Holt mir den Schneider ran! - Hartmut Schober - E-Book

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Hartmut Schober

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Beschreibung

Die Zutaten für einen stahlharten Militär-Thriller der besonderen Art?

Der Kalte Krieg im Endstadium, das größte Militärmanöver in der Geschichte der Bundeswehr, ein düpierter General, US-Special Forces, die als Partisanentruppe den übenden Soldaten das Leben schwermachen … und natürlich Hauptmann Schneider, seines Zeichens Fallschirmjäger, Jagdkommandoführer und … nun ja, kein Freund von Vorschriften.

Schneider löst Probleme auf seine Art – und so kommt es knüppeldick, als der Ruf des Generals durch die Truppe hallt: »Holt mir den Schneider ran!«

Wer selbst zu Zeiten des Eisernen Vorhangs beim Bund gedient hat, dem wird die Geschichte so manches Déjà-vu bescheren. Alle anderen freuen sich auf bärbeißige deutsche Soldaten aus einer anderen Zeitepoche, als noch regelmäßig Panzermassen quer durch Deutschland pflügten, um den Warschauer Pakt in Schach zu halten.

»Holt mir den Schneider ran!« ist beinhart, unorthodox und dreckig. Wenn sich Hauptmann Schneider über alle Regeln hinwegsetzt, um die Amis auf jeden Fall dingfest zu machen, entwickelt sich ein zunächst harmloses Manöver bald zur knallharten Jagd, die gar das Potenzial für diplomatische Verwicklungen zwischen Deutschland und den USA in sich birgt …

Was Sie von diesem Buch erwarten dürfen: - Manöver hin oder her: Dieser Roman garantiert stahlharte Action! - Beruht auf wahren Tatsachen: Erhalten Sie einmalige Einblicke in Abläufe deutscher Sonderkommandos, den Vorläufern des KSK - Historisch: So war der Kalte Krieg wirklich! - Als Bonus für Sie: Drei Kurzgeschichten über deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg - Rund 85 Illustrationen des Ex-Soldaten Markus Preger lassen die Geschichte lebendig werden

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Hartmut Schober

 

 

»Holt mir den Schneider ran!«

die Bundeswehr im Kalten Krieg – Ein Militär-Thriller

 

 

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Mit mehr als 85 Illustrationen des Ex-Soldaten Markus Prege

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Band 1 der Trilogie wurde im Jahr 2017 von André Skora aus mehr als 200 Titeln für die Midlist des Skoutz Awards im Bereich Science-Fiction ausgewählt und schließlich von den Lesern unter die letzten 3 Bücher auf die Shortlist gewählt.

 

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Jill & Moni

von

EK-2 Publishing

Vorwort

 

Der Kalte Krieg wird heute in den Schulen bereits als geschichtliche Epoche behandelt. Persönliche Erlebnisse treten da naturgemäß nicht in Erscheinung. Dabei sind die Schilderungen von individuellen Begebenheiten aus dieser Zeit so wichtig. Sie ergänzen das erworbene Schulwissen und bedeuten auch für die Zeitzeugen eine unterhaltsame Besinnung auf eine längst vergangene Zeit. In diesem Sinne wünsche ich allen geschichtlich und militärisch interessierten Lesern genau so viel Vergnügen beim Lesen dieses Buches, wie meine Zeitgenossen in jener Zeit hatten.

Die Personen und Ereignisse dieser Geschichte sind fiktiv, beruhen aber auf wahren Begebenheiten.

 

 

Widmung

 

Dieses Buch ist allen Männern und Frauen gewidmet, die im Einsatz für Ihre Heimat während der Zeit des Kalten Krieges dienten. Einige von ihnen ließen ihr Leben im Dienst ihres Vaterlandes, häufig ohne Kenntnis der breiten Bevölkerung, ohne jeden Ruhm, oft sogar ohne ein öffentliches Gedenken an ihren mutigen, heldenhaften Einsatz.

Jene Männer und Frauen bildeten über Jahrzehnte einen unsichtbaren Schild, der Generationen von Menschen im westlichen Teil Deutschlands und in ganz Europa schützte.

Sie waren der Garant für Freiheit und für unser aller Sicherheit!

Kameraden und Kameradinnen, hiermit danke ich Euch für Euren Einsatz!

 

 

»Manch einer ist Jäger bis zu dem Augenblick, da er jagt!«

Unbekannter Verfasser

Prolog

 

 

Es war der Herbst des Jahres 1987, genauer gesagt Mitte September jenes Jahres.

Ich nahm als Angehöriger eines Jägerbataillons am Manöver »Kecker Spatz« teil. Es war eines der größten Manöver, die jemals in Süddeutschland abgehalten worden waren, durchgeführt von Donnerstag, den 17.09.1987, bis Donnerstag, den 24.09.1987.

Mehr als 75.000 Soldaten, hauptsächlich aus Deutschland und Frankreich, nahmen daran teil. Es war das erste große deutsch-französische Militärmanöver auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland, an dem sogar Soldaten der französischen Fremdenlegion mitwirkten.

