Hope Again - Mona Kasten - E-Book

Hope Again E-Book

Mona Kasten

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie wollte sich niemals verlieben - doch seine Worte verändern alles


Everly Penn hatte nie vor, sich zu verlieben - schon gar nicht in ihren Dozenten. Doch Nolan Gates ist charmant, intelligent und sexy, und er ist der Einzige, bei dem Everly die dunklen Gedanken vergessen kann, die sie jede Nacht wachhalten. Je näher sie Nolan kennenlernt, desto intensiver wird die Verbindung zwischen ihnen - und desto mehr wünscht sich Everly, die unsichtbare Grenze, die sie voneinander trennt, zu überschreiten. Was sie nicht ahnt: Hinter Nolans lebensbejahender Art und seiner ansteckenden Begeisterung für Literatur verbirgt sich ein Geheimnis. Und dieses Geheimnis könnte ihre Liebe zerstören, bevor sie überhaupt begonnen hat ...


"Lache, weine und verliebe dich. Mona Kasten hat ein Buch geschrieben, das man nicht aus der Hand legen kann!" ANNA TODD über BEGIN AGAIN


Band 4 der Erfolgsreihe von Platz-1-SPIEGEL-Bestseller-Autorin Mona Kasten

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 580

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

TitelZu diesem BuchWidmungHope Again PlaylistKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38EpilogDanksagungLeseprobeDie AutorinDie Romane von Mona Kasten bei LYXImpressum

Mona Kasten

Hope Again

Roman

Zu diesem Buch

Everly Penn glaubt nicht an die Liebe. Jahrelang musste sie mit ansehen, wie ihre Mutter unter der Gewalt ihres Vaters litt und in dieser Beziehung immer mehr von sich verlor. Traumatisiert von diesen Erlebnissen hat sie sich geschworen, niemals Gefühle für einen Mann zu entwickeln. Das ändert sich, als sie Nolan Gates kennenlernt. Nolan ist charmant, intelligent, sexy, und er ist der Einzige, bei dem Everly sie selbst sein kann, ohne die Maske, die sie vor allen anderen trägt. Doch Nolan ist ihr Dozent. Egal, wie gut sie sich mit ihm versteht, und ganz gleich, wie sehr er sie mit seinem schrägen Humor zum Lachen bringt – Everly weiß, dass er absolut tabu für sie ist. Und dennoch ist sie machtlos gegen die Gefühle, die seine Worte in ihr auslösen. Die nächtlichen Gespräche mit ihm sind die einzigen Momente, die sie von den dunklen Gedanken ablenken, die sie seit ihrer Kindheit Nacht für Nacht wachhalten. Nur ihm kann sie erzählen, dass sie nicht weiß, was sie vom Leben will, und bloß studiert, um ihre Mom glücklich zu machen. Je mehr Zeit vergeht, desto intensiver wird die Verbindung zwischen ihnen – und desto mehr wünscht sich Everly, die unsichtbare Grenze, die sie von Nolan trennt, zu überschreiten. Aber sie ahnt nicht, dass sich hinter Nolans lebensbejahender Art und seiner ansteckenden Begeisterung für Literatur ein Geheimnis verbirgt. Und dieses Geheimnis könnte ihre Liebe zerstören, bevor sie überhaupt begonnen hat …

Für D.

Hope Again Playlist

There’s No Way – Lauv feat. Julia Michaels

Deep Burn Blue – The Paper Kites

When It Hurts You – The Paper Kites

Slow Dancing In A Burning Room – John Mayer

I Don’t Trust Myself (With Loving You) – John Mayer

Gravity – John Mayer

It’s Not Living (If It’s Not With You) – The 1975

Feeling You – Harrison Storm

Natural – ZAYN

Tonight – ZAYN

Dance To This – Troye Sivan feat. Ariana Grande

Youngblood – 5 Seconds of Summer

Waste It On Me – Steve Aoki feat. BTS

Starry Night – Mamamoo

Miracles – Stalking Gia feat. blackbear

Run – Matt Nathanson

In My Head – Peter Manos

Without Me – Halsey

Love Somebody Like You – Joan

Hands – Brandt Orange

Kapitel 1

»Ich bin gespannt, wann mein Dad und deine Mom den nächsten Schritt wagen.«

Ich verschluckte mich an meinem Matcha Latte und versuchte erfolglos, den Hustenreiz zu unterdrücken. Dawn merkte es sofort und begann, mir auf den Rücken zu schlagen, was das Ganze nicht besser machte, sondern mich nur noch heftiger husten ließ. Der Kerl vor uns drehte sich um. Als er mich halb ersticken sah, runzelte er die Stirn und beschleunigte seinen Schritt, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern.

»Was?«, krächzte ich, nachdem meine Luftröhre wieder frei war.

»Unsere Eltern«, wiederholte Dawn langsam und warf mir einen skeptischen Blick von der Seite zu, so als wäre sie sich nicht ganz sicher, ob ich meine Frage ernst oder rhetorisch gemeint hatte. »Findest du nicht, dass es grandios zwischen den beiden läuft?«

Wieder verspürte ich den Impuls, loshusten zu müssen, verdrängte ihn aber, indem ich die Zähne fest zusammenbiss und stattdessen meine Umhängetasche auf der Schulter zurechtrückte.

Meine Mom und Dawns Dad waren seit neun Monaten ein Paar. Aber auch wenn es gut zwischen ihnen lief und sie nach wie vor glücklich miteinander waren, teilte ich Dawns Optimismus nicht. Ich glaubte nicht daran, dass ihre Beziehung halten würde – so leid mir dieser Gedanke auch tat. Vielleicht war Stanley kein Arschloch wie die anderen Typen, mit denen Mom bislang zusammen gewesen war, aber ihre Männergeschichten gingen immer irgendwann den Bach herunter. Es war nur eine Frage der Zeit.

»Du siehst nicht besonders euphorisch aus«, sagte meine Freundin monoton.

Ich warf ihr einen Seitenblick zu und fragte mich, wie es sein konnte, dass wir uns nach einem Dreivierteljahr schon so gut kannten. Wenn der anderen etwas auf dem Herzen lag oder wenn es ihr nicht gut ging, spürten wir das in der Regel sofort – beinahe, als wären wir Geschwister, die miteinander aufgewachsen waren. Dabei konnten wir gar nicht weniger wie Schwestern aussehen: Während Dawns Haare kastanienrot und ihre Rehaugen tiefbraun waren, hatte ich pechschwarze Haare und kalte blaue Augen, die ich von meinem Erzeuger geerbt hatte.

»Natürlich ist es toll, dass die beiden glücklich sind«, antwortete ich nach kurzem Zögern.

Ich fragte mich bloß, wann es vorbei sein würde. Mom und ich hatten zu viele Geheimnisse, die wir niemandem – nicht einmal den Edwards’ – anvertrauen konnten. Ganz gleich, wie sehr Mom Stanley liebte oder ich Dawn ins Herz geschlossen hatte.

»Dann hätte Dad also deinen Segen?«, hakte sie weiter nach.

Mitten auf dem Gehweg zum Hauptgebäude der Universität hielt ich inne. »Meinen Segen wofür?«

Dawn drehte sich zu mir um, ohne stehen zu bleiben. Sie ging rückwärts weiter, beide Daumen hinter die Träger ihres Rucksacks gehakt. »Na, eben so weiterzumachen wie bisher. Ich glaube, er hat Angst, dass er mich vernachlässigt. Ich möchte ihm nur noch mal versichern, wie sehr wir uns für die beiden freuen.«

Ich befreite mich aus meiner Starre, um zu Dawn aufzuholen. Gerade als ich bei ihr angekommen war, stolperte sie, und ich musste sie am Arm festhalten, damit sie nicht hintenüberkippte.

»Sei nicht wieder so ein Anti-Amor«, sagte sie, sobald sie wieder sicher stand, und stieß mit ihrer Schulter gegen meine.

»Ich bin kein Anti-Amor«, gab ich zurück.

Ich hatte nur nicht viel mit Liebe am Hut – und das wollte ich auch überhaupt nicht. Nicht, nachdem ich schon mein Leben lang mit ansehen musste, was die Liebe immer wieder mit meiner Mom anrichtete. Natürlich freute ich mich, dass sie mit Stanley glücklich war. Aber es gab so viele Dinge, die Dawn nicht über mich und die ihr Vater nicht über meine Mom wusste, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie diese Beziehung auf Dauer gut gehen sollte.

»Dann drücken wir es eben ein bisschen anders aus«, sagte Dawn nach einer Weile. »Du bist nicht gerade die größte Romantikerin.«

»Nicht?«, fragte ich ironisch und nippte vorsichtig an meinem Matcha Latte.

»Ich erinnere dich gerne an deine Kommentare zu About Us.«

Nur mit Mühe schaffte ich es, ein Grinsen zu unterdrücken. Dawn war Autorin und schrieb Liebesromane. Da ich Literatur studierte und durch die Arbeit meiner Mom schon einiges über die Arbeit an Texten gelernt hatte, hatte Dawn mich gefragt, ob ich ihre Geschichten testlesen würde. Zu ihrem großen Missfallen achtete ich allerdings in erster Linie auf inhaltliche Lücken und weniger auf die Romantik.

