschuldig aussah?

Das hier war Hollywood! Lügen und Intrigen waren hier ebenso normal wie Brustimplantate und Botox-Injektionen.

„Es tut mir leid, Mr Dane. Ich wusste nicht, dass jemand hier sein würde“, fuhr Mia fort. Sie verhielt sich, als wäre es völlig normal, nur ein Handtuch zu tragen. „Wollten Sie nicht bis Ende nächster Woche in Australien drehen?“

„Nennen Sie mich Bronson“, erinnerte er sie. „Der Film ist eine Woche früher fertig geworden. Ich bin hier, um mit meiner Mutter über das Festival nächste Woche zu reden. Hat sie gesagt, wann sie zurück ist?“

„Sie kommt heute Nachmittag. Sie hat eine Verabredung mit ihrem Anwalt, weil sie über den Vertrag für ihr neues Buch reden wollen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Ich habe meine Waschsachen auf dem Schreibtischstuhl abgelegt.“

Bevor sie an ihm vorbeigehen konnte, stellte er sich ihr in den Weg und griff nach der schlichten schwarzen Tasche auf dem lederbezogenen Stuhl. Sie wollte sie ihm abnehmen, doch er hielt die Tasche so, dass sie sie nicht erreichen konnte.

Er traute ihr nicht. Immerhin hatte sie früher einmal für Anthony Price gearbeitet, den Mann, den Bronson von allen Leuten in der Filmindustrie am meisten verachtete. Über die Gründe dafür wollte er jetzt nicht nachdenken.

Seine Mutter hatte ihm versichert, dass Mia vertrauenswürdig war. Seine Schwester Victoria, eine Modedesignerin, glaubte das ebenfalls. Als Bronson und Victoria vor Kurzem miteinander telefoniert hatten, hatte Victoria sogar erzählt, dass sie regelmäßig mit Mia twitterte.

Gut, Mia war mittlerweile seit sechs Monaten da. Aber das war noch lange kein Grund, ein Fan von ihr zu sein.

Bronson war nicht blind. Es schien immer unwahrscheinlicher, dass Anthony seine Assistentin geschickt hatte, damit diese ein bisschen herumschnüffelte.

Allerdings beschränkten sich die Gerüchte über Mia und Anthony nicht nur auf das Geschäftliche. Das ärgerte Bronson ebenfalls. Dass seine Mutter Mia eingestellt hatte, während er in Australien gewesen war, gefiel ihm auch nicht. Natürlich konnte seine Mutter sich jede Assistentin auswählen, die ihr passte, aber musste es ausgerechnet Mia sein?

Die Gerüchte, die in Hollywood kursierten, besagten, dass Mia das Hauptproblem für Anthonys kriselnde Ehe sei. Mit wem Mia schlief, ging ihn nichts an. Falls sie allerdings die Familiengeheimnisse der Danes während ihrer Nächte mit Anthony ausplauderte, dann war das etwas anderes.

Bronson und seine Mutter arbeiteten an einem Film, was vorerst geheim bleiben sollte. Die Medien würden sich überschlagen, wenn sie davon Wind bekämen. Er und Olivia trieben das Projekt schon lange voran, und Bronson zweifelte keine Sekunde daran, dass Anthony Price, einer der einflussreichsten Produzenten in Hollywood, das Geheimnis nur allzu gern lüften würde.

Anders als seine Mutter würde er deshalb wachsam bleiben.

Bronson beabsichtigte, herauszufinden, was Mia wollte, bevor sie das Drehbuch fand und damit zu Anthony ging.

Er warf die Tasche in ihre Richtung. Es war besser, wenn sie sich rasch anzog. Ob er ihr vertraute oder nicht, spielte gerade überhaupt keine Rolle: Sie roch nach irgendwas, was blumig und sexy war und es für ihn geradezu unmöglich machte, sich zu konzentrieren.

„Ziehen Sie sich an. Wir müssen reden.“

Mia nickte, drehte sich um, betrat das Bad und schloss die Tür hinter sich. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um an Sex zu denken, ermahnte sich Bronson im Stillen. Er musste dafür sorgen, dass seine Mutter und seine Schwester keinem weiteren Skandal ausgesetzt wurden.

Die letzte Assistentin seiner Mutter war mit einer halben Million Dollar durchgebrannt, und die Medien wären sicherlich begeistert, den Namen „Dane“ erneut auf die Titelseiten zu bringen. Seine Mutter sollte daher gründlicher darüber nachdenken, wen sie in ihr Leben ließ – vor allem wenn das Drehbuch weiterhin geheim bleiben sollte.

War es also ein Wunder, dass Bronsons Blutdruck in die Höhe geschossen war, als er das Büro seiner Mutter betreten hatte? Olivia Dane war eine Ikone. Die Medien würden ausgesprochen gern etwas Dreck nach ihr werfen. Irgendwie bekamen sie es immer hin, sogar Unschuldslämmer wie Verbrecher aussehen zu lassen.

Olivia Dane war der Liebling von Hollywood gewesen. Sie hatte in mehr Filmen die Hauptrolle gehabt als irgendeine andere Schauspielerin zuvor und war die „Grand Dane“ des Filmbiz. Die Medien beobachteten sie genau.

Die Badezimmertür öffnete sich erneut, und Mia, die weiße Caprihosen und ein ärmelloses schwarzes T-Shirt trug, kam heraus. Sie hatte ihre langen dunklen Haare im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst und war barfuß. Ihr einziger Schmuck bestand aus einer Kette mit einem goldenen Medaillon.

Alles an dieser Frau strahlte Unschuld aus. Warum also, zum Teufel, arbeitete sie ausgerechnet für die glamouröseste Frau in ganz Hollywood?

Olivia hatte ihm erzählt, dass Mias Zeugnisse ebenso tadellos waren wie die Gründe, ihren Job bei Anthony zu kündigen. Sie wollte nicht mehr Anlass für irgendwelche Gerüchte sein und als diejenige gelten, die Anthonys Ehe zerstörte.

Seine Mutter hatte ihm außerdem versichert, dass ausgiebige Recherchen ihren Eindruck bestätigt hatten: Mias Ruf war tadellos und die junge Frau perfekt für den Job.

Allerdings war Papier geduldig, wie Bronson sehr wohl wusste. Er wollte mehr über die zarte, geheimnisvolle Miss Spinelli wissen. Über diese Frau, die wahrscheinlich immer noch mit dem Feind schlief und möglicherweise für ihn herumspionierte.

Das Schicksal hatte ihm gerade die perfekte Möglichkeit dafür geliefert. Gab es etwas Besseres, als ein paar Abende zu zweit zu verbringen? Wie könnte Mia der Gelegenheit widerstehen, ihn auf das aufregende Festival in Cannes in der kommenden Woche zu begleiten?

„Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen“, sagte er. „Sie fliegen kommende Woche mit meiner Mutter nach Cannes. Richtig?“

Mia nickte.

„Es wird dort jeden Abend Veranstaltungen mit anschließenden Partys geben. Ich möchte gerne, dass Sie mich begleiten.“

„Sie begleiten?“, antwortete sie mit großen Augen. „Aber ich fliege dorthin, um mit Olivia zu arbeiten. Ich wollte nicht ausgehen.“

Der Himmel wusste, dass Bronson jede Frau haben konnte, aber er hatte keine Lust, irgendeine Diva mitzuschleifen, die unterhalten und bedient werden wollte. Diese Frau hier war die ideale Begleitung. Er konnte sich keine bessere Möglichkeit vorstellen, Mia näher kennenzulernen, als fünf Abende hintereinander mit ihr auszugehen.

„Ich finde nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagte Mia, setzte sich an den Schreibtisch seiner Mutter und ließ den Computer hochfahren. „Olivia und ich haben in Cannes viel zu tun. Sie will ihr Buch im Sommer fertig haben.“

Bronson betrachtete Mias schöne Hände, die über die Tastatur flogen. „Ich versichere, meine Mutter wird nichts dagegen haben, dass Sie mich begleiten. Sie müssen nur rechtzeitig in Cannes sein und nicht allzu viel einpacken. Ich werde Victoria bitten, Ihnen ein paar Kleider zu schicken.“

Sie schaute ihn an und befeuchtete sich die ungeschminkten Lippen. „Warum ich?“

„Warum nicht?“, entgegnete er. Seine Idee gefiel ihm zusehends besser.

„Ich bin nur eine Assistentin.“

Bronson zuckte die Schultern. „Umso besser. Außer Sie wollen wegen des Skandals um Ihren letzten Arbeitgeber nicht mit mir gesehen werden.“ Er beugte sich vor und flüsterte: „Oder wenn Sie einen eifersüchtigen Liebhaber haben.“

Mias Augen weiteten sich. „Ich kann nicht glauben, dass Sie ausgerechnet mich mitnehmen wollen.“

„Ich möchte nicht lügen.“ Lässig stützte er sich auf dem Mahagonischreibtisch ab. „Ich möchte meine Mutter schützen. Cannes bietet mir eine Gelegenheit, Sie besser kennenzulernen.“

Ein wundervolles Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Das verstehe ich gut. In diesem Fall komme ich gerne mit, wenn Olivia mich entbehren kann.“

Bronson richtete sich auf und lächelte ebenfalls. „Das wird sie. Vertrauen Sie mir.“

Vertrauen Sie mir.