Frankreich war seit 1966 nicht mehr Vollmitglied der NATO und so stellte dieses Manöver einen deutlichen Freundschaftsbeweis zwischen den früheren Erbfeinden Deutschland und Frankreich dar.

Und mit ebendiesem Manöver begann die ganze Geschichte …

 

Nachthimmel über Süddeutschland

Zwei Stunden vor Sonnenaufgang am 16.09.1987

 

 

Lieutenant Striker spürte die Vibrationen der vier dröhnenden Flugzeugtriebwerke schon lange nicht mehr bewusst; er war schon zu oft in einer C-130 Hercules geflogen und hatte gelernt, im Flugzeug zu essen, zu schlafen und sich auf seine Einsätze vorzubereiten. Er ging langsam an den Abwurfpaletten mit der Ausrüstung für den Spezialeinsatz vorbei, die in der Mitte des Laderaums verzurrt waren, und sprach seine Männer der Reihe nach an, um sich nach ihrem Befinden und ihrer Gefühlslage zu erkundigen. Diese hatten auf den Sitzen entlang der Außenhülle Platz genommen. Nicht, dass dies notwendig gewesen wäre. Strikers Team war stets hochmotiviert und bestens ausgebildet, wie es sich für Spezialkräfte gehörte. Es war eine Marotte, die er pflegte, um die Zeit bis zum Einsatzbeginn zu überbrücken.

Striker hatte seine Runde soeben beendet, als der Bordmechaniker ihm bedeutete, dass sie in Kürze ihre Absprungzone erreichen würden. Striker rief den Männern zu, letztmalig die Waffen zu überprüfen und sich zum Sprung bereitzuhalten. Völlig ruhig, ja geradezu entspannt, erhoben sich die Soldaten und begannen damit, gegenseitig die persönliche Ausrüstung zu überprüfen. Danach folgte ein zweiter Check durch einen anderen Kameraden. Auf ein weiteres Kommando Strikers hin klinkten sich die Männer mit den Auslöseleinen ihres Fallschirms in die Auslösevorrichtung des Transportflugzeugs ein. Und stellten sich dann in einer Reihe an der Absprungtür auf.

Zeitgleich bereitete der Bordmechaniker die Abwurfpaletten mit der schweren Ausrüstung vor und begab sich schließlich zur Steuereinheit für die Heckrampe. Die Kabinenbeleuchtung wechselte auf stark gedämpftes Rotlicht und die rote Sprunglampe über der Absprungtür leuchtete auf. Der Bordmechaniker fasste sich an den Helm; er schien einer Durchsage aus dem Cockpit zu lauschen. Danach zeigte er Striker und seinen Männern die linke Hand mit drei ausgestreckten Fingern. Drei Minuten bis zum Absprung also. Obwohl sie äußerlich absolut ruhig wirkten, konnte der Lieutenant die Anspannung seiner Soldaten deutlich spüren. Es war schließlich alles andere als natürlich, ohne Not aus einem funktionierenden Flugzeug zu springen. Aber diesen Job hatten sie sich letztlich alle selbst ausgesucht. Striker grinste bei diesem Gedankengang in sich hinein.

No Risk, no Fun! Das war schon immer sein Motto gewesen.

Das Surren der Antriebsmotoren der Heckrampe zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Rampe stoppte, als sie eine Ebene mit dem Laderaum bildete. Ein Zugschirm würde die Paletten aus dem Flugzeug ziehen und unmittelbar danach den Hauptschirm, der aus mehreren Fallschirmkappen bestand, auslösen, an welchem die Paletten dann zu Boden schweben würden. Zeitgleich würden sich Strikers Männer in die Tiefe stürzen und an den sofort ausgelösten Automatikschirmen zu Boden gleiten. Durch die automatische Auslösung konnten sie in niedrigerer Höhe abspringen, was eine Entdeckung durch den Feind unwahrscheinlicher machte. Ihre Hercules, die die gefälschte Kennung einer französischen Chartermaschine trug, würde ihre Flugroute und Flughöhe nicht einmal verlassen müssen – die perfekte Tarnung für ihren Absprung. Die Dunkelheit würde neugierige Augen daran hindern, sie beim Niedergehen zu beobachten, und sofern nicht zufällig jemand am Boden über sie stolpern würde, würde niemand ihre Ankunft registrieren. Soweit der Plan.

Die Absprungleuchte über der Tür wechselte auf Grün und schon stürzten sich Strikers Green Berets in die Tiefe; zeitgleich glitten die Frachtpaletten über die Laderampe in die Dunkelheit. Lieutenant Striker sprang als Letzter in die dunkle Nacht und als er an seinem Schirm in die Tiefe schwebte, schickte er ein Stoßgebet gen Himmel und wünschte den US-Army-Rangern, die zeitgleich an einem anderen Einsatzort absprangen, viel Soldatenglück. Sie würden sich erst wieder treffen, wenn sie ihre jeweiligen Einsatzziele erfüllt haben würden. Der Feind würde am Morgen von ihrer Anwesenheit erfahren, dann würde zweifellos die Jagd auf sie beginnen …

 

Der Kommandoposten

 

 

Mein Jägerzug war abkommandiert worden, um einen Kommandoposten in der Nähe von Stuttgart abzusichern. Somit befand ich mich – informationstechnisch gesehen – praktisch direkt an der Quelle.

