"Ich schaffs!" für Gruppen und Klassen -  - E-Book

"Ich schaffs!" für Gruppen und Klassen E-Book

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Beschreibung

"Psychische Probleme nehmen bei unseren Kindern und Jugendlichen immer mehr zu, Burnout bei Lehrkräften wird immer häufiger. Vorbeugen ist besser als heilen, und dieses Buch ist eine Schatzkiste voller Ideen, wie man das umsetzen kann." Ben Furman Das Erfolgsprogramm jetzt auch für Gruppen! Das erfolgreiche Programm "Ich schaffs!" des finnischen Psychiaters Ben Furman ist weit mehr als ein Motivationsprogramm für Kinder und Jugendliche. Mit seinen klaren Einzelschritten und aufeinander aufbauenden Phasen hilft es, auch vermeintlich schwierige Ziele zu erreichen und neue Fähigkeiten bleibend zu erlernen. In Gruppen oder Klassen angewandt, nutzt das Programm die positiven Effekte des gemeinsamen Lernens. Dabei werden sowohl gruppendynamische als auch methodische Aspekte einbezogen, um die Bedürfnisse aller Gruppenmitglieder angemessen zu berücksichtigen und neue individuelle oder kollektive Fähigkeiten zu erlernen. Astrid Deuchert und Christina Achner stellen in diesem Buch Fallbeispiele und methodische Ideen für verschiedene Gruppenkontexte vor – etwa im schulischen Bereich, im Bereich der Erwachsenenbildung oder im Kontext von Freizeitgruppen. Sie zeigen zum einen die Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten des "Ich schaffs!"-Programms in Gruppensettings. Zum anderen wird deutlich, dass – je nach Situation – auch einzelne Aspekte oder Schritte durchgeführt werden können und bereits dadurch erste Lösungen entstehen. Mit Beiträgen von Danielle Berg • Lukas Fehlings • Claudia Guth • Claudia Höhendinger • Johanna Kiniger • Stefan Niedermann • Elisa Ruoff Zeller • Eva Schilling Die Herausgeberinnen: Astrid Deuchert, Dr; Sonderpädagogin, Schulpsychologin und Traumafachberaterin (DEGPT); Systemische Beraterin (SG), Systemische Familientherapeutin (DGSF) und Supervisorin (BLÄK); zert. Dozentin (LMU München), Resilienzberaterin. Christina Achner; Heilpädagogin, Traumafachberaterin (PITT); Lehrende für Systemische Beratung und Coaching (SG, DGSF), Supervisorin (SG), Systemische Therapeutin (SG), Atem- und Körpertherapeutin; MSC-Trainerin.

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Seitenzahl: 173

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Carl-Auer

Systemische Pädagogik

Was treibt Menschen zum Lernen an? Was hält sie davon ab? Wie kann eine funktionierende Lehrer-Schüler-Eltern-Beziehung entstehen? Wie gelingen Erziehung und Bildung? Was sind Kompetenzen und wie lässt sich deren Reifung unterstützen? Wie fördert man Persönlichkeiten?

Diese und ähnliche Fragen stehen im Mittelpunkt der Systemischen Pädagogik. Das Ziel ist ein von wechselseitigem Respekt geprägter Umgang von Schülern, Lehrern, Erziehern und Eltern. Gemeinsames Lernen mit Zuversicht und Spaß, der Blick auf die Potenziale und Fähigkeiten – zwei Grundannahmen der Systemischen Pädagogik. Gleichzeitig ist sich die Systemische Pädagogik der Tatsache bewusst, dass Menschen lernfähig, aber unbelehrbar sind. Welche Konsequenzen sich daraus für gelingende Lern- und Bildungsprozesse für Lehrende bzw. Lernbegleiter ergeben, ist eine wichtige Zukunftsfrage der Systemischen Pädagogik.