Vier Tage zuvor hatte Bronson sein sexy Lächeln aufgesetzt und ihre gemeinsame Reise in ein wahres Ereignis verwandelt.

Sie, Mia, hätte ihm seine Bitte abschlagen sollen. Er hätte sie nicht darum gebeten, ihn zu begleiten und ihm zu vertrauen, wenn er ihr Geheimnis kennen würde. Ein Geheimnis, das seine Familie bedrohte.

Mia versuchte, ihre Schuldgefühle zu ignorieren und sich auf ihren Auftrag zu konzentrieren: Sie war in Cannes und würde mit dem attraktivsten Junggesellen von ganz Hollywood ausgehen. Sie musste sensationell aussehen.

Aber das sollte kein Problem sein. An ihrem Schrank hingen fünf hinreißende, von Victoria Dane entworfene Kleider. Mia trat einen Schritt zurück und schnappte nach Luft. Aschenputtel hatte nicht annähernd so schöne Kleider wie diese hier getragen.

Mia ermahnte sich, jetzt bloß nicht überzuschnappen. In diesem Moment fühlte sie sich selbst wie ein Star, obwohl sie „nur“ die Assistentin einer echten Hollywoodlegende war.

Geschah das alles hier wirklich? War sie gerade in Cannes, arbeitete tagsüber für Olivia Dane und mischte sich am Abend unter die berühmtesten Leute des Filmgeschäfts, noch dazu in Gesellschaft des Produzenten Bronson Dane und in einem Victoria-Dane-Kleid? Hatte sie das große Los gezogen?

Auf dem Flug nach Südfrankreich hatten Mia und Olivia einige Stunden gearbeitet. Für den Rest des Tages hatte Olivia Mia freigegeben. Mia nahm an, dass ihre Chefin jetzt einen Einkaufsbummel durch Cannes machte.

Als sie sich an den verblüfften Ausdruck auf Olivias Gesicht erinnerte, nachdem sie ihr erzählt hatte, dass sie Bronson zu den Partys und Preisverleihungen begleiten würde, musste Mia insgeheim lächeln. Die Grand Dane hatte gelächelt, ihre juwelengeschmückten Finger ineinander verschränkt und „wunderbar“ gesagt.

Alles an ihrer Arbeit für die Grand Dane war unbeschreiblich. Mia war zuerst ängstlich gewesen, als sie Anthony verlassen hatte, aber jetzt wusste sie, dass es so am besten war. Sie mochte Anthony – allerdings nicht so, wie es die Boulevardpresse dargestellt hatte. Sie hoffte, dass er seine Ehe wieder kitten konnte.

Anthony tat ihr leid. Sie hatten nie miteinander geschlafen, obwohl sie viel Zeit miteinander verbracht hatten. Ihre Beziehung war immer nur rein geschäftlicher Natur gewesen.

Mia wusste, dass Olivia ihr glaubte, aber was war mit Bronson? Nahm er das Schlimmste von ihr an? Zwischen den beiden größten Filmemachern Hollywoods herrschte Eiszeit. Das bedeutete wohl, dass Bronson den Gerüchten glaubte, was er sogar angedeutet hatte.

Sie hoffte, dass sie seine Bedenken zerstreuen konnte. Er hatte schlechte Erfahrungen mit den Medien gemacht und würde daher sicher nicht alles glauben, was er hörte oder las.

Als Mia angefangen hatte, für Olivia zu arbeiten, hatte sie nichts erwartet. Mit Anthony war sie zu Drehorten gereist, aber nie zu einem Filmfestival. Und nun war sie in Cannes. Die Reise selbst war schon aufregend genug gewesen, aber durch die vielen Extras war der Aufenthalt geradezu sensationell.

Sie hatte ein einfaches Hotelzimmer erwartet und keine Suite. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich vorgestellt, dass man sie wie eine Prinzessin behandeln würde. Sie würde nicht nach den Gründen dafür fragen.

Gedankenverloren schaute sie sich die Abendroben an und versuchte sich vorzustellen, wie sie darin tanzen würde. Obwohl Olivia Dane sie sehr gut bezahlte, würde sie sich nicht einmal eins dieser Kleider leisten können, geschweige denn fünf davon.

Anders als die meisten Frauen in Hollywood gab Mia nicht besonders viel Geld für Kleidung aus. Aber sie würde sich natürlich nicht weigern, diese klassischen, eleganten Entwürfe zu tragen.

Würde sie die ganze Nacht lang mit Bronson tanzen? Würde er seinen Körper an ihren schmiegen und die Arme um sie legen? Sie würde sich selbst belügen, wenn sie sich solche Gedanken nicht eingestand.

Was hatte seine Einladung zu bedeuten? Immerhin hatte er sogar seine Schwester eingespannt. Wollte er sie, Mia, wirklich nur besser kennenlernen, wie er behauptet hatte? Er fand sie wohl auch attraktiv. Sonst hätte er sie kaum gebeten, ihn zu begleiten.

Die Erinnerung an seinen Blick, als sie fast nackt aus dem Bad gekommen war, ließ sie erschauern. Sie war nicht eingebildet, aber auch nicht dumm. Bronson war gegen ihren Anblick keineswegs immun gewesen.

Moment mal!

Daran zu glauben, dass Bronson Dane sie attraktiv fand, klang irgendwie absurd. Er arbeitete mit Filmschauspielerinnen und verabredete sich mit Models. Außerdem war er mit einer atemberaubenden Visagistin verlobt gewesen. Dennoch hatten sich seine Augen bei ihrem Anblick geweitet. Ihr wurde wieder warm, als sie sich den Moment ins Gedächtnis rief, als er ihren Waschbeutel in Händen gehalten hatte. Sie hatten sehr nah beieinandergestanden. Er hatte männlich gerochen … und ausgesprochen sexy.

Mia zog das kurze schwarze Chiffonkleid vom Bügel, hielt es sich an und trat vor den großen Spiegel. Diese Traumrobe würde sie auf der ersten Party tragen. Alle Kleider waren hinreißend, aber dieses hier würde am meisten Eindruck machen. Sie wollte, dass sich Bronson an ihren ersten Auftritt in Cannes erinnerte.

Das schlichte schwarze Kleid und ihr dunkles Haar würden perfekt miteinander harmonieren. Sie wollte Bronson auf keinen Fall blamieren. Er sollte mehr in ihr sehen als die Assistentin seiner Mutter.

Ihr entschlüpfte ein Lachen, als sie das Kleid zurückhängte. Schließlich war sie nicht in Cannes, um aus Bronson einen Freund oder sogar ihren Liebhaber zu machen. Trotzdem wollte sie, dass Hollywoods begehrtester Junggeselle sie bemerkte. Gab es überhaupt eine Frau auf der Welt, die nicht von diesem starken, mächtigen Mann träumte?

Während Mia ein weiteres Kleid vom Bügel zog, meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Wie konnte sie das alles von dieser Familie annehmen, wenn sie etwas wusste, das deren Glück bedrohte?

Unglücklicherweise war es nicht an ihr, das Geheimnis aufzudecken. Sie fühlte sich zwischen der Loyalität gegenüber ihrem alten Arbeitgeber und ihrer neuen Arbeitgeberin hin- und hergerissen.

Plötzlich klingelte ihr Handy und riss sie aus ihren Grübeleien.

„Hallo?“

„Ich nehme an, dass Ihnen eines der Kleider gefällt.“

Mia ließ den Blick zur Schranktür hinüberwandern. „Ja, Bronson, sie sind alle wunderschön. Ich kann Ihnen und Victoria niemals genug dafür danken.“

„Mögen Sie auch den Schmuck?“, fragte er. „Wenn nicht, kann ich noch mal mit dem Juwelier telefonieren und etwas anderes bringen lassen.“

Mia schaute zur Kommode, auf der sich samtbezogene Schachteln stapelten. Sie hatte bisher keine davon geöffnet, glaubte aber, dass ihr Inhalt alles übertraf, was sie bisher gesehen hatte.

Sie berührte das einfache Medaillon, das sie an einer Kette um den Hals trug. „Alles ist wunderbar.“

„Die Filmvorführungen starten um halb acht“, fuhr er fort. „Wir werden gegen Viertel vor sieben auf dem roten Teppich erwartet. Ich erwarte Sie um halb sieben in der Lobby bei den Fahrstühlen.“

Ohne ein weiteres Wort legte er auf. Mia wusste nicht genau, wie sie sein Verhalten einordnen sollte. Auf dem Flug nach Cannes hatte er Small Talk mit ihr gemacht. Hin und wieder hatte sie sich beobachtet gefühlt. Wenn sie aufsah, hatte sie in Bronsons kristallblaue Augen geblickt. Wenn sie seinen Blick erwiderte, tat er so, als habe er sie nicht beobachtet. Konnte es sein, dass dieser Playboy in Wirklichkeit schüchtern und zurückhaltend war? Er konnte jede Frau haben. Jede Frau würde diesen blauen Augen bis ans Ende der Welt folgen. Genauso wie sie.