Ich warf ihr einen Seitenblick zu und sah ein trauriges Flackern in ihren Augen. Mit einem Mal keimte ein schlechtes Gewissen in mir auf. Nur weil mir Moms Liebesleben in der Vergangenheit immer Grund zur Sorge beschert hatte, bedeutete das nicht, dass ich meinen Missmut darüber an Dawn auslassen musste. Ich riss mich zusammen und lächelte sie an.

»Du hast ja recht.«

Dawn erwiderte das Lächeln. »Ich habe immer recht.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. »Dad und ich treffen uns morgen im Steakhouse. Dann sage ich ihm, wie froh wir sind, dass es den beiden so gut geht, damit er sich nicht immer so viele Gedanken macht.«

»Das klingt doch nach einem Plan.« Ich legte den Kopf in den Nacken und trank den Rest meines Matcha Lattes in einem Zug aus. Danach verstaute ich den wiederverwendbaren Becher im Seitenfach meiner Tasche.

»Ich glaube, ich möchte mir auch bald so einen anschaffen«, sagte Dawn nachdenklich. Sie betrachtete das Fach, in dem der Becher jetzt steckte, und dann ihren eigenen Pappbecher.

»Ich habe den auf einer Seite bestellt, auf der man die Becher selbst gestalten kann. Wir könnten deine Buchcover draufdrucken lassen oder so«, schlug ich vor.

Dawn zog die Nase kraus. »Ich glaube nicht, dass ich in der Uni mit einem Becher rumlaufen möchte, auf dem ein nackter Oberkörper zu sehen ist.«

»Also, ich habe auf dem Campus schon Skandalöseres gesehen«, gab ich zurück und warf dann möglichst unauffällig einen Blick auf meine Armbanduhr.

Verdammt.

So spät war ich noch nie zur Schreibwerkstatt gekommen. Tief im Inneren spürte ich einen enttäuschten Stich. Meine Chance für diesen Mittwoch war dahin. Wobei sie das schon gewesen war, als Dawn mich gefragt hatte, ob wir vor unserem Kurs einen Kaffee trinken gehen wollen. Normalerweise kam ich immer mindestens eine Viertelstunde zu früh zum Unterricht, wenn nicht sogar mehr.

»Renn doch nicht so. Meine Beine sind kürzer als deine«, brachte Dawn angestrengt hervor, während wir die Stufen zum Hauptgebäude hinaufgingen.

»Das stimmt überhaupt nicht. Ich bin bloß eine Handbreit größer als du. Außerdem will ich nicht zu spät kommen.«

Jetzt warf sie einen Blick auf ihr Handy. »Es ist kurz vor zwölf. Als würde es Nolan etwas ausmachen, wenn wir einen Tick später da sind als sonst.«

»Nur weil wir uns gut mit ihm verstehen, heißt das nicht, dass wir das ausnutzen müssen«, sagte ich und hielt Dawn im selben Zug die Tür zum Hauptgebäude auf.

»Du hast recht. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen verwöhnt.«

Gemeinsam gingen wir durch die Flure, und während Dawn mir von einer Feier erzählte, die Spencer bei sich schmeißen wollte, versuchte ich, das kribbelige Gefühl zu ignorieren, das stärker wurde, je näher wir dem Kursraum kamen. Möglichst unauffällig fuhr ich mir durchs Haar und hoffte, dass meine Wellen noch an Ort und Stelle saßen. Normalerweise hätte ich einen Blick in den Spiegel geworfen, aber für gewöhnlich war Dawn auch nicht bei mir, wenn ich zu früh zum Unterricht erschien.

Ohne zu zögern, drehte sie am Türknauf und betrat den Raum. Bereits drei andere Kursmitglieder waren anwesend und saßen im Schneidersitz auf dem Boden, ihre Notizbücher auf dem Schoß. Mein Blick verweilte nur kurz auf ihnen, bevor er nach vorne ging. Das Pult war ein einziges Durcheinander aus bunten Zetteln, Stiften und Büchern, und das Bild passte perfekt zu der Person, die über dieses Chaos herrschte.

»Hey, Nolan«, sagte Dawn.

Nolan blickte von dem Buch auf, in das er bis vor wenige Sekunden noch versunken gewesen war. Zwischen seinen Zähnen klemmte das Ende eines roten Stifts. Er wirkte eine Sekunde lang verwirrt, als wäre er gerade aus einer fremden Welt gerissen und in unsere katapultiert worden. Er sah erst Dawn an, danach ging sein Blick zu mir. Er lächelte. Dann ließ er den Stift sinken, warf einen Blick auf die Uhr über unseren Köpfen und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.

»Gerade noch so geschafft.« Das Lächeln verschwand nicht.

»Wir sind ja wohl überpünktlich«, sagte Dawn.

Nolan hob eine Braue. »Eine Minute später, und ich hätte dich losgeschickt, um mir einen Bagel zu holen.«

Diese Drohung löste ein verhaltenes Lachen im Kursraum aus. Dawn und ich mussten ebenfalls grinsen – auch wenn wir beide wussten, dass seine Drohung kein Scherz war.

Nolans Art zu unterrichten war … unkonventionell. Er behandelte seine Studenten nicht von oben herab, sondern wie Freunde, mit denen er seine größte Leidenschaft teilen wollte. Er war immer gut gelaunt und voller Energie, und seine Unterrichtsstunden waren mit keinem Kurs vergleichbar, den ich bislang an der Uni belegt hatte.

Angefangen von der Tatsache, dass wir ihn beim Vornamen ansprechen sollten, über seine kreativen Strafarbeiten, wenn wir unsere Hausaufgaben vergaßen oder zu spät kamen, bis hin zu den Stunden, die wir auf dem Boden, den Tischen oder draußen auf dem Rasen des Campusgeländes verbrachten – nichts war bei Nolan, wie man es erwarten würde. Das galt auch für die Themen, die wir in seinem Kurs behandelten. So locker Nolan auf den ersten Blick auch wirkte, so tiefgründig und teilweise schmerzhaft waren die Aufgaben, die er uns stellte. Ich hatte mich schon mehr als einmal gefragt, ob es einen Grund dafür gab, weshalb er ausgerechnet diese Themen auswählte.

Nolan faszinierte mich. Er war wie ein Rätsel, das ich unbedingt lösen wollte, und auch das war ein Grund dafür, weshalb ich es mittwochs nie erwarten konnte, diesen Raum zu betreten.

Nachdem ich neben Dawn auf dem Boden Platz genommen hatte, ließ ich meinen Blick zurück nach vorne wandern, wo Nolan den Stift schloss und auf seinem Pult ablegte.

Sein Gesicht war genauso außergewöhnlich wie alles andere an ihm – weich und markant zugleich, mit grauen Augen und einem immer nachdenklichen Zug um den Mund. Seine dunkelblonden Haare waren halblang, und meistens trug er sie zurückgebunden, was ich an keinem anderen Mann jemals so anziehend gefunden hatte. Zusammen mit dem leichten Bartschatten verlieh ihm das etwas Wildes, was durch seine sanftmütige Art und das warme Lächeln einen faszinierenden Kontrast ergab.

Ich ließ den Blick langsam nach unten wandern und musste mich ein bisschen aufrechter hinsetzen, um das bedruckte T-Shirt besser erkennen zu können. Das war in der Regel das, was ich als Erstes tat, wenn ich mittwochs zum Seminar kam – Nolan hatte nämlich eine Vorliebe für Fanshirts jeglicher Art. Genau in diesem Moment lehnte er sich ein Stück zurück und streckte die Arme über dem Kopf aus. Der Stoff war schwarz und spannte leicht über der Brust, der Print bestand aus bunten Lichterketten, unter denen das Alphabet aufgelistet war. Fast hätte ich gegrinst. Ich hatte nämlich ein ganz ähnliches Shirt zu Hause, weil ich total begeistert von Stranger Things war. Ich ließ meinen Blick das gesamte Alphabet entlangwandern, bis ich unten angekommen war.

Wäre das Pult nicht im Weg gewesen, hätte ich vielleicht einen Streifen Haut an seinem Bauch entdecken können. Kaum war der Gedanke aufgekeimt, rügte ich mich selbst.

Ich sah wieder hoch – und erstarrte. Nolan sah mich geradewegs an, ein fragender Blick in den Augen. Sofort schoss mir eine mörderische Hitze in die Wangen, und ich drehte den Kopf so schnell weg, dass ich mir beinahe den Nacken ausrenkte.

Dass es möglicherweise einen ganz bestimmten Grund dafür gab, weshalb ich mich jeden Mittwoch so auf dieses Seminar freute, war eines der Geheimnisse, die Dawn – oder irgendein anderer Mensch auf diesem Planeten – niemals erfahren durfte.

Kapitel 2

Ich hantierte gerade an meinem Sandwichtoaster herum, als mein Handy klingelte. Verwirrt warf ich einen Blick auf das Display und sah Moms Namen aufleuchten. Merkwürdig. Normalerweise telefonierten wir mittwochs nie, weil sie einen Yogakurs besuchte und ich meist einen Berg an Assignments abzuarbeiten hatte. Ich hob das Handy ans Ohr.