Der Ansatz der Systemischen Pädagogik verbindet systemtheoretische Erkenntnisse, Sicht- und Handlungsweisen mit dem Forschungsstand und den Erkenntnissen der Erziehungswissenschaften und macht sie für den pädagogischen Alltag nutzbar. Auch im familiären Erziehungsalltag lässt sich systemisches Denken und Handeln gut nutzen, ohne Kinder zu disziplinieren oder ihnen mit Anpassungsforderungen zu begegnen. Selbstkritische und selbststeuerungsfähige Menschen benötigen sehr spezifische Möglichkeiten der Reifung und Auseinandersetzung beim Aufwachsen. Welche das sind und wie das gehen kann, zeigen anerkannte Therapeuten, Pädagogen und Berater in den Büchern dieser Reihe.

Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Arnold

Herausgeber der Reihe Systemische Pädagogik

Astrid Deuchert Christina Achner (Hrsg.)

»Ich schaffs!«für Gruppen undKlassen

Mit einem Vorwort von Ben Furman

2025

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Dresden)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer † (Heidelberg)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin † (Heidelberg)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Karsten Trebesch (Dallgow-Döberitz)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Tom Levold (Köln)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Burkhard Peter (München)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe: »Systemische Pädagogik«

hrsg. von Rolf Anold

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlaggestaltung: B. Charlotte Ulrich

Umschlagmotiv: © Foto_Jürgen – stock.adobe.com

Redaktion: Nicola Offermanns

Satz: Drißner-Design u. DTP, Meßstetten

Printed in Germany

Druck und Bindung: Elanders Waiblingen GmbH

Erste Auflage, 2025

ISBN 978-3-8497-0574-9 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8517-8 (ePUB)

© 2025 Carl-Auer-Systeme Verlag und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Carl-Auer Verlag GmbH

Vangerowstraße 14 . 69115 Heidelberg

Tel. +4962216438-0 . Fax +4962216438-22

[email protected]

Inhalt

Vorwort von Ben Furman

Einführung

Ich schaffs! in Gruppen und Klassen: Gemeinsam auf dem Weg zu neuen Fähigkeiten Astrid Deuchert

Veränderung kann gelingen – gemeinsam

Die zugrunde liegende Haltung

Einzelne Phasen des Ich schaffs!-Prozesses und zugeordnete Schritte

Phase 1: Gemeinsamer Blick in die Zukunft – Finde deinen Leitstern und lass ihn leuchten!

Phase 2: Los geht’s – Mach dich auf den Weg!

Phase 3: Innere und äußere Energielieferanten – Erkunde Kraftquellen auf deiner Reise!

Phase 4: Mut und Zuversicht – Fang nie an aufzuhören! Hör nie auf anzufangen!

Phase 5: Anerkennung und Wertschätzung – Verschenk Anerkennung an dich und andere!

Der Ich schaffs!-Coach als Lotse

Einen gemeinsamen Rhythmus finden

Was heißt hier »Gruppe«?

Ich schaffs! in Gruppen und Klassen – was bringt’s?

Mein Ziel, dein Ziel, unser Ziel?

Methoden in der Gruppe

Checkliste

Eine Prise Ich schaffs! schmeckt immer

Teil I: Ich schaffs! im schulischen Kontext

1 Fallbericht: Die Katzenfähigkeit – Ich schaffs! für ein besseres Klassenklima in der Grundschulklasse Danielle Berg

1.1 Intention für das Vorhaben

1.2 Kontext und Ausgangssituation

1.3 Darstellung der Vorgehensweise

Vorgespräch und Auftragsklärung

Elternabend

Die Arbeit mit der Klasse

1.4 Wirkungsweise und Reflexion

1.5 Nützliches und Hilfreiches

2 Ich schaffs!-Kurzeinheiten für den Alltags- oder Fachunterricht Claudia Guth und Claudia Hohendinger

2.1 Intention für das Vorhaben, Kontext und Ausgangssituation

2.2 Darstellung der Vorgehensweise

Hausaufgabenbesprechung mit Ich schaffs!