Von jenem Kommandoposten aus wurde nämlich der Nachschub der kämpfenden Truppe geregelt, auch die Tiefe des Raumes sollte von dort aus überwacht werden. Er war das Nervenzentrum der Versorgung für die Front in diesem Manöver.

Wer ich bin?

Hauptfeldwebel Markus Wolfangel, stellvertretender Zugführer eines Jägerzuges aus Böblingen.

Zu jener Zeit führte ich meinen Zug kommissarisch, da mein Zugführer nach einem Motorradunfall vorübergehend dienstunfähig war. Unser Leutnant Kraft ging gerne Risiken ein, im Dienst und erst recht privat. Ein Motocross-Turnier war ihm nun zum Verhängnis geworden.

Ein schwerer Sturz hatte ihn also außer Gefecht gesetzt – zwei Tage vor Manöverbeginn. Ersatz war natürlich noch nicht eingetroffen. So musste ich also ran. Ich war gerade erst zum Hauptfeldwebel befördert worden.

Wir hatten im Nachtmarsch zum Kommandoposten verlegt und noch in der Nacht damit begonnen, unsere Stellungen abzusichern und Sicherungsposten zu beziehen. Die Kameraden von den anderen Zügen unserer Jägerkompanie amüsierten sich derweil auf dem Manöver mit dem Rest des Bataillons irgendwo zwischen Stuttgart und der tschechoslowakischen Grenze.

Der Kommandoposten befand sich weit ab der eigentlichen Front. Das sollte sich noch als bedeutsam für die kommenden Ereignisse erweisen. Es hatte sich bereits via Latrinenfunk herumgesprochen, dass die eigentlich am Manöver nicht beteiligten Amerikaner nun doch irgendwie mit von der Partie waren.

Gleich am Morgen des ersten Manövertages trafen zahlreiche hohe Offiziere ein und versammelten sich in einem der Gruppenzelte, das für Besprechungen mit einem Kartentisch versehen worden war und somit als Befehlszelt Verwendung fand. Sehr viel Lametta war da nun anwesend, vom Divisionskommandeur abwärts – Man könnte sagen: alles, was Beine hatte und kein Tisch war, wie ein altes chinesisches Sprichwort besagt. Der General musste im Laufe der Besprechung wohl einen gewaltigen Tobsuchtsanfall gehabt haben, jedenfalls hörte man ihn noch am anderen Ende des Kommandopostens brüllen: »Wenn Sie dazu mit Ihren eigenen Kräften nicht in der Lage sind, holen Sie mir den Schneider ran und dazu jeden verdammten Soldaten der Bundeswehr, den sie einfangen können! Die Ehre der Bundeswehr und meine persönliche Reputation als Kommandeur stehen hier auf dem Spiel!«

In der Folge brach dann äußerst heftige Aktivität bei den anwesenden Stabsoffizieren aus. Man wollte alle freien beziehungsweise verfügbaren Kräfte heranführen, die noch aufzutreiben waren, um die Lage zu bewältigen. Welche Lage das eigentlich war, sagte uns aber niemand.

 

 

Gegen Vormittag traf dann tatsächlich ein Kontingent Fallschirmjäger aus Nagold ein. Mann erkannte sie schon von weitem an ihren Sturmgewehren vom Typ HK-G3A4 mit einschiebbarer Schulterstütze und den Springer-Gefechtshelmen mit der zusätzlichen Beriemung, um besseren Halt des Helmes im Sprungeinsatz zu gewährleisten. Freilich machte dies die ollen Kochtöpfe nach Ami-Vorbild auch nicht bequemer. In der Tat trugen die Fallschirmjäger den Helm normalerweise eher selten; das Barett mit dem herabstürzenden Adler im Abzeichen war da wesentlich häufiger zu sehen. Einer erzählte mir mal, sie würden die neuen Barette erst einmal nassmachen, zusammenrollen und über Nacht in die Rillen der warmen Heizung stecken, damit sie besser am Kopf anlägen. Selber hatte ich das nie ausprobiert, sondern immer die Feldmütze bevorzugt – vielleicht, weil ich so ungeheuer glücklich darüber war, dass die Feldmütze das seinerzeit verhasste Schiffchen ersetzt hatte. Nur die Luftwaffenjungs wollten sich nicht von ihrem Schiffchen trennen.

Jene Fallschirmjäger, die nun bei uns einmarschierten, trugen jedoch allesamt ihre »Stahlmütze«.