»Hi, Mom«, sagte ich und öffnete mit der freien Hand den Sandwichtoaster. Darin bereitete ich gerade das eine Gericht zu, das ich einwandfrei beherrschte: ein Käsesandwich. Für alles andere fehlten mir das Können und die Motivation. Es gab Leute, die ein außerordentliches Talent fürs Kochen besaßen, so wie meine Beinahe-Stiefschwester Dawn. Andere Menschen dagegen mussten sich mit Mensaessen, Fertiggerichten und einem Sandwichtoaster begnügen. Andere Menschen waren ich.

»Hi, Liebling«, sagte Mom. »Wie geht es dir? Wie war dein Tag?«

Ich runzelte die Stirn und klappte den Toaster zu. »Mir geht’s gut. Mittwochs ist mein Lieblingstag. Und bei dir?«

»Ich …« Sie räusperte sich. »Ich habe heute schlechte Neuigkeiten im Verlag bekommen.«

Ich spürte, wie mein Puls in die Höhe schoss. »Haben sie dir gekündigt?«

»Gott sei Dank nicht, nein. Aber es wurden ein paar Kürzungen vorgenommen. Ich soll ab sofort weniger Stunden in der Woche arbeiten.«

Ich fluchte leise. Mom hatte eine gute Stelle in einem Sachbuchverlag, aber das Geld reichte trotzdem in manchen Monaten hinten und vorne nicht. Wir hatten einen Kredit für mein Studium in Woodshill aufgenommen, und das Haus, das Grandma uns vererbt hatte, war bereits über fünfzig Jahre alt und mit laufenden Instandsetzungskosten verbunden.

»Wie viele Stunden wurden dir denn gekürzt?«, fragte ich und krallte mich mit einer Hand an der Arbeitsfläche fest.

»Mach dir darüber keine Gedanken, wir kommen schon über die Runden. Ich wollte dir nur davon erzählen. Und ich glaube …« Ich konnte spüren, dass es ihr schwerfiel, die folgenden Worte auszusprechen. »Ich glaube, es wäre gut, wenn du dich in Woodshill nach einem Nebenjob umsiehst. Nur vorsichtshalber.«

»Natürlich mache ich das, Mom«, sagte ich sofort.

Stille breitete sich zwischen uns aus. Irgendwann räusperte sie sich.

»So sollte es eigentlich nicht sein, Liebling«, murmelte sie. »Du solltest dich voll und ganz auf dein Studium konzentrieren und nicht meinetwegen arbeiten gehen müssen.«

»Ich habe dir doch schon vor einer Ewigkeit gesagt, dass es kein Problem für mich ist, mir einen Job zu suchen.« Ich versuchte, so sanft wie möglich mit ihr zu sprechen, da ihr das Ganze offensichtlich sehr zusetzte. Ich fragte mich, ob sie mir noch etwas verheimlichte – ob ihre Stelle womöglich sogar ganz gefährdet war.

»Ich kann es kaum erwarten, bis wir das alles hinter uns haben und uns endlich unserem großen Projekt widmen können«, sagte Mom und seufzte.

Nur mit Mühe brachte ich einen kurzen zustimmenden Laut hervor und zwang mich zu einem Lächeln, auch wenn Mom das nicht sehen konnte. Genauso wenig wie den Schweiß, der sich bei ihren Worten in meinem Nacken sammelte.

Seit ich denken konnte, wollte Mom eine eigene Literaturagentur gründen – mit mir als Partnerin. Ich war früher nach der Schule immer in ihren Verlag gekommen und hatte dort stundenlang neben ihr am Schreibtisch gesessen und ihr bei der Arbeit zugesehen. Wir hatten dort und auch zu Hause gemeinsam Manuskripte gelesen, bewertet und bearbeitet, uns über Stärken und Schwächen der Autoren und ihr Potenzial ausgetauscht. Doch sie hatte meinen Eifer als ehrliches Interesse an ihrer Arbeit gedeutet und mir nicht nur Sommerpraktika bei anderen Verlagen und Agenturen besorgt, sondern auch den Plan geschmiedet, mit mir zusammen eine Agentur zu gründen, sobald ich mein Studium beendet hatte – und somit ihren größten Lebenstraum zu verwirklichen.

»Tut mir leid, Liebling. Ich weiß, dass das nicht Teil unseres Plans war«, setzte Mom hinterher und riss mich aus der Starre.

»Mach dir keine Gedanken. Ich finde schon einen Nebenjob«, sagte ich, um sie zu beruhigen.

»Das ist toll von dir, danke.« Moms leise Stimme klang bemüht fröhlich.

Ich runzelte die Stirn. »Ist wirklich alles okay, Mom?«, fragte ich. »Oder soll ich morgen mal vorbeikommen?«

»Nein, nein. Ich bin nur ein bisschen durch den Wind, im Büro war heute die Hölle los. Und auch wenn das ein Rückschlag war, halte ich weiterhin daran fest: Nach deinem Abschluss machen wir unsere eigene Agentur auf.«

Krampfhaft suchte ich nach einem Thema, das unverfänglicher war als meine berufliche Zukunft oder die Tatsache, dass das Geld vermutlich bald knapp werden würde.

»Wie geht es Stanley?«, fragte ich.

»Stanley, Schatz, Everly fragt, wie es dir geht?« Ich konnte Stanley eine Antwort rufen hören, woraufhin Mom etwas murmelte. »Gut, danke der Nachfrage.«

»Ist er bei uns?«

Sie zögerte kurz. »Ja.«

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Stanley war mit Abstand der beste Freund, den Mom jemals gehabt hatte, aber trotzdem konnte ich nichts gegen die Sorge unternehmen, die sich in mir ausbreitete.

»Ist er öfter da?«, fragte ich leise.

Sie antwortete nicht, und ihr Schweigen ließ das ungute Gefühl in meinem Magen auf das Doppelte anwachsen. Krampfhaft suchte ich nach den richtigen Worten.

»Pass bitte auf dich auf, Mom«, sagte ich schließlich.

Sie seufzte. »Everly.«

»Ich mache mir nur Sorgen um dich.«

Dieses Gefühl war so fest in mir verankert, dass ich mir ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen konnte. Ja, Stanley war ein lieber Mensch. Er hatte Dawn allein großgezogen und ihr seine warme Art und sein großes Herz vererbt – aber Mom sollte trotzdem vorsichtig bleiben. Das musste sie einfach.

»Du brauchst dir keine Sorgen machen«, sagte Mom.

Tue ich aber, wollte ich zurückgeben, doch ich schwieg. Die Stille dehnte sich so lange zwischen uns aus, dass es fast unangenehm wurde. Ich suchte nach irgendetwas, was ich sagen konnte, irgendetwas, was die Stimmung zwischen uns wieder auflockerte und den bitteren Nachgeschmack unserer Vergangenheit verschwinden ließ, aber mir fiel nichts ein.

Das kleine blaue Lämpchen meines Toasters rettete mich.

»Ich muss jetzt Schluss machen, mein Essen ist fertig.«

»Hast du dir was Schönes gekocht?«, fragte Mom. Im Hintergrund sagte Stanley wieder etwas. Mein Puls beschleunigte sich.

»Ja.« Die Lüge kam mir schnell von den Lippen. Manchmal erschreckte es mich selbst, wie leicht mir das inzwischen fiel. Dabei war es eigentlich kein Wunder – schließlich tat ich seit Monaten nichts anderes.

»Denk an das Essen am Samstag«, sagte sie noch.

»Steht schon in meinem Kalender.«

»Super.« Sie zögerte kurz, und es kam mir so vor, als würde sie meine Gedanken durchs Telefon lesen können. »Mach dir bitte keine Sorgen. Wir schaffen das schon.«

»Wir schaffen alles, Mom«, erwiderte ich, obwohl die Sorge mich förmlich überschwemmte. Am liebsten wäre ich sofort in den Bus nach Portland gesprungen, um bei ihr zu sein.

»Bis dann, Liebling.« Sie machte ein Kussgeräusch, das ich erwiderte, bevor wir das Gespräch beendeten.

Einen Moment lang starrte ich auf die gemaserte Arbeitsfläche meiner Küchenzeile. Erinnerungsfetzen kämpften sich an die Oberfläche meiner Gedanken. Ich kniff die Augen fest zusammen und zwang sie zurück in die Tiefen meines Bewusstseins, wo sie hingehörten. Mit zittrigen Fingern holte ich mir eine Cola Light aus dem Kühlschrank und ließ mich anschließend auf den ockerfarbenen Sessel fallen, der in meinem winzigen Wohnzimmer stand.

Ich nahm einen Schluck von der Cola und starrte auf den zerlaufenen Käse meines Sandwichs. Mit einem Mal war der Hunger, der meinen Magen bis eben noch hatte rumoren lassen, verschwunden.

Seufzend stellte ich den Teller auf die übereinandergestapelten Holzpaletten, die als mein provisorischer Couchtisch dienten. Von unten konnte ich die wummernde Musik meines Nachbarn hören. Hank liebte House-Musik – ich eher nicht so. Leider war ich seinem Musikgeschmack nun schon seit über einem Jahr hilflos ausgeliefert. Und manchmal konnten nicht mal die lauten Beats Hanks Stöhnen übertönen, wenn er mal wieder jemanden abgeschleppt hatte. Die Wände hier waren hellhöriger, als es mir lieb war.