Vorbereitung auf Lernzielkontrollen

Unterrichtsphasen bewusst reflektieren – ein Beitrag zur Sinnstiftung

Fähigkeiten sammeln

Hinführung zum naturwissenschaftlichen Arbeiten

2.3 Wirkungsweise, Nützliches und Hilfreiches

3 Ich schaffs! und lösungsorientierter Klassenrat – ein Ansatz für Klassenleitungen Claudia Guth und Claudia Höhendinger

3.1 Intention für das Vorhaben

3.2 Kontext und Ausgangssituation

3.3 Darstellung der Vorgehensweise

3.4 Wirkungsweise, Nützliches und Hilfreiches

4 Fallbericht: Ich schaffs! in der integrativen Schule Lukas Fehlings

4.1 Intention für das Vorhaben

4.2 Kontext und Ausgangssituation

4.3 Darstellung der Vorgehensweise

1. Sitzung: Unsere Traumreise

2. Sitzung: Unsere Bewerbung

3. Sitzung: Unsere Feedbackgruppen

4. Sitzung: Unsere Partyplanung Teil 1

5. Sitzung: Unsere Fähigkeiten

6. Sitzung: Unser Feedback

7. Sitzung: Unsere Übungen

8. Sitzung: Unsere Partyplanung Teil 2

9. Sitzung: Unsere Party

4.4 Wirkungsweise, Nützliches und Hilfreiches

5 Fallbericht: Der Ich schaffs!-Gesundheitskoffer – Dokumentation eines lösungsfokussierten, partizipativen Entwicklungs- und Lernprozesses mit Jugendlichen Johanna Kiniger

5.1 Intention für das Vorhaben

5.2 Kontext und Ausgangssituation

5.3 Zur Entstehung des Projektes

5.4 Darstellung der Vorgehensweise

Schritt 1: Setz dir ein Ziel, das du erreichen möchtest

Schritt 2: Probleme in Fähigkeiten verwandeln

Schritt 3: Den Nutzen der Fähigkeit herausfinden

Schritt 4: Der Fähigkeit einen Namen geben

Schritt 5: Eine Kraftfigur aussuchen

Schritt 6: Helfer:innen einladen

Schritt 7: Vertrauen aufbauen

Schritt 8: Die Erfolgsfeier planen

Schritt 9: Die Fähigkeit beschreiben

Schritt 10: Öffentlich machen

Schritt 11: Die Fähigkeit üben

Schritt 12: Erinnerungshilfen erfinden

Schritt 13: Den Erfolg feiern

Schritt 14: Die Fähigkeit an andere weitergeben

Schritt 15: Zur nächsten Fähigkeit übergehen

5.5 Weiterführung des Projektes

6 Fallbericht: Ich schaffs! – Wir schaffen es! Nelly Fehlert

6.1 Intention für das Vorhaben

Ziele für die Kinder

Ziele für die Lehrkräfte

6.2 Kontext und Ausgangssituation

6.3 Darstellung der Vorgehensweise: Phasen des Klassenprojekts

Finde deinen Leitstern und lass ihn leuchten

Los geht’s: Mach dich auf den Weg!

Innere und äußere Energielieferanten – Erkunde Kraftquellen auf deiner Reise

Mut und Zuversicht – Fang nie an aufzuhören!

Hör nie auf anzufangen!

Anerkennung und Wertschätzung

6.4 Wirkungsweise, Nützliches und Hilfreiches

Teil II: Ich schaffs! in verschiedenen Gruppenkontexten

7 Heldinnen und Helden on tour: Das Biken als Erfahrung fürs Leben Christina Achner

7.1 Kontext und Ausgangssituation

7.2 Intention für das Vorhaben

7.3 Darstellung der Vorgehensweise

Die Held:innenreise

Der Dialog

Journaling

7.4 Wirkungsweise, Reflexion

7.5 Nützliches und Hilfreiches

Anhang

8 Fallbericht: Ich schaffs! in der Familienklasse Ein Bericht aus der Multifamilienarbeit Elisa Ruoff und Eva Schilling

8.1 Kontext

8.2 Intention

8.3 Ausgangssituation

8.4 Auftragsklärung: Zielvereinbarungsgespräch

Zielvereinbarungsgespräch Nilay (23. August)