Mia seufzte, als sie zum Badezimmer ging. Ein Schaumbad würde ihr helfen, sich zu entspannen.

Zumindest soweit es dieses Geheimnis zuließ. Erst nachdem sie den Vertrag bei Olivia unterschrieben hatte, hatte sie davon erfahren. Wenn sie zwei Wochen früher bei Anthony gekündigt hätte, würde sie dieses Wissen jetzt nicht belasten.

In den vergangenen sechs Monaten hatte sie sich oft gewünscht, sie hätte nie etwas darüber gehört. Möglicherweise würde die Wahrheit irgendwann ans Licht kommen und die beliebteste Familie Hollywoods zerstören.

All das erinnerte sie an ein Ereignis in ihrer Kindheit, bei dem ebenfalls ein Geheimnis eine Rolle gespielt hatte.

Ihre Mutter hatte Mia darum gebeten, etwas für sich zu behalten. Aber Mia war erst fünf Jahre alt gewesen und hatte nicht gedacht, dass diese Bitte auch gegenüber ihrem Vater galt. Unterm Strich hatte die Wahrheit ihre Familie zerstört, ihre Eltern das Leben gekostet und Mia ein Leben bei diversen Pflegefamilien beschert. Selbst zwanzig Jahre später wurde sie immer noch von Schuldgefühlen geplagt.

Eine solche Katastrophe wollte sie gewiss kein zweites Mal auslösen. Aber sie sah sie jetzt bereits kommen. Doch aus Loyalität gegenüber einem Freund und aus Respekt vor Olivia würde sie den Mund halten.

Mia goss eine großzügige Menge Schaumbad ins Wasser und glitt in die runde, in den Boden eingelassene Wanne. Durch das Fenster sah sie in einen verschwenderisch angelegten Garten. Sie machte es sich im heißen Wasser gemütlich, seufzte und genoss den Ausblick.

Was würde Bronson an diesem Abend sagen, wenn er sie sah? Würde er enttäuscht sein oder angetan? Anthony hatte angedeutet, dass Bronson ein Playboy sei, und sie vor ihm gewarnt.

Drei Jahre lang hatte sie für Anthony gearbeitet. Dennoch hatte sie ihn und Bronson niemals im selben Raum gesehen. Sie hatte Berichte in der Boulevardpresse über den Streit zwischen ihnen gelesen, aber Anthony hatte immer nur gelacht, wenn sie ihn darauf angesprochen hatte. Er nahm nur wenige Dinge wirklich ernst.

Aber die Spekulationen über eine Affäre zwischen Anthony und ihr waren nicht zum Lachen gewesen. Weder sie noch Anthony hatten die Zeitungsartikel unterhaltsam gefunden. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie erfahren müssen, was ein Foto und eine fette Überschrift anrichten konnten.

Umso dankbarer war sie Olivia, dass sie ihr eine Chance gegeben und ihr einen Job angeboten hatte. Olivia glaubte offenbar nicht, was die Presse schrieb: dass Mia eine Lügnerin war.

Und nun war sie in Cannes und machte sich für eines der wichtigsten Filmfestivals der Welt fertig.

Beim Gedanken daran spürte Mia ihre Nervosität. Hoffentlich hatten Anthony und Bronson keine Gelegenheit, sich zu streiten. Es musste einen Weg geben, die Abneigung der beiden zu überbrücken. Vielleicht könnte sie etwas dafür tun. Aber wenn Bronson erfuhr, dass Anthony Olivias Sohn war, den sie vierzig Jahre zuvor zur Adoption freigegeben hatte, würde er ihn noch mehr hassen.

Sie hatte zwar ihre eigene Familie nicht retten können, aber vielleicht konnte sie etwas tun, damit diese Familie wieder zueinanderfand.

2. KAPITEL

Bronson hielt den Atem an. Er wusste, dass ihm der Mund offen stand, aber er konnte den Blick einfach nicht von dem abwenden, was da gerade auf ihn zukam.

Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber Mia sah in einem Victoria-Dane-Kleid noch begehrenswerter aus als nur mit einem Handtuch bekleidet.

Er hatte sich ein bisschen schuldig gefühlt, weil er sie nicht in ihrer Suite abgeholt hatte. Aber nun wusste er, dass er sich richtig entschieden hatte. Von der Tür bis zum Bett waren es dort nur wenige Schritte.

„Ich muss sagen, dass ich selten sprachlos bin, aber jetzt fehlen mir die Worte …“ Bronson hob Mias schlanke Hand an die Lippen. „Ich freue mich über Ihre Begleitung heute Abend.“

Mia lächelte. „Nun, dann sind wir schon zwei.“

Wenn sie nicht die Assistentin seiner Mutter gewesen wäre, hätte Bronson sie innerhalb weniger Augenblicke dazu überredet, mit ihm ins Bett zu gehen. Wer weiß, vielleicht tat er es noch. Sie würden fast eine Woche lang in Cannes sein; das hier war der erste Abend. Nach allem, was er annahm, brauchte er ein bisschen Zeit mit ihr allein, oder?

Verdammt noch mal, an diesem Abend würden sich alle nach ihr umdrehen! Er verspürte einen Stich der Eifersucht. Wieso, zum Teufel, interessierten ihn plötzlich die Blicke anderer Männer? Solange diese Typen Mia nicht anfassten, war doch alles okay. Jetzt gehörte sie ihm. Mias Verbindung zu Anthony machte die Vorstellung, sie zu verführen, noch interessanter.

„Können wir?“, fragte er und legte dabei ihren Arm auf seinen.

Sie harmonierten perfekt, während sie durch die Lobby zu den sonnendurchströmten Glastüren gingen. Mias Absätze klackerten auf dem Marmorboden, der Jasminduft, den er mit ihr verband, hüllte ihn ein. Alles an ihr machte ihn verrückt. Er begehrte sie, traute ihr aber nicht. Seine Gefühle verwirrten ihn; er hasste es, die Kontrolle zu verlieren. Das allein schon sollte genügen, sie nicht zu mögen, aber sie besaß so viel Sexappeal, dass er sie vor Ablauf der Woche haben musste.

Als sie die Tür erreichten, legte er ihr eine Hand auf den Rücken, um sie hinauszugeleiten, und fühlte nackte Haut. Wenn er geglaubt hatte, dass sie mit diesem unglaublichen Dekolleté nur von vorn sexy aussah, dann hatte er sich gründlich getäuscht. Der Rückenausschnitt war so tief, dass es gerade noch schicklich war. Noch ein bisschen tiefer, und man hätte sie verhaftet.

Ein aufregender Rücken machte ihn immer an. Na toll! Eine verrückt spielende Libido war genau das, was er brauchte, um ein klares Urteil über diese Frau zu fällen. Als hätte er nicht schon genug Probleme deswegen. Die Tatsache, dass sie mit seinem Feind geschlafen hatte, sollte reichen, um Abstand zu schaffen. Aber wenn er etwas sah, das er haben wollte, konnte er einfach nicht die Finger davon lassen.

Er sollte die Sache seiner Schwester übergeben. Als sie dieses Kleid für Mia ausgesucht hatte, hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Kleid brachte Mias Größe, ihre Kurven, ihre gesamte Figur sehr vorteilhaft zur Geltung.

„Victoria weiß, wie man Frauen das Gefühl vermittelt, schön zu sein“, sagte Mia, die offensichtlich seine Gedanken las, während sie auf dem Uferweg entlanggingen, der zum roten Teppich führte. „Ich muss gestehen, dass ich alle Kleider anprobiert habe. Und jedes davon ist mein Lieblingskleid.“

Bronson hatte seine Hand nicht von ihrem Rücken genommen und beabsichtigte auch nicht, es zu tun. Sie fühlte sich einfach so zart, so weiblich, so wunderbar an.

Anthonys perfekter Spion.

„Victoria weiß, wie man schöne Frauen noch atemberaubender aussehen lässt.“

Mia schaute ihn an. „Danke.“

Er ging ein Stück vor ihr, bevor sie den Bereich mit den Paparazzi und deren Kameras sowie den roten Teppich erreichten. „Ich sollte Ihnen danken“, sagte er und beugte sich zu ihr, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Ihretwegen platzen heute Abend alle Männer vor Neid.“

Sie lächelte unsicher. „Ich bezweifle das, aber danke.“

Offenbar meinte sie es ernst. Die meisten Frauen in Hollywood zeigten ihren Körper gern. Aber als er in Mias dunkle, temperamentvolle Augen blickte, sah er, dass sie einer Minderheit angehörte. Sie hatte ihm wirklich nicht geglaubt.

Das war okay, weil er ihr ebenfalls misstraute. Er würde die wahre Mia noch früh genug kennenlernen. Für den Fall, dass er ihr dafür dieses Kleid ausziehen musste, war das auch kein Problem.

