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Positives Denken macht unser Leben besser. Bloß wie schaffen wir das immer? Zum Beispiel, indem wir uns einen kleinen Reim vorsagen, sobald wir uns beim Grübeln ertappen. Nachdem Alexandra Grünwald mit dieser einfachen Methode das Leben vieler Menschen veränderte, schrieb sie dieses Buch. Mit einer Anleitung zum Selbstreimen und einer wissenschaftlichen Erläuterung von DDr. Christian Schubert, Professor für Psychoneuroimmunologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.
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Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Alexandra Grünwald:Ich fasse neuen Lebensmut undalles was ich tu ist gut
Alle Rechte vorbehalten
© 2022 edition a, Wien
www.edition-a.at
Cover: Feli Thun
Illustrationen: Feli Thun
Satz: Bastian Welzer
Gesetzt in der Premiera
Gedruckt in Deutschland
12345—2625242322
ISBN 978-3-99001-573-5eISBN 978-3-99001-574-2
ALEXANDRA GRÜNWALD
Wie du mit kleinenReimen dein Lebenveränderst
Illustriert von Feli Thun
Wie die kleinen Reime entstanden
Reime für alle Fälle
Eigene Reime reimen
»Im Reim liegt ein Ankommen, eine Vollendung«
Ich widme dieses Buch allen, die selbst die Verantwortung für sich übernehmen und damit den ersten Schritt zu einem erfüllten Leben gehen wollen. Allen, die bereit für die wichtigste Botschaft der kommenden Seiten sind:
Schau nicht auf das was war zurück Schau nach vorn aufs neue Glück
Manchmal fordert uns das Leben heraus. Wir kommen kaum hinterher mit den Veränderungen, die es uns abverlangt, und erst rückblickend erscheint uns alles rund und logisch und so, als hätte es nicht anders sein können. So geht es mir mit den kleinen Reimen, von denen dieses Buch handelt. Der Weg für mich, sie als Therapeutin einzusetzen, war weit, aber seit ich es tue, haben sie für mich und andere Menschen viel Gutes bewirkt.
»Nein, zahlt er nicht.« Rebekka Siegl schüttelte den Kopf.
Den Rachen mit einem Spray betäuben und ein leichtes Narkosemittel verabreichen, falls eine Patientin oder ein Patient während der Darmspiegelung schlafen will. Das und andere vorbereitende und begleitende Maßnahmen gehörten zu meinen Aufgaben als Assistentin der Chirurgie in der Praxis von Dr. Arthur Mensdorff-Pouilly.
Mit den Patientinnen und Patienten zu plaudern gehörte auch dazu. »Keine Alimente, nichts?«, fragte ich sie und presste, während ich von ihr abgewandt war, für einige Sekunden meine Augen fest zu. Das half für den Moment ein bisschen gegen ihr hartnäckiges Brennen. »Wie schaffen Sie es dann?«
»Fragen Sie mich etwas Leichteres«, sagte Rebekka Siegl, während sie beunruhigt das biegsame, schlauchartige Gastroskop betrachtete. Die darin verbaute Minikamera würde in Kürze Bilder von ihrer Magenschleimhaut liefern.
»Reden Sie noch miteinander?«, fragte ich.
Ich plauderte nicht bloß deshalb mit unseren Patientinnen und Patienten, weil es sie entspannte und weil es zu meinem Job gehörte. Ich hatte noch vor einigen Jahren in der Versicherungswirtschaft gearbeitet und von einem Job geträumt, bei dem ich Menschen helfen konnte. Eine Freundin erzählte mir dann von der freien Stelle bei Dr. Mensdorff-Pouilly. Ich bewarb mich, ohne zu realisieren, dass ich mangels Vorkenntnissen chancenlos war. Dass der Arzt mich wegen meiner offenbar überzeugenden Leistungsbereitschaft tatsächlich nahm, empfand ich nach wie vor als großes Glück.
»Miteinander reden?«, fragte Rebekka Siegl. »Sein Anwalt schreibt meinem Anwalt einen Brief. Wir lesen ihn, überlegen uns eine strategisch günstige Antwort und schreiben zurück. Das kostet jedes Mal, aber so ist das eben.«
Im Gespräch mit dem Arzt waren unsere Patientinnen und Patienten konzentriert und ernsthaft. Mit mir plauderten sie lockerer und überlegten sich weniger, was sie sagten. Manchmal stellte ich einen Zusammenhang zwischen dem her, was ich gehört hatte, und dem, was die Untersuchung ergab.