8.5 Darstellung der Vorgehensweise

1. Treffen der Familienklasse (30. August)

Superkraft wählen (6. September)

Namensgebung (20. September)

Arbeit mit Adoptiveltern (27. September)

Trainingsplan (2. Oktober)

Netzwerk (1. November)

Unterstützer:innen (8. November)

Reflecting Team (15. November)

Erfolge und Rückschläge (22. November)

Samichlaus (Nikolaus, 6. Dezember)

Feiern versus Belohnen (13. Dezember)

Wir feiern (20. Dezember)

9 Fallbericht: Ich schaffs! in der Ausbildung von Lehrpersonen erlebbar machen Stefan Niedermann

9.1 Intentionen für das Vorhaben

9.2 Kontext und Ausgangssituation

9.3 Darstellung der Vorgehensweise

Schritt 1: »Richtig gute Zukunft für dich?«

Schritt 2: Sich Ziele setzen

Schritt 3: Nach dem Nutzen schauen

Schritt 4: Fähigkeiten lernen

Schritt 5: Helfer:innen suchen

Schritt 6: Motto und Symbol finden

Schritt 7/8: Gründe für Optimismus suchen und Zuversicht fördern

Schritt 9: Stufenplan erstellen

Schritt 10: Los geht’s

Schritt 11: Logbuch führen

Schritt 12: Sich auf Rückschläge vorbereiten

Schritt 13: Feier und Dank vorbereiten

Schritt 14: Neu erlernte Fähigkeiten weitergeben

Schritt 15: An die Zukunft denken

9.4 Wirkungsweise, Nützliches und Hilfreiches

Literatur

Über die Autorinnen

Über die Herausgeberinnen

Vorwort von Ben Furman

Als ich in den 1980er-Jahren den lösungsfokussierten Ansatz kennenlernte, war ich ein junger Psychiater, der sich für Familientherapie interessierte – »die Neue« in der Welt der Psychotherapie. Die lösungsfokussierte Therapie war ein aufregender, revolutionärer Ansatz für die Kurzzeittherapie. Noch ahnte ich nicht, dass sich deren stärkenbasierte und zielorientierte Grundsätze zu gegebener Zeit auch in verwandten Bereichen wie Coaching, Führung und Organisationsentwicklung großer Beliebtheit erfreuen würden.

Zu meiner Überraschung sprach ich plötzlich vor ganz neuen Zielgruppen – Sporttrainer:innen, Manager:innen, Teams und Pädagog:innen – darüber, wie sie davon profitieren könnten, wenn sie Ideen aus der lösungsfokussierten Therapie in ihre tägliche Kommunikation und Zusammenarbeit einfließen ließen.

Diese Ausweitung der lösungsfokussierten Psychologie auf neue Bereiche und Zielgruppen inspirierte mich und meine Kolleg:innen zu Überlegungen, wie dieser Ansatz genutzt werden könnte, um Kindern bei der Überwindung von Schwierigkeiten und Herausforderungen zu helfen. Schließlich gelang es uns, genau dafür einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden zu erstellen. Wir gaben den Leitlinien einen finnischen Namen, der ins Englische mit »Kids’Skills« und ins Deutsche mit »Ich schaffs!« übersetzt wurde.

Ursprünglich wurde Ich schaffs! als Hilfsmittel für Förderschullehrkräfte entwickelt, die auf der Suche nach praktischen Tools waren, um den Kindern mit besonderen Bedürfnissen zu helfen, mit denen sie arbeiteten. Die Leitlinien erwiesen sich jedoch als so einfach und ansprechend, dass sie auch eine breitere Aufmerksamkeit erregten. Bald wurde deutlich, dass Ich schaffs! nicht nur ein Tool für Fachleute ist, sondern etwas, das jeder, der mit Kindern arbeitet oder Kinder erzieht, in seiner Kommunikation mit ihnen nutzen kann.