Ich blickte mich um. Obwohl ich schon so lange hier lebte, sah meine Wohnung noch immer unfertig aus. Gerade einmal zwei Bilderrahmen mit Familienfotos hatten es an die Wand geschafft, wenn man von dem kleinen Loch absah, aus dem der Putz gebröckelt war, weil ich erfolglos versucht hatte, einen Nagel hineinzuhämmern. Eigentlich wollte ich noch Bilder aufhängen, aber ich war zu wählerisch und suchte schon seit Monaten nach den richtigen Motiven. Für die Dekokissen auf dem alten Sofa meiner Grandma hatte ich noch keine neuen Bezüge gekauft, und ich schob es schon eine halbe Ewigkeit vor mir her, Pflanzen mit schönen Übertöpfen zu besorgen. All das würde den Raum um einiges wohnlicher und gemütlicher wirken lassen, allerdings zweifelte ich insgeheim daran, dass ein bisschen Dekoration das Gefühl in meinem Inneren verschwinden lassen würde.

Wahrscheinlich würde ich mich in Woodshill nie vollkommen zu Hause fühlen. In Gedanken war ich ständig bei Mom. Zunächst hatte ich geglaubt, dass ich Heimweh hatte, aber irgendwann war mir klar geworden, dass dieses unangenehme Kribbeln in mir nichts anderes war als Angst. Und nach diesem Telefonat wurde sie wieder beinahe unerträglich.

Jedes Mal, wenn ich meiner Mom erzählte, wie glücklich ich in Woodshill war, log ich. Jedes Mal, wenn ich Dawn Sorglosigkeit vorgaukelte, schämte ich mich im Nachhinein. Allmählich fingen all diese Lügen an, mich zu erdrücken. Momentan gab es in meinem Leben nur eine einzige Person, der ich zeigen konnte, wie es mir wirklich ging – und diese Person zählte nicht mal richtig.

Mit einer Hand nahm ich den Laptop von dem provisorischen Tisch und klappte ihn auf. Durch die Bewegung schwappte ein Schluck Cola aus der Dose, und ich fluchte leise. Kurzerhand beugte ich mich vor, um die Cola von meinem nackten Bein zu lecken. Gott sei Dank wohnte ich allein. Ich konnte einfach so mein Knie ablecken, ohne dabei von einem nervigen Mitbewohner schräg von der Seite angeblickt zu werden.

Nachdem der Laptop hochgefahren war, öffnete ich das Mailprogramm. Ein leises Ping kündigte die heutige Aufgabe aus der Schreibwerkstatt an. Während ich an meiner Cola nippte und diesmal darauf achtete, nicht zu kleckern, öffnete ich die Nachricht.

Von: Nolan Gates <[email protected]>

Gesendet: Mittwoch, 14. September um 21:01

An: Verteiler Wahlmodul Schreibwerkstatt 2

Betreff: Hausaufgabe

Lieber Kurs,

anbei schicke ich euch die Aufgabe, die ihr mir bitte bis Sonntag um 20 Uhr zurückschickt.

x Nolan

PS: Blake, wenn du die Aufgabe diesmal nicht einreichst, werde ich ein Tinderprofil mit deinem Namen anlegen. Ich meine es ernst.

Schnell lud ich den Anhang herunter. Danach sah ich, dass sich auch eine Antwort von Blake in meinem Postfach befand. Diese öffnete ich direkt im Anschluss.

Von: Blake Andrews <[email protected]>

Gesendet: Mittwoch, 14. September um 21:55

An: Verteiler Wahlmodul Schreibwerkstatt 2

Betreff:AW: Hausaufgabe

chill, nolan. ich bin schon dran.

Blake und Nolan kabbelten sich ständig. Und meistens vergaß Blake, bei seinen Antworten nur Nolan als Empfänger anzugeben, und schickte seine Nachrichten stattdessen an den gesamten Verteiler. Er tat immer so, als wäre Nolans Kurs eine große Bürde für ihn, aber ich hegte die Vermutung, dass er ihn in Wirklichkeit genoss. Grinsend schloss ich den Mailer wieder und öffnete dann die Aufgabe aus dem Anhang.

Schreibe einen Text, in dem sich der Protagonist fehl am Platz oder unbeholfen fühlt. Konzentriere dich nicht nur auf das Innenleben der Figur, sondern vor allem auf ihr Umfeld. Schreibe zwanzig Minuten lang. Der Text kann fiktiv sein oder auf einer wahren Begebenheit beruhen.

Die Cola prickelte auf meiner Zunge. Ich kippte den Rest in einem Zug herunter und stellte die Dose neben meinem allmählich auseinanderfallenden Sessel ab. Danach lehnte ich mich zurück, zog die Beine in den Schneidersitz und rückte den Laptop auf meinem Schoß zurecht. Ich musste nicht lang überlegen. Die Situation, über die ich schreiben wollte, hatte sich förmlich in mein Gedächtnis gebrannt. Langsam fing ich an zu tippen:

Die Röhren, die über der Theke eingebaut sind, tauchen die Bar in gelbliches Licht und lassen die Flaschen in den Regalen dahinter in allen möglichen Farben leuchten. Ich betrachte jede einzelne von ihnen, aber am besten gefällt mir die, deren Inhalt in einem satten Grün schimmert. Ich frage mich, wie das wohl schmeckt. Am liebsten würde ich hinter die Theke klettern, mir die Flasche schnappen und einen Schluck trinken. Es ist bestimmt lecker. Außerdem habe ich Durst. Ich habe nichts mehr getrunken, seit ich aus der Schule gekommen bin. Mein Mund fühlt sich trocken an, fast wie damals, als ich eine Handvoll Sand gegessen habe.

Der ganze Raum ist mit Leuten im Alter meines Vaters gefüllt. Ich kann nicht sagen, wie lange wir schon hier sind, aber mittlerweile ist die Bar voll, und die Rauchschwaden sind so dicht geworden, dass ich kaum noch etwas erkennen kann.

In meiner Nase brennt es, und meine Augen tränen. Ich will nach Hause, auch wenn Mom bestimmt noch nicht da ist. Sie ist bei Grandma im Krankenhaus und wollte nicht, dass ich mitkomme. Aber ich glaube, dort hätte es mir besser gefallen. Die Menschen hier sind alle ganz wütend, sie pöbeln sich gegenseitig an und werden immer lauter, je mehr sie getrunken haben.

Mein Dad trinkt nie. Er sagt, Alkohol ist für Schwächlinge. Trotzdem verbringt er seine Zeit am liebsten mit diesen Leuten.

»Hallo, Kleines«, erklingt eine dunkle Stimme neben mir. Ich drehe mich auf dem viel zu hohen Stuhl um und blicke den Mann an, der mich angesprochen hat. Er hat einen Bart, und seine Augen sind ganz rot. Je länger er mich ansieht, desto unwohler fühle ich mich.

»Bist du ganz allein hier?«, fragt er.

Ich schaue über meine Schulter in den Innenraum der Bar. Leider kann ich Dad nirgends entdecken. Dann sehe ich zurück zu dem Mann auf dem Stuhl neben mir und schüttle den Kopf.

»Möchtest du vielleicht jemanden anrufen, der dich abholt?«, fragt der Mann weiter und greift in seine Hosentasche. Er holt ein Handy heraus und schiebt es über den Tresen zu mir herüber. Ich schaue auf das Handy und zurück zu ihm. Dann greife ich danach und springe vom Barhocker. Schnell gehe ich um den Tresen herum in Richtung der Toiletten. Im Flur angekommen klappe ich das Handy auf und fange an, Moms Nummer zu wählen. Wir haben sie zusammen auswendig gelernt, für Notfälle. Hoffentlich wird sie nicht böse, wenn ich sie störe. Ich drücke auf den grünen Hörer und halte das Handy an mein Ohr. Das Freizeichen ertönt einmal – doch bevor ich es ein zweites Mal höre, wird mir das Handy aus der Hand gerissen. Ich zucke zusammen.

»Was zum Teufel machst du da?«, dröhnt eine donnernde Stimme.

Ich starre an meinem Vater hoch, der sich vor mir aufgebaut hat und das Handy des Fremden in der Hand hält. Ich will gerade den Mund aufmachen und etwas sagen, da holt Dad aus und pfeffert das Handy auf den Boden. Ich kann hören, wie es in Kleinteile zerschellt, traue mich aber nicht, den Blick von meinem Vater abzuwenden. Sein Gesicht ist rot, seine Augen gefährlich dunkel. Ich kenne ihn, wenn er so ist. Seine Hände zittern vor Wut, als er ausholt, und ich kneife die Augen zusammen, obwohl ich ganz genau weiß, was passieren wird.

Ich nahm die Hände von der Tastatur. Mit zittrigen Fingern griff ich nach meiner Cola und stellte fest, dass sie leer war. Die Bilder, die beim Schreiben vor meinem inneren Auge aufgetaucht waren, verschwanden erst nach mehreren Minuten. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass ich über eine Stunde geschrieben hatte.