 

 

Das war auch besser so, denn unser General sah es nicht gerne, wenn seine Männer »Oben-ohne« herumliefen. Er verglich das immer mit den seiner Meinung nach »dämlichen Schotten«. Damit meinte er die britischen Highlander-Soldaten, von ihren britischen Kameraden im Ersten Weltkrieg auch »The Ladys from Hell« genannt, da sie in ihren Kilts (Schottenröcken) in den Kampf gezogen waren. Auch im Zweiten Weltkrieg und im Koreakrieg hatten sie mit dem Barrett auf dem Kopf zu den Klängen von Dudelsackmusik gekämpft, was zu überdurchschnittlich hohen Verlustraten durch Kopfverletzungen geführt hatte.

Dieses exzentrische Verhalten betrachtete der General jedenfalls als sträflichen Unsinn und absolute Verschwendung von Ressourcen, ja fast schon als Wehrkraftzersetzung. Erwischte er jemanden obenherum derart leichtbekleidet, hatte dieser einen schönen Einlauf zu erwarten und seine Vorgesetzten gleich dazu. Ironischerweise war der gute General selbst etwas exzentrisch veranlagt; so trug er stets ein weißes Seidenhalstuch und einen britischen Offiziersstock, mit dem er auf den Tisch zu schlagen pflegte, um seine Ausführungen dramatisch zu unterstreichen.

Die Fallschirmjäger wussten aber wohl über diese besondere Eigenart des Generals Bescheid. Einen von ihnen erkannte ich sofort wieder; ich kannte ihn noch als Leutnant von früher – er war mein erster Zugführer gewesen. Damals noch ein frischgebackener Jägeroffizier, hatte er sich bereits mit dem Einzelkämpfer- und dem Jagdkommandoführerabzeichen schmücken dürfen.

 

 

Einzelkämpfer waren Absolventen eines besonderen Lehrganges der Bundeswehr – genau genommen sogar einer Reihe von Lehrgängen. Der Einzelkämpferlehrgang vermittelte seinen Teilnehmern den Jagdkampf sowie das Überleben und Durchschlagen in Situationen, in denen man auf sich gestellt war. Der Lehrgang hatte das Ziel, die Teilnehmer an ihre psychischen und körperlichen Leistungsgrenzen zu führen. Durchhaltewille, Belastbarkeit, Entscheidungsfähigkeit unter erschwerten Bedingungen sowie Führungswille waren die geforderten Leistungselemente.

Beim Jagdkommandolehrgang hingegen wurden ausgewählte Soldaten auf Einsätze in fremdem Gelände samt Spreng- und Lufttransportübungen vorbereitet.

 

 

Der Mann, der da gerade ankam, war also ein Spezialist, wie er im Buche steht. Sein Name lautete Erwin Schneider, nun offenbar im Rang eines Hauptmanns stehend. Und offensichtlich hatte Schneider eine ganze Fallschirmjägerkompanie im Gefolge.

Schneider lebte für den Dienst an der Waffe und war Soldat durch und durch. Seine Muskeln zeichneten sich wie Stahlseile unter seiner Uniform ab. In seiner Freizeit betätigte er sich im Nahkampftraining – bildete sich in Krav Maga und MuSaDo weiter und fungierte in beiden Kampfsportarten inzwischen sogar als Ausbilder.

Krav Maga und MuSaDo wurden weltweit von zahlreichen Streitkräften als Nahkampftechniken eingesetzt. Schneider faszinierte an MuSaDo besonders, dass die südkoreanischen Black Panthers diese Form der Kampfkunst entwickelt hatten. Im Vietnamkrieg hatten sie damit Angst und Schrecken unter den Vietcong verbreitet. Bald war die südkoreanische Spezialeinheit, die ihre Feinde mit bloßen Händen tötete, in aller Munde.

 

 

Es war demnach wohl Schneider gemeint gewesen, als der General in der Besprechung seinen Ausbruch gehabt hatte. Wenig später wurden alle im Kommandoposten anwesenden Offiziere und auch die Unteroffiziere unter den Zugführern zu einer weiteren Besprechung zusammengerufen. Das war ungewöhnlich. Als sie im Besprechungszelt versammelt waren, trat der General vor die Männer und erklärte:

»Meine Herren, die Lage ist schwierig. Das Verteidigungsministerium hat uns ein gewaltiges Ei gelegt. Die US-Army hatte angefragt, ob sie Spezialkräfte entsenden dürfe, die im Zuge des laufenden Manövers ›Kecker Spatz‹ im Hinterland als Partisanen eingesetzt Übungen unter realitätsnahen Umständen durchführen würden.«

Kurz räusperte sich der General, ehe er fortfuhr: »Unsere Aufgabe ist es, diese Aktionen nach Möglichkeit zu unterbinden. Der Bitte unserer Verbündeten wurde von höchster Stelle entsprochen. Man hat uns dies aber leider erst heute Morgen bei Manöverbeginn mitgeteilt. Wir gehen von mindestens zwei Einheiten US-amerikanischer Kommandokräfte aus. Mutmaßlich ein US-ARMY SPECIAL FORCES A-TEAM und/oder US-ARMY RANGERS.