Aus dieser Entwicklung entstand der Traum, dass Ich schaffs! in Schulen als Kommunikationsstil eingesetzt werden könnte, um die Atmosphäre in Schulklassen und die häufig belasteten Beziehungen zwischen Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften zu verbessern.

Die Lektüre dieses Buches bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass sich dieser Traum verwirklichen lässt. Jedes Kapitel des Buches beschreibt ein abgeschlossenes Projekt, das mit einer ganzen Klasse oder einer Gruppe von Schüler:innen durchgeführt wurde und bei dem die Prinzipien der lösungsorientierten Psychologie im Allgemeinen und die von Ich schaffs! im Besonderen angewandt wurden. Jedes Projekt ist anders, ein individuelles Produkt der kreativen Zusammenarbeit mit den Schüler:innen. Alle Projekte haben aber auch etwas gemeinsam: die Grundsätze und Ideen, die auch in den Schritten des Ich schaffs!-Prozesses zu finden sind.

Ich hoffe, dass dieses Buch zahlreichen Pädagog:innen, Lehrkräften und Schulleitungen, die mit den vielen Herausforderungen kämpfen, denen sich Schulen heute gegenübersehen, als Inspirationsquelle und Hoffnungsschimmer dienen wird. Psychische Probleme nehmen bei unseren Kindern und Jugendlichen immer mehr zu. Burnout bei Lehrkräften wird immer häufiger. Es muss bald etwas unternommen werden. Wir alle wissen: »Vorbeugen ist besser als heilen«, und dieses Buch stellt sowohl eine wertvolle Erinnerung an dieses Prinzip dar als auch eine Schatzkiste voller Ideen, wie man es umsetzen kann.

Ben Furman

Psychiater, Psychotherapeut und Begründer von Ich schaffs!

Einführung

Ich schaffs! in Gruppen und Klassen: Gemeinsam auf dem Weg zu neuen FähigkeitenAstrid Deuchert

Veränderung ist möglich. Dank der Fähigkeit unseres Gehirns zu lebenslangem Lernen können wir uns beständig weiterentwickeln und Neues lernen. Neue Fähigkeiten zu erlernen ist das Kernthema von Ich schaffs!. Und das funktioniert am besten gemeinsam. Eine besonders wichtige Rolle beim Lernen spielen nämlich unsere Spiegelneuronen. Sie ermöglichen es uns Menschen, durch Beobachtung von anderen Menschen zu lernen und neue Fähigkeiten zu entwickeln.

Das Erlernen neuer Fähigkeiten in der Gruppe – seien es Therapiegruppen, Klassen, Sportgruppen oder andere – ist das Thema dieses Buches. In unseren Workshops kommt immer wieder die Frage auf, ob und wie sich Ich schaffs! in Gruppenkontexten durchführen lässt und wie ein derartiger Prozess gestaltet werden könnte.

Das Leben in Gruppen gehört selbstverständlich und unausweichlich zu unserem Alltag. Wir brauchen andere, um uns sicher zu fühlen, um produktiv arbeiten zu können und um zu wissen, wer wir selbst sind. Die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in immer neue Gruppenzusammenhänge einzufügen und sie zufriedenstellend zu gestalten, ist ein hoher Anspruch, der nicht immer auf Anhieb gelingt. Das wissen vor allem diejenigen von uns, die als Lehrkräfte, Therapeut:innen, Trainer:innen oder Coaches Gruppen leiten.

Mit diesem Buch möchten wir einen Zugang zu Ich schaffs! in Gruppen und Klassen schaffen und notwendige Grundgedanken und Vorüberlegungen in den Blick nehmen, ohne dabei zu vergessen, dass Ich schaffs! stets lebendig ist und in den unterschiedlichsten Formaten stattfinden kann. Die vielfältigen Anwendungsbeispiele in diesem Buch sollen gerade Letzteres illustrieren.