Das war das, was ich an Nolans Kurs liebte und gleichzeitig hasste: Er konfrontierte mich ständig mit meiner Vergangenheit und mit mir selbst. Manchmal kam mir das vor wie ein Befreiungsschlag, aber an anderen Tagen war es mit unendlich viel Schmerz verbunden – so wie heute. Ich wollte nicht an den Tag denken, an dem Dad mich mit zehn Jahren in eine Bar geschleppt hatte, weil er sich lieber mit seinen Freunden treffen wollte, als Zeit mit mir zu verbringen. Ich wollte nicht an die Ohrfeige denken, die er mir verpasst hatte, als ich Mom ohne seine Erlaubnis angerufen hatte.

Ich stand auf und legte den Laptop beiseite. Ich musste den Text noch mal überarbeiten, bevor ich ihn an Nolan schickte, aber dafür war ich gerade viel zu aufgewühlt. Außerdem waren meine Füße eingeschlafen, und mein Rücken schmerzte. Ich streckte die Arme über den Kopf und machte ein paar Dehnübungen, die ich noch vom Cheerleading kannte. Alles in mir kribbelte, was sicherlich nicht nur an dem Text, sondern auch an meinem Telefonat mit Mom lag, das mich nicht losließ. Am liebsten wäre ich ein paar Runden um den Block gelaufen, doch das kam leider nicht infrage. Ich hatte Mom versprochen, nachts nicht mehr allein zu joggen. Auch wenn das wahrscheinlich das Einzige war, was mich jetzt noch müde genug machen würde, um einzuschlafen.

Seufzend ließ ich mich wieder auf den Sessel fallen. Vielleicht konnte ich mich damit ablenken, online nach Stellenausschreibungen für Nebenjobs zu suchen. Ich schaute mir zuerst das digitale schwarze Brett der Uni an, danach die Einträge in den Jobbörsen, allerdings war die Auswahl nicht berauschend. Es gab kaum Stellen, und wenn, dann passten die Arbeitszeiten nicht zu meinem Stundenplan oder der Arbeitgeber hatte sehr schlechte Bewertungen. Ich speicherte trotzdem ein paar der Inserate in der Favoritenleiste meines Browsers.

Danach begann ich halbherzig, auf Netflix eine Doku über eine Kindesentführung zu schauen, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Immer öfter ertappte ich mich dabei, wie ich an meinen Text zurückdachte und die Tatsache, dass er unbearbeitet auf meinem Desktop lag, obwohl er längst bei Nolan sein könnte.

Ich beschloss, dass ich bereit war, ihn mir noch einmal anzusehen, und begann, ihn Satz für Satz durchzulesen. Mir fielen einige Kommafehler und Wortwiederholungen auf, und manche Sätze musste ich umformulieren oder gar ganz neu schreiben, weil sie mir nicht mehr gefielen oder plötzlich seltsam klangen. Ich überarbeitete den Text mehrmals, bis ich damit halbwegs zufrieden war. Und dann folgte der Teil, auf den ich mich jede Woche am meisten freute.

Ich öffnete meinen Mailer und klickte bei Nolans Nachricht auf Antworten.

Von: Everly Penn <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 00:31

An: Nolan Gates <[email protected]>

Betreff:AW: Hausaufgabe

Hi Nolan,

anbei schicke ich dir die Aufgabe zurück.

Alles Liebe,

Everly

Der Pfeil schwebte über dem »Senden«-Button. Ich holte tief Luft und verschickte die Nachricht.

Danach stand ich auf und ging ins Bad, wo ich mich abschminkte und unter die Dusche sprang. Vor ein paar Jahren hätte ich meine Haare nicht mehr um diese Uhrzeit waschen können – dafür waren sie viel zu lang gewesen. Nach dem Highschoolabschluss hatte ich sie allerdings kurz geschnitten und trug sie immer noch so. Ich wollte nichts, was mich an die Person erinnerte, die ich damals gewesen war.

Das Wasser war eine Wohltat auf meiner Haut. Es fühlte sich an, als würde es all die Lügen und Fassaden fortspülen, die ich tagsüber aufrechterhalten musste. Sobald es nach Mitternacht war, hatte ich das Gefühl, endlich sein zu können, wer ich wollte. Dann musste ich niemandem mehr etwas vormachen.

Als ich zurück ins Wohnzimmer ging, spürte ich die Bässe von Hanks Musik unter meinen nackten Füßen. Ich hatte einen Schlafanzug an, und darüber trug ich den Bademantel, den ich in den letzten Weihnachtsferien zusammen mit Mom gekauft hatte. Er war schwarz und so weich, dass es sich anfühlte, als wäre ich in eine Wolke gewickelt. Mir war wohlig warm, als ich mir den Laptop vom Tisch schnappte und damit in mein Schlafzimmer ging. Ich machte es mir im Bett bequem und versuchte, das Kribbeln in meinem Bauch zu unterdrücken, als ich den Laptop wieder aufklappte.

Ein leises Ping kündigte eine neue E-Mail an. Sofort klickte ich darauf.

Von: Nolan Gates <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 00:53

An: Everly Penn <[email protected]>

Betreff:AW: AW: Hausaufgabe

Everly,

1. Es ist viel zu spät, um noch auf E-Mails zu antworten. Trotzdem danke, dass du die Aufgabe so schnell bearbeitet hast.

2. Dein Text ist sehr gefühlvoll geschrieben. Ich verneige mich vor deinem Talent.

3. Am liebsten würde ich dir jetzt eine heiße Schokolade anbieten.

Ich hatte mich immer noch nicht an das Gefühl gewöhnt, das in mir aufkeimte, wenn Nolans Name auf meinem Laptop aufleuchtete, dabei schrieben wir uns schon seit über neun Monaten. Zunächst waren es lediglich Gespräche über das Seminar oder das Schreiben gewesen, bis Dawn uns beide gefragt hatte, ob wir ihren Roman vorab lesen würden. Von dem Moment an hatten wir begonnen, stundenlang über die Figuren, den Plot und die Gefühle in About Us zu diskutieren, teilweise ganze Nächte gemeinsam auf Skype verbracht, bis sich unsere Gespräche ausgedehnt und schließlich von allem Möglichen gehandelt hatten.

Ich erlaubte mir nicht allzu oft, über das Kribbeln nachzudenken, das ich jedes Mal spürte, wenn ich eine Mail von ihm bekam. Aber dann, wenn die Welt draußen schlief und nur noch er und ich wach zu sein schienen, wagte ich, es zu genießen.

Ich klickte auf den kleinen Pfeil für eine Antwort.

Von: Everly Penn <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 00:59

An: Nolan Gates <[email protected]>

Betreff:AW: AW: AW: Hausaufgabe

1. Du hast die E-Mail gelesen und sogar geantwortet.

2. Eigentlich muss ich mich eher vor dir verneigen. Bevor ich die Schreibwerkstatt besucht habe, habe ich noch nicht so geschrieben wie jetzt.

3. Gegen eine heiße Schokolade hätte ich nichts einzuwenden.

Ohne zu zögern, schickte ich die Nachricht ab. Nach Mitternacht war ich risikofreudiger als tagsüber. Und ich hatte die Erfahrung gemacht, dass Nolan schneller antwortete, je später es wurde. So auch jetzt.

Von: Nolan Gates <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 01:01

An: Everly Penn <[email protected]>

Betreff:AW: AW: AW: AW: Hausaufgabe

1. 01:01 Uhr – wünsch dir was.

2. Verneigen wir uns einfach gegenseitig. Wie vor einem Fechtduell.

3. Ich bringe dir nächste Woche eine mit, falls ich es nicht vergesse.

PS: Wenn du noch über deinen Text reden möchtest – ich habe offene Ohren.

Über seinen zweiten Punkt musste ich lächeln. In den vergangenen Monaten hatten wir unzählige solcher Konversationen geführt, eine schräger als die andere. Ich mochte Nolans merkwürdigen Sinn für Humor, den ich während unserer nächtlichen Gespräche erst richtig kennengelernt hatte.

Abgesehen davon war er nicht nur ein guter Zuhörer, sondern auch ein extrem empathischer Mensch. Er schien immer zu spüren, wenn es jemandem nicht gut ging, und tat dann alles in seiner Macht Stehende, um es für die Person besser zu machen, ganz gleich, worum es ging oder wie voll sein Schreibtisch gerade mit anderen Dingen war.

Ich griff hinter mich, um die Kissen an meinem Rücken aufzurichten. Dann setzte ich die Finger wieder an die Tastatur. Die Worte kamen wie von selbst.

Von: Everly Penn <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 01:11 Uhr

An: Nolan Gates <[email protected]>

Betreff:AW: AW: AW: AW: AW: Hausaufgabe

1. Ich habe mir etwas gewünscht. Du dir auch?

2. Haha.

3. Was soll ich für dich mitbringen, um mich zu revanchieren?

Ich ignorierte seinen letzten Satz bewusst. Auch wenn ich ihm viel von mir anvertraute – dass meine Texte auf wahren Erlebnissen basierten, durfte er niemals erfahren.