Blitzlichter, das Geräusch der Kameras und Stimmen, die „Bronson“ riefen, begleiteten sie auf ihrem Weg über den roten Teppich zum Palais des Festivals.

Mia konnte nicht glauben, dass sie in einem Victoria-Danes-Kleid in Cannes über den roten Teppich schritt und Bronsons starke Hand dabei ihren nackten Rücken berührte. Sie versuchte, jedes Bild und jeden Eindruck festzuhalten, denn sie wusste, dass dies alles eine ferne Erinnerung sein würde, wenn sie erst einmal wieder in ihr Leben als Assistentin in die Staaten zurückgekehrt wäre.

Sie wusste, dass die Gefühle, die Bronsons Berührung auslösten, noch weit in die Nacht hinein in ihr nachklingen würden. Irgendwie gefiel ihr dieser Gedanke. Dieser Mann war wirklich etwas Besonderes.

Sie gestattete ihm, sie von Kamera zu Kamera zu führen. Er gab ihr einen sanften Schubs, wenn er wollte, dass sie zur nächsten Kamera ging. Wurden Stars es jemals müde, im Rampenlicht zu stehen? Mochten sie es, bei jeder Umdrehung und jeder Bewegung fotografiert zu werden? Wahrscheinlich nicht, aber für Mia war das alles neu, und sie genoss jede Minute davon.

Allerdings arbeitete sie lange genug in der Filmindustrie, um zu wissen, dass die Kameras alles einfingen. Würden die Betrachter der Fotos die Aufregung in ihrem Gesicht sehen? Würden sie aus ihrem Lachen herauslesen, dass sie gerade die großartigste Zeit ihres Lebens hatte? Sie hoffte sehr, dass die Fernsehbilder nicht ihre zittrigen Knie und Hände einfingen.

„Sie fragen sich, warum wir zusammen hier sind“, flüsterte Bronson ihr zu, als sie sich zu einer weiteren Kamera herumdrehten. „Entspannen Sie sich einfach.“

„Das sagt sich so leicht“, flüsterte sie zurück.

Mit dem Daumen strich er ihr über den Rücken. „Ich habe Sie nur mit einem Frotteetuch bekleidet gesehen, natürlich können Sie sich vor ein paar Kameras entspannen.“

Musste er sie ausgerechnet jetzt an diesen peinlichen Zwischenfall erinnern? Vielleicht tat er das nur, weil sie ihn beeindruckte.

„Sie werden Sie immerhin nicht beschuldigen, eine Affäre mit Ihrem Chef zu haben.“

Er lachte und zeigte den Kameras sein charmantestes Lächeln. „Das macht Sie noch anziehender für die Presse. Sie wissen nicht genau, was sie erwarten sollen.“

Sie gingen weiter den roten Teppich entlang, während noch mehr Stars eintrafen. Mia konnte nicht glauben, dass sie diesen Berühmtheiten so nahe war. Alle lächelten, winkten in die Kameras und gaben kurze Interviews.

In Wahrheit war ihr das Scheinwerferlicht zuwider. Aber die jüngsten Gerüchte hatten ihr keine Wahl gelassen. Die Medien weideten sich an jedem Skandal. Und obwohl Mia nichts daran lag, ihr Leben in den bunten Blättern ausgebreitet zu sehen, würde sie frohen Herzens ihr Privatleben opfern, wenn es Anthony zu einer glücklichen Ehe verhelfen würde. Die Medien würden darüber spekulieren, ob sie eine war, die von Bett zu Bett hüpfte, aber sie kannte die Wahrheit.

„Lassen Sie sie spekulieren“, murmelte sie. „Ich muss mich für nichts schämen.“

„Wir wollen hineingehen.“ Er hielt ihren Arm und winkte, als ein weiteres Blitzlicht aufleuchtete. „Ich bin sicher, meine Mutter wundert sich bereits, warum wir unsere Plätze noch nicht eingenommen haben. Sie ist immer zu früh da, um sich unter die Leute zu mischen.“

Mia hielt sich an Bronsons Arm fest, als sie die mit rotem Teppich ausgelegten Stufen hinaufgingen. „Und Sie mögen es nicht, sich unter die Leute zu mischen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich treffe genug davon auf den Partys.“

Mia lachte. „Sie sind ein wortkarger Mensch, oder?“

„Ich rede, wenn es was zu reden gibt. Wenn es Zeit ist zu arbeiten, arbeite ich.“ Er sah auf sie herab. Seine stahlblauen Augen erforschten ihre Lippen. „Und wenn es Zeit für Spiele ist, dann spiele ich.“

Sie erschauerte. Na super! Ein einziger Schlafzimmerblick genügte, und ihr ganzer Körper begann zu prickeln. Sie fand diesen Playboy von Minute zu Minute attraktiver.

„Weitere Fragen?“, flüsterte er ihr ins Ohr, während sein warmer Atem ihre Wange streifte.

Er mochte ein stiller Mensch sein, aber möglicherweise hatte er deshalb diesen Ruf als Meister der Verführung. Die zarte Berührung seines Daumens auf ihrem nackten Rücken, das Flüstern und diese blauen Augen – dieser Mann war unglaublich charmant.

Schnell drehte Mia sich um, sodass ihre Münder sich beinah berührten. „Ich nehme einen Gutschein.“

Bronson lachte. „Und ich bin sicher, Sie werden ihn bald einlösen.“

Sie lächelte, als sie das Foyer betraten. „Darauf können Sie sich verlassen.“

„Vous êtes trop gentil.“

Abrupt wandte Bronson den Kopf, als er das fließende Französisch hörte, in dem Mia mit einem bekannten französischen Produzenten redete. Sie lachte, tätschelte den fleischigen Arm des älteren Mannes und drehte sich zu Bronson um.

„Entschuldigen Sie“, sagte Mia, immer noch mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen. „Auf dem Weg vom Schokoladenbrunnen hat mich Monsieur du Muir angesprochen. Wir haben ein bisschen geplaudert.“

Geplaudert? Auf Französisch? Zuerst tauchte sie wie die Sünde auf Stilettos in der Hotellobby auf und machte ihn mit ihrer Hochsteckfrisur und ihrem nackten Rücken, der regelrecht darum bettelte, von seinen Händen erforscht zu werden, verrückt. Und dann unterhielt sie sich in einem Französisch, das so klang, als habe sie ihr ganzes Leben in Frankreich verbracht?

„Ich hatte vergessen, dass Sie Französisch sprechen“, bemerkte er und griff sich ein Champagnerglas von einem Tablett, das ein Kellner vorbeitrug. Er reichte ihr das Glas und eine Serviette. „Meine Mutter hat mir erzählt, dass Sie eine Begabung für Sprachen haben.“ Von all den anderen begeisterten Hintergrundberichten über Mia ganz zu schweigen.

„Ich spreche Französisch, Spanisch und Italienisch.“ Sie nahm einen Schluck Champagner. Ihre feuchten, rosa geschminkten Lippen sahen einladend aus.

„Sie haben sogar Ihre sexy Sprechweise unterdrückt. Sind Sie sicher, dass Sie keine Schauspielerin sind?“ Das war nur halb als Witz gemeint.

Weder im Palais des Festivals noch auf der Icon Picture Party hatte Mia eingeschüchtert gewirkt. Sie hatte den roten Teppich mit ihrem Lächeln und ihren temperamentvollen Blicken regelrecht erleuchtet. Bronson zweifelte nicht daran, dass er seine Augen von den Fotos dieser italienischen Schönheit in der Boulevardpresse regelrecht würde losreißen müssen. Kein Mann auf der Welt würde ihm verübeln, dass er derart vernarrt in sie war.

Wie oft hatte sie wohl Anthony in den vergangenen Jahren zu solchen Veranstaltungen begleitet? Er hatte sie nie gesehen, aber er hatte auch nicht darauf geachtet, mit wem Anthony unterwegs war. Bisher jedenfalls nicht.

„Keine Schauspielerin“, versicherte sie ihm. „Ich finde es einfach romantisch und geheimnisvoll, andere Sprachen zu sprechen.“

„Romantisch und geheimnisvoll?“ Bronson lehnte sich vor. „Die perfekte Beschreibung für meine Begleiterin heute Abend. Würden Sie das nicht auch sagen? Ich würde gerne mehr über Sie erfahren.“

Bronson war gespannt, wie sie reagieren würde. Aber Mia betrachtete irgendetwas hinter ihm. Er drehte sich um, um zu sehen, was es war – und die Gelegenheit war vorüber.

„Da ist Ihre Mutter!“ Mia winkte.

„Meine Liebe!“ Olivia kam heran und küsste Mia auf die Wange. „Es tut mir leid. Ich bin seit der Eröffnung ununterbrochen beschäftigt. Ich habe viele alte Freunde getroffen. Es gibt eine Menge Aufregung wegen der Schönheit, die mit meinem Sohn unterwegs ist. Alle Männer schauen nur Sie an, Mia.“

Mia lachte. „Oh, nicht doch! Alle Frauen hier sehen fabelhaft aus.“

Aber nicht so fabelhaft wie du. Fast hätte Bronson diese Worte laut ausgesprochen. Es gab keine Frau in Cannes, die mit Mia konkurrieren konnte.