Veränderung kann gelingen – gemeinsam

Zentrale Voraussetzung einer jeden Beratung ist die Erwartung, dass sich etwas verändern und verbessern kann. Besonders die lösungsfokussierte Beratung geht davon aus, dass Veränderungsprozesse unvermeidbar sind und sich fortwährend ereignen. Das gilt in besonderem Maße für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Neurobiologische Erkenntnisse zur Neuroplastizität des Gehirns wiederum zeigen, dass Lernen und Verhaltensänderungen auf der Basis gemachter Erfahrungen zustande kommen, nämlich durch die Verstärkung synaptischer Verbindungen zwischen Neuronen. Die lösungsfokussierte Kurztherapie unterstützt das, indem sie den Klient:innen Erfahrungen ermöglicht, die in die Richtung ihrer Ziele weisen. Steve de Shazer formulierte das so: »If something works, do more of it and if something doesn’t work, do something else« (etwa: »Wenn etwas funktioniert, tue mehr davon, und wenn etwas nicht funktioniert, tue etwas anderes«). Klienten, hier sind vornehmlich Kinder und Jugendliche gemeint, sollen also eingeladen werden, mehr von dem zu tun, was in Richtung ihrer Ziele weist. Dadurch machen ihre neuronalen »Lösungsnetzwerke« Erfahrungen, durch die diese Netzwerke verstärkt werden. Die »Problemnetzwerke« dagegen verkümmern und verlieren an Einfluss.

Ich schaffs! entspricht diesen modernen Erkenntnissen. Darüber hinaus gilt für Ich schaffs!-Coaches:

Probleme von Kindern und Jugendlichen sind Ausdruck der Fähigkeiten, die sie noch nicht gelernt haben.

Wenn Kinder und Jugendliche sich darauf einlassen, neue Fähigkeiten zu lernen, brauchen sie das Gefühl, dass der damit verbundene Aufwand sich für sie lohnt. Es muss fühlbar positive Auswirkungen auf ihr Leben haben.

Sie brauchen die Zuversicht, dass sie das angestrebte Ziel erreichen können.

Um das angestrebte Ziel längerfristig zu verfolgen, ist es notwendig, dass sie auf ihrem Weg Fortschritte machen und diese erkennen.

Für etwaige Rückschläge auf diesem Weg müssen hilfreiche Strategien und/oder Personen zur Verfügung stehen.

Das Lernen neuer Fähigkeiten gelingt Kindern und Jugendlichen am besten in einer ermutigenden und respektvollen Beziehung, die zur Kooperation einlädt.

Die Attraktivität von Ich schaffs! liegt darin, in 15 einfach nachvollziehbaren Schritten Kinder und Jugendliche dabei zu begleiten, diejenigen Fähigkeiten zu lernen, die sie brauchen, um ihre Herausforderungen zu meistern. Es richtet sich an Pädagog:innen, Therapeut:innen, Erzieher:innen und weitere Betreuer:innen, denen daran gelegen ist, Kinder und Jugendliche mit Achtsamkeit und Respekt vor deren Selbstorganisation beim Erlernen neuer Fähigkeiten zu begleiten. Ich schaffs! eignet sich für das gesamte Spektrum der Entwicklungsaufgaben – seien es körperlich-motorische, sozial-emotionale oder kognitive Lernprozesse.

Ben Furman hat die dieser Idee zugrunde liegenden Konzepte gemeinsam mit seinem Kollegen Tapani Ahola am Institut für Kurzzeittherapie in Helsinki unter dem Namen Kids’ Skills entwickelt. Im deutschsprachigen Raum wurde das Konzept Ende der 1990er-Jahre von Tom Hegemann unter dem Namen Ich schaffs! eingeführt und gemeinsam mit Christiane Bauer weiterentwickelt.