Die GREEN BERETS dürften unser größeres Problem sein. Bei ähnlichen Übungen haben unsere Einzelkämpferjagdkommandos fast immer die Konfrontation mit den ARMY RANGERS beherrscht und zu unseren Gunsten entschieden. Das Problem, das wir nun haben, ist jedoch, dass unsere Einzelkämpfer derzeit über sämtliche Einheiten verteilt am Manöver teilnehmen. Sie herauszuziehen, um aus ihnen ein gesondertes Jagdkommando zu bilden, ist nicht zu machen. Die feindlichen Kommandos sind aber mutmaßlich bereits gelandet. Ein französischer Konvoi hat beim Anmarsch in der Nacht eine Luftlandung beobachtet und uns dies umgehend gemeldet. Da von unserer Seite aus keine Luftlandeeinsätze in diesem Bereich geplant waren, müssen dies die besagten Kommandokräfte gewesen sein. Zumindest ein Teil davon. Wir müssen nun ständig mit Partisanentätigkeit rechnen, die unseren Nachschub und wichtige Kommandostellen sowie unsere Infrastruktur gefährdet.

 

 

Daraus folgt, dass wir umgehend handeln müssen. Wir bilden aus den vorhandenen Kräften ein Jagdkommando und gehen die Sache aktiv an. Heißt: Wir suchen und neutralisieren alle Partisanen in unserem Hinterland. Zu diesem Zweck hat uns Oberstleutnant Behr vom Fallschirmjägerbataillon 252 aus Nagold freundlicherweise Hauptmann Schneider mit seiner 2. Fallschirmjägerkompanie zur Verfügung gestellt! Die 2. Kompanie ist für solche Sonderaufgaben besonders ausgebildet und Hauptmann Schneider überdies ein äußerst erfahrener Jagdkommandoführer. Er wird diesen Einsatz leiten.« Der General und Schneider wechselten einen Blick. »Hauptmann Schneider, erläutern Sie bitte Ihre Idee des Gefechts.«

Hauptmann Schneider trat vor und begann seine Einweisung. Er unterstrich das Gesagte, indem er mit einem Zeigestock auf die entsprechenden Stellen auf der Karte wies.

»Guten Tag, meine Herren. Wir vermuten die Partisanen in der Nähe dieser strategischen Raketenstellung nördlich von uns. Ihre Landezone befindet sich wahrscheinlich nur wenige Kilometer von dieser Einrichtung entfernt. Die Einrichtung selbst wird von den Amerikanern betrieben, aber von uns geschützt. Wir müssen daher davon ausgehen, dass die Partisanen über genaue Kenntnisse der Anlage verfügen. Sie werden vermutlich bereits in diesem kleinen Wald hier nordwestlich der Anlage in Stellung gegangen sein. Der General hat einen Aufklärungsflug unter anderem mit Infrarotbilderfassung angefordert. Die ausgewerteten Luftbilder des Tornado Recce-Aufklärers werden uns in Kürze vorliegen. Bestätigt sich die vermutete Anwesenheit von Feindkräften dort, gehen wir wie folgt vor:

Meine Fallschirmjäger nähern sich zugweise aus unterschiedlichen Richtungen und fächern dabei breit auf. Wir bilden eine Schlinge um die Partisanen, die wir langsam enger ziehen. Wir veranstalten also quasi eine Drückjagd und treiben unser ›Wild‹ auf die Anlage zu. Angelpunkt für unser Vorgehen ist hierfür die Anlage selbst; dabei müssen wir sicherstellen, dass sie zu jeder Zeit geschützt bleibt. Aus diesem Grund bezieht ein Zug und sämtliche MG-Schützen der Kompanie dort Stellung.

Herr General, ich benötige folgende Dinge: Alle verfügbaren Kradmelder und Feldjäger. Die Feldjäger brauche ich als motorisierte Streifen, die Kradmelder als mobile Unterstützung für den Fall der Fälle, dass wir ein Loch schnell stopfen müssen. Wir brauchen Hubschrauber für die schnelle Verlegung zu Brennpunkten und jeden Soldaten, der irgendwie zum Jagdkampf befähigt ist. Ich habe hier eine Jägereinheit in der Sicherung gesehen, die brauche ich auf jeden Fall. Als Ersatz können Sie eine Jäger-Ausbildungskompanie aus Böblingen heranführen!«

»Sie bekommen alle Kradmelder und Feldjäger, die wir auftreiben können. Bei den Jägern in der Sicherung hier handelt es sich leider nur um einen Zug, aber den bekommen Sie auch von mir. Wie von Ihnen vorgeschlagen, ziehen wir eine Ausbildungskompanie heran, welche die Sicherung übernimmt. Mit den Hubschraubern wird es schwierig; ich konnte bisher nur einen einzigen vom Manöver loseisen. Den bekommen Sie aber zur freien Verfügung. Ferner alle Fahrzeuge, die wir auftreiben können.«

 

 

»Danke, dann übernehme ich selbst den Jägerzug und beziehe mit ihm die Ankerstellung an der Anlage. Meine Fallschirmjäger fungieren als Treiber und führen uns die Partisanen dann zu. Den Hubschrauber setzen wir als zusätzliches Druckmittel ein. Er soll mit Beginn der Aktion über dem Waldstück kreisen. Gleichzeitig bestreifen unsere Kradmelder und Feldjäger die angrenzenden Flurbereiche und Ortschaften und befragen die Bevölkerung. Vielleicht hat ja jemand etwas Ungewöhnliches beobachtet.