Bei Rebekka Siegl fragte ich mich, wie es wohl ist, in einer emotional aufgeladenen Situation nicht spontan mit Worten, Gesten und Mimik reagieren zu können, sondern zeitversetzt, schriftlich und formell. Ich war gespannt, was in Dr. Mensdorff-Pouillys Befund stehen würde, und hatte eine Vermutung.
Während der Magenspiegelung presste ich noch zwei Mal Daumen und Zeigefinger auf meine Augen. Dabei fiel mir ein, dass sie schon einmal so hartnäckig gebrannt hatten. Das war kurz vor meinem Jobwechsel hierher in die chirurgische Praxis im 21. Wiener Gemeindebezirk gewesen. Jetzt fiel mir auch wieder ein, wie ich das leidige Problem damals losgeworden war.
»Nichts«, sagte Dr. Mensdorff-Pouilly, als ich ihn fragte, was er bei Rebekka Siegl gesehen hatte.
»Gar nichts?«
»Alles in Ordnung.«
Das hatte ich erwartet. Rebekka Siegl erlebte gerade eine belastende Situation und musste ihre Emotionen hinunterschlucken. Sie konnte das viele Geschluckte offenbar nicht mehr verdauen und hatte deshalb Magenschmerzen bekommen. Körperliche Symptome hatte sie keine. Noch nicht. Wir konnten sie nur mit einem Magenschutz heimschicken. Bei vielen Patientinnen und Patienten ging es uns so.
Als Rebekka Siegl dankbar das Rezept entgegennahm, musste ich einmal mehr an eine Redensart meiner Großeltern denken. Etwas konnte sich für sie »auf den Magen schlagen«. Die Volksweisheit hatte einen Zusammenhang hergestellt, der sich auch mir zeigte. Wenn wir nur noch emotionsbefreit über Anwälte kommunizieren können und unsere Emotionen hinunterschlucken, dann schlägt sich das eben früher oder später auf den Magen.
»Ist etwas mit Ihren Augen?«, fragte mich der Arzt, als er mich wenig später Flüssigkeit aus einem kleinen hellblauen Fläschchen in meine Augen tropfen sah.
»Vielleicht ein bisschen viel Bildschirm in letzter Zeit«, sagte ich.
Während ich mich um die nächsten Patienten kümmerte, war ich nachdenklich. Als meine Augen schon einmal hartnäckig gebrannt hatten, hatte ich in einem auf Umweltpapier gedrucktem Gesundheitsmagazin für mich damals Neues gelesen: Wenn uns eines unserer Organe Schwierigkeiten bereitet, müssen wir uns fragen, wofür es steht.
Der Magen stand demnach für das Verdauen, der Kopf für das Denken, das Herz für das Lieben, die Muskeln für die Vorwärtsbewegung, die Ohren für das Hören und so weiter. Die Augen standen dann wohl für das Sehen, hatte ich mir gedacht. Signalisierten sie mir mit ihrem Brennen, dass ich etwas Wichtiges übersah? Das fragte ich mich damals, und das fragte ich mich auch jetzt. Hatte ich ein Problem, das sich mir nicht auf den Magen, dafür aber auf die Augen schlug?
Damals hatte ich zunächst einen Augenarzt nach dem anderen konsultiert. »Alles in Ordnung«, hatten sie alle festgestellt und mir Tropfen gegen die Trockenheit verschrieben. Dann hatte ich meinen Blick auf meinen beruflichen Alltag und auf meine Wünsche geworfen und gesehen, dass beides nicht zusammenpasste. Es war einmal das Richtige für mich gewesen, mich mit Verträgen und Kundendaten zu befassen. Doch das war vorbei. Als ich meinen neuen Job bekam, verschwand das Brennen noch am gleichen Tag.
Musste ich meine Komfortzone etwa schon wieder verlassen? Ein Risiko eingehen? Die damit einhergehenden Ängste und Strapazen auf mich nehmen? Als ich auch jetzt endlich hinsah, wurde mir jedenfalls klar, dass ich etwas ändern musste. Denn bei zu vielen Patientinnen und Patienten hatten wir bloß Medikamente parat, die den wahren Gründen für ihre Symptome nicht gerecht wurden.