Für seine nächste Antwort brauchte er länger als für die vorangegangenen. Ich öffnete die Seite von Urban Outfitters, um mich abzulenken, und scrollte durch die neu eingetroffenen Kleidungsstücke. Als das leise Ping schließlich ertönte, war mein Einkaufswagen so voll, dass der Betrag beinahe lächerlich hoch war. Ich dachte an Mom und die Tatsache, dass ich ab morgen aktiv auf Jobsuche gehen musste, und schloss den Browser. Dann klickte ich auf die Mail.

Von: Nolan Gates <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 01:37 Uhr

An: Everly Penn <[email protected]>

Betreff:AW: AW: AW: AW: AW: AW: Hausaufgabe

1. Meine Wünsche gehen für gewöhnlich nicht in Erfüllung, von daher habe ich dieses Mal ausgesetzt.

3. Kaffee, schwarz. Je stärker und bitterer, desto besser. Und wenn ich mal besonders abenteuerlustig bin, nehme ich ein bisschen Milch.

PS: Ich muss morgen/heute um 5 Uhr aufstehen und werde nun wohl oder übel schlafen gehen. Auch wenn mich deine virtuelle Gesellschaft wie immer sehr erfreut hat.

Ich seufzte. Ich wollte nicht, dass unser Gespräch schon vorbei war, auch wenn ich wusste, dass normale Menschen ihren Schlaf brauchten. Am liebsten hätte ich nachgehakt, was es mit seinem ersten Punkt auf sich hatte. Obwohl ich es eigentlich besser wusste, setzte ich zu einer letzten Mail an.

Von: Everly Penn <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 01:39 Uhr

An: Nolan Gates <[email protected]>

Betreff:AW: AW: AW: AW: AW: AW: AW: Hausaufgabe

Manchmal gehen Wünsche doch in Erfüllung.

Gute Nacht, Nolan.

Ich hielt den Atem an und hoffte auf eine weitere Nachricht. Es war wie eine Sucht. Ich konnte erst versuchen zu schlafen, wenn er mir noch einmal geschrieben hatte. Andernfalls konnte ich es gleich aufgeben und wieder aufstehen.

Von: Nolan Gates <[email protected]>

Gesendet: Donnerstag, 15. September um 01:41 Uhr

An: Everly Penn <[email protected]>

Betreff:AW: AW: AW: AW: AW: AW: AW: AW: Hausaufgabe

Schlaf schön, Everly.

Ich starrte auf die Buchstaben, bis sie vor meinen Augen verschwammen. Mein ganzer Körper kribbelte, und ich versuchte mit aller Kraft die Gedanken daran auszublenden, was das womöglich zu bedeuten hatte. Stattdessen dimmte ich die Helligkeit meines Laptops runter, ließ ihn aber aufgeklappt, als ich erst meinen Bademantel auszog und mich anschließend in die Decke kuschelte. Dann starrte ich gegen die Decke und klammerte mich an Nolans letzten Worten fest, um die Angst zu vertreiben, die die Nacht in mir aufkeimen ließ.

Schlaf schön, Everly. Schlaf schön, Everly. Schlaf schön, Everly.

Obwohl ich es zu verhindern versuchte, griff die Dunkelheit mit ihren Klauen nach mir und packte mich, bis ich kaum noch Luft bekam.

Kapitel 3

Der Pianist, der auf der kleinen Bühne saß, wurde von einem Scheinwerfer in helles Licht getaucht. Er trug einen Frack und spielte sich an dem glänzend schwarzen Flügel die Seele aus dem Leib. Es war eine intensive Blues-Melodie, die mich bis in die Knochen traf.

»Ich glaube, ich habe noch nie jemanden mit so viel Leidenschaft spielen sehen«, sagte ich über die Pianoklänge hinweg.

»Dito. Guck, wie die Zipfel seines Fracks mitgehen.« Dawn nickte in Richtung der Bühne.

Ich versuchte, ihr Grinsen zu erwidern, aber es wollte mir nicht gelingen. Ein Kellner begrüßte uns und führte uns dann durch das Restaurant zu unserem Tisch. Stanley zog für Mom einen Stuhl zurück und drehte ihn anschließend so hin, dass sie sich draufsetzen konnte. Mir entging die leichte Röte auf ihren Wangen nicht. Schnell wandte ich den Blick ab und ließ mich ihr gegenüber nieder.

»Einen Aperitif, die Damen und der Herr?«, fragte der Kellner. Er wirkte weniger leidenschaftlich als der Pianist, war dafür aber mindestens genauso adrett hergerichtet. Auf seinem schwarzen Anzug war nicht ein einziges Staubkörnchen zu erkennen, und seine Haare schienen förmlich an seinen Kopf gepflastert. Irgendwie faszinierend.

»Sehr gerne«, sagte Mom.

Dawn und ich wechselten einen Blick.

»Es ist sehr … schick hier«, sagte Dawn schließlich.

Das war eine Untertreibung. In der Mitte der Decke hing ein pompöser Kristallleuchter, der den Raum in weiches Licht tauchte. Die meisten Gäste trugen teure Abendgarderobe. Offensichtlich traf man sich hier nicht spontan auf einen Feierabenddrink, sondern musste eher Monate im Voraus eine Reservierung aufgeben. Ich hob die zum Schwan gefaltete Serviette hoch und fragte mich einen Moment lang, wie man so etwas wohl hinbekam. Ob ich es schaffen würde, sie auseinander- und wieder zusammenzufalten? Ich wollte das Experiment gerade durchführen, als Dawn sich räusperte.

»Gibt es einen besonderen Anlass für die Einladung?«, fragte sie, und ich konnte nicht anders, als sie mit hochgezogener Braue anzusehen. Ich öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass sie so subtil wie eine Dampfwalze war, als der Kellner mit den Aperitifs zurückkehrte und sie nacheinander vor uns abstellte. In den edlen Gläsern war eine rötliche Flüssigkeit, auf der eine violette Blüte und zwei Erdbeerscheiben schwammen. Ein fruchtiger Duft stieg mir in die Nase.

Mom nahm ihr Glas in die Hand und tauschte einen Blick mit Stanley. Das flaue Gefühl, das sich bereits bei unserem Telefonat in meinem Magen ausgebreitet hatte, kam mit voller Wucht zurück.

»Ja, es gibt einen besonderen Anlass«, sagte sie.

Ich hielt den Atem an.

»Dawny, Everly …«, fing Stanley an und räusperte sich. Er griff nach Moms Hand. »Maureen und ich haben beschlossen zusammenzuziehen.«

Die Melodie des Pianisten kam mir auf einmal unerträglich laut vor. Sie dröhnte in meinen Ohren, während die Stimmen der Gäste immer leiser wurden und im Hintergrund verschwammen. Nur am Rande nahm ich wahr, wie Dawn quiekte und aufsprang, um Mom und Stanley zu umarmen. Ich selbst saß bloß daneben und starrte Mom an, unfähig mich vom Fleck zu rühren. Ich konnte nicht glauben, was Stanley da gerade gesagt hatte.

Mom sah mich erwartungsvoll an. Als würde sie hoffen, dass auch ich aufspringen und vor Freude tanzen würde.

Ich blieb sitzen und hielt ihrem Blick möglichst ausdruckslos stand.

»Was heißt das, ihr zieht zusammen?«, fragte ich ohne jegliche Intonation in meiner Stimme. »Wohin zieht ihr?«

Ich konnte förmlich spüren, wie die Freude in der Luft hängen blieb. Eine unangenehme Pause entstand, in der Mom und Stanley einen Blick wechselten und Dawn unschlüssig neben ihnen stand.

»Unser Haus ist viel größer, deshalb zieht Stanley bei uns ein. Der Platz reicht allemal. Und so können wir ein paar Renovierungsarbeiten zusammen angehen, die seit Jahren anstehen.« Mom zwang sich zu einem Lächeln, das ich nicht erwidern konnte. Ich schaffte es einfach nicht. Das Einzige, was ich hinbekam, war, sie stumm anzusehen.

Wie zum Henker hast du dir das vorgestellt?, fragte ich sie stumm und hoffte, dass sie die Botschaft verstand. Und wieso hast du mir davon bei unserem Telefonat nichts gesagt? Eine Warnung wäre wirklich nett gewesen.

Mom wandte den Blick von mir ab und sah stattdessen Stanley an. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und hob dann ihr Glas.

»Auf uns«, sagte Mom. Rote Flecken hatten sich auf ihren Wangen ausgebreitet, die man statt als Wut auch als Freude interpretieren konnte. Stanleys Blick war liebevoll, als er einen Arm um ihre Schulter legte.

Es kostete mich alle Kraft, in dieser Sekunde ein Lächeln auf meine Lippen zu pflastern. Ich trank den Aperitif in einem einzigen Zug aus und stellte das Glas geräuschvoll zurück auf den Tisch. Ein Brennen trat in meinen Magen.

»Ich finde, das ist eine großartige Idee«, sagte Dawn, die sich inzwischen wieder neben mich gesetzt hatte. »Wann soll es denn losgehen?«

»Im November. Ich habe schon angefangen auszusortieren«, antwortete ihr Dad.

Ungläubig starrte ich Mom an. Stanley erzählte das, als würde dieses Vorhaben schon lange feststehen. Ich hatte mich noch nie so vor den Kopf gestoßen gefühlt.

»Ist … ist das nicht ein bisschen früh? Ihr kennt euch doch gerade mal seit Anfang des Jahres«, brachte ich hervor.