Männer, jetzt gilt es. Meine Absicht lautet, keinen einzigen dieser Kommandos entwischen zu lassen!«

Der General übernahm wieder: »Meine Herren, Sie haben Hauptmann Schneider gehört! Es gibt viel zu tun, packen wir es an. Wegtreten!«

Die Teilnehmer der Besprechung verließen das Besprechungszelt recht zügig. Als ich mich anschickte, ihnen zu folgen, trat Hauptmann Schneider an mich heran und sprach mich unvermittelt und freudestrahlend an: »Na, diese hässliche Visage kenne ich doch noch von früher, was? Hauptfeldwebel Wolfangel, richtig?«

»Jawohl, Herr Hauptmann. Sie waren mein erster Zugführer bei der Jägertruppe«, erwiderte ich grinsend. Schneider war schon immer ein sehr direkter, aber auch herzlicher Vorgesetzter gewesen – ganz anders als so mancher arrogante Jungoffizier, der glaubte, stets alles besser zu wissen als seine Unterführer mit ihrer oft jahrelangen Erfahrung. Schneider hörte seinen Männern zu und setzte auf die erfahrenen Unterführer seiner Einheit; er nahm ihren Rat auf und bezog sie in die Entscheidungsfindung mit ein. Auch war er sehr nah am einfachen Soldaten – für manche Vorgesetzte zu nah. Und er feierte mit ihnen wie ein ganz normaler Landser ohne jeden Standesdünkel, den Offiziere leider allzu oft an den Tag legten. Schneider und ich hatten jedenfalls so manchen Kolben zusammen geleert …

»Wer könnte gute Männer aus meinem alten Jägerzug je vergessen! Das war eine schöne Zeit als einfacher Jägeroffizier«, meinte Schneider.

»Ja, es war eine schöne Zeit«, sagte ich nickend. »Aber meine jetzigen Jungs sind auch schwer in Ordnung. Sie werden sehen, Herr Hauptmann.«

»Daran habe ich keinen Zweifel, Wolfangel. Und Sie haben es ja auch schon zum Hauptfeldwebel geschafft, gratuliere! Ich habe Ihr Potenzial schon damals erkannt.«

»Danke, Herr Hauptmann, von Ihnen ist das ein ganz besonderes Lob!«

»Ach, übertreiben Sie mal nicht … Ich koche auch bloß mit Wasser.« Schneider griente noch immer, seine weißen Zähne blitzten hervor. Gemeinsam wandten wir uns schließlich dem Ausgang zu und verließen das Zelt.

 

 

Draußen erwarteten uns bereits einige Soldaten, darunter die Führer der Feldjäger, der Kradmelder, ein Pilot der Heeresflieger und ein Fallschirmjägerfeldwebel aus Schneiders Truppe. Der Hauptmann erteilte seinem Feldwebel kurze Anweisungen, ehe er zu mir sagte: »Bleiben Sie bitte kurz da, Wolfangel.« Danach richtete er das Wort an die übrigen versammelten Soldaten. Nochmals wiederholte er seine Ansprache und setzte den Männern seine Absicht auseinander. Nachdem jeder seine Befehle empfangen hatte und zu seiner Einheit zurückkehrte, wandte sich Hauptmann Schneider noch einmal an mich.

 

 

»Sie warten ab, bis die Ausbildungskompanie der Jäger aus Böblingen hier eintrifft und die Sicherung übernommen hat. Dann verladen Sie Ihre Leute auf die Lastwagen und die beiden Transportpanzer Fuchs, die schon für Sie und Ihre Männer bereitgestellt wurden. Im Anschluss verlegen Sie nach Sachsenheim, und zwar genau hierhin.« Schneider zeigte mir ein kleines Kreuz, das er auf einer Karte eingetragen hatte. Er überreichte mir die Karte.