Konzentriere dich! Er war nicht hier, um sich von dieser Frau beeindrucken zu lassen. Er war hier, um herauszufinden, was sie von seiner Familie wollte. Er zweifelte nicht daran, dass Anthony irgendetwas im Schilde führte und den Arbeitsplatzwechsel von Mia dafür benutzte. Aber er musste sich keine Sorgen machen, dass seine Mutter Mia etwas über das Drehbuch erzählen würde, an dem sie arbeiteten. Ihr war es ebenso wichtig wie ihm, dass keiner davon wusste, bis es vollendet war.

Wenn sich herausstellte, dass Mia ebenso sauber und unschuldig war, wie die Recherchen über sie nahelegten, würde er nichts unternehmen. Aber wenn er herausfand, dass sie für Anthony arbeitete, dann würden sowohl Anthony als auch Mia den Tag bereuen, an dem sie den Weg der Danes gekreuzt hatten.

Bronson küsste seine Mutter. „Schade, dass Victoria nicht dabei sein kann.“

Olivia lächelte. „Die Arbeit ist ihr wichtiger als wir. Das Mädchen wird sich noch zu Tode schuften.“

Bronson lachte. „Das sagt die Richtige.“

Olivia legte zärtlich den Arm um Bronsons. „Ich bin stolz darauf, dass meine Kinder so hart arbeiten.“

Bronson wollte etwas darauf antworten, vergaß aber, was, als er Mia ansah. Etwas wie Schmerz blitzte in ihren Augen auf.

„Dass Sie einander haben, ist wirklich ein großes Glück.“ Mia trank einen Schluck Champagner. „Kommt Victoria normalerweise mit?“

„Fast immer“, sagte Olivia.

„Es ist spät geworden.“ Olivia hob ihr Gesicht und küsste Bronson auf die Wange. „Wir sehen uns morgen, Mia.“

Mia lächelte und nickte. „Ich bin Punkt acht in Ihrer Suite.“

Während seine Mutter in der Menge verschwand, drehte sich Bronson zu Mia um, die ihr leeres Glas auf dem Tablett eines vorbeikommenden Kellners abstellte.

Mia unterdrückte ein Gähnen. „Ich habe immer noch einen Jetlag.“

Er wollte nicht, dass der Abend bereits jetzt endete. Aber es war spät, und er hatte am folgenden Morgen schon sehr früh einen Termin. „Dann bringe ich Sie nach Hause.“

Mia lächelte und legte ihm die Hand auf den Arm. „Sie müssen nicht gehen, nur weil ich müde bin, Bronson. Ich bin sicher, dass hier viele Bekannte von Ihnen sind, mit denen Sie noch plaudern wollen.“

Er zuckte mit den Schultern. „Es ist nach Mitternacht. Sie sind nicht die Einzige, die morgen früh ausgeruht sein muss.“

Er nahm ihre Hand und leitete sie zwischen den übrigen Partygästen hindurch. Dabei entging ihm nicht, dass die Männer Mia auffällig lange anschauten.

Mia selbst schien die Blicke nicht zu registrieren.

„Dabei dachte ich, dass in Cannes keiner der heißen Feger schläft.“ Sie schaute zu ihm auf und lächelte.

Diese Augen, die dunkel wie eine sternenlose Nacht waren, konnten einen Mann alles vergessen lassen. Wenn diese Frau ihn schon am ersten Abend so anmachte, wie sollte er den Rest der Reise überleben?

Mist! Er hasste es, verwundbar zu sein, und Mia begann, seine Gedanken zu beherrschen.

„Auch wir müssen schlafen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet“, entgegnete er.

Als sie in die warme Nacht hinaustraten, konnte Bronson die salzige Seeluft schmecken. Er fragte sich, ob Mia ähnlich schmeckte.

Die Jachten im Hafen wiegten sich sacht auf den Wellen des Mittelmeeres. Funkelnde Lichter spiegelten sich im Wasser und schufen eine romantische Atmosphäre, wie man sie sonst nur in Filmen sah.

„Es ist wunderschön hier“, sagte Mia und schmiegte sich an ihn, während sie das Meer betrachtete. „Wenn ich hier wohnen würde, würde ich mein ganzes Leben damit verbringen, den Wellen zuzusehen.“

„Wir haben bei uns auch eine Küste.“

Sie schaute ihn an und senkte den Kopf. „Schon. Aber Cannes ist so romantisch und aufregend. Ich mag Hollywood, aber dort ist alles irgendwie falsch.“

Bronson lachte. „Falsch? Haben Sie noch nie geschwindelt?“

„Nein“, entgegnete sie, ohne zu zögern. „An mir ist alles echt.“

Er musterte sie. „Das Äußere mag perfekt sein, aber haben Sie noch nie gelogen?“

Mia schaute wieder auf die See. „Wir alle werden irgendwann zum Lügen gezwungen, Bronson. Es gehört zur menschlichen Natur, die Wahrheit zu verbergen, wenn es uns in den Kram passt.“

Bronson stellte sich vor sie, ohne die Hand von ihrem Arm zu nehmen. Als sie ihn ansah, spiegelte sich das Mondlicht in ihren tiefen schokoladenbraunen Augen. Wenn er sich nicht vorsah, dann würde er sich in diesen Augen verlieren.

„Was verbergen Sie jetzt, Mia?“, flüsterte er.

Eine leichte Brise hob eine Strähne ihres Haares an und spielte mit ihr. Er schob ihr die Strähne hinter das Ohr und fuhr mit seinen Fingern über ihr Gesicht und ihren Nacken, bis sie den Atem anhielt.

„Ich habe es bereits gesagt.“ Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen und machte Bronson damit ganz verrückt. Er wollte selbst das Salz von ihren Lippen lecken. „An mir ist alles echt.“

Bronson ließ die Hand hinter ihren Arm entlanggleiten, umfasste ihren Nacken und küsste sie.

Perfekt. Absolut perfekt.

Ihre Lippen fühlten sich unglaublich an. Weich, hingebungsvoll. Es mochte sein, dass Mia ein Geheimnis hütete, aber falls es etwas mit ihrer Sexualität zu tun haben sollte, dann hatte er es gerade entdeckt. In dieser Frau brodelte die Leidenschaft.

Sie schlang die Finger um seinen Arm. Er wusste nicht, ob sie ihn wegstoßen oder festhalten wollte. Also erkundete er weiter ihren Mund. Er würde nicht aufhören, sie zu küssen, solange sie ihn nicht darum bat. Sie schmeckte einfach zu gut. Langsam ließ er die Hände über ihren nackten Rücken gleiten. Dieses verfluchte Kleid. Er wollte, dass sie es auszog. Sofort.

Durch nichts voneinander getrennt als durch den Stoff ihrer Kleidung, konnte er die Wirkung spüren, die er auf sie hatte.

Ein Blitzlicht ließ ihn zusammenzucken. Er sah einen Paparazzo die Straße hinunterlaufen.

Verflucht.

„Oh Gott, hat er …?“

„Ja.“ Bronson knirschte mit den Zähnen. „Er hat ein Foto von uns gemacht, und nun ist er wahrscheinlich zu dem Blättchen unterwegs, für das er arbeitet.“

Mia hielt sich die Hand vor den Mund und schaute ihn mit großen Augen an. „Oh Bronson, es tut mir leid.“

„Dass wir uns geküsst haben oder dass man uns dabei erwischt hat?“

Sie strich die widerspenstige Haarsträhne zurück. „Versuchen Sie gerade herauszufinden, was ich über das denke, was gerade geschehen ist? Es tut mir nicht leid, dass wir uns geküsst haben. Ich bin nur überrascht. Außerdem bedauere ich, dass das nun in der Presse breitgetreten werden wird und Ihre Familie in die Schlagzeilen bringt – vor allem vor dem Hintergrund des letzten Skandals um mich.“

Das klang echt, aber auch ihr französischer Akzent vorhin hatte echt geklungen.

Achselzuckend entgegnete Bronson: „Mein Körper hat Ihr Gesicht verdeckt. Für die Medien sind Sie eine namenlose Frau.“

3. KAPITEL

Eine namenlose Frau.

Mia wünschte sich, dass die Bedeutung dieser Worte, die Bronson zwei Nächte zuvor benutzt hatte, zu schmerzen aufhörte. Nahm Bronson sie so wahr? War sie für ihn nur ein flüchtiges Abenteuer? Wie viele Frauen mit zitternden Knien und blutendem Herzen säumten den Weg dieses Hollywood-Playboys?

Wenn sie an ihren Kuss dachte, klopfte ihr Herz noch immer schneller. Würde sie nach dieser Woche nur eine Zahl in Bronsons Liebesstatistik sein?

Mia tupfte sich Gloss auf die Lippen, die nach Bronsons Berührung lechzten, und betrachtete sich im Spiegel des Waschraums, der fast so groß wie ein Ballsaal war. In dem kurzen pflaumenfarbenen Kleid, das eine Schulter unbedeckt ließ, fühlte sie sich genau so weiblich und sexy wie in allen Kleidern, die sie an den vergangenen Abenden getragen hatte.