»Das stimmt«, sagte Stanley und streichelte Moms Schulter mit dem Daumen. »Aber wir sind uns sicher. Warum sollten wir da warten?«

Ich wollte seine Worte romantisch finden, doch stattdessen spürte ich, wie Beklommenheit in mir aufstieg. Vielleicht war Stanley der – wenn auch unkonventionelle – Märchenprinz, auf den Mom jahrelang gewartet hatte. Aber ich wollte trotzdem nicht, dass er bei uns einzog.

Es war das Haus, das wir von Grandma vererbt bekommen hatten. Das Haus, in dem wir lebten, seit Mom endlich einen Schlussstrich unter sich und Dad gezogen hatte. Ich wollte nicht, dass der Kreislauf wieder von vorne begann. Ganz gleich, wie nett Stanley auch sein mochte – das war das erste richtige Zuhause, das ich jemals gehabt hatte. Ich besuchte Mom nahezu jedes Wochenende. Mein Zimmer dort war immer noch meine Oase, ich hatte noch nicht mal meinen ganzen Kram mit nach Woodshill genommen, weil ich so oft dort war. Sollte Stanley jetzt einziehen und die Beziehung irgendwann enden – und das würde sie bestimmt –, dann wäre dieser für mich so bedeutsame Ort für immer zerstört.

Ich wusste, dass meine Gedanken selbstsüchtig waren, und verabscheute mich dafür. Doch gleichzeitig war ich machtlos gegen das, was in mir vorging.

»Es wäre toll, wenn ihr helfen würdet«, sagte Stanley.

»Was passiert denn mit dem Bungalow?«, fragte Dawn. Nun konnte ich auch in ihrer Stimme ein leichtes Zögern heraushören, auch wenn sie sich augenscheinlich deutlich mehr Mühe gab, das vor ihrem Vater zu verbergen.

»Ich habe überlegt, ihn zu vermieten. So bleibt er im Familienbesitz, steht aber nicht leer in der Gegend rum und verkommt. Ich habe nächste Woche einen Termin bei einem Makler.«

Dawn wirkte eine Sekunde lang unentschlossen. Dann war ihr unerschütterliches Lächeln wieder da. »Das klingt gut. Ich werde meine Freunde zusammentrommeln, und dann machen wir das Haus leer. Sagt einfach Bescheid, wann ihr Hilfe braucht.«

Ich fragte mich, wie sie das schaffte. Wie sie sich einfach so mit dem Gedanken anfreunden konnte, ihr altes Leben zusammenzukrempeln und sich davon zu verabschieden, während ich mich gerade fühlte, als wäre mir der Boden unter den Füßen fortgerissen worden.

»Bei uns muss nur das Büro leer geräumt werden«, sagte Mom. »Und wir müssen allgemein ein bisschen ausmisten.«

Ich nickte, immer noch wie betäubt.

»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Stanley und lächelte in die Runde. »Ich fühle mich wie der glücklichste Mann der Welt.« Schließlich hob er sein Glas in die Höhe.

Ich umklammerte mein leeres so fest, dass ich fürchtete, es würde jeden Moment zerbrechen.

»Auf uns vier«, sagte er.

In mir kämpfte die Zuneigung für ihn und Dawn mit meiner Vergangenheit und der Angst, Mom dabei zusehen zu müssen, wie sie dieselben Fehler noch einmal beging. Als der Kellner zu uns kam, bestellte ich mir einen weiteren Cocktail in der Hoffnung, er würde die Kälte aus meinen Adern vertreiben und die Panik stumm schalten, die durch meinen Körper toste.

Der Alkohol ersetzte die Angst durch Wut. Wut auf die Vergangenheit, Wut auf Mom. Nach ihrer feierlichen Verkündung hatte sich der Rest des Abends wie Kaugummi gezogen. Ich bemühte mich, an den Gesprächen teilzunehmen, war mit den Gedanken die meiste Zeit aber ganz woanders. Von meinem Essen bekam ich kaum einen Bissen herunter und gab meinen Teller schließlich – Moms eisigen Blick ignorierend – beinahe unangerührt zurück. Ich fühlte mich schrecklich. Und ich hasste Mom dafür, dass sie mich in diese Situation gebracht hatte.

Als Stanley und Dawn uns schließlich zu Hause abgesetzt hatten, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, drehte ich mich zu Mom um und sah sie anklagend an.

»Guck mich nicht so an«, sagte sie und schälte sich aus ihrem Mantel.

»Wie denn?« Meine Stimme war eine reine Provokation.

Mom hob eine Braue. »Du hast dich heute absolut danebenbenommen, Everly.«

Ich schwieg, weil ich wusste, dass ich die nächsten Worte, die aus meinem Mund kämen, mit Sicherheit bereuen würde. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich dachte, du freust dich für mich«, sagte Mom.

Jetzt schnaubte ich. »Worüber soll ich mich denn freuen? Dass du mir vorenthalten hast, wie ernst es mit dir und Stanley ist? Dass ihr anscheinend ein paar Schritte in der Beziehung übersprungen habt und jetzt schon zusammenziehen wollt, obwohl ihr nicht mal ein Jahr zusammen seid? Weiß er überhaupt von Dad?«

Moms Gesicht verlor jegliche Farbe. Sie presste die Lippen zu einer weißen Linie zusammen. Ich sah, wie ihre Hände zitterten. »Nein, weiß er nicht. Und das soll auch so bleiben.«

»Das kann nicht dein Ernst sein, Mom«, brachte ich fassungslos hervor. Dann keimte ein Gedanke in mir auf. »Ist es wegen des Geldes? Wenn ja – ich finde schon noch einen Job. Ich kann die Wohnung in Woodshill aufgeben und ab sofort pendeln, wenn es so schlimm ist.«

Sie schwieg und hängte ihren Mantel auf einen Bügel an der Garderobe. Dann drehte sie sich zu mir um und schüttelte den Kopf. »Everly, ich glaube, du verwechselst da was. Meine Beziehung geht dich überhaupt nichts an.«

Ich spürte, wie mir Hitze in die Wangen schoss, so wütend wurde ich. Ich tat seit Jahren alles, wirklich alles, um sie glücklich zu machen – und sie stieß mich derart vor den Kopf?

»Es geht mich sehr wohl etwas an. Grandma hat uns hier einziehen lassen, weil sie wollte, dass wir einen Ort haben, an dem wir sicher sind. Nicht, damit du hier mit deinem neuen Freund einziehst und wegen deiner ganzen gestörten Beziehungen wieder alles kaputtmachst!«

Mom wich zurück, als hätte ich ihr eine Ohrfeige verpasst. Sofort hob ich beschwichtigend die Hände. Ich wollte gerade eine Entschuldigung formulieren, aber sie kam mir zuvor.

»Ich glaube, es wäre besser, wenn du jetzt ins Bett gehst«, sagte sie kalt und machte auf dem Absatz kehrt. »Denk dran, das Licht auszumachen.«

Ich sah ihr nach, bis sie den Flur durchquert hatte und die Tür zu ihrem Schlafzimmer schloss. Ich wünschte, sie hätte sie zugeknallt. Die Stille drückte auf meine Ohren, und in meinem Brustkorb fühlte es sich plötzlich ganz eng an.

Ich schluckte schwer und machte mich dann auf den Weg nach oben in mein Zimmer. Der weiße Raum mit den Bücherregalen über dem Bett, den leuchtenden Sternen an der Decke und den Topfpflanzen auf der Fensterbank hatte sich sonst immer wie mein geheimer Rückzugsort angefühlt. Obwohl ich schon seit etwas über einem Jahr in Woodshill lebte, war dieses Zimmer mein Zuhause, auch wenn wir erst vor vier Jahren hierher gezogen waren.

Ich fragte mich, wie lange es sich wohl noch so anfühlen würde. Was passieren würde, wenn Stanley hier einzog. Es wäre unmöglich für mich, dann noch ein Auge zuzutun, dessen war ich mir sicher. Nicht, wenn ich fürchten musste, Mom könnte wieder auf meine Hilfe angewiesen sein.

Ich traute keinem Kerl in ihrer Nähe – nicht mal Stanley, dabei hatte er mir in den vergangenen Monaten kein einziges Mal das Gefühl gegeben, er würde Mom ausnutzen oder es nicht ernst mit ihr meinen. Im Gegenteil: Jedes Mal, wenn wir etwas zusammen unternahmen, spürte ich, wie viel sie ihm bedeutete.

Anfangs hatte ich mich für die beiden gefreut. Nachdem Moms letzte Beziehung geendet hatte, war sie ein halbes Jahr lang unglücklich gewesen und hatte bei fast jedem unserer Telefonate geweint. In dieser Zeit hatte ich so oft an Dad zurückdenken müssen. An die blauen Flecken auf Moms Armen, an sein Brüllen, das durch unser ehemaliges Apartment gehallt war. Der Druck in meinem Brustkorb wurde größer, als die Erinnerungen über mich hereinfielen. Ich blinzelte, um sie verschwinden zu lassen, doch das half nicht wirklich.