Das auf den ersten Blick rein systematische »Programm« Ich schaffs! ist weniger als solches zu verstehen – vielmehr ist es Ben Furman gelungen, über diese 15 Schritte die gesamte Haltung der lösungsorientierten Kurztherapie in viele pädagogische und therapeutische Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zu transportieren. Die lösungsorientierte Kurztherapie wurde etwa ab Mitte der 1970er-Jahre am »Brief Therapy Center« in Milwaukee/USA von Steve de Shazer (1940–2005), Insoo Kim Berg (1934–2007), Eve Lipchik (geb. 1931) und anderen Teammitgliedern entwickelt. Sie geht von dem Standpunkt aus, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen und Ausnahmen vom Problem zu konzentrieren anstatt auf die Probleme selbst und deren Entstehung. Der Ansatz dieser Therapiemethode entwickelte sich aus einer Mischung verschiedener schon bestehender Therapiekonzepte, insbesondere auch der Hypnotherapie nach Milton Erickson.

Seit seiner Entwicklung ist Ich schaffs! in Bewegung. Heute hat das Ich schaffs!-Institut seinen Sitz im oberbayerischen Bad Tölz und bietet die Methode als Weiterbildungsmaßnahme im Rahmen eines dreitägigen Zertifizierungsworkshops an. Vermittelt wird es ausschließlich durch zertifizierte Trainerinnen und Trainer, die über eine systemisch-lösungsorientierte Ausbildung verfügen. Erkenntnisse aus Nachbardisziplinen wie der Neurobiologie, der Motivationspsychologie oder der Achtsamkeitsforschung u. v. m. fließen mit ein und bereichern das Konzept.

Die zugrunde liegende Haltung

Handlungsleitend für Berater:innen, die mit Ich schaffs! arbeiten, ist ein grundlegend positives Menschenbild: Der Fokus liegt damit nicht auf der vermeintlichen Störung oder Diagnose, es geht vielmehr darum, Potenziale und Ressourcen zu entdecken und zu fördern. Aus dieser Sichtweise heraus sind Störungen keine Defekte. Vielmehr wird jedes menschliche Verhalten nach dem Prinzip der Zirkularität in seinem Kontext betrachtet. Das Problem ist somit nicht in der Person, sondern in ihren Beziehungen verortet. Unter diesem Blickwinkel gilt: Jeder Mensch verhält sich zum jeweiligen Zeitpunkt subjektiv angemessen und situationsadäquat. Es gibt also einen »guten Grund«, warum ein Kind ein bestimmtes (störendes) Verhalten zeigt. Auffälliges Verhalten ist niemals überflüssig. Vielmehr ist es als Information, als Hinweis zu verstehen, wie das Kind in einem bestimmten Kontext agiert bzw. auf Situationen reagiert. Denn ähnlich einem Ökosystem erzeugt auch der menschliche Organismus keine überflüssigen Informationen. Wichtig ist: Die wahre »Ursache« für ein auffälliges Verhalten herauszufinden ist nicht zwingend notwendig, um mit Ich schaffs! Lösungen zu entwickeln.

Einzelne Phasen des Ich schaffs!-Prozesses und zugeordnete Schritte

Die 15 Originalschritte von Ben Furman sind bereits an anderer Stelle ausführlich beschrieben worden und dort nachzulesen (vgl. z. B. Furman 2024).

Die 15 Schritte von Ich schaffs!

Schritt 1: Das Leben als Zeitreise betrachten

Schritt 2: Sich Ziele setzen

Schritt 3: Nach dem Nutzen Ausschau halten

Schritt 4: Vom Problem zur Fähigkeit

Schritt 5: Helfer suchen

Schritt 6: Imaginäre Helfer festlegen (Motto, Symbol)

Schritt 7: Gründe für Optimismus finden

Schritt 8: Zuversicht fördern

Schritt 9: Stufenplan erstellen

Schritt 10: Los geht’s! Mit dem ersten kleinen Schritt beginnen

Schritt 11: Logbuch führen

Schritt 12: Auf Rückschläge vorbereiten

Schritt 13: Feiern und Anerkennung schenken

Schritt 14: Neue Fähigkeit weitergeben

Schritt 15: Blick in die Zukunft

Die praktische Erfahrung in der Arbeit mit Ich schaffs! hat gezeigt, dass die Gruppierung der Schritte in übergeordnete Phasen der Realität des Beratungsprozesses noch mehr gerecht wird. Die Reihenfolge und Durchnummerierung der einzelnen Schritte impliziert eine nicht gewollte Linearität und einen programmhaften Charakter des Beratungsverlaufs, die den organisch sich ergebenden Schlaufen, Umwegen und Abzweigungen entgegenstehen. Gleichzeitig braucht es eine Art roten Faden, der Coach und Coachee gleichermaßen Orientierung bietet.