Die dritte Nacht des Festivals war wie alle anderen, allerdings mit einer Ausnahme: Mehr denn je sehnte sich Mia nach Bronson, obwohl sie wusste, dass das idiotisch war.

Tief durchatmend legte sie sich eine Hand auf den Magen, um die Nerven darin zu beruhigen. In ein paar Tagen würden sie wieder in Hollywood sein, und Bronson wäre mit einem neuen Filmprojekt beschäftigt.

Mia verließ den Waschraum. Am Ende der Halle hätte sie fast Anthony Price umgerannt.

„Mia.“ Er umarmte sie freundschaftlich. „Ich dachte neulich schon, ich hätte dich gesehen. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass du in Cannes bist.“

Sie schrak zurück. „Das darfst du nicht tun. Wenn jemand ein Foto von uns macht!“ Was, wenn Bronson sie beobachtet hätte!

Anthony sah sich um. „Paparazzi dürfen hier nicht rein. Aber es tut mir leid. Ich war nur erfreut, dich zu sehen. Bist du mit Olivia hier?“

Mia lächelte ihren ehemaligen Arbeitgeber an. „Und mit Bronson.“

Anthonys Lächeln erstarb. „Wirklich. Wissen sie …“

„Ich habe kein Wort gesagt, Anthony.“ Ihr war klar, dass ihn die Vorstellung, ein vierzig Jahre altes Geheimnis zu lüften und möglicherweise Leben zu zerstören, nervös machte. „Ich habe dir versprochen, dass ich schweigen werde, und ich halte meine Versprechen.“

„Ich weiß.“ Er seufzte. „Ich hab noch immer keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Nach all diesen Jahren. Ihr Leben wird sich für immer verändern. Und nicht nur das. Die Situation zu Hause …“

Mia schaute sich um und lächelte ihn dann an. „Ja. Ich weiß. Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Dass ich nicht mehr für dich arbeite, bedeutet nicht, dass ich keine Zeit mehr für ein Gespräch habe.“

„Das freut mich, Mia“, erwiderte Anthony lächelnd. „Keine Ahnung, warum ich dich überhaupt habe gehen lassen.“

„Weil deine Ehe wichtiger ist als deine Assistentin“, erinnerte sie ihn. „Alles kommt wieder in Ordnung, Anthony. Ihr beide braucht nur ein bisschen Zeit. Aber ich sollte wieder auf die Party gehen, bevor Bronson mich sucht oder jemand uns zusammen sieht.“

„Du hast recht. Ich kann es mir nicht leisten, Charlotte zu verlieren. Aber es hat gutgetan, dich zu sehen.“

„Perfektes Timing.“

Mia schrak zusammen, als sie Bronsons tiefe Stimme hörte. „Bronson.“

„Lassen Sie sich nicht stören“, sagte er zu ihr, während seine Augen Anthony fixierten. „Ich hab mich gefragt, ob es Ihnen gut geht. Nun sehe ich, dass alles okay ist.“

Warum hatte sie das Gefühl, ertappt worden zu sein? Konnte sie sich nicht mit einem Freund unterhalten, ohne dass jemand dachte, dass etwas dahintersteckte?

Beide Männer starrten einander mit unverhohlener Abneigung an. Die Luft knisterte geradezu vor Spannung.

Sie sahen sich wirklich ähnlich.

Seltsam, dass Halbbrüder, die in verschiedenen Familien aufgewachsen waren, beide zu Filmgrößen aufgestiegen waren und einander verachteten.

„Ich wusste nicht, dass Sie mit Mia verabredet waren.“ Anthonys Stimme klang schneidend, als er sich an Bronson wandte. „Sie sind ein glücklicher Mann.“

„Ja“, gab Bronson eisig zurück und betrachtete sein Gegenüber mit zusammengekniffenen Augen.

Für Mia war die Situation unerträglich. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie Anthony sich jetzt fühlen musste, da er die Wahrheit schon seit sechs Monaten kannte.

Als Anthony beschlossen hatte, sich Olivia anzuvertrauen, hatte er Mia gesagt, dass er jeden Skandal vermeiden wollte. Obwohl er und Bronson einander nicht mochten, hatte Anthony immer respektvoll und bewundernd von der Grand Dane gesprochen. Er würde sie nie absichtlich kränken. Allerdings würde er sie mit der Wahrheit konfrontieren, und er hatte eine Menge Fragen.

Mia wollte nicht, dass die beiden Männer länger zusammen waren. Wenn sie einen Streit vom Zaun brachen, würde es am folgenden Tag in allen Zeitungen stehen, einschließlich der dazugehörigen Fotos.

Sie ging zu Bronson, legte die Hand auf seinen Arm und sagte: „Sind Sie fertig? Ich könnte jetzt ein Glas Champagner vertragen.“

„Es war schön, dich zu sehen“, wandte sie sich an Anthony.

Anthony küsste Mia auf die Wange. „Ich bin sicher, dass wir uns noch vor dem Ende des Festivals über den Weg laufen.“

Mia war erleichtert, als sie sich endlich voneinander verabschiedet hatten. Erneut tauchten Bronson und sie ins Partygetümmel ein. Stars unterhielten sich, tranken Drinks und lachten. Aber Mia dachte daran, dass sie zwischen Bronson und Anthony stand.

Solange sie sich um ihren Job kümmerte und alles andere Anthony überließ, musste sie sich keine Sorgen machen. Sie wollte zwar dabei helfen, die Geschwister zusammenzubringen, aber eigentlich war das nicht ihre Aufgabe, auch weil sie wusste, was lang gehütete Geheimnisse anrichten konnten.

Mia blieb an einem der Champagnerbrunnen stehen und drehte sich zu Bronson um. „Entspannen Sie sich.“

Durchdringend sah er sie an. „Ich bin entspannt.“

„Das waren Sie, bevor Sie Anthony getroffen haben. Jetzt könnten Ihre Blicke töten.“

„Jeder weiß, dass wir nicht miteinander klarkommen“, erwiderte Bronson. Er nahm sich ein Glas und füllte es mit Champagner. „Ich habe gedacht, dass Sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ist es Ihnen egal, dass Sie zusammen gesehen werden?“

„Ich habe für ihn gearbeitet. Wir sind miteinander befreundet. Nicht mehr und nicht weniger.“ Mia nahm das Glas, das Bronson ihr anbot.

„Sie wirkten sehr vertraut miteinander.“ Bronson hob eine Augenbraue. „Und die Presse sieht es auch so.“

Mia hatte nicht vor, etwas abzustreiten. Sie kniff die Augen zusammen. „Sie sollten wissen, dass man nicht alles glauben darf, was die Boulevardpresse schreibt. Warum interessiert Sie das überhaupt?“

Bronson ließ den Blick über die Menge schweifen. „Ob Sie und Ihr ehemaliger Arbeitgeber etwas miteinander hatten, geht mich nichts an, solange es nicht die Interessen meiner Familie berührt.“

Mia hätte sich fast verschluckt. Das kam der Wahrheit bedenklich nahe. Sie riss sich zusammen, als er sie erneut ansah.

„Das hat nichts mit meinem Job zu tun“, versicherte sie ihm. „Ich arbeite sehr gerne für Ihre Mutter.“

Sein Schweigen beunruhigte sie.

„Irgendetwas ist los, nicht wahr?“, fragte sie. Bronson war offensichtlich ärgerlich. „Sie schauen, als ob …“

„Lassen Sie’s gut sein, Mia.“

Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht glücklich über ihre Frage war. Irgendetwas war nicht in Ordnung, aber Bronson wollte es Mia nicht erzählen. Es ging sie zwar nichts an, dennoch war sie neugierig.

„Warum ärgert es Sie, dass ich mit Anthony gesprochen habe?“

„Es hat nichts mit Ihnen zu tun.“ Bronson schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er Mia an. „Es hat mich nur an etwas erinnert. An etwas, das lange zurückliegt.“

Eine andere Frau. Die Worte hingen in der Luft, als hätte er sie ausgesprochen. Eifersucht hatte sie am wenigsten bei Bronson Dane erwartet, aber sie hatte das Gefühl, dass die Vergangenheit die Gegenwart gerade einholte.

„Es ist spät geworden“, erklärte er. „Ich bringe Sie zurück.“

„Natürlich.“

Irgendetwas war zwischen den beiden Männern passiert, und ziemlich sicher wusste außer den beiden niemand davon. Sie hatte während ihrer Zeit bei Anthony nichts gehört.

Wenn Bronson deswegen schon so verärgert war, wie wütend würde er wohl sein, wenn er erfuhr, dass Anthony sein Bruder war?

Bronson wusste nicht genau, was ihn mehr wurmte: dass Anthony und Mia ein Geheimnis hatten oder dass sie einander offenbar sehr nahestanden.