Ich wollte nicht, dass Mom noch einmal in etwas hineingeriet, aus dem sie zerbrochen wieder herauskam, ich wollte nicht, dass sie sich bedingungslos auf Stanley einließ, nur weil uns finanzielle Probleme drohten. Ja, er war ein netter Mann und hatte Dawn großgezogen, die einer der tollsten Menschen auf der Welt für mich war. Dennoch konnte ich nichts gegen die Vorbehalte tun, die in mir aufkeimten. Wir hatten so hart dafür gearbeitet, ein Team zu sein. Wir konnten niemanden brauchen, der unser Leben durcheinanderbrachte und Mom irgendwann unglücklich machte.

Ich durchquerte das Zimmer und schlüpfte aus meinen High Heels. Gleich darauf folgte das Kleid mit Rückenausschnitt, von dem ich im Nachhinein bereute, es getragen zu haben. Wahrscheinlich würde ich es nie wieder anziehen können, weil ich ab sofort jedes Mal an die Auseinandersetzung mit Mom denken musste, sobald ich es auch nur ansah. Während ich mir ein altes, übergroßes Shirt überzog, fragte ich mich, ob ich noch einmal nach unten zu ihr gehen sollte, um mich zu entschuldigen. Wahrscheinlich würde Mom mich nicht mal in ihr Zimmer lassen, nach dem, was ich ihr an den Kopf geknallt hatte. In mir kämpften Scham und Wut gegeneinander, und davon wurde mir schwindelig.

Wieso konnte nicht einfach alles so bleiben wie vorher?

Ich hatte doch alles getan, was sie sich von mir gewünscht hatte, verdammt. Ich hatte Praktika in Verlagen und Agenturen absolviert. Ich hatte unzählige Abende damit verbracht, Manuskripte zu lesen und ihr zuzuhören, wenn sie mir stundenlang erklärt hatte, worauf ich achten musste. Wir hatten gemeinsam einen Ordner angelegt, in dem wir Inspiration sammelten und Informationen über die Selbstständigkeit zusammentrugen. Und ich war nach Woodshill gezogen und studierte den gleichen Studiengang wie Mom damals, damit wir das Projekt »Literaturagentur Penn« nach meinem Abschluss gemeinsam angehen konnten.

Das alles hatte ich nur für sie getan. Ich dachte, so könnte ich vielleicht das Loch füllen, das in ihrem Leben entstanden war, nachdem sie sich von Dad getrennt hatte.

Anscheinend war ich nicht genug.

Ich glaube an die große Liebe, Everly, war ihre Antwort gewesen, als ich sie einmal gefragt hatte, wieso sie sich immer wieder in die nächste Beziehung stürzte. Irgendwo da draußen ist mein Seelenverwandter. Ich muss ihn nur noch finden.

Es hatte einige potenzielle »Seelenverwandte« gegeben. Keiner von ihnen war geblieben. Ich wollte nicht, dass sie noch mal verletzt wurde. Und ich wollte auch nicht, dass wir wieder von vorne anfangen mussten.

Ich setzte mich auf die Bettkante und starrte auf meine Hände. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Leider war der Alkoholnebel nicht stark genug, als dass ich sie ausblenden konnte.

Ich fragte mich, wie Stanley reagieren würde, wenn er erfuhr, was Mom und ich schon durchgemacht hatten. Sie tat einfach so, als wäre all das nie geschehen, während ich ununterbrochen darüber nachdachte und nachts schweißgebadet aufwachte, weil Dads Gesicht in meinen Träumen auftauchte. Wenn sich Mom so unbeschwert gab, kam ich mir schrecklich fehl am Platz vor. Als hätte sie sich meilenweit von mir entfernt, obwohl wir einander gegenübersaßen.

Ich musste an die Hausaufgabe denken, die Nolan uns aufgegeben hatte.

Wenn du noch über deinen Text reden möchtest – ich habe offene Ohren.

Ich hatte seine Worte bewusst ignoriert. Er sollte nicht wissen, wie viel Realität in meinen Texten steckte. Dafür waren sie viel zu persönlich. Auf der anderen Seite gab es niemanden in meinem Leben, mit dem ich offen über so etwas sprechen konnte. Es fühlte sich an, als wäre ich gefesselt und könnte mich nicht von selbst befreien – immer wenn ich auch nur im Ansatz darüber nachdachte, mich zu öffnen, hielt mich irgendetwas zurück, und ich machte zwei Schritte rückwärts statt nach vorne. Mit jeder anderen Sache hätte ich mich an Dawn gewandt – doch wenn es um meine Mom und ihren Dad ging, funktionierte das nicht. Sie würde es nicht verstehen, da war ich mir hundertprozentig sicher.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war gleich zwölf – nicht zu früh, nicht zu spät. Im nächsten Moment stand ich auf und schnappte mir die Tasche, die ich fürs Wochenende gepackt hatte. Ich zog den Laptop heraus und klappte ihn auf. Dann öffnete ich Skype. Während sich das kleine Rädchen für die Anmeldung drehte, griff ich nach der Wasserflasche, die neben dem Bett stand. Das Skype-Fenster erschien mit einem leisen Ploppen. Ich klickte auf die Kontakte, die noch online waren.

Trotz des schrecklichen Abends stahl sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

Das Zeichen von NoGa leuchtete grün.

Er war online.

Zögerlich ließ ich den Cursor über die Sprechblase neben seinem Namen kreisen. Wir hatten uns kurz vor den Sommerferien bei Skype geaddet, um uns über Dawns Manuskript auszutauschen. Ich hatte es genossen, mich auch in den Ferien zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Nolan unterhalten zu können, doch jetzt, wo das Semester wieder begonnen hatte und Dawns Manuskript bei ihrer Lektorin lag, hatte ich keinen Grund mehr gehabt, ihn hier zu kontaktieren.

Mein Finger verharrte eine gefühlte Ewigkeit über dem Touchpad.

Nimm lieber den E-Reader und lies ein bisschen, schlaf deinen Rausch aus und entschuldige dich morgen früh bei deiner Mom, lautete die Anweisung von meinem Gewissen.

Schütte Nolan dein Herz aus, flüsterte der Alkohol in meinem Blut. Sei ehrlich. Sei persönlich. Sag ihm, was in dir vorgeht. Was wirklich in dir vorgeht.

Alkohol und der überaus große Teil von mir, der immer mit Nolan sprechen wollte, egal ob es mir gut oder schlecht ging, gewannen. Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr.

Jetzt oder nie.

Pengirl: 00:00 Uhr – wünsch dir was

Ohne zu zögern, drückte ich auf Enter. Dann warf ich einen Blick aufs Handy. Mehrere Nachrichten von Dawn blinkten auf.

Was war heute los mit dir?

Dad ist total traurig.

Könntest du nicht vielleicht beim nächsten Mal ein klitzekleines bisschen freundlicher zu ihm sein?

Das schlechte Gewissen überkam mich. Dawn hatte recht. Ich war heute nicht nur eine schreckliche Tochter gewesen, sondern auch eine miserable Freundin. Während sie ihre alten Erinnerungen einpacken musste, konnte ich mein Zimmer – diesen für mich heiligen, friedlichen Ort – behalten.

Ich setzte zu einer langen Antwort an, löschte die vielen gelogenen Ausflüchte aber wieder. Letztlich tippte ich ein einfaches Es tut mir leid.

Ich sperrte das Handy und verstaute es in der oberen Schublade meines Nachtschranks. Danach legte ich mich bäuchlings aufs Bett, ein Kissen unter meinen Brustkorb geschoben.

Ich öffnete Netflix und versuchte, mich von einer Folge Brooklyn 99 ablenken zu lassen, aber die Wände drehten sich zu sehr, und Jake, Amy, Gina und Co. verschwammen immer wieder vor meinen Augen. Erst als das Skype-Symbol in der rechten Ecke meines Laptops hüpfte, war ich schlagartig wieder hellwach.

NoGa: Gesagt, getan. Du auch?

Das flaue Gefühl in meinem Magen stieg weiter an.

Nolan und ich hatten in den letzten Monaten unzählige Gespräche geführt. Doch auch wenn viele von ihnen intensiv gewesen und mir unter die Haut gegangen waren, hatten wir uns immer auf einer Ebene bewegt, die Privates ausgeschlossen hatte. Er wusste nicht, wie real meine Texte wirklich waren und wie viel ich ihm mit ihnen eigentlich über mich erzählte.

Meine Finger klebten förmlich auf der Tastatur, und ich haderte mit mir selbst. Nolan war online. Es war spät. Vielleicht konnte ich das Gefühl, das ich normalerweise immer hatte, wenn ich ihm Texte schrieb, ausnutzen und etwas Persönliches – etwas wirklich Persönliches – mit ihm teilen?

Zögerlich tippte ich eine Antwort. Danach las ich sie mehrmals hintereinander durch, löschte sie wieder, nur um sie erneut zu tippen. Ein letztes Mal überlegte ich, ob ich es wirklich tun sollte. Ob ich ihm anvertrauen sollte, was mich belastete.

Dann drückte ich mit bebendem Finger auf Enter.

Pengirl: Ich wünschte, ich könnte diesen Abend rückgängig machen.

Die Zeit dehnte sich bis in die Unendlichkeit aus, bis die Worte »NoGa gibt eine Nachricht ein …« erschienen.