»Da befindet sich besagte Raketenstellung. Wenn Sie dort eintreffen, sichern Sie die Anlage sofort ab, vor allem gegen das Wäldchen im Westen; da vermuten wir ja die Amis. Die Wachmannschaft der Anlage ist informiert und wird sich Ihnen unterstellen – sie munitioniert nach Ihrer Ankunft auf Manövermunition um. Ein paar Kradmelder habe ich bereits als Soforthilfe losgeschickt; diese unterstützen die Wachmannschaft bis zu Ihrem Eintreffen. Hoffen wir, dass die Partisanen nicht allzu früh zuschlagen …

Meine Fallschirmer übernehmen die Rolle der Treiber bei unserer kleinen Drückjagd und stoßen dann fürs Finale zu Ihnen. Bis zum Abrücken sollen sich Ihre Männer ausruhen. Das werden noch turbulente Tage … Alles verstanden? – Gut, dann: Ausführung, Hauptfeldwebel!«

Ich wandte mich zum Gehen. Es war alles Nötige gesagt, nun galt es zu handeln.

Bis auf eine Notbesetzung hatte ich meine Männer schlafen geschickt; sie sollten Kräfte sammeln für das Kommende. Die Ablösung durch die Ausbildungskompanie der Jäger erfolgte bereits vier Stunden später, so dass ich meine Einheit früher wecken musste als gedacht. Der General hatte wohl einigen ziemlich Beine gemacht. Die Übergabe ging flott und entspannt vonstatten, da ich die meisten der Ausbilder kannte, die ihre Zöglinge nun früher als vorgesehen in einen Einsatz führen mussten.

 

 

Nach dem ich meine eigenen Schäfchen eingesammelt und uns abgemeldet hatte, verfrachtete ich meinen Jägerzug auf die bereitstehenden Unimog- und MAN-LKW sowie die beiden Fuchs-Transportpanzer. Wir hatten alle Lastwagen zusätzlich mit MG3 in Ringlafette bewaffnet, somit konnten wir auf zusätzliche Feuerunterstützung zurückgreifen, falls dies nötig werden sollte. Die beiden Füchse waren ohnehin mit MG ausgestattet. Ich hatte mir noch zusätzlich eine 40-mm-HK69A1-Granatpistole beschafft, um bei den Amis gegenhalten zu können, die sicherlich ihren am Sturmgewehr montierten 40-mm-M203-Granatwerfer ins Feld führten.

In der Regel bekamen wir solches schöne Spielzeug nur selten in die Hände, aber nun sorgte unser waidwunder General dafür, dass sich für uns die Tore sämtlicher verfügbaren Waffenkammern öffneten. Was so ein bisschen Motivation doch alles möglich machen konnte, war schon erstaunlich.

 

Die Raketenstellung

 

 

Nachdem mein Zug vollzählig die Fahrzeuge besetzt hatte, bestieg ich den Fuchs-Panzer, der die Spitze unserer Kolonne übernehmen sollte, und befahl, unseren zugewiesenen Einsatzort, jene bedrohte Raketenstellung nahe des Ortes Sachsenheim, im Eilmarsch zu erreichen.

Weniger als eine Stunde später trafen wir ein. Die achtköpfige Wachmannschaft, die spürbar nervös war, empfing uns. Rund ein Dutzend Kradmelder hatten um die Anlage herum bereits Verteidigungsstellungen bezogen.

Ich bat den Wachführer, einen Unteroffizier, mich in die Anlage einzuweisen und herumzuführen. Die gesamte Raketenstellung war mit einem Maschendrahtzaun gesichert, auf dessen Krone sich NATO-Klingendraht windete. Direkt am Fuße des Zaunes waren weitere Rollen Klingendraht gespannt. An den Eckpunkten waren sogar mehrere Rollen übereinandergeschichtet worden. Die gesamte Anlage war in etwa quadratisch angelegt und erinnerte entfernt an ein römisches Kastell. Hinter der Zaunanlage folgte ein betonierter Streifenweg und schließlich ein grasbewachsener Erdwall, der sowohl dem Sichtschutz diente als auch im Kriegsfall als Splitterschutzwall.

Im Zentrum der Anlage erstreckte sich eine mit Betonplatten befestigte Freifläche, in deren Fugen das Gras schon büschelweise hervorbrach. An der Einfahrt direkt hinter dem einzigen Tor, eingerahmt von versetzt angeordneten Wällen, befand sich das kleine Wachhaus. Im Wesentlichen bestand es aus der Wachstube, einem dahinterliegenden Ruheraum mit Stockbetten und einer winzigen Nasszelle mit WC und Dusche. Davor parkten die Motorräder unserer Kradmelder, abfahrbereit aufgereiht.

Es gab zahlreiche solcher Stellungen in ganz Westdeutschland, die im Verteidigungsfall von mobilen Raketen- und Radareinheiten bezogen werden konnten. Es existierten gar mehr Stellungen als überhaupt entsprechendes Gerät bereitstand, da dies zum Täuschungskonzept gehörte, um den Warschauer Pakt im Unklaren darüber zu lassen, wo im Ernstfall die mobilen Einheiten operieren würden.