Die Geschichten, die sie mir erzählten, handelten oft von Mobbing, Ausbeutung, Missachtung und Existenzängsten, aber auch von mangelndem Selbstwertgefühl oder von Selbstvorwürfen. Etwas belastete diese Menschen, und offenbar führte dies zu Schmerzen ohne reale Entzündungen. Wie war das möglich? Ich recherchierte, und da tauchte er auf einmal auf, der Begriff »Psychosomatik«, der damals noch kaum geläufig war.
Ich musste erst nachlesen, was das ist. Psychosomatik bezeichnet in der Medizin eine ganzheitliche Gesundheitslehre. Sie betrachtet die psychischen Fähigkeiten und Reaktionsweisen von Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit. Körperliche Vorgänge sind demnach verflochten mit sozialen Lebensbedingungen.
Das entsprach meinen Beobachtungen, und nun, da ich auch die psychosomatischen Hintergründe meiner brennenden Augen verstanden hatte, zögerte ich nicht länger. Was nicht bedeutet, dass ich meinen Job hinschmiss.
Der letzte Auslöser, etwas zu verändern, war ein 55 Jahre alter Mann mit Darmproblemen. »Seit zwei Monaten«, antwortete er, als ich ihn fragte, wie lange er die schon habe. »Sie werden immer schlimmer«, fügte er hinzu.
»Was ist denn vor zwei Monaten passiert?«, fragte ich ihn.
Er antwortete unter Tränen. »Damals hat mein Chef seinen Sohn in die Firma geholt. Er hat ihm wohl meine Funktion als Geschäftsleiter zugedacht, denn mich behandelt er seither schlecht. Ich bin seit dreißig Jahren in dieser Firma und würde gerne bleiben. Was soll ich in meinem Alter noch finden? Bloß habe ich bald keine andere Möglichkeit mehr, als zu kündigen.«
Er hatte Angst. Er konnte und wollte sein bisheriges Berufsleben nicht loslassen, und deshalb rebellierte sein Darm, der, wenn ich jenen Artikel über die tiefere Bedeutung unserer Organe weiterdachte, für das Loslassen steht.
Während ich mit ihm sprach, fiel mir ein, dass ich bei unseren Patientinnen und Patienten mit Abszessen ebenfalls schon verblüffende Übereinstimmungen bemerkt hatte. Bei fast allen stellte sich im Gespräch heraus, dass sie einen Groll gegen irgendjemanden oder irgendetwas hegten. Dieser Groll sammelte sich anscheinend als eitriger Abszess. Gab es so etwas wie Grollgeschwüre? Es sah ganz danach aus.
Ich hatte genug gesehen, um zu wissen, was ich zu tun hatte. »Wir sollten solchen Patientinnen und Patienten raten, sich psychologische Hilfe zu suchen und Stress abzubauen«, sagte ich zu Dr. Mensdorff-Pouilly.
Er hatte Zweifel, stimmte zu meiner Freude aber zu.
Unser erstes »Versuchsobjekt« war ein junger Mann mit Magenschmerzen ohne sichtbare Auslöser. Dr. Mensdorff-Pouilly klärte ihn im besprochenen Sinn über mögliche psychosomatische Ursachen auf und wollte ihn schon verabschieden, als der Patient empört fragte: »Bekomme ich keine Medikamente?«
Der Arzt und ich tauschten einen Blick aus. »So hatte ich mir das gedacht«, sagte er hinterher. »Die wenigsten Menschen wollen tatsächlich etwas verändern. Sie wollen etwas schlucken und dann nicht mehr darüber nachdenken.«
Mir wurde bewusst, wie sehr es mich belastete, diesen Menschen nicht helfen zu können. Ich brauchte einen neuen Plan. Aber wie könnte dieser Plan aussehen?
Dass sich mein Körper so unverblümt als Barometer für meine Gefühle, als Spiegel meiner unerfüllten Wünsche und als Wegweiser zum Sinn meines Lebens erwiesen hatte, veranlasste mich, einige alternativmedizinische Ausbildungen zu machen. Das war ja wohl nicht nur bei mir und einer Handvoll Patientinnen und Patienten in unserer chirurgischen Praxis so, dachte ich, und einige Erfahrungen mit meinen Kindern bestätigten mich darin.