Doch was auch immer zwischen Anthony und Mia gewesen war, war jetzt unwichtig. Wichtig war nur, dass Bronson Mia wollte. Jetzt. Nackt. In seinem Bett. Er verbot es sich, über seine letzte Beziehung zu einer Frau nachzudenken. Er hatte ihr vertraut – so sehr, dass er sein Leben mit ihr und ihrem gemeinsamen Kind hatte verbringen wollen.

Ihr gemeinsames Kind. Das war auch eine ihrer Lügen gewesen.

Bronson versuchte, nicht an diese schmerzvolle Zeit zu denken und sich auf das zu konzentrieren, wovon er etwas verstand. Lust. Gute, altmodische Lust. Er begehrte diese attraktive, temperamentvolle italienische Frau, die ihn mit ihrer Schönheit, ihrem Duft und der Macht, die sie ihn über ihn hatte, schier zur Verzweiflung brachte.

Als sie den Aufzug verließen, schlang Bronson den Arm um Mias Taille und führte sie zu ihren Zimmern am Ende der großen Halle.

Sie hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit sie die Party verlassen hatten, obwohl beide die sexuelle Spannung zwischen ihnen deutlich spürten.

Mia zog die Chipkarte aus ihrer silberfarbenen Clutch und öffnete die Tür.

„Möchten Sie hereinkommen?“

Das war die Einladung, die er gebraucht hatte.

„Ja“, sagte er, schloss die Hände um ihr Gesicht und zog sie an sich.

Davon hatte er geträumt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Danach verlangt, seit sie nach Cannes gekommen und in diesem rückenfreien Kleid in die Lobby gestöckelt war. Nun, von diesem Kleid, diesem Ein-Schulter-Irgendwas, konnte er sie leicht befreien.

Aber jetzt konzentrierte er sich erst einmal auf ihren Mund. Ihre vollkommenen Lippen, die seinen Kuss erwiderten. Die Lippen, nach denen er sich gesehnt hatte, seit er sie zwei Nächte zuvor hatte kosten dürfen.

Aufstöhnend schob er Mia in die Suite. Die Clutch glitt ihr aus der Hand, als die Tür hinter ihnen zufiel. Ihre Hände umschlossen seine Arme, während sie leise seufzte.

Bronson ließ einen Moment von ihr ab. „Ich will dich seit Tagen. Sag mir, dass du nicht mehr mit Anthony zusammen bist.“

„Wir waren nie zusammen“, versicherte sie ihm, bevor sie ihn erneut küsste.

Mia war genauso heißblütig und leidenschaftlich, wie er es sich vorgestellt hatte. Sie war noch hingebungsvoller als an ihrem ersten Abend. Vielleicht weil sie sich jetzt hinter verschlossenen Türen küssten. Keine Paparazzi, keine Medien.

Bronson dauerte das alles viel zu lange. Er wollte sie. Jetzt. Sofort.

Entschlossen schob er sie weiter in den Raum hinein, bis sie gegen einen Tisch stieß. Jegliche Kontrolle schien sich in Luft aufzulösen. Mit den Lippen zeichnete er eine heiße Spur kleiner Küsse auf ihr Gesicht, den Nacken und weiter hinunter zu ihrer bloßen Schulter.

Mia stemmte die Hände auf den Tisch und drängte sich ihm entgegen. Sie bot sich ihm an, als habe sie diese Gelegenheit ebenso herbeigesehnt wie er.

Schnell zog er ihr das Kleid über die Schulter nach unten. Ein Bedauern, das er schon ewig nicht mehr gespürt hatte, breitete sich in ihm aus.

„Ich habe kein Kondom dabei“, bekannte er und schalt sich, dass er nicht vorbereitet war.

„Ich hab etwas in der Kosmetiktasche auf dem Tisch hinter dir.“

Gott segne die Frauen, die vorbereitet waren! Er kramte in der Tasche, fand das Präservativ und legte es auf den Tisch neben Mias Hüfte.

Sie hatte sich das Kleid bis zur Hüfte hochgeschoben, sodass er freie Sicht auf das hatte, was sie darunter trug.

„Wirklich süß“, flüsterte er angesichts des kleinen Stückes purpurfarbener Spitze in derselben Schattierung ihres Kleides. Langsam zog er ihr den Slip über die gebräunten Beine und die Stilettos. Die Schuhe mussten bleiben, wo sie waren.

„Du glaubst nicht, wie verrückt du mich gemacht hast.“ Bronson schlüpfte aus seiner Hose, während Mia an seinem Kinn knabberte.

„Dann küss mich! Ich kann nämlich nicht mehr länger warten.“

Sie rutschte an den Rand des Tisches, während er sich das Kondom überstreifte, und schlang ihm die langen Beine um die Taille. Er verlor keine Zeit, in sie einzutauchen.

Ihre Körper bewegten sich im Einklang miteinander; Bronson musste sich zusammenreißen, um nicht zu schnell und zu fest zuzustoßen. Das berauschende Gefühl sollte so lange wie möglich anhalten.

Die letzten beiden Tage waren nur ein Vorspiel für diesen Moment gewesen. Die zarten Berührungen, der Flirt, all das waren nur kleine Schritte auf dem Weg zum Ziel gewesen. Nun hatte er Mia endlich dort, wo er sie haben wollte.

Bronson fand den perfekten Rhythmus. Der Seufzer, der ihren vollen, feuchten Lippen entschlüpfte, gefiel ihm.

Diese Lippen hatten ihn kirre gemacht. Er fühlte sich wahrhaftig wie ein Sechzehnjähriger, mit dem die Hormone durchgingen. Aber diese Lippen hatten ihn regelrecht verspottet, wenn sie lachten, wenn sie sprachen, wenn sie stöhnten.

Bronson bewegte sich schneller. Nichts konnte ihn jetzt noch aufhalten.

Schweißperlen bedeckten seine Stirn, und er küsste Mia wie ein Verdurstender.

Es interessierte ihn nicht, dass sie die Assistentin seiner Mutter war oder ob sie eine Beziehung zu Anthony hatte. Bronson wusste nur, dass er diese Frau wollte und dass er gerade dabei war, sich zu nehmen, was er wollte. Und Mia, diese rassige, dunkeläugige Schönheit, hatte sich ihm seit ihrem ersten Kuss unterworfen.

Plötzlich begann sie zu zittern und sich zu verspannen, und nun hielt auch er sich nicht länger zurück. Als sie gemeinsam kamen, wusste Bronson, dass es nicht bei einem Mal bleiben würde.

Nachdem sie langsam wieder zu Atem gekommen war, öffnete Mia die Augen und lächelte. „Ich muss sagen, ich mag es, wie du mich zu meinem Hotelzimmer begleitest.“

Bronson knabberte an ihren feuchten, geschwollenen Lippen. „Ich sollte dich warnen. Ich habe vor, das zu wiederholen, sobald ich mich erholt habe.“

Zitternde Finger spielten mit den Knöpfen seines Hemdes. „Vielleicht könnten wir uns vorm nächsten Mal ausziehen.“

Bronson lächelte. „Definitiv.“

Nein. Bronson interessierte sich nicht dafür, dass Mia die Assistentin seiner Mutter war, und auch nicht dafür, dass er ihr nicht traute. Und er war sich absolut sicher, dass er sich überhaupt nicht dafür interessierte, ob sie irgendwann mal eine Beziehung zu Anthony gehabt hatte.

Er wollte einfach sein Herz an niemanden mehr hängen. Schon gar nicht nach seiner letzten Beziehung. Seine Exverlobte hatte ihn nach einer Fehlgeburt verlassen, und er hatte geglaubt, das Kind sei seines gewesen.

Irgendwann hatte er erfahren, dass seine Exverlobte Anthony an einem Filmset begegnet war, wo sie als Make-up-Artist gearbeitet hatte. Ironischerweise hatte Bronson sie auf dieselbe Art kennengelernt. Als Bronson und sie sich nach dem Tod des Ungeborenen zerstritten hatten und ihre Beziehung den Bach runterging, hatte sie ihre Affäre mit Anthony zugegeben, bevor sie ihn verließ.

Lust und Sex. Für mehr war in Bronsons Leben kein Platz, und die nackte Frau in seinen Armen würde sich äußerst gut darin machen.

4. KAPITEL

Sechs Wochen später.

Was hatte Mia gegessen? Sie stöhnte, schloss die Augen und ließ den Kopf auf die weichen Sofakissen fallen. In den sieben Monaten, in denen sie für Olivia arbeitete, hatte sie sich nie freigenommen. Aber an diesem Tag war es unmöglich, den Nachmittag durchzustehen, ohne ins Badezimmer zu sprinten, um sich zu übergeben.

Olivia hatte ihr Mitleid bekundet und Mia nach Hause geschickt. Vorher hatte sie ihr das Versprechen abgenommen, anzurufen, wenn es ihr schlechter ging oder sie irgendetwas brauche. Mia hätte jedem alles versprochen, nur um sich zurück nach Hause schleppen zu dürfen, sich auf dem Sofa auszustrecken und ganz still dazuliegen. Warum schien das Haus sich immer noch zu drehen?