Die Einteilung des Ich schaffs!-Prozesses in 5 Phasen (s. Abb. 1) ist das Ergebnis dieser Überlegungen:

Abb. 1: Ich schaffs! in 5 Phasen

Ich schaffs!in 5 Phasen

(nach Christina Achner und Astrid Deuchert)

Gemeinsamer Blick in die Zukunft – Finde deinen Leitstern und lass ihn leuchten!

Schritt 1: Das Leben als Zeitreise betrachten

Los geht’s – Mach dich auf den Weg!

Schritt 2: Sich Ziele setzen

Schritt 3: Nach dem Nutzen Ausschau halten

Schritt 4: Vom Problem zur Fähigkeit

Innere und äußere Energielieferanten – Erkunde Kraftquellen auf deiner Reise!

Schritt 5: Helfer suchen

Schritt 6: Imaginäre Helfer festlegen (Motto, Symbol)

Mut und Zuversicht – Fang nie an aufzuhören! Hör nie auf anzufangen!

Schritt 7: Gründe für Optimismus finden

Schritt 8: Zuversicht fördern

Schritt 9: Stufenplan erstellen

Schritt 10: Los geht’s! Mit dem ersten kleinen Schritt beginnen

Schritt 11: Logbuch führen

Schritt 12: Auf Rückschläge vorbereiten

Anerkennung und Wertschätzung – Verschenk Anerkennung an dich und andere!

Schritt 13: Feiern und Anerkennung schenken

Die Schritte 14 und 15 bestehen in der Weitergabe der Fähigkeit an andere bzw. im Start des nächsten Ich schaffs!-Prozesses und werden daher hier nicht berücksichtigt.

Phase 1: Gemeinsamer Blick in die Zukunft – Finde deinen Leitstern und lass ihn leuchten!

»Wenn du ein Schiff bauen willst, beginne nicht damit, Holz zusammenzusuchen, Bretter zu schneiden undArbeit zu verteilen, sondern erwecke in den Herzen der Menschen die Sehnsucht nach dem großen und schönen Meer.«

Antoine de Saint Exupéry

Schritt 1: Das Leben als Zeitreise betrachten

Anstatt zu versuchen, ein Problem in der Gegenwart (die ja in der Regel belastet ist) zu lösen, kann es für Kinder und Jugendliche hilfreich sein, imaginativ in die Zukunft zu reisen. Am Beginn des Ich schaffs!-Prozesses steht daher die Frage nach Wünschen, Visionen und Träumen. Dabei wird über möglichst alle Sinnesmodalitäten das Bild einer positiven Zukunft erzeugt. Der Blick in diese Zukunft kommt dem Finden eines Leitsterns gleich, mit dessen Hilfe sich die notwendige Energie freisetzen lässt, um sich in Richtung des Gefühls zu bewegen, das mit dem angestrebten Zustand verbunden ist.

Neurobiologisch entspricht dieses Motivationssystem einer Hinzu-Bewegung, der appetitiven Motivation (im Gegensatz zur Weg-von-Bewegung, der aversiven Motivation).

»Hier geht es um Vergnügen, Lust und Sehnsucht, um positive Erwartung, Vorfreude, Abenteuer, Kreativität und Antizipation« (Esch 2017, S. 118).

»Und so entsteht dann ein neurobiologischer Kreislauf, der von einer Idee über das Abwägen und schließlich zum Entschluss führt, zum Verhalten und zu seiner Überwachung und Bewertung. Letztlich werden so Richtung und Rhythmus all unserer Entscheidungen im Leben und unseres Lebensstils insgesamt vorgegeben bzw. weiterentwickelt« (ebd., S. 119).