 

 

Ich beschloss, meine MG-Trupps auf dem Wall in Stellung zu bringen. Hier bot sich ihnen das beste Schussfeld nach allen Seiten. Meine übrigen Soldaten verteilte ich gleichmäßig über den gesamten Wall. Wenn Schneider mit den Maschinengewehrtrupps seiner Einheit eintraf, wollte ich ihm vorschlagen, sie außerhalb der Anlage geballt gegen das Wäldchen im Westen in Stellung zu bringen. Etwas 40 Meter vor der Anlage in Richtung Wäldchen verlief ein Abwassergraben entlang eines betonierten Feldweges parallel sowohl zur Anlage als auch zum Wäldchen. Er eignete sich hervorragend als improvisierter Schützengraben. Meine Jäger würden dann vom Wall aus über die Fallschirmer im Graben hinwegfeuern, so dass wir problemlos die doppelte Feuerkraft entfalten konnten.

Bis zum Eintreffen von Schneiders Männern brachte ich die beiden TPz Fuchs zwischen den Wald und die zu schützende Anlage. So nahmen wir etwaigen Beobachtern im Waldstück die Sicht auf die Anlage oder schränkten sie zumindest ein. Unsere LKW ließ ich im Zentrum der Raketenstellung abstellen.

Wenigstens befanden sich keine mobilen Einheiten der Amis vor Ort … Das hätte alles verkompliziert. Die Einweisung meiner Männer ging rasch vonstatten; es handelte sich um erstklassige Jäger, die wussten, was ich von ihnen erwartete. Den Wachhabenden und seine Wachmannschaft wies ich an, das Tor zu sichern. Ihnen schienen der ganze Trubel und die Aufregung etwas unheimlich zu sein.

Die Kradmelder zog ich aus der Verteidigung heraus und befahl ihnen, sich als Einsatzreserve am Wachhaus bereitzuhalten. Nachdem alle mit Befehlen versorgt waren und zu rödeln begannen, nahm ich mir die Zeit und legte mich bäuchlings auf den Wall, um mit meinem Steiner-Fernglas gegen das Wäldchen zu beobachten. Zwischen der Stellung und dem Waldrand erstreckten sich außer dem betonierten Feldweg mit dem Abwassergraben noch einige Felder, eine Wiese, eine Landstraße, die nach Sachsenheim führte und sich dabei am Waldrand entlangschlängelte, und ein schmaler Grünstreifen mit vereinzelten Bäumen. Insgesamt lagen vielleicht 200 Meter zwischen der Raketenstellung und dem Waldrand. Da sich die Anlage auf einer kleinen Anhöhe befand, fiel die Landstraße zu beiden Seiten stark ab, weshalb sie nach rund 50 Meter bereits aus meinem Sichtfeld verschwand. In mir keimte eine wage Idee, die ich mit Hauptmann Schneider besprechen wollte, sobald er eingetroffen war.

Als ich mit dem Feldstecher den Waldrand abschwenkte, überkam mich mit einem Mal ein eigenartiges Gefühl. Meine Nackenhaare sträubten sich. Mir war, als würde ich selbst beobachtet werden. Langsam rückwärts rutschend verließ ich die Kuppe des Umgrenzungswalles. Ich war nun absolut davon überzeugt, dass Hauptmann Schneider recht hatte mit seiner Vermutung, die Amis wären vielleicht schon vor Ort. Ich rief meinen Männern zu, dass sie Augen und Ohren offenhalten sollten. Wir hatten wahrscheinlich bereits Gesellschaft … Die Anspannung, die uns nun alle ergriff, war nahezu physisch greifbar.

Nur Augenblicke später hörten wir das Dröhnen eines tieffliegenden Jets und ein Panavia 200-Tornado überflog uns in mittlerer Höhe. Der Aufklärungsbehälter unter dem Mittelrumpf kennzeichnete ihn als RECCE-Aufklärungsmaschine. Der General hatte Wort gehalten und uns einen Aufklärer von der Luftwaffe organisiert. Die Auswertung würde nicht lange dauern; die Kameraden der Luftbildauswertung waren immer recht fix.

 

 

Etwa drei Stunden später traf Hauptmann Schneider ein. Er ließ sich sofort von mir in die Stellungen einweisen, wie ich es zuvor mit dem Wachhabenden der Wachmannschaft gemacht hatte. Meine Maßnahmen schienen seine Zustimmung zu finden und so brachte ich bei ihm meine weiteren Ideen für die Verteidigung vor: die MG-Trupps der Fallschirmjäger im Abwassergraben positionieren, die Kradmelder in Reserve halten, und schließlich meine Idee zum Einsatz der TPz Fuchs. Ich wollte die beiden Radpanzer von ihrer derzeitigen Position vor der Anlage abziehen und außer Sichtweite auf der Landstraße positionieren, die am westlichen Wäldchen entlanglief – den einen links und den anderen rechts des Wäldchens. Sobald sich der Gegner am Waldrand zeigen würden, würden die Radpanzer heranpreschen und ihn so überrumpeln. Sollten die Kommandos danach immer noch Widerstand leisten, würde die Maschinengewehre der Radpanzer, der Fallschirmjäger und die meines Jägerzuges zusammenwirken und so ein tödliches Sperrfeuer entfalten.

---ENDE DER LESEPROBE---