Sie hatte den Laptop dabei und fühlte sich im Wohnzimmer am wohlsten. Oder besser: Würde sich wohlfühlen, wenn der Raum endlich aufhören würde, sich zu drehen, und ihr Magen Ruhe gab. Am Abend zuvor hatte sie nur ein Stück Backfisch und ein bisschen gekochtes Gemüse gegessen. Nichts von beidem konnte dafür verantwortlich sein, dass ihr so übel war. Sich auf die Fanbriefe per E-Mail zu konzentrieren, raubte ihr die letzte Kraft.

Mia seufzte, als sie die nächste Mail öffnete. Jemand wollte wissen, wann Bronson einen Film mit seiner Mutter in der Hauptrolle drehen würde. Die Öffentlichkeit liebte die Familie Dane. Die Tatsache, dass die Grand Dane und der beste Produzent Hollywoods noch nie zusammengearbeitet hatten, gab dem Interesse immer wieder neue Nahrung.

Warum schien alles immer irgendwie mit Bronson zu tun zu haben? Sie hatte in den vergangenen sechs Wochen nichts von ihm gehört. Nachdem er Cannes verlassen hatte, war er auf Geschäftsreise gegangen. Sie war einmal im Zimmer gewesen, als er angerufen hatte, um mit seiner Mutter zu schwatzen, aber näher war sie diesem Mann, mit dem sie die aufregendste Nacht ihres Lebens verbracht hatte, nicht mehr gekommen.

Offensichtlich lebte er sein altes Leben weiter; warum musste sie nur dauernd an seine Berührung und seine Küsse denken? Daran, wie er schmeckte? Sie lebte in Hollywood. Sexpartner kamen und gingen. Unglücklicherweise bedeutete Sex für Mia mehr als eine flüchtige Begegnung.

Sie erinnerte sich daran, dass er ihr versichert hatte, dass er keine dauerhafte Beziehung zu ihr wollte. Sie verstand das und hatte ihre moralischen Bedenken für eine leidenschaftliche Nacht mit dem heißesten Junggesellen Hollywoods aufgegeben.

Aber in ihrem Inneren war sie das kleine Mädchen, das sich wünschte, dass Märchen wahr werden würden. Sie träumte von einem Mann, der ihr die Welt zu Füßen legte, und einem Haus, in dem sie glücklich miteinander leben würden. Natürlich behielt sie diese Wünsche für sich, aber gegen ihre Fantasien konnte sie sich nicht wehren.

Unerfüllte Träume waren in Hollywood unglücklicherweise an der Tagesordnung. Aber sie scherte sich nicht darum, ob ihr Wunsch, dass sich ihre Träume erfüllen sollten, sie naiv erscheinen ließ. Sie war und blieb einfach eine unverbesserliche Romantikerin.

Lächelnd legte sie die Kette mit dem Medaillon um, das ein Bild ihrer Eltern enthielt. Sie hatte oft von ihren Eltern geträumt, als sie aus Italien in die USA gekommen war. Vielleicht war sie einfach von Natur aus eine Träumerin. Dann sollte sie härter daran arbeiten, dass sich ihre Träume erfüllten. Ein Teil von ihr wollte Bronson. Er war so aufmerksam gewesen und hatte ihr so viel gegeben. Abgesehen davon hatte er sich in der Woche, die sie miteinander verbracht hatten, als echter Gentleman gezeigt.

Mias Finger flogen über die Tastatur, als sie dem Fan von Olivia antwortete. Zurzeit gebe es keine derartigen Pläne, aber das bedeute nicht, dass Olivia und ihr Sohn nicht irgendwann einmal einen gemeinsamen Film machten. Mia wusste, dass die beiden gern zusammen drehen wollten, sie hatten bisher allerdings noch nicht das richtige Skript gefunden. Jedenfalls hatte man ihr das gesagt.

Diesen Teil ihrer Arbeit mochte sie am meisten. Sie hörte gern von Leuten, die sich an die Filme der Grand Dane erinnerten und sie auf der Kinoleinwand sehen wollten. Ohne Zweifel liebte das Publikum Olivia Dane. Ihre Schönheit und ihre Intelligenz waren unübertroffen.

Nachdem Mia weitere Fanbriefe gelesen hatte, die allesamt ihre Liebe für diese erfolgreiche Familie ausdrückten, fühlte sie sich schuldig.

Wann würde Anthony Olivia sagen, dass er die Wahrheit kannte? Einerseits wünschte sich Mia, dass die Last, die das Geheimnis für sie bedeutete, von ihr genommen werde. Auf der anderen Seite wusste sie nicht, welchen Preis die Wahrheit fordern würde. Würden die Danes ihr altes Leben wieder aufnehmen können? Sie waren zwar eine verschworene Gemeinschaft, die zusammenhielt und bereits einige Probleme überstanden hatte, aber ein Skandal von einem solchen Ausmaß konnte die Familie auseinanderbrechen lassen.

Dass Olivias makelloser Ruf ruiniert wäre, würde die ganze Sache nicht besser machen.

Mias Magen machte sich wieder bemerkbar. Sie wäre am liebsten ins Bett gegangen. Dummerweise war es erst zehn Uhr morgens. Weitere fünfzig Mails warteten darauf, beantwortet zu werden. Außerdem musste sie noch einige Anrufe wegen einer Fernseh-Talkshow erledigen, in der Olivia ihren neuen Film vorstellen wollte.

Als sie gerade eine weitere Mail öffnete, klingelte es an der Tür des Cottages. „Cottage“ war eigentlich eine unpassende Bezeichnung für ein fünftausend Quadratmeter großes Gästehaus mit Swimmingpool, Whirlpool und einem Filmvorführraum, dessen Leinwand vom Boden bis an die Decke reichte. Allerdings war dieses Gebäude – verglichen mit dem zweiundzwanzigtausend Quadratmeter umfassenden Haupthaus – wirklich ein Cottage.

Mia rappelte sich auf. Dann sah sie auf ihr wenig repräsentables Äußeres hinab und zuckte die Schultern. Nachdem Olivia sie nach Hause geschickt hatte, hatte sie sich etwas Bequemeres übergeworfen. Sie hatte nicht damit gerechnet, an diesem Tag noch jemandem zu begegnen.

Wenn es nicht Olivia war, hatte sie sicher einen ihrer Angestellten geschickt, um nach ihr zu sehen. Mia mochte es, dass sich Olivia um sie kümmerte. Mias eigene Mutter hatte vom Leben nicht die Chance erhalten, so fürsorglich zu sein. Insgeheim hoffte Mia allerdings, dass Olivia nicht den Koch mit Essen vorbeigeschickt hatte. Allein der Gedanke ließ ihren Magen revoltieren.

Die kühlen Fliesen fühlten sich erfrischend an. Während Mia durch den Flur ging, fühlte sie sich ein bisschen besser als auf der Couch. Vielleicht sollte sie einfach die Klimaanlage hochdrehen oder sich ein kaltes Tuch auf die Stirn legen.

Mia öffnete die Tür und erblickte Bronson. Er sah einfach vollkommen aus mit seiner kalifornischen Bräune, seinen leicht verstrubbelten Haaren, seinem grünen Polohemd und den dunklen Designerjeans. So ganz anders als sie. Halt mal, ihr Haar war auch unordentlich, wenn auch nicht so stylish wie seins! Ihr Haar – ein Knoten mit lauter gelösten Strähnen – sah mehr nach „Raus-aus-meinem-Gesicht-mir-wird-gleich-schlecht“ aus.

„Ich habe meine Mutter angerufen. Sie sagte mir, du seist krank“, sagte Bronson und lehnte sich gegen den Türpfosten. „Brauchst du etwas?“

Das durfte doch nicht wahr sein! Er tauchte einfach so auf, nachdem er wochenlang nichts von sich hatte hören lassen? Ein Anruf hätte genügt, dann hätte sie sich keine Sorgen um ihr Aussehen zu machen brauchen. Wenn er sie nicht bereits von seiner Liste möglicher Sexualpartner gestrichen hatte, dann würde ihr Anblick ihn sicher dazu bringen, das nächste Starlet anzumachen, das ihm über den Weg lief.

„Brauchst du irgendwas?“, fragte er noch einmal.

Was sie am dringendsten brauchte, war, dass er ging und erst dann wieder auftauchte, wenn sie ihre Haare in Ordnung gebracht hatte und ihr Atem nicht mehr nach dunklem Keller roch.

„Alles okay.“ Sie lächelte. „Bist du herübergekommen, um zu sehen, wie es mir geht?“

Bronson zuckte die Schultern. „Ich bin vor ein paar Tagen zurückgekommen und wollte ohnehin bei dir vorbeischauen.“

„Wirklich?“ Wenn sie an die sechs Wochen dachte, die seit ihrer letzten Begegnung vergangen waren, war sie ein wenig skeptisch. „Warum?“

„Willst du die Wahrheit wissen?“

Mia griff nach dem Türrahmen, um sich festzuhalten, und zog eine Braue hoch. Ja, sie würde gerne etwas Wahres von diesem Mann erfahren, mit dem sie geschlafen hatte und den sie nicht aus dem Kopf bekam.